Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188405155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-15
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.05.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Krdartion und Erpcdilioa JohanueSgassc 33. Aprrchliundkii drr NrSnUion: Vo,mittags 10-12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Für die IiUtkgadc ein^sandker ^ia.iuscrivte macht sich die vtcdaclion inchl vcrdtnvUch. A«naß«e der für die nächstfolgende Nummer bestimmte!, Anse rate an Wochentagen bis :t Mir Nachmittag», au Tonn- und Festtage» früh bis ',,V Uhr. 2n den Filialen für Ziis.-Annahme: Otto Klennii, NiiiveisiiälSstraße 2l, Louis Lösche, Kalhariiieilstraße 16, p. nur bis '/.3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Meß-Anflage LlS,S«0. Lvoiinkmentsprris viertetz. 4'/, Mt. incl. Bringerlohn 5 Mt., durch die Pest bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren sür Extrab eilagt» (in Tageblatt'-Format gesalzt) Ohne Poslbesördcruug L> Mt. Mil Postbeförderung 48 Mk. Inserate -gespaltene Petitzeile 20 Pf. Grüße re Schrislen lau» unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer a. stiffernjatz nach hö Herrn Tarif. Leclamen unter dem Urdartionaftrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind siel» an die Expedition zu lenden. — Rabatt wird nnhi gegeben. Zahlung prueuulin-ranUo oder durch Post- nachuahine. 136. Donnerstag dm 15. Mai 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Städtische Einkoniincnsteuer betr. Ter erste Termin der städtischen Einkommensteuer ist am 13 Mai dieses Jahre- und zwar mit dc,n fünffachen Betrage de- rtosache» Steuersatzes fällig. Die Beitragspflichtigen werden deshalb aufgesordert. ihre Steuerbelräge spätestens dinncn 3 Wochen, von dem Termin« ab gerechnet, an unsere Sladtsteiiercinnahme, Stadtbau», Ot'stiuarkt 3, parterre link», bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen cintretendcn Maßnahmen abzusühre». Bezüglich der gleichzeitig mit zur Erhebung gelangenden persönlichen Anlagen sür die evangelisch-Iulhenschen Kirchen in Leipzig verweisen wir auf die untenstehende besondere Jckannkmackung. Leipzig, den 14. Mai 1884. Der Nath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Koch. Prklnnltmachnng, die persönliche Anlage für die evangelisch« lutherischen Kirchen in Leipzig betr. Aus Grund von tz. 7 des Regulativs über die Erhebung der Anlagen sür die rvangelisch-lutberischcn Kirchen in Leipzig dom 10. Juli 1878 wird andurch bekannt gemacht, daß die zur Deckung der Fehlbeträge der hiesigen Parochien aufzu- vringcndcn persönlichen Anlagen von allen mit über 800 jährlichen steuerpslichligen Einkommen zur Staats-Einkom mensteuer geschätzten öeilr.igSpslichtigc» evangelisch-lutherischen Glaubensgenossen mit nonnzig Procent de- a«S der Einschätzung znr (Ltaatostcuer sich ergebende« einfachen städtische» Steuersatzes aufzubringen und mit fünfzig Procrnt ' z»m ersten und vierzig Procent mm zweiten städtischen Einkommenstcuertermin zu entrichten sind. Die erste Rate gelangt demnach am 13. Mai diese- Jahre- ur Einhcbung und eS werden die Beitragspflichtigen aufge ordert, ihre Beträge binnen drei Wochen, von dem Termin ab gerechnet, an unsere Sladlsteuer-Cinnahme, StadlbauS. Obttinarkt Nr. 3, parterre links, abziisiihrcn, da widrigenfalls »all, Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen die gesetzlichen Maßnahmen einrntreken