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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188507084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-08
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1885
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Mrschslul täglich früh 1/. Uhr. »e-«N«u Lud LkPrtüioo Iohauuesgaffe 8. Lprechku«drn der Nrdactt«»: BormitlagS 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—S Uhr. „Ul du cmg»i»»»l«r »ach» »ch Au«aH«e »rr für »ie nächftt«l,»n»« Nnmmer -esttmmten Inserate an Ä«chrnta,eu «i« 3 Uhr Nachmitta««» an «an», «»d -efttaae» früh bis'/,» Uhr. 3» dru Filiale« fiir 3ns.-Ann«ch«e: Ltt» Klemm. UniversitLttftrahe 1. Laut» Lüsche, »athorinenstr. 23,». nur dt« '/,3 Utzr. Kimigtr Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- und Geschäftsverkehr. .V? 18S. Mittwoch den 8. Juli 1885. Arrflags L»,LV«. ^donnnurntSPrei« Viertels. 4'/, Mk. »ucl. Hrinaertahn b Mk., durch die P»st bezogea 6 Mk. Jede «iuzelne Nummer L0 P'. Belegexemplar 10 Pf. Lebitdrea sür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ahne Bostbesörderung 39 Ml «tt Postbesürderung 4« Mk. Inserate ößglpaltene Petitzeile 30 Gröger» Lchrifte» laut uni. Prei-verzeichni' Tabellarischer u. gisserntay nach höherm Taus. Lerlame» »mer dem NedactiouSftrich dteSgetvall. Zeile 50 Pf., vor den Familiennachrichtra die ögespaltene Zeile 40 Vs. Inserate sind stets an die i-rpeüitinn za senden. — Rabatt wiro n Sl gegeben. Zahlung prneunmeranäo oder dura, Pssr- nachnabme. 78. ZchMNg. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die auf dem Gesetze vom IS. Juni 1883 beruhend« Kranken- derstcheruna der Arbeiter ist durch daS Gesetz vom 38. Mai lausenden Jahre- auf 1) den aesammtrn Betrieb der Post», Telegraphen- und Eisenbahnverwaltungcn, sowie sämmtliche Betriebe der Marine» und Heeresverwaltungen, uud zwar einschließlich der Bauten, welche von diesen Berwaltungeu sür eigene Rechnung ausgrführt »erden; >) den BaggrreibrlriLb; > — gewerb-mLßigen Fuhrwerk«», Binnenschifffahrt«-, erei», Prakm- und Fährbetrieb, sowie den Gewerbe betrieb de« Schiff-Ziehen« (Treidelei); 4) den gewerbsmäßigen Spedition--, Speicher- uud Krllerei- betricb; 5) den Gewerbebetrieb der GUterpacker, GUterlader, Tchasser, Bracker, Wäger, Mcffer, Schauer und Stauer erstreckt und in tz. 17 Absatz 2 de« Gesetze« anaeordnct worden, dag letztere- hinsichtlich der Bestimmungen de« Kranken- versicherung-gesehe«. welche die Herstellung der zur Durch führung de» BerficherungSzwauzeS dienenven Einrichtungen betressen. mit seiner Verkündung in Kraft trete. Da nu» zu IV de« mit den nachstehend unter (Z bezeich- neten Landgemeinden und selbstständigen Gut-bezirken Seiten der Stabt Leipzig geschlossenen Vertrag« dom l8. November vorigen Jahre« festgesetzt worden ist, daß die Functionen der Gemeinde- und Aussichtsbekörd« für den gesammten Bezirk der vereinigten Gemeinden auf dem Gebiete de« OrtSkrankcn- caffenwesen«, sowie der Gemeindekrankenversicherung aus schließlich von dem Rathe der Stadt Leipzig au«geübt werbe.,, von diesem aber laut Bekanntmachung vom 23. Oktober vorigen JabreS zur Erledigung aller derjenigen jArbeiteu, welche nach dem ungezogenen Gesetze vom IS. Juni t 883 der Gemeindebe hörde als unterer VcrivallungSbehvrbe, Polizeibrhörve und Aus sichltbehörde übertragen worden sind, da« Unterzeichnete KrankenversichcrungSamt der Stadt Leipzig errichtet worden ist. so verfügen wir, nachdem bereit« hier für die Verkehr,gcwerde eine besondere Orlskrankencaffe — XVll — errichtet worden ist, dieser auch nach Genehmigung de« bezüglichen OrtSstatut« über Erstreckung deS Nersicherung-zwanges ans di- hier be triebenen TranSportaewerbe, die in solchen gegen Gehalt oder Lohn beschäftigten Arbeiter überwiesen worden sind, 1) daß die bei den eingangs unter 1 bi« L bezeichnet«« Ge werbcbetricben gegen Gehalt oder Lohn in einer der unter d verzeichneten Ortschaften beschäftigen Arbeiter der hiesigen Orlskrankencaffe XVll zugewlesen werden, 2) daß die Verbindlichkeit der Inhaber vo» Gewerbebetrieben vorbezeichneter Art zu der kraft tz. 49 de« Reichsgesetzes vom 15. Juni 1833 ihrerseits zu bewirkenden An- und Abmeldung ihrer gegen Gehalt oder Lohn beschäftigten Arbeiter mit dem 20. Juli laufenden Jahre« beginnt, 3) baß jedoch oie Amnelvunq der in jedem einzelnen Gc- werbebrlriebe am angegebenen Tage beschäftigten, Ver sicherung-Pflichtigen Arbeiter bi« zum ril Jolt laufenden Jahre- nachgelassen bleibt, 4) daß alle An- wie Abmeldungen bei unserer Meldestelle, Wcststraße 30, I., Zimmer 3. zu bewirken und daß für die betreffs der am 20. Juli beschäftigten Arbeiter zu erstattenden Anmeldungen die bei der Meldestelle abzn- holenden Formulare zu verwenden sind, der den späteren Anmeldungen aber, wie bei allen Abmeldungen die im Allgemeinen sür An- wie Abmeldungen vorgeschriebene» Formulare zu benutzen sind. Arbeitgeber, welche der An- und Abmeldcpslicht nicht ge nügen, verfallen nach tz. 8l de« ReichSgesctzc» vom 15. Juni 1883 in eine Geldstrafe bi» zu 20 Zur näheren Erläuterung der m 1 bi« 5 ausgesührten Gewerbebetrieb« fügen wir hinzu, daß al« LranSport- gewcrbe alle diejenigen Betriebe zu betrachten sind, welche sich mit dem Transport von Menschen oder Maaren und mit der Verladung von Maaren, beziehentlich deren Aufbewahrung in Speichern, Magazinen, Böden, Kellern und Niederlagen befassen, also insbesondere: der Postbetrirb und die Postbalterei. die Betriebe de« Personenfuhrwerke« riw schließlich der Omnibus-, Droschken- und Straßenbahnbetriebe, die Betriebe de» Noll- und Frachlfuhrwcrk« einschließlich der Gltterpacker, Güterlader. Schaffer, Bracker, Wäger, Messer, Schauer uud Stauer, da« Leickrensuhrweseu einschließlich der Leichenbestatter, die Betriebe derjenigen, welche erwerb-mäßig auf Gondeln und Kähnen Personen oder Güter tranSpvrtiren, die Dieustmann- und Packlräger-, auch Kosserträgerinstitute re. Leipzig, den S. Juli 1885. De>S Krankenverficher»ng-«A»«t der Stadt Leipzig. Winter. T Abtnaundorf, Anger-Crotltendors. Bvblitz-Ehrenberg incl. Barneck, Burgaue, Connewitz, Tölitz, Eutritzsch, Gautzsch, Gohli«, Großzschochcr, Kleinzschocher, Lauer. Leutzsch, Lindenau, Lü-nig, Mockau, Möckern. Mölkau, Neureuvnitz, Neustadl, NeusLöneseld. Neusellerhausen, Neutzsch, Oetzsch. PauiiSdors. Plagwitz, Probstheida, Raschwitz, Reudnitz. Schleußig. Schönau, Schönefeld, Sellerhausen, Stötteritz. Stünz, Thonberg. Volk- marSvors, Wahren, Winborf, Zweinaundorf. Verkeilung aut -cn Abbruch. Die Baulichkeiten der hier am Nicolaikirchhof -kr. 7, 8, tt und 10 gelegenen Prediaerhäuser, Sir. IVO Abthl. X de« Branvcataster». sollen Montag, den IS. Juli d. I., Vormittag- II Uhr im Saal« der Alten Waage, Katbarinenstraße Nr. l, II. Etage, al- et« Ganze- auf den Abbruch versteigert werden Die versteigcrungSbedingungen können schon vor dem Termine iu unserem Bauamte. Rathhaii«, H. Etage, Zimmer Nr. 5, einacsehen, auch von selbigem gegen Erstattung der Schrribgebüyr abschriftlich bezogen werden. Behuf« Besichtigung der Baulichteilen werden dieselben «a -., IO. und 11. Juli d. I. je von 10—12 Uhr Vor mittag« geöffnet sein. Leipzig, den 28. Juni 1885. Dar Rath der Stadt Leipzig. vr. Geor-i. Stöß. Bekanntmachung, die Abgabe a«t«»aler Lymphe a«s de« hier besteye«den staatliche« Jmpfi«sttt«t bete. Wir machen hierdurch bekannt, daß da« in hiesiger Stabt ! sür de« Regierungtbezirk Leipzig in diesem Jahre errichtet« und unter Leitung de« Herrn vr. rusck. Blast hier stehend« staatliche Jmpfinstitut nicht nur an öffentliche Jmpfärzte, sondern auch an Privatärzte, und zwur an letztere gegen ein Entgelt von 50 -s pro Eapillare, animale Lymphe abgiebt. Leipzig, am 80. Juni 1885. Der Skat- der Stadt Leipzig. LtMtübliollstk. Wegen Revision und Reinigung der Bibliothek find alle au«geliehenen Bücher spätesten- bi- Sonnabend den 18. Juli jurückzugeben. Vr. Wustmann. vr Georgs. renker. Bekanntmachung. Di« de» m>« am 18. d«. Mt«, zur anderweiten Verpach tung versteigerten 2 Abtheilungen de« der Stadtgemeiud« gehörigen, hier an der Promenade hinter de« sogen. Kloster (Klostergaffc Nr. 5) gelegenen Gartenareale« sind den Höchst« bietern zugeschlagen worden, uud entlasten wir daher die unberücksichtigt gebliebenen Bieter hiermit ihrer Gebote. Leipzig, am 29. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Gesucht der Schneider Johann Friedrich Kotte, aeboren den 18. Januar 1838 zu S'tzenroda, welcher zur ürsorg« sür seine in städtischer Waisenpsleg« befindlichen Inder anzuhalten ist. Leipzig, am 8. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (Ar«e«amt.) Bekanntmachung. E« wird beabsichtigt, an Stelle der bisher für di« Au« wie Abmeldung der laut de- Reich«gesetze< vom 15. Juni 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeite», ver sicherung-pflichtiger Personen vorgeschriebeuen Meldescheine ei» neue« Formular einzufübren, welche« sür di« gleichzeitig« Meldung von 10 Personen Raum gewährt, auch mit einem abtrennbaren Abschnitt versehen ist. der mit dem Eingang»« tage abgestempell dem Ucberbringer zurückgegeben werden kann, im Urbrigen die Beschaffung dieser Meldeschein« den Meldepstichligen selbst zu überlassen. Unternehmer, welch« die Herstellung solcher An- wie Abmeldescheine zu besorgen beziehentlich dieselben z» vertreiben beabsichtigen, werden benachrichtigt, daß Probesormulare aus dem hiesigen Rath- hau-saale. sowie ini SlaviHaufe, Obstmarkt 3, ll., anSgrhängt sind, auch gegen 1 sür da« Stück im Krankenversicherung«» amte, Wcslslraßc 30, I., Zimmer 1, in Empfang genommen werden könne». Leipzig, den 3. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (KrankenvcrsieberuagSamt.) Winter. U. Bekanntmachung. Da auch in neuerer Zeit Personen unter dem unwahren Vergeben, von dem KrankenversichernngSamte zur Erhebung der von den Arbeitgebern zu de» hiesigen Ort-krankcncassen zu entrichtenden Beiträge beauftragt worden zu sein, Gelder eiugesordert haben, so wird wiederholt daraus hingewiescn, daß die fälligen Gteuerbefträge zu den Ort-krankencaffen l—XVlll und zur Gemeindekrankenversicherung von un« durch Beauftragte nicht ringehoben werden, daß vielmehr diese Zahlungen nur an unserer Caffe zu leisten sind, und wird davor gewarnt, an angeblich Beauftragte Zahlung zu leisten. Leipzig, den 4 Juli 1885. Der Rath der Stadt L«»p»ia. (Krankenverstcherung-auit.) Winter. U. Bekanntmachung. Die Ausführung der Erd-, MacadamisirungS- und Pflaster arbeiten innerhalb Le« Grundstücks der N. Ga»austalt soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen sür diele Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RalbbauS, ll. Etage, Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst einzeseben, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: ,Grd«, MacadarnisirunaS- und Pfiasterarbeite« in der Ll. Gasanstalt" ^ersehen ebendaselbst und zwar bi« zum 16. Juli 1885, Nach mittag« 5 Uhr, einzureichcn. Leipzig, den 3. Juli 1885. De- RathS Deputation ;« den Gasanstalte«. Bekanntmachung. Die Lieferung der »n Jahre 1886 erforderlichen Schleußen Sohlslücke au« Granit soll an einen oder mehrere Unter,»ehmer in Accord vergeben werden. Die Bedingungen sür dies» Lieferung könne« von unserer Tiesbau-Bcrwallung, Rathhau«, ll. Etage, Zimmer Nr. 14, zen werden. sczüaliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift .Hieferuizg von Schlenhensohlstücken" versehen ebendaselbst und zwar di« zum 28. Juli diese« Jahre«, Nachmittag« 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, am 30. Juni 1885. De- Raths der Stadt Leipzig Ltrastcnbau-Deputation. Bekanntmachung. Bon dem unlerzcickiwlcn Armenamle sollen »m Stadt- I Hause allhicr (Eingang Mühlqaffe Nr. 7) Freitag, de» Itt. Juli ». Bornrittags von 8 Uhr am, einige Kleidungsstücke. Möbel, HauS- und Kückengeräthr, eine silberne Schnupftabakdose. Taschenuhren, Betten und bergt, mehr meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 6. Juli 1885. DaS Ar>«ena«t. Ludwig-Wolf. Junghähnel Bekanntmachung. Vom Unterzeichneten Arniendirectorinm ist beschlossen worden, den Preis für daS von der Armenbrodbäckrrei zu liefernde Brod in gleicher Höhe, wie er am l. Mai 1884 festgesetzt worden, nämlich mit 20 Pfennigen pro Kilo bi« aus Weitere- beiznbehalten. Solche« wird den Herren DistrielSvorsichcrn und Armen Pflegern hiermit bekannt gegeben. Leipzig, am 4. Juli 1885 DaS Armendirectorin«. Ludwig-Wolf. Ludwig - Wo! Werner. Bekanntmachung. Der am S. Oktober 1849 in Schmiedeberg geborene, »ater PolUel- aussichl gestellte Schuhmacher Carl August Pohle hat sich seit S1" Ma, "diese«"J^hreV' d>fter Aussicht "ülzogeoU' treibt sich ver- " 'ich arbeitslos umher. —>ir ersuchen, ans gedachte» Pohle zu fahnden, denselben Im Be- tretuug-salle zu verhaften uud un« schlenntgst " - Leipzig, am 1-^°" 1885. Nachricht zu geben. ka« P«ltret-A«t der Stadt Leipzig. Bretschnetder. Rsdr. Faldix. Auction. D«u«erStag. de« S. Juli 188S, Nachmittag« 3 Uhr, ollen in der Serhardt'schen Restauration zu Tonuewttz verschiedene ksändrr, al«: 1 Gensmühle (mit 4 Steinen gehend), 1 größere Partie Fässer, Seafgelten, Blechetmer, Kohleuschippea, Schöpssässer, 430 GlaSbüchse», 34 Porzellandüchseu, 23 kleine Holzsüßchen, 1 Faßlager, 1 Essigprober, 1 Heber, Peiroleumkaonen, Trichter, 1 Brückenwaage, 1 Laiidwageu, 1 Regal, 1 Pult, 1 große und 2 kleine Trittleltern. 1 Kastenkarre, 1 Svpha, 1 Kleiderschrank, 1 Tisch und 1 Kanarten- Vogel meistbietend gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 4. Juli 1885. er Gerichtsvollzieher dei« Königliche« Amtsgericht daseldft Nichtamtlicher Theil. Die Ultramoutanen in Belgien. * Wie überhaupt im Leben, so mangelt c« auch nicht in der Politik an oftmals schwer begreiflichen Gegensätzen. Wer sich von der Richtigkeit dieser Behauptung überzeugen will, braucht blos ans da» kleine Belgien und DaS zu blicken, was dort seit zwei Jadren vorgeht. Der Beobachter der belgischen Verhältnisse wird dann unwillkürlich zu dem Ausrufe ge langen: sitrSme, 8« toncdent". ES ist noch nicht lange her, daß Belgien von allen Dcr- sassungSsreundcn als ein constitutioncller Mnstcrstaat gepriesen wurde. DaS Land befand sich auch in der Thal in sehr glücklichen Verhältnissen, wozu neben dem ausgeprägt liberale» Sinne desselben auch nicht wenig feine neutrale Stellung bei getragen, die, ohne große finanzielle Bedürfnisse, die ruhige und gedeihliche Entwickelung de« kleinen StaalSwesens wesenl- lich förderte. In der ganzen Gesetzgebung schienen die liberalen Grundsätze so scsi eingewurzelt, daß Niemand an eine Bedrohung oder Erfchütlerung derselben zu denken vermochte, kurz, der Liberalismus schien gerade in Belgien zu einer Entwickelung und Macht gelangt zu sein, wie in keinem anderen festländischen Staate. Dennoch geschah dort vor zwei Jahv" «n Plötzlicher, ganz unerwarteler Umschwung zu Ungunsicn der bisher gegen alle Angriffe gesicherten liberalen Partei und der auS ihren Kreisen hervörgegangencn Regierung. Man erinnert fick nämlich, daß gelegentlich der Kammerwcihlen die liberale Partei der ultramontancn Agitation erlag, in Folge dessen da« liberale Ministerium Fröre - Orban zurückkrak und einer stark klerikal gefärbten Negierung Platz machen mußte. Tie Ursachen dieses überraschenden Ereignisses waren indrß nicht schwierig zu finden. Tie liberale Parkei Belgien« war nämlich nicht mehr Da«. waS sie einst gewesen. Im Laufe der Zeit war eS in ihrem Kreise, der sonst fest- geschlossen und einig ausgetreten, zu Meinungsverschiedenheiten und Spaltungen gekommen, welche nicht allein das Ansehen der Partei schädigten, sondern auch ihre Macht den Ultra montanen gegenüber erschütterten. Während diese gelegentlich der Kainmerwahlen im ganzen Lande geschloffen auslraten und blindlings ihren Führern Folge leisteten, zersplittcrle» sich die Liberalen in mehrere Gruppen, die, thcilS in weiser Vorsicht an dem Errungenen sesthaltend, theil« radikal an- gchauchi, sich gegenseitig bekämpfte», wodurch eö ihrem gcniein- samen Gegner, dein UltraniontanismuS, nur um so leichter wurde, den Wahlsieg z» erringen. Aus diese Weise bietet sich uns seit zwei Jahren daS sonderbare Schauspiel, daß in dem feilst so „mustergiltig consiiiutionclle»" BersassungSstaate Belgien eine klerikale Negierung am Ruder ist, während eine solche in keinem anderen Lande Europas die öffentlichen Geschäfte leitet. Wir können im Hinblick aus diese Thatsachc nur wiederholen, das; dies ein schwer begreiflicher Gegensatz ist. ES läßt sich leicht denken, wie die Römlinge Belgiens ihre zweijährige Hcrr'chaft anSgenutzt haben und noch a»S- zunutzcn versuchen. DaS ist besonder« auf dein Gcbicle de« Schulwesens geschehen, welches fast ganz seines liberalen Charakters entlleidct wurde. Diese Vergewaltigung der liberalen Schule seitens der ultramvntanen belgischen Negierung hat auch wieder neuer dings zu einer sehr erregten Kanuncrsitzung Veranlassung gegeben. Tie fortwährende Unterdrückung von Staaleschnlen und ihre Ersetzung durch Klosierschutcn. die sich jeder öffent lichen Controlc entziehen, meldet der Brüsseler Corrcspondenl der Münchener »Allgemeinen Zcilung". hat endlich cin>n Sturm in der Kammer hcrvorgcruse», welcher eine für Belgien ungewohnte Heftigkeit annahm und die erregte Debatte über den Naniurer Zwffcvcnsall an dramatischer Sccnirnng übertras. Ter Lütticher Abgeordnete HansscnS unternahm c«, die Negierung zu interpclliren, und rntncte dabei gegen die selbe so heftige Ausfälle, wie sie in der belgischen Kammer wohl selten vorgekommen sein mögen. Der Lütticher Dcpntirle wie« unter allgemeiner Spannung nach, daß der Minister deS Innern alü Minister deS öfsentticken Unter richt« in der kurzen Zeit seiner Wirksamkeit bereits mehr al« l200 Staatrschulrn aufgehoben habe. W nn dies der „gemäßigte" Thoniffen lhue, fragte Hr. Hanssens, was hätte man denn eigentlich von seinem Vorgänger, dem „energischen" Jacob« erwarten sollen? Ter Abgeordnete wart schließlich dem Minister der, daß er trotz seiner Stellung als Professor der Universität Löwen au« politischen Nncksichkcn den öffent lichen Unterricht und die Moral in Belgien mit Küßen trete. Während der Rede HanffenS', welche von der Rechten durch stürmische Zwischenrufe häufig unterbrochen wurde, eilte Thoniffen unruhig von der Ministerbank zum Präsidenten de Lantt-Heere, um von demselben den Ordnungsruf gegen den Sprecher zu erlangen. Der ehrenwertbe Präsident weigerte sich jedoch, dem Wunsche de« Minister« nacbznkommen. Hr. Thoniffen erhob sich nach der Rede de» Lütticher Deputirten, um demselben zu antworten, fand jedoch vor Aufregung kaum einige Worte, mit welchen er lediglich die angegebene Zahl der ausgehobenen Schulen bekämpfte. Eine meritonsche Antwort über da« System seine« BorgcbenS vermochte er nicht zu geben. Man hat Thonisten niemals in solcher Aufregung gesehen, wie in dieser Sitzung, so daß sich schließlich der Abgeordnete Jacob« seiner erbarmte und eine Rede in tavorsm deS Minister« hielt. Selbstverständlich kamen au« dem Munde des Antwerpens! Deputirten wie gewöhnlich nicht Worte, sondern Kolbenschläge, welche der Erwiderung nicht ermangelten. Der Abg. Bara gab dem ehemaligen Minister die gebührende Antwort, indem er dem ganzen Ministerium vorwars. daß e« den öffentlichen Unter richt deSorganisire und seine Befehle und Verhaltungs maßregeln nicht vom Könige oder der Kammer, sondern von den Bischöfen erhalte. Im Laufe der erregten Debatte kam eS auch zu einigen interessanten Zwischenfällen; der Vice- Präsident von Wambeke nannte den Abg. Houzeau einen Spaßvogel sfnrcsnr). Offenbar hat der Präsident de Landt«- beere diese Acußernng Überhört, sonst hätte er Wohl seinen Piceprasidenten zur Linken zur Ordnung gerufen. Die Atmosphäre im belgischen Abgeordnetenhause ist gegenwärtig eine sehr bedrohliche, und die Haltung der Regierung in der Schulsrage trägt keineswegs dazu bei, dieselbe abzukühlen. Schließlich möge hier noch auf den Eindruck hingewiescn werden, welchen die jüngsten Überraschenden Nachrichten au» dem Batican aus die belgischen Ultramontancn übten. Unter diesen, welche mit wenigen Ausnahme» zu den Intransigenten gebören, herrscht über die Schwenkring in der päpstlichen solitik, welche Herr de« Houx, der Epredacteur des Ex- Journal de Rome", einen „Staatsstreich" nennt, große Ver stimmung. DaS „Journal de BruzellcS", da» „gemäßigte" Organ der Regierung, schweigt die ganze neueste valicainsche Affäire todt, während der „Courrirr" einer auffallend maß vollen Sprache sich befleißigt. Der „Patriote", welcher, auS unbekannter Quelle schöpfend, nunmehr gar in drei täglichen Ausgaben erscheint, meldet in einer rvmifchen Specialdepesche, die Politik de» Papste« werde eine Aenderung nicht erleiden, gesiebt aber zu, daß die Unterdrückung de« „Journal de Rome" vo» Einfluß aus die Haltung der übrigen ultramontanen Blätter sein werbe. In der Thal meldet bereit« die „Eloile Belge", daß auch die Berliner „Germania" und da« Wiener „Vaterland" vo» Nom au« die Weisung erhalten haben, in ihrer Sprache fortan mehr Vorsicht zu beobachten. Die Politik deS Papste« Leo XIII. würde übrigen« speciell in Belgien einen sehr eif rigen Förderer finden, und zwar in dem Erzbischof Goossen« von Mccheln, welcher zu den intelligentesten und gemäßigtsten Kirchensürsten der Gegenwart gehört. Es mangelt aber auch nicht an Stimmen, welche be haupten, die ganze Nachricht über die Schwenkung der päpst lichen Politik entbehre jeder Begründung, weil Leo XIII. sich unter keinen Umständen mit dem revolutionairen und räu- b.'iischen Italien versöhnen könne. DaS ist natürlich die Meinung der extremen Ullramontanen, die aber nicht selten päpstlicher al« der Papst sein wollen. Leipzig, 8. Juli 188.'r. * Ter ultramontane Jubel über die Erklärung de» Paderborner bischöflichen Generalvicariatv vom t. Juli war verfrüht. Dieselbe enthält, wie die „Kölnische Zeitung" des Weiteren auösührt, nichts weniger als eine Aus hebung deS Erlasse« desselben vom 27. Februar. Wenn auch vaö Gcncratvicariat, gedrängt von der ultrainvulanen Presse, erklärt, eS babe eine allgemein verbindliche gesetzliche Diöeesan- vvrschrist nicht geben und durch seinen Erlaß da« Studium der lnnstigen Priester nicht in den Rahmen der maigcsetzlich umschriebenen Forderungen einengen woüen (d. h. die Theo loge» dürfen noch mehr stndiren, als die Maigesetze fordern), so bleibt e« doch bei den bedeutsamen Forderungen seines ersten Erlasses unentwegt sieben. ES stellt nach wie vor die selben Forderungen an die Candidaten deS PriesteranitS. welche auch der Staat in den Maigcsctzen stellt. Diejenigen Candidaten, welche kiese Forderungen nickt erfüllen, werden nach wie vor nickt inS Priesierseminar ansgcnommcn, welches siistnngSgcmäß nur Solche ansnchmen darf, welche in der Seelsorge der Tiecese Verwendung finden können; jene erhalten daher auch den SenunartischlltA nickt, sie werben nicht geweiht und soniil setbslvcrsländtich amb nickt angeüellt; denn „nach Lage der jetzt geltenden Gesetzgebung können in Preußen Geistliche, welche die in »»ferm Erlasse ausgestellten Forderungen nickt erfüllt haben, eine Anstellung in einem öffentlichen Amte nickt erhalten." Da nun aber die in dem Paderborner Ertaste ansgcstclllcn und auch jetzt noch fcstgehaltenen Forderungen mit Venen der Maigesetze sich decken, so giebl das StaatSgcsetz niitlelbar, d. b. mittelst de« GeneralvieariatS-ErlaffeS, die Norm sür die Studien der katholischen Geistlichkeit in der Paderborner Diöcesc. Mehr kann inan von einem einzelnen katholischen Bischof in Preußen einstweilen nickt verlangen. Die ultra- montane Presse ist denn auch ziemlich kleinlaut, zumal auS der Erklärung die rnelanckolischc Thatsachc hervoilcncktet, daß die Mackt der Verhältnisse und der materielle» Interessen, die prosaische Magcnsrage, sich schließlich stärker erweist alS der starrsinnigste weltfremde Fanatismus. So schließt die „Germania" ihre Bemerkungen zu der Erklärung mit iolgi'nke» Sätzen, welche deutlich die Hoffnung durchblicken lasten, daß eS den Hetzcaplänen doch noch gelingen könne, die höber» kirchlichen Behörden in eine» frischen fröhlichen Krieg geg i! das deutsche Reich bineinzutreiben: „Es bleiben auch nach derErklarnng noch mancheBiö-ftichkeilk» sür dieprailischcHand habung offen, die je nachdem wieder setir vcrschieicn wirken ionnlen und ausgesaßt werden müßten. Aus jeden Fall aber ist in
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