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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-02
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1885
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!ext der fünft»,, vom l»'tzt»m Lia wio es war, u, >ir leben in ein »esicbtskreis vcll ?en hängt. iegenwart und ^ Aber was s, mag, soviel ist er Volk mit ga„; ja, und auch n n Selbstbewußt'»'!, -ffeutUch für im » Zeiten seiner ^ d Dhnmacht, de,k 5en cntgegenseben ehen kann, lvi, r lebenden Deutsch u ein sehr kräst. Mir wissen den un ritt zu werthen, Island in seinem getban. Das i , elende j)arteige; >abeim den nat» i a häufig so trau, rt uns nicht. unser (and e, ualer Staat gen e Deutsches Aeich und bedeutet in » Diesem Gefühle vohl, ohne der : A'tänuer und Lri Vrot. Dr. Z. S. änia Liekcru,i d.-ri und k.nn vo.» lmicnig.L lg i bei: Sper.'.rnn in Stur n i u" entschen tcb Herr. Esschstnl täglich früh S'/.UHr. Ur-action und Expedition Iohanne-gasse 8. Sprechkundtn der Kedartion: Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittag« ö—6 Udr. Litt tu «ui,k,«i>dtkr Manulcriyt, »«cht tu -I«»««,«» ntchl »krtmdlich. 0er für »te nSchfts«l,e«»e timmner teftimmtcii Inserate an S-chrnta,en bis Nvr Nachmltta»», »» S««n» unb Festtagen früh bis '/,S Uhr. 3« den Filialen snr Ins.-Äiinahme: Otto Slemi». Universitätsstraße 1. Lani» Lösche. katharinenslr. 23, p. nur bis '/,L Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anflags LV,L00. .^voiinrmrntsprris viertelt. 4'/, Md. incl. Aringenohn 5 Mk, durch die Post bezogen ü Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pst Belegexemplar 10 Pj. Gebühren sür Extrabeilagen lin Tageblatt-Format gesalzt, ohne Vostbrsörderung 30 Mk. mit Postbesvrderuug 48 Mk. Inserate Ogespaltene'Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut uns. Prewverzeichniß Tabellanjcher u. Ziffernsatz nach HSHerm Tarij Nerlamen unter dem RedactionSstrich die4gespalt. Zeile 50 Pf., vor den Familien Nachrichten die 6gespaltcne Zeile 40 Ps. Inlerate sind stets an die Vrpebitisn zu jenben. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemimeramlo oder burcy Post» Nachnahme. 153. DteuStag den 2. Juni 1885. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Im Monat Mai 1885 erlangten daS hiesig« Bürgerrecht: Agthe, Paul Emil Ferdinand August, Kaufmann. Aubrcseu, Peter Heinrich, verpsl. Fleischbeschauer. Enders, Friedrich Wilhelm, Musikus. Kranke, Karl Alban, Buchhalter. Friedrich, Otto Adolf, Klempnermeister, vasntz, Wenzel, Schneider. Hentze, Ernst Richard, Böttcher. s«hr, Friedrich Joses, Pfarrer, bo« Lasiaw, Han« Holm, Kaufmann. Nanmait«, Hermann Julill«, Lohgerbermeister. Reinhardt, Franz Oswald, Kürschnermeifter. Rüstiger, Max, Agent. Rößner, «ustav Robert, BSttchermeister. Rübe, Paul Friedrich, Buchhändler. Scheden, Andrea-, Kaufmann. Schröder, Karl Bottlob, Blaser. Scobel. Karl Paul Albert, Kartograph. Tränkner, August Ottomar, Hauptzollamt-assisteut. Werchau, Friedrich Wilhelm, Schänkwirth. LSnigliche^Aun-akademie und Lun-gewerbeschule zu Leipzig. Auf mehrfach kundgegebenen Wunsch bleiben die Schülcrarbciieu noch Li mit 5. Innt o. im Akademiefingel der Pletstenburg au»gestellt. Leipzig, den 31. Mai 1885. Der Dirrctor: vr. Ludw. Rieper. Der Zutritt zur Ausstellung ist unentgeltlich. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 10—1 Uhr. Viebstahls -Vekanntmachung. Bestohlen wurden alldier erstatteter Anzeige zufolge: 1) ein Talon, Nr. 8895, mit 1» Stück Coupons 4 2 Thlr. 15 Ngr., zu einer Schuldverschreibung der k. k. priv. Turnau- Sralup-Prager Sisenbahn-Vtesellschast gehörig, aus einer Pisce IN Nr. 6 des Brühls, innerhalb der letzten 14 Tage; 2) ein Frauen-Regenmantel» rehbraunsarbiq, mit engen Aermeln, zwei Reiben Knöpfe und zwei Seiieuiaschen, au- einer Wohnung in Nr. 57 des Brühl, am 16. März dss. I.; 3) ein Zwanzigmarkstück, aus einem verschlossenen Koffer in einer Wohnung in Nr. 14 der großen Fleischergasje, mittelst Nach schlüssel-, vom 16. bis 29. dss. Mts.; 4) ein Franenkleib von lila- und brauncarrirtem wollenen Stoff mit schwarzem Stehkragen, dergl. Ausschläge» and einer Reih« Sbenponnener Knöpfe, an- einem Lorsaal in Nr. 9 der Brüder- straße, am 22. dss. MiS.; 5) ein Tom»irrübrr;ietzer von blaugerieftem Stoff, mit schwarzem Wollatlassutter, einer Reihe überiponnencr Knöpie und Ledcrhenkel. aus der Arbeitsbudc einer Bildhauerei am Windmühlen- Wege, am 27. djS. Mts.; 6) ein schwarz, und weißgefleckter Ziehhund mit weißen Pfoten, ohne Maulkorb und Steuerzeichen, aus dem Hosranme in Nr. 54 der Weststraße, am 23. dss. Mts.; 7) ein Hundertmarkschein, au- einer Wohnung in Nr. 18 der Braustraße, am 28. d!s. Mls.; 8) ein Kinder-Beloetped mit einem größeren und zwei kleineren Rädern, der Sattel >»it braunem Damast bezogen, ouS der Hausflur in Nr. 13 der Dusourstraße, am 28. dss. NitS. Nachmittags; 9) ein ziemlich neues Arauen-Iaquet von seingeriestem schwarzen Stoff mit 2 Reihen überiponnener Knöpfe, schwarze», Spitzenbesatz am Kragen und Schnurenbesatz am Hintertheile, aus cin.r Wohnung in Nr. 11 der Moritzstraße, am 29. ds. Mts.; 10) eine silberne Cylinderuhr mü Secunde, abgegriffenem Gold- rand und geriester Rückseite, sowie kurzer Nickclkette, rin Geld- betrag von 10 Mark in einer Krone, ein Portemonnaie, ent haltend 5 Mark in einem Thaler und zwei Einmarkstücken, sowie einen Kofferschlüssel, aus einer Wohnung in Nr. 13 des Brühls, in der Nacht vom 30. bis 31. dS. Mts.; 11) eine Summe von 180 Mark ln 5 Doppel- und 2 ein fachen Kronen, sowie Thalerstücken mit einem braunlederne» Geld- täschchen, aus einer Knechtestube in Nr. 29 der Berliner Straße, am 30. ds«. Mts. Vormittags, mittelst Einbruchs. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Begenstäade oder den Lhäter sind ungesäumt bei unserer Lriminal- Abtheiloug zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 31. Mai 1885. Ta» Palizei-Amt der Stadt Leipxt,. Bretschneider. K. M-tmimichm-. Bei der am 13. Januar d. I. notariell erfolgten fünfzehnten Ausloosung der planmäßig zur Rückzahlung bestimmten Obligationen unserer Anleihe vom Jahre 1870 sind: 1) von de» 4procentigen Obligationen die Nummern 90, 147, 36, 2) von den 4'/,procentigen Obligationen die Nummern 397. 459, 306, 348 gezogen worden. Diese Obligationen sind vom 1. Juli v. ab an der Lasse des Herrn Ale?. Werthauer (Markt 13. Stieglitzen'- Hof, Tr. 0, I.) adlbar, an welchem Tage deren Verzinsung anfhört. Die in rüheren Ausloosungen gezogenen Obligationen siad bi- auf die Nummer 104 «l cingelöst worden. Leipzig, am 15. Januar 1885. Ter Vorstand der Israelitische« Religiansgemeinde zu Leipzig. Nichtamtlicher Theil. Vas Ende des russisch-englischen Grenzstreites. Die Frage, welche Europa seit vier Monaten in steter Beunruhigung gehalten hat. ist dem Vernebme» nach nun endlich gelöst. Dieses Ergebniß ist srülier erreicht worden, als die noch vor Kurse»! verbreiteten Nachrichten in Aussicht stellte», aber eS bat imnierbin lange genug gedauert, bis sich die russische Regierung entschloß, auf daS von ihrem Bot schafter in London empfohlene Uebercinkommen cinziigeben. Gladstone sagte in einer