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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-06
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1885
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Erscheint täglich früh 6'/«Uhr. Keüaction und Expedition Iohannesgasse 8. Sprrchltundrn der Nröartion: Bormillags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Hin die -iuckgad, nngejalitter D!»oulcr>»t« macht lech »>r otetaclmn nicht orrdmoluh. Annahme »er für die nächstfolgende Nnmmrr brstiniinten Inserate an Wochentagen bis :t Ndr Nachmittags, an Sonn- »nd Festtagen früh bis '/,i> Uhr. 3« den Filialen für 3i>s.-Ä»nahme: Ott« klemm, Universitätsstraße 1. LoniS Lösche, Katharinenstr. 23, p. nnr bis '/,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage I?V,I1VU. /zvonlirmenlspreig viertel;. 4'/, Mi. incl. Bringenohn 5 Mk. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 P^- Belegexemplar 10 Pi. Gebühren lür Extrabeilagen (in Tageblatt»Formal gesalzt) ohne Vostbejördcrung 30 Mk. «lt Poftbesoederung 48 Mk. Inserate Ogespaltcne Petitzeile 20 Pi. Gröbere Schriften lau» uns. Preisverzeichnis;. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach hüherm Tarn. Krclawrn niitrr dem Redactionsstrich die4gesvalt. Zeile 50 Ps., vor den Familiennachrichlcu die Ogespaltcne Zeile 40 Ps. Inserate sind stet- an die vr»rdltio» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prLemiinarnmio oder dura, P.st- Nachnahme. 157. Sonnabend den 6. Juni 1885. 79. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 7. Juni, Vormittags nur bis ' S Uhr geöffnet. lbXpeslltittn <168 I-elp/ieer ^nredlritte«. Amtlicher Theil. Beklmntmachung, Revision der Landtergswahlltste» betr. In Gcmäßheu von tz. 24 des Wahlgesetzes vom 3. Deccmber 1868 sind die Listen der bei den Landlagswahlen stinim- berechligten Personen alljährlich im Juni, in Folge Verordnung deS Königlichen Ministeriumö des Innern vom 16. Mai rr. c. aber mit Rücksicht aus die dieses Iabr vorzunehmcnLcn ErgänzungSwahlen Anfang Juni lausenden Jahres zu revidiren. Indem wir die Stiminberechtigtcn nach tz. ll der Aus- siihrungSverordnung zum Wahlgesetz aus die jetzt statlsindende Revision der Wahllisten ansmerksam machen, bemerken wir zugleich, daß die alten Wahllisten für die drei Wahlkreise der Stadt Leipzig im Sladthause, Odstmarkl 3, l. Etage, Zimmer Nr. 87, vom l. bis mit 9. Juni rr. c., Vormittags von 8—12 Ubr und Nachmittags von 3—6 Uhr, ansliegcn. Gleichzeitig weisen wir aber auch daraus hin, daß den An trägen behufs Ausnahme in die Wahllisten oder Streichung Solcher, denen das Wahlrecht nickt zustcht, die Nachweise der Wahlsähigkeit beziehentlich des Mangels der Wahlberechtigung beiznsügen sind. Außerdem macken wir aber nock darauf auf merksam, daß die für den I. Wahlkreis (>n welchem dieses Jahr die Ergänzungswabl stallsiudcl) neu iiufzustellende Liste vor dem noch bekannt zu machenden Wahltermine nochmals sieben Tage lang zur Eiiisichlnahnie ansgelegt wirb. Leipzig, den 30. Mai >885. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. K. Dtl'.lllllltMllchllNg. Der diesjährige Leipziger Wullmarkt wird am 17. und 18. Juni aus dem Jlcisckcrplatze abgehattcn. es kann jedoch die Anfuhr«: und Auslegung der Wolle in hergebrachter Weise bereits am 16. Juni erfolgen. Maschinen und Gerälhc. welche Beziehung zur Landwirth- schast und zur Wvllprotuction haben, können während deS WollmarklcS daselbst in der Nähe der Waagcbudc, soweit Play vorhanden, ausgestellt werden. Leipzig, den 18. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Hennig. Manntmachung.^ Der diesjährige internationale Productenmarkt wird Sonntag, den 2. August dieses JahreS in den Räumen des LtrystallpalasteS hier abgehallen werden. Leipzig» den 2. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Kretschmer. In Gemäßheit des §. I der Instruction für die Ausführung von Wasserrohrleitungen und Wasseranlagen in Privatgrund- stucken vom 1. Juli 1880 und der tztz. 2 und 7 des Regulativs snr Gasrohrlcitungcn und Gaöbelcuchtungsanlagen in Privat grundstücken vom 2. März 1863 machen wir hierdurch bekannt, daß der «Schlosser Herr Julius Röding, Lortzingstraße >4, zur Nebernahme solcher Arbeiten bei unS sich angcmeldet und de» Besitz der hierzu crsorderlichen Vorrichtungen nach- gcwicien hat. Leipzig, den 2. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Wolsram. In Gemäßheit des tz. l der Instruction für die Aus führung vv» Wasierrohrlcituiigcn und Wcisseranlc>bcn in Privatgriiildsiückcn vom l. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr <?mil Tkiele, Promenadenstraße 31. Hof Part-, zur Ueberiiahme solcher Arbeiten bei u»S sich angeinelvet und re» Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen »ach- gewicseu hat. Leipzig, den 3. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leiprig. I)r. Georgi. Wolsram. 'Brl.anntmachU!!g.^ Die Leuchlkrast des städtischen Leuchtgases betrug iin Monat Mai bei einem stündlichen Eoniuni von I lo Liter» im Argandbreiincr durchschnittlich das l«>.5o-sachc der Leucht kraft der deutschen Normalkerze von 50 min Flammciil'öhe. Leipzig, den 5. Juni 1885. DeS Raths Deputation zu den tyaSanstalten. Auktion^ T«»»erStiiq. den 11. Juni e„ Vormittags 10 Ilbr. sollen im Pose d>S allen Johannes-Hospitals, HospNalstraßc Nr. 1, zwei Pferde des städtischen Marstalles an den Meistbietenden, gegen wsortige Bezahlung, öffentlich versteigert werden. Sonstige Bedingungen werden vor der Auktion bekannt gegeben. Leipzig, den 2. Juni 1885. Tcs Raths Oceonomic Inspektion. Veterinär-Liinik der Vlliverktät. Der Dienst eines zweiten Wärters ist zu besetzen. Meldungen werden Bormittags IO—ll Uhr an den Wochentagen entgegcii- gcnonimcn. Ehemalige Covalleristen und Traüisoldatcu, sowie u»- vccheiralhele Personen erhallen den Vorzug. Leipzig, den 5. Imii 188b Directi«« »er vetertnär illinik. Nichtamtlicher Theil. Ferry und Lrisson. Briffon ersuchte die Deputirtcnkainmcr am 4. Juni im Namen der Regierung, der von der Commission vorgcschlagenen 'Ablehnung des Antrages Laisant-Telasosse aus Erhebung der Anklage gegen daS Ministerium Fcrry znznstiniiilen. TaS ruft die Erinnerung an jene stürmische Kainmersttznng vom 30. März zurück, in welcher daS Eabinet Fern) gestürzt wurde, weit die Franzosen in Tonkin eine Niederlage erlitten hatte». Die Dringlichkeit des Antrages Laiscnit-Dclasoste wurde damals verworfen und der Antrag einer Eommission zur Borberathung überwiesen. Nack