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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-19
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.05.1885
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Erscheint täglich früh S'/.UHr. Nkdlltlio« uns Espe-iliot» IohanueSqcsie 8. -prechkun-rn -er KeSarli«»: Bormillag- 10—13 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. «, —»r ix» A»«atzW« »er für »te «ächftf«l»en»e Numwev befttmwten Inserate an Wechrntage» di» S Udr Nachmittag», a» Senn- nn» Festtagen früh dt« ',.9 lltzr. 3« den Filialen für 2ns-Annahme: ktt» Klemm, UmversitStSstrake 1. Laut» Lösche, Katharinenstr. 23, p. ,«r di» '/.« Utzr. ^ 139. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtr, Handels- and Geschäftsverkehr. Dienstag den 19. Mai 1885. Auflage LV,«Q0. Adonnementsprris vierteil. 4", Mit. rucl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 P'. Belegexemplar 10 Pl. Gedüdren sür Extrabeilagen (in lagebla»,. Hormot gesalzt) ahne Postbejörderulig 39 Mk. «tt Poftbesürderuug 48 Mt. Inserate Sgefpaltene Petitzeile 20 Ps. Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichnis. ladellarrfcher n. Ziflernlatz nach HSHerm larij. Krrlamea mit« dem SledariionSstrich dleLgesvalt. Zeile bOPs., vor den Familiennachrichtcn die Sgespaltene Zeile 40 Ps. Inserate find stets an die Expeditt«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung prnaoumeraoäo »der dura, Post. Nachnahme. 79. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Die bei dem hiesigen Leihhause in den Monaten M«i, Jult «ad August 1884 versetzten oder erneuerten Pfänder, die weder zur Bersallzeit noch dis jetzt eingelvst worden sind, auch nicht bi» zum 3l. Mai a. o. eingelvst werden, sollen de« 3. Juli d. I. und folgende Tage im Parterre- Locale des Leihhauses öffentlich versteigert werden. Es können daber die in den genannten Monaten versetzten Pfänder nach dem St. Mai ». o und spätestens am 3. Juni d. I. nur unter Mitentrichtung der Auction »kosten von 4 Psennige» von jeder Mark des DarlehuS eingelöst oder nach» Be finden eeuenert werden; vom 6. Juni d. I. an, an welchem Tage der Auctionskatalog geschloffen wird, kann lediglich die Einlösung derselben unter Mitentrichtung der AuctionSkosten von 4 Pfennigen von jeder Mark der ganzen Forderung des Leihhauses stattfinden. und zwar nur bi« zum 27. Juni d. I., von welchem Tage ab AuctionS - Pfänder unwiderruflich weder ringelöst noch prolongtrt werden können. Es hat also vom 2l>. Juni d. I. an Niemand mehr da« Recht, tue Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und können dieselben daher von den Eigenthümern nur auf dem gewöhnlichen Wege deS Erstehen« wieder erlangt werden. Dagegen nimmt das Geschäft deS EinlösenS und Ber- setzen» anderer Pfänder während der Auktion in den gewöhn lichen Localen seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, den 15. Mai 1885. De» RathS Deputation für LeihhauS »ud Spaeeaffe. Wal-grSserei-Verpachtung. Mittwoch, ven 20. Mai dss. IS., sollen im Forstreviere Burg«« die diesjährigen Grasnuyungen unter den im Termine noch näher bekannt zu machenden Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung der Pachtsumme nach dem Zuschläge parcellenweise meistbietend verpachtet werden. Zusammenkunft: 1) Vormittags 9 Uhr am Rosen thalstege an der Elster, in der Nähe des neuen Schützenhauses und 2) >/, 11 Uhr an der Leutzsch-Wahrener Brücke. Leipzig, am S. Mai 1885. DeS RathS Forst-Deputation. Wal-grSserei -verpacht««-. Mittwoch, den 20. Mai ds«. IS., sollen im Forst reviere Rosenthal die diesjährigen Grasnutzungen unter den im Termine näher bekannt zu machenden Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung der Pachtsumme parcellen weise meistbietend verpachtet werden. Znsammeukunst: Nachmittags V,4 Uhr am Gohliser Wehre im Rosenthale. Leipzig, am 9! Mai 1885. DeS RathS Forstdeputation. Vekanntmachimg. Die Schlosser- und Malerarbeiten an den, Neubau der II. Bürgerschule sollen vergeben werden. Die AnschlagS- formulare und Bedingungen sind bei Herrn Hcsbaumeister Brückwald (Nürnberger Straße 44. II.) zu entnehmen. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „II. Bürgerschule" versehen bis Sonnabend, den 23. Mai, Nachmittag« 5 Uhr auf dem Bauamte (RatbhauS, 2. Etage, Nr. 5) abzugeben. Leipzig, den 16. Mai 1885. Die Baudeputatto« de» Rathe». Bekanntmachung. Die zgl dem Umbau der Plagwitzer BrüSe erforder- liche Anlieferung und Montirung des eisernen Brücken-Ueber- baue» soll an ernen Unternehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen flir diese Arbeiten liegen bei unserer Tiefbau-Berwaltung. RathhauS, H. Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingesehen refp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: Eiserner Ueberbau der Plagwitzer Brück« versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 29. Mai 1885, Nachmittag« 5 Ubr, einzureichen. Leipzig, am 18. Mai 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau. Deputation. Bekanntmachung. Tie Lieferung und das Verlegen von Granitschwellen in der Südstraße, auf deren Strecke von der Kant- bis zu der Kaiserin Augusta-Straß», soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RatbhauS. II Etage. Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit ber Aufschrift: „Granitschwelle« in der Sndstrafie" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 3. Juni 1885, Nach« mittag- 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 15. Mai l885. De» RathS der Stadt Leipzig Stra-enbau-Deputatton. Bekanntmachung. Wegen deS aus Montag den 25. lausenden Monat» fallenden Feiertag- sollen die an diesem Tage fälligen Kranken gelder für die Mitglieder der Ortskrantencaffen XIII. XIV, XV. XVI. XVII und XVIIl und für die bei der Gemeiode- krankenverstcherung Belbeiligten bereit» Sonnabend, den 23. lsd. MtS., und die an Mitglieder der Orltkrankencaffen VII, VIN, IX, X, XI und XII zu entrichtenden Krankengelder Freitag, de« 22. ifd. Mt«, ausgezahlt werden. Leipzig, den t8. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. lKraukr»»erfichern«g»a«,t.) Winter. Uhlmann. -iekstahls - Bekanntmachung. Bestohlen wurden alldier erstatteter Anzeige zufolge: I) ein lederner Handkoffer, enthaltend eine Anzahl Zeitschriften, aus einem Gastlocal in Nr. 16 der Windmühlenstraße vom 9. bis 10. dsS. Mts. Nachts-, 3) ein Paar schwarz« Gtoffhose«, ein Paar rindlederne Halb- fiteseln und ein schwarzer steifer Filzhut aus einer Wohnung in Nr. 17 der Reudnitzer Straße am 9. dfs. MtS.; 3) ein goldener Nittg, glatter Reif mit glattem rothen Stein, innen „X. v." gravirt, aus einem Local in Nr. 4 der Töpferstraße am 10. dsS. Mts. Abend»; 4) »ine Weste von braun- und schwarzcarrirtem Stoff, ein weißes Lberhcmd, „8." gez., zwei wollene Lrtbjäckchen und zwei rothe Taschentücher, „3. 6." gez., aus einer Wohnung in Nr. K ber Jnselstraße am 10. ds». MtS.; 5) ein Paar neue kalblederne Damrn-Ltiesclrtte» zum Knüpfen, mit rothem Leder gefüttert, auS einer Wohnung in Nr. 9 der David- straße vom 10. bi« 12. dss. MiS.; 6) eia Geldtäschchen von braunem Leder mit Stahlbügel, ent haltend IIS Mark in drei Doppelkronen, drei Kronen und div. Silbermünze, auf dem Wege von der Eiscnbahnstraße nach dem Brühle mittelst DaschendiebstahlS am 11. dss. Mts Vormittag-; 7) ein 8o»«erübrrj«thrr von dunkelblauem glatten Stoff mit schwarzem Sammetkragen, einer Reihe übersvonnenen knöpsen mii Batterie, schwarz- und