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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-27
- Monat1885-06
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1885
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Erfeb«int früh ü'/^lhr. Nrtartinn und Lrvrditiou Johannesgasse 8. Zprechkunden der Ürdaititm: Bonnnlags 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. eiWgcr «»nah», der für die »tchftfelirud« Nummer brstt««te» J»serate a« Wochentage» bi« 3 Utzr NachmiN«»«. au Sann-und Kefttaieu srttz bi«'/,» Lyr. 3n den Filialen für 3ns.-^nnahine: Ott« Klemm, UmverfitStSstrahe L. L»»i« Lösche, Kaiharinenstr. 23, p. nur »i» '/.S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte. Kandels- «nd GeschSstsverkeft. 178. Sonnabend den 27. Juni 1885. Zur gefälligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 28. Juni, Vormittags nur bis zv Uhr geöffnet. kxpvültlon 66« I-vIp/lxer l'nxedlstte«. Amtlicher Theil. Vekanntmachung. Infolge de« ErneuerungSbaucs der Thomaskirche mutz dieselbe nnftwcilen für den sonntäglichen Gottesdienst ge schloffen werden, und es haben daher von Tonntag, den Ä8. diese« Monat« ab bi« aus Weitere« in der -dicolaietredr an jede», Sonntag-Bormittage je zwei Haupigoltesdienste mit Beichte und Communion, von welchen abwechselnd der eine der Nicolai- und der ander« der ThomaS-Gemeinde zukommt, um 8 Uhr und um 10 Uhr stattzufiuden, sowie an den sonntäglichen AbendgotteSdiensten um 6 Uhr diese zwei Gemeinden alternirend theilznnehmen. ^ Ferner werden die Thomas - Wochencommunion, die Sonnabendsmotetten und die Motettenproben fortan in der -kicolatkirche zu den bergebrachten Zeiten, und die Kirchenmusiken sonntäglich in dem 10 - Uhr-GotteSdienste statlfinden. Für die Amtshandlungen der Taufen und Trauungen — soweit diese nicht in dem neuerbauten Beichthause der ThomaSkirche vorgenommen werden können — und für Ab haltung de« Kindergottesdienste«, welcher übrigen« vom nächsten Sonntag ab bis Ende August dieses Jahre« aussällt, ist die Pnulinerktrehe in Aussicht genommen, und wird hierüber noch besondere Bekanntmachung erfolgen. Leipzig, Len 25 Juni 1885. Lle Aircheniuspectiou. DerTupertntendent. Der Rath der Ttadt Leipzig. Pank.I)r. Georg i. Wilisch, Aff. Bekanntmachung. Wegeri ASphattirung der Grimmaischen Straße, wobei ein Theil dcS sür Marktständr bestimmten Platzes zur Ab- lagerung von Material gebraucht wird, tverden von Tonn abend, den 27. d. M. ab die Marktftände der Obsthändler bis aus Weitere« auf den Fleischerptay verlegt. Auch wird von gedachtem Tage ab der gegenwärtig aus dem Thoruaskirchhose stattsinoende Obstmarkt auf die Dauer der Obstzeit aus dem Metscherplatze adgehalteu. Leipzig, am 24. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hcnnig Di- Ssfentltcheu PrÜsunge» der Hebamme«-S-ülerik.leu finden Sonnabend, den 27., und Dienstag, den 30. Juni, jedermal von 3—5 Uhr im Hörsaale deS Tner'jchen Institute«, Grimmaischcr Steioweg Nr. 12, statt. Professor vr. TredS. Hemerbekammer—Leipzig. Montau, de« 3S. ». Nachmittags S Uhr Oeffentliche Plenarsitzung im Kammerlocale. Lagetordnuag: 1) Mittbeilnngen aus der Registraadr. 