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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188507106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-10
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.07.1885
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Erschstut täglich früh SV, Uhr. Kedactio» »nt LkPeditim» Johaanesgaffe 8. Aprrchstun-rn der Uedartiou: Vormittags 10—13 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. pvt »» SiU-i-d» kt»,c1»lldln vr»n»icn»«, »>« «l«»cU«» iichl »avmdUch. Annahme »er s»r h»e uächM«l>e«Ie Nummer bestimmten Jus erste au Wochentagen bis 8 lltzr Nachmitt«»», a » e onn- nnv Aeftta»eu früh bi» '/,S Uhr. 3u den Filialen für 3ns.-^nnah«n Otto klemm, UniversitätSftraße 1. 1'oulS Lösche. Katharinenstr. 38, p. nur bi« '/.» Uhr. KjMger.TaMM Anzeiger. Lrgan fir Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschSstSverkehr. 191. Freitag ven 10. Juli 1885. Auflage L»,LV0. Ldonnemenlspreis vienelj. 4 V, Mt. incl. Bringenohn 5 Mk„ durch die Post bezogen k Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps Belegezemplar 10 Pi. Lebüdren für Ertrabeilagea sin Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderung 39 Mk. «lt Postbesürderuug 48 Mk. Inserate 6gefpaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schrillen laut uns. PrelSverzeichuiß. Dabeüanicher u. Zifferniatz nach höher,» Tarij. Nerlamen «Mer dem Redactionsstrich die4g«spalt. geile SO Ps., vorbei, Fam ilien Nachrichten die «gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die ErprSltton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenumerLuäo oder durch Post. Nachnahme. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. Der neu angelegte Fußweg, welcher auf dem Dtrertdamm und auf dem rechten Ufer der Pleiße nach Connewitz führt, ist fertig gestellt. Indem wir denselben dem Verkehr über geben, machen wir bekannt, daß daS Betreten der Damm böschungen, sowie da- Befahren de« Damme- mit Kinder« wagen bei Geldstrafe bis 15 oder entsprechender Haft verboten ist. Leipzig, den 4. Juli 1585. Der Skat- der Stad« Leipzig. vr. Gcorgi. Hentschel. Mmntmchmg. Den Zuschlag LeS von u»S am 39. vor. Mon. zu»» Verkaufe versteigerten vorueaitge» Pastorhause» der Nicolaikirche, Rikterstraße Nr. 4, für eine- der darauf gelhane» Gebote haben wir adzulehue» beschlossen und entlassen in Gemäßheit der verstrigerung-hediuguugeu die Bieter hiermit ihrer Gebote. Leipzig, am 4. Juli 1885. Der Slath der Stadt Leipzig. Cerutti. vr. Georgi. In Gemäßheit der tzK. 2 und 7 de- Regulativ« für Gasrohrlcitungen und GaSbeleuchtung-anlagen in Privat» grundstücken vom 2. März 1863 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Friedrich Heller, Earolinenstraß« Nr. 30, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei un» sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 7. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Wolfram. Bekanntmachung. Die Ausführung mehrerer kleinerer Trottoirlegungen und zwar von der Barfnstniühle bis zur ÄuSnründuug der Prourenadenstratze, von letzterer bi-zur Lesstugbrücke und an der Auömiindung der Goethestraste in die Bahnhofstraße soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. l4, auS und können daselbst eingesehcn, resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoirlegung an der Pro«enadeabrücke »ad aa der AuSmündung der Goethestraße 1a die Bahnhofstraße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 16. Juli, Nachmittag- 5 Ubr, einzureichen. Leipzig, am 4. Juli 1885. De» RathS der Stadt Leipzig Straßenbaa-Depatattoa. Bekanntmachung. Der von der Lagerhofvcrwaltung am 1. April d. I. unter Nr. 88698 au-gestelltr Lagerschein über von den Herren H. L. Magnus Söhne in Leipzig aufgelagerte KO Ballen Hasenfelle, gezeichnet Lv Nr. 1 bl- 50, gewogen 4689 Ilg, ist verloren gegangen. Wir fordern den Inhaber de- Lagerschein- auf, sich mit demselben binnen 3 Monaten und spätesten- bi» zum LS. Oktober 1888 bei Verlust jeglichen Anspruchs an die Lagerhofverwaltung in der Lagerhos-Expedition zu melden. Erfolgt keine Meldung, so wird der Lagerschein unwirksam erklärt und fein neuer Lagerschein ausgefertigt werden. Leipzig, den 9. Juli 1885. Lagerhof der Stadt Leipzig. G e t h e r. llekainilmachmig. Das Umpolstern von 138 Leib- und 8»» K«pf««tr«Hea soll an den Mindestfordernden verdungen werden. Bewerber haben die im Bureau der uuterzeichueten Verwaltung auslieaenden Bedingungen einznsebcn und »n unterschreiben und die Preisforderung bi- zum 15. Juli «. varwitta-- 11 Uhr schriftlich und versiegelt daselbst abzugeben. Leipzig, am 8. Juli 1885. —, königliche Aarnts«n-verw«Itlln>. Holz-Auctiou. Aus dem Naunhofer Fvrftrevier« i» den Abthetlimgrn 3S, 40 und 47 ausberestete 7 Um eichene Nutzschelte, 43 . harte Brennscheite, Knüppel und Zacken, 707 » weiche Brcnnscheite, 356 . . Bwnnknüppel, 45 . hartes und 46 kw weiche- Brennretflg, 11., Wllhdrt. Harles und 161„ Wllhdrt. «eiche- Brennretstg, 10 kieferne Langhaufen und 20 km harte Stöcke und Späne sollen Montag, den 20. Juli d. I.. von vormittag s Uhr aa nien'Ibielcnd gegen sofortige >m Gafthofe „Etabt Leipzig" in Raun- Hof zu b-w-,sende Bezahlung und unter den sonst vorher bekannt z» machenden Bedingungen versteigert werden. Versammlung aus dem Holzschlage in Sbtheilnng 36 am Ammel-Haiucr Loini»unicatw»Swege unweit der Ammelshaiaer Flurarenze. Köiiigl. Forstrentamt Wurzen und König!. Aorftrevter- verwaltung Naunhof, den 7. Juli 1885. Bachmaun. Lruthold. Nichtamtlicher Theil. Der Ueberfall in Hu6. In Hue, der Hauptstadt von Aiiam, haben vom 5. bis znm 7 Juli blutige Kamps« stattgefunden, welche mit einem rillsch'ieeilden Erfolge der Franzose» endete». Tie Depeschen des Generals Courcy geben keine hinreichende Erklärung der Ereignisse, sie enthalten nur Andeutungen, welche der Leser mit seiner Einbildung-kraft zu ergänzen hat. Die Schilderung der Vorgänge in der Nacht vom 4. zum 5. Juli ist in den drei Depesche» enthalten, welch« der Krieg-minister General Campenon der Deputirtenkammrr mitgetheilt hat. Diese lauten wörtlich: »Hub, 5. Juli. Die Legatiou und die Mang-La (Citadelle) wurden um 1 Uhr Morgen- durch die gesammten anamitischen Truppen angegriffen. In die Citadelle und da- ganz« au- Strohhütten bestehende viertel der Marine-Infanterie, welches die Legation umgiebt, wurden Feuerbräude geschleudert. Wir haben keine ernsten Verluste erlitten. Es ist unmöglich, zu wissen, waS in der Mang-La geschehen, die Citadelle brennt an mehrere» Puncten. Da« Gewehr» und Kanoneuseuer ist sehr lebhaft. Ich bin sicher, daß da- feindlich« Feuer zurückgewiesen wird. Ich konnte das Telearaphenzelt retten. Ich habe alle