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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-30
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1885
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Erscheint täglich früh «'/.Uhr. Ne-«tion und Lrpe-iti«u IohanneSgaffe 8. Sprechkun-kn der Kedartton: vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag» b—6 Uhr. tzttr sie »Ua,-d> »ocht >ch die Iked«ci>«» »tcht »er-wdlich. Attnahme der sür die «Lchftsal,e»D« Nummer besttuimten Inserate «» Wochentage» bi» S Nvr RachmtSt«««. an Sonn- und Festtagen früh »t»'/,» Uhr. 3u den Filialen für Zuf.-Äuuahme: Otto Klemm, UniversttätSstraße 1. Louis Lösche» Katharinnistr. 23, p. nnr di» '/,3 Uhr. Anzeiger. Organ silr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auslage LS,v«o. Zl>onnk«en1»prri» vierteil- 4'/, MH. incl. Bnngenohn S Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegsrmplar 10 Ps. »ebübrrn für Extrabeilagen (in lageblaN-Format gesalzt) Ohne Postbesördernng 39 Mk. «it Postbesördernng 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. idrSgerr vchristen laut uns. Preisverzeichuiß. rabellarischer n. Ziffernsatz nach höherm Tarij. Nttlämrn unter dem Redaction-strich die4gespalt. Zeile SO Ps., vor den Familiennachrichten die Sgespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet- an die Expedition za jendcn. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenuwenunio oder dura, Post. Nachnahme. 150. Sonnabend den 30. Mai 1885. 79. Jahrgang. Jur gesiilligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 31. Mai, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. kxpväMon Sv8 L-sIpLlxer ^axedlattes. Amtlicher Thetl. Velmultlmichmig. Der diesjährige Leipziger Wollmarkt wird am 17. und 18. Juni aus dem Alekscherplatze abgehalten, e» kann jevock die Anfuhre und Auslegung der Wolle in hergebrachter Weise bereit« am 16. Juni erfolgen. Maschinen und Gerätbe, welche Beziehung zur Landwirth- schast und zur Wollproduction haben, können während de» WollniarkteS daselbst in der Nähe der Waagebude, soweit "" tz vorhanden, ausgestellt werden. Leipzig, den 18. Mai 1885. Der Rath der Ttadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Wegen vom t. Juni b. I. ab begninenker Einlegung von Dcppelgleisen der Pferdebahn wird die Ringstraße auf der Ztrcckc vom allen Theater bis zu Tscharmaun's Hause, so weit e« die Arbeiten erfordern und aus die Dauer derselben, thcils für den durchgehenden, theilS für allen un befugten Fährverkehr gesperrt. Wer sich erlaubt, mit Fuhrwerk irgend einer Art die ge sperrten Strecken unbefugt zu befahren, wird um Geld biS zu «tt Mark oder mit Haft bi- zu 14 Lage« be straft werden und zwar in der Regel bereit« im ersten Falle mindeste»« «u» 1« Mark oder mit Haft »ou 2 Lage». Leipzig, am 27. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Gringmulh, Assessor. Bekanntmachung. Nachdem Herr Kurt Mühlberg, Buchdruckereibesitzer. in Firma: A. Th. Engelhardt, Sleriiwartenstraßc Nr. 12 parterre, die auf ihn gefallene Wahl zum Armciipslegcr im 35. Districte angenommen hat, ist derselbe am 22. Mai d. I. durch Herrn Districtsvorsteher Kaufmann 2. W. R. Kurtzke in diese« Amt eingcwiesen worden. Leipzig, den 28. Mai 1885. DaS Arneendirectortnm. Ludwig-Wolf. A. Bei dem Unterzeichneten Polizei-Amte wurde am gestrigen Tage ein Bündel Fehselle , als im Abfertigungsboden der Zoll-Expedi tion des Dre-dner BahnhoseS hier aufgefunden, einaeliesert. Ter unbekannte Eigenthümer wird hierdurch aufgesordert, da«, selbe gegen Erstattung der InsertionSgebührcn in unserem Lom- miffariat in Empfang zu nehmen, andernfalls nach g. 239 de« bürgerlichen Gesetzbuchs darüber verfügt werden wird. Leipzig, am 28. Mai 1885. Da« Volizetamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Nichtamtlicher Thetl. Jur Lage in Lentralafrika. Der friedlichen Arbeit, zu welcher sich die deutschen Colonisten mit der Internationalen Afrikanischen Gesellschaft unter der Leitung Stanley « in Centralafrika vereinigt haben, drohen Gefahren, welche bisher noch nicht in den Kreis der Berechnungen gezogen waren. E« bnngen dunkle Gerüchte nach Europa über da» Erscheinen von Araberstämmen aus dem der Ostafrikamschen Gesellschaft gehörigen Gebiete, welche im Einverständnis mit dem Sultan von Zanzibar stehen sollen. Der Gedanke, daß wir e« hier mit einer Aus- debnung de« Einflüsse« de« Mahdi nach Süden zu thun haben könnten, erweist sich sogleich al« hinfällig, wenn wir die großen Entfernungen in Betracht riehen, welche derartigen Unternehmungen entgegen stehen. Kordosan, welche« etwa al« da« Centrum der Macht des Mahdi anzusehen, ist mehr al« 150 geographische Meilen in gerader Linie entfernt und außerdem ist der Zug der Mahditen seit zwei Jahren nicht nach Süden, sondern nach Norden gerichtet. Gegenwärtig ist die Provinz Dongola, welche etwa unter dem 20. Grad nördlicher Breite liegt, der Schauplatz der militairischen Be wegungen de« Mahdi, während die Congomündung und Zanzibar unter dem 6. Grade südlicher Breite liegen, also 390 geographische Meilen vom Kriegsschauplatz entfernt sind. Diese Entfernung bietet in einem Lande, welche« keine andern Straßen besitzt, al« die wenigen schiffbaren Flüsse Central- afrika«, so unüberwindliche Schwierigkeiten, daß von einem Feldzuge de« Mahdi gegen den Congostaat über haupt nickt die Rede sein kann. DaS Ziel de« Mahdi ist die Küste de« Rothen Meere« einerseits und Egypten andererseits, der Congostaat bat sür ihn so lange keine Be deutung. al« er nicht al« Verbündeter der Engländer und Türken austritt. Liese beiden Nationen sind e«, welchen der Nncbeseldzug de« Mahdi gilt, der religiöse Fanatismus und der Fremdenbaß sind nur Mittel zum Zweck, um die Masten leichter in Bewegung zu setzen. Die eigentliche Ursache de« Kampfe« ist die Mißhandlung der sudanesischen Bevölkerung, durch Jahrhunderte hindurch fortgesetzte Aussaugung und Sklaverei. Der Mahdi ist der Befreier der mißhandelten Bevölkerung von türkischem und englischem Truck, und weil dieser Gegensatz der Angelpunkt der ganzen Bewegung ist, an deren Spitze der Mahdi steht, deshalb sab sich auch Gordon genöthigt, den Interessent«! de« SclavenhandelS Zu geständnisse zu machen, die er au« eigenem Antriebe niemals «macht hätte. ES hasten dieser Bewegung große Unklar st«» an, welche sich au- den widerstreitenden materiellen und religiösen Interessen, au« dem Gegensatz zwischen den auf Herrschaft au-gehenden Europäern und den geknechteten Bewohnern Egypten« und deS Sudans aus der einen, zwischen der christlichen und mohammedanischen Religion ans der andern Seite ergeben, aber die eigentlichen Hauptseinde de« Mahdi sind die Engländer und die Türken, jene al» die Herren de« zmn Theil mohammedanischen Indien«, diese als die Unter drücker Egyptens und de» Sudan«. Möglich, daß die von Erfolgen berauschten Mahditen sich auch eines Tage« gegen die Colonialbestrebungen der im Süden de« Aequator« wirkenden