der letzten Sitzungen des Unter hauses, eS sei ein Irrthuin. wenn behauptet werke, daß Eng land Alles zugestandcn habe, waS Rußland beanspruche, die Vorlegung deS Schristenwccksels werde daS Gegenlheil be weisen. Da- neulich verlbeilte Blaubuch erregte bekanntlich den Zorn der russischen osstciösen Presse und daS .Journal de St. PeterSbourg" stellte eine ergänzende Veröffentlichung deS diplomatischen Schristenwechsel zwischen Rußland und England in Aussicht. Dieser ZornesauSbruch ist vorüber« gegangen, ohne daß die angekündigte Enthüllung geschehen wäre; e» scheint also, daß hinter den Couliffen inzwischen etwa- geschehen ist. waS de» Laus der Unterhandlungen be schleunigt hat. Rußland scheint sich mit Rücksicht auf die öffentlich« Meinung, welche daS Ende der Beunruhigung mit Ungeduld berbeiwünschte, entschlossen zu haben, sich mit dem Erreichten vorläufig zu begnügen und LieblingS- wünsche aus spätere Zeiten zu vertagen, sonst würbe e» aus den Besitz von Zulfikar schwerlich Verzicht geleistet haben. Dieser wichtige Paß und Merutschak verbleiben bei Afghanistan o lange, bi« Rußland de» Zeitpunkt für gekommen erachtet, um den begonnenen Vormarsch nach dem Indischen Ocean ortzusetzen. Die Grenzsrage wäre also erledigt, aber wie steht e» mit dem SchiedSrichtcrspruch und mit den Bürgschaften für die Zukunft, welche Rußland nach dem Verlangen Lerd Dufferii>'S leisten sollte? Der Gedanke liegt nahe, daß die Grenz- verhandtungen so sehr in die Länge gezogen worden sind, um diese beiden wichtigen Puncte möglichst in V.'rgessenheit ge- rathen zu lassen. Vor längerer Zeit ist einmal beim König von Dänemark angesragt worden, ob er geneigt sei, das Schiedsrichteramt zu übernehmen, und als er sich dazu bereit erklärt, bat man russischerseits davon dankend Kenntniß ge nommen, aber etwa- Weitere» ist daraus nicht erfolgt. Dem nach scheint eS fast, als ob man sich inzwischen darüber geeinigt bat, diese schiedsrichterliche Komödie aus sich beruhen zu lassen. Ein Schade erwächst dadurch England nicht, selbst in dem Falle, daß der Schiedsspruch ihm günstig gelautet hätte, was kaum anzuiirhmen ist, denn der Schiedsrichter würde nach sorgfältiger Prüfung der Sachlage wahrscheinlich dahin gelangt sein, von einer Entscheidung Abstand zu nehmen, weil die beiderseitigen Darstellungen deS Vorgangs mit einander in unlösbarem Widerspruch stehen. Ein Rußland ungünstiger Schiedsspruch würde aber das russische Nationalgefühl zu lark verletzen, als daß daraus nicht eine Verschärfung de» kaum beigelegtcn Zwiste« entstehen sollte. Also ist das Unter bleiben des Schiedssprüche» unter allen Umständen im Interesse de« Friedens vorzuziehen. Der zweite Punct, die Bürg- chaften, welche Rußland für die Zukunft dafür geben soll, daß es die neue Grenzlinie sür alle Zeiten anerkennen will, ist ebenfalls völlig werthloS. Die gegenwärtige Anerkennung der Grenzlinie enthält diese Bürgschaft, so weit sie überhaupt gegeben werden kann, denn welchen Zweck sollte noch eine wsondere Bekräftigung dieser Anerkennung baden? Soll Ruß land sich vielleicht nach dem Muster von Privatabmachungen -ür den Fall deS Vertragsbrüche» zu einer Conventionalstrafe verbindlich machen? Die Lächerlichkeit einer solchen Ver pflichtung springt in die Augen, derartige Bürgschaften können bei internationalen Verträgen nickt geleistet werden. Etwa» Anderes ist eS. wenn es sich um Bezahlung einer Kriegsent schädigung handelt, für die Erfüllung solcher Berpsticdt, ng verschafft sich der Sieger dadurch die nvthige Sicherheit, daß er daS Gebiet des Besiegte» erst