Anordnungen getroffen und oin ohne Besorgniß." In der folgenden Depesche heißt eS: »Di« Citadelle mit 1000 Kanonen ist in unserer Gewalt. Die Truppen hielten sich glänzend. Der Angriff der Anamiten begann gleichzeitig um 1 Uhr Morgen» gegen die Citadelle wie gegen die LegationSgebäudc. Die Anamiten waren 30,000 an der Zahl. Sie steckten die Strohhüttcn der Truppen in Brand. Alle Effecten sind verbrannt, jedoch die Munition und die Leben-mittel wurden gerettet. Das LeaationSgebäud« wurde mit Kugeln überschüttet. Ich treffe alle Anordnungen, um «inen Gegenangriff gegen die Legation rurückzuweisen. Seien Sie ohne Sorgen. Eine Truppen bewegung zur Verstärkung der Garnison ist angeordnet." Die dritte Depesche endlich lautet: „Nach dem unerhörten Angriff der Anamiten hielten die au» dem Schlafe ausge- scheuchten Soldaten in Mitte de» Brande» in ihren heftig beschaffenen Wohnstätten Stand. Als eS Tag geworden, setzten sie sich in Bewegung. Der Feind ist überall in Deroute, 12- bi- 1500 Leichen der Anamiten bedecken die Wahlstatt. Unsere Verluste hetragen 60 Mann verwundet und tobt. Alle- wird gut gehen." Die Verlesung dieser Depeschen erregte große Aufregung in der Kammer, und der KriegS- minister hielt e« für nölhia. zur Beruhigung darauf hinzu- weisen, daß gegenwärtig in Tonkin 30,000 Mann kampffähige französische Soldaten stehen. Die ersten Meldungen de- General» Courcy über den Ueberfall in Huö verralhcn deutlich die Verwirrung und die Bcsorquiß. in welcher sich der Oberbeschl-haber der französi- scheu Truppen damal- befand; er wiederholt sich, ohne dadurch klarer zu werden, und überläßt eS den, Leser, sich in dem ChaoS zurechtzustnden. Das aber ist aus den Meldungen Courcy'» zu entnehmen, daß die Citadelle während der Nacht im Besitze der Angreifer gewesen ist. Courcy verschweigt da« zwar, aber die Fassung der Depesche läßt keine andere Auslegung zu. Al« Courcy seine erste Depesche absandte, glaubte er bereits Alle» verloren, und wäre froh gewesen, wenn er seine Zuaven in Sicherheit gebracht hätte. Es scheint, daß die Marine-Infanterie, welche in Huä lag, um das Gesandtschaftsgebäude zu schützen, schon längst iii einer sehr bedenklichen Lage war, und daß die Anamiten mit ihrem Angriff nur so lange gezögert hatte», um den französischen Obergeneral gleichzeitig mit der Citadelle in ihre Gewalt zu bringen. Die Verschweigungspolitik de« Ministeriums Ferry hat niemals gestattet, sich eine richtige Vorstellung von der wahren Sachlage in Haä zu bilden, und dann war auch die Ausmerksamkeit seit einem Jahre haupt sächlich auf die Ereignisse gerichtet, welche sich in der Gegend von Langson abspicllen. Die Franzosen besanden sich in Hut am 5. Juli etwa in derselben Lage wie Capitain Rivitre im Mai 1883 in Hanoi. Auch er war in der Cita- delle mit seinem Häuflein Soldaten belagert und suchte sich durch einen kühnen Ausfall Luft zu verschaffen, fiel aber be kanntlich bei dieser Gelegenheit m einen Hinterhalt. Die französische Garnison in Hu» lag zum Theil in der Citadelle, zum Theil campirte sie in Stroohutten, stet« in Gefahr, von den beträchtlichen anamitischen Streitkräftcn angegriffen und vernichtet zu werden. Darin sollte jetzt Wandel geschafft werden, aber General Courcy scheint selbst über die wahre Sachlage schlecht unterrichtet gewesen zu fein, sonst würde er nicht