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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-04
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1885
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Erschetmt täglich früh S'/.UHr. rre-actioa »nt Lrprdilioa Iohauue«gasse 8. Sprechstunden der Ledarlion: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—8 Uhr. »»I »»« »ita,»d« «Ul,ri«°dle, »»»»atiirl»«, »u mcht »kk»w»t«. Auuutzme »er str »te uichftf«1se»s« Nummer »eftlmmteu Juserate au vochentagen »i» 2 Uhr Nachmltta»». au Von»- und Aeftta»eu früh dis'/,» ll«r. 3» den Filialen fiir Zns.-Annah»e: Ott« Ute««, Universität-straße 1. Louis Lösche, Kalharineustr. 83, p. nur »t» '/.» Uhr. WMerIUMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 1V,L00. Zbonnemenlsprei» Viertels. 4'/, Mk. iocl. Brinaenohn b Mk. durch die Post bezogen k Mk. Jede einzelne Stummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Lebübren für Extrabeilagen lin Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesvrderung 39 Mk. «tt Postbefvrderung 48 Mk. Inserate 6gespaltenr Petüzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzeichniß. Tabellanscher u. Zisserniatz nach hüherm Tarij. Leelamen uMer dem Redactionsstrich die4gespalt. Zeile 50 Ps., vor den Familien Nachrichten die bgejpaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet« an die Expedition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung proeoumenuxio oder durch Pass. Nachnahme. 155. Donnerstag dm 4. Juni 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. In Gemäßheit tz. 08.6, Abs. 3 der Ersatz-Ordnung vom 28. September 1875 wird hierdurch bekannt gemacht, dag da» diesjährige O-er-Ersatz-Geschäft im AuShebungSbezirke Leipzig-Stadt den 22., 2»., 24., 2S., 2«., 27., 2». und 30. Juni dss. IS. an jedem Tage früh r/,8 Uhr in der LentralhaUe — weißer Saal, Eingang Cenlralstraße — allhier stallst,ivet. Alle im Stadtbezirke Leipzig aufhältlichen, zur Ge stellung vor eine Ober - Ersatz - Commission verpflichteten Mannschaften werden hierdurch aufgesorbert, sich pünctlich in einem der gedachten AuShebungStermine nach Maßgabe der ibncn noch zugehenden Vorladungen bei Vermeidung der ZwangSvorsührnng und der in tz. 24.7 in Verbindung mit §8 KI» und 65» der Ersatz-Ordnung angedrobten Strafen und Stachtheile unter Vorlegung ihrer LoosungSscheine persönlich zu gestellen. Diejenigen, welche durch Krankheit am Erscheinen im sestgesetzlen Termine verhindert sind, haben ein ärztliche» Zeugniß einzureichen. welche», dasera der auS- stellende Arzt nicht amtlich angestellt, durch die Polizeibehörde zu beglaubigen ist. Leipzig, den 28. Mai 1885. Der Glvilvorstffeude der Köatgl. Grsatz- Eoaunission deS AvShebuag-deztrkA zig-Stadt. Holr vr. Grünler. Bekanntmachung, Revision der Landtag-wablltstea betr. In Gemäßheit von tz. 24 des Wahlgesetzes vom 3. December 1888 sind die Listen der bei den LandtagSwahlcn stimm berechtigten Personen alljährlich im Juni, in Folge Verordnung de» Königlichen Ministeriums deS Innern vom 1b. Mai ». o. aber mit Rücksicht aus die diese» Jahr vorzunehmenden Ergänzung-Wahlen Anfang Juni laufenden Jahre» zu revidireu. Indem wir die Stimmberechtigten nach tz 11 der AuS- siihrungSverotdnung zum Wahlgesetz auf die jetzt stattfindende Revision der Wahllisten aufmerksam machen, bemerken wir zugleich, daß die alten Wahllisten sür die drei Wahlkreise der Stadl Leipzig im Slavthause. Obstmarkl 3, 1. Etage, Zimmer Nr. 87, vom 1. bi» mit v. Juni ». o.. Vormittag» von 8—12 Uhr und Nachmittag» von 8—6 Uhr. auslicaen. Gleichzeitig iveisen wir aber auch daraus hin, daß den An trägen behus» Ausnahme in die Wahllisten oder Streichung Solcher, denen da» Wahlrecht nicht zusteht, die Nachweise der Wahlsähigkeit beziehentlich de» Mangels der Wahlberechtigung beizusügen sind. Außerdem mache« wir aber noch darauf auf merksam, daß die für den I. Wahlkreis (,n welchen, dieses Jahr die ErgänzungSwahl statlfinvel) »e» aufzustelleude Liste vor dem noch bekannt zu machenden Wahilermine nochmal» sieben Tage lang zur Einsichtnahme auSgelegt wird. Leipzig, den 30. Mai 1885. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Georgi. k Bekanntmachung. Nachdem Herr Aug. V. Ariedr. Waaaer, Kauf- mann, in Firma I. H. Wagner, Nürnberger Straße Nr. 8. Part, hier, die auf ihn gefallene Wahl zum Armen pfleger im 39. Distrikte angenommen hat. ist Derselbe am 8. Mai d. I. durch Herrn DistrictSvorsteher Kaufmann H. A. Mefchke in dieses Amt eingewiesrn worden. Leipzig, den 1. Juni 1885. Da» Armendirectorium. Ludwig-Wolf. A. Königliche Kunstakademie und Kunstgemerbeschnle zu Leipzig. Nus mehrfach kundgegebeuen Wunsch bleiben die Schülcrarbeiten noch bi« «tt 5. Juni o. ,m Ak«»e»trflü»el »er Vleiffeudur» ausgestellt. Leipzig, den 31. Mal 1885. Der Direclor: vr. Ludw. Nieper. Der Zutritt zur Au-stellang ist unentgeltlich. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 10—1 Uhr. . Auclion. Bon den auf dem Reudottzer Aarftredtere aufbereiteteu Hölzern sollen in TSrtug'S Tchaukwirthschaft aus de« Reudnitz (Bahnstation Dahlen) TonnerSlaa. dcu 18. Juxt »s«. Hr«„ von vormitta» S Uhr au 865 kies. Stämme °oa 16-22 om 1 Mittenstärke auf den Schlägen M- ^ ^ f tn Abthlg.lO, 16u°d35, 2098 buch., birk. u. erl. Klötzer v. 10—51 cm) Ober- bez. Mitteustärke 861 ktescrue dergl. von 13—15 am lausd.SchlageutuLbth. 787 . . . 16—22 . s 10,16, L7u.3ü u.einzeln 247 . . . 23—50 . f iuden«blh.10,11u.1», uod Kretta». »e, IS. Juni »s». Ir» gleichfalls v«a vormitta»» S Uhr sl« U'i «--»»>«<»-», U') 50 - - Breuurelstg, 44 kiefrnie Langhause,, 337 km kies. Stöcke aus den Schläge» ia Abthlg. 29 und 47 meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter deu sonst vorher bekannt zu gebende» Bedingungen «ersteigert werden. Wer di« Hölzer vorher besehen will, wolle sich dieserhalb au die mitunterzeichnet« Revierverwajtung weadeo, oder sich ohae Weitere« in di« betreffenden Waldorte begeben. killst,l.Lorstreutamt Wurzen «u» köuigl. Karftredter» Verwaltung Neudultz, dt» 30. Mai 1885. vachmaou. Berger. a«. aus den Schläge» in den Abthlg». 10, 16 und 3b und einzeln in sämmtlicheu Abthei- luugen de« Reudnitz, rzwungen, aceeptire, so kann ich doch nicht au» meiner Lirksamkeit aus dem Bereinigten Landtage mit der Lüge chcide«, daß ich für daS danken und mich freuen soll Über da», wa» ich mindesten» sür einen irrthümlichen Weg halten muß. Wenn e» wirklich gelingt» aus dem neuen Wege, der jetzt eingeschlagen ist, «in einige» deutsche» Vaterland, einen glücklichen oder auch nur «inen gesetzmäßig geordneten Zustand zu er langen, dann wird der Augenblick gekommen sein, wo ich dem Urheber der neuen Ordnung der Dinge meinen Dank aussprechen kann, jetzt aber ist c» mir nicht möglich." Wie richtig Bismarck damals die Lage erkannte, daS zeigte der Beschluß der Sleuerverweiaerung, welchen die National versammlung faßte und der Versöhnung-Vorschlag, welchen der Abgeordnete v. Kirchmann machte: .Das gegenwärtige Ministerium (Brandenburg-Manteufsel) und der General von Wränge! werden in Anklagezustand versetzt und dem Criminalgericht übergeben. Es wirb ein Ministerium aus dem linke» Centrum und der Linken gebildet, worunter sich wenigstens zwei Mitglieder der äußersten Linken befinden, namentlich Waldeck und Jacobi. Der König hat seine ganze bisherige Umgebung zu entlasse». Sämmtliche königlichen Prinzen haben ihren Aufenthalt im Auslände zu nehmen, rämmtliche Gardetruppen sind sofort auszulösen. Berlin ist von allen Truppen zu räumen und nie wieder eine Truppe näher als 4 Meilen von der Stadt zu diSlociren. Der König >at dann seine Residenz in Berlin zu nehmen und die seier- in die Re- veluillntmluhnllg. Erstatteter Anzeige zusolae hat der Dienstknecht Hahauu Gustav Ott« Putzenhardt aus Nova sein unterm 86. December 1877 vom Gememdevorftand in Wadewitz ausgestelltes Dienstbuch vor länaerer Zeit iu hiesiger Stadt verloren. Wir bitten, da« Buch im Ausfi»duug«falle bei un» abzugebe». Leipzig, am 30. Mai 1885. Da» Polizei-Amt her Stadt Leipzig. Bretschnrtder. Rsvr. Faldix. Kirschen-Verpachtung. Die diesjährige Nutzung der Kirschen vou den fiskalischen Allee bäume» auf den Abtheilunge« 4 uu» k -er Dtbeln - Lri»ui,er «hausse«. „ Ablhrtluug t -er Let»nig - Lhemnttzer «hausfe« (für Großpächter), „ de« «dthrilungen 1 uu» 2 -er Let»utg - vfchatzer Chaussee (sür Großpächter), „ Abthriluiig 1 »er Lei»nig-»ri««aer «Hauff»» und der röbcln-Srim«aer Ltratzr soll Montag, den 8. Hunt ». vormittag» 10 Uhr im «asthose,« Aischendorf gegen Meistgebot und gleich baare Bezahlung de« Erstehung-betrag», sowie unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen ver pachtet werden. köutgl. Straffe«- n«S Wasserbau »Husprctto« Döbeln und Königs. Vauverwalteret D-deln zu Nochlitz, am 23. Mai 1885. Lröner. Wille. rckllimlwachimg. Aus Antrag der Erben der verstorbenen Fra» Aahanue Wtl- hrlMtne verw Preis geb. Winkler in Eutritzsch soll da« zum Nachlasse der lctzleren gehörige, in Eutritzsch. Leipziger Slrahe Nr. 187 gelegene HanSgrnndffück. Fol. l»8 des Grund- und Hypolhekenbuche« sür Eutritzsch, welche« am 6. Mai dl«. I«. ort«. gerichtlich aus 27,509 >l gewürdert Worden ist, freiwillig ver steigert werden. Hierzu ist »er 22. Juni »ss. Ha. vormittag« 11 Uhr al« B>eiung-Iermtn, der an Orl und Stelle im Gasihose,.zum Helm' i» Eutritzsch abgehalten werden soll, anberaumt worden, wo« unter der Bezugnahme aus den Im Gasthof« „zom Helm" tu Eutritzsch ausbängendeo Anschlag hiermit bekannt gemacht wird. Leipzig, de, l. Juni 1885 Königliche« Amtsgericht V. Schenkel. Da« Loncurtversahren über da« Vermögen des Pächter« Sachse zu krahnshof wird hiermittelst eingestellt, da «iue entsprechende Lou- carsmasst nicht vorhanden ist. Wittenburg, de» 1. Ju»t 1885. Graffherrogltche« Amtsgericht. Zur Beglaubigung: Sch umpe lick, GerichiSactuar. Nichtamtlicher Theil. Zum sunstigjShrigen Jubiläum des Fürsten Bismarck. Heute, am 4. Juni*), sind volle fünfzig Jahre verflossen seit dem Tage, an welchem Otto v. BiSmarck-Sckönhauscn al- Au-cultalor beim Berliner Stadtgericht «intrat. Die Laufbahn des großen Staatsmannes ist nicht die gewöhnliche gewesen, welche die preußischen Mitglieder deS höheren Beamtenstand»» zu durchlaufen pflegen, denn er hat da» Assessor-Examen nicht gemacht, aber er war bereit» im Jahre 1847 dein, Zusammentritt de« vereinigten preußischen Land tage«, also im Alter von 32 Jahren, in seiner politischen Ent Wickelung so weit vorgeschritten, daß er in dieser Versammlung eine hervorragende Rolle zu spielen vermochte. ES war in der Sitzung vom 17. Mai 1847, als der damalige Deichhauptmann v. BiSmarck in Erwiderung auf eine Rede de» Abgeordneten v. Saucken-Tarputschen das Wort ergriff und die denkwürdige Aeußerung that: „ES heißt, meine- Erachten«, der Nationalehr« einen schleckten Dienst erweisen, wenn man annimmt, daß die Miß handlung und Erniedrigung, die die Preußen durch einen iremdrn Gewalthaber erlitten, nicht hinreichend gewesen seien, ihr Blut in Wallung zu bringen und durch den Haß gegen die Fremdlinge alle anderen Gefühle überttiubt werden zu lassen." Wenige Tage später bot sich für den Landtag-abgeordneten v. BiSmarck wiederum Ael^zenheit, Über eine Prineipiensrage seine Meinung zu äußern, al» «S sich darum handelte, den Rechtsboden de» Bereinigten Landtag» fcstzustellen. Er sagte am 1. Jun l 1847: ,E» sragt sich, wer da» Recht hat. eine authentische rechtsverbindlich« Declaration zu geben. Meine- Erachten» nur der kvnia, und diese Uederreugung liegt auch, wie ich glaube, im RechtSbewußtsrin unsere« Volke». Denn wenn gestern ein Herr Abgeordneter c.us Königsberg (Bürgermeister Sperling) die Ansicht au-gesprochen hat. e« habe sich ein dumpfe» Mißvergnügen in der Lolktstimmung gezeigt bei der Bekanntmachung des Patent» vom 3. Februar, so muß ich dagegen erwidern, daß ich die Majorität de» preußischen Volke- nickt repräsentier finde in den Versammlungen aus dem Böttckerhöschen. (Murren.) Ich kann in unartlculirten Lauten keine Widerlegung dessen finden, wa» ich angeführt, eben sowenig in den Federkielen der ZeitungS-Correspondenten auch nicht einmal in einer Fraction der Bevölkerung größerer Provinzialstädt«. Es ist schwer die VolkS- ineinung zu erkennen; ich glaube sie an einigen Orten der mittlere« Provinzen erkannt zu haben, und diese ist noch die alt« preußische volkSmeinung, daß ein könio«wort mehr gilt, al» alle» Deuten und Drehen am Buchstaben der Gesetze" Und am 2. April 1848, al» der vereinigte Landtag zur Prüfung de» Wahlgesetze» für die Nationalversammlung nach Berlin berufen wurde, also vierzehn Tage nach der Revo lution vom 18. März, sagte BiSmarck be> der Adreßdebnlte ..Wa» mich veranlaßt, gegen sie Adresse zu stimmen, find die Äußerungen von Freud« und Dank für da», wa» in den letzten Tagen geschehen ist; die Vergangenheit ist begraben, und ich bedauere es schmerzlicher al» Biele von Ihnen, dcß keine menschliche Macht im Stande ist, sie wieder zu erwecken, nachdem die Krone selbst die Erde aus ihren Sarg geworfen hat. Aber wenn ich die-, durch die Gewalt der Umstände *) vgl. „Fürst BiSmarck. Lin Lharakterbild für da« deuische Volk" von Ernst Scherenberg. Elberfeld. Verla» der Bädekrr'sche« vnchhondlnng. iche Erklärung abzugeben, sich nie wieder gierungSgesckäste mischen zu wollen."*) Am 26. Februar 1849 trat in Berlin die auf Grund der von der Regierung verkündeten Verfassung gewählte zweite Kammer in Berlin zusammen und Bismarck, welcher dieser al- Abgeordneter für Len Kreis Wcsthavrlland angehvrte, agte bei Berathung de» Anträge» aus Amnestirung der März- kämpfer: „Der Principienstreit, der Europa in semen Grunb- Vesten erschüttert hat. läßt sich nickt vermitteln, die Principien beruhen auf entgegengesetzten Grundlagen, die von HauS an einander au-sckließen. DaS eine zieht seine Rechtsquellen angeblich au« dem Bolk-willen, in Wahrheit aber aus dem Faustrecht der Barrikaden. Da» andere gründet sich aus eine von Gott eingesetzte Obrigkeit, auf eine Obrigkeit von Gotte- Gnaden, und sucht Entwickelung in der organischen An- knüvsung an den verfassungsmäßig bestehenden RechtSzustand. Dem einen dieser Principe sind Aufrührer jeder Art helden- müthige Vorkämpfer für Wahrheit, Freiheit und Recht, dem andern sind sie Rebellen, lieber diese Principien wird nicht durch parlamentarische Debatten entschieden; über kurz oder lang muß der Gott, der die Schlachten lenkt, die eisernen Würfel der Entscheidung darüber werfen." Und als nach Ablehnung der Friedrich Wilhelm IV. am 3. April l849 angebolenen Kaiserkrone der Abgeordnete Rodbcrtu» in der zweiten Kammer den Antrag aus Anerkennung der in Frankfurt a. M. vereinbarten RelchSversassung stellte, erklärte BiSmarck: „Glauben Sie nicht, meine Herren, daß die Männer des Umsturzes bald mit dem ReickSwappen vor den neuen Kaiser treten und zu ihm sagen werden: Glaubst Du, daß Dir der Adler gesckenkt sei? Die Einheit, welche 28 autorisirtr Regierungen wollen, scheint mir nicht diejenige zu sein, welche Preußen anstrcben muß, und ehe ich zugcde, daß der König von Preußen Vasall der Herren werde, will ich lieber, daß Preußen Preußen bleibt." Das waren die Anfänge deS nachmaligen Staatsmannes v. Bismarck, der später Bundestag-gesandter in Frank furt a. M. und Gesandter in Petersburg und Paris, endlich preußischer Ministerpräsident und deutscher Reichskanzler wurde. Man wird zugestehen müssen, daß die Fortsetzung dieser Laufbahn bi» zum heutigen Tage dem entspricht, wa» der Deichhauptmann von BlSmarck in den Jahren 1847 bis 1849 als seine Grundsätze verkündet hat. Er hat mit beispielloser Festigkeit und Beharrlichkeit die Ziele erreicht, welche ihm schon damal» vorschwebten und Deutschland, nachdem er es durch Blut und Eisen geeinigt, zur ersten Macht Europa» erhoben. Kein anderer levenver Staatsmann kann aus solcke Erfolge einer fünfzigjährigen Laufbahn zurückblickcn, und die ungeheuere Ueberlegenheil BiSmarckd» Uber alle leitenden Staatsmänner wird von diesen selbst neidlos und bereitwillig anerkannt. Fürst BiSmarck erfreut sich heute im Alter von siebzig Jahren einer Gesundheit und Frische, wie sie dem sechzigjährigen leider fehlt. Au» dem leidenden Zustande de» Kanzler- während einer langen, an inneren Kämpfen reichen Periode erklärt sich Manche», wofür man früher vergeblich nach einer au-retchenden Erklärung suchte. Diese Periode ist qlücklick überwunden und Fürst BiSmarck genießt heute eine Popularität wie nie zuvor. Wir sind unS des Vorzuges einen so seltenen Mann an der Spitze der deutschen RcichS- regirrung zu besitzen, iu vollem Maße bewußt, und wir sind de» Einverständnisse» der erdrückenden Mehrheit de» deutschen Volkes gewiß, wenn wir an diesem denkwürdigen Tage den Wunsch ausdrücken, daß Deutschland dir Krasl de» Fürsten BiSmarck bi» an die äußerste Grenze menschlicher Lebensdauer erhalten bleiben möge. * *) Bergl. „Bltwarck in PeterSburg-Part- verltn, Jubelschrtft »um 50jährigen AmXjubiläum de- Fürsten. Fortsetzung von Bismarck in Frankfurt." Leipzig, Renger'sch« Buchhandlung. Leipzig, 4. Juni 1885. *Die „Nationalliberale Correspondenz" schreibt lur Parteilage: „Zwischen gemäßigt« und hochcon- servativen Blättern sind seit einiger Zeit allerlei gereizte Au-einandersetzungen im Gang, die aus eine lebhafte Gäh- rung und Bewegung im Laaer der Rechten deuten. E» giebt sich gegen die starr-reacnonaire, vor dem Ultramon- tani-mu» demüthig kriechende Tendenz, wie sie in der „Kreuzzrituna", dem „Reich-boten" u. A. gepredigt wird, wachsender Widerstand unter den gemäßigteren Conservativen kund, und wir können un» besten nur sreuen, in der Hoff nung, daß innerhalb der conservativen Partei die jetzt viel zu sehr herrschenden seudal-hochorthovoxen Elemente m die gebührenden Sckranken möchten zurückgewiesen werden. Viel zu lang haben die „Kreuzzeitung" und ihre Hintermänner den Ton angegeben nnd Hochmüthig und polternd jede ge mäßigtere Richtung niedergehalten, al« daß nicht ein Gegen- schlag notbwendig rintreten müßte. Liest man diese Blätter der äußersten Reaetion, so sollte man meinen, e» gebe der malen im deutschen Vaterland, besonder» aber im preußischen Staat leinen gefährlicheren Feind zu bekämpfen, al» di« Mittelparteien und inSdesondere die Nationalliberalen, qegen welche die .^kreuzzeitung" fast Tag für Tag giftige Ausfälle bringt. E« ist immer da» Berhängniß der conser vativen Partei gewesen, daß sie in ihren Bestrebungen kein Maß und Ziel kannte, sobald ihr einmal daS Glück und die VolkSgunst lächelte; daß sie verfolgungSsüchtia und intolerant Alle- anfeindete, wa» nicht blindlings Heersolge leistete, und jeveSmal trug dabei die „Kreuzreitung" die Fahne voran. An diesem Uebermaß und dieser Unduldsamkeit ist die konservative Partei noch allemal nach kurzer Blllthe zu Grunde gegangen, und wir könnten ruhig abwarten, bis auch diesmal Vas Schicksal hereinbricht, wenn wir nicht viel zu hoch von dem Werth einer berechtigt conservativen Part« in unserem StaatSleben dächten und befürchten müßten, baß auch eine solcke Richtung unter dem verdienten Schicksal der Extreme leiten könnte. Wir begrüßen darum mit Freude jedes Anzeichen, daß unter den Conservativen selbst der Widerspruch gegen die von der „Krcuzzeitung" immer sana- tiscker gepredigte Richtung zuzunehmen beginnt, und schöpfen darau» die Hoffnung aus einen nahe bevorstehenden Läu- terungSproceß, der den Heißspornen der Reaetion wieder die ihnen gebührende bescheidenere Stellung innerhalb der großen conservativen Partei anweisen wirb." * Au» dem Großherzogthum Hessen wird dem .Hannov. Courier" geschrieben: „Die Erinnerung an die Tage de» Wiederauflebens unsere» nationalliberalen Bewußtseins zu Heidelberg und Neustadt im Frübjahr 1884 ist in Südveutsckland und vor Allem an der Ställe jener Be wegung vor 1'/, Jahren keineswegs erloschen, immerhin wird e» von den Parteifreunden für ersprießlich gehalten, ab und zu für die Freudigkeit am Politischen Streben zum Besten deS ReicbS aufs Neue Stärkung zu suchen in dem persön lichen Meinungsaustausch von Gesinnungsfreunden über die zeitweiligen, daS Reich bewegenden Fragen der inneren und äußeren Politik. Zu diesem Zwecke ist auch in diesem Früh jahr, und zwar voraussichtlich in den ersten Junitagen, eine Versammlung der hervorragendsten nationalliberalen Parla mentarier und Parteiführer in Heidelberg geplant." * Ueber die politische Wirksamkeit de» verstorbenen Fürsten Karl Anton von Hohenzollern macht die „Vossische Zeitung" die folgenden Angaben: Er war säst eia Bierztger, al« er tn der Revolutionszeit di« Regierung antrat. Schau damal« hatte er die feste Absicht, der Souveraiartät zu entsagen. Um aber jede» Schem der Beeinflussung oder de« Mangels an Thalkraft zu vermeide», ließ er bi« »ur Uebergabe seine« FürstenlhumS noch zwei Jahre vergehen. Im April 1850 fand dieselbe statt. In längerer Rede motivirte er seinen Entschluß und erklärte in einem Rückblick auf die Entwickelung de« Lande« die historische Thatlache. daß sich der Uebcrgang der Souve- raineiät an die Krone Preußen« aus eine Reihe von Familien- verträgen und Lousgesetzen stütze. Schon im fünfzehnten Jahr- hundert wurde der Grund dazu gelegt, und die Erbeinigung von 1695 stellte die Successionsrechte de« Hause« Brandenburg für immer seft. Statt sich aber vom öffentlichen Lebe« zurückzuziehea und seiner Familie zu leben, trieb es den Fürsten, sich sosort dem Staate zur Verfügung zu stellen, zu dessen Unterthonen er nun gehört«. Sech« Wochen nach Abtretung seine« Lande« wurde er al« preußischer Generalmajor der zwölften Division in Neisse beigeordnet. Er machle sich genau m»i dem preußischen Exeremum bekannt, avaucirie dann zum Lommandeur und wurde in Anerkennung seiner mili« tairischen Leistungen zum Generallieulenant befördert. DaS Vertrauen des Prinzen von Preußen in die Tüchtigkeit seine- Verwandten sollte sich bald noch demlicher zeigen. Bekannt lich übertrug König Friedrich Wilhelm IV. seinem Bruder 1858 die selbstständige Regentschaft, in Folge deren da» seit zehn Jahren bestehende Ministerium den Abschied nahm. Sofort trat der Prinz- Regent mit dem Fürsten Karl Anton tu Verbindung, ein neue» Ministerium zu bilden und den Vorsitz zu übernehmen. Erst nach längerer Berathung erklärte er sich dazu bereit, und gab so. wie eine ge- wichtige Stimme lener Tage hervorhob, dem Adel Preußens ein Bei- spiel, wie er sich einen höheren Platz inmitten der Nation bewahren könne. Die Genossen des Fürsten, Auerswald, Patow, Bethmann- Hollweg, Schleinitz, Bonin und Pückler, galten sür Männer der ge- mäßigt liberalen Richtung, und zum ersten Maie seit langer Zeit befand sich die große Mehrheit de- Volke» in Uedereiustimmung mit seiner Regierung. Sie erwartete einen maßvollen Forlschritt und begrüßte diesen Zustand al« den der „neuen Aera" — eine Name, der für jene Zcilperiode allgemein üblich blieb. Der Präsident dieses Ministeriums besaß viele Sympathien. In diplomatische» Angelegenheiten hatte er sich öfter ausgezeichnet und war mehrfach thälig gewesen, Mißhclligkciten zwilchen dem Norden und Süden Deutschlands zu schlichien. Manche glaubten zwar, daß ein Fürst wir Karl Anton, der 1848 so manche« Trübe erfahren, der liberalen Richtung nicht allzu große Zugeständnisse machen werde; Andere hingegen schöplten für die Aussübrung ihrer Ideen Hoff- uung au» der liberalen Gesinnung, die der Fürst in manchen Punkten bewiesen hatte. Was aber auch verfehlt lein und wünschenswerth bleiben mochte: der Charakter einer aeniäßigten Haltung blieb dem Ministerium Hohenzollern bis zu seine», Ende ausgeprägt. Es wurde bekanntlich 1862 entlassen, weil es die Reorganisation des Heerwesens beim Abgeordnetenhause nicht durchsetzen konnte, und nach einem kurzen Ministerium Hobenlohe-Jngelfingen trat Bismarck au die Spitze de- neuen conservativen Ministeriums. Im März de- nächsten Jahres zum Miliiairgouvernenr der ProvinzWestsaleu und der Rlieioprovinz ernannt, nahm Karl Anton seinen Wohnsitz in Düsseldorf. Nur selten gönnte er sich Erholung und fuhr nach Sigmormgen. wo er gern der Stadt gegenüber den Mühlenberg bestieg, oder nach dem Parke von Jnzighosen fuhr, den seine Großmutter Amalie Zephirine verschönert hatte. Ein Freund der Jagd, eilte er dann in die Alpen und suchte tm Engadin den Bären aus; manche Jagdirophäe wird noch tu den Schlössern zu Sigmaringen und Rauchenwei« aufbewahrt. Dort, etwa zwei Stunden von der Residenz, wurde Karl Anton 1811 geboren. Nach einer sorgsamen Erziehung studirte er In Freiburg und Berlin, lernte in der Heimath die Lande«. Verwaltung kennen, bildete sich auch auf größeren Reisen und ver- wählte sich im dreiundzwonzigsten Leben-iahre mit der Prinzessin Jolephine, einer Enkelin de« Sroßherzog« Leopold von Baden. Löhne und Töchter wuchsen ihm auf. Die älteren Kinder waren schon ziemlich erwachsen, al« er 1848 die Regierung übernahm. Wie bemerkt, enlsagte er derselben kaum zwei Jahre später, und wenige Monate vor seiner Berufung zur Präsidenlschast de« neuen Ministerium« wurde seine älteste Tochter, Stephani«, mit dem König von Portugal vermählt. Ihr Bruder, Erbprinz Leopold, vertrat die Stelle de« Bräutigam», Die persönliche Trauung sollte in Lissabon geschehen, und im Hasen von Plymouth, wo ein Geschwader der Scheidenden harrte, sagte ihr der Vater Lebewohl. Schon im nächsten Sommer wurde sie ihm durch den Tod entrissen und ihr Bruder Leopold vermählte sich mit ihrer Schwägerin, der Infantin Antonio Maria Ferdinand«. Fünf Jahre später wählten die Rumänen Karl Antons zweiten Sohn, den Prinzen Karl, zu ihrem Fürsten. Während de« Kriege» mit Oesterreich befand er sich ans der Reise dorthin und drei seiner Brüder kämpsien im Feld«. Einer von ihnen. Anton, der al« Lieutenant beim ersten Waideregiment stand, siel bei Königgrätz. Nach langen Qualen starb er ln den Armen der Mutter, während der Fürst ol« Odrrcommandirender und Militairaouveraeur für Westfalen nnd Nheiaprovin» seft aus seine« Posten stand. Die Vermählung seiner jüngsten Tochter mit dem
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