grünaestreistcin Schooß und gelbem Bermel- sulter, aus dem Panorama-Restaurant am 13. dsj. Mts. Abends 9-11 Uhr; 8) ein Tommerüberzirher von dunkelblauem geriesten Stoff, mit einer Reihe Knöpsen mit Batterie, schwarzem Mollatlas, und schwarz- und weißgestreiftem Aermelsutter, auS einem Gastlocale in Nr. 5 am KünigSpIatze am 13. di«. Mts. 11 bis 12 Ubr NachtS; 9) eine verschlossene, grün gestrichene Sammelbüchse mit un- bestimmtem Inhalt aus einem Treppenhause in der Nicolaikirche am 14. dss. MtS. Bormittags in der elften Stunde; 10) 82 Mark baar in einem Zwanzig- und einem Einmarkstück, zwei goldene Siegelringe» einer mit röthlichem Stein, der andere mit breitem geriesten Reis mit hellblauem Stein, sowie eine lange Talmi-Uhrkette mit Medaillon auS einer Wohnung ln Nr. 27 des Brühl vom 14. bis 1b. dss. MtS.; II) drei Stück wenig gebrauchte Franentzemtzen. „I-. I»" gez. mit verschiedenen Nummern, sowie ein Dienstbuch, aus „Louise Lindner" lautend, beide- in blaues Papier verpackt, aus der Hausflur in Nr. 1 des PeterssteinwegS am 15, dss. MtS. Abends; 13) ein Aast Bier, 27 Liter hallend, sogen. Eberl-Bräu — im Fasse eingebrannt: „3. kooxnrtr. 8derl-8rilu Xo. 1993" — von einem Rollwagen im Rayon des Bayerischen Bahnhofs oder auf der Fahrt von dort bis zur Burgstraße am 10. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlene» Gegenständ« oder den Dhäter sind ungesäumt bei unserer Lrimtnal- Abtyeiluna zur Suzeige zu briugeu. Leipzig, am 18. Mai 1885. Da» Polizei-«mt »er Stabt Leipzig Bretschueider. vr. D. Nichtamtlicher Thetl. Die russisch-englische Streitfrage. Ein Friede, der aus solcher Grundlage zu Stande kommt, wie der zwischen Rußland und England, kann nickt von Dauer sei». DaS war schon an dem Tage klar, an welchem die ersten FriedenSnachricklcn durch die Lüfte schwirrten. Das Abkommen über die russtsch-asghaniscke Grenze ist noch nicht fertig. DaS ist der Hauptinhalt aller Nachrichten, welche durch die englische Regierung und Presse verbreitet werde». Bor drei Tagen wurde bereits daö volle Einverständniß zwischen Rußland und England über die Bedingungen des FriedenSschluffe- als feststehend gemeldet. Das war mit den Thalsache» nicht in Uebcrelnstiminung und sollte wohl »ur das andeuten, was die englische Regierung wünscht. Die wahre Sachlage ist. daß Rußland nur unter der Voraussetzung die Waffen vorläufig ruhen läßt, wenn England sich mit der Rolle deS um Frieden bettelnden Besiegle» begnügt. Sehr bedenklich klingt da-, waS die „St. JameS Gazelle" im Widerspruch mit der „Pall Mall Gazette" verkündet. Danach sind die englischen Vorschläge zwar in St. Petersburg nicht direct verworfen worden, aber in der vorqescklagenen Form als unannehmbar erklärt. Ja England befürchtet man. daß Rußland nur nach einem Vorwände sucht, um sein Borrücken zu entschuldigen und den Emir für da« russische Interesse zu gewinnen. Sollte die ganze FriedenSaction in der That keinen anderen Zweck gehabt haben, als Rußlands Stellung in Centralasien zu sickern und zu verbessern? Daß wir Rußland- Fr'edenSbereilschasl nickt für ehrlich hielten, haben wir niemals verhehlt, und daS Bemühen der englischen Regierung, unter drn bestehenden Verhältnissen den Frieden zu bewahren, schien unS stets so sehr mit den Thatsachen >m Widerspruch, daß wir nur mit Widerstreben aus die Mög lichkeit eine- Ausgleichs einaingcn. Der Petersburger .Grashdanin" erfährt au» bester Quelle, daß der Kaiser von Rußland den Frieden gegen den Willen der russische» Diplomatie durchgesctzt habe. Damit ist die russische Krieg-Partei vorläufig zufrieden, weil sie weiß, daß der Friede nur so lang« dauern wird, bi- die Gelegenheit, ihn zu brechen, für Rußland günstig ist. Diese