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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188507097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-09
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1885
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Erscheint taglicb früh S»/. Uhr^ KkLartiou und Lktzk-iti-ll JohauneSqasse 8. Aprrchknndeu drr Uedaltion: BormikiagS 10—12 llhr. NachniittagS b—6 Uhr. >M t>c siiut,»i» rm,ri«»»t«r vt»>u>ie,>M, »»chl Sch dir »itdocrwa nu»l »cr»«rUch. Annahme der für dir nächftfolse«»« Nummer bestimmten Inserate an Wochentage» bis 3 Uhr Nachmittags, an Sann- und Festtagen früh biS',,9Uhr. 3n -kn Filialen für 3ns. Annahme: Ltto klemm, Uuiversitätsstraße 1. Lonts Liische, Kathariueustr. 28, p. NM! »t« Uhr. Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LS,Ivo. ^ddnnemeillsprris Viertels. 4'/, Mk. inrl. Bringenohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede nmielne Nummer 20 P-. Belegexemplar IO Ps. Gebüdren >ür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ahne Poftbciärderuug 38 Mk. »tt Postbesörderung 48 Mk. Inserate Sgespaltcue Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut uni. Pre-amr^icha i!. Tabellarischer u. Ziffrruiatz nach höherm Laris Lrrlamkll »Mer dem Redaktion« strich diesgelvalt. Zeile 50 Pf., vor den Familiennnchriwrn die kgespaltene Zeile 40 Pi. Inserate sind stet« an b«e Erpevrtinn ja senden. — Rabatt wird nutzt gegeben Zahlung praovnnieaimit« oder dura, Pcst ncndnahine. ISS. Dormer-tag den 9. Juli 1885. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Zrrr Bewerbung uni da- neugegründete Diakonat zu Ktndeoaa wird hierdurch mit dem Bemerken anderweit ausgejordert, daß dasselbe nicht, wie in unserer Bekannt machung vom 23. vorigen Monat- angegeben ist, außer der freien AnrtSwohauug nur mit 2100 sondern mit 2400 Mart Gehalt ausgestattet ist und BewerbungS- gesuche unter Beifügung von Zeugnissen bi- zum 18. lausenden Monats bei uns einzureichen sind. Leipzig, den 3. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Kretschmer. Bekarmtuiluhllllg." Bou de« tmkerzeichnelen Armenamle sollen im Stadt hause allhier (Eingang Mtchlqaffe Nr. 7) Freitag, de« 10. J»lt ». Bor«lttagS »oa 8 Uhr a», einige Kleidungsstücke, Möbel, Hau», und Küchengeräthe. eine silberne Schmqfflabakdose, Taschenuhren, Belten und dergl. mehr metflbretend versteigert werden. Leipzig, dr» 8. Juli 1885. DaS Arnrenauet. Ludwig-Wolf. IunghLhnel. VekannUachung. Die Kotzten- und Prtroleumlieferun» für hiesige »ehsrd« ,st vergebe». Haupt-Sp«rtel-basin»-Verwaltung des K-ntgltche« Amtsgerichts Leipzig am 7. Juli 1885. Vekanntmchinlß. Durch An-fthdlßurcyett vom 13. Mai 1885 ist der Reichsbank- Lntheilschriv Nr. 38861, laut besten dieser Reich« baak-Antheil für ocn Bureau-Assistenten Carl Zeitter in Straßburg isE. in dieStamm- vücher oer Rrichsbank eingetragen ist, für kraftlos erklärt. Berlin, den 13. Mai 1385. K-vigtftheS Amtsgericht I., Abtheilung 4b In unser Firmen. Register ist zufolge Verfügung o «u h, tz. M. heute Folgendes cingelragra wordeu: unter Nr. 269 die Firma Karl Loetzner g» Torgau and als deren Inhaber: der Kauiniann Varl Otto Loetzuer »» Torgan; unter Nr. 270 die Firma K. T, Schuttuuf zu Zsttl-dorf and als deren Inhaber: der Kausmano Sarl Friedrich Achättaaf »» Züll-dors. Torgau, den 2. Juli 1885. Königliche« Amts-Gericht. Nichtamtlicher Theil. Aaliobury's Programm. Der neue englische Ministerpräsident hat am Montag im Oberbaus« sein Programm für die Leitung der auswärtigen Politik entwickelt. Darin liegt Plan, da» hat Hand und Fuß. Salisbury sagt