räumt, nacktem die Schuld bezahlt ist. ES stebt jetzt bei England und Afghanistan, die ncuge- schaffene Grenze der Art zu befestigen, daß den Russen die Ueberschreitung der Grenze erschwert oder unmöglich gemacht wird. Für diesen Zweck ist der Besitz von Zuliikar von großer Wichtigkeit, weit cs die Gebirgsstraße nach dem Süden be herrscht. Auch Merutschak am Murghab würde bei ent sprechender Befestigung den Russen die Benutzung dieser Wasserstraße entziehen können; aber wichtiger wäre eS ge wesen, Putikbisti und Ak Tepe sür Afghanistan zn erwerben, weit beide Puncte den Zusammenfluß des Kuschk und Mur- gbab in die Hände des Besitzers legen. Gerade darum aber wurde der Angriff aus die Afghanen unternommen, um Ruß land den Besitz dieser beiden wichtigen Puncte zu verbürgen. Das ist ihnen gelungen und dazu nock die Erwerbung von Penschdeb, und deSbatb ist auch Komaross so kaiserlich belohnt worden. In Anbetracht der Ueberlegenheit der russischen Macht über die afghanische und der Tbatsache, daß es nur von Komaroff abhing, auch Herat zu besetzen, muß daS Er- gcbniß der Grenzverhandlungen sür England inimer noch günstig genannt werden, denn der Widerstand der Engländer gegen die Rügen würde erst ziemlich weit südlich von Herat begonnen habe», wenn General Komaroff seinen Vormarsch fortgesetzt hätte; nach dem Gcseckt von Ak Tepe lag ganz Rortasgbanistan für die Russen offen und eS war Niemaiiv da, der iknen die Besetzung von Herat hätte streitig machen können. Der Emir von Afghanistan reiste erst am 12. April von Rawal Pindi ab und hat mehrere Wochen gebraucht, um nach Kabul zu gelangen. Erst um den 1. Mai hat er Anstalten zur Vertbeidigung seine» Lande» getroffen. Abdurrbaman Kban hat bei diesem Anlaß gesehen, waS er von den Engländern zu erwarten hat, im Ganzen und Große» muß er den Eindruck empfangen haben, daß er von den Engländern im Stick gelassen worden ist, und daß er den Russen gegenüber aus seine eigene Kraft angewiesen ist. Die Vergangenheit diese« Fürste» ist der Art, daß sie ihm über die Absichten Rußlands in Cenlralasien schon lange die Augen geöffnet haben muß; wenn er e» trotzdem unterließ, solche Anstalten zu treffen, welche ibi, gegen einen russische» Einsall sicher stellten, so hat er die Schnelligkeit und Energie des russischen Eroberers sicher unterschätzt. Al- die Russen Merw in ihren Machtberrick zogen, war die letzle Frist ge geben. uin dem weiteren Vordringen Schranken zu setzen. Der Emir von Afghanistan hat dick« Frist ebenso unbenutzl gelassen wie die Engländer; al« die Russen bereit« in Pulikhisii und ulfikar standen, leuchtete ihm erst die Notbwendigkeit ein, erat in Vertbeidigimg-zustand zu setzen. Ob er von den rcignissen der letzten Monare gelernt haben oder ob er nur die Nutzlosigkeit serneren Widerstandes emgesehen hat, bleibt abzuwarten. DieEbaraktcrschilderung.welchevonAbdurrhaman entworfen wird, führt zu der Vermulbung. daß er sich mit de» Russen über die Entwickelung der Zukunft verständigen wird. In dieser Beziehung werden ihm der ehemalige Khan von Cbiwa und die Häuptlinge der Merw-Turkmenen die besten Ausschlüsse zu ertheilen vermögen. Außerdem kennt ja der Emir die Russen aus eigener Erfahrung, die Zeit ist ja nicht so fern, als er selbst von iknen ein Iabrgeld bezog. Zwar hat er die damals gegebene Zusage nickt gehalten, denn daS Fahr geld empfing er dafür, daß er seinen Ansprüchen ans de» Tbren von Afghanistan entsagte. Auch sein srübercr Rebe»- bukler Eyub Khan lebt nock »»d hat jüngst viel vo» sich reden gemacht. WaS die Russen mit diesem sür