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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850521
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850521
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-21
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.05.1885
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»rsch-tnt täglich früh 6'/,Uhr. Redaktion und Expedition Iohanne-gasse 8. Sprechltunden der Ledarlion: Vormittag« 10—13 Uhr. Nachmittag! 5—K Uhr. st!» »X Naig-d- «ui,rt«n»»er m«»ulcri»x ««chr sich »x -tcdicix» »udt »«rvmvlich. ««nehme »er für »te «i»fts«l»en»e Nnmmrr bestinim»«, Inserate aa Wochentag«, bis S Udr Nachmittag», a» Sonn- und Sefttageu früh »iS' ,S Uhr. 2u de» Filiale» fnr 3ns.-A»nahme: Otto üileinin, Universitätsstraße 1. LoiltS Lösche, Kaihariuenstr. 23, p. »nr »,» '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L»,00V. Abonnements-reis viertelt. 4'/, Mt. incl. Bringerlohn b Mt, durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SO Ps Belegeremplar 10 Pf. chebüdren für Lrtrabeilagea li„ Tageblatt-Format gesalzt) ohne LostbrsSrderung M Mt. wlt Postbesürderuug 48 Mt. Inserate ögespaltene Petitzeile 20 Pf. Sröhere Schriften laut uns. Prrisoerzcichaiß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Lartf. Reklamen unter dem Redartionsstrich dleLgesvalt. Zeile 50 Ps., vor den Familien Nachrichten die Ogespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind siel» an die Vrpebitio« zr senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeraiulo oder durch Post. Nachnahme. 141. Donnerstag den 21. Mai 1885. 78. Jahrgang. , >!., Amtlicher Theil. Vekinntmachung. Städtische Giukowwensteuer betreffend. Ter erste Termin der städtischen Einkommensteuer ist am LS Mai diese- Jahres mit dem fünffacher» Betrage de- einfachen Stener« fatzeS fällig. Die Beitragspflichtigen werden deshalb ausgesordert, ihre Steucrbeträze spätestens binnen 3 Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt-Steucreinnahme. Stadthaus, Obstmarkt dir. 3. parterre links, bei Bermcidung der »ach Abiaus dieser Frist gegen die Säumigen einlretenden Maß nahmen abzusübren. Bezüglich der gleichzeitig mit zur Erhebung gelangenden persönlichen Anlagen für die evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig verweisen wir auf die untenstehende besondere Bekanntmachung. Leipzig, den 12. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kock. VrkänntümDU Di« persönliche Anlage für die evangelisch- lutherischen Kirche» in Leipzig betreffend. Aus Grund von tz. 7 des Regulativs über die Erhebung der Anlagen süc die evangelisch-lutherischen Kirchen in Leipzig vom 10. Juli 187!) wird andurch bekannt gemacht, daß die zur Deckung der Fehlbeträge der hiesigen Parochien auszu- bringenden persönlichen Anlagen von allen mit über 400 .L jährlichem steuerpflichtigen Einkommen zur StaatSeinkom- »lenstcner geschätzten beitragspflichtigen evangelisch-lutherischen Glaubensgenossen mil siebzig Procent des aus der Einschätzung zur SlaatSstcuer sich ergebenden einfachen städtischen Steuer satzes auszubtingen und mit vierzig Procent zum ersten und dreißig Procenl zum zweiten städtischen Einkommensteuer» tcrmiue zu entrichten sind. Die erste Rate gelangt demnach am LS. Mat diese- Jahre- zur Einhebnng und eS werden die Beitragspflichtigen auf- gesordert, ihre Beiträge binnen 3 Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Stadt«Steucreinnahme, Stadthaus, Obstmarkt Nr. 3. parterre links, abzusübren, da widrigen falls »ach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen dir gesetz lichen Maßnahmen einzutreten haben. Diese Bekanntmaehung gilt als legale Be nachrichtigung der bontribnenter». Vtwaige Reklamationen find -innen drei Wochen, von dem erstmaligen Abdruck dieser Bekannt machung ab gerechnet, -ei der Steuerabthetluag de- RathrS, Stadthaus, parterre recht», Zimmer Nr. Stt, anzubringen. Insoweit Reclaiuatwnen sich gegen die Hobe der der Ver anlagung zu Grunde gelegten staatlichen Einschätzung richten, sind selbige als unzulässig zurückzuweiscn. doch sollen die aus Rcclamationen gegen die Einkommensteuer erfolgten Ent scheidungen olme Weiteres für die Herbeiziehung zu den kirch lichen Anlagen Giltigkeit haben. Leipzig, den 12. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Vekauntmachung. Unter Verweisung auf unsere Bekanntmachungen vom 26. Mai 1884 und vom 14. August und 24. Oktober 1843 bringen wir hierdurch in Erinnerung, daß Kinderwärterinnen, d. h. dienende Personen, weiche Kinder unter ihrer Aussicht haben, sofern sie sich nicht in Begleitung ibrer Dienstherrschaften befinden, nur aus den eichenholzartig anqestrichenen, mit der Aufschrift „Kinderbank" versehenen Bänken in den öffentlichen Anlagen sich niederlasien dürfen, sowie daß eS verboten ist, in den Anlagen, ebenso wie aus Straßen und Plätzen Papierstüicke oder andere Gegenstände «egzuwerfen und daß erwachsene Personen, welche mit Kindern die Anlagen besuchen, bei eigener Verantwortung dafür zu sorgen haben, daß die Kinder diesem Verbote nicht zuwiderbcmdeln. Uchertrelungen dieser Bestimmungen werden unnacksicktlich mit Geldstrafe bis zu 60 .L oder mit Hast bis zu t4 Tagen geahndet werden. Leipzig, den 18. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Kkllrr-Vermitthung. Im alten ThomaSschulgrbäude am ThomaSkircbhos Nr. 18 ist ein Keller sofort oder aus Wunsch von einem späteren Zeitpunkte an gegen einvierteljährliche Kündigung anderweit zu vermirthen und wervcn Mietbgesuche aus dem Raihhausc, I. Etage, Zimmer Nr. 17. enlqegengenommc», auch sind ebendaselbst die BermiethungSbcdingungc» zu erfahren. Leipzig, den 13. Mai >845. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stoß Bekanntmachung. Laut Angabe der am l t. Mal >864 i» Nürnberg ge borenen Christiane Barbara Müller ist deren >m Jahre l884 untcrNr. 1530 von unSausgesteUteSArbeitsbuch in hiesiger Stadt abhanden gekomnien. Wir bitten, dasselbe im Aussinkungssalle anher, Obstmarkt 3, 2. Etage, abiiesern zu wollen. Leipzig, am 13. Mai 1445. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Reichel. Zwangsoerkauf. Vad Ealzunaen. Station der Werrababn. Unmittelbar a« B«h«hof ,r1r,rn et« d««»er al» Hotel betriebene« «n- Mrst», neuerbant in großem Marken, bei der Nähe d^ Bahnboss, auch zu sonstigen gewerbliche» Unternehmungen geeignet. (Taxe 36,300 ^l.) Verstrichstermia Freitag Lei, lg. Juni d. I». 10 Uhr vor H erzogt. Amtsgericht Adttz. H. des. Bekanntmachung. Die Schlosser- und Malerarbeiten an dem Neubau der II. Bürgerschule sollen vergebe» werden. Dir AnscklagS- ormulare und Bedingungen sind bei Herrn Hcsbaumeisier Brückwald (Nürnberger Straße 41, II.) zu entnehmen. Die Gebote sinv versiegelt und mit der Aussckrist „II. Bürgerschule" versehen bis Sonnabend, den 23. Mai, Nachmitrags 5 Uhr auf dem Bauamte (Ralbkaus, 2. Etage, Nr. ö) abzugcben. Leipzig, den 16. Mai 1885. Dir Baudrputation de- RatheS. Bekanntmachung^ E- soll die Lieferung von 1000 Stück zweisitzigen Schul bänken vergeben werden. Die Anschlagssormulare und Be ringungen sind aus dem Bauamte (Ralhhaus, 11. El., Zimmer Nr. 5) zu erkalten, woselbst auch die Probebänke ausgestellt sind. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schulbänke II. Bürgerschule- versehen bis Freitag, den 29. Mai, Abend» 5 Ubr, aus dem Bauamic cinz»reick>cii. Leipzig, den 20. Mai 1885. Die Baudeputation de- RathS. BSnigtich^Bunjakademie und Lunügewcrbrschute zu Leipzig. In, Akademitftügel der Pleitzruburg sind aus kurz« Zeit die Schüler - Arbeiten der hiesigen Königliche» Kunstakademie und Kunsigcwerbeschule ausgestellt. Zum Bejuche dieser Ausstellung beehrt sich im Namen deS Lehrer» Collegiums bicrdurch ergebenst einzuladc» Leipzig, de» 19. Mai 1885. Der Dirccior: vr. Ludw. Nieper. Der Zutritt zu dieser Ausstellung ist unentgeltlich. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 10—1 Uhr. Nichtamtlicher Theil. Lin neuer Schachmg des Fürsten Bismarck. Mitten in die Beunruhigung, welche durch den Streit Englands und Rußlands über die afghanische Grenze erzeugt ist, fällt eine neue Bewegung, deren Ansängc 'sts in da» Jahr 1881 hinausrcichen. Ein Weißbuch über Egypten, welches bei Weitem nicht die Beackluug gesunden hat, welche cs verdient, gicbt darüber ganz deutliche Fingerzeige. Fürst Bismarck Halle vie egypliscbe Finanrsrage bisher als eine solche betrachtet, welche von den näckstbethciligtcn Mächte», also England, Frankreich, Oesterreich und Italien, selbstständig geregelt werden könne, die Unfähigkeit Englands aber, ii, Egypten solche Zustände zu schaffen, welche die Zustimmung des übrigen Europa finden konnten, vcranlaßtc de» Reichs kanzler, im Verein mit Rußland bei der egyplischcn Negierung den Antrag auf Zulassung in die egvplifche Staalsschnldcn- commiision zu stelle». AlS der Antrag nicht die erwartete Ausnahme fand, richtete Fürst BiSmacck an den deutschen Bot schafter in London einen Erlaß, in welchem er die Uebcrzeugung ausipricht, daß der Kheblve keine Selbstständigkeit in der Ent scheituug eanvtiscbcr innerer Fragen besitze, sondern in Ab hängigkeit von de» Einschließungen der englischen Regierung steht, und daraus folgert, daß diese auch die Verantwortung für die Hall,mg deS Khedivc übernehmen werde. In einer Note an die deutsche» Botschafter in London, Paris, Rom und Wien vom 6. Januar, welche den Vertragsbruch der egvp- lischcu Regierung vom 18. September 1881 einer scharfen Kritik unterzieht, tritt besonders der folgende Satz alS Grundlage de» neuen Zustande- in Egyplcn bervor, wie er vom Fürsten BiSmarck im Einverständniß mit Rußland und Oesterreich angestrebt wird: „Die Verträge, welche die SlaatS- unk Necktsverhälknisie im Orient ordnen, bilden ein soli darisches Ganzes Wenn der Bruch eines derselben still schweigend zugelassen wird, so kan» daraus jede Macht in Zukunft die Berechtigung ablciten, auch ihrerseits von den Verträgen „ach ibrem Bedürsniß abzuwcichc». Wir legen deshalb nach einmal erfolgter Verletzung eine- TheileS dieser Verträge Werth daraus, die Beobachtung derselben direct zu überwachen.- In dieser Nolc ist auch Italien nicht der Vorwurf erspart geblieben, daß seine Regierung den finan ziellen Eingriff vom 18. September, welcher die Abführung der Einnahmen aus dem Eisenbahnbetrieb »nd de» Zöllen an den Finanzminister anbefahl, nickst den gehörigen Widerstand entgegengesetzt habe. In Zukunft müsse das ander» werken und dafür würde Deutschland im Verein mit Rußland durch ibre Vertreter in der egyptischen Staat-schuldencommissivn Sorge tragen. Frankreich crklärte sich mit dem deutsch-russi schen Anträge «»verstanden und daraus sanken die französischen Vorschläge zur Regelung der egyptischen Finanzen die Zu stimmung Deutschlands. Am 17. März kam dann die De klamation der Mächte und am folgenden Tage die Convention derselben zu Stande. Aus den im deutschen Weißbuch über Egypten mitgetheil- ten Actenstücken erhellt zunächst die wichtige Thatsache, daß Deutschland das Gaukelspiel der englischen Regierung, welche sich seil drei Jahren hinter der egyptischen Regierung ver schanzt. öffentlich entlarvt und das Kind beim rechten Namen genannt bat. Die egvpliscbe Regierung ist nur eine Sckein- regierung, die Mackst in Egypten hat England in der Hand, nnv