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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188405210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840521
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840521
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-21
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.05.1884
- Autor
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il« «. l> «M 2 72 1.-I I«» »«>. 7t° 2 2!. öA l.1 «» 2 SW l. 7» 8'0 I^-b 7^- Lr bl L7L cu.v Erscheint täglich früh S'/,Uhr. Lkdartion und Lrpedttioa JohauueSgasft 33. SPrrchk«n)tn der Nkdattioiu Pormlllagl 10—13 Uhr. Nachniittag» ö—S Uhr. »St dt« NÜNg-dk einacl-ndttr VI»n»Icrt»>« »acht gch dl« Rct»ctio» »ich« »rrdi»tUch. «»natwe »er für die nichftsolgende R«««er »efttmmten Inserate an Wochentagen dl« S Uhr Nachmittag», an Tann- und Festtagen früh dt» '/,V Uhr. 3« -ei» Filialen für Ins.-Annahme: . Dtt» Klemm, UniversitätSstraße 31, Laut» Lösche, Katharinenstrabe 18, p. nnr dt« '/.S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 14L. Mittwoch den 21. Mai 1884. 7M U.«0 srs 7-L an '»«a> . a,« na<t o.- 4.- ÄL'. «e>> -7.!.-! !0LL0 öi« os- S7L0 >02.- S7« .02.- L2.- KlL tbZ.- 227.- tttt.- Ill- N.L- ls?bc »7-L 7V» «I.— »«« VS. bü^.c i-.- isi. «- «- I6t- V0- iiö" I2S.- lvt- 74 ko- b72^> t"«- 2V«!,', 1>4- !N.- ivr'- I?«:0 > 64- r?co 17.- 8°L > 4» " >1«.- I bt.- 1« MMi, 2L>>j !!«>, 2>L>!« 162^ tbiq, » ros »-. 3 di- l. per rnlnw- >irlt« . per läker mder- ll»ür ki»r»> talles. nrport >3.000 'traust - 1.46 erika». Ham- > An!- luecus- ^Poet; " van d" von „Ham- q" von onbou; en; in ol; in (1851 esischen ePost- ül»a«e. werpen "Pvik: »" Mich Amtlicher Thetl. die stckdtifche Anleihe von» Jahre LS8L betreffend. Unter Zustimmung der Stadtverordneten und mit Ge- nehmiguna der Königlicken Ministerien de» Innern und der Finanzen haben wir die Eröffnung einer städtischen Anleihe von Fünfzehn Millionen Mark beschlossen, deren Ertrag zur Zahlung für angekauste Grund stücke, zur Errichtung eine- Schlacht- und Biehhofe-, zu anderen städtischen Bauten, zu Straßen-, Ga-beleuchtung«- und WasserleitungSanlagen, ingleichcn zur Rückzahlung der 4'/,Procentigen Änleibe vom Jahre l868 bestimmt ist. Zu diesem Behuf« werden Stadtschuldscheine in Stücken zu 5000, 1000, 500 und 100 -6 und zwar: 3,500,000 L 5000 lüt. X in 700 Stücken, « 3,000,000 . , 1000 - v . . 3000 - . 5,000.000 « . 500 - 0 - 10.000 - . 1,500,000 - 100 - v - 15,000 . verausgabt, welche auf den Inhaber lauten und von Seiten de» Gläubigers unkündbar sind. Die unerhoben gebliebenen Zinsen verfallen nach Ablauf von drei Jahren vom Verfall tage an. Da- Ausgebotsverfahren behufs Kraftloserklärung der Schuldscheine, ZinSleisten und ZinSscheine findet vor dem Königlichen Amtsgericht Leipzig statt. Tic Zinsen zu Bier vom Hundert jährlich werden in zwei Terminen, den IO. Juni und den 3L. Deeember jeden Jahre», bei der Stadtcasse au-bezablt. Al» Sicherheit de» Hauptstammes wie der Zinsen dient da» gesammte Vermögen der Stadt Leipzig und die ganze Gtadtgemrinde hastet für Erfüllung der gegen dir Gläubiger übernommenen Verbindlichkeiten. Die Anleihe wird im Wege der AuSloosung getilgt und zwar dergestalt, daß in jedem Halbjahre ein Betrag zurück- gciahlt wird, welcher sich au» 45,000 (»/,, «/o des ursprünglichen AnleihrcapitalS) und au« demjenigen Betrage zusnmmensetzt, der in Folge der bereit» bewirkten Tilgung an Zinsen erspart wird. Die auSzuloosende Summe ist auf die einzelnen Wrrthgattungcn (l,ft X, v, 6 und v) nach Maßgabe der davon noch im Umlauf befindlichen Beträge zu vertheilen. Sie beginnt mit Maus des fünften Iabre» nach dem ersten ZinStermine dergestalt, daß in der letzten Hälfte de« Jahre» 1889 die erste AuSloosung, am 30. Juni I8V0 aber die erst« Zahlung erfolgt und in derselben Weise von Jahr U Jahr sortgefahren wird. Die jedesmalige AuSloosung und ne damit zu verbindende Kündigung der anSgeloosten Scheine wird in dcr„LcipzigerZeitung" und den „Leipziger Nachrichten" wenigsten» zweimal mit Belastung eine» Zwischenraumes von 14 Tagen bekannt gemacht, hierbei auch vaS Verzeichnis der früher auSgeloosten jedoch nicht zur Zahlung präscntirlcn Scheine wiederholt. Zwischen der ersten Bekanntmachung der AuSloosung und dem StückzahlungStermine muß ein Zeitraum von sechs Monaten liegen. Vom RückzahlunaStermine ab findet eine weitere Verzinsung der gekündigten Capitalbeträge nicht mehr statt. Wir behalten unS die Kündigung de- ganzen Betrag» der Anleihe oder eine» Tbcilö derselben ausdrücklich vor, doch darf dieselbe nicht vor Ablauf von fünf Jahren nach der ersten Rückzahlung erfolgen. Tie sämmtlichen vorstehend bezüglich der AuSloosung und Rückzahlung der auSgeloosten Scheine getroffenen Bestimmungen gellen auch für diese Vorbehalten« Kündigung. Die Vollziehung der Schuldscheine erfolgt durch den Ober bürgcrmeister und je eine» der von un» hierzu ausdrücklich beauftragten RathSmitglirder Stadtrath DSHltnqer, k leutz und >arf, sowie vom Stadtcassircr Getde«a>« in der Weis«, daß di« Unterschrift de« Oberbürgermeister» facsimilirt, die de» RathSmitglied», sowie die de» Stadt cassirer» eigenhändig bewirkt wird. Die ZinSleisten und ZinSscheine tragen die sacsimilirten NamcnSriige de» Oberbürgermeister», je eine» der genannten RatbSmltglicder und de» Stadtcassirer». In gleicher Weise erfolgt die Vollziehung der künftig auSzufcrtlgenden neuen ZinSleisten und ZinSscheine. Leipzig, am 13. Mal 1884. Der Rath der Stadt Leipzig, vr. Georgi. vr. Wangemann. Bekanntmachung, die AnSloosang Leipziger Ttadtschuldfcheiae betr. Die AuSloosung von >5,000 Capital der Anleihe vom 1. Juli 1850, von 18,600 Capital der Anleihe vom 1. Juli 1856. von 33.600 ^ Capital der Anleihe vom 9. April >864. von 10,500 Cgpitas der Anleihe vom 2. Januar 1865 (Theateranleihc). von 13,800 Capital der Anleihe dom l2. Juni >868 und von 30,l00 Capital der Anleihe vom 4. Seplember 1876 soll den SO. diese« Monat« vormittag» um 10 Uhr im Stadthaus«, Obstmarkt Nr. 3, Zimmer Nr. 105, öffentlich erfolgen. Leipzig, am 19. Mai l884 Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Seidemann, Stadtcass. Bekanntmachung. Degen Reinigung der Lokalitäten der sogenannte» großen RalhSstubc bleibt dieselbe Freitag, den SS. diese« Monat«, geschloffen. Leipzig, am 1k Mai >881. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgs vr. Wangemann Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleiben die Stadt- easse und die StistunaSbuchhaltcrei für 21. diese« Monat« fpscklofien. Leipzig, den 17. Mai ,881 De« Rath« Finaaz-Depntation. Der am 28 März diele» Jahre» allhier verstorbene Herr Privatmann Moritz Eckhardt hat dem hiesigen „Theater- pensionSfondS" den Betrag von 900 als ein Geschenk und Andenken an ihn hinterlasscn. Nachdem die Wittwe de» Genannten, Frau Louise Eckhardt geb. Dollsack, diesen Betrag an un- durch Herrn RechtSanwalt Karl Schrey hier hat au-zahlcn lasten, brinaen wir die» unter dem Ausdrucke unsere» aufrichtigsten Danke« hiermit zur allgemeinen Kcnntniß. Leipzig, den 19. Mai 1884. Der Ber»alt«ug-au«schug für die Pension«- Stadttheater«. Bekanntmachung. Die Maler- uns Anstreicherarveiten am Neubau der VIH. Beztrk«schule sollen vergeben werden. ArbeitS- vcrzeichnisse und Bedingungen sind aus dem Banamt, Hoch bauverwaltung (Rathhau», II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5) zu entnebmcn. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Maler arbeiten. VIII. Bezirks-Schule" bi» zum 26. Mai cr. Nach mittag» 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 17. Mai 1884. Die Baudeputatton de« Rath«. Bekanntmachung. Nachdem in dem am 8. d. M. stattgesunbenen Preisgerichte über die für die Glasmalereien der neuen PcterSkirchc eingclausenen Con- rurrenz-Projecte einstimmig da« Project mit dem Molto: „Deo et patriae", als besten Bersasser sich die Herren HolglaSinalcr Hertel und Lcrsch zu Düsseldorf ergab, in erster Linie zur Ausführung empfohlen und demnächst besondere „Anerkennung" dein Piojecte „zur höheren Ehre Gotte«" von Herrn Gla-inaler Türke in Zittau anSgelprochcn worden ist, werden sämmtliäie eingesandte Proiecte — 17 Entwürfe von 8 Loncurrenten — Mittwoch, »kl« 21. Mat von 9-4 Uhr» LonnerStaa, »rn 22. Mai (Himmelssahrtstag) und Toniltag. »en 23. Mat van 11—2 Uhr im kleinen «aale »er vnch- hä«»lert-rse öffentlich und unentgeltlich ausgestellt. Wir ladcn die Freunde kirchlicher Kunst hierdurch zu deren Besichtigung ganz ergebenst ein. Leipzig, de» SV. Mal 1884. Ter Kirchrnvorstan» zu St. Petri. v. Fricke. Bekanntmachung. Der lm Georgenhause detinirte, am 17. Januar 1832 hier geborene Glaser Angukt Vtta Hagen»arf ist von dem ihm am 1. vor. Mts. gestattete» AuSgange nicht zurückgekchrt. Wir bitten, denselben zu verhaften und wenn die- geschehen, unS ungesäumt Nachricht zu geben. Leipzig, am 17. Mai 1884. Da» Paltzet-Amt »er Stadt Leipzig. Bretschneider. vr. Beruer. Auctionslocal -es Bönigl. Amtsgerichts. Im Anschluffe an die auf Mittwoch, den 21. »s». Mt?. anberaumte Versteigerung von Möbeln u. s. w. sollen annoch ver- schie»e«e vestände eines Prodnctrngeschästrs, eine Tascl- waage, ein Billard, RcstaurationSmöoel, ein Aquarium, drei Schraub stöcke, eine Blechichecre, eia AmboS, eine Lchncidemaschine, eine Druckmaschine, eine Briefwaage, eine Eopirprcsie, rin Dopprlpult, eine Brückenwaage, neun Dutzend Spielkarten, ein Nliitgeiiwagc» nnd eine Maschinensätze versteigert werden. > Leipzig, den 20. Mai 1884. t Bielfi. Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Thetl. Der neue pariser Ltadtrath. » Da» Ergebniß der vor einigen Tagen in Pari» erfolgten Municipalwahlen beschäftigt noch immer die dortigen Blätter. Diese Wahlen stehen an Wichtigkeit denen der Dcpulirtcn und Senatoren nicht viel nach, weshalb auch VaS Intereste der Pariser Presse an den Municipalwahlen leicht erklärlich ist. Die achtzig Pariser Stadtverordneten bilden in der Thal ein kleine» Parlament, welche», wiewohl c» nach dem Gesetze sich nur durch „Wünsche" an der Politik betheiligen darf, dennoch einen nicht unbedeutenden Druck auf die französische Politik übt und deshalb an der Linksschwenkung der republikanischen RegierungSkrcise nicht wenig mitacwirkt hat. Für das Aus land sind die Pariser Municipalwahlen schon deshalb von Bedeutung, tveil sie mit ziemlicher Gewißheit daraus schließen lasten, wie in der französischen Hauptstadt die Erneuerung de» Senat» und die nächstjährigen Deputirtenwahlen aus fallen werden. Die Zerrissenheit der politischen Parteien, die eine große Zahl Stichwahlen nöthig machte, ist vor Allem ein bcmcrkens- wertbe» Zeichen. Die alten Parteien sind nickt mehr ge schloffen, sondern thcilwcise zersplittert; die Monarchisten nehmen immer nachdrücklicher an dem Wahlkampfe Theil, während die Mehrzahl der Wähler geradezu mit den In transigenten gemeinsame Sache macht. Unter 48 Gewählten siegten die Radikalen mit 30 Candidaten, wa» natürlich von der gesammtcn rolbcn Partei mit fanatischem Jubel ausge nommcn w»rde. Wenn da» so fort geht, so dürste bald der Pariser Stadtrath au» lauter Demagogen bestehen. Die ge mäßigten Republikaner haben nur mit 10 Candivalen gesiegt, rin Mißerfolg, den die Regierung voran»sab, we-halb sie auch eine neue Eintheilung der Wahlkreise vorschlug, wa« aber von dem Senate verworfen wurde. Bezeichnend ist dabei, daß di« von dem Ministerium begünstigten Bewerber sich zumeist nicht einmal al» „gemäßigt" oder „cpportunistisch" zu bekennen wagten, sondern als verschämte Opportunisten unter radical-socialistischer Flagge segelten. Da» linke Een- trum. da» sonst die reichen und mittleren Pariser Etadttheile vertrat, ist von der Bildfläche völlig verschwunden. Unter den Gewählten befindet sich kein einziger republi kanischer Vertreter eine» angesehenen Theile» der Pariser Bevölkerung; die Industrie, der Großhandel, die Finanzwclt, die höheren und wirklich gebildeten Elasten der Pariser Gesellschaft haben in den Municipalrath keine Republikaner oder RegierungSanhänger gesendet. Ein einziger, stark con servativer Nepiiblitaner. Vr. TeSpröS, welcher als HoSpitalarzt gegen die Ersetzung der barmherzigen Schwestern (Nonnen) durch weltliche Krankenpflegerinnen ausgetreten war. wurde gcwäblt, koch hatte er seine Wahl nur der Unterstützung der Monarchisten zu verdanken, die natürlich in jener An gelegenheit seiner Meinung waren. Auch find eS aus schließlich die Monarchisten, die im neuen Pariser Stadtralbe die öffentliche Ordnung und geregelte Finanzwirthschasl vertrete» nnd da mit ihrem vkononnschen Programme, im Hinblicke auf die leichtfertige Wirlhschaft der Ravicalen, auch Unterstützung finden, die indeß ihren politischen Wünschen versagt bleibt. Diese Gruppe zäblt zwar nur acht Mitglieder, aber die Thatsache, daß sie seit der Auflösung de« linken CentrumS dem gebildeten und wohlhabenden Theile der Pariser Bevölkerung näher stehen, als die herrschenden republikanischen Fraktionen, ist für die Republik immerhin ein warnendes Zeichen. Auch die Haltung, welche die Socialifiisch-Radicalen der Arbeiterpartei gegenüber beobachten, ist höchst bemerkcnSwerth. Clömcnccau, der Führer der Erstercn, glaubte nach seinen jüngsten socialislischen Reden in der Dcpnlirtcnkammer der eigentliche» Arbeiterpartei