2) Geforderte Gutachten: rr. über da« Gesuch einer Anzahl hiesiger Innungen um Ver- lcihung d?S au« Z. 100 s Abs. 3 der Gewerbe-Lrdnuug ent> spriagendeu Rechte«; d. über die uachaesuchte Errichtung et»rr zwetteu Hchoeider- Jiinung hierselbst. Leipzig, deu 26. Juni 1885. D. A. Oehler, Bors. Herzog, G. Aus Antrag der Lürinnsche« Erde« «lb de« Mitbesitzers Ludwig Dillinger soll am 27. d. Mt«., vormittags 11 Uhr. dar aus dem Folium 2758 de- Grund, und Hypotheknibuchs für die Stadt Leipzig eingetragene HauSgrundstück, Nr. 364 de« Brand« caiasterS, Abibeilung S, und Nr. 19 der Bayrischen Straße, unter den im Termin bekannt zu machenden und schon vorher au« dem Anschläge am GerichtSbrete zu ersehenden Bedingungen freiwillig an Unterzeichneter Gerichtsstelle — Zimmer Nr. 80 — versteigert werdeu. Diejenigen, welche das bezeichnete Grundstück erstehe» wollen, werden eingeladen, zu der gedachten Zeit und an dem angegebenen Orte sich einzxfinden, und der Versteigerung gewärttg zu sein. Leipzig, am 5. Juni 1885. Das künigl. Amtsgericht. Ahthetlung V., Eeetian I. MannSseld. Aufgebot. Der Schieserdeckermeister Kart Nenmeifter In Leipzig hat da« Ausgebot der Slammactie der Thüringijchei, Eisenbahiigesellschaft lstr Ar. 54,430 über 100 Thaler -- 300 ^l beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird ausaetordert, ipäiesten« in dem auf den 3V. December I8SL. vormittag« 1» Uhr, vor dem Unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 58. anberaumte« Ausgebotsrermine seine Rechte anzumeldea und die Urkunde vorzu. lege», widrigenfalls die Kraftlo-erktärung der Urkunde erfolgen wird. Ersucr, den 24. Juni 1885. Königliche« Amtsgericht Abth. VIII. Nichtamtlicher Theil. Die Wahlbeweguug iu Frankreich. Frankreich steht vor den Wahlen, durch welche die gesetz- gebenden Körperschaften erneuert werden sollen. Gambetta'S Wunsch, di« Listciiwahl wieder einzusühren, ist jetzt erfüllt worden, und die Mitglieder der Familien, welch« einst über Frankreich geherrscht haben, sind vom Wahlrecht aus geschlossen. Man wollte aus viesem Wege die Gefahren vermeiden, welche der Republik droben, indem man VaS Parlament von dein Einfluß der Persönlichkeiten unab hängig machte, welche durch ihre Abkunft sich berufen suhlen könnten, die Monarchie wieder herzustellen, und auf der anderen Seite den Führern der republikanischen Partei die Leitung der Wahlen überließ. Die Listenwahlen fördern die Zwecke der Führer, weil sie ihnen die Möglichkeit ge- währen, die Wahlen sogleich für da- ganze Departement in der ihnen gut scheinenden Weise zu oraanisiren. Die Liste der Eaudibaten kann nicht von den Wählern ausgestellt werden, daS kann nur von den Personen geschehen, welche im Vordergrund der Wahlbewegung stehen. Da« bedingt schon von vornherein di« Verständigung der Parteigenossen über die den Wählern zu machenden Vorschläge. Darum haben die gemäßigten Republikaner de« Senat» und der Deputirten- kammer am 24. Juni eine Versammlung abgehalten, um sich über dw Haltung der Partei Angesichts der Wahlen zu verständigen. Da« Eroebniß ist nicht gerade besonders aus sicht-voll für die Anhänger der Republik; denn sie ver zichten aus dir Herstellung der Einigkeit unter den Repu blikanern, sie sind sich dessen bewußt, daß die Grundsätze der gemäßigte« und vorgeschrittenen Republikaner unvereinbar sind, und mit dieser Thatsache rechnen sie. Die gemeinsame Grundlage für alle republikanischen Gruppen kann nach der Ansicht der beiden Blätter „RSpublique sranyaise" und „Voltaire- nur die Befestigung der Republik sei». ES ist klar, daß damit so aut wie nicht« gesagt ist; denn die Republik, welche die Vertreter der äußersten Linken wollen, ist nicht die Gtaatssorm, welche die Mitglieder deS republi kanischen Verein« anstrcben; da« Ziel jener ist die Commune oder die Auslösung aller staatlichen Ordnung. Glücklicher, weise sind die Feind« von Ruhe «nd Ordnung in ver Minderheit, die gemäßigten Republikaner bilden den Lern der beiden LertretuoaSkvrper, d»e Gefahr besteht nur darin, daß auch in diesem Lager Zwietracht^ ausbricht. Um diese hervorzurufeo, find die Monarchisten und die Führer der Extremen