Auffassung wird durch daS eigenhändige Schreiben Kaiser Alexander'- bestätigt, in welchem er dem General Komaroff seine vollste Anerkennung für die von ihm bewiesene Klugheit und Tapferkeit bei Führung des Murghab-Delacheiiitttt» ausdrückt und ihm einen mit Brillanten gesckmücklen goldenen Ebrensäbel als Belohnung übersandt hat. DaS ist dieAnlwort aus die englische Zumutbung, den General Komaroff für den Angriff bei Bk- Trpe zu tadeln. ES läßt fick daraus entnehmen, daß Glad« stone >m englischen Parlament die Sachlage wieder einmal bei Weitem rosiger geschildert bat, al» sie in Wahrheit ist. Er erklärte bekanntlich vor acht Tagen, r« fei eine irrige An nahme, daß die englische Regierung in allen Punclen nach gegeben habe, der Scbristenwechsel mit Rußland beweise da« Grgrntheil. Jetzt ist dieser Sckristenwechsel vorgelegt worden, aber daS Blaubuck. in welchem er enlhalten ist. reicht nur bis zu dem Zwischenfall von Ak Tepe oder Penschdeh, also verschweigt gerade da«, woraus e« ankommt. Wir Pflegen immer die englischen Einrichtungen al» muster- qiltig anzusehen und die Fortschrittspartei verust sich in ihren Ausführungen mit besonderer Vorliebe aus den englischen ConstitutionaliSmu»; in Deutschland würde man sich aber mit Dem. wa- Gladstone dem englischen Parlament vor gaukelt. nicht zufrieden erklären, sondern der Sache auf drn Grund geben. Gladstone bat seit dem S. März, an welchem Tage der russtsch-asgbanlsche Grenzstreit zuerst im engtischen Unterhaus« znr Spräche kam, bi« »um 15. Mai seine Haltung so häufig gewechselt, theil« ist er herausfordernd ausgetreten, theilS hat er einen versöhnlichen Ton angenommen, daß die englische» Volksvertreter nickt mehr wissen, woran sie eigenllick sind. Sie haben am 27. April und am 4. Mai einen Credit von 1 l Millionen Pfund in der Voraussetzung bewilligt, daß diese Summe für kriegerische Zwecke Verwendung finden wird und jetzt ersabrcn sie, daß der größte Theil der Summe bereits auSgegebe» ist, ohne daß es wirklich zum Krirge kommt. Am 4. Mai war man nicht nur in England, sondern auch i>» übrigen Europa überzeugt, daß der Friede durch den Rückzug der englischen Regierung erkauft sei, jetzt kommt eS aber heran», daß der Friede noch ebenso wenig gesichert ist wie vor 14 Tagen. Von dem Schiedsspruch deS befreundeten SouverainS ist e« wieder gänzlich still geworden, weil diese Komödie so lange ganz nebensächlich ist, als die Grenzregulirung noch nicht fertig ist. Und die Greazregulirung selbst ist auch wiederum nur eine lächerliche Formalität, weil England nicht in brr Lage ist. die Einhaltung der Bcrtragsverpflichlungen durch Rußland zu erzwingen. DaS einzige verständige Wort, waS in dem Wust ber diplomatischen und parlamentarischen Verhandlungen auf Seiten Englands geäußert wurde, ist daS von der Errichtung starker Befestigungen im Norden von Indien, durch welche England in den Stand gesetzt werde» soll, auch angriffswcise gegen Rußland vorzugehen; die Grenz- regulirung nimmt mebr und mehr eine Wendung, welche England als den von Rußland hinter« Licht gesuhlten Theil erscheinen läßt. Ter Streik zwischen Rußland und England ist schließlich eine Angelegenheit, welche zwischen den beide» Mächten allein auSzumäcken ist, aber sie interessirt daS übrige Europa des halb, weit sie einen Zustand der Beunruhigung erzeugt, unter welchem Handel und Wandel und besonder- der Geldmarkt schwer leidrn. Man sucht die Sache immer so darzustellen, al» ob auf der einen Seite eine Krieg-Partei, aus der anderen eine Friedenspartei steh«, welche sich gegenseitig bekämpfen. ES läßt sich wohl annehmen, daß außer den zunächst be- theiliglen Mächten kein Mensch in Europa existirt, welcher die beiden Streitenden auseinander