Absichten haben und wie sie sich mit Pcrsicii, wo E»»b Khan sich aus- bält, sür etwaige Aälle verständigt haben, entzieht sich vor läufig der allgemeinen Kenntniß; aber die Russen habe» biii- reichende Erfahrung im Verkehr mit den Orientale», ui» sich derartige Verhältnisse zu Nutze zu macken, daS zeigt die neueste Verabredung mit dem Gouverneur von Khoiassan wegen Durchzuges russischer Truppen durch persische- Gebiet. Gladstone ist beim Wiederzusammentritt de» englischen Parlaments am 4. Juni in der glücklichen Lage, demselben den Abschluß teS GrenzabkommenS mit Rußland verlegen zu können, freilich unter gleichzeitiger Mittbeilung der endgiltige» Ausgabe deS Sudan». Zu geschehenen Dingen muß man das Beste sagen, daS ist der einzige Trost, welcher den Engländer» in ihrer gegenwärtigen sehr unerquicklichen Lage übrig bleibt. , Leipzig, 2. Juni 1885. * lieber die Verwendung der „BiSmarck-Spende" verlautet jetzt in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", daß der Fonds zu einer Stiftung sür Candidatcn de» Lebr- sachS bestimmt ist. „Der Andrang zu dem philologischen Studium ist", so schreibt die genannte Zeitung, „in den letzten Jahren ein so großer geworden, daß es nicht nützlich scheint, durch Gründung von Stipendien sür Studenten einen wei tere» Anreiz zu demselben zu schassen, und mit Rücksicht hieraus soll sich der Reichskanzler entschlossen haben, nur solche Eandidaten de- Lehrfach» auS der fraglichen Stiftung zu unterstützen, welche ihre Studienzeit schon absotvirt, aber nock keine Stellung mit auskömmlichem Gehalt erlangt haben. Außerdem ist aber in Aussicht genommen, angestellten Lehrern Beihilfen zum Hweck der Erziehung ihrer Kinder zu gewähren. Nachdem der Herr Reichskanzler mit Autoritäten aus dem Gebiete des preußischen Schulwesen? Rücksprache gehalten, bat er neuerdings an die Bundesregierungen vertraulich die Bitte um Auskunft darüber gerichtet, ob nach Lage der dor tigen Verhältnisse die von ihm in Aussicht genommene Art der Verwendung zweckentsprechend erscheine. Wie wir hören, ist von den meisten Regierungen eine bejahende Antwort ein gegangen. Nur von einer Seile ist der Wunsch geäußert, e« möchten neben de» Eandidaten des höheren Lehrfachs auch solche Stubirende der Philologie unterstützt werden, welche durch ihr Reisezeugniß eine ausgezeichnete Befähigung für das Lehrfach nackzuweisen vermögen. Die übrigen Regierungen haben sich übereinstimmend dahin aus gesprochen, daß e-, wenigstens zur Zeit, nicht zweck« mäßig sei, durch weitere Stipendien zum Studium der Philologie aufzumuntern, und daß es deshalb angezeigt erscheine, nur Eandidaten. die bereit» da» Staatsexamen absolvirt haben, zu unterstützen. Bezüglich der dabei zu berücksichtigenden Gesichtspunclc wird u, mehreren Antwort schreiben auSgcsührt, daß eS sich empfehlen möchte, die Unter stützung nickt sowohl zum Lebensunterhalt, al» vielmehr zur weiteren Ausbildung zu gewähren. ES wird vorgescblageu, den Philologen Reifestipendieu zu einem mehrmonatigen Ausenlhalie ui England, Frankreich oder Italien zu geben, oder ihnen die Möglichkeit ru schaffen, aus ein oder zwei Semester at» Volontaire an hervorragenden Lehranstalten sich mit der Methode anerkannter Meister bekannt zu machen." * Unter dem Titel „Actenstücke zur Frage der Erbfolge im Hcrzogtbum Braun schweig" ist im Verlage von Arnold Weichelt in Hannover eine Broschüre erschienen, welche da« Thronsolgerecht deS Herzogs von Eumberland zu retten sucht. Dieselbe weiß aber, obnc die in dem preußischen Anträge enthaltene Beweisführung zu wider legen. gegen