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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-23
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1885
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, Wrschsirrt täglich > - ft»h -V.UHr. Ledürtir» «t Lr»e»Mm» I»ham««,afft 8. HPrrchSuitnl -er Letutira: BormittogS 10—IS Uhr. Nachmitt,«« 5—6 Uhr. «v» »» »Xtz.», «.»»Icri»«, „ch, », »« mch« Wllmchme »er für »te «ichfts*l,e»tz« N»»«er üefttmwten Inserate an a«chntt»ae» «« » U»r «äch«ttta,». a»G»m»- nn» Aesttaaen srth »>»'/,» Uhr. Jute» FUiair» für Z^.-Aiuuchme: vv» m«»», Uniperfitätsstraße 1. L*»ts Lösche, Katharinenür. 23» p. »« »t« Uhr. ttpIgerTaMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd EeschiistSverkehr. 174. DieuStag den 23. Juni 1885. Amtlicher Theil. Vktemltnvlj»«-. Da» nachstehende, nach Gehör der Herren Stadtverord neten von »n< anfgesteüte Regulativ »ird hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, a« S. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Regulativ, die Beleachtnag der Lreppe» »ad Höfe t» be»ohutea Gebckudea detreffead. 8 ». In allen im hiesige» Stadtbezirke gelegenen Gebäuden, in denen sich Wohnungen, Arbeitsstätten oder andere zum Allsenthalt von Menschen dienende Lokalitäten befinden, sind die zu diesen führenden Räum», als» namentlich Hausfluren, Höfe, Treppen und nach dem Treppenhause durch Thiiren nicht abgeschlossene Eorridore, soweit nicht etwa die betreffen de» Gebäude bei Abwesenheit der Bewohner gegen die Straße daaernd verschlossen gebalten werden, von Beginn der Dunkel heit an bi» zur Schließung de» Hause», in jedem Falle aber bi» 10 Uhr Abends mit hinreichender und feuersicherer Be leuchtung zu versehen. 8- 2. Der Zeitpunkt de» Beginns der Dunkelheit richtet sich sowohl nach der Jahreszeit, al» je nach der Beschaffenheit der betreffenden Oertlicbkeit; in jedem Falle hat spätesten» mit dem Beginne der Beleuchtung der betreffenden Straße a«h die Beleuchtung der in tz. 1 gedachten Räumlichkeiten zu beginnen. tz- S. Räumlichkeiten der in tz. 1 gedachten Art, welche zufolge ihrer Anlage direktes Tageslicht überhaupt nicht oder nicht in genügender Weise erhalten, sind auch während der Tages zeit zu erleuchten. 8 «- Verantwortlich für die Erfüllung vorgedachter Borschristen sind die betreffenden HauSeigenthümer, bez. deren Stell vertreter, Grundstücksverwalter und Kastellane öffentlicher Gebäude, und zwar auch dann, wenn etwa von diesen die Ausführung der Beleuchtung anderen Personen, namentlich den Miethcrn übertragen worden ist. 8- 5- Bernachläffigungen der Borschriften in tztz. 1, 2 und 8 werden in jedem einzelnen Falle mit Geldstrafe bi» zu 60 oder Haft bi» zu l4 Tagen bestraft. tz. k. Gegenwärtige» Regulativ tritt am 1. September 1885 in Kraft. Leipzig, am 9. Juni 1835. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Äeorgi. Hennig. von je 742.98 Quadratmeter Flächengehalt Versteigerung von Bauplätzen in -er Aor-oorsta-t. Don dem der Stavtgemeinde gehörigen Baaareale des zwischen der Bork-, Nord-, Gneisenau- und Psaffendorser Straße gelegenen Baublocks H de» nördliche« Be bauungsplanes sollen die bereits am 5. März d. I. zum Verkaufe »ersteigerten, jedoch für die daraus gethanen Gebote nicht zugcschlagcnen 4 Bauplatze des bclr. ParzellirungS- planes Nr. 4 an der Aorkstraße - 10 - - Gucisenaustraße - ll . . . anderweit Donnerstag, den SS. dies. Mo»«, Vormittags LL Uhr, i« Saale der Alten Waage, Katharinenstraße Nr. 1. 2. Etage, zur Versteigerung gebracht und zwar mit den abgelehnten Geboten Bauplatz Nr. 4 von 26,100 ^ck, - « 5 - 27,300 » - - 10 - 22.100 - . - 11 - 22,100 « anaedote» werden. Der Versteigerungstermin wird pünktlich zur angegebenen Stunde eröffnet, die Versteigerung aber bezüglich eiucS jeden der einzeln nach einander in obiger Reihenfolge und mir dem angegebenen Angebot ausgebotenen Bauplätze geschlossen werden, wenn daraus nach dreimaligem Ausrufe kein weiteres Gebot mehr erfolgt. Die Bersteigerungsbedingungon nebst Parzellirungsplan liegen auf dem RathhauSsaale, l. Etage, zur Einsichtnahme au» und e» sind davon Exemplar« ebendaselbst in der Sportel rasse l. Zimmer Nr. 2. für 1 20 zu erhalten. Leipzig, den 5. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Eerutti. Vekannlniaitzung. Kohlenlieferung betreffend. Die Lieferung des Bedarfs an Stein- und Braunkohlen für da» hiesige Johanmsstist auf die Zeit vom 1. August 1885 bis 31. Juli 1886 und zwar von ungefähr 115,000 Ko. beste gewaschene Rußsteinkohle in Stücken, 1900 Hektoliter beste böhmische Braunkohle in Stücken von mindesten» Faustgröße, und 400 Hektoliter beste böhmische Knörpelkohle soll an den Mlndestsorvernden, jedoch vvrbrhältlich der Aus wahl unter den Submittenten, vergeben werden. Die Lieferungsbedingungen liegen an Ratbsstelle zur Einsichtnabm« aus und sind die Offerten btS zu« 30. dfS. Mo«. Mittags 12 Uhr bet der Rnntiatur eben daselbst mit der Aufschrift: ,^tol»lrnlieferung für daS IohannlShoSpltal" versiegelt einzureichea. Später eingehende Offerten können keine Berücksichtigung finden. 9«iptig, den 16 Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Aff. Wegen Umbaue« der Schleuß« in der Teutralstraffe wird dt« letztere von Montag, den SS. ds». MtS. ab auf die Dauer der Arbeiten für den durchgehenden Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, am 20. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. AeWnlmchmi»? Degen de» Schleußenbaue« am neuen Börsengebäude wird der zwischen der Gerberstraße und dem Sparcassengebäud« liegend« Theil der Sackhofstraffe aus die Dauer der Arbeite« von Donnerstag, den SS. df«. Mo«, ab für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 20. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Vekaimtmächllii-^ Wegen Reinigung der Expeditionslocale de» Königl. Standesamte» und der FriedhofScasse wird an beide» Stellen Mittwoch, den 24. und Donnerstag, den SS. Juni «. N»r vormittag« von 8 b>« N Uhr expebirt. Leipzig, am 22. Juni 1885. DaS Köutgl. Sächf. StandeSanrt. Vekranntmachung. Da» sür Anna Auguste Flügel aus Sltzenrvda am 13. Sept. 1875 vom Gemkiudevorstaud in Zeuckritz ausgestellte Dienstbuch Ist i» hiesiger Stadt abhanden gekommen und st» Auffindung«falle auher abzukeskru. Leipzig, am 19. Juni 1885. Da« Poltzetamt der ktutzt Leipzig. Bretschueider. Rfdr. Faldix. Nichtamtlicher Theil. Elsaß-Lothringen. Durch den Tod des Statthalters von Manteuffel ist die Entwickelung der Reichslande an einem Abschnitte angelanat, welcher allem Anschein nach einen Systemwechsel zur Folge haben wird. Trotz voller Würdigung der persönlichen Vorzüge beS verewigten Statthalters und seiner besonderen Begabung sür organisatorische Ansgabcn läßt sich dock, nicht verkennen, daß die Ergebnisse seiner Regierung in Elsaß-Lothringen hinter den daran geknüpften Erwartungen zurückgeblieben sind. Die Verschmelzung Elsaß-Lothringens mit dem übrigen Deutschland ist bisher noch nicht gelungen, die Bevölkerung steht unS fast noch mit derselben Zurückhaltung gegenüber, welche sie un mittelbar nach dem FriedcnSsckluß an den Tag legte. Es fragt sich, ob auf einem anderen Wege bessere Ägrbnisse hätten erzielt werden können oder ob man der Ansicht zuneigt, daß der Berschmelzungsproceß in jedem Falle lange Zeit in Anspruch nehmen werde. Feldmarschall v. Manteuffel hat den Versuch gemacht, die Elsaß-Lothringer durch Milde und freundliche» Entgegenkommen, durch Erfüllung aller überhaupt erfüllbaren Wünsche zu gewinnen, sie haben damit geant wortet, daß sie den Landesausschuß zu einer französischen Versammlung macken wollten, und daß sie Leute wie den Thierarzt Antoine in den Reichstag wählten. Dennoch gab man Zeichen der Trauer kund in Straßburg beim Tode des Statthalters auch aus französischer Seile, man legte dadurch Zeugniß ab dafür, daß der Marschall das Beste gewollt habe, aber solche rein persönliche Kundgebungen ändern an der Tbatsacbe nichts, daß die deutsche Verwaltung von den Elsaß- Lothringern noch heute als eine fremde und als eine auf- gezwungene betrachtet wird. Einer der Hauptgründe für diese Erscheinung ist die Agitation, welche in Frankreich seit der Beendigung des Kriege» unablässig mit leidenschaft lichem Eifer betrieben worden ist, um daS Gcsübl der Zu sammengehörigkeit Elsaß-Lothringen» mit Frankreich bei der Bevölkerung dieses Landes wach zu erhalten, die Patrioten« liga hat kein Mittel verschmäht, um die Ruhe Elsaß- Lothringen- zu störe», bei keinem öffentlichen Ereigniß von Bedeutung, welche» Frankreich berührte, hat.es dieser Bund unterlassen, die Franzosen an den Verlust Elsaß-Lothringen- zu erinnern. Da« ist ein Moment, welche» alle Bemühungen der deutschen Regierung durchkreuzen und die besten Absichten lahm legen muß. Angesicht» der gemachten Erfahrungen und der französischen Agitation muß man sich die Frage vorlegen, ob man die Aenderung de» bestehenden Zustande« dem lindernden Einflüsse der Zeit allein überlassen soll, oder ob e» nicht augezeigt erscheint, bisher vnversuckte Mittel anzu wenden, um den Bcrschmelzungsvroceß zu beschleunigen. Eine Aenderung ist in neuester Zeit schon dadurch ein getreten, daß dem Statthalter al- Commandeur de» 15. Armee- corp» ein Stellvertreter zur Seite gegeben worden ist. Es ist ihm dadurch eine Entlastung in militairischer Beziehung zu Theil geworden und zugleich eine Trennung der militairischen von der Civilgewalt angcbahnl worden. Diese Trennung war bereit» vorhanden, bevor Manteuffel zum Statthalter ernannt wurde und es würde jetzt darüber die Entscheidung zu treffen sein, ob man zu diesem Modus zurückkchren und dadurch den Schwerpunkt der Regierung von Elsaß-Lothringen wieder nach Berlin zurückverlegen soll. Daß darüber Erwägungen an gestellt und wohl auch in ne»ester Zeit Verhandlungen gepflogen worden sind, darüber werden von verschiedenen Seiten übereinstimmende Andeutungen gemacht, und daß diese Mitthrilungen wohlbegründet sind, daran ist wohl nicht z» zweifeln. Wenn Jemand dazu geeignet war. durch persön lichen Einfluß auf die Bevölkerung von Elsaß-Lothringen eine günstige Wirkung zu erzielen, so war es der Felkmarschall von Manteuffel, es scheint also, daß auf diesem Wege der verschmelzungsproceß nicht gefördert wird. Es heißt, daß die Entscheidung über die zukünftige Rege lung der Verhältnisse in Elsaß - Lotbringen nickt sogleich getroffen, sondern daß sie bi» zur Rückkehr deS Kaiser» und des Kanzler» nach Berlin verschoben werden soll. Minister v. Hosmann würde bi» dahin die Verwaltung nach den bis- berigcn Grundsätzen sortführen. Selbstverständlich würbe Vieser Minister in allen wichtigen Angelegenheilen die Ent- scheidung bei der Eentralstelle einholen und dadurch würde allmälig in den früheren Zustand hinübergeleitrt. Di« Macht vollkommenheit des Statthalter» hatte zwar auch ihre Grenzen, aber in Personalanaelegenheitea war sie nahezu unumschränkt und gerade in dieser Beziehung dürste eine Aenderung des System- in Erwägung gezogen worden sein. Die Wünsche der Bevölkerung nehmen leicht «inen zu großen Umsaog an, welcher die Autorität der Verwaltungsorgane schwächt, wenn sie hin und wieder Befriedigung finden, ohne daß dazu ein anderer Grund vorliegt, al» wohlwollende» Entgegenkommen. Ein großer Uebelfland ist der provisorische Zustand in Elsaß-Lothringen, die diktatorische Verwaltung und die Ge stalt al» Reichsland sind Einrichtungen, welch« nur einen vorübergehenden Charakter tragen, da» Hauptaugenmerk ist deshalb daraus gerichtet, regelmäßige und aus die Dauer be rechnete Zustände dort einzusühren. Di« Diktatur kann erst dann aushören, wenn die feste Einfügung in deu verband de« deutschen Reiche» vollzogen ist. vorläufig ist di« Frage «ach der endgiltiaen Gestaltung Elsaß-Lothringen» noch eine offene. Ob dort ein neuer Bundesstaat geschaffen oder ob e» ia einen bereit» bestehenden deutschen Staat «inverleibt werden soll, ist bisher noch nicht zum Gegenstand« der Berathung und Beschlußfassung gemacht worden. Die Lösung dieser Frage ist einerseits sehr heikler Natur und andererseits bietet sie große staatsrechtliche Schwierigkeiten dar, aber einmal muß man ihr doch näher treten und vielleicht wäre gerade jetzt der günstige Moment dazu da. Die braunschweigische An gelegenheit hat insofern Aehnlichkeit wit der elsaß-loth ringischen, weil in beiden ein dem deutschen Bunde angehörigc« Land eine neue feste Regierung erhalten soll. Die Zukunft beider Länder liegt in den Händen der Reichtorgane, Bundes« rath und Reichstag haben bei der Neugestaltung Elsaß-Loth ringens, BundeSrath, Reqentschastsrath und Landesversamm lung haben bei der Neuorganisation Braunschweig- ihre Stimmen abmzeben. Ungleich schmieriger ist die Regelung der Zukunst Elsaß- Lothringen», weil diese» Land durch die gemeinsame Kraft- anstrrngung aller deutsche» Bundesstaaten sür Deutschland wieder gewonnen worden ist, in Elsaß-Lothringen giebt e» keinen Regentschastsrath und keine Lande»versammlung, welch, die Zukunft de« Lande» mit zu entscheide» haben, über Elsaß- Lothringen können nur die deutschen Fürsten und Freien Städte nebst dem Reichstage Bestimmung treffen. Da» ver- hältniß Deutschland» zu Frankreich hat sich seit einem Jahre besser gestattet, so daß Aulficht vorhanden ist. daß sich in F-ankreich in absehbarer Zeit eine unbefangener« Wür digung der rhatsächlichen Verhältnisse Bahn brechen wird, al» da» bisher geschehe» ist. Der HaupthinderungS- gruud, in Elsaß-Lothringen endgiltig« Verhältnisse zu schaffen, war die in Frankreich vorhandene Hoffnung, daß Elsaß- Lothringen wieder mit diesem Laude vereinigt werden könne Sobald die französische Regierung sich von der Un möglichkeit dieser Wiedervereinigung überzeugt und danach ihre Maßregeln trifft, dann wird auch die Bevölkerung von Elsaß-Lothringen von ihrem bisherigen Protestflandpuucte zurückkvmmen und es wird möglich sein» sie in jeder Beziehung mit den übrigen Angehörigen de» deutschen Reiche» nach Reckten und Pflichten gleichzustellen. Wenn wir unS auch nicht der Erwartung hingeben, daß in dieser Beziehung ein sofortiger durchgreifender Umschwung bevorsteht, so glauben wir uns dock nicht in der Annahme zu täuschen, daß die zcgenwärtigc Sachlage dazu benutzt werden wird, um dem Ziele ein gut Stück näher zu kommen. Tie nächsten Wochen werden darüber Gewißheit bringen, was an maß gebender Stelle über die Zukunft Elsaß-Lothringen» befunden werden wird. * Leipzig, 23. Juni 1885. * Zur Frage der Wiederbesetzuug de» Statthalter- -osten» im Reichslande wird un» an» Berlin vom Sonntag geschrieben: »Auch in Berliner politischen Kreisen verlautete bereits am Freitag, daß Se. Exccllenz der löuigl. sächsische Staalsminister Gras von Fabriee als Nachfolger des verstorbenen Freiherrn von Manteuffel für den Posten de» Statthalter» von Elsaß-Lothringen in Aussicht ge nommen sei. Wie wir erfahren, entbehrt diese Nachricht durchaus nicht allen Grunde», da man an maßgebender Stelle zunächst in der Thal jenen Staatsmann in« Auge gefaßt hat, welcher sich, wie kaum «ne andere Persönlichkeit, sür jenen hohen, schweren und verantwortungsvollen Vertrauensposten eignet. Gras Fabriee, welcher sich in langer Dienstzeit ebensowohl als tüchtiger Mititair wie als bedeutender Staatsmann wohl be währt hat, genießt nicht nur im höchsten Maße da« Vertrauen seine» LandeSsürsten, sondern ist ebenso persona gratissiw» beim deutschen Kaiser und wird vom Reichskanzler hochgeschätzt. Ebenso herrscht in der ganzen deutschen Nation nure > ne Stimme darüb«., daß sich die Reich-lande beglückwünschen könnten, wenn Graf Fabriee da» Regiment ia Straßburg übernähme. Aber da» sind vorläufig nur theoretische Erörterungen. ES widerspricht den Berliner Traditionen, an dem noch offenen Grabe eine» verdienten Helden bereit» die Nachfolgerschaft zu erörtern, und so können wir nur unsere gestrige Ber- sicherung wiederholen, daß bi» zur Stund« an maßgebender Stelle die Frage noch nicht in Erwägung genommen worden ist Gleichwohl können wir hmzufügen, daß in gut unter- richteten Kreisen nicht daran gezweifelt wird, daß Graf Fabriee den Statthalterposten erhält — wenn er eben geneigt ist. ihn anzunchmen. Nie tmeret »qn». Man hält cS nicht gerade sür wahrscheinlich, baß der Gras da» Opfer bringen würde, aus einer Stellung, in welcher «» ihm unter der leb- Hastesten Anerkennung seine« König« gewährt war und ist. dem Hei mathSstaate und dem Reiche die hervorragendsten Dienste zu leiste», zu scheiden, die angenehmen gesellschaftlichen Beziehungen, welche er länger al« ein halbe» Jahrhundert gepflegt, ausrugebrn und dafür einen Posten rinzutauschcn, welcher zwar viel Arbeit und aufopfernde Mühen, aber wie wir bei Lebzeiten des Freiherrn von Manteuffel reichlich zu erfahren Gelegenheit hatten, zwar auch von allen Seiten ein Uebermaß von Kritik mit sich bringt, doch fast nirgendwoher al» vom Kaiser selbst irgend welche Anerkennung. Eben deshalb kann der Patrio tismus deS Freiberrn von Mauteuffel nicht hoch genug ge schätzt werde». Wenn Gras Fabriee diese» großartige Opfer bringen will, so würden Elsaß-Lothringen und das Reick den eben erlittenen schmerzlichen Verlust gewiß in minderem Grade empfinden und der Dank des Kaisers wie der deutschen Nation wl re dem edlen Grasen sicher. Aber indem Gras Fabriee da» Opfer bringt, würde sein König und unsere sächsischen Landsleute mit ihm die Näh« und das Wirken de» bedeut«», den Manue« aus da» Schmerzlichste vermissen. Indem Auflage Ltt,LOv. ^iionnrmkntsprris viertel;. 4'/, Mit. incl. Bringenohn 5 Mt., durch die Post bezogen k Mk. Jede einzelne Nummer HO Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebüdren für Extrabeilagen (in Tageblatt. Formal gesalzt) «tzue Postbelörderung 39 Mk. mit Postbesörderung 48 Mk. Inserate figespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisverzrichniß. Tabellarischer u. ffiffernsay nach höherm Tarif. Lerlmnrn unter dem Redacttonsstrich die4gespalt. Zelle 50 Ps., vor den Familien Nachrichten die 6gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die EppeSition za senden. — Rabatt wird nicht gegessen. Zahlung praennwerauilo oder durch Pvst- nachnahme. 79. Jahrgang. man sich hie« diesen Erwägungen nickt verschließt, dürft« gleichwohl die vertrauliche Anfrage »ack Dresden gerichtet werden, da man eben davon überzeugt ist, daß «» zur Zeit kaum einen zweiten Mann im dculsckcn Reiche giebt, welcher seiner ganzen Persönlichkeit u»o Der 'gnet wäre, der Nachfolger des hall» von Manteuffel zu werden." Zur Sache schreiben noch die .Dresdner Nachrichten": Die letzte Reise Sr. Lxrellrn» de- Herrn KrtegSminister» Grasen vo» Fabriee »ach Berlin hing nicht, wie man auzunehmen leicht geneigt sein könnte, mit der Besetzung deS kaiserlichen Ltatihalle» Posten- sür Elsaß-Lothringen zusammen. Sie hatte andere Dienst angelegenheiten militairischer Natur zum Zwecke and war beschlossen worden, bevor die Nachricht von dem Ableben Sr. Excellenz des Herrn Feldmarschall von Manteuffel hierher telegraphirt worden war. Daß sich die Blicke unwillkürlich aus einen Mann lenken, der, wie Gras Fabriee, die für den Straßburger Statthalterposten er forderliche Doppeleiaenschast eine« Soldaten and Staatsmannes ans so glücklich« Wesse in sich vereinigt, daß man sich seiner der ausgezeichneten Wirksamkeit de» Grasen Fabriee al« Gouverneurs von Versailles erinnert, kann nicht Wunder nehmen. Inzwischen gilt hier als au-gemocht» daß diese Angelegenheit bisher in keiner Weise an den Grafen Fabriee herangetretcn ist. Der Reichskanzler Fürst Bismarck gebraucht bekanntlich jetzt die Kissiugrr Cur. * Der preußische Krieg-minister Gcnerallieutenant Bronsart v. Schelleadorf macht folgende Allerhöchste CabinetSordre der Armee bekannt mit dem Hinzufügen, daß einer weiteren Allerhöchsten Bestimmung zufolge die Trauer um den General-Feldmarschall Freiherrn v. Manteuffel überall beginnen soll, sobald die Trauer um den General- Feldmarschall Prinzen Friedrich Karl von Preußen, königliche Hoheit, beendet ist: „Gotte» Fügung hat Mir. Meiner Ärinee sich dem Baterlande durch den Tod de- General-Feld- marschall» Freiherrn von Manteuffel wiederum einen sehr schweren Verlust anserlrgt. Wir haben un» dem Willen de» Allmächtigen Gotte» zu beuge«, aber unsere Herze» trauern ties und schwer um diesen, m so vielen besonder« wichtigen Stellungen hochverdienten und hochbewährlen Mann, den Mein wärmster Dank zu seiner letzten Ruhestätte geleitet und dessen treue Dienste Ich wahrlich schmerzlich vermisse» werde. Es wird den Empfindungen der Armee voll und ganz ent spreche», sür ihn, der so viel sür die Armee gethan, Trauer anzulegen, welche — wir Ich hierdurch bestimme — von sämmtlichen Osficieren der Armee und Marine 8 Tage, von- den Osficieren de» XV. Armeecorp«, de» l. Garde-Dragoner« Regiment« und de» Rheinischen Dragoner-Regiment« Nr. 5 aber l4 Tage — Flor um den linken Unterarm —getragen werden soll. Sie habe» hiernach da» Erforderliche bekannt zu machen. Berlin, den 18. Juni 1885. Wilhelm." Au deu Krieg-minister. * Au- Kiel, 20. Juni, erhält die .Norddeutsche Allge meine Zeitung" folgende Privaldepesche: „Heute fand aus der Germania-Werst zu Gaarden bei Kiel die Feierlichkeit de» Stapellause- deS DampserS sür den Gouverneur von Kamerun unter dem üblichen Leremoaiell statt. Derselben wohnten die ort-anwesenden OfficiercorpS mit ihren Dame», sowie ein großer Theil der Beamten und ein zahlreiches Public»« bei. Dieser Lampser scowpositef, welcher Ende Februar 1885 ans Stapel gesetzt wurde, hat eine Länge zwischen den Perpen- dikeln von 34.0 Meter, die größte Breite betrögt 5.3 Meter. Das Fahrzeug Hot bei einem Deplacement von 155 Tonnen einen Tief gang von 4L Meter, sowie eine Maschine vo» 180 indicirten Pferde- trösten. Seine größte Fahrgeschwindigkeit wird 10'/, «notcn be trage». Der Donwirr ist bereits aus der Helling vollständig fertig und hat schon Maschine re. Alles an Bord, um noch im Lause dieses Monats »ach Kamerun übergesührt zu werden. Zu diesem Zweck wird derselbe zunächst eine Besatzung fder kaiserlichen Marine von 17 Köpfen erhalten. Puact 11 Uhr Vormittags bestieg der Chef der Marlnestatlon der Ostsee, Biceadmiral v. Wickede, die vor dem Bug des Dampfer« erbaute Tribüne, um den Taufakt zu vollziehe», wobei derselbe folgend« Worte sprach: „„Denn wir in früheren Zeiten zu den Namen heidnischer Kötter -unsere Zuflucht nahmen, um unsere Schiffe z» bezeichnen, so har in »euerer Zeit Se. Majestät der Kaiser die hübsche Sille cingesuhrt, dieselben von höchsten Persönlichkeiten oder angesehenen, »in den Staat verdienten Männern zu entlehnen. Kein Nachruf kann beredter sprechen, kann ein schöneres Denkmal sür Verstorbene sein, als eine solch« Auszeichnung! Während da» Bestreben Deutschlands nach einem geeinigten, seit gegliederten Staatsleben auch zur Erwerbung von Colonien führte, hat mancher Name sich dabei schöne» Klang erworben. Die ersten Schritte für d>e Lolonien sind geschehen. Jetzt gilt es sefthalten und mit deutjcher Energie und deimchcr Ansdauer dieselben einem geordneten und segensreiche» Gcincinioejeu entgegen zu sichren. Die» schmucke Schiffchen hier mit seiner praktischen zweck- entsprechenden Bauart soll dazu dienen, dem Gouverneur von Kamerun ein Hauptmittcl zur Erreichung de- vorgesteekte» Zieles zu sr-ru. Deutsche« Ansehen, deuische Macht soll dasselbe beseitige» Helsen. Wir begrüße» deshalb Uesen Bau als den kleinen Anfang, der zum Großen sichre» soll. Und damit dort oraußen der Name desjenigen Pioniers der Livilrsation, der so Hervorragendes bei der Erwerbung unserer Coloaren geleistet, der sein Leben dabei gelassen hat, auch m der Ferne aus dem Schauplatz seiner Thäligkeit nie vergessen werde, taufe sch dies Sch-sscheii aus Befehl Seiner Majestät unseres Allergnädigsteu Kaisers und Königs „Nachtigal"! Fahre glücklich über da- Meer, hin nach Kamerun, halte der Allmächtige vaS Unglück stets ferne Deinem Kiel l Sei den dunklen, neuen deurschcn Unterthanen ein stetes Zeichen, wie hoch vr. Nachtigal in der Heinrnth geschätzt wurde."" Nach dreien Worten zerschellte Biceadmiral von Wickede die vor dem Bug des Schiffes hängende Flasche deutschen Schaumweins, und vollzog sich daraus glatt der Stapellaus." * Die preußischen BerlagSbnchbändler können sich nicht beklagen, daß sie die einzigen sind, welche vo» allen bei ihnen erschienenen Werken ein Pflichtexemplar an die königliche Bibliothek abgebcn müsse». In Ha in bürg wurde neuerdings der VerlagSbuchhänbler L. Friederichscn von der Sladtbibliothek verklagt, weil er versäumt batle, ein Pflicht exemplar seiner Verlagswerke der Stavtdibliolhek zu über lassen. Herr L. Friederichsen bestritt, daß die Ueberlassung von Freiexemplaren an die Stadtbibliothek eine durch das Gesetz vorgeschriebene Verpflichtung sei. Das Gericht ent schied jedoch im entgegengesetzten Sinne und stellte, zurück- greiseitv aus den Artikel 32 deS HauptrecesscS von 1712. principiell fest, daß von allen in Hamburg erscheinenden nicht periodischen Druckschriften je ein gesetzliche» Pflichtexemplar an die Stadlbibliothek abzuliefern sei. * Herr Eugen Richter begiebt sich — so wird un» aus Berlin geschrieben — in diesen Tagen in die Sommerfrische und läßt Herrn Parisills allein zur Leitung des „Reichs-
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