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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-15
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1885
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näheren Einzelheiten deS englisch-italienischen KartelS ist weiteren Kreise» vis dato nichts bekannt geworden; dahin gegen wurde es aller Welt aar bald offenkundig, daß Italien durch die Ocenpakionspolitir des KabinctS iu eine schlimme Sackgasse geführt tvar, aus der de» Rückzug mit Ehren zu finden, nock heute daS Geheimniß deS Herrn Mancini ist. So lange Mr. Gladstone am englischen Staatsruder blieb, mvchte Herr Mancini für seine überseeische Politik noch eine scheinbare Rückendeckung besitzen, obwohl der überstürzte Rück zug der Engländer auS dem Sudan die Lage der italienischen Expedition haltlos machte. Jetzt, wo Gladstone gestürzt und »ul ilnn die gesammte Basis der Mancini'schcn Parallelactio» hinfällig geworben ist. spitzt sich die Situation des italienischen Eabinets in einer für dessen Existenz höchst bedenklichen Weise za. Au- den Standquartieren der Truppen am Rothen Meere lausen die trübseligsten sanitären Berichte ein; in der bisherigen Weise kann es kaum noch vier Wochen weiter gehen, da die durch Krankheiten arg gelichteten Reihen schon letzt aus die äußerste Grenze militairischer Leisluiigssähigkeit herabgedrückl sind. Die Negierung dürste daher um jeden Preis demnächst einen Entschluß fassen müssen, und wie der selbe sich gestalten möge: Herr Mancini steht und fällt mit seiner, durch GladstoneS Rücktritt ihrer letzten raison ä'ötrv beraubten „Parallelaction". * Die Deputation für Handel und Gewerbe in Hamburg bringt zur öffentlichen Kennlniß, daß nach einer von der Re gierung der Bereinigten Staaten von Nordamerika erlassenen Verordnung jede- von Hamburg abgehende, nach einem Hasen der Bereinigten Staaten von Nordamerika be stimmte Schiss verpflichtet ist, sich mit einem von dem nord- amerikanische» Eonsulake in Hamburg ausgestellten Ge sundheitspaß zu versehen, und daß die Ladung, die Mannschaft und die Passagiere von dem bei dem Consulate angestellten Gesundhcilsbeamlen untersucht sein müssen. Die Kosten solcher Untersuchung werden von den, Eonsulate be stritten. Es ist zu veruiutyen, daß diese Verfügung der nord amerikanischen Negierung eine ganz generelle ist. Lachsen. * Leipzig. 14. Juni. Se Hoheit Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg traf gestern Nachmittag aus der Thüringer Baku hier ein und reiste mit dem Schnellzuge der Bayerischen Bahn 6 Uhr 15 Minuten weiter nach Allenburg. * Leipzig, 14. Juni. Von der Seilen des Finanz ministeriums herauSgegedenen, unter der Leitung deS Professor OberbergrathS Or. Eredner i» Leipzig bearbeiteten geo logischen Specialkarte deS Königreichs Sachsen ist Krankenversicherung. ar. Leipzig, 14. Juni. Die außerordentliche Mit- gliederver fammlung der Centralkrankeoeasse der Tischler und verwandten Berussgenossen, welche am gestrige» Abend im Saale der Tonhalle abgehalten wurde, war lehr zahlreich besucht. In derselben wurde zunächst von dem Vor sitzenden über die Verhandlungen der siebentägigen Generalver sammlung der Centralkranken- und Sterbecasse der Tischler und anderer gewerblicher Arbeiter, die vom 27. Mai bis 3. Juni in Frankfurt a M. tagte, berichtet. Von dem umfangreichen Material dürsten einige Zahlen, die sich aus die durch Inkrafttreten des Krankenversicherungs- gejetzes entstandene Bewegung begründen, auch sür welkere Kreise von Interesse sein. Der Tlschlercasje gehörte» am Schlüsse des Jahres 1882 11,352 Mitglieder au, die sich auf 163 Verwaltungstelleii ver weilte», im Jahre 1883 stieg die Zahl der Mitglieder aus 24,IM mit 276 Verwaltungsstellen: Der Schluß des Jahres 1884 brachte mit dem Eintreten des Krankencasjengejetzcs eine» wahren Sturm aus die Tasse hervor, so hast am Schlüsse deS vergangenen Jahres die Mitglieverzahl aus 70(187 mit 560 Verwaltungsstellen stieg. Im letzten Quartal 1884 betrug der Zuwachs allein 27,875 Mitglieder. Vom Januar bis März d. I. sind über 8000 neue Mitglieder aus- ge»cii»uen