Zugeständnisse macken zu müssen; er ließ, allerdings um sich nickt zu comprvmiltireu. in seiner Abwcsenbcit durch sein Blatt „Jnstice* die svcialistisch-radi- calen Wähler von Montmartre, Clömencean'S Wahlkreis, aussordern, für den Arbcitercandikatcn Joffrin zu stimmen. Dieses Zngeständniß war um so schätzbarer, als Joffrin bei den vorigen Wahlen nur in der Stichwahl von einem Viertel der eingetragenen Wähler gewählt worden war und mit dem Nnsmandc cmiger Thalkrast aus seiner Stellung wieder ver drängt werden konnte. Joffrin erklärte aber laut unv in wegwerfendem Tone, daß er kein Zngeständniß brauche und nickt cr sich Clümenceau. sondern dieser sich ihm cmschlicße» müsse. Dock da» ist noch nicht Alle»; die Capitulation der Socialistisch Radikalen hatte die Rückwirkung, daß ein Ver treter der rothcn Arbeiterpartei, bereit» der zweite im Stadt- rathe, ein gewisser Ckabert in Lavikcttc gewählt wurde. Welchen Ersatz ClLmenccau für diese Verluste hofft, läßt sich nicht absehcn. Es heißt, er rechne mit großer Bestimmtheit darauf, vor oder nach den nächsten Deputirtenwahlen, jeden falls aber vor der Neuwahl dcS Präsidenten der Republik in da» Ministerium zu gelangen. Man erzählt in Paris sogar, ClSmcnceau'S Freund, der junge RechtSanwalt und Tcputirte Laguerre, habe neulich einen verurtheilten Ver brecher mit der Versicherung getröstet, seine Begnadigung stände bald in Aussicht, weil Clömcnceau demnächst Minister präsident und cr (Laguerre) Unterstaatssecretair im Justiz ministerium werden müsse. Wenn diese Geschichte vielleicht auch nur aus einer Anekdote beruht» so würde letztere die gegenwärtigen Zustände in der französischen Hauptstadt immerhin ganz zutreffend kennzeichnen. Leipzig, 21. Mai 1884. * Die Herzlichkeit der deutsch.russischen Be ziehungen erhält durch den gegenwärtigen Besuch de» Prinzen Wilhelm von Preußen in St. Petersburg und den ausgezeichneten Empfang, welcher unserem Kaiier- enkcl daselbst zu Tbeil geworden ist, eine neue und gewichtige Stütze. Erste Eindrücke, pflegt man zu sagen, sind die frischesten und daucrbasleste», und waS der Telegraph unS über den bisherigen Verlauf des erstmaligen AuSflngeS dcS Prinzen Wilhelm an den russische» Kaiserhof nnttheilt, berechtigt zu der Hoffnung, daß der dcreinstige Träger der deutschen Kaiserkrone nickt in die Lage kommen dürste, den seit hundert Jahren mit so vielem Erfolge zum Heile und Segen der benachbarten Reiche gcpslegken Traditionen der deutsch- russischen Frcnnbschast und Waffenbrüderschaft jemals untreu werken zu müssen. Es fehlt ja nicht an gcgentheiligen Be strebungen, die von Leuten auSgehcn, welche den derzeitigen Gleichgewichts- und Fricdcnözustand Europa« principicll ver werfen und um selbstsüchtiger Motive willen unausgesetzt, zum Glück jedoch fruchtlos, bemüht sind, da» Deutschland und Rußland umschlingende Band zu lockern, zu zerreißen und so einen der wirksamsten Faktoren zu paralysiren, welche Europa» Völker vor neuen gewaltigen Kriegsumwälzungen bewahren. Ihre Machinationen haben totales FiaSco gemacht. Man weiß in St. Petersburg, daß Rußland» wahre Interessen den auf richtigen, rückhaltlosen Anschluß an die von Berlin auS inaugurirte Friedenspolitik bedingen; und bekannt ist, daß auf dieser Grundlage die Herstellung der dculsch - russischen Eintracht seinerzeit