haben. Diese Beranntmachung gilt al- legale Be nachrichtigung der t^ontrlbuenten. Etwaige Reclainativnen sind binnen S Woche«, von dem erstmaligen Abdruck dieser Bekanntmachung abge rechnet, bei der Stcucrabtheilung deS Rathe-, Obst- markt Nr. 3, parterre rechts, Zimmer Nr. 59, anzu- bringen. Insoweit Reklamationen sich gegen die Höhe der der Veranlagung zu Grunde gelegten 'staatlichen Einschätzung richten, sind selbige als unzulässig zurückzuweisen, doch sollen die aus Reclamauoncn gegen die Einkommensteuer erfolgten Entscheidungen ohne Weiteres sür die Hcrbeiziehung zu den kirchliche» Anlagen Giltigkeit haben. Leipzig, am 14. Mai 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Ilr. Georgi. Koch. Bekanntmachung. Die diesjährige Ostermeffe endigt mit dem 17 Mai. An diesem Tage sind die Buden und Stünde auf den Plätzen der innere« Stadt dis 4 Uhr Nachmittags voll ständig zu räumen und bis spätestens 8 Uhr Morgen» de- l8. Mai zu entfernen. Die auf dem AugustuSplatze und auf den öffentlichen Wegen und Plätzen der Borstadt befindlichen Buben und Stände sind bis Abend» 8 Uhr de» 17. Mai zu räumen und in der Zeit vom 18. bi- 2t. Mai, jedoch lediglich während der Stunden von K Uhr Morgen» bi» 7 Uhr Abends abzu- brechen und wegzuschaffen. Die Abtragung und Wegschaffung der an der nördlichen Planke deS Museums ausgestellten Buden ist, weil der Platz, auf welchem sie stehen, alS Abfuhrweg benutzt werden must, bereits am 18. Mai, Morgens U Uhr, zu beginne« ««d Vi tt Uhr Vormittags zu beende«. Bor dem 18. Mai darf mit dem Abbruche der Buden und Stände auf dem AugustuSplatze nicht begonnen werten. Dagegen ist eS gestattet, Buden und Stände auf dem Roßplaye, welche vor Beendigung der Messe teer werden, früher abzubrechen und wegzuichafsen, sofern nicht dadurch Störung de- Verkehr» oder Benachtheiligung de» Geschäft- in den stehenblcibenden Buken herbeigesührl wird. E» bleibt auch diesmal nachgelassen, die Schaubuden aus dem Noßplatze. sowie diejenige» Stände daselbst, a« welchen nur Lebensmittel seilgeboten werde«, noch am l8. Mai geöffnet zu halten. Die Schaubuden, sofern sie aus Schwellen errichtet, in- gleicken die CarouffclS und Zelte find bi» Abend» 11 Uhr de» 20. Mai. diejenigen Buden aber, rücksichtlich deren da» Eingratcn von Säulen und Streben gestaltet und eine längere Frist zum Abbruch nicht besonder» ertheitl worden ist, bis längstens den 24. Mai. Abend» 8 Uhr, abzubrechea und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für deren Befolgung beziehentlich auch die betreffenden Bauhandwerker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werten mit Geld strafe bi- zu 150 Mark oder entsprechender Hast geahndet werden. klebrigen» habe» Säumige auch dir Obrigkeit-wegen zu verfügende Beseitigung der Buden zu gewärtigen. Leipzig, am 12. Mai 1884. Der Rath der Stadt Lelpzlg. vr. Georgi. Hcnnig. Die Herstellung der durch den Bau der Lutherkirche be dingten Wegeverlegung im Iohannapark soll au einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen uiid Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Berwaltung, Rathhau». Zimmer Nr. 14, auS und könne» daselbst eingcschen rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Wegeverlegung tm Iohannapark" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 27. taufenden Monat- Nachmittag» 5 Uhr einzureichen. Leipzig, den 14. Mai 1884. DeS Rath- der Stadt Leipzig Strastenbau-Depntation. Vrlranntinachnng. Die Herstellung der Straße Vllt de» südwestlichen Be bauungsplanes soll an einen Unternehmer in Accord verdünge» werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesban-Vermalinng. Rathbaus, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst cingeseben rcsp. entnommen werden. Bezügliche Offerte» sind versiegelt und mit der Aufschrift: „(khanffirung der Straffe VAU" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 2V. lausenden Monat- NachZntttagS S vhr einzureichen. Leipzig, am 8. Mai 1884. DeS RathS der Stadt Leipzig * Dtrasreubau-Deputatioa Drkanntmachung. Die Herstellung einer Schleuste III. Elaffe in der Wind- mühicligasse soll an einen Unternehmer in Accord vergeben werde». Tue Bedingungen und AlankeiS für diesen Schleußenbau können in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS. 2. Etage, Zimmer Nr. 14 entnommen werden, woselbst auch die ver siegelte» und mit der Aufschrift: „Schleiiftonbau in der Windmühlengaffe" verscticnen Osielten bis zum 20. Mai cr., Nachmittag- 5 Uhr cinzurcichcu sink. Leipzig, den 8. Mai 1884. DeS RathS der Stadt Leipzig Strastcubau Dcpntatioa. M.linnlmlichmlg. Wegen Verlegung von Gasrohre» wird die Wind- «nühlengaste vom Montag, den IS. dsS. Mt-., ab aus die Dauer der Arbeiten sür de» durchgehende« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 13. Mai 1884. Der Nath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Helling. Versteigerung. romierktns, den 1.V Mut 1884. Nachmittag« s Uhr sollen IM Gasthosc zur tSolvciic» Krone I» Möckern 60 Stück Bierfässer m verschiedenen Olrößcn, circa 8000 Stück Bierflaschen mit Palenwerschluß. SO Stück offene Goicnst,ischen, 1 Brückenwaage mit 15 Gewichten, 1 Teppich u. l. iv. meistbietend ge >ca Baarzablung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 18. Mai 1884. Steinbeck, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. Di« Herstellung von Thonrvhr-Haupt- und Neben- Schleußen im Iohannapark soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingcschen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Lhonrohrschleoffea In» Iohannapark" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 27. lausenden Monat- Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 14. Mai 1884. DeS Rath- der Stadt Leipzig StraHenbau-Depntatio«. Veffentliche BuWndler-Lehranstalt. Die An«eld»«> neu eintretender Schüler erbitte ich mir bald- mSglichst in meiner Wohnung. Lentralhalle, II. Ltage, in der Zeit von S—4 Uhr oder spätesten» Sonntag den 18. Mat 11 dis 12 Ndr t« Parterrefaale der vuchhändlrrbörse. Da- letzte Sckiulzeugniß und der Erlaubnißschcin des Principal« sind inttzu- bringen. — D,e Aufnahmetirüsliiin findet Montag den 2Ü. Mai, srüh v Uhr. im SchuIIorale» alte Thomasschnlc. statt. 1)r. Willem Smitt. Bekanntmachung. Entreprise aus Psiafterarbciten in vitterfeld. Dir Erd- und Pflasterarbeiteu incl. Lieferung von Pflasterirekien and Sand für di« Neupflasterung der Kirchstraßc und de- Raths- wallcS von der Kirchstrabe bi- zur Grünstraße hicrielbst, veran schlagt aus 3600 ^l 49 solle» t« Wege der Submission vergeben werden. Offerten «st der Aufschrift ..Offerte« auf Pffasterardeiten sind an uns versiegelt und schriftlich abzugeben und wird deren Eröffnung MttNnoch. de« 21. Mat d. gr»., vormittag« 11 Uhr. «« Rathsftele hier (Zimmer Nr. S) erfolgen. Bedingungen and Kosteu-Anschlag liege» h» Ltadtfrcretariatr hier täglich zur Einsicht aus. vitterfeld, deu 10. Mat 1884. Der Magistrat. Sommer. Erledigt hat sich die unterm 23. vor. Mt«, erlassene Bekanntmachung, deu Oekonomieverwalter Earl Paul WeiSke betreffend. Leipzig, den 12 Mai >884. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) L u d w ig - W o ls. Wendt. Gesucht wird der Handarbeiter Wilhelm Hermann Lenther, früher in Eutritzsch, zuletzt in Leipzig, welcher zur Versorgung und Unterhaltung einer Kinder anzudalten ist. Eutritzsch, am 13. Mai 1884. Der Grmrinderattz. TbomaS. Nichtamtlicher Theil. Der proceß Kraszewski. Die Verhandlung des ProecsscS gegen den Dichter v. KraS- zewSki und den früheren Hanplniann Henlsch, welcher gegen wärtig vor dem Reichsgericht schwebt, hat am zweite» Ver- hankluiigittage eine Wendung genommen, weiche den Proceß ni einem politischen Ereignis; von höchster Bedeutung macht. Diese Wendung ist eingckrelen durch Verlesung eine- Schrei ben« des Auswärtigen Amis an den preußischen Kriegs- niinister. Darin wird eine Pariser Gesellschaft erwähnt, welche seit 20 Jahren besteht und die schon bei verschiedenen wichtigen Anlässen Proben ihrer Töätigkeit abgelegt hat. Die „polnische mililairiscke Gesellschaft in Paris" verfolgt den Hauptzweck, die Wiederherstellung Polen- zu ermöglichen und erhält deshalb Verbindungen mit Osiscicren polnischer Nationa- lilät in deutschen, österreichischen und russischen Diensten, um beim Ausbruch eines Kriege-, an welchem Deutschland. Oesterreich oder Rußland belhcitigt ist, thätig in die Ent wickelung der Verhältnisse eingreisen zu können. Die Mitglieder der Gesellschaft sind vom statistischen Bureau de- sranzösischen KricgSministeriumS in der Zeit von 1873 bi» 1876 benutzt worden, um diesem militairische Nachrichten zu übermitteln und zur besseren Erfüllung ihrer Ausgabe Beziehungen zu deutschen, österreichischen, russischen und italienischen Osficieren. welche in Paris weiten, anzuknüpsen. Im Jahre l877 trat an die Stelle diese« Bureau» ein Nachr:cht"nbureau unter WladiSlauS Wolowski, welches seinen Mittelpunkt in Dresden hatte. KraSzcwski vermttlelle die Beförderung der mititairischen Correspondenzen und leistete die Zahlungen. Die Bedeutung der Rolle, welche KraSzewSki als Agent der französischen Regierung gespielt hat. erhellt daran», daß er nicht nur mit dem Ehcs de» statistischen Bureau- de« französischen Kriegsiniiiisteriunis. Oberst Samuel, in TarbeS persönlich verhandelt hat, sondern auch dein Ministerpräsidenten Ferry vorgcstellt worden und sür eine französische Orkensdccoration in Aussicht genommen ist. Tiefe Mirtbeilungen de» Auswärtigen Amte- sind in dem betreffenden Schreiben alS feststehende Thatsachen behandelt, eS ist also ein Zweifel an ihrer Nichtigkeit ausgeschlossen. Trotzdem hat KrazewSki den Inhalt de» Schreibens als erfunden bezeichnet und seine persönliche Bekanntschaft mit den darin genannten Perscnen entrüstet in Abrede gestellt. Für da» Schicksal de- Angeklagten würde der Beweis seiner Behauptungen in» Gewicht fallen, für die politische Bedeutung der Angaben de- Schreiben», ab gesehen von der Person deS Angeklagten, ist daS völlig gleich- giltig. KraSzewSki wünscht als willenloses Werkzeug betrachtet zu werden, daS geht auS allen seinen Erklärungen hervor, da- ist seine Sacke, wir haben eS hier mit der „polnisch mili- tairischen Gesellschaft" in Paris zu thun und der Lerbindung, welche dieselbe mit dem französischen Kriegsministcrium