hetzt, wenn der Streit aus friedlichem Wege zum AuStrage gebracht werden kann, so sind eS gewiß alle Unbetheiliaten zufrieden. Aber die Frage, aus welche eS ankommt, ist die, ob der Streit dazu angrikan ist, aus friedliche Weise ausgeglichen zu werden; und Daß muß immer aus» Neue bestritte» werden. Der Kampf läßt sich nur vertagen, aber nicht aus die Dauer vermeiden. England ist zum Kamvse nicht hinreichend gerüstet und sucht de-halb die Entscheidung hinzuziehen, wäb« nd in Rußland die Neigung zum Kriege überwiegt. Ruß.and leistet auf die Au-dehnuug seiner Macht nach Suvas,en nicht Verzicht, sondern wartet nur aus die beste Gelegenheit, seinen Vormarsch nach dem Indischen Ocean forlzusetzeii. Die Krieg-partei in Rußland ist durch die langen Unterhandlungen mil England enttäuscht, sie wünscht die russische Fab»c je eher je lieber auf der Citadelle von Herat wehe» zu sehen, und deshalb sah sich Kaiser Alcrander genölhiat, dem General Komaroff rin öffentliches Zeichen seiner Zufriedenheit durch Verleihung eine« Ehrensäbels zu gebe». Dadurch mag die Ungeduld der russischen Kriegspartei für cinige Zeit gezügelt werden, aber daS Ergebniß der GrenzregiiliruiigsverhandlungeninußdenrussischenErwartungen entsprechen, sonst ist alle Mühe, den Frieden vorläufig ausrecht zu halten, vergeblich. Zurückweicht Rußland nicht, da« was es in Händen hat, hält eS fest, da« ist im Laus der KrieqS- vorbereilungen so häufig wieverbott worden, daß die englische Regierung darüber nicht im Zweifel sein kann. Taschkepri. Ak Tepe und Penschdeh sind für Afghanistan, also mittelbar für England verloren, daS steht fest; aber Gladstonr scheint die Consequenzen seines Rückzüge- noch nickt ziehen zu wollen. Die Sache liegt offenbar heute so, daß England dir Grenze anerkennt, welche ihm Rußland zu bewilligen geneigt ist, macht es höher« Ansprüche, dann nimmt Rußland da« WaS ihm nickt gutwillig zugestanden wird, mit Gewalt, ein DrilteS giebt- nicht. * Leipzig, 19. Mai 1885. * Der BundeSrath hielt am Sonnabend Nach mittag eine Plenarsitzung ab. Zur Berathung standen die ReichStagsbescklüffe über den Gesetzentwurf wegen Ab änderung des Reichsstempelgesetze« vom 1. Juli 1881, und die Uebersicht der Reich« - Ausgaben und Einnahmen für daS ElatSjabr 1882/83, ferner der Antrag Badens, betreffend Zollerstattuug auS Billigkcitsrücksichtcn, Be» schlußsaffung über die ReichStagSbeschlüsse zu den Gesetz entwürfen über die Ausdehnung der Kranken- und Unfall versicherung und den Schutz de- Papier- der Reichscassen- schcine gegen unbefugte Nachahmung, die Beschlüsse deS LandeSauSschuffcS von Elsaß-Lolhringen zu dem Gesetzentwurf über die Unterstützung von dienstunfähigen Forstschutzbeamten der Gemeinden, der mündliche Bericht de« Ausschusses für Zoll- und Stcuerwesen. Handel und Verkehr und für Rech nungswesen über Maßregeln zum Vollzug« deS Anschlusses Bremen- an da« deutsche Zollgebiet, sowie der mündliche Bericht des erst« und letztgenannte» Ausschusses, betreffend die Aussührung de« Gesetzes über die Besteuerung deS Zucker- und die Verlängerung der Ereditfrist für Zuckcrsteuer im BelriebS- jahre 1884,85. Der Entwurf eine« Gesetze« wegen Abände rung de« ReichSstempelgesetze« vom 1. Juli 188l wurde den Ausschüssen überwiesen und der Gesetzentwurf über die Aus dehnung der Kranken- und Unfallversicherung genehmigt. * Die ersten amtlichen Nachrichten Uber drnTodNachtigal 'S sind, wie der „Post" mitgetheilt wird, nunmehr in Berlin ein- getroffen. Der Commandant der „Möwe", Cervektrncapitain Hosmann, schreibt: „Am 11. April verließ Nachtigal, bereits schwer an derMalaria erkrankt. Kamerun. Schon vor der Ankunft aus der Rhede vo» Lago« nahm die Krankheit eine ungünstige Wendung, deshalb