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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-31
- Monat1885-05
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1885
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3067 gedruckt in die Hände der Mitglieder gelangen, waS bi» nächste» Mittwoch gleichsallS nicht möglich sein würde. Man wolle also dir .«treffende Anzeige im Tageblatte nicht in dieser, sondern erst in nächster Woche erwarten und gefälligst beachten. : Schneeberg, 29. Mai. Gestern und heute weilten die Mit- «lieber de- Cantoren- und LrganistenvereinS derKreiS- yauptmannschast Zwickau m unserer Stadt, um die Pfingst. Versammlung hier abzuhaltcn. Gestern erfolgte nach stattgehabter Begrüßung geselliges Beisammensein, bei welchem der Gesangverein Liedertafel durch verschiedene LicLcrvorträgc die Anwesenden er. sreute. Die Hauptversainiuliiiig fand heute im Saale des Casino statt. Nach den Eröffnung;, und Begrüßungswortea de- Bor- sitzenden, Herrn Organisten Bitterlich-Plauen, ergriff Herr Stadtrath Pausier das Wort, um die Versammelten Namen- der Stadt Schneeberg und ihrer Vertreter herzlichst zu begrüßen, die Sympathien derselben mit den Bestrebungen de- Verein-, der die Pflege und Hebung der kirchlichen Musik bezweckt, zu bekunden und ihnen eine recht gedeihliche Arbeit auch hier zu wünschen. Gleiche Be- grüßung erfolgte auch durch Herr» Stadiverordnetenvorstehrr Freytag. Herr Bürgerschullehrer Kleine au- Waldenburg hielt sodann einen sehr eingehenden Vortrag über die „alten Kirchenronarten", deren Geschichte, Wesen und Bedeutung sür die geistliche Musik darin er- örtert ward. Die musikalische Richtung, die im neuen Landeschoralbuch« zur Geltung gekommen ist. saud seine vollste Zustimmung. Da ein Coreferal nicht vorlag. ersolgtc keine Disrussion, doch war ersichtlich, daß der Standpunct des Referenten, namentlich in der Choralbuch srage, nicht allenthalben Zustimmung sank. Von Interesse war eine spätere Mittheilung, nach welcher kürzlich bedeutende musikalische Kräfte in Leipzig Schritte in Erwägung gezogen haben (?), um eine Ab änderung des Choralbuches zu erreichen. Der von, Herrn Vorsitzen- den Bitterlich erstattete Bericht über die nunmehr 10 jährige Thätig- keit des Verein- entrollte ein höchst interessantes Bild von dem tüch tigen Streben de- Vereins, der redlich bemüht gewesen ist, seiner Ausgabe gerecht zu werden und seine» Mitgliedern in ihrer musika lischen Bildung Förderung angedeihen zu lassen. Der Verein bat daher die Anerkennung, die er sowohl beim LandeScousistorium als auch beim Tultu-ministerium gesunden, wohl verdient. Eine Aus sprache über die Anwendung von Parallelmelodien zeigte, daß die N^tzglicder es in erster Linie sür geboten halten, aus die Vcrhält- nisie in den Gemeinden Rücksicht zu nehmen, um dadurch den eigent- liehen Zweck des Gottesdienste-, die Erbauung der Gemeinde, nicht zu beeinträchtigen. * Die Frage, ob Musiker unter da- nordamerikanische ContractSgesetz fallen, beschäftigt zur Zeit die Kreise der Musiker Ncw-UorkS auss Lebhafteste. Am 26. Februar d. I. hat der Longreß bekanntlich ein Gesetz angenommen, welche- die Einführung von Ausländern unter Conlracten oder Vereinbarungen zur Ber- richtung von Arbeit in den Bereinigten Staaten bei einer Strafe von 1000 Dollars untersagt. Als nun dieser Tage, so schreibt man der „Börsenzeitung", die Landung einer au- 400 s?) Mann, unter Leitung des Capellmeisters Friedrich Wagner, bestehenden Musik capelle, welche in Deutschland engagirt worden war, um in einem Ver gnügungsetablissement unserer Nachbarstadl Philadelphia zu concertiren, avisirt wurde, strengte die meist aus deutschen Musikern bestehende „Musical Mutual Protcctive Union" in der Suvreme Court eine Klage gegen den „Norddeutschen Lloyd" an, um denselben an der Landung der Capelle zu verhindern. Der Richter weigerte sich indeß, den Einhalrsbesehl zu ertheilen, erklärte sich dagegen bereit, einen Besetz! »u erlassen, demzufolge genannte Dampsergesellschast Gründe angeben soll, warum die Landung nicht untersagt werden solle. Al- die Sache am anderen Tage wieder zur Verhandlung stand, ergab e- sich, daß die Musiker bereit- gelandet und nach Philadelphia abgereist waren! Der Richter wie- die Sache daher ab und erklärte, die Auslegung des Gesetze- den Bundesgerichten überlassen zu müssen. Da in der nächsten Zeit noch mehrere ausländische Musikcapellen hier eintreffen werden, um in den Seebädern zu concertiren, so wird die genannte „Union" Alle- ausbieten, um eine baldige buudesgerichtliche Entschei dung herbeizuführen. Die Frage drängt sich Einem unwillkürlich auf, ob auch Solisten, die mehrere 100 oder gar mehrere 1000 Dollars per Abend bekommen, unter das Gesetz fallen? Man wird denselben doch kaum den Vorwurf machen können, daß sie die Preise herunter- drückeak Aunst-Verei«. * Sonntag, den 31. Mai. Ausgestellt sind 1) an Ge mälden: ein „Seestück" von Andreas Achenback. „Ansicht einer römischen Straße" von O-wald Achenbach, „Abend gang" von Hermann Prell; 2) 25 Bl. Photographien nach «culpturwerken Michelangelo'-; 3) 2 Statuetten (in Gips) von M. Wagmllller. Vorbildersammlung für Lunstgewerbe. Am 2«ha»»csplatz Nr. 7. im Parterre »er Städtischen Gewerbeschule. ES bleiben ausgestellt: 1) die vor wenigen Tagen er weiterte Folge von Tafeln aus dein modernen Prachtwerke „Allegorien und Ein kleine", herauSgegebcn von Ma rlin Gerlach und vr. A. 3lg und 2) eine anderweitig geordnete Reihe von Tafeln aus der „Ornamentalen Formen lehre" von Franz SaleS Meyer. — Der Besuch der Borbildcrsamiiilung und die ordnungsmäßige Benutzung deS reichen Inhalts der Mavpcn der Saniniluiig ist Jedermann während der Besuchsstunden, die im TagcSkalcnder angegeben sink, unentgeltlich dargeboten. Del Vecchio's Kunstausstellung. Sehr hübsch versteht sich Max Tobt mit seinen sittenbildlichen Figuren in da- siebzehnte Jahrhundert zu versenken. Neuerdings hat er wieder ein zierlich gemaltes Bildchen au- diesem Stoffgebiete ausgestellt, eineu blonde» KriegSmaan de- dreißigjährigen Kriege-, der in seligster Weinlaune beim Kruge sitzt. Das ist kein mit er borgtem Costüme angethaneS, gcmietheteS Modell, sondern eia ganz« Mensch, der sich in seinem Wams und seinen Reiterstieseln wohl fühlt und mit ihnen zusammengewachsen ist. Neben dem Todt'schen Bilde stehen aus der Stassclei im ersten Saal zwei allerliebste kleine Land schaften vonI. Schoyerer mit Motiven aus dem Oberenaadin. näm lich der „Bcrninawassersall" und der „Morteratschgletscher . Auf dem ersterea Bilde schäumt im Vordergründe der Flatzbach malerisch zwischen Führengehölz über FelSblöcke herab, während sich rechts im Hintergrund mit warmen Fernetinten überhauchte Bergwände erheben. DaS andere ist rin Blick über den steinigen, mit Nadelwald um rahmten Vordergund in eine großartige Gletscherwelt, au- deren Eismassen sich recht- der Morteratsch und der Piz Bernina, weiter- hin noch kleinere Felszacken erheben. Paula kohlschütter ist im zweiten Saale durch zwei sehr tüchtige neue Leistungen vertreten. Da- eine ist ein „weiblicher Studicnkops". Zierlich schmiegt sich da- schwarze Leibchen mit dem brocatcn Brnstelnsatz an die jugendliche Gestalt; den weißen HalS nmschließt eine geschmackvolle Silberkette und sinnig schaut da- schöne Gesicht unter dem grauen Häubchen und dem dustig über die halbe Stirn fallenden Schleier hervor. Klar tritt da- Ganze au» dem warm gestimmten tiefrothen Hintergründe herau-. Da- andere ist eine mit HerzenSwärme empfundene sitteobildliche Scene „Verwaist". Ein größeres Mädchen sitzt, an den Spinnrocken gelehnt, aus dem Fenstertritt und hält da- neben ihr sitzend« kleinere Brüderchen wehmüthig an der Hand gefaßt. Beide blicken tbränenfeuchten Auge- vor sich bin, denn sie haben wohl da- Einzige, was sie hatten aus der Welt, da» Mütterlein, verloren. Sehr hübsch hat e- die Astalerin verstanden, das durch die Butzen scheiben de- Fensters auf die Kinder herabsallende Licht »u behandeln. Am Eingänge zum dritten Saale hängt ein vortreffliches Thierstück von Anton Henke: „äsende Rehe". Auf steiler, mit Fel-blöcken besäter, mit dürrem Grase bestandener Lehne äst vorn ein stattlicher Rehbock, weiter hinten ein Reh. Beide Thiere zeigen von trefflichem Natnrstndium. Eine talentvoll ausgelübrte Arbeit ist der daneben in der Thürleibung hängende „Pserdekops" von Franz Schmidt, einem jungen Leipziger Künstler. An der rechten Wand des dritten Saale» besindet sich jetzt eine neue Landschaft von Paul Flickel: „Schneidemühle im Jlsethal". In einem mit herrlichem, durch- soautem Laubdach überwölbten Grunde schäumt da- Daldwasser über die Blöcke. Links vom Hange schauen die Mühlgebäude malerisch herunter. Aus der Staffelet im dritten Saale ist jetzt eia interessante» Figurenbild, ein „verwundeter französischer Soldat", lebensgroße» Kniestück von Lhr. Heyden, ausgestellt, eine wirklich bedeutende Leistung. Die blaue Uniform mit dem gelben Kragen und gelben Abzeichen und breiten rothcn Chevrons aus dem linken Arme, die männlich« Farbe des Kriegergesichts mit dem wetßen Tuch« um die verwundete Stirn, da- alle» ist auch coloriftisch trefflich ynter sich und mit dem grauen Hintergründe abgestimmt. An der Hinterwand, dem Fenster gegenüber, befindet sich noch «in hübsche« Landschaft-bild mit Staffage von Jul. Kornbeck. .Waldfrevel". An steilem Waldrande, mit dem Blick aus eine weite Ferne, ruhen zwei Dainen und schauen zu, wie ihr männlicher Be ileiter ein Paar NamenSzüge in die Rinde eine- Baume- schneidet. Neben diesem Bilde hängt noch ein virtuos gemalte- „Blumcnstück" von Frau C. Friedrich Aus dem Sims eines weiuumrankten Fenster- steht ein Krug mit Rosen und Feldblumen, alle in leben- vollster Wiedergabe und in der Farbe gut zusammengestimmt. Adolf Wei-ke. Leipzigs zweihundertjähriges „Kaffee - Jubiläum". Mitgetheilt von Otto Moser. Ja diesem Jahre vollzieht sich in unserer Stadt ei» zwei- hundertjähriges Jubiläum, da- ohne die heutige Erwähnung wahrscheinlich still und unbemerkt vorübergegangen wäre, und doch für Alt und Jung, Groß und Klein, Arm und Reich von Interesse sein dürste — die Linsührung de- Kaffee-. ES war im Jahre 1685, al» ein speculativer Leipziger, welcher von der Errichtung von Kaffeehäusern in Wien, wo der Kaffee nach der glücklich abgeschlagene» türkischen Belagerung eingesührt worden war, gekört hatte, ein solche» hier austhat. ES ist die- der noch jetzt unverändert vorhandene Kassecbaum in der Kleinen Fleischer- gaffe, dessen Rus und Ruhm sich jedoch hauptsächlich erst im Jahre 1694 begründete, wo Kurfürst August der Starke dort eine Tasse de» fremden Getränk» zu sich nahm und daran solch Wohlgefallen fand, daß er zur Erinnerung an seinen Besuch da» über der Haus- thür befindliche Steinbild, einen kaffeetrinkenden Türken darstellend, anbringen ließ. ES geschah die» wahrscheinlich in der MichaeliS- messe, wo der Kurfürst, welcher nach dem Tode seine- Bruder- Johann Georg IV., erst kürzlich die Kurwürde und im Juli von der Stadt Leipzig die feierliche Erbhuldigung empfangen hatte, sich hier mehrere Tage aushielt. Es war die» de- Kurfürsten erster Mcßbesuch, während dessen er noch in der Pleißenburg wohnte. Der Kurfürst hatte seine Gemahlin mit, und e» fanden allerhand Divertissement» statt. So kam da» kurfürstliche Paar, mit anderen fürstlichen Personen und vornehmem Gesolge, am 2. October de» AbeudS aus h»r Börse zusammen. Hier hatte der Rath vier Wind- öse» und einige mit grünem Tuche beschlagene Spieltische ausstellen lassen, und in einem Fenster, aus der Seite nach dem Rathhause zu, war eine Erhöhung von drei Stuse». gleichsallS mit grünem Tuch beschlagen, sür die Musikanten aufgerichtet. Nähere- über die Diver tissement- dieser Abendgesellschaft fehlt. Zur sittlichen Hebung der Bevölkerung trugen die Kaffeehäuser, deren sich bereit» 1697 in Leipzig mehrere vorfanden, nicht bei. Schon in der Neujahr-messe dieses Jahre- sah sich der Rath ge- nöthigt, durch den Gerichtssrohn und die Stadtknechte die Kaffee- Häuser visitiren und die darin befindlichen gemeinen Weiber und andere- lose- Gesindel in Verhaft nehmen und nachgehend» mit Stockprügeln, Geldstrafen, Gefängniß und sogar Landesverweisung ohsertigen zu lassen. Bald kam in den Kaffeehäusern auch das Billardipie! auf. Im Jahre 1715 findet sich abermals eine Ver ordnung de» RatheS gegen das Schwelgen und die unsertigen Händrl in den Kaffeehäusern. Es sollte keine Weibsperson mehr daselbst geduldet werden und kein Würfelspiel, Kartenspiel oder andere» Glück-- spiel, ausgenommon Billard, gestattet sein. Die Partien dursten nicht hoch sein, waren jedoch nach StandeSverhältniß der Spielenden bemessen. Kaufmann-jungen und andere Junge» sollten in den Kaffeehäusern keinen Zutritt haben. Während des Sommers dursten Gäste nur bi- Abends 10 Nhr und im Winter nur bi- 9 Uhr gesetzt und ge halten, während der Predigten i» den Kirchen aber gar Niemand ge- duldet werden. Zuwiderhandlungen wurden da- erste Mal mit einer Geldstrafe von 10 Thalcrn, daS zweite Mal mit 20 Thalern und da- dritte Mal mit Entziehung der Loncessioa geahndet. Alle diese Strafen trafen nur den Wirth. Gleichzeitig ließ auch der Rector der Universität am schwarzen Bret ein Mandat anschlagen, in dem die Studenten vor den „Ihre- und Kasfeestuben" und continuirlichem Besuch daselbst, mit Tanzen. Spielen und Conversation mit unzüch- tigcn Weibsbildern, gewarnt wurden. Tic strenge Ueberwachung der Kaffeehäuser scheint gefruchtet zu haben, denn bereits im Jahre 1718 hatten sie ihre» anrüchigen Charakter verloren. Damals gab es in Leipzig acht ..Kaffeeschenken". Sie waren: Amberg's Wittwe im Brühle in ihrem Hause, Barmann in der Klostergasse, in» Goldnen Stern, Erstenberger in der Reich-- straße, Helwig am Markte, Ecke der PeterSstraße und des Markte-, Lehmann'- Wittwe im Kaffeebaum, Seidlitz in der Rcichsstraße, in der Weintraube, Kayser im Brühl, in der Goldenen Kanne, und Zimmermann in der Katharinenstraße im Schellhoser'schen Hause, letzt Europäische Börsenhalle. Fünfzig Jahre später hatte sich die Zahl der Leipziger Kaffeehäuser nur um vier vermehrt, und waren mit denselben schon mehrsach während der Sommerszeit Kaffeegärten verbunden. Diese zwölf öffentliche» Kafseewirthe waren Christoph Bauer in der Reich-straße im Barmailn'scheii Hause, zur Sommers- zeit in seinem Garten an der Wasserkunst. Traugott Bühle im Brühl, »n Sommer vor dem Petersthore am Kautz, in Hering's Garten, Christoph Kerl, im Sacke am Thomaskirchhofe. Gottfried Müller i» der Betielgasse, in Doctor Wippacher's Hause, Paul Puscndors am Schießplatz in Trebsen'S Hofe, Andrea- Reiche in der PeterSstraße in Frey'S Hause, während des Sommer» in Karls bad, Enoch Richter in der rtatharincnstraße im Oertel'schen Hause, während deS Sommers vorm Grimmaischen Thore in seinem Garten aus der Hintergasse, August Stollen'» Wittwe in der PeterSstraße in den Drei Königen, Friedrich Weißleder im Barsußgäßchen, in Eberlein's Hause, im Sommer vor dem Peter-thore am Kautz, in May'- Garte», Gottfried Wunderlich vor dem Raustädter Thore, am Flcischerplatz, in seinem Hause, und Gottfried Zimmermann's Wittwe in der Reichsstraße in Doctor Wagner'S Hause, sowie im Sommer am Grimmaischen Steinwege in ihrem Hause. Seit der Mitte des vorigen Jahrhundert» und namentlich zur Zeit deS siebenjährigen Kriege- hatte der Kaffee auch Eingang in die Familien gesunden, wo er namentlich die dort übliche Morgen suppe verdrängte. Mit welcher rapiden Schnelligkeit der Kaffee überall Ausnahme fand, wird auch daraus ersichtlich, daß seit der Milte de- vorigen Jahrhundert- durch ihn die Lonsumtion de- Bieres in Leipzig sich um die Hälfte verringert hatte, indem der frühere sogenannte „Haustruuk" fast durchweg dem Kaffcegenuß ge- wichen war. Zuerst wird der Kaffee In unserem Lande 1637 in Merseburg erwähnt, wo er Veranlassnng zu einer ergötzlichen Zänkerei gab. Die Geschichte wird folgendermaßen erzählt. Der Kaufmann Hervano in Merseburg hatte von seinem Geschäftsfreunde, dem Handel-Herrn van Suuitcn in Amsterdam, ein Pöstchrn Kaffee al- Delikatesse zum Geschenk erhalten, der Geber aber vergessen, da- Recept der Zu bereitung beizusügeu. Frau Hervano, die als eine geborene Christiane Ferrari bezeichnet wird, kochte die Kaffeebohnen flottweg in Fleisch brühe. DaS wunderliche Gericht wurde nunmehr einer geladenen Tischgesellschaft vorgesetzt. die, bei aller Höflichkeit gegen den Gast geber, nicht umhin konnte, den Geschmack des fremdländischen Ge wächse- niederträchtig zu finden. Auch der Hausdiener bekam davon, wahrscheinlich weil am HerrschastStische fast Alle- übrig geblieben war, und gab seine vernichtende Kritik dahin ab, da- Zeug schmecke wie eia Gemisch von Stiefelwichse und HeringSlake. In der Meinung, daß der holländisch« Geschäftsfreund sich einen schlechten Witz erlaubt habe, schrieb ihm Hervano «inen anzüglichen Brief. Daraus er widerte vau Snuiten: „Eure Psefserbestellung Hab« ich erhalten» schicke Euch aber keinen, da ich aus Eure Geschäft-Verbindung verzichte, von welcher ich für meinen guten Willen nur Grobheiten empfange. Wenn Euer ganze- Personal nach dem Genüsse diese- vortrefflichen „Koffeyi" krank geworden ist und Ihr mir 16 Groschen für Medici» in Anrechnung bringen wollt, so muß ich mir die-ernstlich verbitten Ich habe Proben noch Leipzig verschickt und Jedermann dort lobt da« Getränk, ein Beweis, daß die Leipziger einen feineren Geschmack haben als Ihr grobe» Merseburger. Und hiermit Gott besohlen! Wie weit diese Geschichte wahr ist, weiß ich nicht. Sie klingt, al- ob der Verfasser selbst an der Kaffeeprobe im Haus« Hervano in-Merseburg Theil genommen habe. In Leipzig wird der Kaffee, welchen Snuiten hierher geschickt haben will, von Zeitgenossen nicht erwähnt. Leipziger Frühjahrs-Meeting. i. Sonnabend, den 30. Mai. Der Rennplatz mit seiner Umgebung bot bereits in der ersten Nachnlittag-stunde ein buntbewegtes Bild lebhaften Treiben-. Aus dem Sattelplatze entwickelte sich die Thätiqkeit des Sport- mit all den Zugehörigkeiten, wie sie bei solcher Gelegenheit zur Lervoll ständigung de- Ganzen unausbleiblich sind. Endlose Wagenreihen und die an diesen Togen i» Betrieb gesetzte Pserdceisenbahnstreckc bi- zur Begrenzung des Rennplatzes führte» diesem ununterbrochen neue Besucher zu und Tausende von Fußgängern strömten auf den Wegen, um den mächtigen Ring um den Platz immer dichter zu schließen. Die Tribünen waren bald mit einem eleganten Damen> flor besetzt, und lustig flatterte» die Fahnen und Flaggen de« lang- geftrecklen Gebäude», da- au- herrlichem Wiesengrün und schattigem Waldesdunkel emporragt. Tie Rennen wurden vom Anfang bi» zum Ende, durch die Gegenwart Sr. königlichen Hoheit de- Prinzen Friedrich August beehrt, welcher dies Iben mit ersichtlichem Interesse verfolgte. Zu der für die Rennen angesctz!-,, Stunde war Alles fix und fertig und der Klang der Glocke verkündigte den Ansang. Da- Schiedsgericht hatten die Herren Gras G. Lehndorff, Adolph Roßbach und Zininiermann-Lochau übernommen. Schatz. Meister: Herr Adolph Roßbach, Richter: Herr Freiherr von Thiel- mann, Starter: Herr Wackerow, Waage: die Herren Zimmermann- Lochau und vo» der Bccke-Amniclshayn, Bahndircction: die Herren Wilhelm Lücke, Robert Grüner und Franz Kind. Die Concertmusik wurde von der Capelle de- königl InlanterieregimentS Prinz Johann Georg Nr. 107 und de- königl. Husarenregiment« Friedrich Wilhelm, Kronprinz de- deutschen Reich- und von Preußen, Nr. 19, aus- geführt. Restaurant: die Firma „Friedrich Dähne", Inhaber M. Keil. Die Rennen begannen präci» 3 Uhr mit „Internationales Herren.Handicap". Preis 1000 .öl Für 3jährige und ältere Pferde aller Länder. Einsatz 60 .6, Reugeld 30 .81 Sieger eine» Rennen-, nach Veröffentlichung der Gewichte (21. Mai), im Werthe bi- 1800 -öl 2'/, Kilogramm, mehrerer solcher-Rennen, 3'/, Kilo- gramm, eine- Rennen- im Werthe von 1800 ^l und darüber 3'/, Kilogramm, mehrerer solcher Rennen 5 Kilogramm extra, und zwar bi» 7 Kilogramm accumulativ. Distanz 1600 Meter. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze und Reugelder. Geschlossen am 5. Mai mit 20 Unterschriften. Sie waren Mr. Edward'- brauner Hengst „Planet", Lieutenant Gras Lehndorff'S brauner Wallach „Bonze", Herrn Oehlschläger'S schwarzer Wallach „Duke os Albany" und brauner Hengst „Silverstring", Herrn Brand'» Fuchshengst „Jericho", Herrn Frerich's braune Stute „Hera", Herrn Wolfs's FuchS- stute „Tapercailzie", Capitain Biolet's Fuchsstule „Olivette", Herrn H. Rüppei'r braune Hengste „Sparkler" und „Mazarin", Herrn O. «piekermann'S dunkelbraune Stute „Knight'S Fee", Freiherrn E. von Falkknhausen's Fuchsstuten „Kyraline" und „Morgenröthe", Herrn Fr. Steinbock'- brauner Hengst „Imperial", Lieutenant von Bose'S (12. Husaren) braune Stute „Geier Wally", Capitain Joö's Fuch-Hengst „Goldstern", Lieutenant Gras Lehndorff'S dunkel braune Stute „Aura" und schwarzbraune Stute „Barfüßlein", Lieutenant Preuß' Fuchsstute „Menestho" und Gras Fritz Metternich'- hellbraune Stute „JneS". ES starteten „Knight'S Fee", „Geier Wally", „Barsüßlein", „Ines" und „Aura". Erstes Pferd wurde „Aura", zweite- „Barsüßlein" und dritte- „JneS". II. Rennen war Leipziger Stistung-prei-, 3000 ^!, zur Erinnerung an da- zehnjährige Bestehen de- RcnnclubS. Bicnnial- StakeS 1884 und 1885. Für in Deutschland, der österreichisch- ungarischen Monarchie und Dänemark 1882 geborene Pserde. Liniatz 200 ^l, Reugeld 100^1, jedoch nur 50^1, wenn bis zum 31. März erklärt. Die Reugelder von 50 » fielen dem Sieger von 1885 allein zu. Gewicht 55 Kilogramm, Stuten und Wallachen 1'/, Kilo- gramm erlaffen. Sieger eines Rennen» im Werthe von mindesten» 3000 ^l sür jeden solchen Sieg, wenn 2 jährig gewonnen 1'/, Kilo gramm, wenn 3 jährig gewonnen 2'/, Kilogramm extra. Die Extra gewichte bi- 4'/» Kilogramm accumulativ. Product« inländischer Stuten 1'/, Kilogramm erlassen. Distanz 2000 Pieter. Dem zweiten Pserde die Hälfte der Einsätze und Reugelder; da- dritte Pferd rettete vorweg seinen Einsatz. Bon den 41 Unterschriften hatten 3 zu 50 Reugeld erklärt. ES waren genannt de- königlich preußischen Hauptgestütes Graditz Fuchshcngste „Andernach" und „Ebenholz" und brauner Hengst „Wodan", sowie Fuchsstuten „Lhunilind", „Haselnuß" und „Hildburg" und braune Stute „Wildgräfin", Gras Bernstorff-Gyldcnsteen'S Fuchshengst „Polster", Erbprinz Fürstenberg'S brauner Hengst „Paroli", Herrn Julius Jäger'- brauner Wallach „Briefträger", brauner Hengst „Puck" und schwarzbrauner Hengst „Raschwitz", Capitain Jos's Fuch-Hengst „Hermann" und braune Stuten „Klippe" und „RoSwitba", Mr. G. Johnson'- braune Hengste „Cornet" und „Ladewig", Herrn Oehlschläger'S Fuchshengst „Amoroso" und braune Stute „Idee", Freiherr,, E. von Oppenheim'- Fuchshengst „Dämon", brauner Hengst „Odysseus" und FuchSwallach „Wodan", Graf F. Raben'- Fuchsstute „Greta", Herrn O. Scavenius, Fuch-Hengst „Gallus". Gras Schmettow'S braune Stute „Primrose", Gras T. Schweinitz' braune Stute „Die lustige Sieben", Herrn O. Spiekermann'S brauner Hengst „Markobrunner", Gras Henrich Stollberg'- braune Stute „Alpheda", Herrn W. von Toeskow'S FuchSstute „Dornröschen" und braune Stute „Gleichen" und Herrn Ulrich'» Fuchshengst „Glöckner", brauner Hengst „Leonin" und braune Stute „Almauia". Für „Lady Milsord", „Brutus" und „Goliath", sämmtlich todt, sowie sür „Wassermann" und „Gorm" waren 100 ^l Reugeld gezahlt worden. Am Pfosten erschiene» „Haselnuß", „Amoroso" und „Markobrunner". „Amoroso" nahm alsbald die Führung und ließ sie sich nicht wieder nehme». Er siegte mit einer Länge vor „Marko brunner". Dritter wurde „Haselnuß". III. Rennen, Leipziger Handicap. Preis 2000 ^l. Für 3 jährige und ältere Pserde aller Länder. Einsatz 20 >l, Reugeld 80 doch nur 30 .41, wenn nicht angenommen. Sieger eine- Nennen- im Werthe von 1500 ^1 und darüber, nach Veröffentlichung der Gewichte (14. Mai) 2'/, Kilogramm, bei zwei oder mehr der gleichen Rennen 3'/, Kilogramm mehr. Distanz 2800 Meter. Dem zweiten Pserde die Hälfte der Einsätze und Reugelder; da» dritte Pferd rettete vorweg seine» Einsatz. Geschlossen am 5. Mai Mit 11 Unterschriften, von welchen 8 die Annahme erklärten. Sie waren Herrn Oehlschläger'S brauner Hengst „Hußar", Mr. Edwards' brauner Hengst „Planet", Herrn W. von Trcskow'S brauner Hengst „Harzburg", Herrn Rüppel's brauner Hengst „Mazarin", Baron Jucl-Brockdorss'S schwarze Stute „Elster", Capitain Jvtz'S braune Stute „Tortoisc-shell", Mr. G. Long'S brauner Hengst „Mob Orator" und Gras Fritz Metternich'- hellbraune Stute „JneS". Zum Start kamen „Hußar", „Planet", „Harzburg", „Mazarin", „Elster", „Tortoije-shell" und „Mob Orator". „Mazarin" wurde erste-, „Planet" zweite- und „Harzburg" drittes Pferd. IV. Rennen, Locales Jagd-Rennen. Preis 300 ^ll und Ehrenpreise sür die Reiter des ersten PjerdeS ein Silberpocal und dcS zweiten Pferdes eine Bronze-Nippuhr. Herren-Reiten Für in Leipzig wohnhafte Herren, welch« mindesten» seit 1. April diese- Jahres Mitglieder eines der daselbst bestehenden Reitervercine sind. Ans Pferden aller Länder, welche weder ein Flach-Renne» noch Hinderniß-Rennen im Werthe von mindesten- 1000 gewonnen hatte» und die nachweislich mindestens seit 1. April dieses Jahre» im Besitze solcher Mitglieder waren. Die Bestimmungen sür Eintragung der Pserde in das Register de» Union».Clubs (Einsuhr- bezüglich Geburts-Certificats-Nachweis) fanden sür diese- Rennen ausnahms weise keine Anwendung. Einsatz 10 ./I, ganz Reugeld. Gewicht 78 Kilogramm, 5jährigen Pferden 3 Kilogramm, 4jährigen 8 Kilo- gramm, Reiter», die »och in keinem öffentliche» Rennen geritten, 2V, Kilogramm erlassen. Pserde, welche schon ein oder mehrere Rennen im Werthe von unter 1000.81 gewonnen hatten, trugen sür jede» derselben 2V, Kilogramm extra bis 10 Kilogramm Maximum. Distanz etwa 2000 Pieter. DaS zweite Pferd erhielt drei Fünftel, daS dritte Pferd zwei Fünftel der Einsätze und Reugelder. Nach- ncnnungen waren auch am Renntage eine Stunde vor Beginn de- Rennens mit doppeltem Einsatz oder Reugeld zulässig. Ueber die Qualification der Herren - Reiter hatte da» Di rectorium de- Leipziger Nenn-Clubs endglltig ohne Angabe von Gründen zu entscheiden. Bis 26. Mai waren 5 Unterschriften ersolgt, und zwar Herrn Baerbalck's brauner Wallach „Hidalgo", Herrn O. Vieler'» braune Stute „Pelerine", Herrn Julius Jäger'- braune Stute „Erlkönig", Herrn A. Roßbach'S braune Stute „Julia" und Herrn Rüppel's braune Stute „Donna Perez". „Erlkönig" er schien nicht zum Start. „Hidalgo" wurde von Herrn Adler, „Pe- leiinr" von Herrn Lauterbach, „Julie" von Herrn Franz Jäger und „Donna Perez" von Herrn Julius Jäger geritten. Reiter und Pserde leisteten Vorzügliche». Am großen Wassergraben kam „Hidalgo" und am Koppelrick „Pelerine" zum Sturz. Weit voran» „Donna Perez" passirte „Julia" da- Ziel. V. Rennen, Verkaufs-Rennen. Preis 1000.81. Für Pserde aller Länder. Einsatz 60 ./I. ganz Reugeld. Gewicht 3jährige 58'/, Kilogramm, 4jährige 67 Kilogramm, 5jährige 69V, Kilo gramm und ältere Pferde 70V, Kilogramm. Stuten und Wallachen IV, Kilogramm erlassen, englische und französische Pserde 3V, Kilo gramm erlaubt. Der Sieger war gleich nach dem Rennen zu »er steigern und fiel der etwaige Mehrertrag der Renncasse zu. Erreichte kein Gebot den angesctzten Kaufpreis, so hatte da» Pserd seinem Besitzer zu verbleiben. Jede- andere startende Pserd konnte nach Reglemenlsbestimniung gesordert werden. Geschlossen am 10. Mai mit 9 Unterschriften, als Mr. W. K. Arnull'S dunkelbraune Stute „LittleBella", Herrn O. Vieler'- brauner Wallach „Nero", Capitain Jobs brauner Hengst „Hofmarschall", Mr. G. Long'S brauner Hengst „Mob Orator", Herrn Julm- Jäger'- schwarzbrauner Hengst „Raschwitz". Lieutenant vo» Koinmerstädt's I. FuchSstute „Weuonah", Herrn O. Oehlschläger'S Fuchsstute „Lilie", M. G. Sovp's dunkelbrauner Hengst „Diamond" und Herrn W. von Treskow'S dunkelbraune Stute „Veränderlich". Angeschlagen wurden „Little Bella", „Raschw'tz", „Lilie" und „Diamond". Erstes Pserd wurde mit einer Länge vor „Diamond" Sieger. Dritte- Pserd „Lilie". Bei der Versteigerung wurde da» Angebot von 2250 .8! nicht überstiegen. VI. Rennen, „Handicav-Steevlc-Thase/! Preis 1800 8l Internationale- Herren - Reiten. Für 4 jährige 'und ältere Pserde aller Länder. Einsatz 100 ,8t und 60 .81 Reugeld, doch nur 30 >1, wenn bi- zum 26. Mai nicht angenommen war. Sieger, nach Ver öffentlichung der Gewichte (21. Mail, hatte» sür jede» gewonnene Hinderniß-Rennen im Werthe von 1000 .8! und darüber 3 Kilogr. extra bis 6 Kilogr. accumulativ zu tragen. Die Distanz etwa 4000 Meter, dem zweiten Pserde wurde die Hälfte der Einsätze der Reu- gelber: da» dritte Pserd rettete vorweg seinen Einsatz. Geschloffen am 5. Mai mit 18 Unterschriften. von denen 9 die Annahme er klärten, und zwar Herrn O. Oehlschläger'S dunkelbraune Stute ,Slrua»ite" und FuchSstute „Jessica". Lieutenant Prinz Radziwill's Schimmclstute „Adare", Herrn Frerich's jchwarzbraune Stute „Lily", Herrn von Tepp-r-LaSki's brauner Wallach „Anderton", Rittmeister von der Osten'S schwarzer Hengst „Lauriston", Lieutenant Freiherr» von Fuck s-Northoff schwarzbraumr Hengst „Harald" und brauner Hengst „Piccnnos" und Lieutenant Schneider's Fuchsstute „Man-zu". Es betraten die Bahn „Jessica", geritten von Mr. Moore. „Adare", geritten vo» Herr» vo» Tcpper-LaSki, „Lauriston". geritten von Lieutenant Jakobi, und „Mair-zu", geritten vom Grasen Westarp. ES war ein prächtiges Renne». „Jessica" gelang es, in heißem Kampfe „Lauriston" um eine halbe Länge hinter sich zu bringe». AIS Dritter ging „Adare" am Ziele vorüber. DaS Rennen endete um 6 Uhr und unmittelbar daraus brach ein Gewitterguß los, der von den Heimkehrendcn nicht gerade will kommen geheißen wurde. Allgemeiner Turnverein. * Leipzig, 30. Mai. Tie zu gestern Abend in den Kaiser saal der „Tentralhalle" rinberuscne Versammlung behufs Bespreche g wegen der Bethciligung am VI. Deutschen Turnfest in Dresden war von den Mitgliedern de» Vereins so zahlreich b,- sucht, daß der Saal säst überfüllt war. Der Vorstand der Vor- lurnerschast, Herr Küchenmeister, erösfnete die Versammlung um 9'/« Uhr mit der Mittheilung, daß der Vorstand dcs Allgemein:» Turnvereins, Herr Stadtverordneter Vogel, leider am El scheinen und so an der Führung deS Vorsitzes behindert sei. Nach der Ab- singung deS Liede» „Hoch Dentschland, hoch in Ehren" gab Herr Küchenmeister sodann die vom Ausschuß gesüßten Besch üsse ui Betrcff deS Arrangement- bei der Bethciligung am Dresdncr Turn feste kund. ES ist darnach, was die Fahrt anbetrifft, von der General- Direktion der königl. sächsiichen Eisenbahnen bewilligt worden, daß der Preis eine- einfachen Billcts nach Dresden, 4.70 sstr die Hin- und Rückfahrt genügen, außerdem die Giltigkeiksbau r ans 14 Tage (vom 17. bis 31. Juli) ausgedehnt werde» soll. Ter Aue- schuß möchte gern noch eine weitere Preisherabsetzung (vielleicht ans 3 .81) erzielen, kann sich aber nicht verhehlen, dag dann die Gilüg. keitSdauer wesentlich herabgesetzt werden dürste. Ans jeden Faß wird man um die Gewährung eines Extrazuges cinlomi.ien, der vielleicht am 17. Juli zwischen 2 und 3 Uhr Nachmittags liier ab- geht und so rechtzeitig in Dresden ankomint, daß die Mitglieder noch der Jubiläumsfeier der Herren Gcorgii und Götz bei wohnen können. Hinsichtlich de- Austreten- de- Verein- in Dresden ist zu wünschen, daß dasselbe ein möglichst einheitliche- sei. Bei Zu- erkennung der Preise wird die Beurtheilung nach Punkten, wie meist jetzt üblich, maßgebend sein. Da- Festturncn wird be- stehen in einem großen Musterringen (welche- aus einem erhöhten Podium des Festvlatzcs abgehalten werden soll), ferner in Hebungen an Reck, Barren, Pserd, Ring und Bock, sowie endlich in allgc- meinen Freiübungen, von denen zwei Arten vorgesührt werden. Da von dem Dresdner FestcomilS ein vollständiges Verzeichniß der Theilnehmer gewünscht wird, so ist die letzte Frist der Anmeldung sür Diejenigen, die Freiquartier wünschen, aus Montag festgesetzt. Allein c- liegt im Interesse, daß auch alle Anderen sich bi- dahin schlüssig gemacht haben. Der Preis der Fe st karte ist auf 4 .81 festgesetzt. Soweit e» die Mittel erlauben, wird, wo e- erforderlich ist, Beihilfe zum Besuch de- TurnsesteS den Mitgliedern de- Vereins gewährt. — Mit einem allgemeinen „Gut Heil" auf da» Gelingen de» turnerischen TheilS deS Dresdner Turnfeste- schloß Herr Küchen meister seine Mittheilungen. Nach Absingen des Liede» „Frei und unerschütterlich" gab Herr Küchenmeister noch einige Ausschlüsse über da- 40jährige Stiftung-- fest ldeS Allgemeinen Turnvereins. Dasselbe wird am Abend de- 4. Juli mit einem CommerS im Rothen Saale de- KrystallpalasteS eingeleitet werden, wobei Herr Direktor vr. Lion einen Rückblick aus die Geschichte de- Vereins geben wird. Am 5. Juli Vormittags beginnt nach einer Ansprache de- Vorstandes, Herrn Stadtverord. Vogel, da- eigentliche Fest, bei dem die Freiübungen de- XIV. Kreises, Riegeturnen, Schulriegen rc. vorgesührt werden. Nachmittag» finde» in Taucha, wie da- steter Brauch, die Freiübungen de« gc- sammten Verein» statt. Schließlich wollen wir noch erwähnen, daß al- Kleidung für die Theilnehmer de» Verein» am Festzug in Dresden eia schwarzer weicher Hut, blaue weißpunctirte Cravatte, dunkle- Jaquet, weiße Hosen und blankgeputzle Stieseln gewünscht wurden. —ck. Zoologischer Garten. * Durch die geradezu bestrickende Farbenpracht ihre* Gefieders lenken gegenwärtig die Männchen der verschiedenen im Garten lebenden Fasanen arten die Blicke de- Be schauers auf sich, da sie, ebenso wie die Pflanzenwelt zur Zeit ihren reichsten Blätter- und Blüthenschmuck aufs Verschwende» rischste entfaltet, gleichsallS. wie der technische Ausdruck lautet, „in Pracht stehen", d. h. ihr hochzeitliche- Fcderkleid angelegt haben und dasselbe mit augenscheinlichem Stolz und Selbst- bewußlscin zur Schau trage». Hauptsächlich sind es der prachtvolle japanische Buntsasan (kdasirmus versieolor) und der nicht minder farbenprächtige Lady Amherst - Fasan (?I>a8ianu8 ^.mlwrstiao) aus China, von welchem da- eben Gesagte in vollstem Maße gilt. Die beiden vor einigen Wochen erworbenen, etwa 4 Monate alten braunen Bären, welche jetzt in dem geräumigen Zwinger an der Rückwand de- Musikpavillon- Hausen, haben seit den Feiertagen einen Gesellschafter in Gestalt eine- eben falls junge», aber schon ziemlich großen Hunde- erhalten, welcher sich vermöge seine- spicllustigen, gutmllthigen Naturell- sebr schnell mit den ebenfalls noch harmlosen braunen Gesellen bcsreiindet hat und rechtschaffen mit ihnen herumtollt. Die lustigen Austritte, welche sich tagtäglich unter dem Trifolium abspielen, verfehlen selbstverständlich nicht, aus die LachmuSkeln der Zuschauer einzuwirken; schon die ganz verschiedene Art. in der die Bären und in der der Hund ihre Kampsspiele anszusühren pflegen, reizt eben diese- Gegensätze- wegen un widerstehlich zum Lachen. Die drei am 3. Mai geborenen Löwen, welche während der ersten Wochen ihre- Lebe»-, wie alle ihre- Geschlechtes, sich noch sehr unbeholfen zeigten, machen jetzt ihre erste» Gel - versuche, nachdem sie sich bisher nur durch Kriechen sert- bcwegt batten. An Neuerwerbungen sind noch zu verzeichnen ein aus gewachsener Genisbock und 4 Stück Ziuergzicgcn vom Senegal, die kleinste Art Ziegen, die eS überhaupt giebt. Diese find in dem ehemaligen Mufslongehege neben dem Bärenzwinger untergcbrackt, und die Mänucn-Musslonö sind in de» ncue,: Theil de- Garten- neben dem sardinischcn Mufflon > mür bem Kameelhause installirt worden. königliches Landgericht. IV. Strafkammer. I. Wegen einfachen Diebstähle- wurde der Grubenarbeiter ?lng> st Karl Thiele aus Groß-Boiglsbcrg zu 6 Monaten Gefängnis; vcr- urtheilt, weil er einem Arbeiter an» dessen Koffer, welcher in Iciner, dcs Angeklagten, Kammer ausbewahrt wurde, ein Svarcasscnbinh über 244.50 .81 entwendet hatte. Er hatte daS Geld bis auf 8 .< abgehoben und zur Bezahlung einer dringenden Schuld verwendet. II. Die Arbeitsburschc» Johann Wilhelm Seidel und Wilhelm Otto Friedrich, sowie der erst I2jährige Scimlknabc Karl Oswald Zivvel, sämmtlich aus Tchüneseld, hatte» an, letzten Bußtage nichts Besseres zu lhun als aus einem Schuppen mittelst Erbrechens der EingangSthür ein Kaninchen zu stehlen. Hierfür wurde den beiden erstgenannt!, Knaben je eine zweiwöchige» dem dritten im Bunte eine dreitägige Gcsängnißstrase anierlegt. III. Ter GutSauSzügler Friedrich Wilhelm Raschle in Altstadl- Borna hatte eines Tagcs im Februar ein Paar Strümpfe und eine» alten Rock aus seinen geheizten Oft» gelegt und war fortgegangen. Bei seiner Rückkunft sand er die Kleidungsstücke verbrannt und die Dielen, sowie einen Balken entzündet. Bevor noch Jemand hinzu kam, löschte er daS Feuer, welches sich noch nicht über seinen Ent- stehungsherd ausgedehnt hatte. Er war der fahrlässigen Brandstiftung angcklagt, wurde aber mit Rücksicht aus die letztere unter Beweis gestellte Thatsache sreigesprochen. IV. Wegen Kuppelei trai den Casetier Friedrich Aogust Peschel au» Leipzig eine 6wöchige Gcsängnißstrase. Die Verhandlung sand unter Ausschluß der Lcffentlichkcit statt. V. Der Handarbeiter Friedrich August Schöukops aus Lieber», wolkwitz hatte in Stötteritz seinem Vater eine Hose im Werthe von 10 .81 gestohlen und wurde deshalb wegen Diebstahl- im wieder-
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