zwei Monaten erfolgte die Ablehnung deS Antrages mir nickt allzu großer 'Mehrheit. Tic Gegner Fcrrh's konnten cs ihm nicht verzeihe», das; er die extremen Parteien zwei Jahre lang in Schach gehalten und sie allen Einflusses entkleidet hatte; beim Stur; des Eabinels mußten sie jedoch erfahren, daß auch diese Wendung in der politische» Entwicklung Frankreichs noch nickt genügte, um ilmen zur Herrschaft zu verhelfen. Brisson trat an die Stelle des ge stürzten Miiiistcrpvästdcnten, ohne Elömeuccan und seinen Parteigenossen Portefeuilles zu übertragen, die Mehrheit blieb unter Brisson dieselbe wie unler Ferry, die Opportunisten und die Mitglieder des republikanischen Vereins behielten das Heft in de» Händen zum größten Mißvergnügen der äußersten Linken und der Verfechter der Monarchie. Aber ein wesenl- lichcr Unterschied ist Loch zwischen dem Ministerium Brisson und den, Ministerium Fern», und der besteht darin, daß es dem Nachfolger an der Energie und dem Zielbewußtsein mangelt, welche den Lvrgänger aiiszeichnctcii. „Unter Waldcck- Rousseau wäre cS zu einem Zusammenstoß zwischen der Polizei und den Commiiiiisteii aus dem Pöre Lachaisc nicht gekommen", in diesem Sinne sprach sich die öffentliche Mei nung in Paris fast einstimmig aus. Es ist überhaupt die Unüchcrbeit, welche daS neue Cabinet charaktcristrt. Die neuen Minister wollen eS mit Niemand verderben, sie wollen weder die alte Majorität preisgeben, »och den Radikalen und der äußersten Linken den Fehdehand schuh zuwerse», und deshalb sunclionirt die Staalsmaschine nicht mit der Kraft und Sicherheit wie unler Ferry. Eigene Gedanken hat das Cabinel Brisiou noch nicht zu Tag: ge fördert, cS bewegt sich in den von Fern) vorgezcichnelen Bahnen weiter und ist «'vor allen Dingen klug genug, die auswärtigen Beziehungen in demselben Stande zu belasten, welchen Ferry mit Sorgfalt und Mühe ausberichtet hat. Bristol! war so klug, die Führung des auswärligen Ministe riums Freycinet zu überlassen.' und dadurch erreichte er, daß die diplomatische Vertretung Frankreichs im AuSlande keinerlei Aenderung erlitt, und daß nicht wieder die Schwan kungen eiiitrcileii, welche der Rücktritt des Ministeriums Frey- cinet im Juli 1882 zur Folge hatte. Bristol! hat seine Aus gabe insofern richtig erkannt, als er den Zweck verfolgt, Frankreich ohne allzu starke Zuckungen in die Wahlbewcgnng biiiübcrzulcilcii. Auch in dieser Beziehung hal Briffon die Politik seines Vorgängers fortgesetzt. Die Wahlen werden nach dem schon von Gcimbetta ciiipfoblciieii Listciishstem statt- sinden, und der Senat hat noch hinzugcsügt, daß die Mit glieder der Familien, welche ehemals in Frankreich geherrscht habe», nickt wählbar sein sollen. Dieser Beschluß ist ziemlich spurlos vorübergegangen, weil die russisch-englische Streitfrage zu der Zeit, als er gefaßt wurde, die öffentliche Aufmerksam keit beschäftigte, und doch ist er von grcßcr Bedeutung, da er den Monarchisten die letzte Hoffnung absckiieidet, mit Hilfe deS allgemeinen Stimnircchls ihr Princip wieder zum Siege zu führen. DaS Ministerium Briffon erhält sein Gepräge, abgesehen von dem Strebe», die Ruhe bis zu den Wabtcn aufrecht zu erhalten, hauptsächlich durch den unter seine Negierung fallen