deshalb trägt besten Regierung auch die Verantwortung für die Acte der egyptischen Regierung. Da der Vertrags bruch vom >8. September somit dieser zur Last fällt, so muß England daran erinnert werke», daß die RecklSverbältnisse in, Orient ei» znsammcnhängenkcs Ganzes bitte», welche« nicht willkürlich von einer Macht mißachtet werden darf. Zwischen den Zeilen dieses Satze» der Depesche vom 6. Januar siebt deutlich zu lesen. daß durch den Vertrags bruch vom 14. September auch der Berliner Vertrag deS JahrcS >478 gebrochen irvrkcn ist. Dieser Vertrag in von den europäischen Machten unterzeichnet und für besten Befolgung haben sie allcsamml einzulrcte». Englands Aus- sassuug diese- Vertrages ist eine sehr obetfläcklickc. kenn Gladsione war auch bereit, die Durchfahrt durch die Darda nellen zu erzwingen, wen» eS zum Kriege niit Rußland ge kommen wäre. Dem mußte ein Dämpser ausgesetzl werden und taS geschah durch VaS energische Austreten Deutschlands in der SchulvencommisnonSangelegenheit. WaS Kälte Ruß land gehindert, seine Ansprüche auf den Besitz vo» Koustanti- nopel zu erneuern, wenn England ungcstrasl die Verträge in 1 Egypten brechen durste. Es ist da» ja leider im Jahre 1882 durch das Bombardement von Alexandrien und die Be setzung Egyptens geschehe», aber damit ist auch der englische Erfolg erschöpft. In der Note deS Reichskanzlers an den deutschen Botschafter in London vom 12. März 1885 beißt eS ausdrücklich: „Die Befestigung der gelockerten Achtung vor den Verträgen und Vie Würde der Unterzeich neten Mächte erfordert, daß wenigsten» die Frucht deS Ver tragsbruchs nicht in den Händen Derer bleibe, welche ih» be gangen habe».- Diese Worte geben zwar zunächst aus die ciiglisck-egyptische Finanzmaßregel vom 18. September 1881; aber unter dem Gesickstspuncte. daß die Staats- und Rechts verhältnisse im Orient ei» Ganzes bilden, finden sie auch volle Anwendung aus die Anmaßung England-, Egypten für sich behalten zu wollen. Hätte England dem Rathe deS Fürsten BiSmarck Folge geleistet, so würde es alle Schritte, welche es i» Eguptcn »nlernahm, nur unter der Zustimmung der Türkei und gleichsam im Auslrage derselben unternommen habe». Dieser Rath blieb »»befolgt und die Verhältnisse haben sich seitdem so sehr zu Ungunstcn Englands verändert, daß der Besitz von Egvpten für England beute alS verscherzt anzuschcu iß. AuS lauter Begehrlichkeit hat England ver gossen. die Opfer für diesen Besitz zu dringen, weiche davon untrennbar waren. Seitdem Deutschland und Rußland in der egyptischen Staatsschuldencommission Sitz und Stimme haben, ist Eng land seiner Machtvollkommenheit in Egypten entkleidet, und da die egypliscbe Regierung nach dem 18. März wiederum eine» Vertragsbruch versucht hat durch die Verfügung vom l2 April, daß bei der Couponzahlung der Staatsschuld ein Abzug von 5 Procent gemacht werden soll, so liegt die Notb- wcndigkeit vor. die egyptischen Verhältnisse ans- Nene einer durchgreifenden Regelung zu unterziehen. Diese Regelung ist gegenwärtig im Werke. Fürst BiSmarck hat dem Ver nehmen nach einen Plan auSgcarbcitet, welcher gegenwärtig len Mächten zur Zustimmung unterbreitet ist. Baron Courccl hat sich aus diesem Grunde nach Paris begeben und dort in den letzten Tagen mit Freycinet conserirt, seine Abreise von Paris war aus den 19. Mai festgesetzt. Die Antwort der französischen Regierung ist also jetzt vermutblich schon in Berlin eingetrosscn. Während sich Gladsione mit Gier- darüber berumstrilt, ob Komarvfs einen Rüssel erhalten und wer als Schiedsrichter über die Bedingungen der Convention vom 17. März walten solle, verständigten sich die europäischen Mächte über die Zu kunst EgvplenS. Daß nach Dem. was England seit 3 Jahren in Egypten verschuldet hat, ihm die Frucht