Europäer weuden mögen, heute droht diese» von dorther keine Gefahr. Aber eine andere Gefahr besteht in Centralafrika für die sich gegen die Engländer verbündet, um ihnen und den Portugiesen die Congomündungen streitig zu machen und durch Feststellung neuer völkerrechtlicher Grundsätze ihrer Habgier Zügel anzulegcn. Da« fordert Rache, und um diese mit allen Ränken in- Werk zu setzen, sind die Engländer mit den nöthigen Eigenschaften ausgerüstet. Im Sultanat Zanzibar haben die deutschen Colonisten durch ihre Betriebsamkeit und Klugheit seit einer Reibe von Jahren feste» Fuß gefaßt unv die Engländer all- mälig au« der herrschenden Stellung, welche sie bisher ein« nahmen, hinauSgedrängt. Besiegelt wurde diese Thatsache durch die Einsetzung de« vr. Röhls« al- deutscher General konsul in Zanzibar. DaS war nicht nach dem Sinne der Engländer, und deshalb haben sie alle Hebel i» Bewegung gesetzt, um den Sultan Said Bargasch aus ihre Seite zu ziehen und ihn zu feindlichen Schritten gegen die Deutschen zu veranlaßen. Der Sultan war lhöricht genug, diesen Ein- slUsterungen Gehör zu schenken und jetzt wird die Strafe für seine» Treubruch nicht auSblciben. Noch sind die diplomati schen Beziehungen zwischen Deutschland und dem Sultan Said Bargasch nicht abgebrochen, aber ivean er in seinem Wahn verharrt, daß die durch kaiserlichen Schuhbries in ihren Rechten anerkannten Mitglieder der Ostafrikanische» Gesell schaft sich durch Gewaltmagregeln au« ihrem wohlerworbenen Eigenthum herausvräagen lasten, dann wird er die Macht Deutschland« in sehr unangenehmer Weise zu fühlen bekommen. Schon ist ein Geschwader mlterweg«, welches wahrscheinlich au« den Kreuzersregalte» „Prinz Adalbert", „Elisaveth" „Stosch" und „Bismarck" besteht, um den bethörlen Sultan sür sei» gewaltthätiges Vorgehen gegen deutsche Colonisten zn züchtigen und die verletzte Autorität der deutschen Flagge wiederhcrzustcllen. Welche Nolle die Engländer bei der Entwicklung de« Streits gespielt haben, ist noch nicht öffentlich bekannt, aber an Ort und Stelle wird man darüber vollkommen klar sehen. Man sollte glauben, baß England durch seine bedrängte Lage in Egypten allcHändevoll zuthun hätte, »m sich gegen dieFolgen der Thorheit scinerRegiernng zu wehre». DerNückzug an« dcmSudan, dieUebcrsührung ver Garbe von Suakim nach Alexandrien, dicAn- kunft de« Generals Wolseley in Kairo sind so nicverdrückcnde Thatsachen für den englischen Stolz, daß vollständige Zurückhaltung in allen internationalen Angelegenheiten die alleinige Richtschnur für die englische Politik bilden müßte. Statt Vesten geben die Engländer durch ihr Verhalten i» Zanzibar neuen Anlaß zur Unzufriedenheit, und die Regierung scheint durch Gehcnlaisen diese Bestrebungen zu ermuthigen. ES ist klar, daß ein junge«, kaum errichtetes StaatSwefen wie der Congostaat, vor allen Dingen der Sicherheit gegen äußere Angriffe bedarf, um sich zu befestigen und sich zu organisireii, wenn also feindliche Stämme sich vereinigen, um diese Entwickelung zu hindern oder ihr Schwierigkeiten zu bereite», so kann da« nur zum Schaden deS jungen StaatSwesens ausschlagen. Tie Engländer mögen sich besten freuen, aber ibre Freude wird nickt allzu lange dauern, denn ein paar Hundert Matrosen und Marinesolvatcn reichen hm, um den irregeleiteten Sultan von Zanzibar zur Vernunft zu bringen und die mit ihm verbündeten Araberstämmc zu Paaren zu treibe». Aber die ohnehin gereizte Stimmung Deutsch land« gegen England wird durch solche Nadelstiche nicht ver bessert und die Engländer werden auS der Haltung, welche Deutschland in der egyptischen Finanzfrage und aus der Suez- canal-Conferenz in Paris ciniiimmt, ersehen, daß Deutschland die englischen Pläne aus Machlerweiterung nicht unterstützt. England befindet sich augenblicklich in einer schweren Krisis, die von seinen Feinden und Nebenbuhlern nach allen Richtungen hin zum Nachtheile Englands ausgebeutet wird, warum be müht sich England nickt, wenigsten» die Nationen, welche ihm blutsverwandt sind, sich zu Freunden zu erbalten? Eine Zeit lang hatte e« den Anschein, daß die englische Regierung die Tragweite der Colonialsrage in Deutschland richtig erkannt und ihre Politik danach eingerichtet hätte, aber die neuesten Rückfälle in die ursprüngliche Scheelsucht und Mißgunst belehren un« darüber, daß wir mit England noch manchen barten Strauß au-zusechtcn haben werden, bi« ein sür beide Theile ersprießliche« Berhältmß sich Herausstellen wird. Der Sulla» von Zanzibar ist das bedauernSwerlhe Opfer eng lischer Intriguen; wenn nicht vor Eintritt ernster Ereignisse Gladsione zur Besinnung kommt und das. wa« in Zanzibar von seinen Landsleuten verbrochen wurde, wieder gut macht. Da« Schweige», welches an maßgeteiidcr Stelle über diese Angelegenheit beobachtet wird, berechtigt zu der Hoffnung, daß weitere ernste Schritte Deutschland« in Ostasrika ver mieden werden können. * Leipzig, 30. Mai 1885. * Der Reichstag hat die erste Session seiner neuen Legislaturperiode leidlich gut überstanden; er hat eine qanze Reihe positiver Arbeite», darunter solche von erstem Na»g. zu Stande gebracht; er hat insbesondere in der Frage der Colonialpolitik der Regierung seine Unterstützung gewährt, wenn auch unter langem Zögern und viel Widerspruch. Der Druck der öffentlichen Meinung hat in dieser populären Zeit- srage selbst bei dem Centrnm und den Tculschircisiniligen seine Wirkung nicht ganz verfehlt. Auch in der Social- und Zollpolitik konnte die Regierung sich aus eine entschiedene Mehrheit stützen. Wenn man bei Beginn der Session viel fach der Meinung gewesen, der Reichstag werte dem Schicksal der Auslösung nicht lauge entgehen, so bat sich ein aus« reichender Grund hierzu in dem ersten Abschnitt der neuen Legislaturperiode nicht ergeben. Indessen wenn man beim Rück blick auf die verflossene Session zu dem Ergebniß kommt, der neue Reichstag habe sich praktisch besterbewährt al« man c« nach seiner Zusammensetzung hatte annehme» können,so darf dock nickt über sehe» werden, daß die folgenden Sessionen un« noch weit kritischere Entscheidungen bringen werden. So wird in der nächsten Session über den Fortbestand de« Sociatistengesetze« und spätestens in der zweitfolgenden Session über ein neue« Mil itairge setz bei dem bevorstehenden Ablauf de« Sep- tennat« entschieden werden wüsten. Allen Entscheidungen, welche die Befestigung de« Reich« und die Stärkung der Staatsgewalt zum Zwecke haben, wird man bei den doctri- »airen Grundsätzen der deutschfreisinnigen Partei und dem antinationalen Sinn de« Centrnm« in dem gegenwärtigen Reichstag nur mit sehr ernsten Besorgnisten entgegensetzen können. Die beiden genannten Gesetze werden die eigentlich entscheidende Probe für den Reichstag sein, und c« könnte sich wohl ereignen, daß sie zum Schlachtruf für neue Wahlen werden. Denn da« ist nun einmal der Jammer in unseren parlamentarischen Verhältnissen, daß e« seit längerer "eit an einer zuverlässigen nationalgefinnten, die icherheit von Reich und Staat allem Andern voransiellenden Mehrheit fehlt. DaS vermag eine conservativ-klcrikale Mehr heit, die bei allen großen nationalen Fragen in die Brüche geht, nicht zu ersetzen. * AuS Kiel, 27. Mai. wird der „Vossischen Zeitung" von der Marine geschrieben: Die Nachricht von der Bildung eine« neuen afrikauischen Geschwader«, welche« dle«mal an der Ostkaste de« dunklen Con- tinent« zu operiren haben wird, ist zwar noch nicht amtlich bestätigt, aber sie wird hier i» unterrichteten Kreisen für richtig gehalten. Da- Geschwader soll in der That au« den drei Kreuzersregatten „Stosch'^, „Elisabeth" und „Prinz Adalbert" gebildet werden. In diesem Kalle wird Commodore Paschen mit der Führung des jchwaderS betraut werden und so daS in unserer Marine bisher einzige Ereigniß eintreten, daß ein Osficier unmittelbar hinter einander das astatische, australische und afrikanische Ge- lchwader commandirt hat. Der Ort, wo sich das Geschwader bilden soll, ist noch nicht bekannt; daß die Schiffe von China, Amerika «nd Australien aber direct nach Zanzibar gehen werden, wird be- zweiselt. Tie beiden Tender sür da« Geschwader, „Adler", Com- Mandant Lieutenant zur See von DombrowSkq, und „Ehrensels", Eommandant Lieutenant zur See Neitzke, welche schon in diesen Tagen Wilhelmshaven verlassen, werden, wie vcrlaulet, die Reise durch den Suezcanal antreten. Die Tender bringen den drei Schiffen neue Berprovlantiruag, Reservetheile, Munition und Kohlen, dock« werden sie da- gesammte Quantum nicht bewältigen können; cS heißt auch, daß noch zwei Hamburger Dampier von der Marineverwaltung gechartert sind. DaS neue Geschwader verfügt über 44 Geschütze und 1240 Mann. Die Kreuzer-Fregatte „Bismarck", Eommandant Capitain z. S. Karcher, an Bord Coatrc. adiiiiral Knorr, geht ans die ostasiatische Station als Flaggschiff, und Admiral Knorr wird an Stelle deS zeilweilig mit der Führung des CommandoS betrauten Capt. z. S. Schering Ches des oft- asiatischen Geschwaders. Nachdem die Kreuzercorvette „Olga", Eommandant Corv.-Cavt. Bciidcmann, morgen von den« Ches der Admiralität, Generallieutcnant von Caprivi inspicirt ist. wird sie Siab und Besatzung zum Theil wechseln und dann als Freiwilligen- Schulschiff ferner i» Dienst bleibe». An Bord werden 110 der ältesten Vier jährig-Freiwillige» commandirt, welche einen AuSbildungScursus an Bord eines Schulschiffes noch nicht durchgemacht haben. Die ganze Besatzung der Olga besteht auS 267 Köpsen, die überwiegende Mehr heit also aus scebefahrenen Leuten. Das Schiff wird bis zum Herbst in der Ostsee kreuzen. Auch die letzten Schulschiffe, welche bisher noch keine größeren Touren unternommen haben, rüsten sich jetzt, den Kieler Hasen zu verlassen. DaS SchiffSjungenschulschisf „Ariadne", Eommandant Corvettencapitaln von Arnim, welches bei Friedrich-ort ankert, geht morgen in See; am 1. Juni folgen die Segelsregatte „Niobe" (Ladettenschulschiff), die Kreuzercorvette „Luise" und die Brigg „Mutquito" (Schiffsjungenschulschiffe). * Der Rückgang der deutscksreisinnigen Partei giebt sich u. A. auch in dem häufigen Eingehen ihrer Preß- unternebmuiigen kund. Es sind deren in den letzte» Monate» eine ganze Reihe verschwunden. Soeben zeigt wieder Verlag und Redaktion der „Naumburger Zeitung" au: „Hier durch bringen mir zur allgemeinen Kenntniß, daß wir, durch die gegenwärtigen mißlichen Zeitverhältnisse gezwungen, das scrnerc Erscheinen der „Naumburger Zeitung", des Organs der Deutschsreisinnigcn zu Naumburg a,S., eingestellt haben." * Wie schweizerische sociatdcmokratische Blätter mittheilen, bat jüngster Tage in Mitte Bayerns (Nürnberg?) eine Z» sanlmenkunst der Vertrauensmänner derSocialbemokralen in Bayern ftattgesnndcn, in welcher u. A. auch ein Beschluß über die Landtagswahlen gefaßt wurde, dahi» gehend, an den künftigen Landtagswahle» nach Kräften sich zu bc- theiligen unv mit den geeignete» Vorbereitungen zu den 1887 stattslndenden Wahlen alsbald zu beginne». Dieser so früh zeitig gefaßte Beschluß möchte überraschen, da bisber von social demokratischer und von demokratischer Seite bei ankere» Wahlen und im PctltionSwegc an den bayerischen Landtag die Ansicht geäußert wurde, daS bayerische LandtagSwahlgesetz sei ein so illiberale«, daß die Vertretung großer BcvölkerungSschicktcn i»i Landtage von vornherein ausgeschlossen erscheine n»v jede Agitation der nickt besitzenden Elasten bei den Landtag-Wahlen eine vergebliche sein werde. Nun beweist der Beschluß der socialdemokratischen Conferenz, daß daS Gesetz doch nicht so schlimm ist. als mau zu behauplen sür gut befand. Ta« fragliche Vorhaben der bayerischen Sccialdeinokralie ist jeden falls durch die letzten NeichStagSwahlc», in «pecio die Wahl de« Abg. v. Vollinar i»> Wahlkreise München II, gezeitigt worden; der „Bayer. Landbote" verweist ans diese Ereignisse unv hält einen Erfolg rer „Arbeiterpartei" in einigen Wahl kreisen, u. a. München, sür mehr al« wahrscheinlich. V * * * Zum dänischen VersassungSstreit schreibt man der „Politischen Correspondenz" au« Kopenhagen, 2t. Mai: Die Politik hat in Dänemark eine sociale und ökonomische Wendung genommen. Tie politische Opposition bat den Grundsatz angenommen, daß man die politischen Gegner dadurch zu treffe» suchen müsse, daß man ihnen den Lebensunterhalt entzieht. CS ist die» allerdings ein neuer Ausdruck der Ohnmacht der oppositionellen Parteien. Da die Regierung dem Büchseniinwesen Schranken gezogen hat, ist man im Begriffe, Bereme zu bilde», welche die politischen Gegner von Lommune zu Commune conlcribiren oder richtiger pro- icribiren sollen, um ihnen social und ökonomisch möglichst großen Schaden zuzufüge». Cs sind dies die von einigen solch-» Vereinen gebrauchte» eigenen Ausdrücke. Lin Kausmann, ein Handivcrkcr oo» der rechten Seite dars keine Kunden haben, bevor er nicht in sich gegangen ist und sich bekehrt bat. Ja, die Erbitterung wird so weit getrieben, daß man eine Agitation entfesselt hat, um dafür zu sorgen, daß die Kirchen aller der Rechten wohl gesinnten Prediger leer stehe». Tie Rechte ihrerseits hat bisher in dieser Richtung Mäßigung bewiesen; nur MaieftäiSoerbrechen, die sehr häufig Vorkommen, oder offenbare Uebertretungen des Gesetzes, welch« zu politischen Zwecken begangen werden, sind von der Regierung mit Vorladungen oder Absetzungen bestraft worden. Doch schon tritt In den reglerungS- sreundlichen Zeitungen eine sehr deutliche Tendenz dahin zu Tage, der Taktik der oppositionellen Radikalen, wenn nothwendig, zu folgen und den Kamps ebenfalls aus daS sociale und ökonoiimche Feld hinüberzuspielen. Aus diesem Gebiete hat aber die Recht- die höheren Trümpfe in der Hand, indem e- unseren Gutsbesitzern srcisteht, sür jeden Gewerbsmann ihrer Partei, den die Linke brotlos machen sollte, Prioritäten bei zehn bi« zwanzig Kleinbauern auszutüiidigen, wodurch unter den jetzigen landökonomischen Verhältnisse» Tausende und aber Tausende