Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506210
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-21
- Monat1885-06
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1885
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Erscheint täglich früh e»/,Uhr. Ne-arli»« »»- Lrpröitio» IohaaaeSgaffe S. SPrechlliuldr« der Ltdaclionl Vormntag- 1V—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. gm Siua»-I>- ku,^«»»ur l »u Nr»«l>«» mch« „»»«»»ich. »i >u» «nn»tz«e der ftr »te «Lchft1»l,ea»r Nummer beittmmte« Anseralr an Wochentagen bis L Uhr Nachmttta,». »u Laim- »uv Aefttageu früh bi« '«»S Utzr. I« »kn Filialra für 2ns.-Äim«h»e: Ltto Klein«, UuiversitLl-straße 1. Louis Lüsche. Kalhariueustr. 23, p. «nr »iS '/.L Uhr. Anzeiger. Organ för Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anflage izvonnkmentsperis Viertels. -s'.. Mir. iucl. Bringenohn 5 Mk. la.rch die Post bezogen 6 Mk. Jede cinzeliie Nummer 20 Pi- Belegepemplar 10 Pf. Gebühren 'ür Ertre beilageu sin Tageblatt-Former gesollt! «dur boiihciSrderuug 30 SNk. »ul Postdci.rveruug 46 Pi!. Inserate ögeipaltciie Pctrizeile 20 PI. Gröbere Lchllstcn lau! n.:i. ft.c-.-erz.-'chitti.. Tabellarischer u. Zttserniatz uacv hoher.: Lu:... ilerlamen unter dem RedaclionS strich die 1 gefpalt. Zeile 50 Ps., vor den Fauiilieniiackr>ch:cu die ügejpalicne Zeile t» P Inierate sind n au die Erpeutou zu senden. — Rabatt wird nwy: geg'-cn. Zahlung prasnumerunäo oder dura, P st- aaainahme. 172. Sonntag den 21. Juni 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Sestentliche Ätzung -er Stadtverordneten Freitag, an» 28. Aval I88S, Abend» 8'/, Uhr in» Saale der I. Bürgerschule. TageSord nung: I. Bericht des Finanz- und BerfafluagSauSschusseS über Entnahme von BerwaltunczSkosten au« der Stiftung eines Menschenfreunde-, II. Bericht des Stiftung--, Oekonomie-, Bau- und Finanz ausschusses über die FriebhosSaniage am Napoleonsteine. III. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über s. Verlängerung der Bebauung-trist für den Michacl'schen Bauplatz an der Ecke der Straße an der alten Elster und der Fregeftraße; d. Rückkauf de- Houchet'scbcn Bauplatzes. IV. Bericht des Oekonomieausschuffes über: ». Pflasterung von Tratten der Beethoven-, Mozart-, Simson-, Wilhelm Sepsferlh- und Grassistraße; d. Instandsetzung der Drainage aus einer zum Rittergule Slötterry unt. Th. gehörigen Parzelle; c. Herstellung einer Garten-Ein- sriedigungSplanke auf dem Rittergule Stötteritz unt. Th.; cl ei» Abkommen mit der Fa. C. F. Weber wegen Unterhaltung der auf den städtischen Rittergütern befind lichen Pappdächer. V. Bericht deS BauauSschufseS über: ». Conto 32. . Schau spielhäuser- AuSgabni Pos. 7 und IS de-HauShaltptaneS aus das Jahr 1885; d. Conto 31, „Gebäude in der Stadl" Ausgaben Pos. 46 „Stadthaus" de- diesjährigen HauShattplane»; c. Herstellung von Schlasräumen für daS weiblich« Dienstpersonal im neuen Theater; ä. Er weiterung des KarderobenmagazinS im neuen Theater; e. Anlegung einer Düngergrube aus dem Fettviebhos. VI. Bericht des Schulausschusses über Conto 6, „Schuten" Ausgaben Pos. 1—S des HauShattplane« pro 1885. Vekanntmachung. Die am 25. April VfS I«. allhier verstorbene Frau Ckninanc Henriette verw. Bäckermeister tdoelduer geb. Richter bat der hiesigen Biener'schen Blinvenanflatt ein Legal von t!000 Mark lctztwillig auSgesetzt. Indem wir dicS hierdurch zur öffentlichen Kenntniß bringen, ru'en wir in Vertretung der genannten Anstalt der Verstorbenen unfern ausrichligsten Dank in die Ewigkeit nach. Leipzig, den l5. Juni 1885. Der Ratk der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Wiirsch, Aff. Vclranntmaihung. Tie Inhaber der Firma Schimmel <ko. hier beab sichtigen. in dem an der verlängerten tzorkstraße unter Katasters uni mer 36 c, Abtheilung 6, gelegenen Grundstücke Nr. 2722, 27221», 2722c, 2723», 2726c und 27261 des Flurbuchs unk Fol. 1704, 2866 unk 3284 des Grund« und Hypotheken bucks für die Stabt Leipzig eine Anlage für Unter suchung und Herstellung verschiedener chemischer Artikel, z. B. Tbhniol, Anetbol. Menthol, Engenol, Apiol, Helenin, Cumarin, Amsaldebyd, Zimmtaldehyd, Zimmtsäurc, Helitropin, Vaniliu, Myristinsäure rc. auS ätherischen Oelen, und zwar: Pseffer- inüttzöl. Ajowanöl, Nelkenöl. AniSöl, Pctersilienöl rc., unter Benutzung eines Attherextractionsapparate« zu errichte». Wir bringen dieses Unternehmen hiermit zur öffentlichen Scnnlniß »nt der Aufforderung, etwaige Einwendungen da gegen, welche nicht auf privatrcchtlichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen bei uns anzubringen. Einwendungen, welche auf besonderen privatrechtlichen Titel» beuchen, sind, ohne daß von der Erledigung derselben die Ge»cb»>ig»ng der Anlage abhängig gemacht werden wird, zur richterlichen Entscheidung zu verweisen. Leipzig, am 17. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Reicker. Grniölbe-Veriuikthinis. I» der DerkaufShaüe Peterssteinweg Nr. LL (Grüne Linde) soll die z. Z. an Herrn Kaufmann Grünbaum vermielhete 2. (vom KönigSplay aus gerechnet) Ab theilung nebst dazu geböriger Niederlage >m Hose vom I. Juli dsü. I»., oder aus Wunsch von einem späteren Aeitpuucte an DienStag, den 23. ds». Mt»., Vormittag» 11 Uhr aus den, Nathhaust', I. Etage, Zimmer Nr. 16, ans drei Jahre a» den Meistbietenden anderweit vermiethet werde». Ebendaselbst aus dem großen Dorsaale liegen die Ber mirthungs- und Versteigerungsbedingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme auS. Lupzig, den 13. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Ich. Georgi. Stöß. erledigt hat sich die von unS unter dem 11. Juni 1883 weg«» de« au< de« «eorgenhause weggebliebeuen Kellners Ujchard Paul A»s« o»< Altenburg erlassene Bekanntmachung. Leipzig, den IS. Jnui 1885 Las Polizei-Amt der Gtadt Lethzt». Bretschncider. b. Hoh-Auction. Ans dem Ghrenberger Walde des Zwenkaner Forstrevier« im Bieuitz Abldeilung 4S aufbcreilcte 'ss" Ä" j ----l-z 2 Weißbuch, u. a«p, Klützer von 20 em f -iw v m »!ang«, 4» ütmmkr. harte Brennlcheite, 30 - - BeenaknSppel, 21 - eichenes Schälholz, 311 . hartes Abranmreisig, 227 - . Reisig in Langhaufen sollen Freitag de« S. Jnlt diese« Aahre». »an Bormittag » Uhr an meistbietend gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Buction bekannt zu gebende» Bedingungen versteigert werde». Versammlung aus der breiten Trist »u Abtheilung 49 de« Bieintz. Keldrinnahme im »astbaase znm kandberg in MckmarSdors. Sönigt. Aorftrcntamt Wurzen und stSmgl. Karftrebier- verWaltn«, Amenkan, am 1b. Jnui 1885. Dtkalintmachimg. Kohleulieferung betreffend. Tie Li iernng des Bedarfs an Stein - und Braunkohlen sur das hiesige Johaiinissiisl auf die Zeit vom 1. August 1885 bis 3l. Juli 1886 und zwar von »ngesäbr Ilö.ovo Ko. beste gewaschene Ruß'ieinkohle in Stücken. Ili i» Hektoliter beste böl,mische Braunkchle in Stücken von m.,:deste»s Faustgröße, und 400 H kkoliter beste böhmische Knörpelkoble soll an d-ii Pline nsorLernden, jedoch vorbehaltlich der Aue wabt unler den Submittenten, vergeben werden. Dir L'cserungsbedi»g»iigen liegen an Ralbsstelle zur Ein'i.ötn !,»e aus »>nd sind die Offerten bi» znm 3V. ds». Mon. MitingS 12 Ukr bei der Nuntiatur ebrn daselbst mit der Anjichrijt: ,.Ko>,icnkicferunq für da» JohanniShoSpital" versiegelt ----zureichen. Später eingehrndc Offerten können keine B.ri Hichl gr: g flnkcn. Leipzig, Len 16. Jlini >885 Der Rarh der Stadt Ich der Stadt Leipzig. e. Georgi. Wi tisch, Aff Bachm auu. Lomlrr. Nichtamtlicher Theil. Der Streit im socialdemokratische» Lager. Meinungsverschiedenheiten haben unter den Socialdewo- kraten seit der Entstehung der Partei bestanden, von Anfang an machten sich zwei Richtungen geltend, eine radikale und eine gemäßigte. Die Auffassungen gingen selten so weit aus einander, daß eine vollständige Trennung zwischen ihren An- Hangern eintrat, aber eS haben säst unaufhörlich Kämpfe k zwischen den Vertretern der verschiedenen Richtungen stalt- gefunden. Zwei Hauptfragen standen von jeher in, Vorder gründe: die über die Nationalität oder Internationalität der Bewegung und zweitens die, ob sie sich gewaltsam oder auf gesetzlichem Wege vollziehen solle. Die Leut chen Socialvemokratcn haben niemals Neigung gezeigt, üch mit den Socialisten anderer Nationen zu verbrüdern und ihre Interessen mit denen der nichtkcutschcn Socialinc» für otidarisch zu betrachten, sie habe» sich im Heimalblande zu vrganisiren gesucht und in ber stusenweisen systematisch fort schreitenden Verbesserung ihrer Lage ihre eigentliche Ausgabe erblickt. Damit hängt auch das Bestreben zusammen, das Ziel auf gesetzlichem Wege zu erreichen. Sie wollten mit Hilfe des Vereins- und BersainmtungsreckteS und durch die Presse allmälig einen Zustand anbabnen, welcher der Arbeiter- bcvölkerunq ein menschenwürdiges Dasein ermöglichte, lieber die Mittel, durch welche diese Ausgabe erfüllt werden sollte, gingen die Ansichten weit aus einander, als erste Vor bedingung wurde eine feste einheitliche Organisation der Partei betrachtet. Einen ganz neuen Antrieb erhielt die Bewegung durch die Ausrichtung der Pariser Commune, sie erschien den damaligen Führern der Socialdeniokratie als da- Muster, welchem »ia» auch in Deutschland nacheisern müsse, uns unter diesem Einfluß nahm die Bewegung mehr und mehr einen Anlauf, in die internationale und gewaltsame Richtung einzutenkcn. Die radikalen Elemente gewannen die Oberhand und im Iabrc 1878 trat der Zeitpunct ein, in welchem die Regierung sich zur Anwendung außergewöhnlicher Maßregeln qenötbigt sah, um eine gewaltsame Veränderung der bestehenden staatliche» und gesellschaftlichen Zustände zu verhindern. DaS Socialistengesetz zwang die Sociatvemokraten, jede Ausschreitung zu vermeiden, wenn sie nicht mit den Polizei- und Gerichtsbehörden in un liebsame Berührung kommen wollten, und dadurch nahm die Bewegung eine wesentlich andere Gestalt an. Die Noth- wendigkeit, sich innerhalb der gesetzlichen Schranken zu halte», trug zur Klärung der verschwommenen Vorstellungen der Socialdemokraten bei, sie fingen an, darüber nackzudenkcn, was denn überhaupt al- vernünftige- Ziel der Bewegung hingestellt werden könne. Es fehlte niemals an solchen, welche den gewaltsamen Umsturz de- Bestellenden al- die allein richtige Form empfahlen, wie die Arbeiter ihre Lage verbessern könnten, aber die Meinung, welche den gesetzlichen Weg als den zweckmäßigeren erachtete, behielt die Oberhand. Die Sociatvemokraten beschränkten sich daraus, ihre Lebren ins geheim weiter zu verbreiten und die Zahl ihrer Anhänger zu vermehren. Al- die Folgen dieser Tbätiqkeit zeigten sich bald die in stet- wachsender Anzahl bei den ReichStagswablen erscheinenden socialdemokratischen Wähler. Bei den Wahlen des IabreS 1881 gingen 12 Socialdcinokraten au-den Wahl urnen hervor und im Jahre >881 gar 25. Dieser Erfolg erhöhte da- Machtbewußtsein der Partei, aber er beförderte zugleich die Zwietracht in ihren Reihen. Jede AclionSpartei fühlt daS ihr regelmäßig selbst unbe wußte Streben in sich, die letzten Schlußfolgerungen auS ibren Parteigrundsätzen zu ziehen und die Dinge auf die Spitze zu treiben. An dieser unwiderstehlichen Neigung ist die Revo lution von 1789 gescheitert und auch die dritte sranzösische Republik hat den Kampf mit den radikalen Bestrebungen eines TheileS ihrer Anhänger zu kämpfen. Den Republikanern von echtem Schrot und Korn ist die Republik niemals republi kanisch genug, sie schreiten von Forderung zu Forderung fort, bis zuletzt kein Stein mehr aus den andern bleibt nnd daS Ucbermaß der politüchen Freiheit schließlich die Auslosung aller staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse hcrbeisührt. Vor dieser Gefahr, die auch den deutschen Socialdcinokraten droht, sind sie durch das Socialistengesetz de» IabreS 1878 bewabrl worden, aber daS Streben nach Verschärfung der politischen Gegensätze hat sich aus andere Weise Lust gemacht. Den Heißspornen unter den Socialtemokralen, welchen der Verlauf der Bewegung zu langsam ging, bot sich der AuSweg dar. zu den Anarchisten übcrzugche», welche die Vertilgung des Bestehenden mit Feuer und Schwert sich zum Ziele gesetzt habe». DaS Vorgehen LeS Kainniercr und Stellmacher, der Reinsdorfs uns Genossen entsprach ihren Wünschen besser als der Kamps »nt Worten und mit Gründen, welcher iin Reichs tage durcbzukämpsen war und diese Form de- Kampfe« fand auch im Organ der Partei, dem Züricher .Socialdemokrat", Vertretung und Anerkennung, Da» Nachdenken über die Zweckmäßigkeit und Erfüllbar keit von Ausgaben, welche von heißblütigen Naturen im Zu stande der Aufregung als Programm einer Partei ausgestellt worden sind, pflegt stets gemäßigteren Anschauungen förderlich zu sei», ma» überzeugt sich durch die unbefangene Prüfung von Forderungen, welche den Umsturz deS Beliebenden zum Zweck haben, daß die Wirkung, welche dadurch erreicht werden soll, niemals erreicht werden kann, und darum bescheidet man sich, die ursprünglichen Forderungen zu ermäßigen. So ist cS auch mit dem socialdemokratischen Programm geschehen, welches lediglich auS dem lebhaften Wunsche, die Lage der arbeitenden Ctaffen zu verbessern, heraus entstanden ist. Die denkenden Führer der Bewegung habe» sich die Frage vor gelegt, welcher Weg geeignet ist. zum Ziele zu führen, und deshalb haben sie dem Reichstage bestimmte Puncle zur Prüfung und Erwägung unterbreitet, welche unter der Form eines Arbeitcrschutz-GefctzeutwursS ihre» Ausdruck gesunden haben. Da» war nicht nach dem Geschmack der unbekannten leitenden Geister, welche dem Züricher „Socialdemokral" die Richtung geben und deshalb beklagten sie sich über die parla mentarische Versumpfung der socialdemokratischen Sache und verlangten kategorisch, daß nicht .Unternehmungen voll Mark und Nachdruck von des Gedankens Bläffe angekränkelt würden". Dieser Aufruf ist vergeblich ergangen, es giebt unter den 25 socialdemokratischen Abgeordneten de» Reichstage« eine größere Anzahl, welche an der gesetzlichen Regelung ber Arbeiterverhällniffe sesthatlen und sie der von Bollmar nnd Genossen empfohlenen gewaltsamen Umwandlung de» Bestehenden vorzieheu. Die Zahl der Führer ist seit einem Jahre sehr gewachsen, und cs ist sehr natürlich, daß diese Führer unter sich denselben Grundsatz als maßgebend erachten, welcher dir ge- sammle Partei der Soeiatbeniokratie beherrscht: „Majorität, nicht Autorität." „Wir züchten keine großen Männer," hat ein svcialdemokratischer Abgeordneter jüngeren Datum- den Anmaßungen der Herren Bebel und Liebknecht gegenüber ge sagt, und er hat dolle» Recht zu diesem Ausspruche, denn wo bliebe dann das socialistische Princip, wenn sich dieser oder jener Socialbemokrat ans Grund seiner geistigen Ueber» legenhrit über die große Masse seiner Parteigenossen die Herr schaft Uber dieselben anmaßen wollte! Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind die Forderungen der Demokratie und diese gestatten keine Hervorkchrung ber Individualität. Die socialbenivkratischen Abgeordneten sind die Beauftragten der großen sociatbemokraNschen Partei, sie haben sich lediglich als auSführcnde Werkzeuge teö Ganzen zu betrachte», wehe ihnen aber, wenn sie sich die Herrschaft über ihre Parteigenosse» anmaßen, wenn sie dieselben am Gängelbande führen-wollen Mil solchen Abtrünnige» wird kurzer Pioceß gemacht Man spricht immer vom Marsche der Arbeiicrbalaillone, DaS ist ganz schön und gut, der Marsch erfolgt aber nur so lange, als die Bataillone mit den von ibncn selbst gcwäbtlen Füh rern zufrieden sind, wollten die Fübrcr einmal vergessen, daß sie Diener deS Ganzen sind und sich zu Herrschern euipor- schwingeii. dann wäre es um ihre Führerschaft und auch um die Disciplin der Arbcilerarmee gelhan. IlLc-c tubuln ckocet Diese Fabel lehrt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Leipzig, 21. Juni 1885. * Mit Ablauf dieser Woche wird der BundeSrath feine lausende Session schließen. ES sind für die letzte Woche zwei Plenarsitzungen i» Aussicht genommen. Die braunschwei gische Angelegenheit ist jetzt so weit gefördert, daß sie !n der nächsten Plenarsitzung zur Verhandlung wird kommen können. * In der Donnerstag unter dem Vorsitze deS Staats ministers. StaatSsccretair» des Innern v. Bötticher abgebaltciicn Plenarsitzung des BnnkeSraths erfolgte zunächst die Ueberweisung niedrerer Vorlagen an die zuständige» Aus schüsse. Die Vorlage, betreffend die weitere Ausprägung von Einmark- und Einpfkiiiiigiiückcii, wurde den Ausschüssen für Rechnungswesen und für Handel und Vcrkebr, der Ent wurf einer Verordnung über die Forme» de« Verfahrens und den Geschäftsgang beim Reichs-VcrsicherungSamt den, Ausschuß für Handel und Verkcbr und dein Ausschuß für IustlZwescn zur Vorberalhung übergeben. Mil der bereits erfolgten Ueberweisung deS Entwurfs eines Regu lativ» über die Gewährung von Zollcrlcichtcrungen bei der Ausfuhr von Oelfabrikatcn an die Ausschüsse für Zoll- und Sleuerwesen und sur Handel und Verkehr erklärte stch die Versammlung einversianten und genehmigte den An trag Sachsens wegen erneuter Anordnungen aus Grund de» H. 28 des Gesetzes gegen die gemeinge'äbrlichcn Bestrebungen der Socialdemokratie. Genclimigt wurden ferner die Anträge der Ausschüsse, betreffend dieBcrdandlungeii ber Iinpfcommissiott, und betreffend die allgemeine deutsche Vclkszäblung im December 1885. der Antrag Württembergs wegen Abänderung des Etat» der Zollvcrwallungskosicn für Württemburg link der Antrag Badens aus Zollerstattung aus Billigkeilsrück- sichtcn. Für mehrere Reichsbeamle fand die Feststellung von RuhegehaltSbcträgcn statt. Bei der Wahl der Mit glieder der Verwaltung des Reichs-Invatiden Fonds wurde» die in Folge Ablaufs der Wahlperiode ansgefchietene» Mit glieder wiedergcwählt. Die Petition einer Gemeinde, betreffend die Heranziebung des Reichs-Militairsisen» als Eigeiubünier eine» Exercirplatzes zu de» örtlichen Genieindelasteii, wurde dem Herrn Reichskanzler überwiesen und beschlossen, dem Bericht einer preußischen Regierung über die Befreiung der durch Menschenband betriebenen Seiken^aze-Fabrike» von der UnsallversicherungSpflicht und einer Eingabe bezüglich der Unfallversicherung-Pflicht der mit industriellen Arbeiten be schäftigten Strafgefangenen keine Folge zu geben. Nach Er- jediguiig von Gesuchen, beireffend die Zoll- bezw. Slcuer- bebandlung verschiedener Gegenstände unk. nachdem von dem Ausschuß für Rechnungswesen über die Ausführung der seil 1875 erlassene» Anleiliegesetze Bericht erstattet worden war, wurde endlich Uber die geschäftliche Behandlung mehrerer Eingaben Beschluß gefaßt, * Wir knüpfen an die Berichte über die Trauerseier- lichkeiten für de» Prinzen Friedrich Karl von Preußen noch den Wortlaut deS von Hosvrcdiger I). Nogge gesprochenen Gebet» und den der Trauerrede de» Ober HospredigerS 1», Kögel. I). Roggc bicll nach Verlesung einer Zusammenstellung von Schrislstellen folgendes sreie Gebet: Ewiger, barmherziger, i-iädiger A«tt, io Jesu Lhr.sto, innerem Baler, allmächiiger Herr und Äebieter über Leben una Lid! Ties erschüttert und mn beiveglei» Hcrzeii kommen mn vo^ Dein Angesicht in dieser Stunde, und unsere Lette verbn.. : nach (E ede» und Trost von Dir. I» Demmh und stiller Ergebung be. w.r unS vor Deinem noersoischlicken stialbicklusj und in ichimn !ee Wehmuih wollen wir Abschied iiebnien von der sterblichen ' Ile dieses Iheuren Entschlafenen, durch dessen ziütz.ichen und »neu iiieien Tod Du mit dem Kaiser und dem gesammie» .Oöiu bonse unier ganze- Volk und Vaterland in tiefe Trauer verletzt hast. Äbisjcl ihr nicht, daß aus diesen Tag ei» Fuest »nd ivs r in iiiise.em Volk gefallen ist! So geht heute die säum igln.,e N l.-j,! aller- wärtZ durch unser prenßiicheS und deul'-b s Valetta:!.. llee an dieser Stätte und vor Deinem Angesicht w'rd die Klag' »m freudigen Tank und zum Prelle Deines ! eiligen Namen» u: i All.-, waS Du an diesem t-iits,chlasenei! getban Haft, um alle o aoe und Uarmherzigkcil, durch die Du Dick an >!n„ und durck >bn an n , i em ganzen Volk und Vaterland so reich veriicrriich: hast Von tanken Dir für die Treue und Hingebung, »nt der er dem Ko Baterlande, Kaiser und Reich gedient hat, für die nneiii o. :icnc Sorgfalt, mit der er über dem Wöhle uniere.-vaieeiänbu. r»S gewacht und gewaltet hat, für die herrliche« Siege, mit - » nie KampscSardeit gekrönt und deren stumme und toll fo t redte Zeugen feine sterbliche Hülle hier um eben, wir dark?» st:r :Hilff. die Du in so mancher entscheidung-vollen Stunde ibm g n ä il and durch die Du ihn gestärkt hast unt der Kraft ans- der ' . Wir danken Dir für all die wunderbare» Führungen mit in ser nr Hk und Vaterland, nnt denen der Name diese- Cnlscklaseneii zu nnvir- gänglickem Gedächtniß verknnpst. Wir binen Dich, verr, last tiescS Gedächiaift bleiben er» Segen bei uns und unseren Ancktomi»e». Laß da- Vorbild der unbedingten Pslichlersüllung und nn., o «der Treue, des HeldenmutheS und deS ritterlichen SiiincS, da. >r an gegeben, in unserer Mitte und insonderheit in den Necken unseres Heeres sortleben, Iah To den Geist ber stiottee. furcht und der Liebe, der Zucht und Kraft, den er in unserer Armee gepflegt hat, in ihr nie verloren gehen, last e- üiiercni Hodenzollernhanse niemals an Helden, wie er, »nftreiu ist ere an Führer» fehlen, dir ihm gleichen, last das Vorwärts und > Auf wärts, daS feines Leben» Losung gen>cscn :sl, auch cae unter. ^ ibea. Tröste mit Deinem Kort Alle, tue druck dust: ll Ittrirbt sind, insonderheit die Seinen. Lab sein erschütternde-Luo.. u, oe»r der Tod über ihn gekommen ist, wie rin Gewappneter >:::- All? eine Mahnung sein, unseres eigene« Ende» zu gedenken nnd die Z.it au-zukarrfen, die un» gegeben ist. Last unS wlrk-n, jo lauge ek Tag ist, «he tue Nacht kommt, da Niemand wirken lann. So last unS getreu sein bis anS Ei.dk, ritlerl.ch kämpfe» wider > A. macht der Sünde, geduldig ousharren in aller Triilsa!, i:> 7 i n, Wie selig und fröhlich dahinsnhren, und da» Ende unfrr » .'-laut-Tu. davonbringcn der Seele Seligkeit. Anten! Die Gcdächtnißrede de» Herrn OderhosprcdigcrS I-, ckögcl lautet: Die Gnade unseres Herrn Jesu Lhristi. der die Auferstehung ist, und daS Leben, die Liebe Gottes des Vaters, der La en: Gott ist nicht der Tobten, sonder» der Lebenbigc» und die Genicmickast brs heiltgen Gerste-, der ein Tröster ist aller Trauernde», sei »nt nn- Allen in dieser ernsten Stunde. Auren! ES war einst eine Stunde erlitten VangenS, als dre Jünger unter den» Eindrücke, die Well ie, »> . >.> nll Seuizer, Wup,, > >e,inung und Tod, an Jcstlin Ehrlstnin tpraalralen inu dem Vekliinuiist: „Wohin sollen wir gehe», Tu hast Wune der- ewigen Leben: uns siche, Trauer und Bestürzung Halen un- er irissen, e:n S'n r: ist zerbrochen über Nacht, ein Sckild von Erz ,s ja jlnig« rspru. n." In der Vollkraft seiner Jahre ist a«S der Mute ber n> «rü der Mute de- königlichen H nie- tah wiftuedeu er: ritterlicher Prinz, verwandt i» feinem Si,ni den A n, jene» gewaltigen SoibalciikSingen, die in den Hallen Ln r .ckir.i. ruhen, ein Held mit dein Lorbeer dreier Fttbzüge pesch,»uck, ein Führer und Felvherr im preußische» und de, Fahuen unserer Armee habe» fick ums!»'! c,"senkt Kaiser und König, eben erst erstanden vom Kran!" ila i>r, kni», erb"': .o : dem Schmerz über de» Heimgang eine- itu» „ah ftci e en . ürsten, sieht hier den einzigen Lohn ferne- letzt aoberuienrn Vri.de . ft !: einen der großen Bannenrägrr unsere- Heercs n: rin . e v dahin sinken und mit bei» Kaiser ui.a der »taue.-:, r. .o al t den nächsten Angehörige» des Heinigcgaiig.ne.i und allru K -beru dc- königlichen Hause- trauert da- ganze Heer, trauert in u . neu unser Volk. Stand doch der Verew,fte da wie ein S„. I „nei schrockener Maunhasrtgk.nl, mw"»panier Beharrlichkeit, .. rr doch, wie einst ein begeisterter Dichter ihm zuries: „Dem rolhen Aar gleich im Schild von Brandenburg." Nun ruht er au- von seinein Fing; „ick! abzrbcr.!. i, nie eS Manchem scheinen möchte, nach Gottes Raft, vall« .ru c.r. ^agec- werk, das für ihn wie oft ein Werk I>ech".i R:nc - war. Iu dem Gemutye de« enrichlakeneii Priuzr.« w. r H in r- gruuo eine lebendige Gott -furcht. Hochherzige» Ln.: . . ft lein Leben gewagi zur Rettung enie. aiid irii M - ». o im Glauben an den lebendigen Gott hat er oft . z-i für König und Vaterland. Feind der Lüge un. Ber" u.o ein Feind wider den Cvvil und clus.a i Noch vor zwci Jahren zog eS ihn zur Pilgettahrt : w : . da, wo der Heiland gekniet, hat er , >u . . i.a vollbracht, har er Sa- heilige Abend» uhl cinph :. r Jahre, wie manche Todesahnung ist durch iem . war, al- stünde der Herr vor >hL , und klopfe an. Em Starker rühme fick nicht ie:.! r ^ .r sich rühmen will, der rühnie sich, daß er ,nc! w , Herr, und er bat den Herrn gekannt, bei b in v.tt r gebung ist, er hat sich zu icnie.i. Scheide» a»g .. ... . ., Seufzer: „Gott sei mir Lünd.r gnädig", da- de '. n Worten: „Wobin sollen ww gehen, a>- zu Du , da- Wort der Vergebung, und wo Vergebung der S» , la ist Leben, da >>: Leu «>,:. F die Geuiahlni de- Ennchiai.neii. die durct, die Plotzg Hingange- lies crichuttert ist. Aus dem eiiijaincn Wege >. > d..- Pialmworr Hollen: „Lv ick schon waudcrie im st. ' r . e. io fürchte ich kein Unglück, de»» Du bist bei mir, D m ^ i und Stab trösten mich." Ja, Worte de- Lebens verlang l . i .. rüde Lckwcster, die trauernde» Kruder und Säumege.l.nder, Ei ler Tockler war eben auS weiter Ferne wodlbeha'lcn in :':r n-ue-' V. zuruckgekedrt, und der erpe «c-rutz, die cruc Bolick ' , d e ne - u en iollte, war diese Schnierzen-knnbe, und für eme auocte 1- . i l ti-e Hand, die erlittet ist, vor Moiicneslist de» Lrmittmr .„ . . lichen Haine rer.chlet, lI om.ilS klaiig e-i.il „Seid geduldig l» der Trütttt." öl. u s.w .u: Glaudeu-probe, all Die, die Hoffnung baden, werde» i begeben zur stillen Waldcapellc, wo er gebettet wird, an . .n Wallfahrtsort unt dem Aindlick: .W liin solle» wir gc / I .ft Worte des ewigen Leben-." Und wir Alle, . r.u, die wir Zeugen sind dieser niiau-ipreü.lick ernst.» wir sollen empianqlich fei» für da- Wo :: Bestelle Tein denn Du mußt sterben u d mit den Flingern sprechen: Woh.n letten lvir gehen, Du hast Worte de- eirnge» Lebens, Amen! * lieber die Vorgün.ze innerbalb der deutschen Demokratie schreibt man uns cruS S u o den tsch lsnt: „Ter »Verein der deutschen Botköpcrrtci", cnist» süddeutsche Volks Partei, hat am Sonntag in Mann beim ein Generalversammlung abgeballen, in welcher der s t längerer Zeit bestellende Ge"»'atz :.oi'cken F. : .d Stuttgart, bezw. zwischen Soiincmanil und Karl M wer, corum pndlico vorbandcll worden ist. Ursache des Zc.icurs- nisi-S rst die Slkstung des Verein- zu der uckctenljchcn
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