bewerkstelligt wurde. Die öffentliche Meinung sowohl Deutschland», al» auch aller mit Deutsch land befreundeten und gleich ihm für die Erhaltung und Festigung de» Weltfrieden» strebenden Nationen erblickt daher in dem Besuch des St. Petersburger Hofe» durch den Prinzen Wilbelm von Preußen ein zu den schönsten Hoffnungen für die Zukunft berechtigende« politische« Symptom. * Die häufigen Audienzen de» Reichskanzler» bei dem Kaiser und bei dem Kronprinzen werden mit der Bil, düng de» StaatSrath» in Verbindung gebracht. Der Vor sitz, der dem Kronprinzen zugcdacht ist, soll die noch zu über windenden Schwierigkeiten bildm. * AuS Siiddcutschlond wird eine nationale Kund gebung von hervorragender Bedeutung gemeldet. In Äug»burg haben am Sonntag Vertrauensmänner der liberale »Partei über einen Aufruf sich geeinigt, welcher folgendermaßen lautet: Wir haben die am 23. März 1884 »u Hcldelberg beschlossene Erklärung süddeutscher Liberalen freudig begrüßt als ein will kommene- Zeichen, daß man neuerlich in nationalliberalen Kreisen die Nothwendigkeit deutlichen WldersvrucheS gegen die Bestrebungen der Partei, welche sich heute „deulsch.sreistnnig" nennt, vollkommen erkannt hat. In der Zuversicht, daß die Lonsequenzen dieser Erkenntniß rückhaltlos and dachhaltig werden gezogen werden, be- trachte« wir d e Heidelberger Erklärung vom 23. März 1884 auch -l« ein« Grundlage sür »»seren «ers»ch, all« maßvoll denkenden Wähler z» lammet». Mit Bezugnahme auf de« vortlant jr«r «rklärnng betonen wir namentlich ankeren Entschluß: 1) sür die Befestigung de« Reiche« and sür die zur Wahrnng seiner Machlstellung nothwcnbige »„geschwächte Erhaltung der deutschen HeereSkras«. wie nicht minder sür die durch Vertrag und Reich-Verfassung gewährleistete Selbstständigkeit Bayerns einzutretea, 2) die locialpolitischea Resormvorschläge de» Reichskanzler», der unser volles Vertrauen genießt nnd da» wohlbegründete verlangen der verbündeten Regierungen de» Reiche», daß ihnen die zur Bekämpfung der Feinde jeglicher Ordnung unentbehrlichen gesetzlichen Vollmachte» ertheilt werden, kräftig zu unterstützen, 3) die Interessen de» deutschen Handwerke; und der deutschen Industrie zu vertreten, insbesondere jede Schmälerung de rer dculjchni Arbeit durch den geltenden Zolltarif zugksichcrten Schutzes abzuwehrcn, Auflage LS,LOS. Äl»«ntik»»kntsprei« oiertelj. 4V, KUu incl. Bringerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage«» - (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbesörderung 39 Mk. »tt Postbesörderung 48 Mk. Inserate sigespalteneHetitzeile SV Ps. Größere Schriften laut unserem Prei»- verzeichniß. Tabellarischer o. Ziffcrnsatz nach höherm Takts. Lkklamen unter dem Ne-actionrstrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stet» an die vrpedtttou »a senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung ziruonuuioranäu oder durch Post- nachnahme. 78. Jahrgang. 4) der deutschen Landwirthschaft nutzbringend beizustehen und deshalb auch ans angemessene Erhöhung der Getreidezülle hinzuwtrken. Wir laden alle treu »n König und Heimathland, wie zu Kaiser und Reich haltenden Wähler, welche dem die wahren Bolk-interessen beschädigenden Treiben kirchlich oder politiich extremer Parteien gleich abgeneigt sind, hiermit dringendst ein, sich zu organistrr» als „Bayerische ReichSpartet". Aug-burg, 18. Mai 1881. * Da» „Liegniher Amtsblatt der könlgl. Regierung" brachte vor einigen Tagen eine Bekanntmachung, wonach die Ersatzwahl im Reichstag» Wahlkreise Lüben- Bunzlau sür Richter-Mühlrädiitz aus den 15. Juni fest gesetzt ist. Der 15. Juni ist ein Sonntag und die Be- tbeiliguiig an den Wahlen würde voraussichtlich durch die Bestimmung de» Sonntag« zum Wabltagc wesentlich gefördert worden sein. Ein Extrablatt vom Sonnabend berichtigt, daß der Wahltag Sonnabend, der 14. Juni, sein soll. * Ucbcr die focialistische Bewegung bringt die „Kreuzzcitnng" folgende Mittheilungen: Der Socialdemokrat Liebknecht befindet sich. Wie von verschiedenen Seiten mitgetheilt wird, gegenwärtig im Ausland«. Derselbe war zunächst rach London gereist und weilt jetzt in Pari». Angeblich soll daselbst eine Generalconferenz der deutschen, schweizer, englischen und französischen Socialisten abgehalten werden» mit welcher eben die Ankunst Liebknecht s in Paris im Znsamm«»- hange stehen soll. DaS Treiben der Socialisten und inter nationalen Revolutionaire hat aber »euerdingi die Aufmerk samkeit der Polizei sämmilichcr Staaten Europa» in ganz be sonderer Weise in Anspruch genommen. Auch die neuesten U«r- gänge in Paris scheinen die volle Wachsamkeit der Polizei zn erfordern und erweiterte Maßregeln der Behörden geboten z» machen. Da die socialistischen Führer sich jedoch wohl beobachtet sichle», machen sie den Versuch, durch Einbernfrn von Schein» vcnammlungeu den Ort und die Zeit der wahren Versammlung zn verheimlichen. Gleichzeitig hat der deutsche Gesandte v. BiUow von Bern nach Gens sich begeben, um die Ausweisung verschiedener deutschen Socialisten zu veranlassen. Ferner verlautet von ein« kurzen Reise de» BotschaftSratheS v. Bülow, welcher ln Abwesenheit des Fürsten Hohenlohe die Geschälte der deutsche» Botschaft t» Pari« sührt, nach Deutschland. Ob diese Reise de- Herrn ». Bülow ».>. auch mit den jüngsten Vorgängen in Pari» znsammenhtngt, »n> dahingestellt bleibe». * Die bevorstehende Herabminderuna de» österreichisch- ungarischen Truppenstandes in den occupirten Vallan» Provinzen lenkt den Blick wieder einmal ans die dortig« Situation. Während 10 Bataillone hinein verlegt «erde«, verlassen 14 Bosnien und die Herzegowina. Da überdies die Truppen mit einem etwa» geringeren Stande dahin niarschiren, al- ihn die selbstständig detachirten Bataillone bisher hatten und in Folge der Beendigung der forli- sicatorischen Grenzbauten auch die Genietruppen «ine mäßige Verminderung erfahren, so eraiebt sich in der Gcsammtlieit eine StandeSreduction der OccuvalionSlruppen um 5000 Mann. ES bleiben sonach im Bereiche de» exterri torialen 15. Corps noch beiläufig 30,000 Mann, die, »i« der „Pester Lloyd" bemerkt, für geraume Zeit hinan« al» dessen Normalstand zu betrachten fein und kein« weit«« Nekuction mehr erfahren dürsten. Dasselbe Blatt fügt es herrsche aller Orten in den genannlen Provinzen nefsttr Friede. * In Saratow wurden zahlreich« auf» Best« gedruckt« Proklamationen vertheilt, welche die Arbeiter aufforder ten', den Kamps gegen die Regierung und da» blutsaugende Bcamtcnthum offen auszunehmen. E» gelang, die Urbeber zu entdecken, welche Schüler der ersten Classe de» dortigen Ly«««» waren. Wie verlautet, wird von Petersburg zur Untersuchung der Angelegenheit ein besonderer Beamter au» dem Ministerium der Volksausklärung abgesandt. * AuS Warschau wird der „Schlesischen Zeitung" vom 16. Mai geschrieben: Der Proceß wider KraSzewSki »nd tzentsch erregt die hiesige polnische Gesellschaft in fiebcrhastrr Weist. DieTagr»- blätter bringen täglich zweimal telegraphische Nachrichten über den Verlaus der Verhandlungen. Natürlich ergreifen sie Partei für den Angeklagten, aber in den besseren Kreisen ist man doch darüber einig, daß da- Benehmen de- greisen Schriftsteller- der deutsche» Regierung gegenüber, nachdem er freiwillig deutscher Staats bürger geworden, mindesten» kein correcte» war. Die Polen sind zwar davon überzeugt, daß KraSzewSki weder eigennützige Absichten hatte, noch auch über die Tragweite »nd die gesetzliche» Folgen seiner landeSverrätherischen Handlungsweise sich klare Rechen schaft gegeben habe, aber sie können nicht leugnen, daß KraSzewSki sehr wohl wußte, daß die Nachrichten, die er den Franzosen schickte, gegen die Sicherheit de« deutschcn Staates gerichtet waren. Allgemein tadeln die Polen aus da» Entschiedenste, daß gerade KraSzewSki sich überhaupt aus derarlige Dinge eingelassen hat, zumal es an ge schickten und auch militairisch gebildeten Agenten sür die polnische Sache in den östlichen LazideSthetlen Preußen» durchaus nicht zu sehlen scheint. Man hofft »nd wünscht zwar in diesen polnischen Patrioienkreisen, daß KraSzewSki au« Mangel an Beweisen sreigesprochen werde, doch wird es schwer empsunden, daß die Beriiandlungen de» ProcesseS überhaupt rin avzudcutlicheS L>cht aus die Wirksamkeit der polnisch^» Emigration Wersen und dadurch die öffentliche Meinung besonder» in Deutschland noch mehr gegen die Polen erregen werden. Und dafür sind die Polen, so eisrig sie auch vor Kurzem in der rasfi- niricsten Weise bestrebt waren. Deutschland und Rußland mit einander zu verhetzen, gegenwärtig sehr empfindlich. Seit die be nachbarten drei Kaiserreiche einander wieder nähergetretrn sind, wissen die Herren Polen sehr wohl, daß die Stimmung Deutsch- lnndS ihnen gegenüber maßgebend sür ihr Wohl und Wehe ist, und darum eben wird der KraSzewSft'iche Proceß mit seine» Ent hüllungen von den Patrioten ganz besonder- ausrichtig beklagt. * AuS Gibraltar wird unterm 15. Mai gemeldet: „ES sind heute stier Nachrichten über ein Ereigniß eingegangen, welches ernste Folgen haben dürste. Line Anzahl Mauren» welche vorgeben, unter sranzöstickem Schutze zu stehen und Anhänger veS Scheich» von Wazan zu sein, bildeten ein Lager und boten den Soldaten de» Sultans von Marokko Trotz. Sie wurden von den marokkanischen Truppen angegriffen und in die Flucht geschlagen, wobei zwei der ihrigen getödtct und rwei verwundet wurden. Die Versuche, die Meinungsverschiedenheiten zwischen Frankreich undMarokko auSzugleichcn. sind ohne Ergebniß geblieben. Die neveste» Vorschläge de- Großvezier- wurden von der französische« Ge sandtschaft in Tanger zurückgewiesen". * Nach einer der Londoner .Time-" an- Washington rugegangene» Depesche ist in Bezug auf die Absicht der ameri kanischen Regierung, den GesandtschastSposten in Berlin nach den, Rücktritt Sargent'S eine Zeit lang unbesetzt zn lassen, bisher keine Veränderung eingetreten.
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