mit so geringen Streitkräftcn nach Hut gekommen sein. Seine Fahrt nach Hut scheint überhaupt nicht sowohl den Zweck gehabt zu haben, dem König von Anam seine Auf wartung zu machen, als Hut vollständig in feine Gewalt zu dringen. Dazu reichte aber die Hand voll Zuaven, die er mitbrachte, nicht aus. Der Zufall hat da dem General Courcy zu einem Siege verholfen, auf den er gar nicht gehofft zu haben scheint. Er hat ein anamitische» Heer von 30,000 Mann in die Flucht geschlagen, sich zum Herrn der Stadt gemacht und vom Königspalasi Besitz ergriffen. So meldet die letzte Depesche vom 8. Juli. Alles, was man in den drei Tagen vom 6. bi» zum 8. Juli über die Lage der Franzosen in Hut erfahren hat, ist so verblüffend, daß man Mühe hat. die Sorglosigkeit de- General- Courcy zu begreifen. Man fragt sich, wa» denn eigentlich sein Vor gänger Britre de l'Isle und Admiral Courbet gethan haben, al» sie noch in Tonkin denOberbefebl hatten, um dieOperationen gegen die Feinde zu leiten und den Besitz de- Landes zu sickern. Hut, der eigentliche Miltelpunct de» Widerstandes der Ton- «liefen, befand sich fast gänzlich außerhalb des Gesichtskreises der französischen KriegSIcitung. Dort spielten sich die diplo matischen Intriguen zwischen Harmand und Ehampeaux einer seits, dem König von Anam und seinen Mandarinen anderer« seit» ab; man schloß Verträge, die aber die anamitische Regierung nur z»m Schein rioging, um sie im gegebenen Augenblick zu brechen. Ein Heer von 30,000 Anamiten war zu den Befehlen des König», und die Franzosen machten gar keine Anstalten, um diese- Heer unter ibre Botmäßigkeit zu bringen und unschädlich zu machen. Wenn man in diesen Wust von militairiscker und diplomatischer Unfähigkeit der Franzosen einen Blick wirft, dann kann man die Sorg losigkeit der Kammer und der Regierung in diesem ernsten Augenblicke kaum begreifen. Während man in Frankreich großartige Leichenbegängnisse für Victor Hugo und Courbet veranstaltet, liegen die Verhältnisse in Tonkin der Art im Argen, daß zwischen der Zeit, da Rivitre fiel, und dem Ueberfall von Hut nur der einzige Unterschied besieht, daß Tonkinesen und Chinesen heute volle Klarheit über die Hilfsmittel der Franzosen und ihre Unfähig keit, dieselben entsprechend zu benutzen, gewonnen haben. Bischof Frcppcl hatte vollständig Recht, wenn er die Vertagung der Berathung über den Frieden-Vertrag mit Coina wegen der veränderten Sachlage beantragte. Die Franzosen dürfen sich darüber keiner Täuschung hingeben, daß die Regierung m Peking über die Vorgänge in Hut die größte Freude empfinden und nur bedauern wird, daß der Ueberfall nur lheilweise gelungen ist. Daß die Sache weit schlimmer ab- gelaufen ist, als General Courcy eingestehen will, ist mit Händen zu greisen. Es stand am 5. Juli in der That für die Franzosen in Anam Alle» auf dem Spiel. Nach den neuesten Erfahrungen ist die Auffassung gerechtfertigt, daß China mit Frankreich nur zum Schein Frieden geschloffen hat und unter der Hand Vorbereitungen traf, um die in Tonkin stehenden französischen Truppen nur um so sicherer zu ver nichten. Das französisch-chinesische Kriegsdrama ist gegen wärtig erst beim zweiten Act angelangt, und durch den Ueoer- fall von Hut wird erst klar, we-halb die Chinesen so schnell und unerwartet die Hand zum Frieden boten. * Leipzig, 10. Juli 1885. * Es