genehmigte Admiral Knorr, welcher am 15. April ebenfalls vor Lagos anlangte, daß die „Möwe" sogleich die Reise sortsetzte. um die bohr See zu gewinnen. Da« Wetter war gleichmäßig schön und trocken, man konnte de-halb den Kranken unter einem lustigen Zelt auf Deck lagern, gleichwahl verschlimmerte sich sein Zustand. Am >9. April erkannte er selbst die Gewißheit seine« nahen Tode« und dictirte seinen letzten Willen. Am nächsten Morgen früh 4'/, Uhr verschied er im Beisein de- Com- mandanten und de- Arzte«, da» Fahrzeug befand sich gerade 106 Seemeilen vor Cap Palma« entfernt, deshalb beschloß der Commandant. die Leiche nicht in das Meer zu versenken, scndern ihr die letzte Ruhestätte aus Cap Palma» zu geben. Dort fand am Nachmittag de« 2l . April die Beerdigung statt unter Betheiligung der Osficiere und Mannschaften!" * Gras Wilhelm BiSmarck soll demnächst, wie ver schiedene Blätter melden, einen Landrath-Posten Übernehmen, um die innere Verwaltung eingehender kennen zu lernen. Nach der .Neuen Preußischen Zeitung" ist dafür der Land kreis Hanau au-ersehen. » * » * Der .Russische Invalide" veröffentlicht den zwischen dem GeneralKomaross» dem Oberstlieutenant ZakrschewSkv. dem Capital» ?)ate und dem Anführer der Afghanen Naiv Sa la r, in der Zeit vom 14. bi« 25. März a. St geführten Brirswecksel, sowie eine Denkschrift des in Kotschan unk Butschanurda befindlichen russischen Agenten Tairosi vom 27. März a. St. Die Correspondeuz zwischen ZakrschewSkv und Pate ist in französischer Sprache geführt und in den verbindlichsten Formen gehalten, die Briese Konia- roff'S an Naib Salar sind in persischer Sprache ge schrieben und ebenfalls äußerst höflich, aber bestimmt. In der Denkschrift Tairosi'» heißt cS, Eapitain Uate habe nach Ankunft ver Russen in Taschkepri die Sarykturkmenen zum Eintritt in afghanische Kriegsdienste ausgeforvert und den selben dafür eine Belohnung in Geld zügesagt, die Saryk- turkmenen hätten diese Offerte aber abgelehnt. AuS der Denkschrift Tairosi'« ergiebt sich ferner, daß die Afghanen vor Ankunst der Russen sick »ur bei Aktepe gelaczrrl hatten und zur Bewachung der Brücke bei Taschkepri lediglich täglich eine Compagnie nack dem linken Ufer de« Kuschkfluffes cnlsendeten, daselbst aber keinerlei Berschanzungen oder Befestigungen besetzt hielten. * Wie di« „Kreuzzeitung" mittheilt, ist neuerdings von der türkischen Regierung ein deutscher Ofsicier erbeten worden, um den türkischen Tvrpedodienst in den Dar danellen noch einmal zu inspiciren. * Die „Politische Correspondeuz" meldet auS Konsian- tinopel, 12. Mai: .Die Mebrzahl der hiesigen Bot- schafler und Gesandten hat bereit« »bre Sommerfrische am Bosporus bezogen. Die russische Botschaft und die spanische Gesandtschaft besitzen in Bujukdere und die englische Botschaft in Therapia herrlich gelegene Sommerpalai«. Tie übrigen Botschafter und Gesandten, sowie deren Personale wobncn ebenfalls in diesen beiden Ortschaften, welche somit während de« Sommers die ganze diplomatische Well vereinigen. Bekanntlich hat der Sultan schon vor längerer Zeit der deutschen Botschaft ein große» Gartengrundstück in Therapia und im vorigen Jahre der österreichisch- ungarischen Botschaft einen großen, wunderschön zwischen Jeniköi und Therapia gelegenen Palast zum Geschenke gemacht. Die deutsche Regierung hat bereit- angeordnrt. daß der Bau der Sommrrresidenz ihrer Botschaft auf diesem Grundstücke in Angriff genommen und bis April nächsten Jahre» vollendet werde» soll. Auch die österreichisch-ungarische Botschaft wird demnächst die Herstellung der erforderlichen Reparaturen an dem ihr zum Geschenke gemachten Palaste in Angriff nebmen. welche sehr beträchtliche sein werden, da der