stark an der Arbeit. „Figaro" und „GauloiS" haben sich mit großem Eifer der Briese bemächtigt, in welchen Courbet Regierung und Bolk«vertretung heftig angreift. DaS ist in der That ein willkommene» Mittel, um Zwie- tracht in die Reihen der Republikaner zu säen. Eourbet war der Mann der Republikaner von der Art Ferrv'S; die Regierung, welcher dieser Minister den Namen gab, bedurfte der Erfolge, welche Courbet in den chinesischen Gewässern erzielte, um Stimmung für die von ihnen vertretene Sache zu machen Aber Courbet verachtete die schwankende, muthlvse Politik Ferry'S, welche eS nicht wagt«, euergi.ch aufzuttetei» und Cbina den Krieg zu erklären, weil er fürchtete, durch diesen Schritt sein Portefeuille zu verlieren. Kerry ist der Hauptvertreter der Richtung, welche Gambetta als Führer anerkennt, sihm war die Rolle zugedacht. die Wahlen zu or- ganisiren und, gestützt auf seine Erfolge in der inneren und auswärtigen Politik, die Macht der Opportunisten zu erhöhen. Di« Vergeltung für die Fehler, welche er in der tonkinesischen Angelegenheit begangen hat, blieb aber nicht au«; im Begriff, in den Hafen des Frieden- einzulausen, wurde er durch die Hiobspost einer französischen Niederlage in Tonkin gestürzt, und Briffon wurde gcnöthigt, an die Spitze der Regierung zu treten und dadurch seine geschützte Stellung als Präsident Ver Dcputirtenkammer einem Nachfolger zu überlassen. Auch Briffon hat eS nicht verhindern können, daß seine Regierungshandlungen von seinen Feinden zu seinem Schaden verwerthet wurden. Die Ruhestörungen am 24. Mai aus dem Pöre Lachaise, die Verwundungen und Verhaftungen sind ihm, und wohl nicht ganz mit Unrecht, zur Last gelegt worden, er und sein AmtSgcnoss« Allain Targs haben nicht den Grad von Geschicklichkeit gezeigt, welcher nöthig war, um die Fahnen frage von der Tagesordnung der Kammer fernzubalten. Die Hochhaltung der nationalen Fahne als des allein bei öffentlichen Kundgebungen zulässigen Zeichen« erfolgte zu spät, al» daß sie noch den vollen Eindruck Hervorrufen konnte. Die Leichenfeier für Victor Hugo ist gleichfalls von den Communisten und Anarchisten zum Nachtheil der gemäßigteren Republikaner ausgcbeutet worden, beide haben den tobten Dichter al« den ihrigen in Anspruch genommen, und e- ist der Neuerung und den gemäßigten Republikanern nicht gelungen, tiefen Anspruch als einen unberechtigten darzuthun. Einen Vortheil haben alle diese Anstrengungen, die Leitung der Wahlbewegung bestimmten Persönlichkeiten ans den Händen zu nehmen, gehabt, und da^, ist der, daß die persönliche Seite dieser Bewegung dadurch mehr zurückgedrängt erscheint unk das Schwergewicht auf die Sache fällt. Weder Fcrrh, noch Briffon werden in der Lage sein, ihre persönlichen Zwecke bei den Wahlen zur Geltung zu bringen, sondern die Sache der französischen Republik wird al« der eigentliche Mittelpunkt der Wahlbewegung erscheinen. DaS hat Lichtseiten, aber auch Schattenseiten; die letzteren kommen dadurch zum Ausdruck, daß eS an einer Person fehlt, welche die gesammte Krast der republikanischen Partei im entscheidenden Augenblick znsammcnfassen kann. Es ist überhaupt nicht zu verkennen, daß die Personen frage in der Entwickelung der llaatlichen Verhältnisse stets die Hauptrolle spielt. Ohne Kaiser Wilhelm und BiSmarck stänke Deutschland nicht aus dem Platze, den es aussüllt, ohne Tbiers, Gambetta und Grcvy wäre die französische Republik nicht zu einer festen Institution in Frankreich ge worben, ohne Gladstone hätte di« Verwirrung in England nicht den heutigen Grad erreicht, und ohne König AtfonS, ohne Victor Emanuel und Umberto ständen Spanien und Italien heut« nicht auf der EntwickelungSstuse, welche sie erreicht haben. Frankreich muß die wichtige Veränderung, vor welcher es beute steht, ohne die feste Hand eine- allgemein anerkannten Führer« durchmachen. Grcvy'S Amtsdauer säuft am 30. Januar 1886 ab, und gleichzeitig werden die beiten Kammern des französischen Parlament- erneuert, diese Veränderungen nehmen die Gedanken und Empfindungen de« französischen Volkes für eine längere Zeit in hervorragender Weise in Anspruch, die politi schen Leidenschaften kommen in Bewegung und Hoffnungen werden auf allen Seiten wach, welche nur aus eine Gelegenheit warteten, um aus» Neue hervorzubrcchen. Die Sache der Monarchie hat keine Aussicht, die Lage zu ihrem Bortheil zu wenden, die Vertreter derselben entbehren derjenigen Be deutung und Rührigkeit, welche für den Erfolg unerläßlich sind. Die Namen des Grasen von Parts »nd des Herzogs von Aumale werden kaum noch genannt, Prinz Plon Plon bat sich in neuerer Zeit, besonders beim Tode Gambetta'S, lächerlich gemacht und dadurch jede Anwartschaft aus den fran zösischen Tbron verloren. DaS Feld gehört gegenwärtig un bestritten den Republikanern. Die einzige Gefahr, welche ver Zukunst Frankreich« droht, kommt von den Anhängern der Commune. Die' Vertreter dieser Richtung haben in neuester Zeit große Rührigkeit enlwickelt und Zusammen- macht alS alle übrigen ^ der Mann der Lage, genommen. Rochefort ist ^"3 . , . wagen könnte, die wenn auch nicht in demSm . K ^ und^Großen liegen Fübrcrrolle zu übernehmen. I G Z , , gesähr- die Verhältnisse für ^ Wahüm d 8 ' vollziehen werden. liche Störungen v°n Ruhe und Orvnung ^ wenn nicht Ucbcrraschnngen --'Aelen. vor^ ^mi,. die Frankreich niemals Amtliche Allsmerk- bilden Persönlichsten, ch . . n' krütr 'amkeil als di- Männer der Zukunft m ö^'reiä^^ Linie gerichtet war, s'"d todt, un Stelle treten könnte. Keiner so hervorragend, daß «an ihre S'-Ue treten^ ^ Was die Wahlbewegung bnngen w,r , st noch Az^er Schleier der Zukunft verhüllt, die Zeit ver grov" , scheint für Frankreich vorüber zu s«u- Leipzig, 27. Jovi 1885. ' Seit kurzer Zeit geht wieder eine Streikbewegung Laenw^ »erlin, di, nunmehr zcyon »»» —v- ---r- - Schroffheit angenommen hat, die einen AuS^e'ch der Gegensätze vorläufig »och nicht voraussehen läßt. Man hat sei? mehreren Jabren in Deutschland »"'S Streiks gehört, Allgemernen kann man solche kmeSweg al, Zeichen schlechter Geschäftszeiten betrachten, -« ist viel mehr bekannt und auch ganz "dtürllL. daß si^ - Z guten Geschäftsgang» und einer regen Nachfrage nach ArbeitS frästen veranstaltet werden. Indessen w.r wollend,« Se.te nicht weiter berühren, und e« wäre unger-chftert.g^ au« immerhin vereinzelten Vorkommnissen auf die GeschäMag- im Allgemeinen einen Schluß z.ebeu,u wollen. Woh aber aiebt der Berliner Maurerstreik, einer der größten, die seit langen Jahren vorgekommen, zn mancherlei andern Betrachtungen Anlaß. Die feiernden B-rtmer Bauhand- werter haben da« iu der Gewerbeordnung ihnen gewährte CoalitionSrecht. welche« ihnen Freiheit zu Verabredungen und -'niqunaen zum Behuf der Erlangung günstiger lohn- n„c ArbeitSbedincunoen. insbesondere mittelst Einstellung der Arbeit, zusichcrt, mit äußerster Energie angewandt. Der Streik ist ziemlich vollständig vurchgeführt. unter den Tao- senden von feiernden Arbeitern finden sich gewiß sehr Viele, die nur mit schwerem Herzen mitmachen, aber dem über mächtigen Drnck einer sebr thäligen Agitation und emer vor- trefflichen Organisation nicht zu widerstehen vermögen. Niemand wird an diesem CoalitionSrecht rütteln und seme energische Anwendung den Arbeitern verdenken wollen. Indessen schützt die Gewerbeordnung