gilt al- zweifello», daß die Novelle zur Stras- justizgesetzgebung in dem alten oder in neuem Gewände vor den nächsten Reichstag gebracht wird. Die Reichsregierung hat mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen, welche nament lich bezüglich der geplanten Abänderung der Schwur gerichte lebbast hervortreten dürsten. Nickt ganz so großer Widerspruch wird sich bei der beabsichtigten Wiedereinführung der Berufungsinstanz im Strasproccsse zeigen, und es hat den Anschein, als ob darauf beispiel-weise die preußische Re gierung nicht gleich große- Gewicht legt, wie aus die Reform der Schwurgerichte. In diesen Fragen haben übrigens mehr fache Verhandlungen und Borberathungen zwischen den Ver tretern der Mittelstaaten stattgefundcn und e» wird erwartet, daß die verschiedenen Gruppen mit bestimmten Anträgen hervortreten werden. * Der .Hannoversche Courier" meldet mit besonderem Nachdruck, in sehr gut unterrichteten Kreisen halt« mau dafür, daß dem Prinzen Heinrich VII. Reuß, dem gegen- wärtigen Botschafter in Wien, seiten» der braunschweigi schen Regierung die Regentenwttrde zuerst angetragen werden wird. Es bestehe auch kein Zweifel, daß der Pnnz die Regentschaft anzutreten gewillt sei. * Die „Germania" arbeitet anläßlich de» Paderborner Erlasse- aus eine gemeinsame einheitliche Beschluß, fassung deS preußischen Episkopat» in dieser wie in anoeren die Handhabung der Maiacsetze betreffenden Fragen hin, damit die Annahme ein für allemal beseitigt werde, daß ein einzelner Bischof in solchen die kirchlichen Grundfragen betreffenden Dingen, wie die Vorbildung der Geistlichen, ans eigene Hand Vorgehen und widersprechende Grundsätze in den einzelnen Diöcesen zur Geltung kommen könnten. Die Be harrlichkeit, mit der da» leitende ultramontauc Blatt aus die Nolbwendigteit einer gemeinsamen Beschlußfassung der Bischöfe in Verbindung mit dem heiligen Stubl zurückkvmmt, läßt daraus schließen, daß ein solcher Plan thatsächlich im Werke ist. Mau wird nicht überrascht sein können, wenn die preußischen Bischöfe, wie auch früher schon wiederholt, per sönlich zusammentreten oder sich wenigsten» schriftlich in» Einvernehmen setzen, um gegenüber diesem neuesten Vorgang wie überhaupt gegenüber der vielfach veränderten kircken- volilischen Situation Stellung zu nehmen. Daß der Pader- oorncr Fall noch nicht erledigt ist, geben ja die ullramontanen Blätter selbst zu, nachdem sie von ihrer ersten Freude über den „Widerruf" etwa» sich ernüchtert haben; es soll vielmehr damit jetzt erst die „Klärung" angebahnt sein. * Durch die Blätter geht eine Mittheilung, wonach im Wahlkreise Grünberg-Freystadt die Conservaliven und Nationalliberalen ein Wahlbündnis für die Landtag«. Wahlen abgeschlossen und den Redacteur der „National, liberalen Correspondenz", vr. Weber, als gemeinsamen Candidaten aufgestellt hätten. Diese Mittheilung ist, wa» die Person de» aufzustellenden Candidaten betrifft, unrichtig. * Aus dem Löwenstein'schen Schlöffe Kleinhcubach hat in den letzten Tagen wieder einmal eine freie Vereinigung katholischer Sociatpolitiker gelagt. Nach einem ausführlichen Berichte der .Germania" wurden Reso lutionen Uber die Sonntag-Heiligung, die BersicherungSsrage mit besonderer Rücksicht aus die Erwerbslosigkeit und eine internationale Verständigung über die Arbeilcrschutzgesctzgebung beschlossen. * Zum Streite innerhalb der socialdemokra« tischen Partei bringt der „Socialdemokrat" wieder einige Erklärungen. Es handelt sich um die Dampsersubvention betreff- deren die Haltung der Mehrheit der Fraction von den Züricher Hintermännern stark mitgenommen worden war. Das erstere der Schreiben rührt her von den Abgg. Auer, Blo», Geiser und Grillenberger und lautet: „In der Nr. 22 Ihre- Blatte« veröffentlichten Sie unter der Rubrik: „Socialpolilüche Rundschau" eine auf die Dampsersubvention bezügliche Notiz, worin behauptet wird, daß, gleich de» Tolonien- gründungen der pp. Wörniann, Löberitz und Genossen, auch die Damplersubvention sich als „Schwtndcl in des Wortc» gemelnster Bedeutung" herausgestellt habe. Der Bremer Lloyd", so heißt e« u. A. in der betreffenden Notiz, „oder wir er mit seinem persönlichen Namen heißt: Herr Meier von Bremen („Der Lloyd das bin ich!"), brauchte Geld und wendete sich zu diesem vehuse an gewisse, der Reichsregicrung nahestehende In- dividuen, mit deren Hilfe dann die Sache in Scene gesetzt ward. Herrn Meier wurde eine fette Subvention zugesichert. Ta sich da- Ding nicht so ohne Weitere« machen ließ und die Sanclio» des Reichstages eingebolt werden mußte, so war man genülhigt, dem schmutzigen Geschäft eia Mäntelchen überzuwerfen: man redete von vaterländischen Interessen, und wie es Pflicht eines jeden Patrioten sei, dieselben zu sördern, und versprach dem Volke goldene Bcrge, wenn es sich für die Subvention begeistere. Vergebens deckte unser Genosse Dietz den Schwindel aus, vergeben- erklärte er — „waS die Spatzen von den Dächern pfiffen" —, daß daS Geschäft mit Herrn Meier in Bremen bereit« fix und fertig abgeschkoMn sei. Der Reichstag hörte nicht auf die warnende Stimme, wollte nicht auf sie hören. Und so kam denn die famose GesetzeSvorlage zu Stande. Tugcndscheu hat man eine kleine AnstandSpause gemacht; sie ist aber nun vorüber und — Herr Meier in Bremen wird nächsten« die Million der Dampfer- subve,ilion in der Tasche haben. DaS nennt man Unterstützung des deutschen Handels und der deutschen Industrie! Und wer zahlt die Millionen, welch« in die Taschen de- Herrn Meier in Bremen bugsirt werden?" Die Unterzeichneten Mitglieder der socialdemokratischen Reichstag-fraction, von denen bekannt ist, daß sie seiner Zeit mit der Vorlage, betreffend die Dampfcrsubvealion, synivatbisirteu. sehen sich nun veranlaßt, zu erklären, daß die Darstellung de- Sach verhalt«. wie sie in der vorstehenden Notiz enthalten, eine durch aus falsche und der Wirklichkeit nicht entsprechende ist. Wäre eS wahr, waS jene Notiz behaupt«, daß die Subventions- Vorlage ein ganz gemeiner Schwindel war, nur bestimmt, dem bankerotten Lloyd wieder auf die Beine zu helfen, und wäre eS weiter wahr, daß der Abgeordnete Dietz diesen Schwindel durch schaut hatte, dann bliebe, angesichts der Thaisache, daß bis zur cnd- gütigen dritten Lesung der Dampservorlage die Majorität der Fraction entschlossen war, für dieselbe zu stimmen, wenn ihre bekannten Amendements angenommen worden wären, kein anderer Schluß mehr übrig, al« daß die Majorität der Fraction mit vollem und klarem Bewußtsein einen offenkundigen Schwindel zu unterstützen bereit gewesen wäre. Herr Most hat früher in seiner „Freiheit" ausgesprochen, daß die Fraction von den Schisssrhedern, welche aus