den Tod Victor Hugo's. Dieses Ereigniß hat den republi kanischen Charakter des heutigen Frankreich im hellsten Licht gezeigt, aber cS hat auch die Gefahren zur Erscheinung treten tasten, welche das Ausgcben der conservativen Grundsätze für Re zukünslige Entwicklung in sich schließt. Die Vertreter der Commune sind seit der Aiiillestiruiig der Verurlbeilten nie mals mit gleicher Kühnheit ausgetreten, als unmittelbar vor dem Tode Victor Hugo'ö nnd bei seiner Bestallung. Wen» eS der Präsident deS Pariser GemcinderathS wagen konnte, an der Leiche Victor Hugo's die Commune zu verherrlichen, so war daS ein Zeichen von Zügellossigkcit. welche die schwersten Gefahren für die Zukunft Frankreichs heraus beschwört. Gerade in dieser kritischen Zeit bedurfte Frank reich einer feste» Hand, welche ohne Rücksicht aus das Geschrei der crtrcmcn Parleien die Zügel m.l Sicherheit führte und der Empfindung überall Eingang ve> schasste, daß i» Frank reich nun und iiiinincrmchr Raum sei für anarchistische und communistische Bestrebungen. In dieser Beziehung war der Sturz Ferry's für Frankreich eine Gesabr, welche noch nicht überwunden ist. Der Fabnenstreit hat die Aufmerksamkeit daraus gelenkt, daß die Polizei nur dann eine wirksame Waste gegen rcvclutionairc Leidenfchastcn ist, wenn die a» der Spitze stehenden Personen wissen waS sie wollen, daß aber die Uiiisturzpartei sofort an Macht und Einfluß ge winne, wenn die Negierung ins Schwanken geräth. Ter nächste Anlaß für den Stur; deS Ministeriums Ferry ist allniälig ganz in den Hintergrund getreten. Wer denk! beute noch daran, daß eine Ungeschicklichkeit der Kriegsleitung in Tonkin das Eabinet deS 2l. Februar 1883 zum Rücktritt geiivlkigt hat? War eS schon a» sich eine Tollheit, den in Paris lebende» Ferry für die Sünden deS in Tonkin com- iiiaiidircnken Generals verantwortlich zu mache», so war eS noch viel unverzeihlicher, deshalb die französische SlaatSsorm in Frage zu stellen. Tic Vergangenheit Frankreichs seit l789 lehrt, daß jede Veränderung in den Persönlichkeiten, welche Frankreichs Geschicke leiten, die Gesabr einer Ver änderung der Staatösori» in sich schließt Die Stetigkeit der die Regierung bildenden Personen ist nirgends anders sv sehr die Bedingung der allgemeinen Wohlfahrt wie in Frankreich.' Trotzdem können die Franzosen der Gewohn heit nickt entsagen, eine aus den Schild gehobene Negie rung bei einer sich darbietenden Gelegenheit so schnell wie möglich wieder durch eine andere zu ersetzen. Die Fran zose» bedürfen einer Persönlichkeit, die ihnen imponirt, für cliic selche sind sie jedes Opicr zu bringen bereit. Deshalb I vergötterten sie Napoleon 1,, wie sie Victor Hugo bei seinem I Tode vergöttert haben. Ferry würde vielleicht noch heute die * Geschicke Frankreichs lenken, wenn er noch selbstständiger und mit noch größererVeracbtuiig der vsfentlichciiMcinung ausgetreten wäre, als er getban hat; aber dann mußte er freilich auch vom Glück begünstigt werden. Ihm hängt der Vorwurf an, welcher sich in die Worte kleidet: „Politik der kleinen Packetc." Hätte er sich entschließen können, im rechten Moment die Kriegs erklärung gegen China zu erlasse», ganz Frankreich hätte ihm zu gejauchzt. Da er aber aus den Krieg ohne Kriegserklärung ein- ging und hinter een Tagesordnungen der Kaiiniicr Deckung für die VersassniigSvcrlctzunge» suchte, die er sich zu Schulden kommen ließ, so zogen die Franzosen ihre Hand von ihm ab. Wenn wir eine Parallele ziehen zwischen Briffon nnd Fcrrv, dann tritt Briffon entschieden in de» Hintergrund; denn der letztere hat bisher noch nichts getban, wodurch er die Sym pathie der Franzosen erwerben könnte. Ferry hat bin und wieder die Anwandlung verspürt, ein Mann zu fei», Brisson aber will nur Präsident werten. Das merkt man allen seinen Schritten an. Ob Krieg oder Frieden besteht zwischen China und Frankreich, ist gleichgillig für die Zukunft dieses Landes, aber von entscheidender Bedeutung dafür ist. ob beim Präsidentenwechsel sich ein Mann findet» der Frankreich zu leiten im Staude ist. * * Leipzig, 6. Juni 1885. * Durch die Ernennung des bisherigen LandratbS und coiiimistariscken Hilfsarbeiters im Reichs« int v es Innern, Bartels, zniii Geh. Reg.-Nath und Vortragenden Rathe in diesem Amte ist die Zahl der ctatsmäßige» Mitglieder der II. wirthschastlichen Abthcilnng desselben wieder auf drei ge stiegen, nämlich die Geheimen Räthe Lohmann, v. Woedtke und Bartels; an den beiden letzteren Stellen befanden sich noch im vorigen Jahre Präsident Bödikcr vom Rcichs- VersichcrungS-Ämte und Regiernngs-Viccpräsidcnt Magdeburg. Die Zahl der Mitglieder im Nebenamte ist aus drei zurück- gegailgen, nämlich Geh. Ober-Reg.-Rath Wendt and dem preußischen Ministerium für Hantel und Gewerbe, Schmidt, Geh. Finanzrath auS dem Finanzministerium, und Geh. Neg.-Rath Gamp auS dem Ministerium für Handel und Gewerbe. DaS frühere vierte Mitglied» Geh. Bergrath Frhr. von Heyven-Rhnsch, ist zum Berghauptmann in Halle ernannt Worten. Bon den ständigen Hilfsarbeitern wurde RegicrungSralh Caspar zum Mitglied« de» Reichs-Bersichc- rnngS-Alnteö ernannt. * Am Freitag hielt der Bundcsrath wieder eine Plenarsitzung ab. Die braunschweigische Thronfolge- srage stand natürlich noch nicht auf der Tagesordnung, da zunächst der Justizausschuß darüber beratheu muß. Die Tagesordnung umfaßte nur Gegenstände von geringerer Bedeutung. * Der welfische NeichstagSabgeordnete Gras von Vcrnstvrss-Garlow protestirl in einer dem Bundcsrath zu Händen des Reichskanzlers Fürsten von BiSmarck cin- gesandten Erklärung gegen die Begründung des preußischen Antrages, soweit sie sich aus daS Verhalten der hainivvcrscken Bevölkerung, insbesondere der Wclsenpartei, stützt. Dieser Protest erscheint ihm, dem Grasen, der seil Jahren mit der Führung dieser Partei im Wahldircctorio und mit ihrer Ver tretung beim Reichstage beehrt ist, als eine unabwcislichc Pflicht. Nachdem in dein Protest die markanten, auf die welsische Agitation und ihrBcrhällniß zu dem Herzog von Cumbcrland bezüglichen Stellen angeführt sind, schließt er mit wunderbarer Dreistigkeit folgendermaßen: „Alle diese An schuldigungen entbehren jedes ibatsächlicken GrundcS. Die Wclsenpartci, worin die große Mehrheit des hannoverschen Volkes aller Stände ihre politische Organisation für die parlamentarischen Wahlen findet, hat keine verfassungswidrigen Bestrebungen. Sie gefährdet nickt die Sicherheit deS Reiches. Sie ist gar nicht in der Lage, den inneren Frieden in Frage stellen zu können. Die Wclsenpartci übt keinen Einfluß auf den Herzog von Cumberland. Der Herzog steht nickt an der Spitze einer Partei. Die Welsenparlci hält sich aus das Sorgfältigste im gesetzlichen Wege. Sic hat keine Vorbehalte gemacht und bedarf deren nicht. Der gewaltsame Weg ist snr sie ausgeschlossen, er ist naturgemäß, nach den gegebenen Verhältnissen, nach ihren Principie», nach ihrem Interesse und nach dem wohlbekannten Charakter des hannoverschen Volkes unmöglich. Mit dieser Erklärung habe ick nur der Annahme begegnen wollen, als ob durch ein Schweigen unsererseits die Behauptungen rechtswidriger Bestrebungen irgendwie und auch nur in einem kleinsten Puncte zugestandcn würden." * Die neuen Verleger der „Allgemeinen Lauen burgischen Landes-Zeitung" thcilcn an der Spitze deS bisher de nt sch fr ei sinnigen Blattes mit, daß dasselbe fortan einer ge mäßigt liberalen Richtung huldigen wird. Auch ein Zeichen der Zeit. x- » * „Olle Kamellen" wäre der zutreffendste Titel für die neue Folge deS englischen Blaubuchs, welche sich von der Zeit unmittelbar vor der Pcnschdch - Asfairc bis zum 4. Mai erstreckt. Interessant dabei ist eigentlich einzig und allein, daß nunmehr, übereinstimmend »nt einer schon vor einiger Zeit gcmachlcn Müllieiluiig cnntlich constatirt wird, welches i» Wahrheit der Ursprung des ganzen Zwischen falls vom 30. März gewesen ist. (General Lunlscen selcht ivar cS, welcher, als in dem Uebercilikommcil vom 17. Mär; tie russische und die afghanische Zone festgesetzt wurde, Pnl-i- Kisti Le» Rüste» znsprack, weil er meinte, es sei Ihatsäcblich von ilme» besetzt. Aus dies hin rückte General Komarosf vor, um Pul-i-Kisii in Besitz zu nehmen; inzwischen halten aber die Engländer ihren Jrrlhum erkannt und vcranlaßten nun, obgleich dw Ueberemkunst bereits in Kraft war, die Afghanen, Pul-i-Kisli mit einer starken Garnison zu versehen uni) gegen die Rüsten zu vertlieivigen. Zur Entschuldigung seiner dock imnLestclls leichtfertige» Handlungsweise wußte General LnmSden späterhin dann nichts anzusühren, als. er babe eigentlich, da er die Grenzen der von den Rüsten occu- pirtcn Zone der englischen Regierung mitlhcille, gar nickt Pul-i-Kisti gemciilt, welches die Russen »iemalS inne gehabt bätten, sonder» das ganz in der Nabe, etwas weiter nördlich gelegene Kizil-Tepe; er habe aber in den betreffende» Telegrammen die Bezeichnung Pul-i-Kisti gebraucht anstatt Kizil-Tepe, weil crsterer Ort bester bekannt sei. Wenn wichtige Verbantliingen in solche Hände gelegt werken, kann muß eS freilich zu Mißvcrstälidiiisjcn kommen, tie allerdings ini vorliegenden Kalle nicht Mr. LumSdcn, wohl aber die Afghanen und die russischen Soldaten auSzubadcn hatten. Welche Bewandtnis cs mit den angeblichen LoyalitätS- bezcugungen der indischen Fürsten während des Kriegsläriiis halte, darüber giebt ein indischer Correspondeiil der „TliiieS" einige Andeutungen. Er schreibt: Ich schicke Ihnen eine mir aus erster Hand zugegangene OK- schichie darüber, wie die Loyalität der Eingeborenen sabricirl wurde und welche» Antheil Sic Lcpel Grisfin (der politische Agent deo Vicekönigs bei den centralindischen Staaten) daran genommen bat. Der Mayaradi'chah Holkar war, wie erinnerlich, der Erste, welwee der indischen Regierung seine Hilfe anbot, und manche Leute hegten schon damals den Verdacht, daß dieser Schritt des vorsichtigste» und berechnendste» indische» Fürsten nicht ganz aus seiner eigenen Initiative yervorgegangen sei» könne. Dieser Verdacht hat sich voll- kommen bestätigt. Aus die erste» Meldungen, daß die Operationen der Grenzcommission wohl nicht ganz friedlich verlausen dürsten, sagte Sir Lcpet Grissin dem Sinne nach zu Holkar: „Jetzt haben Sie eine goldene Gelegenheit; bieten Sic Ihre Hilse bei» Vicekünig an!" Holkar erwiderlc: „Sind Sic ganz sicher, daß die Engländer gewinnen werde»? ES würde vielleicht gefährlich für mich sein, mich zu eompro- miltircn. In jedem Falle will ich nicht eine Rupie (2 Mark) ausgeben." Sir Lcpel antwortete: „Natürlich werde» die Engländer gewinnen; aber die Wahr scheinlichkeit ist dafür, das; es gar »ichl zum Kriege kommen wird. Wenn ich dächte, daß die Engländer in Gejahr waren, geschlagen zu werden, so wurde ick nicht kommen, um ihre Unterstützung zu ver langen; ich gebe Ihnen diesen Rath in ihrem eigenen Interesse." Holkar that endlich, wie ihm gcrathcn war, proteslirie aber bis zuletzt, daß er nicht eine Rupie auSgebcn werde. Nachdem er seine Botichast an den Vicekönig geschickt hatte, folgten die übrige» Fürsten seinem loyale» Beispiel. Welchen Werth diese Anerbietungen haben, darüber wird sich Jeder seine eigene Meinung bilde». * Die Verhandlungen der in Rom tagenden inter nationalen SanitätSconferenz lasten in ihrem bis herigcn Verlause erkennen, daß sie den dem Geiste wissen schasllicher Einsicht nnd praktischer Erfahrung beseelt lind, welcher zu verbürgen scheint, daß ibre Resultate snr tie Förderung der allgemeinen Hygieine nicht verloren sein ivcrden. Der harmonische Eindruck, welchen man auS den Berichten deS Telegraphen eiiipsängt. würde sogar ein völlig ungetrübter sein, wenn nicht von Zeit ;n Zeit daS Auftreten der englischen Interessenten daran erinnerte, daß denn doch nicht alle Mitglieder der Consercnz gleichmäßig von der Höhe ihrer moralischen Verantwortlichkeit durchdrungen zu sein scheinen, welche mit dem Eonserenzmandat eo ipso ver bunden fst oder dock sein sollte. Der das gesammte System der englischen auSivärtigcliPvlilikcharatieristrcnde Haiig.beiRogclung iilicriiatioiialer Angelegenheiten sich nickt sowohl aus den inter nationale», sondern aus den möglichst engherzig und einseitig ausgefaßten insulare» britischen Stantpunet zu stellen, tritt auch angesichts des Problems bervor, Europa gegen von Indien koiumcnde Cholera-Invasionen durch Errichtung einer wirksamen internationalen Eontrolc zu schützen. Eine der artige Contrvle würde, wenn sie irgend wo Nutzen schassen soll, begreiflicher Weise dein Verkehr, lianicnllich der Schiff fahrt, gewisse Beschränkungen auserlcgcn müsse», und schon die bloße Perspective ans dergleichen Verlehrööcschräiiknngcn, so schonend dieselben immerhin sein möchten, dünkt den Eng ländern unerträglich. Ihre Eonserenzvertrcter wollen sich nicht dazu verstehen, solchen sanitären BorbeugungSinaßregeln beiznpslichten, von denen sie eine Beeinträchtigung des englischen Schiffsverkehrs im Rothen Meere und durch den Suczcanal besorgen. Ihr Auftreten in der Consercnz läßt sich nur unter der Voraussetzung verstehen, das; sic die Schnelligkeit deS überseeischen Verkehrs und die absolute Frei heit des englischen Handels ungleich höher stellen, alö das Interesse Europas, von Heimsnchiuigen durch die Cholera ver schont zu bleiben. Diese Haltung Englands aus der intcr nationalen SanitälSconscrenz ist selbstverständlich nicht danach angcthan, Europas Sympathie» für die egyptische Action des JiiselkönigrcichcS zu erhöhen, sondern kann nur den Wunsch der Völker verstärken helfen, daß endlich Anstalten getroffen werden, die falsche und auf die Dauer doch unbaltbarc Situation, die jetzt in Egypten herrscht, durch ein Arrangement auf völkerrechtlich correclcrer Basis zu ersetzen. * Die letzte ans China eingetrofsene Post bringt den Wortlaut des Schreibens, durch daS der russische Consul in Hongkong dein dortigen Colonialamte die Schließung deS Häsens von Wladiwostok durch Torpedos »vlisiciri. DaS betreffende Schriftstück lautet in der Uebersctzung: „Kaiserlich russisches Consulat. Hongkong, 26. April 1885. In Verfolg eines mir von Sr. Excellc»; Herrn Dawiidow, dem außerordentlichen Gesandten und bcvollmachligieu Minister Rußlands in Japan, crthciltcn Austrages habe ich die Ehre, dem Herr» Secrctair deS Colonialamies in Hongkong mitzmbeilcn, daß die Einsahrten zu dem Hasen von Wladiwostok durch Torpedos geschlossen sind, und nur solchen Schissen, die einen russischen Ossicier als Lootscn an Bord haben, das Einlaufen i» jene» Hasen gestaltet ist. Es wird ferner bekannt gemacht, daß vom 2. Mai ab und bis aus Weiteres das Feuer deS Lcuchtthurms Ascold nicht angezündct werden wird. gez. M. Grote, Verweser des russischen Consulats." Den gleichzeitig eingetrosseilcil Bricsschaslen nnt Zeitungen aus Cbina entnehmen wir ferner Einzelheiten über die kriegerischen Ereignisse in Formosa und Tonkin, deren wesentlicher Inhalt jedoch durch den Telegraphen bereits über holt ist. Von Interesse dürste sei», daß die Zc>Iu»gen auS Hongkong bereits Anfang April meldeten, die Blokade Fvriilvsas werde am 15. dcstelbcn MonakS aufgehoben werde», und daß auch »ach Nachrichten ans Taiwans» nnd Tanisni Schisse seit jenem Dalum uiigebinderl cinlansen konnte»; auch ist den fremden Eonsul» in Saigon die Aushebung der Blokade FormosaS bereits amllich notisicirt worden. * Ei» hervorragender sranzösisch-canadischer katho lischer Advocat wird vcn Kronjuristcn, welche den gegen den Jnsurgciilciisührec Riel angestrengten HochverrathSproceß leiten solle», beigegeben werden, um ;u Verbinder», daß die canadische Regierung der Rassen-Parlcilichkeit beschuldigt werke. Ter Kricgösecrelair der Vereinigten Staaten bat General Terry instrnirt. daß daS Bundesmilitair nicht er mächtigt war. Duinont und Duniais, Riel'S llnterbesehls» Haber, sestzunchmcn; sie müßten dcinnach wieder aus freien Fuß gesetzt werden. Die Frage bezüglich ihrer Auslieferung an Canada wurde erörtert, aber die allgemeine Meinung ist gegen ein solches Verfahren. — Das canadische Par lament votirtc kürzlich l.ooo.ooo Lstrl. für die Unkosten der Niederwerfung von Riel'S Rebellion. Vorher waren sirr diesen Zweck bereits 700,000 Lstrl. bewilligt worden.
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