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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188404308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-30
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Neßartioa »nt Lrpetitisa JohauneSgasse 33. SPrech-undkn -er Nrtactio»: BormittagS 10—12 Uhr. Nachmittag« ö—K Uhr. »»»» *WWtz«« »rr für »ie nSchstf«lgrn»e N»«Wer »estimmre« In lernte « >»ch»nt«>e« dt» 3 Uhr Nachmittag», MG»»»- und Festtagen srkh bi«'/,» Utzr. I» te» Filktlrn für Ins.-Lnnah»e: vtt» Klemm, Uaiverfiiättstratze 21, i»»t» LAschk, Kat-artnenstraße 18, p. »« bl» '/L «he. Anzeiger. Lrga« für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschSstSverkehr. Meß-Anslage 18,800. Jbonnrmrntsprriv viertelj. 4'/, Md. incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post be-o-ze» 6 Mk. Jede einzelne Nummer LU Pf, Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilagen (in Tageblatt - Form-rr gesalzt) ohne Postbesürderung 30 Ml. Mit Postbesärverung 48 Ml. verzeichn iß. Tabellarischer u. Zifseriisay nach höher« Tarif. Leclamen unter^rm Ke-artionssirtch die Spallzcile 50 Ps. Inserate sind stet« an die ffrpetzttt«« jU sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenumt-nunl» oder durch Post. Nachnahme. ^121. Mittwoch dm 30. April 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. rabrikenzStzlun-. Uns Grund einer Generalverordnung IV. ISO der könig- kchea Lreishauptmaunschast Leipzig vom 27. Deeember 1882 ist auch am 1. Mai diese« Jahres eine Fabrikenzählungvor- mnehmen und nach einer Berordnung de» königliche» Mini sterium» de» Innern vom 6. Deeember 1883 auf diejenigen Gewerbeunternehmer zu erstrecken, welche 1) in ihren Gewerbeanlagrn mindesten» 10 Arbeite» be- fchiifttgen ober 2) Dampfkessel verwenden «der 3) mit Wind-, Wasser-, Gasmaschine» oder Heißluft- »afchinenbetrieb arbeiten oder 4) nach tz.l6 der Gewerbeordnung und den Nachträgen hierzu besonderer Genehmigung unterliegen. Wir haben allen u»S bekannten Gewerbtreibendeu dieser Art Fragebogen zufertigen lassen mit der Veranlassung, die selben spätestens bis zum 5. Mai dieses Jahre- an stnfer statistische« Amt zurlickgclangen zu lassen. Diejenigen hiesigen Gewerbtreibendeu der bezeichneteu Art. welche noch nicht in den Besitz von Fragebogen gelangten, wollen dieselben bis zum l.Mai in unsevem statistischen Amt (Stadthaus, Obstmarkt 3) abholeu lassen. Leipzig, am 26. ßchrit 1884. Der Rat- der Stmdt WiPFta. I)r. Georgi. Hasse. ' ' ' Vtksnnlmachmrs. Die Lieferung der zur Daiupslesselheizuna in der hiesigen Stadtwasscrkuust aus die Zeit vom l. Juli 1884 bis mit -0. Juni 1885 erforderlichen circa 40,000 Etr. —- 2,000,000 Kilogramm Steinkohlen soll vorbehaltlich der Auswahl unter den Submittenten an den Mindestsorvcriiden vergeben werden. Offerten sind bis zu dem SO. Mat ds». I». Rd»«d» A N-r schriftlich und versiegelt mit der Aufschrift „MO-tie»- lteferaaa" an da» Bureau der Stadtwasserkunst is-Gtavl- Haus. Odflmarkt Nr. 3, IU. Etage, Zimmer 142) abzugeden, woselbst auch di« Lieferungsbedingungen emgeseh« «ei Leipzig, den 22. April 1884. Des Raths Deputation zur Wafsersairsk. 1)r. Georgi. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß die Barth« aus der Strecke von Handel s Bad bis zur Bfaffeudorfer Brücke von Anfang Mai bis Ende Oktober laufenden Jahres abgeschlagen werden und in Folge dessen baö Flußbett aus dieser Strecke während der angegebenen Zeit kein Wasser enthalten wird. Leipzig, am 8. April 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Cichorius. llr. Tröndlin. Vrkanntmachung, die An- «nd Abmeldungen der fremden betr. Mit Rücksicht aus den demnächstigen Beginn der Oster »«fse bringt das Unterzeichnete Amt die nachstehenden Be stimmungen des MelderegnlativS mit dem Bemerken in Erinnerung, daß dw Vernachlässigung dieser Vorschriften Geldstrafe bis zu 50 „F oder entsprechende Haskstrafc nach sich zieht. Zugleich wird bekannt gegeben, daß die Expeditionen der 2. Abtheilung des Meldeamtes fRcichSstrasie Nr. 58) während der Vorwoche der Messe Vormittag» von 7 bis 12 Uhr und Nachmittags von 2 bis 7 Uhr, sowie an den Sonntagen Vormittag« von 9 bis 12 Uhr dem Publicum geöffnet sind. Leipzig, am 19. April 1884. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Daegner. S. an» de« Meldereznlattv der Ltadt Leipzig vom 10. Oclvber 1883. A. 11. Jeder in einem Gasthosc oder in einem mit HerbergS- berrchttgnng versehenen ähnlichen Etablissement einkehrende und über Nacht bleibende Fremde ist vom Gastivirth oder Quartiergcber «ab poar, falls er vor 3 Uhr Nachmittags ankommt, noch am Tage der Ankunft, andernsalls aber am folgenden Morgen späteste»» bi» 10 Uhr beim Meldeamt de» Polizeiamt», Abth. II, schriftlich mittelst de» vorgcschriebenen und für jeden Fremden bksaaderS auSzufüllenben Formulars anzumelden. Befinden sich in Begleitung des Fremden Familieumiigliedcr, Dienerschaft oder samtige Personen, so sind dieselben aus dem nämlichen Zettel mit zu verzeichnen. Zagleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Ab- Meldung der inzwischen abgereifien derartigen Fremden zu bewirken. 8- 13. Die in Privatkliinser» absteigenden Fremden, so. genannte vesnchasremde, find, sobald sic länger nlS 3 Tage hier verweilen, spätestens am 4. Tage von ersolgter Ankunft an, vom Ouartierwirth beim Meldeamt, Abih. II, oder der betreffenden OalizeibezirkSivache mündlich oder schriftlich mittelst des vor- geschriebene» Formulars anzumelden. Bei den etwa in Privat häiuern Quartier nehmenden Mcstsremven jedoch hat dies« Au meldaag in jedem Falle, auch wenn sie nur eine Nacht hier bleiben, und War binnen 24 Ttunven von der Ankunft an, beim Melde- Nbth. II, Au geschehen. Ja gleicher Weise ist die Abmeldung binnen 3 Tagen, bei MeHfremden binnen 24 Stunden von ersolgter Abreise des Fremde» oder etwa ersolgter Wohnung-veränderung an z« bewtrken. 8- 14. Beabsichtigt ein Fremder länger als drei Tage hier z» verweilen, so bedarf er dazu eines für die Zeit des Ansenthalts vom Meldeamt, Abth. II, ausgestellten Meldescheins. Nach Ab- la»f der ans dem Meldeschein bemerkten Gültigkeitsdauer, ist, dafern der Fremd« noch weiter hier verweilen will, beim Meldeamt« um OerlgNgerNltg de» Scheines Iiachzusuckien. Di« Quartierwirthe sind dafür, daß dieser Bestimmung allen! halben nachgeqangen wNde mitverantwortlich. Bekanntmachung. Nachdem Herr Johann Karl Friedrich Koch, Bau- untarnrhmer, Kronprinzftraße Cat.-Nr. ll8cl, Abth. N. pt., die auf ihn gefallene Wahl rum Armenpfleber im 27. Distrikte angenommen hat, ist derselbe am 25. April ». c. durch Herrn Diflrictdvorsteher Lehrer E. F. Kabitzsch in dieses Ainl ein- gewiesen worden. Leipzig, de« 28. Avril l884. Das Akuiendtrectortnm». Ludwig-Wolf. t Vekanntmachung. In Gemäßheit de» FinanzgesetzeS vom 2«. März diese» Jahre» in Verbindung mit tz. 5 der zum Einkommensteuer gesetze vom 2. Juli 1878 gehörigen Äu»sÜbrnng-vcrordliung vom 11. Oktober desselben Jahre» ist die StaatS- einkonrnrensteuer in, laufenden Jahre mit den» NornialKenersatze,, erheben. Der erste Termin ist an, SO. April ». e. mit der Hälfte de» Normalsteuersatzes fällig. Die hier Steuerpflichtigen werden daher aufgefordert, ihre Stcuerbeträge ungesäumt und spätestens binnen drei Wochen, von dem Termin ab gerechnet, an unsere Stadt- Steuereiimahme. Stadthaus, Obstmarkt Nr. 3 parterre link», bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eintreteuden gesetzlichen Maßnahmen aozuführen. DeuKpitzo« Steuerpflichtige», denen ein Steuerzettel nicht Y»t behäudlGt Werden können, bleibt es nach der iin Schlußsätze von H. 46 de» Einkommensteuergesetze» vom 2. Juli 1878 enthaltenen Bestimmung iideelnfse«, fick »ege» Mittheilung deS EiuschätzungSeraeb- uisseS an die Stadt-Stcnereinuahme zu wenden. Hierbei, wird noch ganz besonders aus tz. 49 de» bereit» augezxgellen Gesetze» hiiigewieseu. nach welchem die Rekla mation, bei Vermeidung der Ausschließung, binnen 3 Wochen, von Bchändigung des Lteuer- zettel- ab gerechnet, bei der Königlichen Bezirks» Stenereiunahme hier schriftlich eiuzubriuge« ist, diese Frist aber für diejenigen, denen ein Steaer- zettel nicht hat behaudigt werde« könne«, von der in 8 40 des mehrgenanute« Gesetzes vor- geschriebenen öffentlichen Aufforderung, mithin für das laufende Jahr von dem unterfertigten Tage ab zu berechnen ist. Leipzig, am 30. April 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Koch. Vekanntmaihungl Die Erd- und Maurerarbeiten behuss Schlämmung und Einengung der Parthe sind vergeben und werden dw un- berstcksichllgt gebliebenen Herren Bewerber deshalb hiermit ihrer Offerten entbunden. _ Leipzig, am 22. April 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. CichoriuS. Vrlranutmachimg^ Erstatteter Anzeige zufolge ha, ühristiniic Friederike Del«» strrtzschmar von hier ilir umerni 2l^. Jum 1878 von der Unter zeichneten Behörde ausgestelltes Dienstbuch Anfang diese» Monat» in hiesiger Stadl verloren. Wir Hillen das Buch im AnsfindungSfalle bei un» abzuliesern. Leipzig, am 25. Npril 1884. Ta» Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Rfdr. Foldix. Auction" Freitag, den 2. Mai 1884, Nachmittag» 2 Nhr in der Restauration zur Wartehalle in Plngwiy, Zschocherschestraße 65. Zur Versteigerung gelangen: 1 goldene Ta»ic„ubr, 1 goldene Brache, 1 Paar goldene Ohrringe, 1 Mahagoni - tkleiderschraiik, 1 Commode, 1 Tisch, verschiedene Frnuenkleider und Wüsche, Betten, 1 Bettstelle, Küchengcräthe, Cigarren »c. Plagwitz, am 28. April 1884. Die vrtsgerichte. Uhlig. Aufgebot. Die Frau Majorin von Lchnehr» zu Dessau als Vormünderin de« minorennen Grafen August Ncidhardt von Gnetsenau hat das Aufgebot der 3 für die Gräflich Neidhardt von Gneisenan'sche Familicii-Majoralsstislung in Samnierschenbiirg in den Stamm büchern der Reichsbank eingetragenen Bank°Antbeile Nr. 15461, 15462 und 15463 über je 3000 .>! beantragt. Die Inhaber der Urkunden werden aufgesordert, spätestens in dem aus den 8. Januar 1887, vormittags 1t Nhr. vor dem Unterzeichneten Gerichte Jüdenstraste -'»8, Saal 21, an- beraumten Aufgebotstcrmin« ihre Rechte anzumelden und die Ur- künden vorzulcgen, widrigenfalls die ÄrastloSerklärung der Urkunden erfolgen wird. Berlin, den 20. Februar 1884. Königliche« AmtSgerichl I, Abiheilung 54. Submission. 3»m Neubau de» Nathhauscs tu Lützen sollen: 1) die Zimmer- uutz Staate»-Arbeite», eiuschlietzlich Malcrialieiilicferung. verai schlagt zu 18,450.97 ^ll, 2) die Schlosserarbeitc», veranschlagt zu 5206 im Wege öffentlicher Submission vergeben werden. Tie Zeichnungen »nd Bedingungen liegen imMagistraiSburca» zu Lützen vom Dienstag, den 29. d. Mls., ab täglich in den Geschäftsstnildcu auS. Copien der letzteren können gegen Erstattung der VervielsältigungSkosten dort entnommen werden. Offerten sind a» das genannte Bureau versiegelt und portofrei, mit entsprechender Ausschrist versehe», bis zum sonuabeutz, Sen 10. Mai er., Vormittag» 11 Uhr, ein- zuscndcn, um welche Zeit sie dort in Gegenwart der erschienenen Submittenten geöffnet werden sollen. Lützen, den 26. Avril 1884. Der Magistrat. Große. Nichtamtlicher Theil. Europa und die egyptische Conferenz. * Die Nachricht von der zur Regelung der egypiischen Finanzverbältnisse in Aussicht stehende» Eonserrnz ist von der Lciidviicr Börse mit einem Steigen der cghptsschen Fond» ausgenommen worden. Dagegen srl>cn die Politiker dem Er folge de» englischen Vorschläge» noch nicht mit gleicher Zu. verficht entgegen »»d halten den Gedanken nicht für völlig anSgeschlosscn, daß da» Eoiisercnzproject noch scheitern könne. Mit der angeregten Finanzsrage sieben noch allerlei andere Wünsche und Forderungen i» Derbinduiig, die sich zwar nicht ebne Weiteres beseitigen lassen, deren Erörterung man aber dennoch vermeiden möchte. E» bat sogar den Anschein, daß man in London im Grunde nicht- dagegen hätte, wenn rin äußerer Zwang das bisherige Eonserenzprogramm erweitern würde. Ursprünglich wollte, wie es heißt, das Londoner Eabincl nicht blo» die Finanzen Egvpten< und di« damit in Verbindung stehende Revision des Liquidationsvertrage», sondern die egyptische» Angelegenheiten überhaupt zur Verhandlung bringen. aber die in dieser Beziehung gemachte Andeutung soll auf dem Festland? nicht da» gewünschte Entgegenkommen gesunden haben. Zumal Fürst Bismarck, dessen Abneigung gegen Eongrrsse und Eonserenzc» bekannt ist, soll sich in sehr nachdrücklicher Weise gegen eine in da» Allgemeine und Unbestimmte gehende Verhandlung einer Frage ausgesprochen haben, wodurch leicht auch andere Verhältnisse im Orient aus die Tagesordnung gebracht werden könnten, die mit den Ereignissen im Nlllante in keiner unmittelbaren Verbindung stehe», was aus die gegenwärtig ganz leidliche europäische Harmonie nur ssörcnd zu wirken vermöchte. Der gute, wohl zu beachtende Rath des Reichskanzlers soll dahin laute», daß. wennschon eine Revision de» Liquidation-Vertrages für die Verwaltung Egvvten» absolut nothwenvig sei, man sich streng aus dieselbe beschränken, beziehungsweise ganz genau daS Programm der Eonserenz sesistellen müßte, »m dadurch gelegentlich der Verhandlungen jede Berührung anderer orientalischer Angelegenheiten zu vermeide». Nur von einem solchen, ganz bestimmt begrenzten Cvnserenz-Programm sei ein günstige« Ergebniß zu erwarten. In London war ur- sprünglich sogar von einem „Congrefie" die Rede, ja heute noch sprechen dort gewisse Blätter vo» einem „Congreßvor- schlagc" des englische» EabinetS. Davon konnte natürlich niemals ernstlich die Rede sein, weil dadurch die ganze An gelegenheit eine allgemeine europäische Wichtigkeit erhalten hätte, die sie doch nur theilweise, in beschränktem Maße besitzt. Bezeichnend ist die Haltung. welche man in Pari» dem Eonsercnzvorschlage e»tgege»hri»gt. Dort wäre man, im Gegensätze zu den mitteleuropäischen Großmächten, einer möglichst weitgehenden Ausdehnung des Consereiiz-Prograuims keineswegs abgeneigt. Ter Gedanke, alte Ansprüche wieder geltend zu mache», sobald einmal die egyptische Angelegenheit zum Gegenstände internationaler Verhandlungen gemacht worden, beschäftigt die ossiciellen Politiker alS eine sie iiiter- essirende Frage sehr lebhaft und noch weit lebhafter die nicht- ossiciellen. Die Pariser Blätter betonen bereits, Frankreich habe nun lange genug gewartet und die Mißachtung jeiirer wohlbegründete» Ansprüche stillschweigend geduldet, m zuversichtlichem Hinblicke darauf, daß früher oder später der Tag der Auseinandersetzungen und der Abrechnung kvmmen müsse- wobei England sich gezwungen sehen werde, die egyptische iäng-Iegenheit wieder euuiiat der Bcurtheilung der europäischen Machte vorznlegen. Gegenwärtig sei dieser Zeitpunkt gekommen; man dürfe ihn nicht unbeachtet vor- ilher.zehell lassen, weil da Schweigen eine Berzichtlcistung aus alte Rechte bedeuten würde. Frankreich müsse daher den nun eingctretenen Augenblick benützen und seine Ansprüche erneuern. Anger diesem allgemeinen Grunde wird noch der besondere geltend gemacht, baß u»ler ve» egypiischen StaatSgläubigern die Franzosen nächst den Engländern die zahlreichsten sind; dies sei von ken übrigen Mächten niemals bestritten worden, ja diese Thatsache habe sogar bei der Bildung Vor dualistischen Finanzcontrole den nicht mißznversteheiiben AuSdrnck einer formellen Aiierke»»u»g gesunden. Weil nun bei der vor. aussichtlichcn Neduction der Zinsen durch die i» Aussicht stehende Eonserenz eine so große Zahl französischer Gläubiger cmpsindlichen Schaven erleiden würde, sei c» gewiß »ur recht und billig, wenn von englischer Seite für diesen Verlust eine Gegenleistung geboten werde. UeberdicS kehrt in der fran zösischen Auffassung immer der Gedanke wieder, England müsse endlich zur Einsicht gelangen, daß eS allein nicht im Claude fei. in Egypten Ordnung zu schaffen, ja dabei deS französischen Beistandes bedürfe. Damit wird selbstverständ lich nickt blo» die Hilfe französischer Beamten, sondern auch die französischen Soldaten gemeint. Wie weit schließlich da» Pariser Cabinet derartige Ab sichten zu verwirklichen suche» und den Charakter der Con- screnz zu erweitern trachten wird, wenn einmal die Verhand lungen über de» Zusammentritt derselben eine mehr bestimmte Gestalt angenommen haben werden, ist vorläufig nicht zu ermessen. Augenblicklich besteht aber ein unleugbarer Gegen satz zwischen den sranzosischen Ansichten und der Auffassung der übrigen festländischen Mächte, ein Gegensatz, der möglicher Weise da» Zustandekommen de» ganzen Consercnzprvjccts in Frage stelle» kan». Die mitteleuropäischen Mächte habe» gerade dadurch, daß sie bisher die egyptische Krage als vollständig vereinzelt betrachteten, eS verhütet, dieselbe eine»« bedrohlicheren Umfang an»ehnie»zu lasse», »achtel» man noch vor zwei Jahren allgemein besorgte, die egyptische Verwickelung könnte die große Orientsragc abermals ansrollen. Seit jenem Zeitpunkte ist es gelungen, die allgemeine Friedenslage »och bedeutcnv mehr zu kräftigen und menschlicher Voraussicht nach Alles zu beseitigen, waS für die nächste Zukunft da« gute Einver nehmen ans dem europäischen Festlande etwa zu stören ver mochte. Deshalb dürsten auch die Absichten und Neigungen Frankreichs bezüglich der Conserenz kaum ein gencigtcs Gehör finden, ja eS ist säst mit Gewißheit auzuaebmc», daß diese nur dann ziisaiiimcntrele» wird, wenn die Verhandlungen sich ausschließlich mit dein LiguidalivnS-Vertragc, ohne irgend eine ankere Frage zu berühren, beschäftigen. Den franzö sischen Absichten gegenüber dürste jetzt der gleiche Stand- punct geltend gemacht werben, wie damals, als Frank reich seine Ansprüche auf die Wiederberstellmig der Toppel- controle dnrchzusehe» versuchte. Die Angelegenheit wird als ein Gegenstand betrachtet, der zunächst diejenige Macht be rührt, welche die Doppelcontrolc ungerechtfertigt beseitigt hat, WaS von England geschehen ist. Schickt England sich an, sein bisherige» Benebmen gegenüber Frantreich zu ändern, und ge winnt diese beabsichtigte Acnderung eine greifbare Gestatt, so wäre erst dann der Augenblick zu einer entsprechende» Stel lungnahme gekommen. Bis dahin dürften die europäischen Mittelmächte kaum Veranlassung finde», a»S >ener zuwarten den Zurückhaltung lwrauSzutreten, welche sie gegenwärtig auch dem Conserenz-Borschlagc gegenüber durch die Betonung seine» begrenzten Programms beobachten. Leipzig, 30. April 1884. * Zur Lage wird un» au» Berlin vom Montag geschrieben: „Minister von Pnttkamcr war am Freitag und Sonnabend ernstlich unwohl und hat sich auch bi» beute noch nicht völlig erholt, wenn er auch gestern an einer Sitzung de« StaatSministerinm» Tbeil genommen hat. Ver schiedene Eorrespendenten haben daraus. daß der Minister ncchl an der letzten Berathung der Ccmmission über da« Gocialisiengeseh Theil nahm, sofort dir verschieder.strn Ver muthungen über abermals hervorgetrrtene Differenzen inner halb deS Staatsministeriums geknüpft, sich eine neue Krise zureckl gemacht und besonder- von MeinungSverschievcnl eilen zwischen den Herren v. Scholz und v. Pnllkamer berichtet. Indessen ist diese Meldung, wie wir nach zuverlässiger Information zu versichern in der Lage sind, durchs»» »ick-t begründet. Daß Herr v. Pnttkamcr, welcher für die Verschling de» SocialistengesetzeS besonders znm Com- miffariuS deS BundeSrathS ernannt ist, in der Socialisieii- gesctz-Commission nicht anwesend sein konnte, hat Niemand mehr bedauert als er selbst. Die letzte Berathung hat keineswegs, wie daS „Berliner Tageblatt" meldet, eine besondere Klärung über die Aussichten für daS Gesetz gebracht. Die Wmdchorst'schen Anträge werden zunächst, da die „Deutscksreisinnigen" auS taktischen Gründen dafür stimmen, angenommen werden; wenn nun, waS wir den größeren Theil der Winvthorst'scheil Anträge gegenüber für allein richtig batten, die Regierung diesethen ablehnt, ist nach wie vor die Auslosung deS Reichstag» unvermeidlich. Die Vortage gegen die von den Anarchisten drohenden Gesahren der Anwendung von Sprengstoffe» dürste jedenfalls im Anfänge de» Mai bereits an den Reichstag gelangen, da der Bundesrath seine Berathungen in jeder Weise beschleunigen dürste und diesem der Entwurf noch in dieser Woche zugehen soll. Interessant ist c» übrigen», wie sich die social demokratische» Abgeordneten zu der Vorlage zu stellen beab sichtige». Zn den« Socialistengesetz selbst wollen sic diesmal gar keine Anträge stellen, sich auch an der Beratbung gar nicht betheiligen und selbstverständlich dagegen stimme»; gegen über der Resolution des Abg. Winbtbörsl wollen sie sich der Abstimmung enthalten. Wa« aber die Vortage gegen die Anarchisten betrisst, so liegt ihnen daran, den Schein zu er wecken. als ob sic »lit denselben in gar keiner Beziehung und Berührung stehen. Eie werden daher für kaS Gesetz stimmen. Jedenfalls wird der Regierung einezicmlicbeVcrlcgenheit bereitet, da dieAbsicht dcrGegncr de»SocialistengesetzeS dahin geht, gegen die Gefahren durch Sprengstoffe >c. alle Mittel des Staate» zu bewilligen, uni dann darauf Hinweisen zu können, daß dadurch VaS „Ausnahmegesetz- völlig überflüssig werde. Herr v. Pnttkamcr hat diese Taklik auch sofort durchschaut und darum von vornherein dagegen protestirt, daß durch An nahme eine» Anarchisten gesetzt» daS Socialistengesetz entbehr lich werben könnte. Allerdings ist auch zu berücksichtigen, daß eS dem Centrum schließlich nicht ernst damit bleib« wird, seine Anträge durchzusetzen; sie werden eben schließlich bemüht sein, irgend einen Bortheil aus kirchenpolitischem Ge biet herauSzuscblagen — und wenn dies nicht mög'.ich, doch Vernunst aunehmen. Andernsalls wäre, wie gesagt, die Aus lösung des Reichstag» unausbleiblich." * Der bereit» gestern telegraphisch signalisirte »ssicivfe Artikel der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", die nationalliberale Partei betreffend, hat folgenden Wortlaut: Wir wollen u»S in kejne Eombinationen darüber einlassen, «at die leitenden Männer der nationalliberalen Partei Nord» deutschlands thun werden, ob sie mit deniselbc» Elser und der selben Unllmwuiidenheit für die Ziele der Resormpolüik eintreten werden, wie Herr Miguel in Neustadt; eS wird sich die- ans dem snr Anfang Mai in Aussicht genommenen norddeutschen Partei tage zeigen. Nur aus einen Umstand möchten wir aufmerksam machen. Seit etwa fünf Jahren sind nationalliberale Kundgebungen nicht von so großer Begeisterung getragen gewesen, wie die Neustädter. Wir haben das Gefühl, daß die Partclversaminlunge» der National- liberalen während der letzten Jahre unter dem Bestreben zu leiden hatten, da- Verhallen der Partei möglichst abzuzirkeln und ängstlich jede lebhaftere Stellungnahme nach irgend einer Seite hi» zu ver meiden. Ohne irgendwie in eine Diskussion über die Berechtiguira und den inneren Grund dieses Verhaltens eintreten zu wollen, darf man odjcctiv constatiren, daß das Bestreben, vorsichtig, zurückhaltend und neulral zu sein, und die Besorgniß, sich zu weit nach recht« oder nach links zu engagiren, die bestimmende Richlschnuc in der oliiik der Nalionalliberalen und besond r» der iiationalliberalen raciio» des Reichstages war. Dieses Verhalten, wie ferner hervor gehoben werden muß, entsprach ohne Zweifel dem am 29. Mai 1881 ausgestellte» Programm, welches genau die Politik »ach rcchlS und links abmaß und als ein AuSflnsi abwägender Varteidiploiiialik de- trackttet werden kann. Ilnler deni Cinsins; dieser Politik sind di« Natioiialliberalen im Parlament wie im Lande mehr und mehr in de» Hintergrund getreten; diese Politik hat es nickt vermocht, die iiatioiiaii-i cral denkende» Männer im Volke a» sich zu fesseln, weil sie ihnen nicht zu Herzen sprach. Wenn wir jetzt de» nationalliberalen Geist von Neuem erwachen sehen, so ist dies nicht allein aus die Einsichi zurück>niiihrcn, daß die gesummte Politik der Regierung sich durch ihre Erfolge gerecht fertigt hat, und daß namentlich die Resornibestrebuiig.» derselbe» die aufrichtigste Anerkennung und nachdrücklichste Unierstutzung ve» dienen. Vielleicht war diese Einsicht auch schon früher vorhanden Auch die Bildung der „deutsche» freisinnigen Partei" und die aggressive Art des Vorgehens der Richter und Genossen >>at ohne Zweifel den bedeulungovollcn Uiiischwung in dein äußerlichen Ber- halien der süddeutschen Liberale» licrvoigerufen. Ader iür die hc- gcisterie Stimmung der Letziercii li-il doch vor Allem der Umstand Ausschlag gegeben, daß der Hanplredner aus der Neuslädler Pariei- versammliing sich offen »nd nachdrücklich zu Dem dekannic, was still und vielleicht unemgestandcn schon längst die »ationalliberalen Geister bewegte. Für die norddeutschen Rationalllberalen liegt in dem Neustädter Vorgang rin Fingerzeig. Sollien die Leiter derselben die Taktik deS Temporisirens, de» Abzirketns und Abmessens, die Besorgniß, zu weit rntgegenzukomme». auch heule noch für richtig ballen, und sollte dieses divloniatisirendc Wenn und Ader mit Rücksicht aus FractionSinterksien der Ton sein, in welchem sie in Berlin z» ihren Gesinnungsgenosse» spreche» wollen, so dürfen sie sicher sein, daß dieser Ton in den Kreisen, aus weich- sie rechnen, keinen Widerhall finden und der Nationalliberalismus von selbst verkümmern wird. Die Begeisterung, welche das offene Hervor- treten des Herrn Miguel in der Neust.idter Versammlung geweckt hat, zeigt deutlich, von loclchcr Gesinnung die nalionaliiberale» VoilS- kreise beherrscht werden, und dasi die nalionalliberalen Leiter vieler Ge- sinnung, die mit dem System parlamentarisch-spitzsindiger Ausk.ügelkieii nichts zu schaffen haben mag. Rechnung tragen müssen, wenn sie für sich und ihre Sache aus Erfolg rechnen wollen. Durch Zweckmäßigkeit«, erwägungen lasse» sich die Volk-massen nicht leiten: in ihnen lebt — wie die Neustädter Kundgebung bewiesen Hai — da« Bedürfnlß, offen für die Gcsammtpolitik der Reichsregierung Farbe zu bekennen. Nur wer dieses Bedürsniß — nicht »ur in Worte», sondern auch in Tbalen — z» befriedigen weiß, sichert sich die Zustimmung uod Begeisterung weiter Volkskreise. Wenn die nationalliberale» Leiter NorddeuischtandS sich auf diesen Boden stellen, dann werden sie ihrer Partei und dem Vaterlande in richtiger Weise dienen. Befolgen sie die Direktive nicht, die ihnen au« den süddeutschen Volkskreise» gegeben worden ist, ko werden sic mit ihrer Zweck- mäßigkeitStaktik bergab geben und sich an Denen ver« sündigen, die vo» ihnen Brod und nicht lalt« »ytz harte Steine erwarten.
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