worden. Eine Anzahl mußte gestrichen werden, so daß die gegenwärtige Mitgliedcrzahl etwa 72,000 beträgt. Die Netio- eiiinahnien des Jahres 1884 betrugen 683.799 die Ausgaben 585,756 .st; die Verwaltnngskosten machlen 7'/, Proc. aus. Weiler be- uierkenswcrth aus den Frankfurter Verhandlungen ist, daß die General versammlung beiBeratlsungderStatutendieErhebung einer vierteljährlich zu zahlenden Extrasteuer in Höhe eines Wochenbcitrags beschloß, welche zur Ansammlung des Reservefonds und zur Deckung der Kosten der Generalversamiiiiungen dienen soll. Tic bcanlragle Verlegung des Sitzes der Tcnlralsiellc vou Hamburg nach einer in der Mule von Deutschland gelegene» Stadt wurde mit großer Majorität ab- gelehnt. Die gestrige Versammlung drückte hierüber ihre lebhafte Mißbilligung aus, wobei der von den hiesigen Tischlern nach Frankfurt gesandte Delegiere ein scharfes Tadelsvoluin erhielt, da er in dieser Sache gegen jenen Antrag gestimmt hatte. Hieran schloß sich eine scharfe Kriuk der Geschäftsführung der Hamburger Teniralslclle. Bei der nunmehr stattfindenden Neuwahl des Vorstandes der hiesigen Vereinigung bildeten sich zwei, sich scharf entgcgcnstehende Parteien, van denen die eine deir bisherigen Vorsteher in scharfer Weise tadelte und gegen dessen Wiederwahl heftig piotestirte, während die andere Partei sür ihn eintral und unter Hinweis aus die von ihm ge brachten Opfer seine Wiederwahl beantragte. Der bisherige Vorsitzende, Herr Heuischel, wurde trotz der gegen ihn ausgetretenen hcsttgen Opposition mit ansehnlicher Majorität zum ersten Vorstand wiedergewählt. Musik. Leipzig, 14- Juni. Zum Besten der Ferien kolonien wird auch in diesem Jahre der anerkannl tüchtige Mäiincrgesan.qvercin „Concordia" im Etablissement Bonv- raud ein interessante- Eoncert geben, dessen Programm jeden falls künstlerische Gaben citthallen wird. * Leipzig, den 14. Juni. Das Trompeter-Torps des 2. Leib - Husaren - Regiments Nr. 2 aus Posen, das zur Zeit aus einer Loncertreije begriffen ist, führte sich auch gestern hier in Leipzig durch ein im Garten der Centralhalle abgehallcues Loncerl mit günstigem Erfolge ei». Unter der Leitung des Herrn StabStrooi Peter Oppermann lamen jämmtlichc Nummern des Programms zu höchst prücijcr Ausführung. Bo» wcrthvollercn Stücken enthielt dasselbe Webcr's Jubel-Ouoer- iure, da. Andante aus der bekannte» Ockur-Si,,»pho»ie von Haben, Leelhoven'S Fidelio-Luvcriiire, ei» Divertiffement aus Wagnec'S „Loheizgrin" und den Meherbeer'jche» „Fackeltauz". Natur- gemäß eigne» jlch getragene Coinpostlione», oder solche, in denen sich rauschender Festklaug kuudgicbt, am beste» sür die Besetzung durch Blechmusik; jo kamen die Jubel-Ouvcrture und das Finale des 1. Acres aus „Lohengrin" zu trefflicher Wirkung. Weniger sind da- gegen derartige Stücke wie das zierliche Hahdu'jche Andante sür eine solche Ausführung paffend, die begleitende», sür das Streichquartett geschriebenen Sechzehatelftgnrcn gebe» dabei dem Ganzen ctwas SchwersälligeS. Das Gleiche gilt von einzelnen Stellen der Fidelio-Ouvertnre, wo z. B. bas geheimnisvolle Wogen des Streichquartett- im zweiten Adagio durch Biertclschläge ersetzt werden mußte. Immerhin ist cs sehr anerkennenswerth, mit welcher Leichtigkeit die verschiedenen Bläser die meist sür ganz andere In strumente gedachten Figuren auszusühren vermögen. Wie durch Exaktheit» so zeichnete sich die Eapelle auch durch die Kunst der seinen Nuancirung auS; die verschiedene» Crescendi und Tccrescendi gelangen vortrefflich. Neben den schon erwähnte» Nummern fanden andere, der Tanzmusik angehörcnde, eine flotte und frische Ausführung. In Variationen sür zwei CornclS ü Piston von Matuschka, einer Conccrtpvlka sür zwei Trompeten von Eile», berg rc. hatten mehrere Solisten der Capelle Gelegenheit, sich als ganz bedeutende Virtuosen auf ihren Instrumenten zu zeige». Das äußerst zahlreich erschienene Publicum spendete dcntelbe», ebenso wie den anderen Nummern des Programmes lebhafteste» Bcisall. —t. -r- Adorf, 13. Juni. Zu dem aus den 18., 19. und 20. Juli festgesetzten Vogtlands scheu Sängerseste habe» sich bis jetzt 710 Sänger angemeldet; eS läßt sich also erwarte», daß daS Fest großarlig wird. In der gestern Abend abgehaltenen Sitzung de« FestcoinilSs wurde bauptsächlich die Wohnungsfrage besprochen. Man will olle Gäste in Familien unlerzubringe» suchen und nur im Nathfalle Massenquarliere rinrichten. Nach dem Brande haben wir Nicht mehr den Mangel an geräumigen Wohnungen zu beklagen; cs wird also auch uiiserc Bürgerschaft eine Ehre darin suche», die Sänger gastfreundlich aufzunchinen. * In Bari wurde ein von dem Bildhauer Gaetano Fiore ge- arbeitete- Monument süe Nicolo Piccini feierlich eingeweiht. Bei dieser Gelegenheit fordert Maestro Bcllucci olle Diejenigen, welche Auiographeu, Manuscriptc oocr gedruckte Werke Piccini's be- sitze», auf, ihm dieselben zum Zwecke der Abfassung einer Mono graphie über genannten Meister zugänglich zu mach»«. * Bei der von der Gesellichast der Schönen Künste m Caen für dieieS Jahr eröffnelen musikalischen Preisbewekbung, deren Gegenstand die Lomposition eines Chors „l-Dloxs klours" mit Begleitung zum Gegenstand halte, erwarb den Pr«t Herr Arthur Mancini, Proieffor an der nationalen Musikschule i» Taen. während Herr Albert Pinatel ans Paris „ehrenvoll" erwähl wurde. '4 soeben die Section Iohanngcorgcnstadt erschienen Der Preis deS BlatteS nebst Erläuterung beträgt 3-6; daS selbe ist nicht nur durch die EominissivnSbuchbandlung von Wilhelm Engelmann in Leipzig, sondern auch durch jede andere Buchhandlung zu beziehe», insbesondere durch die in Dresden, Leipzig, Meißen, Pirna, Döbeln, Freiberg, Ehcmnitz, Plauen, Annaverg, Zwickau, Glauchau, Bantzen, Berlin und Allenburg errichteten Lager, woselbst überall Uebersichlsblätter und Prospecte über die bis jetzt erschienenen und demnächst zur Veröffentlichung gelangenden Seclionen der geologischen Karte ebenso wle die einzelnen Blätter selbst zur Ansicht be reit stehen. * Leipzig, 14 Juni. Aus dem sür das neue Confer- vatorium sür Musik bestimmten Terrain deS südwestlichen Bebauungsplanes (hinter dem neuen Gewandhaus) regen sich bereits zahlreiche fleißige Hände; aus der ganzen Fläche sind die Grunvarbeitcn in Angriff genommen und man hofft, daß. wenn nicht ganz erhebliche und unerwartete Hindernisse sich in den Weg stellen, inan daS Gebäude noch im Lause dieses JahreS unter Dach bringen wird. Daß man stellenweise beim Grundgraben aus Wasser stoße» würde, war bei der ganzen Bcschäfsrnheit des dortige» Terrains vorauSzusetzen und man hat darauf auch von vornherein bei Bemessung der Bauzeit rc. Rücksicht genommen. * Leipzig, >4. Äuni. Aehuss Erlangung von Plan skizzen zu einem Neubau, in welchem die hiesige königliche Kunstgewerbeschule und die Baugewerkenschule, sowie vorübergehend die königliche AmtSbauplmannschast zu Leipzig gemeinschaftlich unterzubringen sind, wird vom Ministen»», össenlliche Concurrenz ausgeschrieben. Die Pläne sind in, Maßstabe von l/20o der wirkt. Größe zu fertigen, und mit Molto versehen unter Beifügung eines dasselbe Motto tragen den versiegelten Briefumschlages, welches Namen und Adresse des Verfassers enthält, bis zum 30. September dieses Jahres Mittags l2 Ukr a» daS königliche Ministerium deS Innern gegen Empsangsbescheinigniig cin;ureichen. Später ein gehende Entwürfe sind von der Eoncurrenz ausgeschlossen. Für diejenigen drei Entwürfe, welche vom Preisgericht als den Bedingungen deS Programmes am meisten entsprechend bezeichnet werden, sind Preise in Höhe von 3000 bezw. 2000 und 1000 .6 ausgesetzl. DaS Preisgericht besteht aus den Herren Bauratb Professor Heyn, Baurath Professor LipsiuS und Baurath Wanket, allerseits in Dresden. Nach Ent scheidung deS Preisgerichts werden säiumtliche eingegangene Entwürfe in Leipzig öffentlich ausgestellt. Bauprogramme »nd Concnrrenzbediiiguiigen sind unentgelllich durch daS königliche Ministerium des Innern zu beziehen. — In den prächtigen Garten anlag en deS Grün'scheu Etablissements in der Auenstraße haben mit Eintritt der Soinniersaison auch die regelmäßigen Garten-Eoncertc, auszcsnhrt von der Eapelle Mallhies, begonnen und werden jcdeSmal Freitag- stattsinben. Die Gartenanlagen selbst bieten »nt ihren reichen Bau»,gruppen, Spielplätzen :c. gerade bei der jetzigen heißen Witterung einen sehr angencbinen Aufent halt dar und eignen sich auch für Vereine und Gesellschaften zur Abhaltung von Soinmersestcn; auch sind außer einer Kegelbahn, Schaukeln und sonstige Belustiguugszerälhe her gestellt; ein Hinweis auf das alle Etablissement scheint daher wohl gerechtfertigt. D Leipzig. l4. Juni. Der heute Morgen K Ubr 40 Minulcn auf der Dresdner Bahn nach Grimma und Leisnig abgelassene Extrazug war mit ca. 1600 Personen besetzt. X Sellerhausen. 14. Juni. In der Nahe der Kirchncr'sckcn Fabrik kam diese Nacht 1 llhr ein im freien Felde ausgcstapclter Hausen von 20—30 Ballen Putzwolle, wahrscheinlich durch Selbstentzündung, in Brand. Zahl reiche Feuerwehren waren am Brandorte. Nur mit Mühe konnte nach längerer Zeit der Brand unterdrückt werden. * Roß wein, 13. Juni. Gestern Nachmittag ist der 17 Iabre alte Sohn des Lohnsuhrwerksbcsitzer Otto in Böhmgen, welcher dem Baker beim Abfahren von Lang holz aus dem StaarSsorst behilflich war. unter die Wagen räder gerathen und schwer verletzt worden. Bischofswerda, 12. Juni. Der „S-E." theilt mit, daß heule Nachmittag in dem Gutsgchöslc des Herrn Rebni- seld in Pobla sich zwei Knechte infolge eines Streites mit Sensen geschlagen haben, wovon einer auf der Stelle todt geblieben ist. Die Aushebung der Leiche hat statt- gesunden und werden die weiteren Erörterungen bald Näheres ergeben. Der Tkäter, welcher ein Pistol bei sich geführt habe» soll, ist in den Taucherwald geflüchtet. Kamenz, 12. Juni. Am 10. d. M. in der siebenten Morgenstunde ist in dem Dorfe Lieske in dem dem Gast- wirlh Naumann von Grüngräbchen gehörigen Gute ein Feuer auSgebrocheii, durch welches infolge heftigen Windes nicht nur das zu dem genannten Gute gehörige baufällige AuszugSwol'»- gebäuke nebst Stallung, sondern auch durch Kiugscucr die säiniiltlichen Gebäude der Nahrungsbesitzer Andrea; Herr mann, Johann Schwcrzack und Andreas Hantsch, sowie ein Bienenhaus deS Naltrungsbesitzers Schulze, in Asche gelegt wurde». Bei der Rapieität des Feuers konnle nur wenig an Mobiliar gerettet werden. Am schlimmsten wurde der obeugedachrc Herrniann betroffen, dem auch eine Baarschail von 127 -6 mit verbrannte. Man veriiiulhet. wie bei den: vorangegangcne» Feuer, auch diesmal Brankstisinng, jedoch ist man bis zur Stunde deS FrevlerS nicht habhaft geworden. — Der „Verein Sächsischer Schuldirectoren", welcher seine Versammlung Mille dieses Monats in Pirna abhalten sollte, bat die'e Zusammenkunft, wie der „P. A." mitlheilt, bis zum nächst» Jahre vertagt, da Heuer in Anna- berg die Generalversammlung deS „Allgemeinen Sächsischen Lchrervercins" stallsiutet. — In dem Dorse Posseck im Vogtland? sind dieser Tage zwei junge Leute durch eine cinsiürzciike Lehmwand ver schüttet und getödtet worden. — ES verlautet, daß das Rittergut Schneckengrün bei Mehltheuer im Vogtland angetaust und zu einer .Arbeitcr-Colonie" siir Sachse» eingerichtet werden soll. -s Dresden, 13. Juni. Se. königl. Hoheit der Groß- berzog von Sachsen-Weimar besichtigte im Lause deS Iteuligeit Nachmittags verschiedene Museen, naincntlich ver weilte derselbe längere Zeit nn geologischen Museum. Die Rückreise deS hohen GasteS unseres Königshauses erfolgt morgen Nachmittag von Strehlen auS. BcmerkeiiSwerlb ist. daß Sc. königl. Hoheit der Großhcrzog wältreud seines Hierseins allenthalben wo er sich zeigte, von der Dresdner Bevölkerung mit größter Eärcrbictung begrüßt wurde. Das leutselige Benehmen deS hohen Herrn gewann ihm alle Herzen. — DaS königl. Ministerium deS EultuS und öffentlichen Unterrichts beabsichtigt, eine allgemeine Unterrichts- statistik des Königreichs Sachsen berauszugebcn, welche Zweck, Organisation. Ausiiahniebedingungen. UnlerrichtSdauer. Lebrplan, Zahl der Lebrer und Lernenden, sowie den HanS- balt der einzelnen Anstalten in möglichst kurzer, übersichtlicher Fori» unter Beifügung des nölliigiien Zatzlenntalcria.s vor- sübren soll. Die Drucklegung dieser Ucbersickt soll »och vor dem Zusammentritt