auch di.' individuelle Freiheit deS Arbeiter« gegen den Versuch, ihn durch Zwang und Drohungen zum Anschluß an solche Verabredungen zu nöthigen, und eS ist nur eine Pflicht der Behörden, einem terroristischen Treiben der Art, wie eS thatsächlich in dem Berliner Fall bereit» mehrfach vorgekommen ist. mit aller Strenge entgegen zu treten. Eine Anwendung des Socialisten- gesctzcs gegen die Rädelsführer, sofern sich die Bewegung lediglich um eine Lohnsraae dreht, halten wir freilich nicht für zulässig, indessen fehlt eS auch anderweitig nicht an Mitteln, Ausschreitungen entgegen zu treten. Man kann eS ferner auch den Arbeitgebern nicht verdenken, daß sie, wenn sie sich außer Stande glauben, die Forderungen der Arbeiter zu erfülle». ibrerseitS sich mit der durch den Streik ge schaffenen Situation abzusinden suchen so gut eS gebt. Es wird berichtet, sie hätten Vorbereitungen getroffen, fremde, polnische und italienische Arbeitskräfte iu großem Umfang beranzuzieben, eine im Zeitalter deS Schutzes der nationalen Arbeit gewiß seltsame und unerfreuliche Erscheinung. Aber auch den Fall gesetzt, daß die Arbeitgeber, wozu indessen bi» jetzt noch wenig Anhalt vorliegt, nachgebcn und in der augen blicklichen Nolh- und Dranglage Forderungen bewilligen, die sie für unberechtigt halten und auf die Dauer nicht gewähren zu können glauben. Dann kann der Rückschlag unmöglich nusbleiben. Benutzen die Arbeiter die jetzige Zeit der starken Geschäststhäligkeit und ArbeitSnachfrage im Bau gewerbe, um ihre Forderungen durchzusctzen, so werden die Unternehmer ihrerseits tue nachfolgende Zeit stilleren Geschäftsgang« und verminderter Arbeit benutzen, um da« jetzt Gewährte wieder rückgängig zu machen. ArbeitSein- stcllungen von diesem Umfang sind eine außerordentlich ge fährliche und zweischneidige Waffe, sie fügen fast unter allen Umständen beiden Theilen unermeßlichen Schaden zu und sollten nur mit größter Scheu und mit vollstem Bedacht aller ihrer möglichen, sowohl vortheilhaften als nachtheilige» Folgen unternommen werden. Der Berliner Maurerstreik hat schon unendlich große wirthschastliche Verluste zur Folge gehabt und stellt noch höchst bedenkliche Conscquenzen in Aussicht, wenn es nicht bald gelingt, em Einvernehmen herzustellen. Wir wollen hoffen, daß die Möglichkeit einer baldigen Verständigung noch nicht ganz verschwunden ist. * Man schreibt un« au« Wilhelmshaven. 25. Juni- .Der neuerbauie Stahlaviso „Pfeil- hat hcuteMnnition emplangcn und geht an, 26. zur Abhaltung seiner ersten Probefahrt in See. DaS Artillerieschnlschifs ..MarS» ver- bleckt jetzt ewige Zeit auf der hiesigen Rhede zur Ausbildung von Lehrpersonal mit Revolverkanonen. — Die Minen- ubungen der Matrosen-Arlcllerie auf der Jade haben gestern ihren Anfang genommen. Es sind zu diesem Zwecke 2 Minen- grähnen. welche Torpedo. Seemiaen. Kabel. Anker rc. enthalten ^ Minenleger, und 24 Nuderjollen in Dienst gestellt. DaS Mcnenwescn ist einer der wichtigsten Zweige der deutschen Küstenvertheidigung. und es wird daher aus die Ausbildung dcS Personal- für diese« Fach besonderer Werth gelegt. Die Malrosen-Arttllcri: bat mit dem Gebrauch der Seemwen eine Sicherheit gewonnen, die mit «xercirmäßiaer Präcii.ou und ,n kurzer Zeit eine Reih« schwieriger Hand- ' """ c« werden bestänt iq Vervollkommnungen des MinenmaterialS angestellt Gleich- "»de,. Versuche mit permanenten Torpedobatterien sür Fischtoriedo» zur Bertheiblgung von Häsen und Flußinün- düngen vorgenommen. — Der Kriegs minister bat ,'ick wieder nach Berlin begeben." hat sich Auflage LV,LVV. Ädonnrmrn1»irets Viertels. 4'/, Alb i»cl. Brmgkrwhn ö Mk., durch di« Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 2V Pf Belegrremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» lin Tageblatt. Format arsalzt) «har PoftbetSrdernng 39 Mt. »>t Postbesorderu^ 48 Mk. Inserate «gespaltene Petttzeile SO Pf. Größere Schriften laut uns. PreiSverzeichniß. Tabellarischer n. Ziffern!«« nach höherm Tarif. Kerl««« »ater de» Nedarti,»«strich die4«spakt. Zeile SO Pf., vor deu Familieunachrtchien die «gespaltene Zeile 40 Pf. Inserat« find stet« an dir HDe»it1o« zu sende». — Rabatt wird »ich gegeben. Zahlung xr»«aam«nw<t» oder durch Post- »achuahme. 7S. Jahrgang. gerichtet hat, ist von dem Beglückeolluschten folgende Antwort eingegangen. „»Wq«. de, »1. S»nt 1885. Euerer Wohlgeborrn Schreiben vom 10. d. Hab« ich mit Dank erhalten und mich gefreut, daß Ihr Beret» im Rückblick auf sein nunmehr fünfjährige- Blühen und Gedeihe, von den aleichen Ge- fühlen nationaler Begeisterung getragen wird, wie sie seine Stifter ^ ^ Mögen ihr« Herrn» Lommilitone» sich diese idealen Traditionen bewahren und dereinst, nach de« Beispiel »usere« Kaiser«, in der patriotische» Hingabe an da« Vaterland ihre, LebruSberuf suchen. v. Bismarck." * Am 23. Juni waren die Vertreter der national- liberalen Cvmit«» sür dir Rheinprovinz und Westfalen und de« Hagener OrKcomit«« zusammen- gclreten, um über den in Hage», der Hochburg Eugen Richter'«, in Aussicht genommenen nationalliberalen Parteitag eodgiltig zu berathen. Derselbe soll ein rheinisch-westfälischer werden und wird am IS. Juli stattfinbe«. Auch die weiteren nöthigen Einzelheiten sind festgesetzt worden. Herr Rechtsanwalt vr. Schultz, der Vorsitzende de« Hagener Ortscomilö«, wirb auch den Vorsitz de- Parteitage? führe». Herr vr. Mahweg ist Schrift führer und diesem sind außer den übrigen Mitgliedern de« OrtScomit«- seiten« des Centralcomits« sür di« Nheinprovinz noch drei in Elberfeld wohnende Mitglieder sür die nöthigen Vorbereitungen bei geordnet worden Der öffentlichen PartK- versammliillg wird eine Berathuug der Abordnungen der beiden Provinzen vorhergehen. » » « * Bon Personen, die mit den Verhältnissen der Ab- aeordneten-Conferenz, welche am 21. d. M in Wien stattgesunden, genau vertraut sind, wurde der „Allaemeinen Zei'ung" au« Wien Fo'gruves mitgrtheilt: „Man hatte im vorhinein nicht daran gedacht, die extremsten Richtungen unter einen Hut zu bringen. Di« Conscrenz hatte bloS den Zweck, -wen gemeinsamen Boden zu suchen oder ihn vorzubereiten, und die« wird eben die Ausgabe deS gewählten ComttsS sein. Die Hnren werden Zeit haben, zwei Monate über die Frage nachzudenkcn. Sollte der linke Flügel von ver „schärferen Tonart" bei seiner Ansicht verbarrrn, so wird man denselben fallen lasten, d. h. der Bildung eine« neuen Club- keine Hinderuiffe iu den Weg legen, keinr«sall« sich jcdoch von dem rechten Flügel, Chlumccky-Gcharschmib. trennen. Ter Gruud liegt auf der Haud. Der linke Flügel wird ein« mit der Opposition gegen daS Ministerium und da, wo e« sich um FreibeitSfragen bandeln wird, sein. Würde man jedoch den rechten Flügel fallen lassen, dann kstnnte e< geschehen, daß der Eine oder der Andere sich absentirte oder einem anderen Club beiträte rc. — die Opposition wird daher nicht« an Schärfe verlieren, und die Mitglieder der ehemals Ber einigten Linken werdeu sich die „Regierungssählgkeit" wahreu.- * Wegen Unterstützung hilfsbedürftiger Seeleute ist zwischen Deutschland und Dänemark ein am l.k.M. in Kraft tretende« Abkommen geschloffen worden, in welchem unter Anderem Folgendes festgesetzt ist; Wcrkn ein Seemann eine- der vertragschließenden Staaten, nachdem er aus einem Schiffe des anderen Staates gedient hat, in einem dritten Staate, beziehentlich dessen Colonien oder in den Colonien desjenigen Staates, dessen Flagg« da« Schiff führt, in Folge von Schifjbruch oder aus anderen Gründen in hilssbedürftjgem Zustande zurückbleibt, so soll die Negierung derjenigen Staates, dessen Flagge da? Schiss führt, zur Unterstützung dieses See mannes verpflichtet sein, bi» derselbe wieder einen Schiffsdienst oder anderweite Beschäftigung findet, oder biS er nach seinem Heimathsstaate zurückkebrt oder mit dem Tode abgeht. Der detbeiligte Seemann hat sich über seine Hilssbedürsligkeit und deren Ursache» auszuweisen, sowie daß die Hilfsbedürstigkeit sich al- die naturgemäße Folge der Beendigung deS Dienst verhältnisse« an Bord des Schiffes ergiebt, widrigenfalls die Unterstützungspflicht wegsällt. Ausgeschlossen ist diese letztere auch daun, wenn der Seemann Ausreißer oder Ueberläuser oder wegen eine« von ihm verübten Verbrechens oder Ver gehen- vom Schiffe entfernt worden ist. ober wenn er dasselbe wegen Dieustuntauglichkcit in Folge selbstverschuldeter Krank heit oder Verwundung verlassen bat. Dir Unterstützung um faßt den Unterhalt, die Bekleidung, ärztliche Pflege, Arznei und Reisekosten, für den Todesfall auch die Begrädnißkosten. * Seitdem die radicale Bauernpartei unter Füh rung deS ehemaligen Hypothekenbank-Direclors. jetzigen StaatS- ministers I. Sverdrup Excellenz, zu unbeschränkter Herr schaft in Norwegen gelangt ist, geschehen täglich in diesem Lande Dinge, die man noch vor ein paar Jahren sür un möglich gehalten hätte. Sie treiben einem jeden anständigen Norweger, so schreibt man der „Kölnischen Zeituim- aus Christian»«», dem die Ehre und da» moralische Ansehen seines Volkes am Herzen liegen, die Scbamrblhe ins Gesicht. Was in dem Staatswesen Nordamerika« und Frankreichs eine einstimmige Verdammung bei der ganzen civilisirten Welt gefunden hat, die Aemterjagv und der Stellenschacher, daS steht dort unter der Dictatur der Herren Sverdrup und Genossen in schönster Blüthe. Da sie einmal die Macht in Händen haben, glauben sie die Zeit gekommen, sich selbst und ihre Anbängcr für die bei den langzährigen Wühlereien ge, hakten Anstrengungen auf Staatskojken anständig belohnen zu müssen, was sie denn auch mit Hilfe der radikalen Bauernmehrheit im Slorthing in ausgiebigster Weise thun. Daß ein sür den Verkauf verdorbener Heringe und für sonstige Gesetzesüberschreitungen verurthrilter Krämer zum Finanz minister, ein ehemaliger Akvocat zum Postmeister, ein offen kundiger Trunkenbold zum Landrichter gemacht wird, ist frei lich schon skandalös genug; doch ist man in der kurzen Zeit deS radicalen RrgimenkSschon an solche Dinge gewöhnt. ES grenzt aber ans Ungeheuerliche, wenn dieses BelohnungSsvstem nun auch aus die Besetzung der Proscssuren an der königlichen Kriedrichs-Universität, für welche man früher doch die wissen schaftliche Oualification alS allein entscheidend gehalten hat. ausgedehnt wird. DaS ist aber durch einen StortvingSbeschluß am 28. Mai geschehen, indem zum Lohn sür seine politische Wühlarbeit für einen in der wissenschaftlichen Welt unü- kannten Stipendiaten ober Privatdocenten der Univer sität Namens Hellanb «ine außerorbeuttiche P'vsesiur sür Geologie mit 4500 Krouen Jahraehalt geschaffen wurde. Dieselbe wird für da» dünnbevölkerte und arm« Land von allen Sachverständigen sür ganz überflüssig ge halten, zumal der ordentliche Lehrstuhl der Geologie und Mineralogie durch eine in der ganzen Welt anerkannte Autorität wie Professor Sjeruls, Mitglied der Wissenschast«- akademien der meisten europäischen Staaten (auch der preußi-
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