unter hält. E» liegt auf der Hand, wie comproiniltirend diese Verbindung sür beide Theilc ist, sowohl sür die Polen, welche die Gesellschaft bilden, als auch sür die französische Regierung. In welchem Lichte erscheint unter solchen Um ständen die in Frankreich betriebene Deutschenhetze und Spionenriecherei, da doch die französische Regierung alle Ur- suche halte, die Thätigkcit deS statistischen Bureau- im KriegS- ministerium geheim zu hatten. Daß man an maßgebender Stelle selbst Bedenken trug, eine solche Tbäligkeit in amt licher Form weiter sorlzusetzen, beweist dieAuflösunq deS Bureau» im Jahre >877. Ta« bezog sich aber nur aus die Form, denn da» Nuchrichienbureau, welches an die Stelle de» aufgelöste» statistischen Bureau» trat, leistete wahrscheinlich dieselben Dienste und verdiente den Vorzug vor dem amtlichen, weil e- al» halbamtliche» Gebilde einen größeren Spielraum für bedenkliche Handlungen gewährte. Die polnische Frage ist schon von Napoleon 1. als Factor für seine politischen Berechnungen benutzt worden und daS Frankreich von heule ist den Ueberlicserunqen auS der Kaiser zeit treu geblieben. Freilich ist e- der französischen Regie rung nicht wie den Mitgliedern der polnischen »iilttairischen Gesellschaft um die Wiederherstellung Polen» zu lhun, son dern sie benutzt die Bestrebungen dieser Herren nur als Mittel zum Zweck, um über den Aufmarsch des deulschen Heere» an der Westgrenze, Dienstlnstruclioncn über die Fcld- lelearapbie, Zeichnungen von BambuSrohrbrücken, über den Gebrauch neuer Raketen zu artilleristischen Zwecken u. s. w. Ausschluß zu erkalten. Die Polen erscheinen im deutschen NeicbStag al» gute Katho liken. welche lediglich ihre religiösen Wünsche befriedigen wollen, welche sür ihre Muttersprache schwärmen und sie gegen ae- wallsame Niltcrvrückung schützen wollen, im klebrigen aoer weisen sie jeden Gedanken an die Wiederherstellung Polen» weit von sich und beanspruchen als loyale Bürger de» deulschen Reiche- betrachtet zu werden. Noch weiter gehen kiePolen inOester- reich. Dort spielen sie augenblicklich eine Hauptrolle und bestimmen neben den Ezechen die österreichische Nationalikätspolilik. Sic haben e» durckgesetzt, baß ihnen eine besondere Bciwallung, besondere Eisenbahndirectionen und alle möglichen Vorrechte vor ihren rulhenischcn und deulschen Milbürger» in Galizien zuqcstantcn worden sind. >a sie dehnen ihre Separalions- beftrebungen bi- in die Armee au»; und das Alle» läßt man ihnen ruhig hingehen. In Rußland steht die Sache ander», kort müssen sie sich der Gesammlpolilik unterordnen und in dc>» Horn de» PanslawiSmu» mit bineinstoße», sonst ist es um ihre Ruhe und ihre Freiheit geschehen, va» baden sie >>» Jahre 1863 zu ihrem Schaden zum letzten Male in sehr nachdrücklicher Form erfahren. DaS Schreiben de« Auswärtigen Amte» zeigt, welche Vor sicht den Ossicicren polnischer Nationalität gegenüber in Deutschland, Oesterreich und Rußland gcbolcn ist, da sic Versuchungen cmSgesetzl sind, welchen leicht der eine oder andere zum Opfer werden kann, eS läßt sich aber auch daran» erkennen, welchen Gefahre» der europäische Friede fortdauernd preisgegeben ist, wenn nicht mit höchster Wachsamkeit gesten die Mmirlhäligkeit von Dunkelmännern vorgegangen wird, welche ihn zu untergraben entschlossen sind. Daß die Haupl- urbebcr solcher Bestrebungen in der Regel dafür Sorge tragen, daß sie im schützenden Hinte»halt verborgen bleiben, während man ihre Helsershelser verhaftet und inS Gesängniß wirft, da» ist der Laus der Welt, aber die Maßregel», welche gegen solche Werkzeuge ergriffen werde», bewähren ihre Kraft auch gegen die eigentlichen Leiter lichtscheuer Handlungsweise. Tie französische Regierung ist durch den Proceß AraS- zewski in einer Weise in Millcikenschasl gezogen, welche dem KriegSminisler Thibaudm seiner Zeit schon crlS bevorstehend zum Bewußlsein gekommen ist. DaS geht auS der Haus suchung hervor, welche er bei Baron Erlanger veranlaßt hat; durch die Beseitigung Thibaudin'« ist aber daS nicht gesühnt, was Samuel >» der Zeit von 1873 bi- 76 als Beauftragter der sranzösischen Negierung gethan hat und was durch die neuesten Ereignisse, wie die Rcactivirung dieses Osficier» alS Chef bcö statistischen Bureau- als zweckdienlich anerkannt worden ist. Wir ' »d gespannt daran«, waS die französische Regierung thun wird, um da», waS Oberst Samuel gelban hat. zu vertreten oder zu verleugnen, denn rin Dritte» aiebt cS für sie nicht. * Leipzig, 15. Mai 1884. * Dem VundeSrathe sind die sämmtlicheu Berichte der unter der Leitung de» Geh. Rath Or. Koch stehenden Eholeracommission als besondere Drucksache zugeaangen. ES bestätigt sich, wa» der Vorsitzende in der betreffenden Plenarsitzung mitthcilte, daß von der Dotation Vr. Loch l 00,000, jeder der beiden Assistenten 15,000 und der Ehemiker, welcher nur aus egyptischem Boden an den Arbeiten der Commission Theil nahm, 5000 erhalte» solle. * Der UnsallversicherungScoinmifsion kamen die 51—62 deS Artikels V, „Feststellung und Auszahlung der Entschädigungen" betreffend, zur Berathung. Die betreffenden Bestimmungen kamen nach der Fassung der Regierungsvorlage mit geringen Abänderungen zur Annahme. Eine längere Debatte wurde bei tz. 58 durch die Anträge von Buht, Schräder und von Wendt veranlaßt, welche den Zweck ver folgten, zu verhindern, daß Verletzte, deren Heilung auch »ach l 3 Wochen eine weitere ärztliche Behandlung nvthig macht, bei denen also die Schädigung der ErwerbSsähigkeit noch nicht sestgestellt werden könnte, nach ihrer Heilung ohne Unter stützung blieben. Man suchte die- zu erreichen, indem man im zweiten Absätze die Bestimmung einsüate: »die Entschädigung nilisse jedensall- vor Beendigung de- Heilverfahren» sestgestellt werden". Zu dem tz. 59,Abs. t, welcher lautet. EiilschädigungS- bcrechtigte, für welche die Entschädigung nicht von AmtS- wegen festgestellt ist, baben ihre Entschädigungsansprüche, bei Vermeidung de» Ausschlusses, vor Ablauf eine- Jahre- nach dem Eintritt de« Unfall- bei dem zustän digen Vorstande anzumelden — war von Gutfleisch und Schräder der Antrag gestellt, die Worte „vor Ablauf eine- Jahres nach dem Eintritt de- Unfall«" zu streichen. Bein NegierungStisch sowohl al- auch von Seilen der Nationalliberalen und de- Centrum- wurde auf die Be denken hingewiesen, welche der Fortfall jeder Präklusivfrist siir Anmeldung von Unfällen im Gefolge haben würde. ES wurde hcrvorgehoben, daß eS nach einer Reihe von Jahren gar nicht möglich sein würde, sestzustellen, ob Erkrankung innerer Körpertbcile vielleicht aus eine früher etwa erlittene Schädigung ober Erschütterung zurückzusühren sei. — Von natiönol- libcraler Seite wurde vorgescblagen, die Anmeldefrist für Entschädigungsansprüche beizubehalten, aber aus 2 Jahre an-zudchncn. Mit dieser Bestimmung gelangte der ß- 59 der Regierungsvorlage zur Annahme. Zu