derStänbeversammIunq im lausenden Jahre bewirkt werden. Al- Aufnahmetag ist der l Tecember >881. als Rechnung-» und Budgetjahr das Kalenderjahr 1884 anzunehmen. -s Dresden, 13. Juni. Im Lause dieser Woche haben bei 30 hiesigen Socialdemotraten polizeiliche Haus suchungen nach verbotenen Schriften startgesunden. Ein Eolportenr. welcher diese Schriften verbreitet hatte, wurde in Hast genommen. Die Haussuchungen erstreckten sich vor nehmlich aus Schneider und Schuhmacher czechischer Nationalität. — Tie »Dresdner Nachrichten" berichten: „An, Freitag trat die Choleraconserenz für Dresden zu sammen. Man eiiilgte sich über folgende Puncle: l) Aus Ländern, in welchen zur Zeit des Turnfestes Cholcra- erkrankungen vorgekommen sind, werde» Turner zu dem Turn fest nicht zugelasse». 2) Bei dem ersten constatirlen Falle von Cholera tiinerbalb der Grenzen Deutschland- wird die Ab haltung des Turnfestes in Dresden überhaupt verboten." — Eine sehr bübsche Denkmünze für daS Turnfest in Dresden bat Herr Graveur P. I. Wolf, Wilsdruffer- straßc 13 daselst in den Handel gebracht. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich verfolgt.) Ten Begriff der „Anzeige" als Thaibeslandsmomeat des Ber» gehen» der salichen Anschuldigung — Z. 164 Str.-G.-B. — behandelt das Reichs-Gericht 11. Strafsenat im Urtheile vom 25. November v. I. in der Strafsache wider den vom Landgericht aus tz. 164 Str.-G.-B. verurtheilten Lederhändler Meyer H. zu B. Wie erwiese», hat Angeklagter am 10. Juli v. I. zu B. aus offener Straße der unverehelichten Caroline L-, von welcher er sich beleidigt glaubte, beim Vorbeigehen einen heftigen Schlag ins Gesicht versetzt, so daß ein Ohrring der p. L. zerbrach. Nach jener Mißhandlung führte der Angeklagte iu Assistenz deS Töpfers G. die p. L. nach dem Polizeibureau und verlangte von dem daselbst anwesenden Pollzeiwachtmeister B. zu Protokoll dar- über vernommen zu werden, daß die L. ihn aus der Straße über fallen und geschlagen Hab«. Der Beamte lehnte jedoch daS Ber- langen ab, weil er an dem Angeklagten keine Spuren einer erlittenen Mißhandlung bemerkte und nach Befragen von Zeugen die lieber- zeugung erlangte, daß nicht die L. den Angeklagten, sondern dieser ,ene geschlagen habe. Das Landgericht constatirt, daß eine Miß handlung deS Angeklagten seitens der L. in Wirklichkeit nicht statt- gesunden hat, daß der Angeklagte sich dessen auch bewußt gewesen ist, als er die Anschuldigung gegen die L. erhob, und daß er in der Absicht gehandelt hat, durch seine Anzeige eine strafrechtliche Unter suchung gegen die Beschuldigte zu veranlassen. Die Revision deS Angcllagten führt auS: Aus den Thatbestand, daß der Angeklagte von dem Polizciwachtmeister B. verlangt habe, zu Protokoll darüber vernommen zu werden, daß die L. ihn überfallen und geschlagen habe, sei die Strafbestimmung des 8- 164 des Strafgesetzbuchs nicht ohne Weiteres anwendbar, weil in keiner Weise erhelle, daß der Angeklagte mit seiner Vernehmung zu Protokoll eine Anzeige gegen die L. beabsichtigt habe, die Möglichkeit vielmehr nicht ausgeschlossen sei, baßer in der Befürchtung, die L. werde ihn anzcigen, nur im Voraus seine eigene Dar» stellung deS Vorfalls zu polizeilichem Protokolle bringen wollte, eine Annahme, die um so wahricheinlicher sei, als der Angeklagte den zur Bestrafung der L. erforderlichen Strafantrag nicht gestellt habe. Das N.-G. hat die Revision als unbegründet verworfen, da vom Landgericht sestgestellt ist. daß der Angeklagte die Absicht gehabt habe, durch seine Anzeige eine strafrechtliche Unter suchung gegen die Beschuldigte zu veranlassen. Eine Anzeige an die Behörde konnte aber in dem an den Polizeiwackil. meister gestellten Verlangen des Angeklagten, darüber zu Protokoll vernommen zu werden, daß die L. ihn geschlagen habe, ohne RechtSirrthum gesunden werden. Denn das Gesetz — tz. 164 des Strafgesetzbuchs — versteht unter „Anzeige" jede an der Initiative des Anzeigenden hervorgegaogene, freiwillige Mittheilung an eine Behörde von der Begehung einer strafbaren Handlung durch einen Anderen. Diese, den Begriff der „Anzeige" bedingenden, Voraussetzungen treffen aber nach dem erwiesenen Thatbestand«, wie auch von der Revision nicht beniängelt wird, aus den vorliegenden Fall zu. Daß der Polizeiwachtmcister B„ dem die Anzeige in seiner amtlichsen Eigenschaft gemacht wurde, als Vertreter einer Behörde, der Polizeibehörde, anzusehen ist, Angeklagter also die Anzeige der Polizeibehörde, vertreten durch jenen Beamten, gemacht hat, erscheint unbedenklich. Nach der Feststellung ist sodann die Anzeige objcctiv unwahr gewesen; der Angeklagte wußte dies, als er die Anzeige machte, bat also wider besseres Wissen gehandelt, »nd daß er sich bei der Thal bewußt gewesen ist, die Anzeige könne die Einleitung eines strasgerichtlichen Verfahrens gegen die L. zur Folge haben, ergiebt sich aus der Feststellung, daß leine Ab sicht bei der Anzeige aus diesen Erfolg gerichtet ge wesen ist. vermischtes. — Berlin, 13. Juni. Am heutigen Vormittage ließ der Kaiser vom Hvsniarschall Grafen Perponcker sich Vor trag halten und arbeitete Mittags längere Zeit mit dem Ebes des Militairkabinets, Generallieutenant und General adjutant v. Alben,ll. Vor dem Diner unternahm der Kaiser albann wieder eine Ausfahrt. — Berlin, 13. Juni. Ein hiesiges Flugblatt der „Freien Zeitung" hatte vor längerer Zeit einen Artikel gebracht, der die lleberschrist trug: „Hosprediger, ReichStagS- abgeordneker und Lügner." Herr Hosprediger Stöcker fühlte sich durch diesen Artikel beleidigt und die Staats anwaltschaft erhob aus seinen Antrag Klage gegen den Redaclcur der genannten Zeitung, Bäcker. Die Verhandlung ist nach zweimaliger Vertagung wegen weiterer Beweis ausnabmcn heute beendigt worden, lieber das Treiben der chnsilich-sociale» Partei i» Berlin haben die Verhandlungen die seltsamsten Ausschlüsse gebracht. I» der heutigen Schluß verband>ui,g verkündete der Gerichtshof Abends 9'/« llbr nach -slüiidigcr Berathung. daß die Publikation des llrkhcils aus Dienstag Vormittag 9 llhr anberaunit sei; der Antrag der Staatsanwaltschaft lautet auf 5 Monate Gcsängniß. Pötzig, 12. Juni Bei den jüngsten schweren Gewittern schlag der Blitz mehrfach ein. Ei» Blitzstrahl bat daö Wohn haus VeS Salllertncisker Saupe arg beschädigt. Höchst wunder bar ist cS, daß cm zweijähriges schlafendes Mädchen nicht gelövlct wurde. Die Bettstelle, worin bas Kind schlief, wurde vollständig zertrümmert und das Kinb blieb unversehrt. Ebenso kamen eine Anzahl Kinder, welche sich in das Haus geflüchtet hatten und in der Unterstube ver weilten. mit den, vloßen Schrecken davon. Der Blitz zer störte in diesem Raume daS Sopha und nahm seinen Aus weg durch das Fenster. ss Eisenach. 13. Juni. Zu der von uns bereit- ge meldeten thüringischen Ministerconserenz hatte sich auch der Geh. StaatSralh llr. Heim aus Meiningen und der Regicruiigsralk von Sonnenkalb aus Allenburg eingesunde» Unter dem Vorsitze deS Geh. Rath von Groß aus Weimar ist die Eoitfcrcnz gestern zu vollständiger Einigung über den unler Vorbcball der erforderlichen Zustimmung der bethriiigten Regierungen sowie der betreffenden Landtage erfolgte» Ab schluß eine Vereinbarung über die Gewährung gegenseitiger Rechtshilfe bei Zwangsvollstreckungen in Berwaltungs- angelegcnheilen gelangt. --- In der „Badischen VolkSzeitung" lesen wir: Wenn sich früher zwei Heidelberger Bierbrauer ans der Straße begegneten, so begrüßten sie sich mit dem üblichen bürgerliche» Gruß: „Guten Morgen. Herr Kollege!" DaS ist nun seit letztem Sonnabend (dem Tage deS Couleur- panschprocesseS) anders geworden. Sie haben sich jetzt einen mehr st »den tischen Gruß angewöhnt und sagen: „G'n Morgen, Herr C ouleurbruber." --- Salzbrunn, 14. Juni. Die amtliche Curliste zählt beute, den >3. Juni, 773 Personen. Dazu 398 Per sonen Touristcn-Berkchr crgiebt eine Gesammt-Frequenz von Il7t Personen. — lieber da- bereits telegraphisch gemeldete große Un glück im Rhein bei Basel bringen die dortigen Blätter folgenden Bericht: Am Sonntag, Abend« nach « Uhr, kamen zwei mit Mensche» gcjültte Waidlinge de« Baseler Rhein- clubS aus der Kleinbaseler Seite stromabwärts. Die Insassen, ungefähr zweiunddreißig Personen, Männer. Frauen und Kinder, waren am Grenzacherhoru, wo sie einige Stunden in einer Wirthsckast verweilt hatten, in die Waldlmge gestiegen. Oie letzteren waren mit einem Strick vorn zlisaminengebuiidcli. Bei dem Versuche, zwischen dem zweiten und dritten Joch durchzufabren, stieß der eine Wendling an de» steinernen Pfeiler und zerschellle. Die aus sechzehn Personen be- lebende Gesellschaft trieb in den Flulhe». Der andere Waidling kam glücklich durch; rin Mtlsahrender balle noch im letzten Moment daS verbindende Seil durchschnitten; die Passagiere kamen mit dem Schrecken davon und stiegen nahe der unteren Brücke anS User. Von den ins Wasser gefallenen Personen wurde» einige durch wackere Männer ge rettet. andere retteten sich selbst; dagegen werben vorlänsig zwölf Personen, drei Männer, vier Frauen und siins Kinder, vermißt, welche ohne Zweifel ertrunken sind. Ei» Mann, der ich retten konnte, jedoch Frau und zwei Kinder verlor, gc- berkcte sich derart, daß er, ni» ein weiteres Unglück zu ver hüten, aus den Posten gebracht werden mußte. Den Steuer mann des einen Schiffes, welchem unvorsichtiges Fahren zugeschrieben wird, brachte die Polizei noch am gleiche» Abend zur Hast. Das gräßliche Unglück ist die Folge eines bodenlosen Leichtsinns der Kabnsülirer und der ziemlich larkcn Betrunkenheit der meisten Ruderer, denn von einer Unkenntniß der Gefahren, welche mil der Kahnschisffabrt aus dem Rhein und unter den Rhembrücken hindurch ver bunden ist, kann nicht gesprochen werden, gegenüber einem Verein, welcher sich „Rhemclub" nennt, und gegenüber der Dhatsache, daß aus den beiden Wendlingen sich gelernte Schiffs leute befanden. --- Es wurde früher mitgetheilt, daß Björn st jern- Björnson und Jonas Lie an die norwegische Re gierung daö Ersuchen gerichtet habe», dem norwegischen Schriftsteller Alexander Kjetland dasselbe staatliche Honorar von 1600 Kronen jährlich zu bewilligen, welches ie selbst beziehen. Während das Ministerium nu» dieser Be willigung geneigt ist, sinket solche in dem vorwiegend bäuer lichen Storlhing wenig Anklang und der belr. Ausschuß hat den Antrag mit allen gegen eine Stimme abgelcbnt. Während einige der Ausschlißmitglieder diese Gagen überhaupt nicht mehr be willigen wollen, waren sür Andere Rücksichten aus die Richtung und Beschaffenheit ber ScbrtslstettertliätigkeilKjellalid'S, dem man vorwirst, er sei Freidenker, maßgebend. Seine Schriften ollen im Gegensatz zu de» im Bolle herrschenden moraslschen und religiösen Begriffen stehen. Laut späterer Meldung auS Ehristrania vom 12. d. hat daS Storlhing den Antrag aus Bewilligung eines jährlichen Honorars von 2000 Kr. sür Alexander Kjelland mit 55 gegen 53 Stimmen verworfen Ebenfalls abgelehnt mit 60 gegen 49 Stimmen wurde der Vorschlag, daS Honorar aus 1600 Kr. jährlich sestzusetzen, wogegen der Antrag aus Verwerfung deS Honorarbewilll- gungsantrageS Annahme fand. — In New-Uork will man Nachricht haben, daß LeS Eayeö (Haiti) zum Theil durch FeuerSbrunst zerstört ist. Der Schaden wird aus 2 Millionen Dollars geschätzt. — Tie Regierung des Staates Ncw-Hork läßt de» Hasen von New-?)vrk mit seinen Fahrrinnen, Zugänge» und Bänken ausnehmcn. Seit 30 Jahren hat keine Ausnahme dieser Art 'tattgefunden. — General Grant'S Zustand bleibt unver ändert ziemlich gut. Er hat sein Werk, eine Geschichte seiner Feldzüge, bis auf die letzte Corrcctur fertig. Seine Ehren geschenke und Andenken werden nach Washington gesandt General Grant geht nur selten aus. wird aber den Sommer in den Calskill Mountains Zubringer«. — New-?)ork, Ende Mai. DaS Problem, mittelst des Telephons Tausende von Meilen weit zu prechen, scheint nunmehr gelöst zu sein. Ein gewisser Mr. Gillct erschien vor Kurzem in dem Bureau einer hiesigen Brokerfirma und erklärte, im Stande zu fein, mit einem von >km erfundenen Instrument, welches nicht größer als eine Taschenuhr ist, die ganze Welt in Verbindung setzen zu können. Man glaubte anfänglich, cs mit einem Verrückten zu tbun zu haben, aber ein alsbald >l»ter»o»imc»er Versuch verwandelte diesen Glauben in allgemeines Erstaunen. Es wurde nämtich die Erlaubniß ertbeilt, an einem Sonntag den Postal- Tclcgraph-Draht nach Chicago zu benutzen. Die Entfernung von New-dsork »ach Chicago beträgt ungefähr NOO englische Meilen. Der Crsiiider reiste mit einem Thcilbaber der Brokerfirma nach Chicago, befestigte dort die Schnur des kleinen Apparates an den Tckcgraphendraht und unterbielt sich mit seinem in New-2)ork befindlichen Partner. Der Apparat sunclionirte so vortrefflich, daß man daS Tick.-Tack einer Taschenubr deutlich hören konnte. Ein zweiter Versuch wurde einige Tage später zwischen Mcadville (Pennsylvania) und New 1)ork, auf eine Entfernung von 5l0 Meilen, gemacht, und zwar mit demselben überraschenden Resultate. Man hat an den beiden Endpunkten gesprochen, geflüstert, gesungen, ge pfiffen und Alles deutlich vernommen. Noch mehr: inMead- ville bildete man eine Kette von 4 Personen, und von den beiten Endniännern legte jeder ein Instrument ans Ohr und daS von Ncw- )sork Gesprochene wurde von allen vier Herren gehört. Zu bemerkcn ist. daß der Trabt New-2)ork unter Wasser (North River) verläßt und bis Mcadville »och durch andere Flüsse führt und daß auf demftlbcn Draht gleichzeitig der gewöhnliche Tcpeschenverkehr stattsand. Die Entfernung und das Wasser bilden kein Hmderniß, und der Erfinder be hauptet. man könne ebenso leicht und deutlich von San Fran cisco nach Ncw-1)ork, wie von New-4)ork nack England sprechen. Es hat sich hier bereits eine Aktiengesellschaft ge bildet. um das Pate»t„dcs Herrn Gillet zu verwerthe». auch für Europa, zu welchen Zweck einige Interessenten sich be reits nach England begeben haben. Literatur. Die Kiinstbcilaqe zur „Tkntschen Revue über das gelammte nationale Leben der Gegenwart, herausgegcben von Richard Fleischer." (Verlag vo» Ed. Trewendt, Breslau; vieriel- jährlich 3 Octavheste und eine Lunstbeilage. Preis 6 .6, Kunst- bciloge einzeln 4 .M) besteht diesmal in einer prächtigen Skizze Makart's „Nympyen und Bacchanten", lieber dieses Bild äußert sich Fr. Pecht u. a. wie solgt: Makart's Wirkung aus die Zeitgenossen war darum so groß, weil er mit seiner Uebersiedelnnq »ach Wien sosort einen seste» nationalen und localen Boden unter die Füße bekam, de» der geistreich und schöpferisch in allen möglichen Stoffgebieten herumsahrende sranzösischc Romantiker (Eugsne Delacroix) sich eigentlich nie zu erobern wußte, so daß er bei seinen Landsleuten nicht im entserntesten die Volksthümlichkeit besitzt wie Makart bei uns. Daß dieser die Darstellung der Schönheit seiner Lands männinnen, vor Allem der herrlichen Frauenwelt Wien-, zu seiner Hauplausgabe machte, wie es rin Titian, Palma, Paul Veronese oder Rubens thaten, das allein schon erklärt seinen phänomenalen Ersolg, erwarb ihm jene Popularität, an welche die de- Delacroix niemals heronreichen wird, besten Frauen säst immer unschön sind, und dessen Männer selbst der feineren Jndividualisirung meistens entbehren, wenn er auch an dramatischer Lebendigkeit, Reichthum der Motive, sprühender Leidenschasl. ^geistvoller Beherrschung der ver schiebende» Stoffe Makart weit übertrifft, der daraus kaum auSgi»q. Man braucht aber nur die der Güte deS vr. Hirth in München zu verdankend« flüchtige Skizze des Bacchantenzuges zu sehen, die unser Lichtbild wiedergiebt, um sich alsbald zu überzeugen, daß wir seit Rubens kein solches malerisches Talent mehr hcrvcrgebracht babcn. ebenso daß ihm das höchste dramatische Leben wohl zu Ge bote stand, wenn er es einmal brauchte. Ist es gerade dir Ein seitigkeit de- Genies, welche die Kunst erst vorwärts bringt, so finden wir sie hier im vollsten Maß. Weil eS Makart lediglich um malerische Schönheit und sonst um nicht- Anderes za thu» war, so hat er sie auch m höberem Maße erreicht als alle Zeitgenossen und ihnen damit den Weg gewiesen. Das sieht man denn auch hier, gerade weil es fast nur Farbenkleckse sind, mit denen er das Ganze hingeschriebcn. Aber wie fertig mußte da« Bild in seinem Kopse sein, um mit so wenig Mitteln vollkommen deutlich und reizend -zugleich zu werden! Er pflegte denn auch seine Bedanke»
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