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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850616
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-16
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1885
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Ersch^rl t<-ltch früh 6'/,Uhr. Nedarti»« »si LkPkhMo« Johauue»gaffe S. -Pttchkundru der Xe-«lcti«u: Vormittags 10—18 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. »Ir dt» »ua,-d, «u>»kt»nllki v!»ll»Icr>»l, ««cht sich »>« ited»clwu nicht verdm»i>ch. Annatzme der für öle nichstsnlgeude Nummer ßesttmwten Inserate an Vachemagen bi« < Uhr Nachmttta««, au Lau»- und Kefttageu früh bi« '/,tz Uhr. Zn -rn Filialen für 3ns.-^nnahme: Ltt« ltlem», UninerfilLtsstraße 1. Louis Lösche» Kalyarinenftr. 83, p. nur bi« '/.» Uhr. Anzeiger. Organ filr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd SefchLstrverkehr. Awflage r»,LV«. Abonnement-Preis Viertels. 4'/, Mk- iacl. Briiiaerwha 5 Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Irde einzelne Nummer 20 PI- Belegexemplar 10 Pl. Gebühren sür Extrabeilagen lin Tagevlan-Format gejalzt) ahne Poftb-iörderung 39 Mt. «It Poftbesörberung 43 Rt. Inserate 6gespallene Petitzeile 80 Pf. Gröbere schrillen laut uni. Preisverzeichniß. Tabellanicher u. Ziffern!.,y nach höherm Tarif. Peclamrn unter dem Redaclioasstrich die4gelvolt. ZcrleöOPs., vor den Familie» nachrichlcu die Sgeipaltene Zeile 40 Pf. Jnierate sind stris an die Hrpeditlnn zu ieadeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeoumerauäo oder durch Post- aachaahme. 167. DienStag ven 16. Juni 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Thetl. vermiethuns Von SeschSftslocalMrn. Die z. Zl. an Herrn Kaufmann Otto Kamver ««». dermietheteil Gesmä'st-localttätea in der I. Etage de« der Skadtgemeinbe gehörigen Hause« ReicbSstraße alte Nr. 51 (neue Nr. 7), welche aus eine« Ssenstrigen und einen» Lfenstrige« Zimmer nach der NeicliSstraße. j« einem dergl. »ach dem Hose, einem Alkoven und sonstigem Zubehör bestehen, solle» vom 1. Oktober dS. Zs. an gegen etohalbjahrliche Kündigung anderweit vermiethet werden Mieldgesuche werden aus dem Rathhause, I. Etage, Zim mer Nr. 17, cntgegengenommen, auch können ebendaselbst die BermiethungSbedingungen nebst Jnventarium der zu der» mielhenbei, Lokalitäten eingesehen werden. rellinnltMchm-. und Lin bi- zwei junge Leute finden hier al« Ech«i<reN Anleitung Brschästigung. Gemeinde-ver»«lt»»i Nendnttz. «rvßel. VeLLmMachVUS. .chl doiirte Ge»ei»dru«rst« Die mit 1800 .«l dotirte Ge»eindrU»rst«nd»ft»I« de» eirra 8100 Einwohner zahlenden Dorse- Leutzsch bei Leipzig ist am 1. Januar 1888 neu zu besetzen. Bewerber, welche eine Lantion von 8000 ^l zu hinterlegt» habe», wollen sich unter Einreichung von Leben-laus «nd Zeugnisse» bi« 1. Juli diese« Jahre« hier melden. Leutzsch, am S1. Mai 1885. De, »emeiuderattz. Gchmiedt. Leipzig, den 8. Juni 1885. Der Rath der Stadt vr. Georgi. tvß. Nichtamtticher Thetl. Ver ftanzösisch-chinestsche Friede. Da« Abenteuer, welche« Frankreich zwei Jahre lang be- chäftigt und ihm einen Theil seiner besten Kräfte gekostet hat, ist nun beendet, der Tod de« Capitain Riviäre uud seiner Bekanntmachung. Montag, den IS. d. M. wird mit der Herstellung de« -weilen Pferdebahngeleise« in der Kurprinz- und Wind mühlenstraße und zwar in der Richtung vom Hotel de Pruste »ach dem Bayerischen Bahnhofe zu begonnen werden. E« werden deshalb von gedachtem Tage ab, soweit nöthig, die jeweilig im Bau befindlichen Strecken der Kurprtnz- und Windmn-lrnstrahe für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 10. Juni 1885. Der Rath^ der Stadt Leipzig Anfangs sollten lediglich die Tonkinesen für den üeberfall auf i-r. iseorgl. Hcnmg. ^ ybthetlung de« Capitain Riviöre gezüchtigt werden, erst ösiscbe» Deputirtenkammer zurücklenken, in welcher der Fall lkiviäre zur Sprache kam, um die Stimmung zu versteh«», welcher der französisch-chinesische Krieg der Jahre 1883—85 einen Ursprung verdankt. In der Thal war e< nur eine Stimmung, welche den verderblichen Krieg entfesselt hat; denn ^ ' " ' st ' Lcker-Vermiethllng. In dem der Stadtgemeinde gebörigen Hause, Reichsstraße Nr. 9. ist sofort ein Kellerlocal gegen einvierteljähr- liche Kündigung zu vermiethen. Mwthgesuche werden aus dem Rathhause, 1. Etage, Zim mer Nr. 17. entgegengcnommen, woselbst auch die Dermiethung«- bedingungen eingesehen werden können. Leipzig, den 12. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Bei den bi« zu ihrer jetzigen Höhe fortgeschrittenen Bau- arbcilrn am T-urme der neuen PeterSkirche ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß bei der Arbeit verwendete Gegenstände, welche zufällig herabsallen und irgendwo an prallen, seitwärts abgetrieben werden und auf die Straße fallen. Daher ist eS zur Vermeidung von llngliickSsällen erforderlich, bis aus Weitere« die am Thurine entlang laufende Strecke der Albertftraße für den Ver kehr dergestalt zu sperren, dast der Fährverkehr gänzlich» unterbrochen wird, der Fustverkehr aber nur unter einer von der Bauverwaltung herzu stellenden Ueberdachuug de« Trottoir« stattzu finden hat. Leipzig, am 15. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. i. Hen vr. Georgi. )enmg. Bekanntmachung. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zujolge hat die Dienstmagd Juliane Kraweztzk auS Polnisch-Witte ihr von der Polizewerwaltung in Lissa vom 14. Teccmber 1876 ansgestelltes Dienstbuch vor etlichen Wochen in hiesiger Stadt verloren. W>r bmen, da- Buch lm Auffiubuug-salle bei u»S abzulieferu. Leipzig, am 12. Juni 1885. Das V«lt,ei»»t der Etadt Leidst,. Bretschuetder. Rsbr. Faldix. Biekstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurven alldiee erstatteter Anzeige zufolge: 1) ein vierrädriger Handwagen, blau gestrichen, mit Leitern, an« Hinteren Thelle derselben je eine eiserne Sprosse, mit eisernen Axei» — der Langbaum ist vorn mit eiserner Zunge versehen, an der Deichsel befindet sich eiserner Griff — au« dem offenen Hosranm in Nr. 14 der Hainstrobe am 6. dsS. Mt«.; 2) eine vretthackk, eine Spitzhacke uud eine ziemlich neue Lchausel, vom Neubau an der Augustu-platz- und JohanneSgaffen- Ecke vom 9. bi« 10. dsS. MtS. Nachts; 3) ein Paar getragene Franen-Stleselette». ein halbwollener brauner Frouenrock und ein halbwollene- grüncarrirte- lledrr- klcid. sowie ein schwarzer Krimmer-Krage«, an- einer Wohnung in Nr. 47 der Wesistraße am 11. di«. MtS.; 4) ca. 8V Flaschen dlv. gute Weine au- einer verschlossenen Uellerabtheilung in Nc. 26 der Querstraße während der verflossenen Wintermonate; bl 48 Mark baar in drei Kronen, einem Füafmarkstück, einem Thaler und ca. 5 in kleinem Beide, sowie eine silberne Uhr ohne Secunde, aus der Rückseite mit kranzartiaer Verzierung und wappenähnlichem Schildchen, innen auf der Luvette der Name „A. Adam in Lolmar", au- zwei Ankleidezcllen der hiesigen Schwiliim-Austalt am 13. bis. Mt«. Abend-; 8) ei» roihlederner 8»,deute! mit einem Betrage von S Mark in drei lhalern und zwei kleinen am Beutel besesttgten Schlüsseln, soivie ein weiterer Betrag von 8 Mark in Einmarkstücken, au-zwei Pidcen in Nc. 13 deS-Ranstädter SleiawegS am 4. bezw. 12. dsS. MtS.; 7) ein noch gute« Iaquet von graumelirtcm Stoff mit schwarzem Futter, einer Reihe Knöpfen, einer Brust- und zwei Schooßtascheu. in welch' erster» sich ein Achtelt««» Nr. 40,337 der 99. Herzog!. Vrannschiveigtschrn Landr»lotterte befunden, aus der Hausflur in Nr. 7 der Petersstraß- am 13. df». MtS. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ! oder den Thäter sind ungesäumt bei nuserer Lnminal. Adtdeilnug zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 15. Juni 1885. Das Polizei-Amt der Etadt Leidste Vrrtschneider. K. Die am 1. Juli d. I. fülligen Coupons unserer Obligationen »erden ,n der Laste d«S Herrn Alrtz. Werlhauer. Markt 18, Gtlegkitzen'S Hof, Tr. 6, I.. an de» gewöhnlichen Geschäftslagen IN den Vo, Mittagsstunden dom Verfalltage an eingclöft. Lei»»'«. 1. Jnnl 1885. Ter v«rstt»d der Israelitische» Nelt,t»»«Ge»et«de ,« Letz»,«,. päter entwickelte sich darau« die Forderung Frankreich«, anz Anam unter französische Herrschaft zu stellen. Diese iordcrung war e». welche China in de« Streit mit hineinzog und au« einer Unternehmung gegen Seeräuber und Anamiten einen langwierigen und kostspieligen Krieg machte, der merk würdigerweise niemals einen allgemeinen Charakter angenommen hat. Ganz Europa wurde durch die Ereignisse, welche sich in Ostasien adspielten, lange Zeit in Athen» erhalten: wann Sontay und wann Bacnmh fallen würde, waren Ende 1883 und Anfang 1884 die Fragen, deren Beantwortung man Monate lang entgegcnsab, weil man glaubte, daß damit die ranzösisch-tonkinesische Verwickelung ihr Ende erreichen würde Aber das war eine Annahme, welche auf der unrichtigen Voraussetzung bastele, daß China eS nickt wagen würbe. Frankreich ernstlichen Widerstand entgcgenzusetzen. Ewer Tages, alS schon der Kamps zu Ende zu sein schien, wurde Europa plötzlich darüber belebrt. daß China im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte eine Macht geworden sei. welche sich die Erfindungen der Neuzeit aus dem militairischen Gebiete zu Nutze gemacht und sich in VertheibigunqSzustand gesetzt hatte. Die Franzosen waren mit dem übrigen Europa in dem Jrrthum befangen, daß China eS niemals wagen werde, einer energischen Krasläußerung Frankreichs gegenüber auf seinem Willen zu beharren, und deshalb war ganz Europa überzeugt, daß der Friedensbruch von Langson keine weiteren Zolgcn haben werde, daß vielmehr China die von den Fran zosen geforderte Entschädigung ohne Besinnen zahlen werde. Das war ein großer Jrrthum; denn China leistete nicht nur Widerstand, sondern brachte auch die Franzosen in so ernste Gefahr, daß General Briäre e« für einen Gewinn betrachtete, wenn es ihm gelang, da» Delta de» Rothen Flusse« zu kalten. Die Ereignisse der ersten Märztage brachten einen solchen Umschwung in der Lage der Franzosen in Tonkin hervor, daß der Krieg erst jetzt seinen Anfang nehmen zu wolle» schien und alle« Borangegaogeue nur al« die Einleitung dazu erschien. Aber die Chinesen waren einsicht-voll genug, sich mit dem moralischen Erfolge, welchen sie durch ihren hartnäckigen Widerstand erzielt hatten, zu begnügen und Frieden zu schließen, nachdem sie den Franzosen den Beweis geliefert, daß ein Krieg mit China keine leicht zu nehmende Sache sei. China hat durch den Krieg gegen Frankreich zum ersten Male eine Rolle al- Macht gespielt, eS bat gezeigt, daß es sich vor einem der ersten Militairstaaten Europa- nicht fürchtet, und Da«, wa« e« sür sein gute« Recht hält» ihm gegenüber zu be haupten weiß. Frankreich hat die verlangte Geimglhuung sür den Fricden-bruch von Kangson nicht erhalten und den Frieden genau unter denselben Bedingungen abgeschlossen, welche am 11. Mai 1884 in Tientsin vereinbart worden waren. China hat kaum einen Macklverlust erlitte»; denn der Zusammenhang zwischen China und Tonkin war ein ziemlich loser, und wen» auch der König von Anam den Kaiser von China al« seinen Oberherrn ansah und von ihm die Bestätigung seiner KvnigSwürde zu erhalten pflegte, so war er doch im klebrigen unumschränkt. Jetzt bleibt ihm von seiner königliche» Macbl nicht mehr viel übrig; wo die Franzosen die Schutzherrschast au«üben, sind sie nicht blo« Beschützer, sondern auch die Herren. Daran werden sich die Tonkinesen schwer und erst sehr allmälig gewöhnen, und die Franzosen werden in der neuen Colome eine ziemlich bedeutend« Truppenzahl unter halten müffen, wenn sie in Tonkin dauernd Fuß fassen wollen. Der Gewinn, welchen Frankreich von dem langwierigen und theuren Kriege in Ostasien davongetragen hat, ist ein sehr geringer, der Landznwach» kommt kaum in Betracht; denn da- Klima ist derart, daß sich dort die Franzosen sehr schwer acclimatisirrn werden, und mit den großen Schätzen, welche Spekulanten dort zn heben hofften, scheint e« auch nickt» zu fein. Frankreich kann natürlich nach so vielen und großen Opfern an Geld und Menschen den kaum erworbenen Besitz nicht sogleich wieder ansgeben; aber es wäre sehr mög lich, daß dieser Fall in nicht zu langer Zeit einträte, wenn cs das Parlament müde würde, sür einen Besitz, der nichts cinbringt, fort unv fort Kosten auszuwenden. Da- dauerhafteste Ministerium, welche« Frankreich seit der Begründung der drillen Republik gehabt hat. ist durch den Krieg in Tonkin zum Rücktritt genvthigt worden. China dar sich also schmeicheln, seinen Einfluß sogar bi« cuf die Gestal tung der inner« Verhältnisse Frankreich« au«ged«hnt zu haben, ei» Erfolg, welchen man in Europa noch vor zwei Jahren sür unmöglich gehallen baden würde. China hat außerdem weetbvolle Erfahrungen für die Zukunft gemacht, e« »st sich bewußt geworden, «a« e« zu leisten vermag, wenn e« seine Militairmacht und seine Marine nach europäischem Muster eiurichtet. Wie große Fortschritte China schon in kurzer Seite, Frankreich hat nur zwei Jahre lang seine Kraft nutzlos verbraucht, die e« zu Hause weit bester hätte verwenden können. Der allerdings nicht zu unterschätzende Werth diese« kriege« für Frankreich beruht darin, daß c« sür seine Kampf lust eine Ableitung gesunden hat, die vielleicht dazu bei- getrageu hat, e< vor andern noch gefährlicheren Abenteuern zu bewahren. Inzwischen haben sich die iuternationalen Beziehungen Frankreich« in Europa in einer Weise verändert, welche die begründete Hoffnung gewähren, daß Frankreich c« seinem Interesse entsprechender erachtet, den Frieden in Europa aufrecht zu erhalten, al« ihn zu stören. Frankreich hat er kannt, daß ein Krieg nur von ihm selbst verschuldet sein würde. E« hat während de« Abenteuer« in Tonkin nicht an sehr ernsten Ereignissen in Europa gefehlt, welche unter anderen Verhältnissen den europäischen Frieden hätten ge- ährden können. Wir erinnern nur an die patriotischen Beklemmungen, welche Frankreich zur Zeit der Enthüllung de« Denkmal- aus dem Niederwald und während des Besuche« de« König« Don Alfonfo'« in Pari« hatte. Diese Gefahren für den europäischen Frieden find glücklich vorübcr- gegangen. und heute hat die Aufregung emer bei Weitem ruhigeren Stimmung Platz gemacht, welche eine gewisse Bürgschaft dafür leistet, daß Frankreich in Zukunst nicht die Beute jeder augeudlicklicheu Aufwallung werden wird. Bon diesem Gesichtspunkte au- hat der Krieg in Tonkin heilsame Wirkungen gehabt, Frankreich kann sich aber Glück wünschen, daß e« diese unerquickliche Ungelegenheit nunmehr beendet hat; vorau-sichtlich wird e« bei späteren Anlässen vorsichtiger zu Werke gehen. * Leipzig, 16. Jvai 1885. * So Weit bi« jetzt bekannt, wollte Se. Mairstät der Ka iser Mitte dieser Woche, und vorau-sichtlich am Doner«tag Abend Berlin verlassen, um seine Sommerreise auzutreten, dock ist die- definitiv noch keine-weg« sicher bestimmt. Zu nächst begiebt Allerhöchstdcrselb« sich nach Bad Em« und ver bleibt dort bis zur Beendigung seiner Cur. Später gedenken dann beide Majestäten wieder, wie alljährlich, gemeinsam einige Zeit zum Besuch bei den großherzoalich vadenschen ^errsckaften auf der Insel Mainau zu verbringen. Ob Se. Majestät der Kaiser in diese« Jahr« sich auch nach Wildbad Gastein begeben wird, soll, wie die „Post" meldet, bi« zur Zeit durchau« noch sehr zweifelhaft sein. * Zur braunschweigischen Erbfolgefrage wird der ossiciösen „Politischen Correspondenz" von „beachten«werthcr Seite" aus Berlin, den l2. Juni, geschrieben: Die Agitation, welchk bisher von wrlfiicher nud ultramoutaurr Seite zu Gunsten de- Herzog» von Lumberland betrieben wurde, hat e- verstanden, zum Dheil die Gemüther zu verwirren und die ganze Angelegenheit in der Weise z» verschiebe» und zu verdrehen, daß Preußen mit seinem Anträge «ie verralhea und ver- kauit erscheint. Jndeß kann versichert werde», daß die Bunde», rcgierungcn sich dadurch in ihrer ursprünglichen Auffassung uichl einen Augenblick haben wankend machen lasten. Welcher Werth oder Unwcrih auch immer de» juristischen Deductionea über die Un- lässigkeit de- preußischen Antrages beiwohura möge, so kann bei urtheilung de< preußische» Anträge« nur eia politischer Maß- stab angelegt werden. Preußen sieht dnrch eine eventuelle Thron- besteigung de» Herzog» von Lumberland in Braunschweig seine wichtigsten LebeuSinlereffeu gefährdet; über die Größe dieser Befahr ist Preußen, beziehungsweise die preußische Kraue allein zu urtheilen competent. Dem Geiste der Verfassung gemäß, d. h. weil eS sich nach Begründung de» Reiche« nicht allein zu Helsen ver- mag, verlangt Preußen von seinen BundeSgenossea einen Schutz dieser seiner wichttgsten LebenSiatereffea. Bisher haben die Bundes- regierungea fiel« iu ihren wichtigen Interessen Schutz beim Reiche, d. h. beim BundeSrathe gesunden, oiemals siud sie überstimmt und majorisirt worden, die glückliche Entwickln»» der Bunde», uud Reichs- Verhältnisse beruht gerade aus dem Geiste der Verständigung und de- VerständniffeS, welchen die Bundesregierung in allen wichtigen Fragen geübt uud gesundca haben. Wo — wie bei dem ReichSeisenbahn- projecte — einzelne Staaten sich bedroht fühlten, wurde eine Eni- scheidung nicht etwa — wie leicht möglich gewesen wäre — durch Majorität herbeigesübrt, sondern, um jeglichem Lonslicte vorzu beugen, den Souderwüaschen Rechnung getragen. Auch der Zoll anschluß von Hamburg und Breme» erfolgte nur nach freiwilliger Zustimmung der beiden Hansestädte. So hat sich in alle» wich tige» Fällen die Dundettrcue bewährt und die BundeSsreundschait zum obersten Grundsätze auch ia der VraxiS herauSgebildet. Wa< den anderen Staate» gewährt worden ist, verlangt jetzt Preußen: näm lich Schutz seiner wichtigsten Jnteresseo, Gewährung der Bundes- srcundschaft und Betbätigung der BundeStreue, ohne welche da« Reich seinen festen Halt verlieren würde. Ebensowenig, wie jemals die anderen Regierungen In Dingen, welche für die LebenSintereflen ihrer Staaten von entscheidender Bedeutung waren, von dem BundeSrathe im Stich gelaffen worden sind, ebensowenig ist zu erwarten, daß die Bundesregierungen in dieser für Breußen wichtigen Frage sich durch irgend welche sophistische und juristische Erwägungen dazu verleiten lasten werden, Preußen im Stich zu laste« und zu ver gewaltigen Noch weniger kann man annehmen, daß irgend eine Regierung den Versuch machen wird, Preußen einzureden, daß die Jnstallirniig de» Herzog« für nicht so gefährlich erachtet werde» dürfe, als es geschieht. Ebensowenig kann vou irgend einer Seile ein Jniereffe geltend gemachi werden, welche» daSjentge Preußen« an der Aus- schließung de» Herzogs aufwiegen würde. Da» Alle« würde dem Geiste der Verfassung, dem Weien de» Bundes zuwiderlauseu und ins Gesicht schlagen. „Treue um Treue" ist die Grundlage de» Bundes. Preußen Kat sie bewährt und seinerseits stei» dm Interessen der einzelnen Regierungen Rechnung getragen. Bei dem Anträge wegqn Ausschluß de« Herzog« verlangt e« jetzt ebenfalls volle Berücksichtigung seiner eigenen Interessen. Wie versichert werden kann, lst unter den Bundesregierungen volle- Berständniß für diese« Verlangen und sür da« Recht Preußen«, rin solche« Berlangm zu stelle«, vorhanden, und hors e« al« eine Beleidigung der BnadeSregiernngen bezeichne» werden, wenn man unterstellt, daß sie statt für Preußen für d-n Herzog von Lumberland Partei ergreife» würden. Bon der nationalen Eintracht und dem nationalen Geiste der verbündeten Regierungen wird di« nur ou« formalen Gründe» bisher verschobene Abstimmung über den Antrag PrmßenS sicherlich rin glänzende« Zeugniß ab- legen. — da« Gegentheil ist absolut nndrnkbar und würde eine Krisis herbeisübren. welch« heutigen Tages, wo all« Glieder de» Reiches stolz aus die europäisch« Machtstellung de« Reiche« sind, eiasach zn de» Unmöglichkeiten gehSrr«. Di« MaulwursSardeit der welfisch-ultramantane» Presse wird wenigsten- bei ven Bundes- regiarnnqrn nicht im Etande lein, dies« klaren, nüchterne« und rin- fachen Erwägungen zu beseitigen «nd umzastoßeu; sie bilden die einzigr stolthasie Grundlage, von der aus dir braunschweigisch« Thron solgcfroge zu behandeln und zu beurlheile» ist. * L«r ..Ullas»«!»« d«»tsch« Schul»«,,ja- zu V«rlia versendet gegenwärtig sein 2. diesjährige« Corre- spondenzblatt, eine Broschüre von 40 Seite». Ter bei Weitem größte Theit deS HesleS wird von den Berichten über den 2. Bcrtretcrtag und über die 4. Generalversammlung, welche beide am lO. und ll. April d. I. in Berlin statlsanden, ein genommen. AuS diesen Berichten geht hervor, daß sich der deutsch-nakionale Verein im letzten Jahre ganz erfreulich, besonder« in den Königreichen Sachsen und Württemberg, entwickelt hat und daß seine 140 Ortsgruppen «nd >2,000 Mil gliedcr sich noch bedeutend vermehren werden, sobald ein größerer Theil der Einnahmen auf die Agitation und die Ausbreitung teS Verein- verwendet wird. Weiter enthält da- Correspondenzblall den Bortrag deS Professor» vr. Zeller über „Friedrich den Großen in seiner SlcUung c Schule". Dieser Vortrag wurde in der Generalver sammlung vom Pros. Zupitza verlesen, da Pros. Zeller durch Krankheit am Erscheinen behindert war. Ein kleiner Artikel de- Heftes behandelt die Beschlagnahme deS Correspondenz- blatteS Nr. 4 vom Jahre 1881 in Oesterreich, sowie die darüber geführten gerichtlichen Verhandlungen. Als kleinere Mittheilungen sind veröffentlicht: „Die Deutschen in der Dobruoscha in Rumänien". „Ungarische Zeitungsliteratur". „Der deutsche und der czechiscbe Schul verein in Böhmen". Alle 3 Mittheilungen sind interessant cnug. Die Nachricht, daß unsere Skammesgcnossen in der Zodrudscha sich entschlossen hätten, in Masten »ach Thessalien, resp. Canada ausznwanderu, bestätigt sich glücklicherweise nicht: die ganze Auswanderung beschränkt sich auf 30 Familien aus Catalui bei Tullscha, auf einige Familien aus Malkotsch und eine auS Cinccroda. Au- den deutschen Hauptgemeinden Cogelai, Taraverde, Atmadscha, Pschukunowa wandert Niemand au-, nachdem eine an die deutsche Gesanvtschait gerichtete Petition Wandel geschaffen und daS rumänische Ministerium die feste Zusicherung gegeben bat. daß den Deutschen in der Dobrndscha in jeder Weise ihre Rechte gewahrt werden sollen. WaS die ungarische Heitungsliteratur anlangt, so erscheinen n Ungarn in magyarischer Sprache 494, in deutscher Sprache 14l, in slawischer Sprache 38, in rumänischer Sprache 25, in italienischer Sprache 8, in hebräischer und französischer Sprache je 2 Blätter. Auffallend ist die Zunahme der magyarischen lätter: 1850 gab e« deren nur 9, 1854 gab es bereu schon 20, 186l 52. 1872 198, 1880 388, 1882 412, 1884 482 und 1885 494. Die erste magyarische Zeitung erschien im Jahre 1780 in Preßburg. Gegenwärtig entfällt in Ungarn aus je 12,370 magyarische Leser cm magyarische« Blatt, ans je 14,853 Deutsche ein deutsche« Blatt , aus je 47,117 Slawen ein slawische« und auf je 92,051 Rumänen ein rumänisches Blatt. Au» dem Vergleiche der Wirksamkeit des deutschen Schulverein« mit. der de« czeckischen Schul derem« geht hervor, daß 1) der deutsche Schulderem numerisch hinter den mit großen Mitteln durchgesetztcn Erfolgen der „mutlos iLolslkü" zurücksteht, und daß 2) nicht, wie die von ven Czechen beliebte Denunciation lautet, von deutscher Seite, sondern im Gegentbeile czcchischer Seite anarifs-weise und provokatorisch vorgegangen wird. Der deutsche Schulverein erhält in Böhmen l2 Schulen mit 25 Claffen und 1»40 Schülern und l 1 Kindergärten mit 506 Kindern, der czeckische Schulderem hingegen l7 Schulen mit 49 Claffen und 3426 Schülern und 8 Kindergärten mit 1017 Kindern. ES ergiebt sich somit, daß der czechische Schulderem um 5 Schulen mit 24 Claffen und 2l06 Schülern in Böhmen mehr erhält als der deutsche, und daß die czechifchen Kindergärten von 5ll Kindern mehr besucht werden als die deutschen. * Die »Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt officiv«: Die Gerüchte, al« ob die von Seilen der Staat«- regierung nach reiflicher Erwägung beschlossene Maßregel der grundsätzlichen Zurückweisung der innnseren östlichenHrenz- provinzen sich aufhaltenden russisch-polnischen Ueberläuser m ihrer Au«sührung in- Stocken gerathen sei oder mindesten« lar gehandhabt werde, können immer noch nicht zur Ruhe ciangen, trotzdem daß ihnen bereit- einmal ein entschiedene« Dementi zu Theil geworden ist. Die Urbeber und Verbreiter solcher Gerüchte scheinen wirklich nicht zu bedenken, daß sie mit diesem Gebühren dem von der Ausweisung Betroffenen den denkbar schlechtesten Dienst erweisen, insofern derartige, immer aufs Neue in die Welt gesandte Zweifel an dem Ernst der Absicht auf Seilen der Regierung nur dazu führen können, in Einzelnen Hoffnungen aus ihre Belastung im diesseitigen Staatsgebiete zu erwecken, welche sich nothwendig als völlig trügerisch crwersen müffen. Ter Minister des Innern hat in der vielbesprochenen Rcoe, welche er über diesen Gegenstand am 6. Mai er. im Abgeordnetenhaus«: gehalten hat, m einer sür alle Unbefangenen überzeugenden Weise dargethan, daß die längere Tulvung diese» fremden ElemcnleS in unserem DolkSkörper mit den preußischen TtaatSintereffen nickt ver einbar sei. DaS mag ja Manchem nicht einleuchten; aber selbst Diejenigen, welche die, wahrlich keiner willkürlichen An wandlung, sonder» der sachiemäßen und ernsten Erwägung einer staatlichen Nolhiveiidiakeil entsprungene Maßregel alS „inhuman" ans daS Schänsle zu vcrurtheilen geneigt sind, sollten doch wenigsten- hinreichende Achtung vor der Ent schlossenheit der Regierung haben, um ihr nicht rin schwach- mülhigeS Zurückiveichen da znzutrauc», wo eS sich um die gcbolene Sicherstellung des StaatSwvhleS handelt." * Wie die Polen in den vier östlichen preußischen Provinzen fest an ihrer Muttersprache und ihrer Natio nalität hängen, so daß in den letzten vierzig Jahren nur einige Tausende evangelischer Masuren in Ostpreußen sür das Deulschlhum gewonnen werden konnlrn, io dielen auch die jenseits de- Ocean» lebenden Polen Alles aus, um polnisch zu bleiben. Zahlreiche polnische Auswanderer hatten sich in den letzten Jaoren nach Südamerika gewendet und dort mehrere im Aufblühen begriffene polnische Ansiedlungen gegründet. Sofort wurden polnische Kirchengemeindc», durnnlcr eine in Buenos-AyreS, gebildet, so daß gllsonntäglick polnische Gottes dienste und Predigten stattstnden konnten. In gleicher Weise haben sich auch die in Süo-Australien lebenden 6000 Polen zu einer Reihe von Kirchengemeindc» zusammengrsLloffen, in denen vier polnische Geistliche al- Seelsorger wirken. Wo Polen in kleiner Anzahl zusammen leben, werden Hau«- andachten in polnischer Sprache abgehalten; desgleichen werden auch die Kinder in ihrer Muttersprache unterrichtet, wenn sie auch daneben da« Enalischf. bez. da» Spanische erlernen. ES bilden diese in Australi« uud iFUtdamerika lebenden Polen einen sebr erfreulichen Hegensatz zu^chen Hunderttausenden von Deutschen di« in den vereinigten Staatt-u oft nicht schnell genug ihre Muttersprach- vergesse» könne».
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