klar und deutlich, was er will, seine Politik ist nicht hin,melstürmend, sie verheißt keine goldenen Berge, e» ist eine Politik der Festigkeit und der Thatfachen im Gegensatz zu der Politik de» Schwankens und der Hirn- gespumste, wie sie Gladstone verfolgte. Der abgetretene Ministerpräsident suchte seine Stärke in der Verdunkelung des Sachverhalte«, in der Gebeimthurrei und in Neber- raschuiigen. Er pflegte vor da» Parlament mit abgeschlossenen Tbalsawen zu treten, die keine Wahl ließen, die von ihm gestellten Forderungen anzunehmen oder abzulehnen. Die englische Volksvertretung befand sich unter Gladstone in einer fortdauernden Zwangslage, mit gebundenen Händen überlieferte sich die Mehrheit den Ergebnissen seiner Stimmung, denn nur nach Stimmungen handelte Gladstone, nicht nach einem wohlüberlegten konsequent dnrchgefsthrtcn Plane. Er ließ sich ftetS von den Ereignissen überraschen, statt sie dor- hcrzusehen und seine Haltung danach eiuzurichten. Eine solche Politik mag dazu geeignet sein, eine augenblickliche Gunst der Umstände kübn zu benutzen, wie im Juli 1882, als Lord Seymour die Well durch das Bombardement von Alexandrien und die Schließung des Gnczcanal- Überraschte. Ader eS ist der große Nachlhcil einer solchen Augenblicks- Politik, daß sie durch unvorhergesehene Schwierigkeiten cbeuso schnell au» der Bahn gelenkt, wie in dieselbe hmeingeschoben werden kann. Als oer Mahdi in El Obeid auftauchte, verlor Gladstone die Fassung und gab die errungenen Bortheilc aus Nalklosigkeir und Schwäche wieder auf, die ihm ein glück licher Zufall in den Schoß geworfen batte. Als die Russen Merw in Besitz »ahme», begnügte er sich mit phrasenreichcn Deklamationen, und als General Komaroff eine» Tage« Pulikhisti und Penschveh besetzte, glaubte er genug gethan zu haben, wenn er sich gegen die russischen Gewaltstreiche mit Worten wehrte. Gegen Deutschland setzte er sich aufs hohe Pserd, als eS seine Handelsniederlassungen in Afrika und Australien unter kaiserlichen Schutz stellte; als aber die .uropäischcn Mächte i» Berlin zusammenlrateii, um die Frei heit von Handel und Schifffahrt aus dem Cougo und Niger gegen Aufrichtung von Zollschranken zu wahre», mußte Glad stone die von Bismarck entworfenen Satzungen für da- Eolonialrecht kor Zukunft annehmen, wenn er sich nicht dem Vorwürfe der Mißachtung von Recht und Ordnung zu Gunsten englischer Selbstsucht aussetzen wollte. Mau vergleiche damit, wa» Salisbury zur Richtschnur seiner Politik erwählt hat, und man wird ihm die Auer« keuuuug nicht versage» können, daß er weiß, was er will und daß er sich ans den Bodeu der Tbalsachen stellt, statt Luftg.diloen uachzuiagen. Salisbury knüpst an das an. wa» er bei Uebornahme der Regierung vorqefunden hat und sucht daraus lv v cl zu mache», als rS die Verhältnisse gestatten. Tie wuchtigste Frage >>t für ibn die afghanische. Erst jetzt ersäbn die Well, daß Rußland die Zusage gegeben hat, den Zulstkarpaß als zu Afghanistan gehörig anzuevtennen. diese Ziisa,e aber wieder rückgängig zu machen suchte, als eS zur Auci'übrung oer geschehenen Abmachungen kam. Salisbury giebt Diese Darstellung des Sachverhalt« in einer für Ruß land möglichst schonenden Form, er beklagt den Trauerfall in der Familie des Ministers v. Gier«, welcher hindernd in die Verhandlungen eingegriffen habe, und appellirt au die Loyalität der russischen Regierung, aber er trifft zugleich den wunden Punkt in der centralasiatischen Politik Rußlands, er brandmarkt diese Politik als eine Politik der Hinterlist und Wortbrüchigkeit. Gladstone ließ darüber den Schleier fallen, er verschanzte sich hinter Winkelzüge und Ausflüchte, machte unter Aufwendung theatralischer Mittel halbverständliche An deutungen, aber trat dann wieder ebenso schnell den Rückzug m da« geheininißvolle Dunkel seiner Politik der Laune und der Unberechenbarkeit an. DaS ist der ungeheure Unterschied zwischen der Politik eine« Metternich und eine« BiSmarck, baß dieser seine Karlen offen auf den Tisch legt, während jener mit allen Hilfs mitteln, welch« Ränke und wohlberccbuetc Täuschungen gewähren, sein diplomatische- Spiel trieb. Gladstone war offenbar ein Schüler Metternich'«, während Salisbury eS mit BiSmarck hält und vo» ihm Vieles gelernt zu haben scheint. Eine Politik, die daS Tageslicht scheut und sich binter alle möglichen Deckmittel vcrbarrikadirt, hat zu sich selbst kein Vertrauen, wie sollen eö Ändere bekommen? Und deshalb scheut sie auch fremde Tücke, weil sie selbst kein gute» Gewissen hat und immer den Fall in Aussicht nimmt, daß sie eines Tages sich derselben Mittel bedienen müsse, die sie am Gegner tadelt. Gladstone bat Rußland geschont, weil er sich bewußt war, gegen Deutschland mit derselben Anmaßung und Treu losigkeit in Afrika und Australien^ebandell zu haben, wie Ruß land gegen England bei der Besitzergreifung MerwS und der Au-dehnung seines MachlgcbieteS bis an den Zusammenfluß von Kuschk und Murghab. Salisbury scheut sich nicht, den Trcu- bruch Rußlands wegen de« Zulsikarpaffes beim Name» zu nennen, weun er auch die bittere Pille der Aufdeckung der russischen Gewaltthat höflich verzuckert und ihm den Weg zum Rückzüge bahnt. Dieser Hieb hat in Petersburg aber sicherlich ganz anders gesessen, als die lächerlichen Krieg«- Drohungeu, die Gladstone zur Erreichung seines Zwecke- vom Stapel ließ. Salisbury nimmt auch kein Blatt vor den Mund, um den Werth, welchen er dem Bündniß mit dem Emir von Afghanistan beimißt, gebührend ru kenn- zeichnen. Die Zustände der asiatischen Staaten find ihm nicht fest genug, die Zusagen der asiatischen Macht haber sind ihm nicht zuverlässig genug, um daraus al« auf einer sicheren Grundlage zu fußen. Deshalb erklärt er e« als uoerläßlich, daß du englischen Besitzuugeu i» Süu Asien durch Bollwerke geschützt werden, die den natürlichen Grenzen angepaßt sind und nicht da Aalt machen, wo etwa der Emir von Afghanistan sein .Bis hierher und nicht weiter" erschallen ließe. Solche Sprache hat Gladstone niemals geführt, und zwar auS dem Grunde, well er überhaupt kein« Politik hatte. Für ihn aalt nur die gegenwärtige Gefahr als Gradmesser für die Bewegungen zur Abwehr de- dro henden ober schon hereingebrochenen Unglück«. Und England aab dieser Politik der Planlosigkeit u«d der Zerfahracheit seine Zustimmung. ES ist nicht möglich, in dem Rahmen eine« flüchtigen Artikels daS SaliSbury'sche Programm auch in Bezug auf die egyptische Angelegenheit zu charakterisircn, für heute mögen deshalb in dieser Hinsicht einige kurze Andeutungen genügen. Salisbury bricht von vornherein mit dem von Gladstone aufgestellten Grundsatz, daß der Sudan für Eng land werthlo« und deshalb preiSzuqeben sei. Ihm scheint eS im Gegentheil von höchster Wichtigfeit, daß der Feind, welcher vor de» Grenzen EgyptcnS steht, von diesen serngehalten werde. Die Ordnung der Finanzen EgYPtenS ist Salisbury nicht Selbstzweck, sondern hat nur die Bestimmung, Egyplen fähig zu machen, daß eS sich gegen gefährliche Heinde zur Wehr setzen kann und daß e» seine internationale Stellung Europa gegenüber zu wahren vermag. Auch Salisbury stellt sich aus vcn Standvuncl, daß die militairifche Besetzung Egyptens durch englische Truppen nur ein vorübergehender Zustand sei, aber er will, daß Egypten gegen da« anvrängende Barbaren- tbum sicher gestellt sei, bevor e» von den Engländern ge räumt wird, und daß Egypten einer blühenden und gesicherten Civilisation erschlossen sei, wenn England daS Land sich selbst Überläßt. Die egyptische» Verhältnisse sind zu schwierig und zu verwickelt, al« daß sie durch einige kurze An deutungen schon nach allen Seiten hin klargcstcllt werden könnten, aber der himmelweite Unterschied zwischen der egyptische» Politik SaliSbury'S und der Gladstone'- besteht darin, daß L>aliSbury überhaupt GesichtSpuncte sür die Zukunst EgYPtenS aufgestellt hat, während Gladstone den Triumph seiner egyptische» Politik in der Verdunkelung des Sachverhalts suchte. Salisbury muß mit den Hindernissen rechne», welche Gladstone während dcr fünfjährigen Amtsführung seinem Nachfolger ausgerichtet hat, avec die kräftige und zielbewußte Form, m welcher Salisbury cm die Erledigung seiner überaus schwierigen Ausgabe herangetrcten ist, läßt die Hoffnung auf keimen. daß eS ihm gelingen wird, das Siel, welches er sich gesteckt bat, zu erreichen. Für Europa ist daS entschieden al« ein Gewinn zu betracvken, nachdem eS durch die ziel- und gedankenlose Politik Gladstoire'S so lange Zeit beunruhigt worden ist. , Leipzig, 9. Juli 1885. * Zum Stande des EulturkampfeS schreibt die »Nationalliberale Eorrespondenz": Der „Widerruf" des Bischofs von Paderborn erweist sich bei näherer Betrachtung doch keineswegs al- so vollständig, wie es die nltrcimontanc Presse verkündigt Halle und gern gesehen hätte. Jetzt wird ln klerikalen Blättern versichert, daß auch die Pfarrer der DiSccse Paderborn einen besonderen Erlaß empsangen hätten, in welchem die Beifügung de- bischöflichen GeaeralvicariatS vom Februar pure zurückgezogen wird. DK» wird abwaricn müssen, ob diese Angabe begründet oder nur als Trost sür den ungenügenden Charakter der bischöflichen Erläuterung und Entschuldigung in die Welt gesetzt worden ist. Da- Interessanteste und Bedeutungsvollste an dem Padcrborner Vorgang ist der sich immer deutlicher abhebende Gegensatz zwischen den kirchlichen Obrigkeiten und der klerikalen Demagogie, welche die ganze ultranioniane Presse beherrscht. Dem Bischol ist in diesen Tngen mit Drohungen und Zurechtweisungen zugesetzt worden, die kaum mehr eine Scheu vor dem hoben geistlichen Amte erkennen stehen. Heule wieder ichleudert die ..Germania" einen Borwurs gegen den Bischof, so scharf und 'chneidend, wie mnn ihn sich nur deuten kann. Wir lesen in dem leilen- oe„ katholischen Blatte: „In der ganzen Zeit de« CulturkampseS sind die Handlungen »nd Aktenstücke und Reben aller Stufen der Hierarchie für die preußischen stall,„stken stets emeFreude, Erhebung uud Ermulbiqung gewesen. Auch diejenigen Katholiken, denen in den allerletzte» Jahren der Gang der Dinge ost nicht mehr ganz verständlich war und die von der immer mehr eintreteuden Versumpfung des Culturkampses mit den schwersten Sorgen erfüllt wurden, sie Nagten nur die dilatorische Politik der Regierung a», »ud bis vor anderthalb Wochen war nn- kwenlgsten- persSnlich n»ch nie ein wahrer Katholik begegnet, der an dem guten End« der Dinge verzwetfest hätte und z» Leidenschaft, z» Zorn und Vor wurf selbst nach der kirchlichen Sette hin sich hätte Hinreißen lassen. Seil anderthalb Wochen haben wir in der Beziehung Ausnahmen zu sehen, zu hären und z» lesen bekommen in verschiedenen Graden, und als Organ der katholischen öffentlichen Meinung verpflichtet, alle hier einichlagenden Thailachen zur Kenniniß zu dringen, registriren wir aucii diese absolut neue Erscheinung im Culturkamvse." Einen schwereren Borwurs kann man vom ustrawontanen Stand- vuncr aus gewiß nicht erheben als den, zum ersten Mal in einem langen Kamps habe ein Mitglied der hohen Hierarchie dem Volke Grund zu Mißtrauen, zu Zorn, z« Ziveiftl an dem Erfolge der Anstrengungen gegeben. ES mag so sein, daß die ultromontane Partei über diesen einstweilen »och vereinzelten Vorgang noch leidlich hinwegkoiumt, eS wird weder den hetzenden geistlichen Journalisten, noch den hohen kirchlichen Würdenträgern zur Zeit angemessen und wüuschcnSwerlh erscheinen, die Gegensätze zu verschärfen. Immerhin aber bestehen diese Gegensätze und werden sich aus die Dauer immer weniger vertuschen lassen. Welcher Theil in dem Kampf zwischen Demagogie vnd Obrigkeit sich schließlich al- der stärkere erweisen wird, getrauen wir nnS nicht Vorhersagen zu wollen. ES sehlt tu dcr Geschichte der katholischen Kirche weder für da-Eine, noch sür das Andere au Beispiele». * In der letzten Zeit haben sich bei dem Auswärtigen Amt die Gesuche um amtliche Vermittelung zur Geltend machung von Ansprüchen aus Erbschaften, welche in den Niederlanden Keruben sollen, in erheblicher Weise ver mehrt. Hierbei ist — wie der „Deulschc RcichSauzeiger" hervorhcbt — c- öfter« zu Tage getreten, daß von den ver meintlichen Erbberechtigten zur Begründung ihrer Ansprüche nicht uiibedculence Kosten ausgewendet wurden. Auch sind nicht selten dergleichen Ansprüche zur Verübung von Be trügereien benutzt worden, welche vielfach eine bedeutende Ver» möaensbeschädignng der Getäuschten zur Folge halten. Die noch in allcrneuester Zeit veranlaßten amtlichen Ermittelungen lassen jene Erbansprüche al« an-sichtslo« erscheinen. Sowohl in dem Königreich ver Niederlande selbst wie in den Indischen Colonien ver>ähren die Ansprüche ans Erbschaften in dreißig Jahren von dem Tage der Eröffnung der Nachfolge, nnv diese tritt sowohl bei der gesetzlichen wie bei der testamentarischen Berufung mit dem Augenblick de« Todes deS Erblassers ein. Bezüglich de« Königreich- der Niederlande selbst und aller bi- zum Jahre t8l t in die Verwaltung der ehemaligen Waisen- ^ormundschoft-kammern getaugten LermvgenSmassen und dichaften ist aber seit dem Jahre 1840 überhaupt jeder Anspruch ausgeschlossen. Durch Gesetz vom 5. März 1852 wurde nämlich eine Commission eingesetzt, welch« diese Massen und Erbschaften zu liquidiren hatte. Dieselbe hat zufolge Artikel 8 deS erwähnten Gesetzes die vorgeschriebenen Auf gebote im „Niederländischen Staatsanzeiger"' ergehen lassen. Denen, welche sich rechtzeitig ans Grund dieser Aufgebote ge meldet hatten und ihre Berechtigung Nachweisen konnten, wurde der ihnen gebührende Erbtheil anSaeantwortet. Nach Ablauf der gesetzlichen Frist von fünf Jahren wurde sodann der verbleibende Rest dieser Massen dem niederländischen Staate überwiesen. Im Jahre 1880 hat die Commission ihre Ausgabe erledigt, und seit dieser Zeit ist in Bezug auf die erwähnten Massen n«d Erbschaften jeder Anspruch end- giltig und unwiderruflich ausgeschlossen. Seit dem Jahre 1811 sind in dem Königreich der Niederlande überhaupt keine Nachlassenschaften mehr bei den Waisenkammern em- gebracht. * Zur Beschlußfassung deS Dundesrathc« mit Bezug aus die braunschweigische Thronfolgesrage verlautet nach der „Schlesischen Zeitung" Folgende«: „Die Bundes regierungen trugen Bedenken, aus den preußischen Antrag in seiner ursprünglichen Fassung einzugehen, da er nur auf der Störung bcö Frieeen« basirt war, und die Ausschließung deS Herzog- von Braunschwcig verlangte, auch weun die Voraus setzung wegfielc, daß der Herzog Anspruch auf Gebietstheile deS preußischen Staates macht. Man kam zu der Ueber- zeugung, daß ein so allgemeiner Satz, „wie Störung de« Frieden-", zu unberechenbaren Consequenzen führen könne. In den Ansichten der Reichsverwaltnng und deren Organe könne eine Wendung einlreke», und dann wäre es nicht aus geschlossen, daß gegen einen ReichSsürsten, der wiederholt Maßregeln, die von Reichswegen geschehen, bekämpft habe, unter der gleichen Begründung rin ähnliche« Verfahren ein geschlagen würce. DaS hält man unter den Bundesstaaten sür zu weitgehend, und infolge dessen wurde dcr nunmehr gcnehmigle Antrag ausgestellt unv der preußischen Regierung zur Annahme empfohlen. Abgesehen davon, daß derselbe den positiven Antrag Preußens ebenfalls zu dem seinen gemach! hatte, sprach sür denselben noch der Umstand, daß er unzwcisclhcist die große Mehrheit deS BuiidcSrathes sür sich hatte, während dcr preußische Anlrag keine Aussicht aus Annahme mehr gehabt hätte. Tic preußische Regierung zeigte sich, dem Vernehmen nach, dem neuen Vor schläge gegenüber sebr entgegenkommend, unv so erfolgte rasch eine vollsiändigc Verständigung. Bei der ganzen, sür die Reich-verhällinsse so wichttgen Angelegenheit hat sich über- daupt wieder in recht deutlicher Weise gezeigt, daß unter den Bundesstaaten allgemein da« Bestreben nach gegenseitigem Entgegenkommen besteht. Der preußische Antrag wirkte an fangs überraschend, da man nicht geglaubt hatte, daß der Widerspruch zwischen Preußen und den Welsen vor den BundcS- ratk werke zur Entscheidung gebracht werden. Nachdem aber die Sacke in der bekannten Form vor den BundeSrath ge bracht war, gingen die Bundesregierungen in tvvatstcr Weise daraus ein, uud vor Alwin stellten sich sämmtlicde größere Bundesstaaten sofort auf die Seite Preußen«. Dagegen bat auch die Haltung der preußischen Regierung zu dein Ab- LnderungSautrage aus die anderen Bundesregierungen den besten Eindruck gemacht." * Ueber die Leistungen und Erfolge deS deutschen Ofsicier-BereinS im ersten Geschäftsjahre (I-dlpril 1884 bis 3l.Marz 1885) bat da« VercinSdireclorium einen Bericht erstattet, dem wir Folgende« entnebmen: „Der GcschästSabschluß pro 1884/85 kann als zufriedenstellend bezeichnet werden — um so mehr, wenn man die großen Schwierig keiten in- Auge saßt, welche eine jo umsassende Organn»»«« im ersten Jahre ihre« Entstehens bietet. ES betrug die Zuhl der stimmberechiigten Mitglieder am 31. März 1885 14,104, gegen 10,094 am 1. April 1884; eS waren also im Lause des Jahres hinzu- Heteeteo 4010. Außerdem wurde» 470 Jahreskarten an außerordent liche Mitglieder auSzegeben. P»n letzteren ist bereit» «in Theil nach Erreichung dcr OsficierScharge in die Kategorie der stimmberechligten Mitglieder übcrgclreten. Der Verein eröffnet- seine Thätig« keit am 1. April 1884 in den beiden uiileren Etagen des Hauses Dorotheenstraße 77 in Berlin. Schon nach Verlauf weniger Monate mußte er jedoch die Lokalitäten bedeutend erweitern. Der Gesammtnmiatz der von dem BeretnShanse selbst grliesrrtr» Maaren betrog 1,064,626 », ungerechnet diejenigen Maaren, welche durch Vermittelung des Verein» von solchen Firmen, die mit dem Verein in Verbindung stehen, an die Mitglieder direct geliefert worden sind. Bon obiger Ziffer entfallen auf den eigenen, seit etwa 6 Monaten fiinctionlrenden Werkstättenbctrieb rund 200.000 ^ Der G-samnit- Umsatz verthellt sich aus 34,354 einzelne Rechnungen. An schrift lichen Ordre- — dl« persönlichen Baareinkäufe im DereinSdauie ungerechnet — wnrden bearbeitet 23,806. Durch Vermittelung deS Verein- von den mft demselben tn Verbindung stehenden Lieferanten wurden 2648 OrdreS anSgcführt. Die stetig wachsende Inanspruch nahme de- Verein- seiteus der Mitglieder und die Nothwendigkeit, auch den größten Ansorderungen rasch genüll«» z» können, zwang die BereinSleiNrirg dazu, sür den schwierigsten Theil der limsassendcu GeschSstSthätigkelt — die Conseclion von Bekleidungsstücke» und Wische nach Maß — thunlichst eigenen Werkstattbetried einzurichlrii und hierfür fortgesetzt geeignetes, sachkundiges Personal hcranzuzieheu." Nach AutweiS der Bilanz pro 1884/85 hat der Verein in jenem Jahre einen Ueberschnß von ca. 81,000 erzielt. Nach den Abschreibungen aus Waaren, der Geivährung von Zulagen an Beamte rc. ergiebt sich ein Reingewinn von 45,788 der theil« zur Verzinsung, theil- zur Verstärkung de» Reservefonds verwandt worden ist. * Der evangelische Arbeiterverein zu Bochum hat sich in einer Eingabe an den Reichskanzler n. A. auch über den NormalarÜeitStag ausgesprochen. ES heißt: In Bezug aus den Normalarbeitstag müssen die mit den bestehenden Prodnctlonsverhältnissea rechnenden Arbeiter bekennen, daß sie, so erstrebenswert!, auch die Einführung einer kürzeren täg- lichcn ArbettSdauer für zahlreiche Industriezweige an und kür sich ist nnd bleibt, von einer so ganz allgemeinen gesetzlichen Regelung dieser Frage, wie der TentrumSantrag sic besürworici, cnrpsindllchc Nachlheilc befürchten. Wer vernünftiger Meise mit den bestellenden ProductionSvcrhältniffen rechnet — deren etwaige Mängel hier nicht in Betracht kommen können — muß die Richtigkeit einer aus dem Katholikentag in Heid beschlossenen These anerkeuncn, welche den alten Satz bestätigt, daß die Höhe des ArbeitSIohue- durch die von dem Arbeiter an den Tag gelegte Geschicklichkeit und durch den Aufwand au Zeit x. bedingt wird. Es kann für Denjenigen, der die Richtigkeit diese- Satze« — immer aus die gegebenen Verhältnisse angewandt — zugiebl, nur »och dl« Nntersrag« bestehen bleiben, »b dt« Arbeiter im Allgemeinen bei verkürzter Arbeitszeit eben jo viel leiste» uud dementsprechend auch Io viel Lohn fordern können, wie vorher. Diese Frage muß im Allgemeinen verneint werden, da die Erfahrung irden Tag lehrt, daß die ArdeitSleistnng mit der Arbeit«zrit innerhalb einer gewissen Grenze Schritt hält, welch« letztere »der «eit anßrrhu'b de» Zeit- ablchnitte« liegt, welcher van uktromontaner uud socialdemokratischer Sette als „Norinalarbeitstag" gesordrrl wird. Ein durch staatlichen Zwang cingeiührler NormalardcitStag würde daher für dornigen Arbeiter, welche überhaupt dav»» betroffen werden, eine Ver- Minderung ihres ohnedies geringen Eln.nmmenS be deute» »ob die Freud« au der Kürzung der Arbeitzeit ans einen sehr geringen Siand herunterdnicken. Wir sind daher gegen die Einführung de- RormakarbeitStages, werde» »brr einer auderweitrn, den Einzelverhältnffsrn mehr Rech- uung tragenden Nrgelung der ArbeitSdaurr «ft Freuden zastimme». Die Berg lenke hiesiger Gegend nnd und sehr zahlreiche Arbeiter unserer Großindustrie würden durch Eniiührang des elfftündigen Normalnrbeit-ftige- absolut nichts gewinnen, da bei erster«» die achtstündige Schicht gilt und die Groß, dustric hiesiger Gegend in der Regel nicht über dt« 12—IZstündige Schicht mit enisvrechenden Ruhepausen, welche die eigentliche Arbeitszeit ans elf Stunden ver mindern, hinau-geht. Scho» der Umstand, daß eine Arbeitsort viel mehr ermüdet al« Idle andere, muß die Gesetzgeber, welche es ebrklch mit dem Arbeiter > meinen, dahin führen, dnrch Erhebungen seststcllen zu lassen, welche Elasten von Arbeitern an« gesundheulichcii Rückuchlen durch Rege lung der Arbett-zeit vorzugsweise zu beschützen sind. Ein allgemein giltlger NormolarbrftStag hat keinen Sinn; will man in dieser Hin- sicht ersolgrcich Vorgehen, dann muß für die verschobenen BerusS- classe» die Dauer der täglichen Srbeii»z«it danach bemessen werden, ob die betreffende ArbeftSan schneller oder langsamer ermüdet, mehr oder weaiger gefährlich für die Gesundheit ist. Aber wenn eS auch gelingen sollte, die Frag« von dem an- gedeuteten GrfichtSpnricle a»S zu erledigen, was nnverkrmidar sehr ichlvierig und ohne Anstellung «msasiender Erhebungen nicht möglich ist, muß im Interesse der Industrie und der Arbeiter selbst doch ein aewisser Spielraum belassen werden, da die rücksichtslose Durch- führuag eines sür die verschiedenen Berussarteu auch verschieden bemessenen RormalarbeitStageS gleichfalls nicht im Interesse der Arbeitgeber und Arbeitnehmer liegen kann, denn sie würde zunächst die Ueberschichten beseitigen und dadurch dem Arbeiter die Möglichkeit, sich einen Nebenverdienst z» erwerben, rauben, ferner aber die Industrie in ihrer Concmrenzsnhigkci! empfindlich schädigen und damit die Arbeiter wiederum treffe», oa die Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, so feindlich sich die beiden letzteren ost gegenüberstchen mögen, durch tausend LebenSfäden verbunden sind. So wüaschenSwerth nnn die Regelung der Nrbeitsdauer von den aiigedcuiete» GefichlSpuncien an- im Interesse der Arbciler ist, eben so wünschenswerth ist es, daß dem Aibeiter daS Recht, zuweilen eine Ncbeiischicht zu machen, verbleibt. Doch muß in dieser Hinsicht gesetzlich verhindert werden, daß die Zahl der wöchcnt- liehen Nebeuschichten eine bestimmte Grenze über schreitet, welche wiederum durch die Bernssart be dingt ist. Wir fassen daher unsere Wünsche bezüglich des Normalarbeits- tags dahin zusammen, daß wir Ew. Durchlaucht bitten: Erhebungen darüber anstelle» zu lassen, ob und sür welche Arbeiterklassen eine Verkürzung der täglichen Arbeitszeit geboten erscheint, und dann Ew. Durchlaucht vielverniögeiiden Einfluß dahin auszubieten, daß anstatt deS nichtssagenden Noimalarbeit-Iages, welcher den grundverschiedenen Einzelverhällnissen keine Rechnung trägt und auch keine Nebenschicht gestaltet, für die verschiedenen Berus-clafsen der Handarbeiter die Normalschicht eingeiuhrt wird, und zwar in der Art. daß die Dauer derselben je nach den An forderungen bemessen wird, welche die betreffende Beschäftigung an die Arbeitskraft stellt, und daß ferner die Zabl der wöchentlich ver- statteten Nebenschichle» sich nach den gleiche» Gesichtsi-Uiiclen regelt. Wir glnuben, daß in Folge einer derartigen Regelung der Frage die Industrie in mir sehr geringem Maße beengt würde, de», Ar beiter die Möglichkeit verbliebe, Nebenschickien zu machen und auch der Handwerker den Schutz seiner unerläßlich nothwendigen wirih- schastttchen Freiheiten erführe, da derselbe dnrch den Normalarl citsiag um so empfindlicher zu leiden hätte, je unbedeutender seine Werkstatt, je geringer die Zahl seiner Getzftsen und damit die Möglichkeit ist, uncrwmweten Bvslrägen gerecht zu werden. Zugleich wt»e «ne gesetzliche Bestimmung wünsch nswcrth, welch« feftsetzi, daß die Weigerung eines Arbeiters, eine Ncbenschicht oder Sonntagsschicht zu machen, kein Recht zur Entlassung ohne vorherige Kündigung und »och weniger zur Bestrafung giebl. k» maßvoll und den Verhältnissen Rechnung tragrnv untere Wünsche in Bezug ans die SanniagSarbeit und den Rornuilarbeii-- tag sind, ebeni'o voll und entschieden schließen wlr un» dem Anträge aus Beschränkung der Linder- und der Frauen- arbeit »v.
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