betreffende Palast seit vielen Jahren unbewohnt war." * Unter der Ueberschrist „Krupp und Bange" bringt die französische Correspondeuz der .Agence HavaS" solgrnde Erzählung: .In Betreff der Bange'schen Riesen kanone erhallen wir auS Serbien eigenthümliche Berichte. Die alte Fabrik Cail hat bei der Lieferung für die serbische Artillerie über ihren gefürchteten Mitbewerber Krupp den Sieg davongetragen. Die näheren Umstände, welche bei dieser Entscheidung in Betracht kamen, gereichen der serbischen Regierung sowohl als auch der Gediegenheit der französischen Industrie zu großer Ehre. Ter Oberst von Bange hatte 6'/, Millionen. Krupp 11 Millionen verlangt. Kaum hatte Krupp von dem Preise feines Nebenbuhler» gehört, so ging er mit seiner Forderung aus süns Millionen Franc- herunter. Herr v. Bange, durch den serbischen Kriegsminister hiervon in Kenntniß gesetzt, erklärte, daß sein Haus in ehrlicher Weise seine 10 Proe an dem Handel verdiene und sich auf irgend einen Abschlag nicht ein lasten könne. Daraufhin bedachte sich die serbische Regierung keinen Augenblick, der Fabrik Cail, trotz de» höher» Preise«, ihren Auftrag ru übergeben. Um Krupp die Lieferung zum Preise von fünf Millionen zu ermöglichen und dadurch seinen Weltruf zu behaupten, wollte ihm die deutsche Regierung einen Zuschuß von anderthalb Millionen bewilligen. Der fran zösischen Industrie ist e« Übrigen« gelungen, da« Uebergewicht Krupp'« in« Wanken zu bringen, denn wiederum sind zwei Aufträge, einer von der rumänischen und einer von der mexi kanischen Regierung, Krupp entgangen und Saint«Chamond und dem Creuzot zugedacht worden." Wie wenig glaub würdig dieser Bericht ist. ergiebt sich schon au« der einen, von jedem zurechnungsfähigen Menschen sofort zu beurtheilenden Ausstellung, daß die deutsche Regierung anderthalb Millionen — oder auch nur einen Pfennig — habe opfern wollen, um dem Hause Krupp den Sieg über den französischen Neben buhler zu verschaffen. * Mit gewaltiger Stimmenmehrheit hat da« englische Unterhaus die Ausstattung der Pr in resfinBeatrice mit einem Jahreseinkommen von 6006 Lstrl. (120,000 ^k) angesichts ihrer demnächstigen Heirath mit dem Prinzen Heinrich von Battenberg bewilligt. Sie ist die jüngste von der Königin Kindern, hat bi« jetzt ihr verhältnißmäßig freud lose« Leben in der Umgebung ihrer seit dem Tov« veS Prinz- Gemahl» trauernden Mutter verbracht und verdient daber von Seiten der Volksvertretung um so mehr die An erkennung. die ihren Geschwistern nicht versagt worden war. Ihre Heirath ist keine glänzende, denn ihr Auserkorener ist unbennttrlt. siebt ihr an Rang nicht gleich und vermehrt also in seiner Person die Reihe der prinzlichen Eidame auS Deutsch land, die, .unterstützt von britischem Geld« sich in der Sonne de« englischen Kömgthum« Wärmen", und, wie die ultra- radicalen Blätter zu jammern nicht müve werden, dem bungernden John Bull da« Brod au« dem Munde nehmen. Der Prinz von Wale« soll daher die Verbindung ungern gesehen haben, indeffen schickte er sich darein ebenso taktvoll, wie er den Marquis os Lerne al» Schwager genehmigte; dasselbe gilt dem Vernehmen nach von der deutschen Kron prinzessin. Wenn Prinzessin Beatrice in ihrer Liebes- heirath da- Glück findet, welche- sie hofft, so kann eS dem englischen Volke gleichgiltig sein, ob ihr Bräutigam ein Herzog, ein Prinz oder ein Maraui» Itz. Außer dem schließt mit ihr da« Eapitel der Ausstatlunaen und der parlamentarischen Genehmigungen ab. denn wie Gladstone dem Hause mittheilte, soll baldmöglichst ein Ausschuß nieder- gesetzt werden, welcher alle zukünftigen Bewilligungen an Mit glieder der königlichen Familie festen und unabänderlichen
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