seines Gewalt- slrcichcs vom 11. Juli >882 nicht belassen werden kann, ist selbstverständlich. England muß nicht nur aus den Besitz von Egypten Verzicht leisten, sonbcrn auch den Suezcanal der vollen und glrichbereckligten Benutzung aller Mächte öffnen. Das ist der Sinn der Aelion, welche Fürst Bismarck seit dem 2». December 1884 gegen England in Egypten begonnen hat. Gewalltbätig kann nur Derjenige austrelcn, welcher die Macht dazu besitzt; öaS wird England jetzt zu seinem Schake» erfahren. * Leipzig, 21. Mai 1885. * Die Gefahren, welche für unsere innere staatliche Ent wickelung aus dem Bündniß zwischen den Conservaliven und dem Ecutrum erwachsen, sind von u»S oft genug betont worden, ebenso haben wir auch niemals verkannt, daß ein großer Theil der conservativc» Partei nur widerwillig, fast gezwungen, mil den Ullramonlaiie» geht. TaS „Deutsche Tageblatt" hat die Klerikalen von jeher rückhaltlos bekämpft und dessen Rctactcur, welcher zugleich Eorrcspondcnt der „Schlesischen Zeitung- ist. hat in diesem Blatte ebenso nach drücklich gegen ein Bündniß mit dem Ecntrum geeifert, wie einen nähere» Anschluß an die gemäßigt Liberalen empfohlen. Die „Schlesische Zeitung", welche bekannllich aus das Sorgsälligstc rcdigirl, sich stets eines maßvollen und vornehmen ToncS befleißigt, hatte in den letzten Tagen hervorgeboben, daß von einem Biinvniß zwischen de» Conservativen und dem Ecntrum keine Rebe sein dürfe und zugleich der Befriedigung darüber Ausdruck gegeben, daß in Breslau wenigsten» für die preußische» Landtaasivahle» zwischen Conservativen. Frciconservativcn und National- liberalen ein Einvernehmen erzielt sei, welches die „Scklesiickc Zeitung" mit allen Kräften zu unterstützen verspricht. E-Z ist das bei der gegenwärtigen Partciconstallalion der einzig corrccte Standpunkt, den auch wir wiederholt begründet habe». Zunäckyl gilt cs gegen die gemeinsamen Gegner nationaler Politik Front zu machen und erst nachher Vars man daran denken, den eigenen FractionSstandpunct ins Auge zu fassen. Zunächst also gemeinsamer Kampf gegen die Ultramontancn, gemeinsamer Kampf gegen die Social» demokratie und die Fortschrittspartei. Man sollte meinen, daß dies auch der „Kreuzzcitung" cinleuchlen müßte. Aber weit gefehlt. Diese- Blatt hat sich in seiner Liebe zum Centrum so verrannt, daß es eher gegen daS eigene Fleisch wüthct, daß eS eher Conservativc für nicht-conservativ erklärt, alS daß es abläßt vom Bündniß mit den Ultramontancn. Es kann daher nicht Wunder nehmen, wenn sich die „Krcuz- zeitung" in einem besonders scharf gehaltenen Artikel gegen die „Schlesische Zeitung" wendet und eS ihr zum heftigsten Vorwurf macht, daß dieses Blatt hier denselben Standpmict einnimmt, welchen die Organe der nalionallibcralen Partei vertreten. Da« Wort „nalionalliberal" flößt dcr„Kreuz;eilnng" einen ungeheuren Schrecken rin, und damit nur ja nicht etwa da» schöne Einvernehmen zwischen den Ultramontancn und den Parteigängern der „Kreuzzeitung" gestört werde, träumt die letztere von einer „entschiedenen Schwenkung", welche taS schlesische Blatt gemacht habe und warnt vor beffen weiterer Leclüre. Eine solche Auffassung der Tinge zeugt nicht nur von Verkennung der Thalsacbcn. sondern von wahrhafter Ver blendung. Lediglich der correctc», ruhigen und sachlichen Haltung der „Schlesischen Zeitung" ist c- zuzusckreiben, daß oie Provinz Schlesien nicht ganz an daö Cenlrum verloren gegangen ist, »nv wenn auch die Gcsabr nicht vorliegt, daß jemals prole- stantijcle Striche Ultramontane wählen könnten, so wäre eS dock sehr schlimm, wen» auch nur alle katholischen Gegenden Deutschlands Ultramontane in den Reichstag und die Einzcl- landtage senken würden, und dahin würde man geralbe», wenn da» Vorgehen der „Kreuzzeitung" irgend welchen Er folg haben könnte. Will oder kann dann aber die „Kreuz- zeilung- nicht erkennen, daß alsdann der nationale Gedanke in de» Bann getban würde und daß deutsche Staaten nur »och von Roms Gnade ihre Eristtnzberecktigung hätten, welches kein deutsches Reich, noch weniger ein Hohenzollrrn'- scbes Kaiserthum je zugelassen hätte? Sehnt sich denn vie ..Kreuzzeitung" wirklich so sehr nach dem Elend der gottlob und hoffentlich für immer überwundenen Zeit deS siebzehnten Jahrhunderts? Nur der nationale Ge danke verleiht den deutschen Stämmen die aller Welt impcnirenke Einheit und Größe, und gerade der nationale Gedanke ist es, welchen Rom und dessen Bannerträger, die Ullramontanc», aufs Glühendste Haffen und verfolge». Wer also niit den Klerikalen geht, ist entweder verblendet oder bewußt antiiiational, bewußt undeutsch gesinnt. DaS Letztere wollen wir von der „Kreuzzeilung" nicht annchmen und geben darum die Hoffnung, daß ihr die richtige Einsicht komme, nicht auf. Zur selben Zeit, wo die „Kreuzzeitung" die Ultramontane» an ihr Herz drückt, können diese nicht umhin, hier sich zurückhaltend zeigend, den polnischen Bestrebungen, welche eingestandenermaßen undeutsch sind und auf Loöreißung vom Reiche auSgche», in allerdings vorsichtiger Weise ihre Theilnabme zu bezeugen. Die „Germania" ist beute wie am Tage ihres erste» Erscheinen» nicht nur die Stimme de« Herrn Windthorst und der Welfen» sondern bleibt auch der journalistische Hort der polnisch-revolutionären Propaganda, und „Germania" heißt da« Blatt — lucus u non lucwncko. Hier wird in der Thal die deutsche Sprache täglich miß braucht, um undeutsche Gesinnung zu verbergen. * AuS guter Quelle verlautet, die nächsteReichStagS- session sei in ganz hervorragendem Maße bestimmt, «ne „socialpolitische" zu werden. Es wird nicht nur eine weitere Ausdehnung der Unfallversicherung, namentlich auf die landwirthschastllchcu Arbeiter in Aussicht gestellt, sondern es soll jetzt auch an daS große Problem der Alters versorgung der Arbeiter Hand angelegt werden. Die Vorarbeiten dazu sollen bereits in lebhaftem Gange sein. Indessen über Vie Grundlagen, auf denen diese schwierige Ausgabe gelöst werden soll, insbesondere über die Cardinalseage, die Ausbringung der gewaltigen Kosten, ist dermalen noch nicht das Geringste bekannt, nnv cö kann daher selbstverständlich von einer Erörterung des großen gesetzgeberischen Plans noch nickt die Rede sein. Man hat in der verflossenen RrichStagS- sesston eine gewisse Erschlaffung und Ernüchterung in den sccialpolilisckeu Reformbestrebungen bemerken wollen. Etz ist wahr, tiefe Angelegcnbeit trat hinter anderen Ausgaben zurück; nur ein kleines Gesetz, die Ausdehnung der Kranten- unv Unfallversicherung aus die Transportgeiverb«, ist zu Stande gekommen; der wichtigere Gesetzentwurf üb« die Ausdehnung der Unsallverstck-erung aus die land- unv forst- wirthsckastiicheii Arbeiter ist unerlevigt geblieben und eS gab sich i» den Kreisen der conservativ-klerikalen Mehrheit nickt viel E>scr kund, die Arbeiter deS platten Landes zu den Wohl- thalen der Socialresvrm heranzuzicheu. Die nächste ReichS- lagSsession soll uns »un, wie eS heißt, den Beweis liefern, daß von einem Stillstand und Ermatten auf dem durch die kaiserliche Botschaft vorgezcichnetcm Wege nicht die Rede sein könne. Und wir setzen karcin auch gar keinen Zweifel. Auf der Bah», die mit einer Sicherstellung der Arbeiter gegen die Folge» von Unfällen und menschlicher Schwäche betreten Worten, kann unmöglich auf die Dauer willkürlich in der Mitte nach einem ersten Anlaus Halt gemacht werden. Dazu drängen sich die socialen Verhältnisse, die zu einer activen Gesetzgebung aus diesem Gebiete den Anlaß gegeben haben, mit viel zu lauter Mahnung in den Vordergrund. Der Vorwurf, die Socialresorm sei bereits inS Stocken geratben, gebt auch nur von Denen aus, die selber dem Werke Schwierigkeiten und Hemmniffe aller Art zu bereiten pflegen und ihm nichts als Geringschätzung unv Wider spruch cntgegenbringen. Man wird freilich nicht erwarten können, daß eine Reform von so gewaltiger Tragweite und so uncnvlichcu Schwierigkeiten im Laufe von wenigen Sessionen mit spielender Leichtigkeit bis zur völligen Voll endung durchgesührt wird. Wir wissen ;a, wie lange eS ge dauert hat, bis nur das UnsallvcrsicherungSgesetz zu Stande gekommen ist, und »och sicht eS nicht in voller Wirksamkeit. Eine Aller»- nnd Invalidenvcrsorgung wird noch unendlich mehr Schwierigkeiten bieten und wird gewiß nickt gleich beim ersten Anlaus zu Stande kommen. Schrittweises, allmäliges, vorsichtige», die praktischen Erfahrungen der vorangegangcnen Maßregeln zu Natke ziehendes Vorgehen ist aus diesem neue», unlckannten Gebiete mehr als irgendwo am Platz. Aber darum kann vom Stillstand einer Reform, die zu den weitaus wichtigsten Ausgabe» der Gegenwart und nächste» Zukunft gehört, doch nickt die Rede sein. *Zur parlamentarischen Lage wird der „Kölnischen Zeitung" aus Berlin geschrieben: Cs ist davon die Rede gewesen, daß die nächste Reickis- tagSscssion den Wünschen der großen Mehrzahl der Mn »lieber entsprechend wohl erst nach Neujahr einberusen werde, sowohl um dem »cuerwählkc» preußischen Landtage den Vortritt zu lassen, als auch um dem »»leidlichen Nebeneinandertagen vo» Reichs tag und preußischem Landtag, dessen schwere Belästigung die nichtpreußischcn Reichstagsabgeordneten dieses Mal nicht minder empsunden haben als ihre preußischen College», zu entgehe». Außer dem bayerischen Landtage, welcher am 1. Oktober zur regelniäßigen Budgctarbeit zusammciitreteii muß, sind noch andere deutsche Volks- Vertretungen in der gleiche» Lage, und es wäre nur billige Rücksichl- nähme aus die dabei dethciligtcn Interessen und Personen, wenn maii die Monate vor Neujahr für sie sreihalten wollte. Daß eine in sich geschlossene Rcichstagssessio», welche, nach Neujahr beginnend, mit etwas verkürzten Osterferien bis Ende Mai sich erstreckt, mehr Arbeit fertig bringt, als eine im November ansangende, durch die Wcihriachtspause auseinandergerissene und mit dem preußischen Land tage sich verschlingende Sitzungsperiode, wie die eben zu Ende ge gangene. ist durch die Ersadrung bestätigt. Wenn am Schlußtagr der Rcichstagssession, wie cs heißt, den scheidenden Mitglieder, die Aussictn eröffnet ivorde» ist, schon im November wieder aatreten zu müssen, so beruht dies, wie wir wissen, aus keiner verläßlichen Quelle. Cs ist ausdrücklich versichert wordea, daß noch keinerlei Berallning oder Aeichliißsaffiiiig in diesem Puncte stattgesunden hat oder auch nur vorbereitet ist, »nd dies erscheint auch als selbstver ständlich. Um so mehr ist zu wünsche», daß. wenn Zeit nnd Stunde s„r die betreffenden Erwägungen gekommen sind, man sich drujruiaen «ürunken und Rücksichten nicht verschließt, welche von der großen Mehrzahl des Reichstags als die ausschlaggebenden betrachtet «erde» und die mit de» allgemeinen öffentlichen Interessen ans» Beste vereinbar sind. Unvorhergesehene Dinge können sicherlich auch hier allerlei ändern: um so wenigcr wären jetzt scho» sestgelrgte Entschlüsse am Platze. * Die deutscbeMcirine Hatteam Montag, wie bereit» telegraphisch gemeldet, einen neuen Ehrentag zu verzeichnen, welcher der Erinnerung an ihre erste größere Wasfentvat, da» Lcczeseckt der wenigen preußischen Eorvetten und deS kleinen Aviso „Grille" gegen die weit überlegen« dänische Flotte bei IaSmund gewidmet ist. AlS Flaggschiff de» Eommandeurs
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