Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188405054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-05
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
r»n - i»do>. l. 3.35. en-8ckl,it,. II. 1.75. 6. . 51ottdl«kkä« Ixrkumvlirt, aielirt. ile 8>ncl su ch ru ihrer isstrloseslr, iken besb- umenästen ^ssren rur le^en. -Mck Iinsfle». lNtl. Vnx6i, em Oojtlo. -ifkl I-lt Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. »et-rti,» >ud LrMtio» Johanae-gosse 33. Aprrchkundrn -er Kr-artis«: Bormitta»« 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—ü Uhr. Wir St» ««,»», N»«eiandter M-nuIcri,«, »ittzl sich »>« Xr»«cl>»» «ich« „ldmdlich. Annahme »er für die nichftf«k»»nd« ««««er »estimmken Anse rate an W«chenta«en hi« 8 Uhr Nachmittag«, an E«nn- «u» Festtagen früh hi«Uhr. 3n te« Fittairn für Ins.-Annahmn Dtt« Klemm, UniversiiätSstraße 81, L«Ut« Lösche, Katharinenstraße 18, p. «ur bi» '/,8 Uhr. . - - ^ W'. '. -- - —. —... - — —, HWr.TllgeblaN Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. —,-1 » > Meß'Anslager LS,E0v. AbonnrmentsPrri» viertelt. 4'/, Mit. incl. Bringerlohn 5 Mü. durch die Post bezogen ü Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebübre» sür Extrabeilage» (in Tageblatt-Ferviat gesalzt) «hne Poslbes0rderu»g M Mt. «it Posidesörderung 18 Mk. Inserate «gespaltene'Pctitzeile 20 Pf. Biößere Schrillen laut unjerem PreiS- verjeichniß. Tabellarischer u. Zissernsatz »ach höherm Tarls. Urclamr» unter dem Krdactionsstrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind ftus an die Expedition zu senden. — Rabatt wird mchi gegeben. Zahlung xrneuuiimramio oder durch Post, nachuahme. 12«. Montag den 5. Mai 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Dekannluiachnng. Hierdurch bringen wir zur allgemeine» Kenntniß, daß in Gemäßheit der Verordnung vom t5. Februar 1884. die Ausführung teS Gesetzes vom 15. Februar 1844, veränderte Bestimmungen Uber die Realschulen I. und U. Ordnung betr., teil Beginn des laufenden Schuljahres 1884/85 unsrre Real schule 1. Ordnung die Bezeichnung Nealqynruasiu» und die Realschule U. Ordnung di, Bezeichnung Realschule zu sichren hat. Leipzig, den 1. Mai 1484. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Wilisch. Ast. Vekamitmachung. Degen Umlegung der Pservebaungeleise wird die Plagwitzer Straße, soweit die« die jeweilig in " AuS,ühr»»g begrisfencn Arbeiten erforderlich machen, für Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 2. Mai >834. Der Rath der Stadt Leipzig. Ör. Georgi. Hennig der den Vekanutumchnug. Die Lieferung der zur Dampskesselheizung in der hiesigen Sladtwafferknust auf d:e Zeit vom l. Juli 1884 bi» mit HO. Juni 1845 erforderliche» circa 40,000 Ctr. — 2,000,000 Kilogramm Steinkohlen soll vorbehälllich der Auswahl unter Pr» Submittcnteu an den Mindestsordernken vergeben werden. Offerten sind bi» zu dem 3V. Mat dsS. Is. Rbeud« A Uhr schriftlich und versiegelt mit der Aufschrift „Kohlen» Iteferung" an da» Bureau der Stadtwasserkunst (Stadl- ha»S. Obslmarkt Nr. 3, III. Etage, Zimmer l42) abzugeben, woselbst auch die Lieferungsbedingungen eingesehe» werden können. Leipzig, den 22. April 1884. De» Rath» Deputation zur USaGerkuust. I)r. Georg». Wegen Hei stell nng eines neuen Belage- für die hinter dem neuen Schützendem» gelegene sog. verschlossene Brücke bleibt von Mittwoch, de» 7. d. Mt»., ab der über dieselbe nach Leutzsch führende Fahrweg ans 3 Tage sür den durchgehenden Berkekr gesperrt. Leipzig, am 2. Mai 1884. Die Königliche 41«,tShaupt«an»schaft Leipzig. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Platzmann. Vr. Georgi. Waldgrälcrei-Verpaililung. Donnerstag den 8. Mat d. IS. sollen im Forst reviere Rosenthal die diesjährigen GraSnntzunge» unter den im Termine näher bekannt zu machenven Bedingungen nnd gegen sofortige Bezahlung der Pachtsumme parcellen weise meistbietend verpachtet werken. Zusammenkunft: Nachmittag» S Uhr am Sohliser vehre am Rvsentbal. Leipzig, am 1. Mai 1884. De» Rath» Forst »Deputation. Vtlramitlnachnug. Erstatteter Anzeige zusolge hat der Ponsbursche Ernst Gustav Körner aus Stanpiy sein vom dortigen wcmeindevorstand unterm 1. Januar 1883 ausgestellte» Dienstbuch vor Kurzem m hiesiger Stadt verloren. Wir bitten, da» Buch im Auffindungsfalle allhier abzugrbe». Leipzig, am 1. Mai 1884. Da» Pslizeiamt der Etadt Leipzig. Bretschneider. Rsdr. Falbix Der am 17. Februar 166S in Lindenau geborene, im hiesigen Geargrnhause als Lvrreclionair detinirt gewesene Her««»« Gurt Böhme ist von tcm ihm am 26. Mir» diese« Jahre« gestattete» Au-gange nicht zurückgekehrt und treibt sich jedenfalls wieder liederlich umher. Dir bittrn, ihn im Betretlluglfalle festzunehmeu und «>»» Sach richl »n geben. Leipzig, am 2. Mai 1884. Da« V«lizeta«t der Etadt Leipzig. Bretschneider. S. 2kkalliüMlhiliiz. Die mit 1400^1 JahreSgehalt dotine Stelle de» V-Iftrecku»,«^ beamte« hiesigen Orte« ist bald möglichst anderweit zu besetzen und werben geeignete Bewerber, die insbesondere eine Laution von 1500 zu stellen vermögen, ersucht, ihre Bewerbungen mit de» erforderlichen Zeugnissen über Quaiistcatioa »ad Führung öt«14.«at»<p bei an» eiazureichen. -iudrnau, am 1. Mai 1834. Ver GemetnöeratH Q»eL Nichtamtlicher Theil. Die ParteikSmpfe im italienische« Parlamest. * Wenn e« nur aus heftige Angriffe gegen da» bestehend« italienische Ministerium, auf lange Kammer- und Tlubreden. oppositionelle Zeitungsartikel und ähnlich« Agitationsbestre» buagen ankäme, so müßte das Eabinet Depretis-Manci» schon längst gestürzt und durch «ine Nachfolgerschaft aus den Reihen der „historischen Linken" ersetzt sein. Man kann jetzt fast täglich in den italienischen OpvosttionsblSttern von neuen OrganisirungS-Bersuchen lesen, mit denen di« historisch« Linke sich abmüht, um ihre Zabl zu verstärken und der Regierung di« schon lange angekündigte Hauptschlacht z« liefen,, w der es aber noch niemals gekommen, wenigsten« nicht zu« Nach« theil« der Regierung. ES stellt sich vielmehr immer greisdarer da» GegenthettvonTem heraus, wa» die Opposition beabsichtigt, »nd alleMittel »ndKünste. welche den raschen Niedergang der Be deutung nnd de« Einflüsse« der historischen Linken verheim» hch« solle», haben sich al» völlig ersolgla» erwiese». Es ist / dieser Partei bisher durchaus nicht gelunacn, sich einen rbßeren Anhang im Parlamente zu verschaffen, durch drn i« wieder die Macht erringen könnte, die sie tbalsächlich ver« loren hat, und zwar nur durch ihre eigene Schuld und idr gänzliches Verkennen der veränderten polnischen Verhältnisse IlalicnS, Aus diese Weise bat die historische Linke in den Kreisen ver praktische» Politiker ihren ganzen Eredit ein- gebüßr, und