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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188404197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-19
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. UeftaKi», »«- Lr»etR»» Ioha»nr«gaffe SS. -Prechkundrn der Xkßarli«»: Vormittag« 10—1» Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. » - -L'L»2L".'L LS'- S«r für die «ßchstzfolge»»« «»«er Bestimmtet, Anker«»« «» Gocheutugeu »i» » Uhr Nuchmlttug», «ukoo»- ua» Kesttugrnfrii» dt»Uhr. r» he» /ilialr» str Igs.-Anaah«: Ltto Klem«, UnIversilLt-strahe »1, L»«i» Lösche» Katharinenstrabe 18» p. nur hi» >/,r Uhr. timtzer und Tligeblatt ^»-110. I>r gefllligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag» den SO. NprU» vormittag« «nr bi» >,» Uhr geöffnet. Lxpvaltlon Ä68 I^lprlger 1'LgVdlLtt«s. Amtlicher Theil. Den Herren Professoren, Docenten nnd sonstigen Mt« gliedern unserer Universität tbeile ich hierdurch mit. bah »,r »etrr de» Geburtstage» Sr. Majestät de» «önig« Mittwoch, dea SS. diese» Monat», Nachmittag» S Uhr «in Festmahl im Bonorand'schen Etablissement stattfinden wird, iu welchem Tafelmarken tl 4 bi« zum Abend de» 22- diese- Monat« auf der Nuntiatur im Rathhause augge- geben, auch Bestellungen auf TafelplLtz« angenommen werden. Leipzig, am 17. Avril 1884. Der Reetor her Vutbersttät. Heinz«. Wegen Steinigung der Räume bleibt unsere Schulgelder» Einnahme Soauabrnd, de» I». «prll d. I. für de» dienstlichen Berkehr geschlossen. Leipzig, den 15. April 188«. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlrn. I« Monat März gingen beim Armenamt« hier «in: tb00 ^k — Bermächtniß de» Herrn Abraham Friedrich Bogel durch Herrn Rechtsanwalt von Zahn. > « » — » von Herrn Kupferstecher Avols Köhler abge tretene Sachversi. - Geb. durch da» KSn igl. Amtsgericht hier. 20 » -- - SUHue in Sachen v.'/. H. durch Henu Rechts anwalt Höpner. 17 « 25 » von de», Segelclub „Holtum", gesammelt beim Stiftungsfeste, »<XX> — « Bermächtniß de« am 21. Dee. v. 9. ver storbenen Herrn vr. msä. Albert Müller durch Herrn Justizrath Frenkel. 5 « — » Sühne in Gcwcrbestrettsachen O. L. /. dl. R. durch da« Gewerbeschied-gericht. 15 » — - Sühne von dem Agenten Schl, in S. '/- V.» 5 - — » von Herrn Kaufmann W. bei Gelegenheit seiner Hochzeitsseier. 3 » — » Sühne in Sachen M '/. H. 1 durch Herrn 1 « — » » - » B. /. A /Friedensrichter 5 - — - » » » Sch. /.Sch.« Eonrad. 1 « — » » » « T. /. W. z » ' — * * " » » B. /. E. I durch Herr« 1 - — . - . . S. M. ^ 2 « — - - - - K. /. L. 5 - — - - - » H. /. H. SS - 8 » don ..Almenrausch". Derer» junger Kaufleut«. « . l L- 3 — . » . H.S. /. «.».1 Dankend quittiren wir hiermit. Leipzig, den 12. April >884. Der Rath der Stadt Leipzig» (Armenamt.) 'lf. Lubwig-Wol Junghllhnel. In der Ar. 70. dc« Leuziger Tageblaltc» vom 11. März 1882 hat eine unbekannte Person ei» Inserat veröffentlicht, wonach dieselbe am S. März 1880 Abend« auf dem Wege vom Thüringer Vahnbofe nach der Jnselftraße ein schwarzledern«« Portemonnaie mit 88 ^ Inhalt in Gold und Silber verloren hat. Lus Grund dieser Annonce, welche die Aufforderung enthielt, de» Fund dem uuterzeichncien Polizeiamte zu übergeben, ist ei» de» beschriebenen ähnliche«. 86 ./l 70 ^ enthaltende« Portemonnaie be reit« am 11. März 1883 hier abgeliefert worden. Den unbekannten Bcrlustträger fordern wir wiederholt ans. sich bei un« zu meiden, widrigenfalls nunmehr da« Portemonnaie sammt Inhalt dem Finder eigenihnmlich überlassen werden wird. Leipzig, am 17. April 1884. Da» Poltzetomt der Ltudt Leipzig. Bretschneidrr. W. Realschule zu Leipzig iNordftratze 21). Moui««. de« 21. April, früh 8 Uhr »usuahmeprstfu«, str die noch einmal zu prüfend«» und di« nachträglich ««gemeldete» Dieuttag, »e« 22. April, vormittag« d Uhr feierliche «ns. unhm« der neue» Schüler und Einführnng aller t» thr« Tinste«. vr. Pfalz. SMIische roriblidungsschule str Nödche«. Die neu angrmei beten Schülerinnen Hobe« sich Montag, de» I1. April, früh 8 Uhr im Panrrrefaale de» Schnlgebände« (Abo- masttrchhof 21/22) einzufinden. Alle habe« ihre Schukzeuguiff«, Kiei-atgen, welche von au«würt« I»«««», «»Herde» Fette und Papier mltznbringen. Der Unterricht für alle Tlaffe» beginut Diruttog. de» »». Apr«, ft« 8 Uhr. Letpzig, de» 17. «vrll 1884. «. »»««er. Dir lüctionslotal des U-nigl. Amts-erichts. Eingang: Kleine vnrgoastr. Mout«, uud Dtru«tag »eu 2l. uu» 22. »s». Mt». von 10 Uhr vormittag«, dH. 8 Uhr Nachmittag» a» gelang et» arätzerer Paste« »eue Herrru- uud Kuustew garderade G«««er» uud »tuterstoff», Futter tt. M V«. ßelgermig. Lech»» pu ». «prll 1884. vielst, Gerichtsvollzieher Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels, «nd GeschiiftSverkchk. Sonnabend den IS. April 1884. Lljomasschule. Dia Aufnahmeprüfung findet «»«tag. de» »1. April, früh 8 Uhr statt. Leipzig» «m 10. April 1884. vr. p»»g»nu». Nichtamtlicher Theil. vle deutsche ftrifiunige Partei tu Leipzig. i. * So ist dem» die „große' Versammlung der neu be gründete» deutschen freisinnigen Partei in Leipzig i« Scene gesetzt worden, und zwar äußerlich für Denjenigen, der mit solchen Veranstaltungen nicht näber vertraut' ist und fein Nrtheil durch eine gewisse Effekthascherei leicht gefangen nehmen läßt, mit einigem Erfolg. Dir glauben aber nicht, daß dieser geringe Ersolg von langer Dauer sein wird, denn in Leipzig ist man viel zu realistisch, um nicht die Tinge auch von der Kehrseite au« zu betrachten, und wir sind sicher, daß. nachdem da« geschehen, die große Mehr heit der Bürger unserer Stakt an dem Evangelium, welche« da« Triumvirat Braun - Barth - Traeger au letztem Mittwoch in der Centralhalle verkündet bat. keinen rechten Geschmack finden «nv der eigentliche Zweck der Bersammlung, der Stimmenfang für dt« nächste Reichstag», wähl, verfehlt sein wird. Wir betrachleu e» al< unsere Aufgabe, der neuen Partei unsere Aufmerksamkeit in einigem Maße zu witmen unv rechnen hierbei aus die Zustimmung ihre« Führer« selbst, der sich bekanntlich bei Gelegenheit zener Versammlung darüber beschwerte, daß sein« Partei von ^ae- wisse» Seite' bi« jedt unbeachtet gelassen worben sei. Wir wessen eine solche Unterlassungssünde nicht länger begehen und haben ja auch durch die Ansprache, welch« der.Deutsch- freisinnig« Verein in Leipzig- an da« hiesige Publicum er- lasse» hat, und durch die mchrerwähnte Bersammlung genügenden Anhalt für unsere Betrachtung. Wen« wir un« zunächst dem Aufruf der Herren Brau» uud Genossen an „alle freisinnigen Männer Leipzigs" zu- »enden, so übergehen wir die allgemeinen Sätze. ln denn, davon di« Reve ist, daß „man einen Damm errichte« müsse siege» vte scheu hereingebrochtue« und immer hoher au- lchwellenden Wogen der Reaktion", denn die Erkrterung hierüber würde nur unfruchtbar sei», da di« beiderseitigen Sehwerkzeuge von gar zu verschiedener Beschaffenheit sind uud wir nicht genug Sehschärfe besitzen, um zu erkennen, daß Jungsrau Germania von den Armen de« Junker- und Mucker thum« umfaßt sei. Wir find im Gcgentheil auf Grund unserer Beobachtungen der Meinung. daH auch ein liberaler Mann noch lebhafte Freude über die Zustände seine- deutschen Daler- lande« empfinden kann. Wir ziehen de«halb nur die Stellen de« Aufruse» in den Krei« unserer Betrachtung, welche direct auf Leipzig gemünzt sind und Behauptungen aufstellen, die unmöglich unwidersprochen bleiben können. „Es gab eine Zeit", so heißt e« in dem Ausruf, „da Leipzig den Ruf genoß, die erste liberale Stadt Deutschland« zu fein. Wir habe« leider erfahren müssen, daß dir« seitdem ander« geworden ist. Wir geben aber nicht die Hoffnung auf, daß e« gelingen wirb, jetzt bei der allgemeinen Bereinigung aller wirklich liberalen Elemente im deutschen Reiche auch in der Bürger schaft Leipzig« wieder zu wecken den alten, freisinnigen Geist, welcher vor Jahrzehnten und Jahrzehnte hindurch di« Ehre und den Ruhm der wissenschaftlichen Metropole Deutschland«, de« Emporium« de« Weltbuckhandel«. auSmachte." So der Aufruf de» deutsch-freisinnigen Verein«. wie liegen nun aber dt« Dinge in Wirklichkeit 7 Um dea obigen Satz überhaupt zu verstehen, muß der Blick auf die Zeit von 1848 und vorher zurückschweife«, eine Zeit, die mit ihren mißglückten Anläufen zur Einheit und Freiheit dem heutigen Geschlecht nicht mehr verständlich ist und Deutschland bekanntlich in seiner äußeren und inneren Entwickelung wieder auf lang« Zeit zurtickwarf, wobei un« völlig fern liegt, dir ideale« Beiveggründe vieler, die sich an der damaligen Be wegung betheiligten, irgend wie angreifen zu wollen. Wenn wir uu« aber nicht völlig täuschen, ko bat selbst in jener stürmischen Periode in Leipzig sckliHItck die politische Ricktung die Oberhand behalten, welche wir al« die gemäßigt-li berale bezeichnen dürfen, und e« ist de-halb auch, während anderwärts an vielen Orten Deutschland« sich die Flammen de« bewaffneten Aufruhr- entzündeten, in Leipzig zu größeren Ausschreitungen nicht gekommen. Liberal war also unsere Eladt in jener Zeit, aber doch wohl kaum in dem Sinn«, um einen Gegensatz Herstellen zu können zu der politischen Durchschnitts-Anschauung der Mehrheit unserer Bürgerschaft in den heutigen Tage«, welche sich seit säst zwanzig Jahren, seit dem Bestehen de« Norddeutschen Bunde«, wesentlich, wie di« Wahlen gezeigt haben, nicht verändert bat. Gemäßigt liberal und entschieden national denkt die Majorität unserer Wähler auch noch heule, und der Beifall, der m der Mittwoch-Versammlung den Herren Barth und Traeger zu Theil wurde, kann un« m dieser Auffassung nicht irre machen, wie wir uu« auch de« Lächeln« nicht er wehre» konnten, al« vor etwa 10 Jahren scho« Herr Eugen Richter i« demselben Locale unter demselbe» Hänkcklatschr» seiner Zuhvrer triumphirend erklärte, Leipzig, „die Hochburg de, «atiouallideralen Partei", werde vom Fortschritt »stutt Sturm" geuommen werden. Seit dem Jahre 1887 hat die Wählerschaft Leipzig« regel mäßig Herrn vr. Stephani al« ihren Vertreter in den Reichstag eutseadet uud dadurch deutlich ihren politischen Staadpuaet bekundet. Wer diesen Ehrenbürger unserer Stadt kennt, uud dazu ist durch sei« langjährige» österliches Wirken i» ihr reichlich Gelegenheit gegeben worve«, der wird, fall« er ehrlich ist. gewiß nicht bestreiten wollen und können, daß Herr vr. Stephani ein aufrichtiger Liberaler» natürlich ge mäßigter Richtuug, ist. Hak er doch auch von exiremconser- vativer Seit» viele Angriffe erfahren. Er ist also unwahr, paß. wie di« Nnterzeichaer de» Ansruse» der deutsch-freisinnige« Partei behaupten, der alte, freisinnige Geist erstorben sei, im Grgentheil, d»e wissenschaftlich« Metropole Deutschland», das Emporin» de« Wettduckhandsl«. kann mit Fug un» Recht de» hüAPttu, »aß Leipzig eine liberale Stadt geblirven unv e» noch heute ist, «llerding» nicht nach dem Reccple der Herren Braun RationallikeraliSmu. diese »inseitige, üb-rb-d^ ^ L'A-ttAsirE ke! ^ketzernden "»dul^mkeit Derjenigen. eztr^m« Liberali«mu- keine Stätte gesunden hal. Leipzig, IS. Apnl 1884. » Daß da« sogenannte Heidelberger d"gra der sÜ^eulschen Nationalliberalen welche« dem « antpuncle der gesammien nationall.beralen Parte, m Teu lchland e» « den Ze.lverbältn.ssen entsprechenden ^«cruck g.kb . nam sich stack der Linken hin vielfach M'bgünstiq- Beurkbeüunq findet, kann nickt Wunder nehmen; e.geuthüm ich aber n 8 die Beflissenheit berühren, mit welch,r man aus dieser t^cile bestrebt ist. in jener programmatischen Erklärung nach link« gerichtete Spitze zu rukvecken. Man kann sich ^ > sch«iltt bi? „Na.ionallib-rale Eorresponvenz" w>- e» A'« nicht daran gewöhnen, daß -me gemäk'gt ""raie Partei einen selbstständigen Stanvpunct neben dem ertremenLiberalismus unv unabhängig von diesem vertritt. Jede Manis-stat.on eine« solchen stlbsisiändigen LtankpuncleS wird denn sofort al- eine .Knegterklärung ausgefaßt, unv der Eifer, mit welchem man mit der Erklärung bei der Hanv ist: »wollt ,hr den Krieg, so s^l h ihn haben", läßt erkennen, daß ein Kriegs,all vielleicht gar nicht so unwillkommen wäre. Da« Mißtrauen, mit welchem sortschriltlich-secessionistische Kreis- die gegenwärtige Actwn der nationalliberalen Partei betrachten, erklärt sich au« der irrthümlichcn «ussassung. al« sei die Heldelberger Erklärung ein „Gegcnschachzug" gegen die Verewigung der Secesnon.stcn mit der Fortschrittspartei. Wiewohl schon diese Aufsassung selbst beweist, kaß die Fusion den Nationalliberalen gegenüber keineswegs ganz so harmlos ist. al« sie sich den Anschein giebt, denkt di- nationalliberale Pari« krlnrSweg- daran, sich ln Gegenschackzngen zu ergehen. Man ü^-richätzt m der „freisinnigen" Parkei offenbar die eigene Gefährlichkeit. So Hut die ..freisinnige-: Partei bereit» die BunveSrathscrllärung rn der Angelrgendeit der Reich-minIsterien sehr zu Unrecht aus da« Conto ihrer eigenen Bedeutung gefetzt; so würde sie sich auch jetzt täuschen, wenn sie glaubte, die nationalliberale Partei habe nöihig. der Wirkung der Fusion mit besonver« krästigen Mitteln entgegenzutreten. Die Fusion ist aller- Ving« die Veranlassung für die nationalliberale Partei, aus« Neue bestimmt und der veränderten Lage entsprechend ihre Stellung zu bezeichnen. Auflage IS,LVS. Ad»m»r»rnt»prrl« Viertels. 4V, äklt. iucl. Bringerlohn 5 Alk- durch dle Post bezogen 6 Pkk. Jede einzeliie Nummer 20 Pf. Belegexemplar lO Pf. Gebühren für Extrabeilage« (la Tageblatt-Format gesalzt) ohne Posibesürderung 39 Ml. »tt Postdesörderung 48 Mk. Il>srr»1e kAkfpaltene Pctitzeile 20 Pf. Grdßrrr Schriften laut unserem Pr«l<» verzeichn iß. Tabellarischer u. stiffeciisa- »ach höherm Tarif. Keclamtn untrr -rm Nrdaction»ftrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserat« sind st>l« an die FppetzitioU zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Fühlung prnelluiui-rnllüo oder durch Post- Nachnahme. aber nicht weil etwa Gefahr im Serzuge wäre, sondern weil un« erst durch die Fusion die Bahn ganz frei gemacht worden ist. Die Heidelberger Erklärung ist nicht« Andere«, al« eine zeitgemäße nähere Ausführung »nd Umschreibung de» nalionalliberalen Pro gramm« von 188 l. Die in diesem lctzieren nicber- gelegten Grundzüge machen eine bestimmter« Stellung nahme je nach den hervortretenden Zeitsragen nicht über flüssig, und e« liegt in der Natur der Sache, daß die Bildung der „deutschen freisinnigen" Partei mit einem neuen Pro- aramm auch eine neue Stellungnahme der natioiiaiiiberolcn Partei verlangte. Diese Stellungnahme ist erfolgt und wird noch weiter erfolgen ganz in dem Sinne, wie e« Herr Miguel in Neustadt bezüglich der Heidelberger Erklärung darlegt«: „Sie ist kein Art der Feindseligkeit gegen irgend eine andere Partei, noch weniger aber die Einleitung zur Derscbmelzung mit anderen Parteien. Sie bedeutet, daß die nationalliberale Partei de« Jahre« 1867, der 70er Jahre, auch heute noch dieselbe bleiben will und unabhängig sein wird nach oben und nach unten, fest nach reckt« unv nach links." Die nationalliberale Partei kann und wird ihre unabhängige Stellung in dieser Weis« in »oller Ruhe wahren, ohne daaack zu fragen, wem es angenehm oder unangenehm ist. * „Die Politik in den Ostertage«': unter dieser Uebersckrift sckreibt die halbamtliche »Provinzial- Eorresponvenz': Am zweiten Osterfest»«» habe« <n Köln and ln Ne, stabt an der Hordt Parteiversammlungen statlgefmiden. Während die letztere Vereinigung alle NuSsickt daraus hat» bleibende Bedeutung »u be halten, trog die erster« den Charakter rt»e< ret» agitatorischen Tage«, rrelgnisse». Dir Kölner Bersammlung war unter dem S. April durch eine Bereinigung klerikaler Parteiinöuuer der Rhetuprovinz zusammen- bereisen und ln dieser Veranlassung rin Aufruf erlassen worden, wie er seit Jahren in Deutschland oicht mehr vorgekommen «st. H» dem Aufruf «st die Rede von den „furchtbaren Verwüstungen uud himmelschreienden Skandalen de« Tnltur- kampse«, welch« die preußische Regierung den Math gehabt Hab« za beginnen, den zu beendige» sie aber anscheinend nicht de» Willen oder nicht dle Krast habe". „Sie rechnet, wo wir »User Rech» sordern." Angesicht« dieser Zustände solle dir «er- sommlung in Köln de» Theilnchmern Gelegenbett bieten, vor aller Welt feierlich zu erklären, „daß sie In alter Liebe, Treue und «er- rhrong an dem Wanne sesthallen, dessen von Gott verliehene Hirten, würde hoch über dem Spruch eine« weltlichen Gerichtshöfe« stehe, Ctnspruch »u thun gegen eine P olitik, di« durch gering, sstglße Erlrichteruuge» jenen Zweck erreiche» möchte, den v«, »fseue Tulturkamps verfehlte". „Folget zu Tauseutt» uusere« Ruse" heißt ,« um Schluß, „uud leg, al« Kath». likea und tztaattbllrger fretmüihize« Zeuquitz ab für die Wohrhei«, Ab«, durch KtnigSworl und Verfassung verbürgte Freiheit der Kirche, für Euer gute« alte« R.-cht." Aulangeab die gefaßten Resolutionen, grnstgt dle Bekanntschaft «« ttm Hauptinhalte derselben. Eine Parlewersammlung nimm, da»IOch« ch Ansprnch, verfassungsmäßig erlassenen «eietzen. lowie »cten der Staawrralerung. welche aus «rund und ln Vrsolguna -luer ttrsassung«mäßl,en Gesetzgebung vollzöge« wordn, find, die »r »un, abzusprrchen. Gesetz« und Ao«fllhruug«-cie werben sllr Mi, und rechtswidrig erklär», weil sie »ich, im Einklang stehen "Ü einem alt göttlich vritendirtea Recht der Kirche " die »ü,nn Versammlung *->chr»chi »-rössentlich, weiche mif das Berhültmß dieser Veranstaltung zu der wahren LaoK außerordentlich Helles Licht wU. d^ach Meldungen, die von jenen VlütterN als verbürgt beteiidn»» werden, hat derselbe Erzdischos van Posen »nd Gneien, d^en L-ieder- *^ **",, *7 Kölner Beriammlu», «erlang« uud al« »uurr- «eidlich bezeichnet worden, freiwillig aus sei, Amt drr.tck et T., und Genoss», deren Hilfe und Unterstützung sie gar nicht bedarf. Wir wisse« recht wohl, die „Fortsckrittltt" und dt« 78. Jahrgang. liberalen Berrine Süd- und Llldwefl-Dcutschland-. DI« von un« bercil« gewürdigte Erklärung der Heidelberger Versammlung vom 28 März wurde aus« Neue bestäligt. Der Oberbürgermeister Miguel au« Franksurt a. M.. welcher die Einleitung«»»« hielt, erklärte fick »- «. für den gegeiiwärngen Zolltarif, dessen Bribehal- »ung sortwäbrenden Schwankuiiae» vorzuziehen sei, insbesonttre sstr Geireidezölle; ferner für die Entwickelung de« ReichSg,danken« ün Einklang mit de» Einzelstaalen: er bekämpfe die fortschrittliche» Be strebungen in Bezug aus da« Militairweien und er trat mit volle« Nachdruck für die großen socialresormaiorischen Pläne eiu» zu deren Verwirklichung lo aussicht-volle Jniliativ« ergriffen worden ist. Bei der Stellung, welcke der Redner innerhalb be« Kresse» seiner politischen Freunde rinnimmt, läßt sich annehmen, daß « aicht nur im eigenen Namen gesprochen und daß die ihm »u Thetl gewordene Zustimmung r,ue allgemeine Bedeutung habe. Ist da» der Fall, so wird mau in dem Parteitage zu Neustadt a. d. H. eiu weitere« erfreuliche« Zeiche, dafür erblicke« können, daß die Reichsregierung in der verwtrkllchuug ihrer Ziele in der Folge eine voll« und wirksame Unterstützung auch da finden wird, wo thr dieselbe bt»- her nur in beschränktem Maße zu Theil geworde» ist. » Die .Provinzialcorresponvenz" äußert sich heute in btt Frage der Be ruf« gen offen schafkeil wie folgt: La« bisher über die Verhandlungen der RkichStag«commlssto» znr Bera«hu"g de« Unfallversichrrung-grsetze« bekannt geworden, giebt etu ziemlich deutliche« Bild von den Absichten, welche die de« Rtgleruugsrniwurfr abgeneigten Partelen verfolgen. Den Gedanke» der Zwangsversicherung als solchen zn bekämpfen, hat man ausgegebea; dafür läßt man sich nach Kräften augelegen sein, die zu schässeuden neuen Einrichtungen um den öffentlich rechlichen Charakter und um die corvoraliven Grundlage»»» bringen, von denen ihre Zukunft und Weiter- entivickelung abhängig ist. Für diese« Vorhaben sind verschlettue Rücksichten maßgebend. Gelingt e«, die Unfallversicherung zu einer wesentlich privaten Angelegenhrit der Uniernehmer zn machen, so läßt sich hinterher behaupten, au« dem verheißene» Eintreten de« Staate« zu Gunsten der wirihschaftlich Schwalben sei nicht« geworde», sondern statt desfe» ein Werk zu Stande^gekommen, an welche» die aus dem Boden der aneingeschränklen Wirthschafls- und Handel»- freiheil stehenden fortschrittlichen Parteien da- Hauptverdienst hätte». — Noch Wichtigere« glaubt mau erreichen zu können, wenn mau ver hindert, daß die Unfallversicherung auf korporative Grundlagen gestellt werde. Ist die Herstellung von Grundpfeilern verabsäumt worben, welche da« Gelände einer ln größercin Stil angelegten Reform zu trogen vermLchien, so kommt diese Rekorn, von selbst in Wegfall uud kann von Veranstaltungen zum Zweck der Atter-- »nd Invalide». Versorgung wenigsten« vorläufig nicht mrhr die Neve fein. Gege» die verbündeten Regierungen ließe sich solchen Fall« der Borwurf unerfüllbarer Versprechungen in wirksamster Weil- erheben, — den Gegner» der Vorlage aber könnt« nackgerühmt werden, daß sie die Sach« von vornherein richtig brartheü» und mit ihre» Waruuugt» rufen Recht behalten hülle«. Zu, Erreichung diese« Zwecke« find verschiedene Mittel lg Bewegung gesetzt worden. Um der Unfallversicherung do» vornherein den öffentlichen rechtlichen Charakter zu nehme» und dieselbe zu einer Privatangelegenheit der Unteruehmer zu machen, stellte der Abg. l-r. Hirsch Namen« der deutschen frrl- sinnige» Partei de» Antrag, daß dle Versicherung selten« der verpachteten Unternehmer nach freier Wahl derselben bet zu- gelaflenen Genosirnschasten oder bei „sonstigen" Bersicheruagt- anstalten bewirkt werden solle. Die Absicht diese« Antrag« liegt auf der Hand. Nach Annahme desselben würde von staai- Iich anerkannten Berussgenosscnschasten nicht mehr die Rede sein, sondern lediglich ans die Unternehmer ein den privatru Versicherungsanstalten zu Gute kommender Zwang geübt uud die Ausgabe de« Staat» daraus beschränkt werde», die Zulässigkeit der bezüglichen Anftatten und Gesellschaft» zu prülen. Den Ver- sicherungebedingungen. welche die „zugelassenen" Anstalten beliebte«, hätten die Unternehmer sich zu fügen, Sache de» Staat- aber wäre es, für di« Annehmbarkeit solcher Bedingungen und für die Leistungsfähigkeit der „zugelassenen" Anstalten auf die Gefahr hi» zu sorgen, daß er feinerseil« helfend eintreten müßte, wenn die ersleren oder die letztere» zn kurz kommen sollten. Wie da- ohne Ein griffe in di« (angeblich über Alles hochgehallene) Freiheit der Private» fertig gebrachi werden sollte, ist von dem Antragsteller ebensowenig ge sagt, wie aus die Frage Antwort erlheilt worben, wo denn die nöthig« Sicherheit gegen übermäßig hohe oder als zu niedrig gestellte Prämie» hergeholt werden könnte. Slaalsseittg geübter Versichernngszwuag hat staatsieitige Fürsorge für versicherunasangelegenheiten und für die Leistungslähiqkrit der zugelasfenen Äuftalirn zur Folge: Dies« aber schließt die Freiheit der finanziellen Gcbahrung aus. — Der gesammte Vorschlag kommt überhaupt nur in Betracht, weil er die Unmöglichkeit darlegt, die Unfallversicherung auf dem gerühmten privaten Wege überhaupt ln Ausführung zu bringen. Aus aalionalliberaler Seite ha» man diese Unmöglichkeit «nd damit dir Unvermeidlichkeit einer öffentlich-rechtlichen Gestaltung der Unfallversicherungs-Einrichtungen anerkannt — nichlsdesto- weniger aber Anträge gestellt, welche als Heiiininisse für die Bildung wahrhaft korporativ gestalteter Genossenschaften anzusehea sind. S» ist von den Nationalliberalen einmal vorgeschlagen worden» dtelenigen Unternehmer» wtlche einer privalen Versicherungs anstalt angehören, von der Verpflichtung des Zutritts zur Berus«, genossenschast zu befreien (Antrag Buhl), außerdem aber Hut mau eine Organisation der Genossenschaft beanicagt» welcke jede» Zusammengehörigkeitsgefühl, jede Krmeinjchast der Interesse» und damit jede korporative Gestaltung in der Geburt ersticke» würde. Nach einem Vorschläge des Abg. Oechelhäuser sollen üO bis 60 Berussgenoffenschaiten durch das gesammte Reich und daneben zwöls geographisch abgegreiizte, alle örtliche» Betriebe der verschiedensten Berus«gcnossen,chaslcu umsassende Verbände errichtet werden; die Bcrul-genossenjchastkn hätten die allgemeinen Eorporation-iiiicrcssen zu verireten, die Verbände die Verwaltung und Handhabung de« Versicherungswesen- zu besorge». — Von der Unthunlichkeit de- Nebenelnanderdestehen« zweier Arte» van Versickerung ist in diesen Blättern bereits gehandelt und nach- gewiesen worden, daß die Zulassung der Loncurrenz von Prloawer- sicherniigsaiistalitn die Folge haben würde, den Berussgeuossea- Ichasten die guten und mittleren Risiken vorweg zu nehmen und sie durch Aushalsung drr schlechten Risiken in eine unhattbarr schwierige Tkrllilng zu bringen. Anlangen» den OechclhSuirr'schrn Vorschlag aber liegt aus der Hand, daß die Zugehörigkeit zu zwei ver schiedenen Brrelnlgungen (Berussgenossenschaiten und geographisch »mschrierrnrn Verbänden) einen sür die Mitglieder oaleidllchim und lediglich za Verwirrungen führenden Zweiherrendienst im Gefolge haben würde. Es würden nämlich dle „Verbände" der Bertretuug ihrer korporativen Interessen enlbehren, weil dies Sache der Geuasse». schatten wäre, die letzteren aber keine bestimmte Ausgabe zu erfülle» haben, weil das eigentliche Vrrsicherungtgeichätt ln de» Hände» d« Verbände bliebe! Niemand vermöchte in solchem Falle auzugebe», w» drr «igruiliche Schivrrpunci liegt und von welcher Sette der für >ed« Corporation unentbehrlich« Zuiammenschluß, dir eigentliche Gemeinschast Herkommen solle. Nach zwei verschiede»«» Sette« gezerrt, würden die durch die Gemeinsamkeit des Berufs »d der Interesse« naturgemäß auf einander anaewiesrne» Genosse» niemals fest zusaininenwaLiea, niemals»» einer Verbindung gelange», die ihnen ermöglichte, weitere sociale Aufgaben zu übernehme» uud ein Ganzes zu »ilden, da« stark genug wäre, al« Vrrmillelnig »wisch«, privaten und «ffenilichen Interessen in dienen. Daraus aber komm« es »or Alle» au. Nur wen» es gesiugt, ber»ssg«n,ssenschastliche Corporation»» zu bilde», welch« dle tune» Kraft besitzen, Träger weiterer sociolresorinatorilcher Ausgudr» zu werden, wird di« «it dem »orliegende» Entwurs iwrlolalr Absicht erreich«. Nur ln solchem Falle hat da« in Red« stehende Geietz ri»w grundlegrude Bedeutung, uur tu solchem Fall« ist die Möglichkeit >w i'.
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