die Sub- ventionssumme speculirten, sich habe bestechen lassen. Daß die vor stehend erwähnte Notiz ungefähr zu gleichen Schlußfolgerungen sührt, dürfte der Redaction des „Socialdemokrat" bei nochmaligem Durch lesen derselben schwerlich entgehen. Wir überlasten es unseren Parteigenossen und der öffentlichen Meinung, ein eadgiliiges Urtheil in dieser Angelegenheit abzu- geben. Zur Sache selbst erklären wir nur noch, daß unseres Wissens und nach allgemeiner Annahme der Bremer Lloyd eines der capital- kräftigsten Unternehmen in ganz Deutschland ist, womit die ganze, auf die Lüge vom Lloydbankerott aufgebautc Schauer geschichte in der betreffenden Notiz in sich selbst zusamniensällt. Was aber da- „Durchschauen des angeblichen Schwindels" be trifft, so haben die Unterzeichneten in Uebereinstimmung mit dem Abgeordneten Dietz nie etwas Anderes behauptet, als daß der mit Capital und Schiffen reichlich ausgerüstete Bremer Lloyd jeder Con- currenz von vornherein überlegen sein würde, wenn nicht in das Gesetz eine Bestimmung Ausnahme fände, wonach nur neue Schiffe sür die betreffende Linie eingestellt werden dürsten. Dafür, daß diese Ansicht „selbst die Spatzen von den Dächern hcrunterpfiffen", hat die FraciionSmehrheit allerdings gesorgt. Wir kämpften also nicht gegen den bankerotten, sondern gegen den capitalübermächtigeu Lloyd. DaS Märchen von dem Bankerott war damals noch nicht gedichtet." DaS zweite Schreiben rührt vom Abg. Dietz selbst her und lautet: „In Nr. 22 de« „Soclalbemokrat" befindet sich unter der „Socialpolitischen Rundschau" an zweiter Stelle eine Notiz, die den Genossen in Deutschland tiefer gehängt werden muß. Dieselbe stellt in nüchternen klaren Worten die so viel beregie Dampsersubvention als „Schwindel" und zwar „als Schwindel in des Worte- gemeinster Bedeutung" hin. Cs heißt dann weiter: „Vergebens deckte unser Genoffe Dietz den Schwindel auf, daß das Geschäft mit Herrn Meier in Bremen bereits fix und serttg abgeschlossen sei" re. Hieraus muß Jedermann solgeru, daß der Unterzeichnete von vornherein von einem in Scene gesetzten Schwindel überzeugt war, aber -rrHdem mitmnchte, um sich vor allcr Welt al« „Schwindler in de- Worte» gemeinster Bedeutung" hiuzustellea. Und weiter ist hieraus zu folgern, daß die Fractionsmajorität entweder an« schmachköpfigen Leuten bestand oder — gleichfalls den „Schwindel' bewußt mitmachte. Der „Socialdemokrat" registrirte seinerzeit sorgfältig jede der Dampsersubvention nicht günstige Aeußerung, namentlich der im AuSIande lebenden Genossen, und versehilr auch nicht, den von Most gebrauchten Ausdruck, die Majorität sei von Schisssrhedern bestochen, getreulich zum Abdruck zu bringen. Wenn nun in der obigen Notiz gesagt wird, die Dampsersubvention sei nur ln Scene gesetzt, um dem bankerotten Bremer Lloyd auf die Beine zu Helsen, so laßt dieser Wink mit dem Zaunpsahl an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Ich will letzt nur noch die eine Frage aufwerfen: Halten die Genossen in Deutschland die FracttonSmchrheit an- Schwindlern zu sammengesetzt, halten sie eS für möglich, daß die Redlichkeit der Arbeiterverireter im Reichstage eine zweiselhasie ist — dann ist es auch ihre Pflicht, die Betreffenden auszusorderu, ihre Mandat: niederzulegen. Schwindler gehören nicht in den Reichs- tag. Sind dt» Genossen jedoch von der Ehrlichkeit und der Prlncsiücutreue ihrer Vertreter überzeugt, so muß ihnen Schamröthe heiß inS Gesicht steigen ob der Schmach, die man uns, die man der ganzen socialdemokratischen Partei zugesügt hat." Man sieht, die Einigkeit in der Fraction gedeiht immer weiter; denn e« ist jedenfalls ein bemerkenSwerther Vorgang, daß 5 Mitglieder der Fraction, welche behaupten, die Mehr heit derselben habe ihre Ansicht getbeill, im ossiciellen Fractions- organ sich dagegen vertheivigcn müssen, im Reichstage Schwindel begünstigt zu haben. Die Redaktion deS .Socialdemokrat" antwortet allerdings, sie habe Most'S Angriffe nicht gebilligt, sondern adaclehnt, aber doch abgedruckt (?!). Daneben a^er spricht die Redaction de» Züricher Blatte» von dem durch die .abnorme Empfindlichkeit" der angegriffenen Ab geordneten der gesammten TiScussion über jenen Fall rr.it- gethcilten „unleidlichen Cbarakler" sind fragt nach den letzten Conscquenzcn einer Kampfesart, welche in jeder ab- weichenden Ansicht den Vorwurf der Eigenschaft von „Schwach- kvpfen" oder .Schuften" erblicken. .Ist da über haupt noch eine Debatte möglich?" fragt das Blatt. * In Holland ist wieder einmal eine kleine Ministcr- krisis glücklich beseitigt. Es handelte sich um die Adlindc- rung einiger Artikel de» GemeindegesetzcS, wodurch eines der Mittel zur Herstellung de» Finanzgleichgcwichls gesunden werden sollte. Im Jahr 1863 wurde den Gemeinden das Recht genommen, gewisse indirecte Steuern zu erheben, wofür ihnen als Ersatz die Besugniß gegeben wurde, aus oie StaatS- sleuern bis zu einem gewissen Procentsatz Zuschläge zu machen. Um den seit einer Reibe von Jahren regelmäßig wicder- kehrendcn Fehlbetrag im Staatshaushalt lheilweise zu decken, brachte die Regierung bei der Kammer eine Gesetzes vorlage ein. nach welcher den Gemeinde» ein Theil der ihnen 1863 zugesiandencit Steuern zu Gunsten der Staatscasse wieder abgenommen werden sollte, wofür erstere aber die Berechtigung haben sollten, durch Auslegung direkter Steuern für ihre Bedürfnisse zu sorgen. Der Widerstand gegen diese Finanzmaßregel nahm während der sechSlägigen Verhandlung sehr große und für die Regierung beunruhigende Verhältnisse an. der Premier HeemSkerk ergriff mehrere Male VaS Wort, um dem Finanzminister zu Hilfe zu kommen, und rundiveg erklärte er denn schließlich, daß eine Verwerfung der Vorlage gleichbedeutend mit der Einreichung des Entlaffungögesuchs sämmtlichcr Minister sein würde. Ob diese Drohung ge fruchtet haben würde, ist zum Mindesten zweifelhaft, da die Kammer den ersten Artikel de- neuen Gesetze» nur nach vor heriger Abänderung annahm, so daß eigentlich von dem ur sprünglichen ministeriellen Entwurf sehr wenig übrig blieb. * Ter .Gaulois" erhält nachstehenden interessanten Bericht seines Specialcorrcspondenten in Madrid über den Besuch de- König- AlsonsoLll. bei den Cholerakranken in Aran juez: Mittwoch Abend erlheilte 8e. Majestät vor dem Schlafengehen dem diensthaoenden Adjutanten den Befehl, ihn am anderen Morgen um fünf Uhr zu wecken; der Osficier, der seinem Aufträge mit mili- tairischer Pünktlichkeit nachkam, präsentirte sich zur bestimmten Stunde vor dem König. Alfonso XU. war bereits aus, in Uniform, doch mit einem zugeknöpften großen Ueberzieher bedeckt. „Ich habe an-
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