der letzteren von Hau« und Hof vertrieben würden. Es ist bisher von «eite der Rechten daraus nur im Sinuc einer Warnung hingewiesen worden, um zu erinnern, waS geschehe» könnte, falls die Linke den betretenen Irrweg weiter versolgen sollte. Biele Hunderte von Versammlungen werden abgehalten, gewöhn- lich mit sehr tumultuarischem Verlaufe und bisweilen direct zu Schlägereien und Handgemengen entartend. Der Totaleindruck, welchen man auS allen diesen Erscheinungen gewinnt, ist der, daß die Opposition sehr rathlo- ist und sich eigentlich nur damit be- gnügen wird, für die nationale Berthetdiguna (dle KriegScasse der Linken) Geld einzusammeln. Eine Aulsicht aus einen Waffenstillstand oder FricdenSschluß ist nicht vorhanden. Die Position der Regierung erscheint so stark, daß e« nicht wahrscheinlich ist, daß sie an Nach- giebigkeit denken sollte, und wa« die Linke betrifft, so hat einer ihrer Führer erklärt, sie habe Zeit zu warten, bi« der letzte Mann von der Rechten im Lande gestorben ist. An neue Gesetze ist natürlich nicht zu denken, so lange dies dauert; die Administration hilft aber diesem llebelstande einigermaßen ab. Man sagt, daß die gesammte Opposition zum Herbste ihre Man- date iiiedcrlegen will; es wären dies 80 von den Mitgliedern des Volksthings, 101 an der Zahl. Die« wäre ein sehr gewagtes Mittel. Die Opposition würde wohl wieder gewählt, aber durch sechs Woche» würde die Linke fehlen, und die Regierung hätte somit völlig freie Hände. * Man schreibt un« au» Brüssel vom 27. Mai: Die Anarchisten Brüssel« hatten sich am Sonntag im Saal« des Navaloramo zu einer „Feier de« Haupttag« der blutigen Woche" (Niederwerfung de« Commune-Ausstand« zu Paris am 24. Mai 1871) zusammengesundcn. Etwa 200 Thetlnehmer, darunter eine große Anzahl Neugieriger, hatten gegen rin Entrv« von 10 Centimes Zutritt gesunden; zu beiden Seite« der Rednertribüne waren rothe und schwarze Fahnen ausgehängt. Ein sehr jugendlicher Redner eröffnet« die Versammlung mit einer schwülstigen Loblttunn« aus die Lommune, woraus der Vorsitzende der Brüsseler anarchistischen Gruppe, Monnier, und der uuoermeidlicheAdvocai RochSplingard das Andenken der „35,000 in den Pariser Straße» gemordete» Brüder" wachrieseu. Der genannte Monnier ergriff nochmal« da« Wort, um Victor Hugo, den „Einfaltspinsel, der an Gott glaubte", zu beschimpse», wurde ober von einem Un bekannten daraus hingewiesen, daß der tobte Dickster jeinerzcir dir Sache der Commune oettdeidigt habe. Die Versammlung schloß in vollster Ruhe. Am Abend wnrde der Pariser Mnmcrpolrath Jossrin. der Führer der b4 Pariser Arbeiter-Deleairtrn zur Anliverpener MeltaaSftellung, in einer Kneipe am Markt platz von betrunkenen Theilnehmern der Anarchisten - Ver sammlung provocirt und durch Stockschläge mißhandelt. — Der internationale Congreß für Binnenschisssahrt ist am Montag im „kalnü ckes Leaäswie»" eröffnet worden. — Die am Pfingstsonntage stattgesundenen Provinzialwahlcn hgbrn ein erfreuliches Resultat zu Gunsten der liberalen Pariei ergeben. In 12 Canionen fanden Wahlen statt, und von 6 Tantonen, in welche» cs zui» Kampfe kam, haben b mit zum Theil erheblicher Majorität Liberale gewählt. Einzelne Ergebnisse sind ganz überraschend: im vorigen Jahr erlagen die Liberalen in Namur mit 200 Stimmen der klerikalen Mehrheit: diesmal hoben sie ein Plus von 120. In N velleS beträgt die liberale Majorität 400 Stimmen, während 1884 noch ein Ballotement nSthia war. — Die Einweihung der neuen prächtigen QnaiS in Antwerpen wird am 12. Juli stattfinden. Außer der königlichen Familie gedenken daS holländische KöiiigSpaar und der Prinz von Wales mit Gemahlin der Festlich keit bcizuwohnen. * Da« vom französischen „Journal ofsiciel" publicirte Teeret, durch welche« die jetzige Kirche Saint-Genevisve. da« Pantheon, seiner angeblich „ursprünglichen Bestimmung iviedergegeben" wird und fortan sür berühmte, sowie um Frankreich verdiente Männer als Bcgräbnißstätte dienen soll, wird nicht blos von Seiten der Klerikalen und Monarchisten heftige Anfechtung erfahren. Bereits wird in der gemäßigt rcpuvlikanischen Presse daraus hingewiesen, daß wa» nur die Geschickte deS Pantheons zu lesen brauche, „jene klägliche Reihenfolge von Ehren und Beleidigungen, welche denselben Persönlichkeiten zu Theil wurden", um sich zu überzeugen, wie wenig vernünftig e« ist, den öffentlichen Gewalten in Frankreich die Ausstellung derartiger Nachruhm- Palente zu überlasten. AlS nach dem Tode Benjamin Consiant'S ein ähnliches Project austauchte, wie« daS „Journal de« Debals" daraus hin, daß „daS Paulheo» sür die gestorbenen Bürger überall wäre, sobald daS Volk es wolle." Mit Recht wird die Frage aufgeworfen, we» ma» nach Victor Hugo im Pantheon beisetzen wolle; eine Frage, die je »ach den Umständen mit einer Stimmcnmehrhclt von zehn bis zwanzig Stimmen entschieden werden könnte. W:N> doch nur in seltenen Fällen selbst in, republikanischen Lager hinsichtlich der Beurtheilung eines Verstorbenen nahezu t c- sclbe Uebereinstimmung herrschen, wie gegenwärtig in Bezug aus Victor Hugo. Hierzu kommt, daß die kirchlich gesiunleu Katholiken das Paulheon sür entweiht erachte» müssen, alio gar nicht mehr betreten dürsten. WaS die „ursprüngliche" Bestimmung deS Panlheon betrifft, so besindet fick dasselbe »a ß der Legende über dem Grabe der im Jahre 512 daselbst be statteten heiligen Genoveva, woselbst zuerst eine Capelle, tan» eine Kirche errichtet wnrde, die gegen Mitte deS vorige» Jahrhunderts niedergerissen worden ist. Der Grundstein snr den heutigen Bau. dessen Plan von Sousslol entworfen wurde, ist im Jahre >764 gelegt worden, aber auch dieser Bau war der Schntzpatronin von Paris, der heiligen Genoveva, gewidmet. Erst die Nationalversammlung nahm >m Jahre l79l von dem Pantheon Besitz und versah den Bau mit der Ausschrsst: ,.^ux grsn»l8 Iinmmos In pntrio reconnnl88Lllte." Diese In schrift wurde 1822 entfernt, um nach der Iuli-Nevolution wieder hergestellt zu werden. Ein Teeret vom Jahre 1851 bat dann da- Pantheon wieder zur Kirche St. Gcnevibve gemacht, welche Eigenschaft ihr nunmehr wieder entzogen werden soll. Im Pantheon befinden sich unter anderen auch Denkmäler Voltaire's und Rousscau'S; beide Grabmälcr sind inkcsscu leer, die Gebeine sollen nach 1815 heimlich wcggc- brachl und an einem unbekannten Orte verscharrt worden sei». * In Philippopel, der Hauptstadt von Ostrumelien, ist es. wie bekannt, vor nickt langer Zeit zu Excessen der bulgarischen Bevölkerung gegen die griechische gekommen. Ucber dieselben wird der „Allgemeinen Zeitung" auS Sofia geschrieben: Die Ursache jener Austritte liegt in dem alten Hasse, welche» zwischen Griechen und Bulgaren besteht, und der haupt'ächlich von de» Griechen in Makedonien geschürt wird. Sie tragen auch an der ganzen macedonischen Bewegung die Hauptschuld, ihr« Ränke und Bedrückungen haben dieselbe herausbcschworen. Durch die Er-
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