die au- dem Munde ihrer Führer kommend«, Versicherungen un» Versprechungen finden keinerlei Glauben mehr, ja man bat geradezu ansgehört, sie ernst zu nehmen. Unter solchen Umständen ist c- »ur natürlich, daß sie jede Beachtung verloren und an Zabl sich täglich vermindert. Zu den unwahren, auk Täuschung berechneten Be- bauxiungen, welche die historische Linke zur Zeit ihre» ersten Ausiretens ausgestellt halte, gehört auck die, daß sic bereit« in der Kammer über mehr als 200 Stimmen verfüge und binnen Kurzem die absolute Mehrbeit erhallen werde. Wer indeß die allerdings ziemlich verworrenen und stet» schwanken» den ParteiverhäUnisse der italienischen Kammer genau ver» olgl, der mußte sofort misten, daß jenes von der historischen .sinken ausgestellte Ziffernverhältniß aus arger Ueberlreibung beruht. Die Parte, verfügt nämlich, wenn man von der Gruppe der Radicalen und Republikaner absieht. Uber nicht mehr al» 110, höchstens 115 Stimmen; 25 bis 30 ihrer früheren Anhänger, die seiner Zeit dem zweifelhaften Pro gramme der Centrumöpartei zngestimwt hatte», sind seither von dieser wieder abgcfallrn und haben sich theil» der Re- aicrungSmchrheit, theil» den Radicalen angeschlossen oder al» sogenannte Wilde eine selbstständige Gruppe gebildet. Bi» zur Stunde sind e» noch immer Cairolt unvZaiiardelli. welche hin sichtlich der Zahl über den verhältnißmäßig größten Anhang verfügen, wäkrend die Parteigenossen Nicotera'» und CriSpi'» nach allen Richtungen auseinander gestoben sind und der Rest sich an den Fingern abzählcn läßt. WaS Baccarini betrifsl, so ist sein Einflug ein völlig belangloser; er stellt zu dem ganzen Büudiiiste nur zwei bis drei persönliche Freunde, woran« sich da« sonverbare Berhältniß ergicbt, daß die ganze Partei fast ausschließlich aus Anhängern Cäiroli'S und Zanardelll'S brsteht, die vo» EriSpi unv Nicotera durchaus nicht» wissen wollen und sich deshalb nur scheinbar, der DiSciplin wegen, die Mitsiihrerschast der letzteren gefallen lasten. Diese an gebliche DiSciplin beschränkt sich aber nur auf die Aeußersich» Kit. welche in der Kammer zur Schau «etrageu wird; außer» halb derselben ist davon nicht die Rede. Daran» erklärt sich auch, daß die Parteibiätter, welche den Interesten CriSpi'» und Nicolera'S dienen, fast tägljch eine heftige Fehde lyit den Organen Cäiroli'S nnd Zanärtcll,'« führen, die selbstver ständlich auch ihrcrscil« auf diese Angriffe die Antwort nicht schuldig bleiben. Au» diesen Verhältnisse» geht schon von selbst hervor, daß der Verkehr zwischen diesen beiden Gruppen nur ein gespannter sein kann, waö auch bei mancherlei Anlagen im Parlamente und außerhalb desselben deutlich zu Tage tritt. TaS ganze, mehr würdevolle Wese» Eairoll's und Zanärkclli'S verträgt sich nicht mit dem galligen, ränkesüchtigen EriSpi und noch weniger mit dem Ubcrau» bestigrn, ja geradezu brutalen Nicotera; nur äußerliche, vielleicht gar nrcht gerecht fertigte Partcirücksichten hielte» die Erstgenannten bisher ab. sich von den Letzteren vollständig loszusagen, aber der persön liche Verkehr zwischen diesen Führern ist schon seit Monaten ein sehr beschränkter geworden. Bei gewissen Fragen und Veranlastungen bleiben Eairvti und Zanarbelli der Kammer lieber ferne, um mit ihren scheinbaren Parteigenossen EriSpi und Nicotera nicht« zu thun zu haben, die alsdann, jene Abwesenheit benutzend, sich in ihre» Reden den Anschein geben, al» wären sie die eigentlichen Führer der ganzen historischen Linken. Sollten einmal diese für die Dauer ganz unhaltbaren Parteivcrhältniffe zur Entscheidung drängen, so ist mit Gewißheit anznnehmen, daß sich Cairotl und Zanar- delli viel leichter mit Tcpreti» al« mit CriSpi und Nicotera verständigen würden, eine Wahrscheinlichkeit, di« auch in den Regierungskreisen kein Geheimnis ist. E» fehlt auch nicht an Stimmen, welche behaupten, e» könnte einmal der Fall eintreten, daß Depreti» eine Annäherung an Cairol, und Zanardelli wünschen, beziehungsweise eine Schwen kung nach Link« beabsichtigen würde. Gewisse der Re gierung nahestehende Blätter haben schon seiner Zeit daraus hiligrwrese», daß «ine solche Wendung der Dinge gar nicht unmöglich wäre; nur müßte die ausdrückliche Bedingung erfüllt werden, CriSpi, Nicotera, Baccarini und Seismit- Doda von dem neuen Bündnisse mit der Regierung au»- züschtießen. Auf diese Weis« würde dem Zuiiandekommeu einer völligen Verständigung nicht« mehr im Wege stehen; sollte» alSdann Pie verschiedene» Parteigruppen der Linken sich wieder unter einer gemeinsamen Führung vereinigen, so würde diese gewiß weder Eri«pi noch Nicotera zusallen, son dern Heide hätten ihre Rollen für immer auSgespielt. Unser diesen thatsächlichen Umständen ist e» ganz unbe greiflich, wa» die neuest« Drohung der historischen Linken be deuten soll. Diese richtet sich gegen die Regierung, weil sie die Zahl der Ministerien vermehren und die bisherigen General- srcretaire, dir sich nicht bewährt haben. inllnterstaatSsecretairever wandeln will. Darüber wird nun die Regierung demnächst in der Kammer einen Gesetzentwurf einbringen, den die historische Linke bi» zum Aeußersten bekämpfen will und, wie immer bei ähn lichen Gelegenheiten, auch schon gegenwärtig ihre« Siege- gewiß ist. Die verschiedenen Parteiorgane der Opposition bemühen sich schon jetzt, gegen da» Ministerium Sturm zu laufen und versichern, daß oissmal Herr Deprati» ganz gewiß unterliege» werde. lehnliche Versicherungen sind aber schon zu «st dagewese» und haben sich schließlich niemal» bewahrheitet, weßbalb von ihnen Niemand mehr Notiz nimmt. So wie die Ding« thatsächlich liege«, ist vielmehr mit Bestimmtheit anznnehmen, daß die Regierung bezüglich ihre« Gefetzvor- schlage», die Zahl der Ministerien zu vermehren unv die Generalsecrctatre in Uaterstaats-Secretaire zu verwandeln, einen entscheidenden Sieg im Parlamente erringen wird. Dieser «it Gewißheit 1« Aussicht strhend« Erfolg der Re gierung wird natürlich abermals eia« schwer« Demlllhigung de, historischen Linken sein. Sie begreift aber noch immer nickt, daß ihr« gegenwärtigen Verhältnisse im Bunde mit Crisvi und Nicotera sie unmöglich zur Leitung der Geschicke Italien» befähigen können. Leipzig, 5. Mai 1884. * Die Vbgg. vr. Philipp« und Lenzmann, unter stützt von der votkSpartei. den Socialdemokraten und Polen, haben im Reichstag den Antrag eingebracht, die Ab« «rtheilnng der politische» und Pretzvergehen de» Schwurgerichten zu übertragen. Bei der drrmaligen Geschäftslage im Reichstag kann die Anregung eine» so schwerwiegenden und wcitschichtiqen GegenstanveS unmöglich eincn praktischen Erfolg haben. Bekanntlich wären a» diesem Pnncte beinabc die Justiz ge fetze gescheitert. Ob e» Zweck ^at, da» Thema jetzt wieder, nachbei» die Iiistizgesctze erst s kurze Zeit in Kraft stehen, in die vfscutliche DiSeuision zu Wersen, ist sehr fragwürdig. Die Aussicht, mit der For derung durch,udring.n, dürfte im Reichstag gering sein, i>» BundeSrath nock viel geringer. BemelkenSwerth ist. daß vo» der deutsch-freisinnigen Partei kein Mitglied den Antrag unterzeichnet hat. * Die „Nationalliberale Correspond enz" schreibt über da» Thema „Ausnahmegesetz und gemeine» Recht": Die Gegner de» Socialistengesetze» habe» in der Comiiiission einen zweifachen Versuch gemacht, vom A»S- nabmegcsctz auf den Boden de» gemeinen Recht» zurück',u- kehren. Ter eine Versuch war in der von Windlborst be antragten Resolution enthalten, die wegen ihrer nichtssagende» Allgemeinheit von allen Parteien auger dem Centrnm ver worfen wurde. Er bestand einfach in einer Aufforderung an den BundeSrath. da» gemeine Reich-recht, insbesondere da» Straf» und Preßgesetz einer Revision dahin zu unterwerfen, daß mit kemsclben diejenigen Bestrebungen wirksam bctämpst werden könnten, gegen die man jetzt em Ausnahmegesetz sür nothweiidig hält. DaS ist nichts al» eine Phrase der Ver legenbeit. die mit gutem Grunv auch von deutschsrcisinniger Seite al» werthlo» zurückgrwiesen wurde. Herr Windthorst möge bestimmte Vorschläge macken, in welcher Weise da» Straf- und Preßrecht so cibgeändert werden könnte, daß damit der im Scciatisteiigesetz bekämpfte Nothstand getroffen werden kann, ohne daß unser Gesammtbesitzstand an FreiheitSreckt n geschmälert und polizeilicher Unterdrückung preisgegeben wird. Der Abg. Hänel hat sich im Iabr 1874 wenigsten» das Ver dienst erworben, bestimmte positive Vorschläge in der be- zeickneten Richtung zu macken- sie konnten allerdings nur abschreckend aus weitere Versuch« der Art wirken, und wir n öchteu denjenigen liberalen Mann sehen, der znzusiim'nen vermöchte, wenn wirklich einmal die Negierung mit Vor schlägen. wie die Häncl'scken, an den Reichstag heran- trelen würde. Nein, gegen ausnahmsweise Zustände lassen sich auch ansnahm»«cise Maßregeln reedtsertigcn, und wrrdieGrunv lagen duserr» bürgerlichen Ordnung «»greift. sann sich »ich« beklagen, wenn ib« die Staat-gewalt mit Waffen bekämpft, die außerhalb de» gewöhnlichen normalen Rccht-zustandeS hergenommen sind. Auch wir hoffen mit der Zeit zum gemeine» Recht zurückkehren zu können, aber nickt in eiiier Weise, die lediglich au» Scheu vor dem Schlagwerk „An» „ahmegesetz" die Freiheit-rechte aller Parteien auf- Spiel setzt, wie eS'dic bi«herigen fortschrittlichen und klerikalen Vor schlüge thun. Lieber wollen wir un» noch einige Jahre lang Ausnahmezuständen gegenüber mit A»-nahwe»iaßregeln be helfen. Zu positiveren Ergebnissen bat der andere, von Seiten dev Centrum» und der Deutschfreisinnigen ausgehende Versuch geführt, dem Socialistengesetz andere Abwehr maßregeln gegenüberzustellen. Ein Gesetzentwurf gegen den Mißbrauch mit Sprengstoffen ist bereits von deulschsrei» sinniger Seite auSgearbeitet worden; die Einbringung eines ähnlichen Gesetzentwurfs seiten« der Negierung steht nahe bevor und ohne Zweifel wird die Vorlage die Zu stimmung aller Parteien finden. Nur darf man die Trag, weite eine- solchen Gesetze« nicht überschätzen. Einmal liegt e« in der Natur der Sacke, daß die» Gesetz eine sehr beschränkte praktische Wirksamkeit haben wird. TaS ist eben die Natur der Verbrechen, gegen die sich das fragliche Gesetz ricbtet, daß ihnen Ubcrau« schwer vorzubeugen und bci- zukommen ist; e» würde sonst auch jetzt nicht an gesetzlichen Mitteln fehlen, gegen diese Gefahren einzuschreiten. Jnvessen, wenn wir auch die praktische Wirkung deS beantragten Gesetzes nicht allzu hock anzuschlagcn vermögen, so sind wir gleich- webl damit einverstanden, daß der Versuch gemacht wirv, vervrechrrischen Unternehmungen mit Sprengstoffen auch durch ei« Cpecialgesetz entgegenzutretrn. Nur darf man sich nicht der Illusion hingeben, daß dadurch da» Socialistengesetz entbehrlich würde. E» liegt auf der Hand, daß ein Gesetz gegen Dynamithclde« nicht genügt, um diejenige rrvolutionairc Agitation zn verhindern, die durch das Socialistengesetz getroffen werden soll und auch getroffen wird. Damit daß man gegen eine einzelne ErscheinnngSsorm der äußersten ver brecherischen Aurschreitunge» ein Schutzgesetz von praktisch zudem lehr zweifelhaften Werth erläßt, gewährt man keinerlei Sicherheit gegen eine Umsturzbewegung, wie sie in Presse und Versammlungen gegen die Grundlagen unserer StaatS- und Gesellschaftsordnung gewährt wird und unsere gesammten bürgerlichen Grundeinricbtungen zu zersetzen droht. Dem will das Sorialistengesetz avhrljeu und dann hat eS seine Berechtigung." * Wenn deutsche Männer, die in kübnem Forscher lrieb hinau»ge;oge„ sind, der Cullur und Wissenschaft neue Vahnrn zu eröffnen, nach erfolgreich vollbrachtem Werke in di« Heimath zurücktehren, so gebührt e« sich, daß ibnen da« Bakrland seinen freudigsten Willkomm, seinen herzlichsten Daiikesgruß entbietet. ES gilt die» ganz besonder» >>» Hin- blick aus de« vergangenen Sonnabend, an welchem der Geh Regierung-rathvr. Robert Koch sammt den übrigen Mit gliedern der deutschen Chol era-Com Mission von ihrer, behns» Erforschung de» Wesen» der völkerverderbcnten Seuche unternommenen Orientrris« wohlbehalten in Berlin wieder eintrafen. Die Kunde ihrer, für die wissenschaftliche Welt so epochemachenden Entdeckungen ist den Heimkeorenden schon längst vorau-geeilt, nnd mit hvbem Selbstbewußtsein blickt Deutschland aus seinen grlrbrten Land«n,ann» der dem Lor beerkranze deutscher Wissenschaft ein frischgrüne» Rei» hinzu fügt, die Achtung der anderen Eulturnalionen vor dem deutschea Name» hat vermehren Helsen und ein Reick-institut — da» Rkich»gesnndheit»amt — bei Lösung seiner ungemein schwierigen Aorscherausqab« so würdig repräsentirte. Echte Pionniere der Wissenschaft, haben vr. Koch und sein« braven Genosse« den Kährlichkriten eine« verlängerten Aufenthalte» in für Europäer nur zu leicht tövtlicken Klimaten und Län dern mit ManneSmuth. nimmer rastendem Fleitze und eiserner Consequenz Trotz geboten, bi« da« schöne Ziel erreicht war. Tank den Verdiensten vr. Koch'« unv der übrigen Mitgliei der vom Reich-arsnndheitsamt entsendeten Cholera-Com mission sind di, selten Fundamente sür gründlichste Erforschung der Cholerakrankbeit gelegt, und wenn es gelingt, diesen furchtbaren Feind de« Menschengeschlecht« zu bekämpfen, so wird die Welt in erster Linie dem deutsche« Namen dafür verpflichtet sein. * Zum Schutze der deutschen Nordseesischer gegen Beci»tkäcb;ig»>ig und Störung ihres Gewerbes bnrä» srcmdlänbische Concurrente» ist, wie alljäürliä', so aucv dies mal ei» Kriegsschiff (Kaiwiieiiboot „Cvclop") bis zum t. Oktober in die Nordsee beordert. Tanul der Schutz teS- elben verkommende» Fall» seine Wirkung nicht verfehle, ist bestimmt worden, daß oie Fisibeisaürzcnge ihre Wünsche und Klagen bei den nächsten OrlSbehörden anzubringc» haben, welche bau» a» da» Coiumando der Marinestation ker Noros« in WilhelinShave» Weiler melken. Bei Klage» über sreinlke Fischer müssen die Fischer iu> Stande sein, die Nummer und den Namen deS srcinkc» Fahrzeuges anzngcbe». Tie Orls- behördcn müssen jekes Erscheine» fremder Fischcrflolten in ihrem Gebiet sofort — wenn möglich aus telegraphisübem Wege — dem StalioiiScommaiido uiitlheile», seriicr dasselbe benachrichtige», zu welche» Zeiten unv an welchen Orteia die Anwesenheit des Kanonenbootes besonders wünschenswerlh erscheint. Ist da« Kanoileuboot bei solchen Vorjälleu oder Requisitionen in erreichbarer Nähe de» betreffenden Orte» oder KreiizgrundeS, so ist auch dem Commanbaiite» desselben gleichzeitig Anzeige zu mache». Zur Control« der deulschrn Fischer wird das Kanonenboot streng daraus Hallen, taß die befohlenen UnterscheidungS- und Erkennungszeichen am Rumps und den Segeln angebracht sind, daß die vorgeschrieben- Lichter in Fahrt unter Tampf und Segel, wie auch zu Aul geführt werken, und daß die zulässige» Fangmittel und Fai arten, die Länge der Fische und die Schonzeiten betreffen». AuSsührilngSbcst>»i»iinigc» des Fischereigesetzes in den betref fenden Geltungsbereiche» befolgt werden. Wünscht ein deutsche» Fischersahrzeug schleunige Hilfe, so soll diese« außer der Natio nalflagge an einer gut sickibaren Stelle eine dunkle Flagge zeige». Erwartet wird, daß jedes deulscke Fischersalirzcug, wen» e» in die Nähe de» Kanonenboote» ,Cyclop" kommt, seine Flagge zeigt. » * » * In Oesterrreich-IIngarn wird gelegentlich der ärztlichen Untersuchung der zur Musterung erschienenen Mili» tajrpflichtigen nicht nur deren Körperlänge, sondern auch deren Brustumsaiig gemcssen. Die Körperlänge und der Brust umfang werden nach halben Centinictern erhoben, und di« Messung^ LeS Brustumfanges erfolgt nach der vom inter nationalen statistischen Congrcffe enipfvhlenen Methode (in der durch die Brustwarzen bereichneten wagereckten Eben« während der Athen,päusc, bei seitwärts des Kopse« senkrecht emporgehobcne» Armen). Diese Messungen licsern treffliches Material sür die Bcurlheilung der KriegSbrauchbae» teil der Mannschaft. TaS sür die Körperlänge vor^«, schriebe»? Mininialmaß beträgt in Oesterreich-Ungarn nur l.554 Meter. Sehr kleine (1.554 bi« 1.560 Meter) Wehr pflichtige fanden sich nock dem „Oesterreichiseben militair« statistischen Jahrbuche für 1877" namentlich häufig in Ungarn vor, wo dieselben 36 vom Tausend ver ihrer Körperläng« nach zum Militairdicnste Geeigneten betrugen, am seltensten m Fiume und dem Küstenlande (5 vom Tausend), wo dagegen mehr als 400 vom Tausend die Körperlänge von l.705 Meter und dar über besäße». Mannschaste» dieses großen Schlages waren in Galizien »ur l30 und in Siebenbürgen l40 vom Tausend aller ärzllick Untersuchte». Bei mehr alö der HLlste (54.8 Proc.) aller ärztlich untersuchte» Maiinschastcn hat der Brustumfang über- die Hälfte der Körpcrliinge betragen und nach dieser Richtung lieferte die Ecsatzmaniischasl kleinen Schlage« der GeneralcommandoS Budapest, Agram und Lemberg dw gün stigste» Ergebnisse; der dorr auSgebobcne Ersatz ist ve» verhällnißwäßig bedeutendem Brustumfänge, mithin kräftiger, als seiner Körpcrlänge nach zu erwarten stand. Bei über vier Fünfteln (80. l Proc.) der diensttauglich be- sunkenen Mannschaft betrug der Br»stu»isa»g mehr al« die Halste der Köiperlänge; indessen mußten im Bereiche ein zelner GeneralcommandoS (namcntlich deS zu Prag 31.5 Proc.) dcmioch verhältnißmäßig viele engbrünstige Rekruten aurge- hobcn werde». Die Tauglichkeit zum Militairdienste nimmt rasch zn. wenn der Brustumsaiig im Verhältnisse zur Körper länge größer wird. Vom Tausend der 1877 in Oesterreich- Ungarn ärztlich untersuchten Wehrpflichtigen, deren Brust umfang der Hälfte der Körpcrlänge cnttprach, sind 220 diensttauglich besunden worden, vom Tausend der Wehrpflich tigen mit verhältnißmäßig größerem Brustumfänge 333. rom Tausend der Wehrpflichtigen von geringerer Brustwcite dagegen nur 84. * In der Schweiz wird jetzt sehr erregt über die aus kömmliche Dolirung VcS schweizerischen Gesandt- sckastSposte»« in Washington gestritten. Die in der ResereiiduiiiSbcwegung viel Lärm machenden Demagogen treiben natürlich mit dem Worte „Sparsamkeit" Pepulari- tätShascherei und sind gegen die Bewilligung weiterer Mittel zu Nepräsciilalivzweckc». Von fachmänuiicher Seite wird jedoch generell hcrvvrgehoben, daß die schweizerische» Gcsandt- schaftSposten eine ganze zum Tbeil coniplicirke und ausgedehnte Verwaltung in sich begreife», die oft mehr GeschäNe erledigt, als eine cantonale schweizerische Regierung nnliammt ihren Kanzleien und Anhängseln. Eö gebe Gesandtschaften, die i»» Jahre b>S 14,000 Correspondenze» abschicke» und von de» zahlreiche» Schweizern im .Auslände geradezu als eine hcimalbliche Behörde angesehen werden, bei der sie in allen Fällen Schutz n»v Hilfe suchen und sindc». AllcS, Wohnung, Nänmlichkeile» sür die Kanzlei. Empfangszimmer, da« Personal (Secrelaire re), müsse der Minister aus seiner sogenannten Besoldung bezahlen. Dazu kämen nolen» volen» auch sür den einsacke» Republikaner, selbst wenn er Schweizer in. NepräsentaliviiSkosteii. Tem „Luz. Tagblalt" wird anS Bern geichrirbk», baß gerade die republikanischen Inslilutioi.en und di« eigenartig gestalteten Parleiveihältnisse der Ver einigten Staaten Nordamerikas eS mit sich bringen, kaß der diplomatische Vertreter, falls er etwa« erreichen will, sich nicht ans dir Verbindungen mit dem Staatsoberhaupt und drn Ministern beschränken iöniie, sondern auch mit den Eongießmilgliedern in beständigen, und zwar nickt blo» ojsiciellen Verkehr trete» müsse. Der Berner „Bund" wirft anS diesem Anlaß die Frage aus, ob die Schweiz ihr« Ver tretungen im Auslande bei dem blübenken und geordneten Stand der BunkrSssnanzen. obne Pomp und Prunk, aber schicklich und anständig auSstatlen. oder ob sie sich wegen der kleinlichen, engberzigcn und unsinnigen Knorzereien und Nörgeleien von den fremden Staaten bemitleiden lassen wolle. * In Folge der Annexion Merw» bnt zwischen Eng land und Rußland ein diplomalischcr Notenwechsel statt- gesunden. Die englisch« Note, welche zu der Besprechung die Initiative ergriff, drückte die Ueberraschung der Londoner Regierung über die 8i»v«rleibm,g Merw» au» und stellt»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite