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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-14
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1885
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27 l8 ««leihen u. f. w. dieselbe» Rechte wie den Inländer« bezw. wie den Ungehörigen der meistbegünstigten Staaten ein. ebenso bezüglich der Ein-, Durch- und Ausfuhr und der Zölle. Der Abschluß eine» Abkommen» Uber den Schutz der Modelle. Muster. Fabrik- und Handelszeichen ist Vorbehalten. Weiter hin enthält der Vertrag weitgehend« Bestimmungen bezüglich der Anstellung und der Rechte der Konsuln und der Regelung der Hinterlassenschaften. Der Abschluß eine« Au«lieserung»- vertrage« bleibt Vorbehalten; vorläufig räumen sich beide Tdeile die Rechte der meistbegünstigten Nationen eia. Der Vertrag ist aus zehn Jahre vom läge der Auswechselung der Ratification an abgeschlossen. Die Ratification kann aber gemäß der von der Republik mit England abgeschlossenen Eonventil'» -im 27. Februar 188« erst erfolgen, wenn die englische Regierung nicht binnen sech« Monaten nach dem Abschlüsse bezw. nach der ihr gemachten Milthcilung von dem Abschlüsse derselben zu erkennen gegeben hat. daß der Vertrag »im Widerstreite mit den Interessen England» ober einer der Besitzungen England« in Sltdasrika ist." * Wie die »Kreuzzritung" vernimmt, beabsichtigt der Generallieutenant von Hart roll, Direktor de« Militair- Oekononiie-Departement- in, königlichen Krieg-ministrrium zu Berlin, der bereit« LS Jahr« demselben angebört und jetzt beurlaubt ist. in kurier Zeit seinen Abschied zu nehme». Nachfolger desselben dürste der Oberst Blume. Cbes de« Generalstabe« de« IV. Armeecokp«, werden, welcher bereit- zur Dienstleistung beim -rieg«-Ministerium com- mandirt ist. * In mebrrren ultramontanen Blättern richtet einer der fanatischsten, aber unbetententsten ultramontanen Führer, Frhr. v Loe. eine» Appell an alle Katholiken Deutsch land«. den ÜvOjähriarn Gedenktag de« Tode« de« Papste« Gregor Vll. — de« Gegner« Heinrich IV. — al« einen »ernsten und heiligen Festtag össent- lich zu feiern". Eine parteiossiciöse Bedeutung hat der Artikel nicht, aber die „Germania" hält ihn für wichtig genug, ihn al« Veitartikel zu verwenden, während die „Kölnische BolkS-Zeitung" ihn unter die Inserate verweist, und gicbt damit ihrer Neigung einen in die Augen fallenden Ausdruck. Der Ausruf, welcher sich in den gewöhnlichen Phrasen des ultramontanen Wörterbuch« bewegt, ist vom l. Mar katirt. Der Verfasser behauptet am Schluß, daß e« wegen der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen sei. diesem Aufruf katholische Namen au« allen Theilen Deutschland« zur Unterschrift vvr- zutegen, daher er nach Rücksprache mit einigen Freunden den Ausruf nur mit seiner Unterschrift der Oeffentlickkeil über geben Hab«. Eine seltsame Au-rede: batte doch der Verfasser seit dem Beginn de« Eulturkampse« Zeit, sich auf den Tag vorzubereiten. * Am Montag Abend ist. wie au« König«brrg i. Pr. telegraphisch gemeldet wurde, der Vater de« preußischen EultuSminister«. Excellenz vr Earl Gustav v. Goßler, in Königsberg i. Pr. gestorben. Derselbe wurde am 26. Mai 1819 zu Kassel geboren. Al« Präsident de» Ober < Lande«- aericht« zu Kvnig«derg wurde er zum Kanzler im Königreich Preuße» ernannt und in Folge dieser Ernennung durch Aller höchsten Erlaß vom 18. September 1869 auf Lebenszeit in« Herrenhau« berufe« und außerdem, laut Allerhöchsten Erlasse« vom 17. November 1868, zugleich zum Kronsyndiku« bestellt. Bekanntlich hat sich der verstorbene bei Lebzeiten um die Förderung der Kunst in der Provinz außerordentlich verdient gemacht, und zählt« er ». A. zu den Mitgliedern der Landes- commission zur Beralhung über Verwendung de« Fonds zur Beförderung der monumentalen Malerei und Plastik zu Berlin. . * . * De» eben erschienenen Tabellen über de» volk»«nter- richt der Schuljahre 1888/84 in Frankreich entnimmt di« .Allgemein« Zeitung" folgend« Datm: Im Jahre 1883 betrug du Zahl der Primarschulen in Frankreich 77,302, am 31. December v. I. 11b« mehr, als» 78.4b«. Gegenwärtig entbehre» nnr noch 13t Gemeinde» der Schulen, aber sie sollen bi« Ende de« Jahre« damit versehen werden. Im gleiche» Maße hat auch da« Lehrerpersonal zugenommen; e« ist von t2».«S7 auf 132,589 gestiegen. Dasselbe gilt von der schulbesuchenden Jugend, welche sich seit 1877 um 751,746 Schüler aller Alter«stusen vermehrt hat. so daß im Ganzen 4,587,545 junge Franzosen und Französinnen de« Schulunter richt« theilhaftig werden. Die Congreganisten, welche Ende 1883 «och 958,976 Schüler hatten, konnten 1884 deren nur noch 915,492 aufweisen. Diese Zahlen mögen allerdings richtig sein, nur hütet sich die amtliche Statistik, hinzurusügcii. daß die Eongreganisten im Jahre 1883 mehr öffentliche Schulen leitete« al« 1882, weil e< an weltlichen Lehrern mangelte, und daß die Abnahme ihrer Zöglinge keine Abnahme ihre« Einflüsse« bedeutet, weil im Gegeutheil viele Schüler au« den Staat«- schulen, welche die Congreganisten beseitigt hatten, mit diesen »n die „freien" Schulen übergegangen sind. Erfreulich ist c«, zu sehen, wie rasch die Zahl der nicht geprüften Lehrer und Lehrerinnen abqenommen hat: 1883 betrug sie noch 21,781, nämlich 1649 Laien und 29,132 Congreganisten; jetzt beträgt sie 18,712: 1237 Laien und 17,475 Congreganisten. Auch die Schulsparcaffen entwickeln sich sehr rasch. Ai» 1. Januar 1884 bestanden deren 21,484 mit 442,921 Tbeilnchmern. am 1. Januar 1885 23,222 Lassen mit 458.627 Tlieilnehmern; die Einlagen waren während diese« Jahre« von 19,248,226 Frc«. aus 11,258,94« Frc». gestiegen. Damit hält der Zuspruch bei den wechselseitigen HilsScaffen für Lehrer und Lehrerinnen Schritt; die Zahl der Mitglieder beläuft sich gegenwärtig aus 36.659, ihr Capital auf 3,895,11« Frc«. Al« eine« der Resultate der gemachten Anstrengungen wird hervorgehoben, daß von den 395,158 Recruten, d«e vorige« Jahr ei« Examen adzulegen hatten, 267.644, d. i. 87.7 Procent, wemgsten« lesen konnten. * Der KrirgSminister der französische« Armee, General Lewal, für die Idee eingenommen, daß jeder be rittene Trupper.theil seine Remonten selbst anzukausen und diese sofort in den Dienst der Truppen einzustellen habe, hatte in diesem Sinne seiner Zeit, nach einer Miltheilung der „Rbpublique sranyaise" vom 29. März 1885. einen versuch angeorbnet, infolge dessen jede« Cavallene- und Artillerie- regimenl noch in diesem Jakre süns Pferde im Alter von mindesten« fünf Jahren selbstständig, odne Vermittelung der Remontecomiiiissionen, ankaufen und sos..t in die Truppe einstellen scll. Die Ankaufspreise bleiben die bisherigen und zwar für ein Kürassierpserd 1169, für ein Dragonerpserd 1939, für ein Pferd der leichten Cavallene 919 und für ein Artillerie-Zugpferd 1999 Frc«. General Lewal bezweckt mir diesem versuch die Möglichkeit darzuthun, der bisherigen Re> montedepot« und der acht Compagnien Remonlereiter ent behren und dadurch eine große Ersparniß erzielen zu tönucii Bi« jetzt wurden die Remonten von den Remontecommisnone» in einem Aller von 3»/, Jahren angekauft, in die Devots eingestellt, um dann in diesen au-gebildet und in eine», Alker von fünf Jahren der Truppe überwiesen zu werden. Die lei der Feststellung de« letzten Militärbudget« in der Deputirtcn- kammer zur Sprache gebrachte Thatsache. daß Frankreich i»i AuSlande Pserdeankäuse gemacht habe, spricht gerade nicht für den in Rebe stehenden versuch. Schließlich sei erwälmt. daß in der französischen Cavallerie nur »och ei» einziges Chasseurregiment vorhanden sein soll, welches mit arabischen Hengsten beritten ist. * Derfranzvsisch-chinesische Conslictwegen Tonkin giebt zu ernsteren Besorgnissen im Augenblicke keine» Anlaß mehr, und wenn man von gänzlich unberechenbaren Zivischen- sällen abstrahiren will, so ist die Wiederherstellung normaler Beziehungen zwischen Pari« und Peking nur mehr eine Frage kurz bemessener Frist. Wie man aber in Frankreich, so lange die Truppen auf tonkinrsischem Boden sich mit Chinesen und Schwarzslaqgen nmherschlugen, durch ein Uebermaß von Sorg losigkeit sündigte und so den Krieg unnöthigerwcisc i» die Länge zog. scheint man jetzt an militairischen Vorsichtsmaß regeln de« Guten kaum genug thun zu können, gleich al« könnte jeden Augenblick der Kampf in vergrößertem Maßstabe wieder entbrennen. Der Zusammcnzug einer eigen« zu diesem Zwecke formirten Division, welche al» Reservedlvision für da« in Tonkin stehende ArmeecorpS bezeichnet wird, im Lager von Pa« de« Lancier« bei Marsrille, steht unmittelbar bevor. Heute räumen die bisherigen militairischen Insassen de« Lager« da» Feld, um den einrvckendea Truppentheilen Platz machen; e« heißt, daß amDonuerstag dir gesammte Division >m Lager concentrirt sein werde, um vor ihrem Commandeur, dem General Coiffb, Revue zu passiren. Der Bestand der lkeservedivision ist au» allen Regimentern de« Lande« bunt zusammengewürfelt. Man hält sich aber überzeugt, daß sie unter dem energischen Befehl General CoiffL'S binnen sechs Wochen an Homogenität schon erheblich gewonnen haben werde. Die nächsten Wochen sollen der Instruction dienen, dann kommen Manöverübungen an die Reihe, nach einem Vierteljahr soll sie zu sofortiger Verwendung in, Felde bereit rin. Diese immerhin etwa« ausfällige Maßregel wird in der Presse, und zwar nicht nur der französischen, vielfach di-cutirt. Blätter, welche Beziehungen zu den leitenden Kreisen der Republik haben, sprechen ihre hohe Zufriedenheit mit dieser Formation au«, während sie doch zugleich ihre feste Erwartung kundqeben, daß die Division nicht >n die Lage kommen werde, ihr Standquartier bei Marseille mit Tonkin vertauschen zu müssen. Ob dadurch weiteren Commentaren und Muth- maßungen vorgebeugt wird, darf man billig bezweifeln. * Eine der bemerken-wertbesten Neuigkeiten bezüglich der innerpolitischen Taktik Gladstone'S «st die Meldung, daß die englische Regierung binnen Kurzem eine Maßregel zur localen Selbstrcgierung für Irland einbringen werte, welche da« vicekönigliche Amt abschafft. In Irland erregt diese Nachricht begreiflicherweise große Aufmerksamkeit. In ,Frcc- man'S Journal" heißt e«, daß da« Eabnirt in der Tbat einen Coup im Sinne habe, falls sich die Ereignisse für dessen Aursührung günstig gestalten sollten. Die unter den Mi nistern hervorgerusene Verstimmung über da« Bekanntwerden ihrer beabsichtigten Ueberrascbung wird für einen hin reichenden Beweis gehalten, daß die Information in der Hauptsache richtig sei. Die Meldung, daß eine Bill ein gebracht werke» würde, sei nicht genau. Die beabsichtigten Vorschläge würden die Form eines Plane« annehmen, dessen Umrisse von dem Premierminister alS eine gesetzgeberische Maßregel skizzirt werten würden, welche die Negierung ein- bringen dürste, wenn sie sich in nächster Session noch im Amte befindet. Die »Irish Time«" weist daraus hin. daß sowohl Mr. Gladstone. wie Dir Charle« Dille in früheren Zeiten der Session angekündigt haben, daß die Regierung eine Maßregel für die locale Regierung von Irland in Vorbereitung habe. E» würde ein schlaue- politische« Manöver sein, am Vor abende einer allgemeinen Neuwahl mit einem solche» Plane bervorzutreten. um da« irische Votum zu beschwichtige», welche« in parlamentarischer Stärke verdoppelt und verdreifacht er scheinen würde. Der .Dublin Expreß" meint, daß Alles aus die Existenz eine« heimlichen Abkommens zwischen Mr Parnell und der Regierung hindeute. und da« Blatt siebt nicht die ge ringste Unwahrscheinlichkeit in der gerüchtweise laut gewordenen Maßregel. * Lord Churchill hat noch jüngst auf die steigende Be deutung der indischen Presse im Parlamente hingewiesen. Au« den Stimmen der eingeborenen Presse über den englisch-russischen Conslict beben wir einige Be merkungen de« mit großer Gewandtheit redigirten Blatte« The Amrita Bazar Patrika" hervor: Wir erwarten nicht, sagt das Blatt, daß die Regierung gegen- über den Vorgängen an unseren Grenzen irgend Gewicht aus den Rath eine» Indier« legen wird, oder daß die Regierung eben über haupt Rath zugänglich ist. Der kriegerische Geist schwebt über Allem, da« Dozwischenreden ist aussichtslos. Da mir aber doch bei diesen Vorgängen ungemein mit interessirt sind, so wollen wir wenigstens der Unterhaltung wegen unsere Ansicht ausiprcchen, und da wir Männer de- Osten» sind, mag e« uns gestattet sein, mit einem Gleichniß zu beginnen. Eine bescheidene Biene also hat sich ihre Wohnung ln einem Bambusgebüsch gebaut und hält sich darin versteckt, bi« der Hunger sie heraustreibt. Muthwilligc Jungen machen sich von Zeit zu Zeit den Scherz, aus da« BambuSgebülch u schlagen und warten dann den Ersolg ab. Die bescheidene B ene liegt heraus und dann wieder in ihr Heim und beginnt gewaltig zu summen Die Jungen wiederholen da- Manöver, die Biene fliegt wieder heraus und hinein und summt noch stärker. Die Jungen ziehen ab und lassen die Biene summen, sie summt und snmmt weiter. Aber wo sind die Jungen? Sie sind längst fort und hören da» Summen nicht mehr. So wird e» uv» erlaubt sein, zu fragen: Wo sind jetzt die Russen? Der Oberst All-Ebanow verfuhr wie ein muthwilllger Junge und die englischen Oiflclere in der Grenzcommission handelten wie die unschuldigen Kinder. Einige russische Loldaten gingen vielleicht zu nahe an die afghanische» Borposten heran und gaben die Ver anlassung zum Zusammenstoß ab. Die britische Regierung erzürnt» und sab und protestirte, die russische Regierung aber, al« sie die GemüthSstimmung de« Londoner Cabinet« iah, erklärte ihre Soldaten i» Ordnung, aber mit Rücksicht aus dos Gefühl des englischen Volke- schlug sie einen durchau« ruhigen Ton an. Nun sehe aber einer die Wirkung des Streiche- de- Obersten Ali-Ehanow an. All-Ehanow bat sich längst weiter gewandt, aber unsere Regierung summt noch laut und wiederholt immerfort ihr Gesumm! Mord, Todtschlag, Metzelei, Blut, dergleichen schreckliche Worte h»rt man auf allen Seiten ertönen. Der Emir erscheint festlich, der Bicekönlg empfingt ihn festlich, mit Feier und Gepränge, wie sie niemals m Indien erlebt worden sind; die eingeborenen Prinzen werden entboten, zur Verstärkung de- Festlärme« zu erscheinen, und man sollte glauben, daß dir Regierung am Ende der Erde vorwärt» gehen muß, um die Russen aus dem Hiudukusch zu bekämpfen. Ist da« vielleicht ruhige- Selbstvertrauen, da- der wirklichen Kraft immer innewohnt? Die Gelassenheit, welche die Russen zeigen, giebt ihnen in Wahrheit ein größere« Ansehen, al» unserer Regierung ihre Aufregung und ihr Lärmen verleiht. Denn mit allen jenen Veranstaltungen fügt sie ihrem Ansehen nicht- zu. Dem indischen Volke wird zwar damit gezeigt, wie groß die englische Macht in Indien ist, aber auf der anderen Seite wird ihm klar, wie gewaltig die Annäherung der Russen uasere Regierung er schreckt ... Die Russe» bedrohen Herat, da» »och 1909 Meilen von den Grenzen liegt, und weil sie Juble» vo» dort erobern wollen, ver- läßt die englisch« Armee ihre Operattoasbasl» uud nähert sich u» so viel der russischen. Die Trommler schlagen, die Truppen setzen sich iu Bewegung und marsch nach Afghanistan hinein! Die Freude de« englischen Volke« Hot keine Grenze«. Aber ist die Möglichkeit de- Unglücke» au<geschlossen? Giebt e» keine schlechten Generäle? keine feindlichen Ueberraschungen? Keine Zwischenfälle? Und wa« würde da- Resultat einer unter den Mauern Herals erlittenen Niederlage sein? Eine Niederlage? sagen unserer Regierer — nicht daran zu denken ... Vielleicht setzt die Regierung ihr Vertrauen aus den Emir. Aber den Emir zum Freund haben, heißt noch nicht Freundschaft mit dem afghanischen Volk. Noch sünizig Jahren Verkehr mit dem asghaniich'u Volke mußte die« die Regierung besser wissen. Wenn die Engländer in Asghanistan rinrücken, auch mit vollständigem Einverständniß des Emir«, beißt ganz A'ghanistan gegen sich in Bewegung bringen; daran ist jeder Zweiiel ausgeichlossen. Aber di- Engländer wollen einmal Krieg führen, mit den Russen, den Afghanen, den Indiern, der ganzen Welt. Ist das aber so, warum spricht man so viel von der Erwerbung der Freundschaft deS Emir? In Asahaniftan giebt e- zwei Parteien — die de- Emirs und die Volkspartei. Tie Partei des En»rS besteht ans einer handooll P-n'one», die in der eine» oder der anderen Weise aus seinem Beutel zehre». Die Kraft ist bei der Volk-Partei. Den Emir rübrt nur Geld, er nimmt cs von allen Seiten und giebt schöne Worte dalür. seine Interessen sind seine Religion und seine Ehre. Nädern sich die Russen seinen Grenzen, ko wird er schnell finden, daß deren Freundschaft für seine Jnterrsien nützlicher wäre, als die von ruderen Mächten. Wir können nicht von dem Gedanken loskommen, aui welche Karte der Friede und das Interesse deS Reiches geletzt worden Wen» den jed-m KriegSlärm imchlauienden Engländer» di' Kriegskinione in die Obre» tönen wird, dann werden sie in ihren, Seelenfrieden bitter gestört werden. * Am > Mai l8dt gab c« in der britisch-ost- indischen Armee a» Soldatenfrauen: an Sergeanten bezw. an Unterofficiere anderer Grade und an Gemeine ver» hrirathete bei der Artillerie 496, bezw. 538; bei Cavallerie 123, bezw. 119; bei den Ingenieuren und Sappeur« 3l. bezw. 87; bei der Infanterie 846, bezw. 777. — Der Armee von Bengalen gehören davon 787, bezw. 892, Ver von Bombay 358, bezw. 442, der von Madra- 261. bezw. 257 an. — Dir Ersammtzabl betrug demnach 1496, bezw. 1591; im Ganzen also 2997. Reichstag. >8. Sitzung vom IS. Mai 1885. («»«führltcher Schloß au« voriger Nummer.) Fürst Bi-marck tritt in den Gaal. StaatSfeeretair v. Vurchard führt au«, daß der Bunde-rath ich enlschlossen habe, die Bedenken gegen die in zweiter Lesung be- chlossene Erhöhung für Raps ,c. sollen zu lassen. Abg. Scipio (aationallib.) beantragt, iu der Pos. ä a die Worte Sesam, Erdnüsse und andere Oel enthaltende oegetabilssche Stoffe", »wie die Pos. ck. zu streichen. «hg. vr. Frege »ad Genossen beantrage» für Pos. 4- folgende Fassung: Leinsaat, vaumwolleusame», Riciuu-sameu, Palmkerne und Koprah frei, owie die Position 26 k Speiseöle von 9 aus 10.41 zu erhöhen. Abg. Brömel erblickt in der durch die Veränderung des deutsch- spanischen Handelsverträge« herbeiaeiührteu zollfreien Einführung von Olivenöl eine Gefährdung der Rüdölindustrie. — Ein Zoll auf Raps dagegen sei für die Industrie gefährlich; wenn man sich ober nicht entschließen könne, aus die Zolllätze ganz zu verzichten, so sei die Annahme deS Anträge« Scipio das Mindeste, wa« im Interesse der Rüdölindustrie gelchehen könne. Die DiScussion wird geschlossen und sodann die Pos. ä. a und L nach dem Beschlüsse zweiter Lesung mit der vom Abg. vr. Frege beantragten Aenderungangenommen; damit sind die übrigen An- träge erledigt. Für die Position Oel» werde» gleichfalls die Zoll ätze nach dem Anträge Frege festgesetzt. Die Position o. lautet noch der zweite» Lesung: Mai« und syrischer Dari . . 50 >4. Abg. l)r. Frege uud Gen. beantragen einen Zollsatz von 1 ^l ür diese Position. Nachdem Abg. Trimbora (Eentr.) sehr eingehend unter großer Unruhe der Rechten die Ablehnung diese» Anträge« befürwortet, wird die Zollerhöhuag aus 1 ^ mit 156 gegen 153 Stimmen an genommen. In Pos. g;. Lai», Koriauder» Fenchel uud Kümmel 3 beantragt Abg. vr. Witte, Ani» und Kümmel za streiche». Der Antrag wird abgelehnt, woraus da» Hau» sich vertagt. Schluß 6 Uhr) Rächst« Sitzung: Mittwoch 10 Uhr. Tagesordnung: Wahlvrüsungen, Novelle zmn deutfch-fpaailchea Handelsvertrag, dritte Leiuageo der Lonveuttoa, Zolltarif, AuSüesr rung-vertrag mit Rußland. pädagogische Gesellschaft. * Sitzung vom 9. Mai. Aus der Tagesordnung standen zwei Borträge, von denen jedoch nur der eine wegen vorgerückter Zeit zu Gei,Sr und zur Besprechung gelangen konnte. Herr Oberlehrer erner sprach über die Schulgeld-Freistelle» und die besondere Beaufsichtigung der Inhaber durch die Schule. Der Referent erklärte zunächst, er wolle diese Erlasse de« LchulgeldeS von ihrer allgemeinen volk-pädagogischen Seite, soweit sie die Armenpflege betrifft, beleuchten; finanzgesetzliche Anordnun gen, nach welchen in einzelnen Orten gewissen Ständen angehörige Kinder oder au- et» und derselben Familie kommende mehrere Kinder vom Schulgeld befreit sind, werde er nicht erörtern, auch nicht speciell die Verhältnisse der Stadt Leipzig im Auge behalten; nur allge mein werthvolle Grundsätze gedenke er zu entwickeln und jedem näher »der ferner an der Frage Bclheiligten die Anwendung auf ihm nah« tretende Fälle zu überlassen. Da« Seldobject, sährt er fort, ist für jeden Ort im Bcrhältuiß seiner Größe wechselnd, beträgt aber besonder« in,größeren Städte» ganz erheblich«, sich aus Tausende von Mark beziffernde Summen, welche von den zahlenden Mitgliedern der Schul- ober bürgerlichen Gemeinde zu übertragen sind; mithin dürfte diese Angelegenheit einer allgemeinen Aufmerksamkeit weich sein. Die Verleihung von Schulgeld-Freistellen geschieht theilS au» dem Gelbe bestehender Stiftungen, theil« aus Kosten der Jahres, einnahmen von Steuerzahlrnden und wird entweder ichon beim Eintritt in die Schule, besonders betreff- der Stiftungen, oder bei eintretender Zahlungsunfähigkeit seiten- der Verpflichteten während der Schulzeit den Schülern gewährt. In der Regel liegt die entscheidende Stimme für Gewährung Verleiben bei den Behörden. Bel den Stiftungen er- folgt die Gewährung ln der Regel auf die ganze Schulzeit, und die Verleihenden baden oft keine Veranlassung oder Handhabe, die ein mal gcttmne Arbeit durch wiederholte Prüfung der Inhaber oder die Art der Benutzung der gewährte» Wohlthat aus- Neue zu wieder holen. Ein mil Freistelle bedachter Schüler bleibt dann durch seine ganze Schulzen hindurch im Besitz derselben, ohne auch in den späteren Schuljahren zu der Selbstprüsung veranlaßt zu werde», ob er von der Wohllhat auch den würdigen Gebrauch macht durch gute Benutzung der Schule und durch gute Führung. Die Gewährung de- Schulgeld-Erlasse- ist aber sicherlich alt eine Wohlthat anzuseben und gehört al!o wohl in da- Bereich der Armenpflege. Eine geord- neie Armenpflege überwacht auch die rechte Verwendung der gewährten Unterstützung und behält sich ihre Abänderung, nöthigen. fall« deren Entziehung bei eintreteuder Unwürdigkeit vor. Sie sucht dieselben al- Bolk-erziehung-mittel zu benutzen, um die moralisch« Kraft und da- Streben zur Selbftthätigkeit zu heben. Ist aber der Schulgeld-Erlaß als öffrutliche Wohlthat uud al» ein Theil der Armenpflege anzuseheu, so dürfte auch die» letztgenannte Ziel zu erstreben sei». Diese Anregung liegt aber »ur in der wiederholten Prüfung der Würdigkeit de- Emvsänger». Der Schüler lebt nun in der Schule uuter deu Augen der Lehrer uud empfängt in bestimmten Zeiträumen, meist auch schriftlich, seine Lensur »ur Mittheilung a» seine Angehörigen. Würde diese nun aber nicht eine erhöhte Be- dentung für die Betbeiligten gewinne«, weun besonder- den ältere» Schülern wiederholt zum Bewußtsein käme, daß er durch eigene Schuld, sei e» Trägheit, ungehörige Führung, Leichtsinn rc., sich um den Genuß der Wohlthat bringen kann? E« kann wohl nicht gleichailttg sei», daß in einer erheblichen, mit der GrSße einer Gemeinde steigenden Zahl von Heranwachsenden eine Gleichgiltigkeit gegen Verpflichtung»» entsteht beim Genuß öffentlicher Wohlthate». eine Gleichgiltigkeit, dir da» seiner« Ehrgefühl abftumpst und sich nicht« darau- macht, wie sie da- von allgemeiner Wohlthätigkett Gewährte benutzt, weil sich der Nutznießer durch die einmal gewährte Gunst iu deren Besitz sicherfühlt. Aus Grund dieser Erwägunge» ersuchte Referent die Versammelten, folgenden Sätzen zuzustimmen: 1) Schulgeldbefreiange» find «ur aus je 1 Jahr zu gewähren. S) Die Nutznießer sind dahin zu beaufsichtigen, daß ihre Lensuren in Sitte», Fleiß, Aufmerksamkeit und Ordnung (und etwa in deu Leistungen da- Gesammtergebniß dem Verleiher der Wohlthat zur Kenutniß gebracht werden, um über die Fortdauer der Verleihung zu befinde». Zur Befürwortung dieser Grundsätze wie« Referent nach darauf hin, daß derartige Ein richtungen theil- ln betreffenden Anstalten, sowie an privaten Ge sellschaften und Vereine» zum Zwecke der Unterstützung von Schülern bereit- vielfach bestehen. Zweckmäßig dürfte e» auch sein, eine der> artige Prüfung wiederholt vorzuuehmen, da sich die Bermögen-lage der unterstützten Familien oft so günstig verändert, daß sie der Wohlthat nicht mehr bedürfen, und es dann nur gerechtfertigt er scheint, sie durch bedürftigere zu ersetze». Die dem anregenden Boi trage solgende lebhafte und interessante Debatte sah in einer derartigen Einrichtung ein gute-Zuchtmittel für Kinder und Eltern — empfahl der Armenpflege, den Vereinen und den einzelnen Wobltbätern eine genaue Aussicht über die Ver Wendung der empfangenen Wohithalen (Schulbücher, Prämien, Weih nachtsgeichenkes — streifte dos Londoner Armenweie», das eine Lentralstelle besitzt, an der von ollen Betheiligten bekannt gegeben werde, wa- jeder Einzelne an Wohlthate» empjäagt. Sie gab dem 2. Satze des Referenten die kürzere Fassung: lieber die Fort- gewäbrung entscheidet in erster Linie die Führung in den Sitten. Sie erkannte als Rothwendigkcit die Hinzufügung eines 3. Satze- in der Form: Es ist nothwendig und wünschenswenh, daß alle Be- »heiligten (Behörden wie Privates bei Schnlgeldbesrciuiige» nach diesen Grundsätzen verfahren. 1km dem Gehörten eine fruchtbringende Gestalt zu geben, beschlossen die Versammelten eine Petition an die zuständige Behörde, die der nächsten Versammlung zur Keuniniß- nähme vorzulcgen sei. öl. schöne» und erbebenden Feier. Am 8. d. Abend» versammelte, ich in dem festlich geschmückten Saale der Gesellschaft-Halle 799—899 Personen zur Feslseier, darunter Deputationen der Leipziger Turnvereine, ker zum Gauverband de» Leipziger Schlachtfeldes gehörenden Vereine, ferner au» Wurzen, Merse burg. zahlreiche frühere Mitglieder rc. Die Mililaircapelle unter Direclor Wallher's Leitung eröffnete die Frier mil dem Marsch auS den Folckungrrn. woraus HerrTurnlebrerDinckel in trefflicher Rede durch ein Hoch auf Kaiser und Reich, in welchem er daraus hinwie», daß da», waS Jahn gewollt, etzt herrlich erfüllt zeige, da» Fest in echt patriotischer Weise einleilete. Tie Versammlung sang hieraus stehend das herrliche Lied „Teuischland, Deutschland über Alles". Nachdem der Ge- augverein de» Männer-Turnverein- Mendelssohn'» Stiftung«- eier gesungen, folgte die Festrede de« Vorsitzenden, Herrn I)r. Goetz. die, zuerst der früheren Zeiten gedenkend, in der warmen Aufforderung gipfelte, da«, wa» den Verein groß gemacht habe, auch m Zukunft sestzuhalten, den treuen Be trieb de» Turnen«, die Eintracht und den Friede» unter Ab weis alle« Parleitreiben«, deutsche Sitte und turnerische Ehrcnhaftigkeu. treu nationalen Sinn und Dankbarkeit gegen die, die ihre Kräfte al« turnerische Leiter dem Vereine weihen. Den Schluß der Rede bildete die Bekanntmachung von acht vom Berewe gewählten Ehrenmitgliedern, von denen vier an wesend waren und ihre Diplome erhielten. Rach allgemeinem Gesang, Concerl und Vortrag de« Liede» „Noch ist die blühend« goldene Zeit" durch die Grsang-adlheilnng überreichten die Damen durch Frau Lüdecke einen Silberkranz «nd ein Fahnen band für die Fahne mit trefflichem Spruch. Am erhebendsten gestaltete sich die Feier, al« die stattliche Borturnerschaft, 17 Mann hoch, dem Vorsitzenden de« Verein«, der ihn vor 25 Jahren gegründet und seit 23 Jakren Vorsitzender ist. durch Herrn Rößler im Namen de-Verein« einen Silberkranz und eine prächtige altdeutsche Uhr und durch Herrn Hause dem langjährigen treuen Turnwart de« Vereins, Herrn Goldstein, eine goldene Taschenuhr über reichte. Da blitzte au- allen Augen die Liebe uns Anhäng lichkeit an den Verein hervor und da» Gelöbniß, ihm und der guten Sache treu zu bleiben. Und hoch schlugen dann die Herzen aus, al« dann der Vorsitzende iu seinem und im Namen einiger Freunde de« Verein« demselben die stattliche Summe von 2259 übergab, von denen 1599 den Grundstock einer nach Jahn'« treuestem Mitarbeiter, dem im Ardenner Wald 1815 meuchling« gefallenen Heldenjüngling Fried». Zriesen. „Friesenstistung" genannten Stiftung bilden sollen, deren Zinsen alljährlich der Borturnerschaft de« Verein« zu fließen, während 759 >4 dem Verein zu seinem Schuldrn- tilgung«sond» überwiesen wurden. E« folgte nun Musik, ferner die brausenden Klänge eine« für den Verein gedichteten und coniponirten Marschliede«, weitere Leriheilnng von Ge schenken an den Turnwart. besten Stellvertreter L. Hause» den langjährigen Caffenwart Rvßler, den Zeugwart Detscher und eine Reihe trefflicher Ansprachen durch Oberlehrer Dorfs er (Leipziger Turnverein). Linke (Leipziger Allgemeiner Turn verein). GauturnwarlSchmidt, Lande-secretairvetbmann (Merseburger Männer-Turnverein), Müller (Männer-Turn- verein Wurzen) rc. Der Lmbenauer Turnverein überreichte eine Gedenktafel. Den II. Tbeil de« Feste« bildete die Fidelita« mil heitere» Klängen und Gesängen und mit Ansprachen der Herren Wenzel- Gohli«, Haupt-Linvenau, Haserkorn-Plagwitz rc.; nainenllich erfreute auch ein lustiges Lied des Herrn Hünselmann aus den Verein. — Am 19. Mai früh 1 l Uhr zeigte der Verein durch ein Schauturnen, wie ernst er es mit dem Turnbetrieb hält. In Freiübungen traten 144, zum Turnen in l8Riegen iss8 Mann an, worunter alle Altersklassen vom 15. bi- zum 59. Jahre vertreten waren. Die Leistungen zeugten von ungemeiner Liebe und Hingabe zur Sacke; trefflich turnten zuletzt einige 29 Mann. Vorturner und erste Elaste, am Reck. Barren und Doppelpserv; unter den zahlreichen Gästen diese« Tages waren wackere und sachverständige Turnersleute, darunter auch der Direclor der Turnlebrerbildiingsanstalt in Dresden und Kreisvertreter de» XlV. TurnkreiseS, Wolvemar Bier. — Dem Schauturnen folgten ei» von 249 Personen besuchte« Festesten mit frischen und schönen Ansprachen (der Vorsitzende. Herr Pastor Sorge. Direclor Bier u. A.). ein allgemeiner Kaffee aus dem Felscnkeller und am Abend der unvermeidliche, aber sehr fröhliche Ball. Da« Fest war unvergleichlich schön; möge ver Männer-Turnverein auch in Zukunft so blühen und gedeihen, wie bisher. Die Namen der vom Verein ernannten Ehrenmitglieder sind: Tb. Georg«. Vorsitzender der deutschen Turnerschaft. Tirector Bier-DreSden. Direclor I. C. Lion-Leipzig. Gau- turnwart Turnlehrer Schmidt-Leipzig, Vorturner Heinrich Pörschmann-Leipzig. Turnlehrer ErbeS-Leipzig, Carl Beuchelt- Lindenan, Hauplmann Weiße-Drc-den. 85 jähriges Stiflungsfek -es Männer-Turnvereins in Lindenau. * Lindenau, >3. Mai. DaS am 9. und 19. Mai abgehallene 25jäbrigc StistungSsesl deS hiesigen Man »er-Turn verein- gestaltete sich zu einer wahrhaft v ermtschte«. — Berlin, l2. Mai. Der Kaiser ließ heute Vor mittag vom Polizeipräsidenten von Madai uud m Vertretung de« beurlaubten Hosmarschalls Grafen Perponcher vom Lieutenant von Reisckack sich Vorträge halten und arbeitete von 19 Uhr ab mit dem Vertreter de« Militaircabinet«, Obersten und Flügeladjutanten von Brauchitsch. Später hatte der Kaiser eine Besprechung mit dem Geheimen Hos- rath Bork. — Karlsruhe, 11. Mai. Der Erbgroßherzog von Baden wurde bei seiner Rückkehr au« Wien vorgestern Nachmittag« am Bahnhof von dem Großherzog unv sämmt- lichen Prinzen und Prinzessinnen de« großherzvglichen Hanse«, den Spitzen der Staat«-, Militair »nv städtischen Behörden und einer zahllosen Menschenmenge begrüßt, empfing Abend» im Schlöffe die Glückwünsche von über 399 zu diesem Be huf« Eingeladenen und nahm die Huldigung der Studenten schaft de« Poiytechnicum« in Form eine« Fackelznge« ent gegen. Gestern besucht« er mit dem Großherzog von Baden die deutsche Kaiserin und kehrte von da Abend« nack Pots dam zurück. Ueber den künftigen Wohnsitz de« jungen fürst lichen Paare« verlautet in unterrichteten Kreisen. daß dam da« Gartenschloß in der Herrenstraße, welche« ver Witlwensitz der verewigten Großherzogin Sophie war. bestimmt sei. Da aber diese« seit dem Jahre 1879 der Sitz de« unter dem Schutze der Großherzogin Luise stehenden Badischen Frauen- verein« und verschiedener von diesem in« Leben gerufener Anstalten ist, und nach deren Auszug, der doch kaum augen blicklich erfolgen wird, einen umsaffenden Umbau unterzogen werde» muß. so ist dem vernehmen »ach beabsichtigt, l» Residenzschlossc selbst für die jungen Herrschaften ein Absteige quartier einzurichlen; ihre vorläufige Wohnung aber werden dieselben wohl in dem großherzoglichen Schlosse in Freiburg nehmen. —o. Eine seltene CuriositLt ist den Sammlungen de« „Verein» für die Geschichte Leipzig«" überwiesen worden. E« ist die» eine hölzerne, oben mit Lever gepolsterte Krücke, auf welcher der sächsische Schütze Müller, nachdem er am 12. August 1812 in der Schlacht bei Podobna in Rußland verwundet worden war, nach dem Vaterland« heimkehrte. Der Verwundete ist vor einigen Jahren in Leipzig, als Logen schließer am Stadttheater, in hohem Greisenalter gestorven, und seine Wittwe bat. nebst anderen Erinnerung-gegenständen, auch die denkwürdige Krücke dem genannten Vereine in Ver wahrung gegeben. — Scbleiz, 9. Mai. vor einigen Tagen geriethen hier zwei Garlenarbeiter, Cramer unv Weiß, wegen eine« 19 PsennigerS dart aneinander, so daß e« zur Paukerei kam. wobei Wcnß einen betäubenden Schlag mit dem Schaufelstiel ans de» Hinlcrkops bekam und am folgenden Tage starb. Ein Menschenleben für 19 Pfennige! — Weitmar bei Bochum, 19. Mai. vorgestern ist hier an dem evangelischen Pfarrhaus ein Dynamit- Attentat verübt worden. Die Thätcr, die noch uichk
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