dem tz. 63 der Vorlage, der über die Entscheidung de- Schiedsgerichts und den RceurS an daS ReichSversicberungSamt handelt, sind von l)r. Gulfleisch „nd Schräder AbänderiingSanträge eingcbracht, die dem Verletzten oder dessen Hinterbliebenen, sowie dein GenossenschastSvorstande die Aernsung auf de» Rechtsweg gestatten, anstatt, wie die- die Regierungsvorlage will, de- RecnrseS an da« Reichsversichcrungsamt. * Die „Kölnische Zeitung" schließt eine Betrachtung über die Aufgaben und Ziele der Nationalliberalen mit folgenden Bemerkungen, welche hoffentlich in danken-werther Weise zur Klärung der Parleiverhällmsse sür die bevor stehenden Wahlen beitragen werden: In Anbetracht aller dieser bisherigen Parteikundgebungen können wir kaum noch »Weiseln, daß der Berliner Pari ei tag am 18. Mai mit großer Einmüilitgkeit die Heidelberger und Ncustadter Erklärungen als allgemeine Giundlage der nalionalliberalen Parlei- stelluug anerkennen und daß die seil der Berliner Verschmelzung von Foriichrltt und Secession herrschende allgemeine Parleiengädrung damit ihren erfreuliche» Abschluß finden wird. Wenn erst die nord« dciiischcn und süddeuischen Nationalliberalen über das sie zusammen- hnltciide Programm in Berlin beslimnner einig geworden sind, dann wird aui dem scslen Standpuncle solchen Programms auch eine übe>einslimmende Wahltaklik sich leichl ergeben. Von durch ganz De»lich! i»d zur Gelinng zu bringenden Wahlbündnissen ausschließlich »ach li»l« oder nach recht» wird dann ossenbar nicht mehr die Rede sein können. Di« Frage der Wahlvcrbündung wird in jedem be sonderen Wahlkreise »ach den eigenlhümlichen Verhältnissen gerade diese» Wahlkreises von dem nalionalliberalen WahicormIS des selben, wo thunlich in Fühlung und nach Benchinuiig mit dem Berliner Eenlralconiil-, zu euticheidcn sein, und zwar nicht nach dem Fraclionsnamen der betreffenden Wahlcondidaten, sondern nach der genaueren persönliche» milderen oder schrofferen Stellung desselben zu den eben obschwcbcnden Ausgaben der nächsten Sessionen. Im Allgemeinen stelle» wir in unserem Programnl belanittlich dos nationale Interesse alle» anderen Interesse» voran und werde» deshilb gegen Polen, Dänen, fran zösische Elias; - Lothringer, internationale Svcialdemvkraten und gegen sanalische E>'ntr»msmänner da, wo sür einen national-liberalen Landidalen keine Aussicht zu gewinnen ist, sür den Candidaten jeder anderen Fraclio». gleichviel ob neusortschrittiiche oder deuilch-consrr- vative, stimmen müssen, eben um das größere Uebel zu vermeiden. Und weiter stehen uns nach der Verschmelzung der „Sccessioniften" mit dem unbedingt oppositionellen „Fortschritt" die „Freicoaser- vativen", mit einiger Auswahl, jetzt entschieden näher, al- die srüheren Freunde Bamberger, Rickert u. s. w. Aber überall, wa kür eigene Fraciionsgenossen einige AnSsichr besteht, da sollten sür den ersten Wahlgang von unteren Freunden nur solche als Candt- daten ausgestellt und Wahlbündnisse, »o wett da« ohne zu große Oicsührbung de« Ausgang« möglich ist, bi« zu den Stichwahlen »er- schoben werde». Hierüber müssen die Vorstände der einzelnen Wohl- kreije nach eingehender Prüfung entscheiden. In Bezug aus di« zu eiiioichlende Wahltaktik wird der Berliner Parteitag Genauere«, als vorstehend entwickelt ist, den Wahlkreisen wohl kaum zu empfehlen haben. Wir sehen einem festen einheitlichen Anschluß
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite