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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-26
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1885
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M»sch»1«1 ts-Uch früh S'/,Uhr. Lrtüctio« und Lrprditi»« gahamwsgasi» 8. Lffrrchftunden der Krbacti»»: Bormittags 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. - - -L'L.ÄL'V. ALM - »er sür sie nichstfal,«»», Wymurr »efttmutte« Anserurr u, Wachentusen tt» 8 Uhr Nachmtttaa«. a« G««»- und Arfttagei, früh bts '/,S Uhr. 2« den für 2ns.-^nn«hme: Ott» Me««, Uasverfitütsstr-kie 1. k»»t« Läschr, Kathariaeustr. 23, p. »r »ts '/,» Uhr. LimMr.TWtblM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. Auflage LS,LOG. ^bonnrmklltsnrei» vierteil. 4'/, MN. i»cl. Brinaerwha 5 Mk.. durch die -oft bezogen SMk. Jede einzelne Nnmmer SO Pf. velegek'MPlar 10 Hs. Gebühren lür Ertrabeilaaeu ti, DaGedla«. Format arsalzt) asiur Lostbesördrrung W Mk. «tt Pastbesördernug 48 Lik. Znlerntr Sgeipalte« Petttzeüe so Pt. Grsßerr Schriften laut «ei. Preisverzeichutß. Labttlartichrr ». Ziffer» tatz »ach H0 Herrn Daris. Nnüaäen »ntrr dem Redartlousstrich dlesaespalt. Zeile 50 Ps„ vor den Familiennachrichten di« »gespalten« geile 40 Pf. Iasrrntr stad stet« an die GpOedttta« z, sende». — Rabatt »trd »>Ll gegeben. Zahlung pr»a»u»er»uäo oder durch Post- ^is 177. Areltug den 26. Juni 1885. 79. Jahrgang. t- ^ j Schmer^rfüllt bringen wir hierdurch zur öffentlichen Keantniß, dag heut, vormittag uns« langjährig« Mitarbeit« Hm Stadtralh Philipp Tchlettzner an» de« Leben abg-rusen worden ist. Derselb« trat am 1. September 184S als Lctuar in städtische Dienste, war s^t de« 2. März 1880 Stadtschreib« «nd seit dem 2. März 1872 Mitglied unsere- Collegium». während dies« langen Reihe von Zähren hat der Entschlafene Seine reichen Kenntnisse mit regster Hingabe an die Interessen Sein« Ähm so theuern Vaterstadt zu deren Nutzen verwerthet, und di« Pflichten Seines Amtes stets mit gewissenhafter Treue erfüllt. Durch Seinen kollegialen Sinn und Seine hervorragenden edlen Charaktereigenschaften hat Derselb« unser« pieb« und Hochachtung in vollem Mage Sich erworben und auf alle Zeit ein ehrende« An beulen bei uns und in weiten Kreisen Sich gesichert. Leipzig, den 25. Z-nl 18«. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hentschel. Amtlicher Theil. VrklliintMchimg. Infolge de- ErnruerungSdaucs der Thoma-kirche muß dieselbe einstweilen für den sonntäglichen Gottesdienst ge» schloffen werden, und e« haben daher »»« Sonntag, den KG. dt»fr< Monat» ab bi« auf Weitere» in der Atteolatktrche an jedem Sonntag-Vormittage je zwei Hauptaotte-dienst« mit Beichte und Cömmunion, von welchen abwechselnd der «ine der Nicolai» und der andere der Thoma»-Gemcinde zukommt, um 8 Uhr und um 10 Uhr stattzufinden, sowie an den sonntäglichen Abendgottr-dienstrn U» » Uhr dies« zwei Gemeinden alternirend theilzunehmen. Fern« werden die Thomas»Wochencommunion, di« Sonnabend-motetten und die Motetlenproden fortan in der Akteolaikirche zu den hergebrachten Zeiten, und die Kirchenmusiken sonntäglich m dem 10 »Uhr-Gottesdienst« siattfinden. Für die Amtshandlungen d« Taufen und Trauungen — soweit diese nicht in dem neuerbauten Belchthauje der Thoma-kirche vorgenommen werden können — und für Ab» Haltung de- Kindergolte-dirnstcS, welcher übrigen« vom nächsten Sonntag ab di« Ende August diese- Jahre» au-sällt, ist die PaulinerLirche in Aussicht geaommen, und w»rv hierüber »och besondere Bekanntmachung erfolgen. Leipzig, den 25. Juni 1885. Die Lircheniuspection. DerSaperintendent. DerStath der Stabt Leipzig. Pank. vr. Georgi. Wilisch, Aff. Die Stücke 23 und 24 des diesjährigen ReicbSgesetz- blatte» sind bei uns eingegangcn und werden bi» ruin 18. Juli VS. I». aus dem RathhauSsaale zur Einsicht nahme öffentlich auShängen. Dieselben enthalten: Nr. 1616. Uebereinkunst zwischen dem Deutschen Reich und der Internationalen Gesellschaft de« Kongo. Bom 8. November 1884. Nr. 1617. General-Acte der Berliner Konferenz. Bom 26. Februar 1885. Nr. 1618. Berlrag zwischen dem Deutschen Reich und Spanien, betreffend einige Abänderungen de- Tarifs ^ dcS deutsch-spanischen Handels» und Schissfahrtsvertrages vom 12. Juli 1883. Bom 10. Mai 1885. Leipzig, den 23. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Wegen Asphallirung der Grimmaischen Straße, wobei ein Theil des für Marktstände bestimmten Platze- zur Ab lagerung von Material gebraucht wird, werden von Sonn abend, den 27. M. ab die MarLtfkände der Obsthändler bis auf Weiteres auf den Fleischecplay verlegt. Auch wirv von gedachtem Tage ab der gegenwärtig auf dem ThonraSkirchhofe statlsinvende Obstmarkt aus die Dauer der Obstzeit auf dem Fieischerplatze abgehalten. Leipzig, am 24. Juni 1885. D«r Rath -er Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Henmg. Vekanntmachims. Montag, den 2». d. M., wirv mit der Pflasterung d« Sitsenstratze auf deren Strecke zwischen fftiirner» unv Sehenkendorfstraste und mit Pflasterung der letzt genannten Straße von uud einschließlich ihrer Hkrenznna mir der Glisenstraße bi« zur Krenzang «it der Bayerischen Straße begonnen werden. Die Fahrbahnen der betreffenden Slraßenstrecken werden daher während der Dauer der Arbeiten fstr allen NN befugte» Berkehr gesperrt. Leipzig, am 23. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Hamig. Die Inhaber der al» verloren, vernichtet, oder sonst als abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine Lit. 8. Nr. 89911 91117, Lit. 8. Nr. 17393 17394 59560 67598 74304 75429 86147 88879 88243 92090, Lit. I. Nr. 14425 24168 27899 28173 35826 41162 41954 41955 41958 41980 42135 49594 51325 weiden hierdurch ausgesorverl, sich damit un verzüglich und längstens bis zum Ablauf von 30 Tagen nach d« auf sed-m der Scheine bemerkten Berfallzeit bei unter zeichnet« Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung zurückzugeten, widrigenfalls der LeihhauS-Ordnuna gemäß den Anzeigern die Pfänder auS- gelieftrt und die Inhaber der Scheine ihr« etwaigen An sprüche daraus verlustig gehen werden. Leipzig, den 23. Juni 1885. Die Ber»ait»«a de» L-ihhanfe« nad der Spareaffe. Veklmntmachmm. Wegen Schleußendane« wird die Lheatergaffe Montag de» 2». ds«. Monat« ab auf die Tauer der Arbeiten für Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 23. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Herwig. den dnrchgehende» Die zur Herstellung der provisorische» Baulichkeiten auf dem neu anzuleaenden südlichen Friedhof« am Napoleonsteine erforderlichen Schieferdecker», Klempner», Glaser», Lisch!«-, Schloff«», Maler» und Anstreicher», sowie Pappdacheindeckung«» arbeiten sind vergeben und Werve« die unberücksichtigt ge bliebenen Herren Submittenten hiermit ihr« Offerten entlasse«. Leipzig, am 20. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Krumbü vr. Georgi. oiegel. Nichtamtlicher Thetl. Spanien. vor einig«» Tagen, am 20. Juni, hat in Madrid «ine Ruhestörung stattgefunden, welch« eine MinisterkrisiS zur Folge hatte. Der Fall ist von den Feinden der Regierung und der Ordnung in dem Sinne au-gebeutet worden, al- ob da- Königthum in Spanien auf dem Spiel« stände und bereit- die äußersten Maßregeln ergriffen werden mußten, um dem Zusammenbruck der Monarchie vorzubeugeu. Leugnen läßt sich nicht, daß in Spanien Ruhestörungen stet- einen ernsten Charakter tragen. Die Ereignisse, welche sich vom Oktober 1868, von der Vertreibung der Königin Jsabeüa, bi- zur Wiederherstellung der Monarchie abspielten, haben die ohnehin kranken staatlichen Zustände in Spanien derart unterwühlt, daß geringe Ursachen hinreichen, um schlimme Wirkungen hervorzurusen, und de-halb dürfte König AlfonS wohlgethan haben, daß er den Rath von EanovaS del Caflillo, nicht nach Murcia zu reiseu, befolgte. Die Mit» theilungen, welche au« Spanien zu un< dringen, lasten der Einbildungskraft des Leser« gewöhnlich ausgiebigen Spiel raum; weshalb da« Ministerium den König so dringend ersucht hat, von der beabsichtigten Reise nach Murcia Abstand zu nehme», ist nicht hinreichend klar, es müssen, abgesehen von der durch die Cholera erzeugten Auf regung in der Harwtstadt, uoch andere Gründe vor liegen, welche eine Entfernung de- König» von Madrid gegeuwärtig widerrathen. Der König hat im Jahre 188S bewiesen, daß « eiumal gefaßt« Entschlüsse nicht leicht auf» giebt. Auch damals erklärten sich mehrere Minist« gegen die Reise in» Ausland, und damals war erst soeben ein ge fährlicher Militairausstand nirdergeworfen worden, und außer» gewöhnliche Maßregeln waren erforderlich, um die bedrohte Ordnung wieder in ihr Recht rinzusetzrn. Trotzdem giug der König fort, wohnte den deutschen Manövern m der Umgegend von Homburg bei und kehrte über Pari«, wo er in derpvbrl» hastksten Weise beschimpft wurde, im Triumph »ach Madrid zurück. Man sollte meinen, daß die Festigkeit und Entschlossenheit, welche König AlfonS bei diesem Anlaß gezeigt hat, das Der- bältniß zwischen Fürst und Volk in Spanien stärken und die Wurzeln der königlichen Macht ausbreiten mußte, umsomehr, als der nachfolgende Besuch de« deutsche» Kronprinzen in Spanien Zeugnißvon der Achtung ablegte, welche da-mächtigste europäische Reich KönigAlfon» cntgegentrug. Die Wirkung aus die Spanier, selbst aus die der Regierung feindlich geaenüberstehenden Parteien, war auch augenscheinlich, aber im Großen und Ganzen war es doch nur die Person de- König-, welche Eindruck machte. Tie Sache deS Köniathum» gewann dadurch nur wenig. Nach haltiger war der Einfluß, welche» die strengen Maßregeln gegen die Meuterer in der Armee erzielten, das Band zwischen Armee und Krone wurde dadurch fest«, und die revolutiouairrn Umtriebe vermochten die Disciplin nicht zu untergrabe». Aber da» unglücklich« Land hatte im letzten Jahre viel« schwere Schicksalsschläge zu erdulden Erdbeben. Ueber» scbwemmuugen und Cholera haben zusammengewirkt, um da moralische Gleichgewicht der Bevölkerung zu erschüttern. König AlfonS bat sich auch in dieser schwierigen Lage bewährt. Wo Hilfe nötbig war, erschien er sofort aus dem Platze und linderte die Noth de« Augenblick», soweit die vorhandenen Mittel reichten. In Erfüllung dieser Wicht war König AlsouS auch jetzt wieder im Begriff, nach Murcia zu gehen »nd durch sein persönliche- Erscheinen den gesunkenen LevenS- muth der von der Krankheit betroffenen Bevölkerung zu beben. Da brach die Cholera auch in der spanische« Haupt stadt au-, und da« änderte die Lage. Alle Erschütterungen, welche die Krone de« König« bisher bedrohten, gingen von der Provinz au«. Der Karlistenaufftand beschränkte sich aus bestimmte Theile de« Lanke«, besonder- auf die nördlichen Distrikte, die Militairrevolte Zorilla« brach an der franzö sische» Grenze au«, die Banden der Schwarzen Hand batten die südliche» Provinzen zum Schauplatz ihrer Thäligkeit gewählt; aber al« die Cholera in Madrid av-brach, geneth die Hauptstadt in Aufregung. Im Ministerium erhoben sich sogleich Stimmen gegen di« vom Miuister des Innern für uvthtg erachtet« amtliche Ver kündigung des Ausbruchs der Cholera in Madrid und der damit verbundenen Vorsichtsmaßregeln. E» ist einerseits Furcht dvr der Gefahr und andererseits die Besorgniß» daß gewisse Erwrrb-zwrige unter diesen Maßregeln leider» werden, was di« Aufregung «höht und zu Ruhestörungen treibt. Der Handelsstand sieht sich in seinen Interessen durch di« Ouarantain«maßregeln bedroht und hat sich deshalb «it einem Gesuch um Aufhebung derselben an de« König ge» wandt. Dieser hat da» Gesuch jedoch abgelehnt, und der Minist« des Innern hat in der Deputirtenkammer erklärt, daß « den vr. Ferran zur Eholeraimpfung autorisiren werd«, sobald die mediciuisch« Facultät hierzu rathe. Das find für Spanien ganz neue und »»«hörte Dinge. Bisher war man doch daran gewöhnt, daß man bei UnglückSsällen, welch« durch Naturereignisse, wir Erdbeben «nd Überschwemmungen, herbeigesührt wurden, öffentliche Gebet« und Bittproressioneu veranstaltete, daß die Geistlichkeit durch dieselben Mittel die schlimmen Wirkungen von Seuchen abzuwendcn strebte; aber daß «au sich darauf beschränkt, Hilfe zu bringen, wo sie nötbig ist, daß man di« Mittel anwendet, welche die Wissen» schast an die Hand giebt, um den Verheerungen, welche Krank heiten verursache», entgegenzntrcteu, das haben die Spanier uoch nicht erlebt, da« bringt sie aus ihrem Gleichgewicht. König Also»» regiert jetzt das elfte Jahr in Spanien und hat dort, so weit da« unter de» obwaltenden zerrütteten Verhältnissen möglich ist, Ruhe und Ordnung hergeftellt uud bi» heut« aufrecht erhalten, aber der erneut« Ausbruch der Cholera stellt ihn vor ein« neue Aufgabe, die vielleicht schwieriger ist al» alle vorangegaugenen, die an ihn heran» getreten sind. Er hat den Kampf «it der Dummheit und dem Aberglauben auszusechteu, uud der ist in Spanien schwieriger als in deu meist« übrige» Ländern Europas, »eil di« schlimmsten Auswüchse des Zelotismus dort seit Jahrhunderte« ihre verderblich« Ernte gehalten haben. Gleich wie die Stierkämpse ein« spanische Eigenthümlichkeit sind» so feiert dort auch der Aberglaube sein« Orgien in viel höherem Maße al« irgend sonstwo in Europa. König Alfons ist ein aufgeklärter, von den besten Absichten beseelter Fürst, welcher in denzehn und ein halb Jabren seiner Regierung Spanien große Wohlthate» erwiesen hat durch Förderung der Cultur und Civilisation in jeglicher Gestalt, durch die Thatkrast. mit welcher er den aus Umsturz zielenden Leidenschaften ent gegen getreten ist; aber es -st ihm bisher der Kampf gegeu eine vom Aberglauben sanatlsirte Bevölkerung erspart geblieben. Sein wür diger uud ebenbürtiger Genosse auf dem Thron Italiens, König Humbert. hat in dieser Beziehung auch Großes unv Bahnbrechendes geleistet, er hat sich nicht gescheut, den Ge fahren, welche Verzweiflung und Tborheit einer namenlos unglücklichen Bevölkerung hervorbringen, mit Math und Festig keit aegenüberzutrcten, Casomicciola unv Neapel sind für alle Zeit leuchtende Edelsteine in der italienischen Krone; aber auch König Alfons hat es in Andalusien nicht an sich seblen lassen, al» Erdbeben diese von der Natur so begünstigte Provinz ver wüsteten, und er ist dem Tode, welchen die Cholera überall, wo sie austritt, verbreitet, ebenso fest entgegengetretcn wie König Hum» bert. Selten ist ein so junger Mann wie König AlfonS — er zählt erst 27 Jahre — vor so schwierige Ausgaben gestellt worden, aber er hat sich ihnen durchaus gewachsen gezeigt, und eS be steht die Hoffnung, daß eS »hm auch in Zukunft gelingen wird, der ihn von allen Seiten umgebenden Schwierigkeiten Herr zu werden. Al» stet» leuchtendes Vorbild ist ihm vom deutschen Kronprinzen im Auftrag« des Kaisers an seinem 27. Geburts tage al« Zeichen der Anerkennung seiner Verdienste und seines Streben» ein Faksimile des Reiterstandbildes de- Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm übergeben worden, im Anblick dieses Bildwerke» möge er die Kraft finden, auch Uber di« Schwierigkeiten der gegenwärtigen Lage siegreich zu triumphirea. * Leipzig, 26. Ami 1885. * Di« letzten Tage haben uns Kunde von zwei Ab machungen zwischen England und Deutschland über die Abgrenzung der beiderseitige» Colonialgebiete in Westafrika und m Neu-Gu>nea gebracht. Während dort unserem Küstenbrsitz um Kamerun ein unermeßliches Hinterland eröffnet wird, ist unS aus der große» unbekannten Südseeinsel ein ganz unübersehbares Gebiet zugesprochen, größer als der dortige holländisch« uud englische Besitz, an Flächeninhalt etwa halb so groß wie die ganze preußisch« Monarchie. Die Entwickelung dieser gewaltigen und fast noch ganz unerforschten Länder vermag heute kein Mensch vorauS- zusehen; sicher aber eröffnen sie eine Zukunft von aller größter Bedeutung. ES ist noch kaum «in Jahr her, daß die ersten schüchternen Versuche zu deutschen überseeischen Besitzergreifungen in die Oeffentlicbkeit drangen und heute besitzen wir ein ausgedehntes höchst entwicklungsfähiges Colonialreich, welches sich getrost mit dem Besitz aller europäischer Colouialsiaaten vergleichen kann. Mau kann wirklich sagen, eine neue Colonialmacht ist über Nacht an- dem Boden gewachsen und die oft gebvrte Behauptung ist Lügen gestraft, daß da«, was wir in früheren traurigen Jahr» Hunderten auf diesem Gebiete versäumt, jetzt nicht mehr ein» zuholen sei. Aber e» war freilich auch di« höchste Zeit, zu zugreise». Das Ueberraschendste au der Gründung unserer Colonialmacht ist die vollkommene Friedfertigkeit und Rohe, mit der sie sich vollzog. Und das ist nur dem gewaltigen Ansehen zu verdanken, dessen sich da« deutsche Reich und sein leitender Staatsmann unter den Völkern der Erde erfreuen. Wie hatte man noch vor zwei Jahrzehnten über den Gedanken gelacht, daß Preußen oder der deutsche Bund sich mit dem Welt» beherrschenden England über die Theilung großer überseeischer Colonialgebiete verständigen könnte I Die englische Regierung und da« englische Volk sind ja auch jetzt unseren colonialen Bestrebungen gewiß nicht fördernd entgegengekonimen, sie haben un» Neid und Mißgunst genug entgegengebracht und uns Schwierigkeiten aller Art in deu Weg gelegt, aber die überlege«« Siaalskunst des deutschen Reichskanzler« und die gewaltige Autorität de» deutschen Reichs haben England dock schließlich vermocht, un» al» gleichberechtigte Macht, auch auf dem Gebiete der Cotonialpolitik und der wirthschastlichen Erobe- r»ug der »och unausgebeuteteu Theil« der Erde anzuerkenuen. Daß diese gütlichen Abmachungen mit England zu Stande konimen konnten, ist ein autzerordentlicher Triumph für Deutschland. * Der Bundesrath hielt am Mittwoch unter dem Vorsitz des Staatsministers, Staatssecrrtair« de« Innern von Boetticher eine Plenarsitzung ab. Es erfolgte zu» nächst die Wahl eines Mitgliedes der auf Grund des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemo» kratie vom 21. Oktober 1878 gebildeten Reichs-Commission. Sodann wurden Bericht« der Ausschüsse entgegengenommen. Beschlossen wurde» einer Eingabe, betreffend die Branntwein- Denaturirung durch Holzgeist, einer Petition wegen Befreiung der Lotterieloose de« Vereins .Kinderheim- zu Steglitz von derEtempelabgabe undeinerPetitionum Rückerstattung von Zoll auf Talg keine Folge zu geben. Da« vorgeleate Muster der zur Ausführung der Novelle zu dem Gesetz Roer die Erhebung von Reichs-Stempelabgabea herzustellenden Stempelmarken wurde genehmigt. Genehmigt wurde ferner die Vermehrung der Duc d'Alben und Eisbrecher bei der Zollabfertigungsstelle am Entenwärder. Ausführungsbestimmunge« zu dem ver trage mit Spanien, betreffend ewige Abänderungen des deutsch- spanischen Handels- uud Schiffsabrtsvertrage« dom 12. Juli 1888, wurden den oberste» Landesstnanzbehvrden überlassen uud Eingabe» wegen Einlasses von Getreide und Mehl zu deu früheren Zollsätzen durch inzwifche» iu den betreffenden Bundesstaaten ergangen« Entscheidungen für erledigt erachtet. Endlich wurde über die geschäftlich« Behandlung von Eingaben verschiedenen Inhalt» Beschluß gefaßt. * Man schreibt uns aus Wilhelmshaven, 24. Juni: E«. Excellenz der Krlegsminister Geaerallieutenaul Bro» fort von Gchelleudork traf gestern Nachmittag b Uhr, von Bremer haven kommend, wosrldft eine Jnlpectioa der Forts in der Weser- Mündung stottgesunde» hatte, mit de» Ltariueaviso „Pommerania" hier ei». Der Edel der Martnestatio» der Nordsee. Btceadmiral Gras von Monts, und dessen erster Adjutant, Üorvettea-Lapitain von Sende», fuhren dem Minister bis Vremerhaven entgegen. Jo Begleitung des Kriegsminifter» befinden fich di« Herren General» majvr von Hänisch, Major Gras von Klinkofstein und Major Düring (ILmmtlich vom Geueralstab). Hier angekommen, begaben sich die hohen Osflcier« mit dem kampfbereiten Ktation-chefboo» an Bord des aus der Rhede liegende» Artillertrschulschiffes „Mars", von welchem au» eia Salut vo» 17 Schuß abgegeben wurde. Zweck der Anwesendest des Krieg-minister» ist Besichtigung der hiesigen mächtigen Festnng-anlagrn (Wilhelmshaven ist Festnng ersten Ranges) »nd der Marine-Arsenal«. I» der Nacht »wische» 10 »nd IS Uhr fand eine elektrische Beleuchtung der Küstenfort« vom Bord des Artillerie-Schulschiffe« „Mars" uud des Panzerschiffes „Friedrich Karl" ans statt. Dle neue« mächtige« elektrische» Apparate von 30,000 Normalkerzen Leuchtkraft deleuchtetrn jeden Gegenstand tag hell, so daß das aewShulichr Gaslicht vsüia dadurch annnlltrt wnrde. Der Miuister wohnte de» Operation«» theil» vom Baffer, theil» vom Lovde «ms bei. Heut« erfolgte die Besichtigung der Binnen fort« „Schaar" und „Mariensiel", sowie des äußerste» Ksstensort« bei Rüstersiel. — Die Kreuzerftegotte „Stein", mit dem Prinzen Heinrich an Bord, ist, von Norwegen kommend, auf der Rhede von Sbillig eingrtroffe». — Gestern Morgen traf mit eine« Reatrrnngs» dampfrr von Kmden der Herr Lnltusmtaister »»» Goßler hier zur Besichtigung der Schulgebäude »e. ei» und fnhr mit dem Abend- znge weiter. Zum 8. Juli ist der Besnch des Ministers des Innern uud Mitte Juli der des Ministers für sffeutliihe Nrbeitr» angrfagt. * Tie „SieH-Lahn-Zeitung- urtheilt über den Proceß Stöcker, der za den Siegkrsi« doppelt anaiag, dabi», daß Herr Stöcker al» Neichslaascandidat i« Siegkreise nicht mehr möglich sei. Es heißt da, wie wir der ^kölnischen Zeitung- entnehmen, unter Ander«: „Unsere Wege sind uns durch deusekbe» gewieseu, wir wissen» was wir zu thun habe». Et» anderes ist, wie sich die Louservattve» mit diesem Richterspruche »arechtfinde». Unter ihnr» sind uuleugbar La Voliere, die es mit dem Pnnct der Uhr» so ge»a» nehme», wie irgend rin Mensch. Und diese Herren ksnne» nicht ander«, als vor dem Schleier zurücktretrn, de» dieser Prverß -der de» Ehren- schilt» des Herrn Hospredigers gehängt h«tt. Was die Stöckerffch« Presse zu dem Falle sagen wird, ist gleichgilttg. Wir haben in dem Procefse gesehen, welcher Leute fich Herr Stöcker al« seiner Redakteure »nd Prrßaaentru bedient: dir Herren, welch« im Zuchtbau« sämmtlich schon gesessen habe», find nicht s» feinfühlig im Punct der Ehre, als daß sie ihre» Herr» und Meister jetzt ver- lassen sollten, im Gegen thetl. es ist System darin, wenn gerade sie ein richterliches Urtheil mißachte», für nicht« «»sehen, vielleicht ver liert auch die eigeae Berurlheiiuag dadurch a» Schärfe, wenn solche Nichtachtung sich verallgemeinert. Die Partei konnte sich den Agi tator bisher gesalleu lasse», der die Gegner der ganzen Richtung bi« zum Wabasiaa erzürnte, sie brauchte den Agitator selbst ia nicht zu empsangrn-, mache, es di« besseren Elemente der Fortschritt». Partei jo auch nicht anders mit Herrn Eugen Richter. Ader selbst da« ist jetzt, nach diesem Richtersprnch. anders geworden. Gegeu Herrn Richter, dessen Parteitoktik um kein Haar bester ist, al» diejenige de« Herrn Elöcker, liegt kein Urtheil vor. Wir vrritchlen daraus» den Gedanken weiter aus-nsührm, wie dieser Proceß ant- gebeutrt worden wäre, stand an Stelle de« Herrn StScker Herr Eugen Richter und wurden ihm dieselben Dinge uochgcwtesen, wie dein couservativea Agitator. Möge jeder Anhänger Stöcker'» ehrlich nad redlich sich besragen, welches Urtheil über den Proceß er füllen würde, wenn Herr Richter der Gerichtet« wäre; er w>rd eia richtige« Urtheil zu hören bekommen. Darum aber auch: gleiche« Recht für Alle, nicht die mildere Aiisiasjung für den, der a»< aus gewissen Gründen bisher näher stand; eS giebt nur etu Recht und das ist hier bereit» gesprochen." * Wie berichtet wird, soll am nächsten Sonntag in Frankfurt a. M. eine öffentliche Versammlung statt- fiiidcn, worin niedrere socialdemokratische Abgeordnete über die Zwistigkeiten in der Partei sprechen wollen. » « » * Da» „Baderland" im Haag bringt folgende M!t- theilung über die Bemannung der holländischen Fischer flotte: „Nabmen früher die Fischer ihre Zuflucht zur Kaus- sahrteiflotte, so strömen jetzt Fremd« hierher, um aus einem der 53 Heringsjäger eine Stelle zu finden, wo ein Matrose außer der Kost in einem Zeiträume von 5—6 Monaten 300 bis 400 fl. verdienen kann. BemerkenSwerth ist. daß den Deutschen hierbei der Löwenanlhcil zufällt. Wären eS er fahrene Fischer nnd Seeleute, dann würde mau dies natürlich finden, aber man wird staunen, wen» man weiß, daß diese Leute grvßtentheilS auS Schaumbnrg-Lipp« kommen, wo man die Fischerei und das Meer nur dem Namen nach kennt. Wenn sich genug geschickte Holländer anmeldetcn, so hätten die Rheder keine Ursache, Freu,de in ihren Dienst zu nehmen, aber nur selten meldet sich rin Holländer, und der Rheder zieht die arbeitsamen und mäßigen Fremden seinen eigenen LanvSleuten vor, von denen die meisten das Handgeld verprassen und häufig während der HeringScampagnc da« Schiss wieder ver lassen wollen, namentlich wenn sie Vorschuß erhalten haben. Jahrelang hat diese Gegend in Deutschland ihr Coottngent zu unserer Fischerflottr geliefert und dadurch ist dort ein amphibische« Geschlecht yerangewachse», da« im Sommer unv Herbst aus dem Meere, im Winter und Frühjahr aus dem Land« lebt, das di« eine Hälfte des Jahres seinen ver- dienst aus dem Meere zieht, um für das Geld Wolle zu
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