die entscheidenden politischen Gründe der Aus schließung nichts Anderes anzusühren, als daß die Anerkennung der Reicheversass'unq eine Anerkennung deS gegenwärtigen Besitzstandes aller Neichsgcnosfcn, also auch Preußens, ent halte, und daß „der allgemein bekannte gerade und loyale Ebarakter des Herzogs die zuverlässigste Bürgschaft gewähre dafür, daß derselbe der mit seiner Regierung in Braunschweig übernommenen Pflicht gewissenhaft Nachkommen würde, nöthiqcnsallS selbst gegen die Wünsche und Bestrebungen übereifriger hannoverscher Freunde". DaS ist eben der Punct, in welchem der größte Tkeil de» deutschen Volke» in Ucbcr- cinstimmung mit Kaiser und Kanzler Grund hat, abweichender Meinung zu sein. * An die Stelle deS verstorbenen Präsidenten Bilger ist Freiherr Wilhelm v Gcmniingen znm Präsidenten des «valigeliscken CoiisistoriumS in Württemberg ernannt worden. Er war bisber Rath am Obcrlanbcsgcricht zu Stuttgart und ist ein allseits hochgeehrter Mann von redlich stem Charakter, großem Wissen, von gemäßigter, wenn auch positiver Gesinnung. I»> Decembcr 1884 vcrtheidigte er als Berichterstatter in der Zweiten Kammer den Gesetzentwurf, welcher die Ausscheidung deS kirchlichen VerinögenS aus der weltlichen Gemeindeverwaltung vorschlug. Dieser Entwurf scheiterte a» dem Widerstande deS Kanzlers v. Rümeli», der wegen der im Entwurf enthaltenen mittelbaren Anerkennung der ob ihres pietislischen Verhaltens höchst »ubeliebte» Synode sich gegen den Vorschlag aussprach. Aus Gcmiiiingen's Er nennung geht hervor, daß die Regierung das Werk noch durchzubringen gedenkt. Die deutsche Partei, welcher Gcmniinge» als ritlerschastlicher Abgeordneter in hervorragender Weise angebört, kann sich über seine Erhebung besonders freuen, um so mehr, als sie nach allgemeinem llrthcil die glücklichste Wahl ist, die möglich war. * * » * AuS Walk in Livland wird über einen an dem Arrendator von Vaucluse, Herrn Zelming. verübten agrarischen Meuckelmordversiich berichtet. Zelming, der einen nickt zahlenden nuk widerspenstige» lettischen Pächter im Namen deS Grasen Berg auswcisen sollte, aber nichts ausrichwn konnte und desb.ilb die Hilfe des .Kirchspielgerichts in Auguüenlbal in Anspruch nehmen wollte, wurde aus dein Wege dabi» auS dem Gebüsche heraus vo» zwei Kugeln ge troffen. welche, obgleich eine durch die reckle Schulter gegangen war. merkwürdigerweise nicht tebenSgesährlich verletzte». * Wie auS Konstantinopel gemeldet wird, ist die von mehreren Journalen gebrachte Meldung, daß das Londoner Eabinel an die Pforte eine Note gcr'chtcl habe, in welcher derselben der Vorschlag gemacht wird, Snakii» zu besetzen, nicht genau, indem über diesen Gegenstand keine schriftlichen, sendern nur mündliche Eominiinicalionen gemacht worden sind. Gleichzeitig wird versichert, daß. obwohl eine Antwort der Pforte aus die diesbezüglichen Eröffnungen »och nicht cr- solgt ist, doch schon jetzt eine entschiedene Ablehnung des eng lischen Vorschlages mit Sicherheit vorau-gesehe» werden könne. Tie Pforte stehe nämlich auf dem Standpunkte, daß durch die Occupatio» eine- einzelnen PuncleS den SouzeränilätS- rechten des Sultan» über den ganzen Sudan präjndicirt werden könnte und aus diesem Grunde habe sie seinerzeit auch der Aufforderung England-, Massauah zu occupiren, nicht entsprochen. * Man schreibt der „Politischen Correspondenz" an» Kon sta n t i no p e I. 26. Mai: „Die große armenische Patriarchatskirche >» Kum-Kaplin war vorgestern der Schau platz eines ErccsseS, welcher in den armenischen Kreisen sehr peinlich berührt hat. Au dem bezeichnet,:» Tage sollte, wie dies von Zeit zu Zeit geschieht, eine feierliche Messe abgehalten werke», um Len göttlichen Segen sür de» KatholikoS von Elschmiadzin zu erbitten. Tic Räume der Kirche waren von Andächtigen gefüllt, als der Priester zn der heiligen Ceremoiiie schritt. In dem Augenblicke aber, als er in seinem Gebete den Namen dcö neuen KatholikoS Msgr. Melchisedeck aussprack, erhoben mehrere Arinenicr auS Wan, Gegner des genannten Prälaten und Anhänger des bei der Wahl nicht durchgcdrnngcncii Msgr. Kirimia», einen betäubenden Lärm, drangen bis zu dem celcbrireiiten Priester vor und zwangen ibn. die Messe abzubrecke». Der Priester verließ sofort die Kirche, um auch die Anwesende» hierzu zu veranlassen, da anderenfalls skandalöse Scene» zwischen den Anhängern der beiden Kircheiisürsteu zu besnrchlcn waren. Der Vorgang wird auch außerhalb der armenischen Kreise vielfach besprochen." * Nach au« London kommender Meldung finden gegen wärtig unter Initiative der egyp tischen Regierung zwischen dieser und dem englischen Eabinel Verhandlungen wegen Emlttiruiig von Entschädigungsccrlisicaten statt, welche im Verkehre umsetzbar sein sollen. Die Regierung des Khe- dive sah sich zur Beantragung einer solche» Maßnahme einer seits durch da» Drängen der Enlschäbigungsbcrecktigten und andererseits durch daS Motiv veranlaßt, daß sie ihre» guten Willen zur cndgiltigen Austragung dieser Angelegenheit be kunden will. Wie verlautet, erbebt die englische Regierung keinen grundsätzliche» Einwand gegen die Aussolgung von »ego- ciablen Eulschaligungslileln an die Berechtigten auf Grund der von der internationalen Entschädigungs-Commission fixie ren Entschädigungssummen; dock bedürfen die Details einer eingehenden Erwägung, welche ebensowohl in London, als in Kairo staltfindet. * Die „Politische Correspondenz" meldet aus Rom, 28. Mai: Besondere Restiltate und praktische Verfügungen wird man von der gegenwärtig i» Rom tagenden Internationalen Sanität s- conserenz wohl kaum erwarten dürfen; die wenigen Sitzungen, welche bisher stattsaiide», haben eine solche Disparität der Mei nungen und Ansichlen zwischen den verschiedene» Mitgliedern der Conserenz constatirt, daß an ei» glückliches Endresultat wohl füglich nicht gedacht werden kann. Bekanntlich hat sich die Conserenz in zwei Abtheslungen, nämlich die rein diplomatische und die tecknniche, d. h. sanitäre, getheilt und 'etzt«>.e hat sich bereits mit allem Eifer an die Arbeit gemacht, bisher aber leid-r b öS mit negativem Erfolge. Schon bei der ersten auf geworfenen Frage über den Nutzen der gegen di« Lholera-Epidemte angewendeten Landquarantaiuen und daher die Nothwendigkcit der selben gingen die Ansichten der betreffenden Fachmänner stark ans- einander. Ter erste technische Commiffar Italiens, der frühere Unterrichlsminister Bacelli, einer der berühmtesten Aerzte Roms» gehört nämlich zu den entschiedensten Anhängern der Einführung der Ouarantaine auch nach den Landgrenzen, und hauptsächlich seinem Einflüsse war eS zu danken, daß Italien im vorigen Jahre ein strenges Quarantaine-System auch zu Lande einsührte. Diese Landquarantaiiie hat sich aber bekanntlich nicht im Geringsten be währt, denn während Italien selbst gegen Staaten, welche wie Oester reich-Ungarn und die Schweiz von der Seuche gänzlich verschont geblie ben, eine strenge Quarant.rine zu Lande einsührte, hinderte diese Bor- sichtsmaßregel nicht, daß die Seuche gerade in Italien, wo gegen deren Einschleppung so große und oft geradezu drakonische Borsickits- maßregeln ergriffen wurden, stärker als sonst wo austrat, während gerade die Länder, gegen welche Italien seine Landesgrenzen ab- gesperrt hatte, von der Seuche gänzlich verschont bliebe». Die totale Nutzlosigkeit der Land Quaraniaine wurde sonach hierdurch in der schlagendste,i Weise bewiesen und trotz der Opposition Bacelli's sprach sich der Congrcß gegen die Emsuhriing der Land-Quarantaine und sür die unbedingte Abschaffung derselben aus. Weit günstiger war die Ansicht der Majorität der Conserenz für das Eontuniazwesen zur See, sür die Einführung von Quaranlainen gegen die Seeseite hin, aber die englischen Commissare widerietzcn sich auch der See Onaraniaine mit solcher Energie, daß die Erreichung eines vollständigen Einvernehmens um so schwieriger erscheint, als keine der belresieiiden Mächte die Verpflichtung übernommen hat, sich de» Beschlüssen der Majorität unbedingt zu fügen. Besonders was Vorkelirimge» zur Bekämpfung und Einschleppung der Cholera-Epidemie bcir sft, scheint eine gemeinsame praktische Be- Ichlusssassling »i» so schwieriger, als die Ansichten der Fachmänner der Commission über die Contagiosilüt »nd die Enistehungs- oder Einichleppiingsgefahr der Cholera so weit aiiseinaiidcr gehen, dass a» der Erzielung prakisscher Beschlüsse zur Bekämpsung der Sencl e wohl uin Recht gczwciselt werden darf. M» Rücksicht eben aus die wahrscheinliche Resultatlosigkeit der Sanilätscoiiserenz hat sich denn auch das Interesse, »nt welchem man hier anfangs den Beralhungen der betreffenden Fachconsercnzcn folgte, bedeuiend abgclühlt und die Eonserenz findet bvchsteiis ui wissenschasllttyen und mediciiiischen Kreise» einige Beachtung. Man giedt sich zwar in den betreffenden »reise» alle Mühe, die Resultatlosigkeit der Saniläts Eonserenz möglichst zu verbergen. Tic Wahrheit bricht sich aber doch Balm, und die Wahrheit ist, daß hier Niemand an die praktischen gul n Rci'ultale dieser Eonscienz glaub:. * Rack einer aus Rom der „Politischen Eorrespondci z" zuczehenven Meldung wird Italien eine zweite Mission an den Negus von Abyssinien absente». Dieselbe wird einen iiiililairische» Ebarakier trage» und mit großem Pompe ausgerüstet werden. Die Mission wird dein Ncgu» ein neuer liches eigenbändiges Schreiben des Königs Huinbert und zahl reiche wertbvolle Geschenke überbringen. * Wie ans Paris gemeldet wird, arbeitet die Tiploniatie mit alle,» Eifer an der endlichen Regelung der Egvpten bclrcssenkcn Fragen. Man bcgc in diplonialischen Kreisen die Zuversicht, das; ein dc'initivcs Abkommen erzielt, »nd cs sei nicht zu bcsürchlen, daß wcit-rc Eomplicatioilen entstehen werken. * lieber AnnectionSgelüstc in Zanzibar wurde der „Bossischeii Zeitung" ans Brüssel geschrieben: „Vom Eongo- gebiel ist eine wcnig erfreuliche Nachricht cingegangcn. Die Araber sind am Eongo erschienen. DaS Mitglied der Aisocativ», Amelot, bat — obwobl Stanley stets davor gewarnt bat, iich der Hilfe der Araber zn bedienen — sich den Arabern ven Tipo»-Tib anvertraul.iim den Tangajika See und von da auS Zanzibar zn erreichen. Tipou Tib, welcher sich den Repräsen tanten des Sultan- vo» Zanzibar nennt, dem allein »ach seiner Ansicht der ganze Eongo gehört, hat 3000 Araber hinter sich; alle mit Percussioiisgcwcbren bewaffnet. Man darf sich darüber nickt täuschen, daß diese» eine Avantgarde deS nach Westen »larschirenden IslaniismnS ist. Die Stationen der Association an den Usern dcs SlanleysallS sind damit den Arabern augenblicklich prcisgegeben." — Zu dieser Meldung bemerkt die „Colonialpolitische Correspondenz":
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