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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188405247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-24
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1884
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Vrfchetnt täglich früh «'/.Uhr. Ltdartion und Lkpeditioa Iohannesgaffe 33. SprtMniidrn -rr Keöoctiou: Bormiltag* 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. tztzr dt« -Nick,»»« »tnnet-»dlee Manuicrt,«, «acht Dch »N -twaci,«» »ich, »rrdmNich. >»««h«e »er für »le «Schftstzl,e«-e »»««er »esttmmten Inserate an Wtzcheatagr« dis 8 Uhr Nachmittag», a» rann- und Festtagen früh dt»'/,» Utzr. 2u de» Filialrn für Inf.-Annahme: Ottn Klemm, Universilät-straße 21, La»t« Lüsche, Kätharlnenstraße 18, p. »nr bi» '/.r Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LS,L00. Ldonnemeutopreia oiertelj. 4'/, Klü. iucl. Bringerloha 5 Mk., durch dir Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Velegeremplar 10 Pf. Gebübrcn für Extrabeilaaea (in Tageblatt-Format gesalzt) ahne Postbes-rderung 30 Mk. «tt Poslbesörderung 48 Mk. Größere Schriften laut unserem Preis- verzcichuiß. Tabellarischer u. Ziffernsah nach höher« Tarif. Lertamen unter dem Nedactionsstrich die Spaltzeile SO Pf. Inserate sind stets an die Arpedttt«» z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenulnerulliio oder durch Pest» Nachnahme. 145. Sonnabend dm 24. Mai 1884 78. Jahrgang. Jur gkfilligtn Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den LS. Mai, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. - - Lxpeältlon lies I-elprixer ^axediattes. Amtlicher Theil. Vrkanntmachuns, die a« Sfi. «nd 2S. Mat diese» Jahre» statt findenden Rennen zu Leipzig hetreffend. Aus Anlaß der am 24. »nd 25. Mai laufenden JabrcS ans dem Rennplatz bier staltsinvenden Renne» wird zur Auf rechterballung der Ordnung, sowie zur Sicherung des Ver kehr» hiermit Folgende» bestimmt: 1) Don l Uhr Mittags dis 6 Uhr Nachmittag- bleibt der Scbeidcnweg von» Scbleußigcr Wege bi- zum Jobanna- park für den öffentlichen Fahr« und Reit« Verkehr, sowie der Scbeidcnweg vom Schlcußiger Wege ab di» zum Scheidcngchvlz auch jllr den Aufi- vrrkehr gesperrt. 2) Wagen, wclwe zur Rennbahn gelangen wollen, haben den Hinweg über den Floßplatz, durch die Dufour- straßc und ildcr den Schlcußiger Weg, den Rückweg aber durch da« Scheibengehölz und den Johannapark ru nehmen. 8) Wagen, welche nur bis zur Kreuzung de» Scheiben- und Schleußiocr Wege- sabren, haben den Rückweg durch die Mahlmann- und Körnerstraße zu nehmen. 4) Alle in der Richtung nack der Rennbahn verkehrenden Wagen müssen vom Floßplatze ab in einer Rethen» s»lg« fahren und dieselbe streng cinhalten. ö) Ter gesammtc Fährverkehr hat sich aus den von ihm benutzten Straßen und Wegen stet- recht» zu batten. ») Ras dem Lchleußiger Wege dürfen Wage» «tcht halten. 7) Dle Droschkenführer müssen da» Fahrgeld von den Fahrgästen vor dem Einsteigen erheben. Zuwiderhandlungen gegen diescAnordnunzen. für deren strenge Beabachiung die Scbutzmannschaft Sorge tragen wird, werden mit Geldstrafe bi» zu KO oder entsprechender Hast bestraft. Leipzig. am 21. Mai 1884. Der Rath und da» Polizetamt der Ltadt Leipzig. vt. Georgi. Bretschneiver. Hcnnig. Bekanntmachung. Die Müler- »no -Zlnftreicheraroelten am Neubau der °VIH. Bezirksschule sollen vergeben werden. ArbeitS- »erzeichnisie und Bedingungen sind aus dem Bauamt, Hoch bauverwaltung (RalhhauS, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. S) z« entnehmen. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Maler- arbeiten, VIII. Bezirks-Schule" bi- zum 2V. Mai er. Nach mittag» L Uhr ciuzureichrn. Leipzig, am 17. Mai 1884. Die Baudepntation de» Rath». Bekanntmachung, anderweit fefigestellte Veränderung de» südlichen Bebauungsplanes betr. Infolge der beabsichtigte» Errichtung eine« Dich« und SchlachthoseS am AuSgange de» Bayerischen BahnhofcS und zwar aus dessen westlicher Seite bat sich eine Verändert: aa «es sestgestelllen südlichen Bebauung-plane- in seinem die südöstliche Spitze desselben bildenden Theile »öthig gemacht. Wir baden daher mit Zustimmung der Stadtverordnete» beschlossen, de» ebcngedacbten Theil des südlichen Bebauung-, plane» anderweit sestzustcllrn, und den dementsprechend ab- getinderten neuen Bebauungsplan in unserem Bauamt zu Jedermann» Einsicht vier Wochen lang au-gelegt. Widersprüche gegen diese Abänderung de- letzteren Be bauungtplaneS sind bei deren Verlust innerhalb jener vier wöchentlichen Frist, welche vom Tage der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung in den Leipziger Nachrichten an zu berechnen «st. schriftlich bei un- anzudringen. Leipzig, den 17. Mai 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch. Ass. Bekanntmachung. 8» „srrer verwahr»»» befindet sich cm gowener Di«mo»tr>«g — »ach der auf der Innenseite ersichtlichen Enigravirung ein Trau- Wer Hertobungsring —, welcher am 21. vor. Mt«, in hiesiger Stadt, Nütz« der Nicolaistraße, geiunden worden !e n soll. Wir fordern den rechtmäßigen Eigenthümer auf. sich alsbald bet «G z» Melden, und werden, falls eine solch». Meldung nicht erfolgt, dw gesetzlichen Bestimmungen gemäß über den Ring versügeu. Leipzig, am 2. Mai 1884. Ta» P«Iizeia»t der Stadt Leipzig. ^retschneider. S Bekanntmachung. Nachdem in dem am 8. d. M. stattgciundenen Prei»gerichle über dp für die Glasmalereien der neuen Peterslirch« eingrlauseiien Ton- egrrtNtz-Vroject« einstimmig da- Proiect mit dem Motto: „veo et tzntrino", al» deflen Bcrsasscr sich die Herren Hosglasmalcr Hertel n»d Hirsch zu Düsseldors ergab, in erster Linie zur Ausführung emplohlen »nd demnächst beiondere ..Anerkennung'' dem Projekt- „zur höheren Ihre Gotte«" von Herrn Glasmaler Türke in glttan ausgesprochen vorde» ist. werde» sämmilich« einaesaadte Proiecte — 17 Entwürfe w» » r»,currenten — Mittwoch. »en 21 «at »an »—4 Ahr. T«»»er«tag. de« 22. Mai (Himmelsfahri-roa) und ranntag, »« 2H. Mai van 11—2 Uhr i« kleiara Saale der Vuch- haWdlardürfe ösientlich und unentgeltlich cusgeftellt Wir laden oie fikeHnd« kirchlicher Kunst hierdurch zn deren veflchtignng ganz N>t««fi ei». »ÜWtz. de, 20. «ni 1884. Ter Kirchentzorstan» z. Et Petri. V. »ricke. Am 16. dl». Mt», früh '/,b Uhr wurde in der Pleiße umoeit der Rosenthalbrücke der Leichnam einer ihrer Persönlichkeit nach un bekannten Frauensperson aufgesunden und nachmals polizeilich aus gehoben. Jeder, welcher Auskunft über die Persönlichkeit der Verstorbene» zu geben vermag, wird hiermit veranlaßt, sich ungesäumt hier zu melden. Leipzig, am IS. Mai 1884. Las Palizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneiver. H. Beschreibung de» Leichnams. Alter: ungefähr 20 Jahre alt, Größe: 1.50 Meter, Haare: blond, Augen: grau, Zähne: vollständig bis aus etneu defekte» Schneidezahn im Oberkiefer, Gesicht: rund. Bekleidet war die Tobte mit einer schwarzen Jacke, einem braun- carrirten Uebcrrock, einem Lamarock und einem wolleacu braunen Unicrrock. In den Taschen befand sich ein weiße» Taschentuch, gez. A 7V. 24. Die Tobte trug eine metallene Brosche und eine Paar schwarze Ohr ringe mit Pcrlmuttereinsatz a» sich. Nichtamtlicher Theil. Die neue englische Expedition nach dem Sudan. Da» Vertrauensvotum für Gladstone am 13. Mai, welche» den Tadel-antrag des UnkerhanSiiiitgiiedeS HickS Brach mit einer Mehrheit von 28 Stimmen beseitigte, hat Gladstone von der Nothwendigkeit überzeugt, elwaS zu thun, »m die Gefahren, welche der Mahdi Egypten bereitet, abzuwcnden. Da- ist die alleinige Triebfeder der militairischen Vor bereitungen, welche am 17. Mai vom englischen Cabinet be- cklosfen worden sind. Nicht der Sudan soll wiedcrcrobert, nicht dem schwer bedrängten General Gordon soll Hilfe ge bracht werden, sondern Kairo soll gegen einen ttebersall sicher gestellt werden. So steht e» in einem Artikel der „Pall Mall Gazette", de» Organ- von Gladstone, zu lesen. Man traut seinen Augen kaum, wenn man dem Gedankcn- zang der „Pall Mall Gazette" folgt: Als die Hauptsache in de» schleichenden Berechnungen de« Blatte- tritt die Hoffnung ans etwas Unerwartete» hervor, wodurch England von dem lästige» Eingriff in die sudanesische Vcrw'-kelung befreit wird. Di- englische Regierung hält noch immer daran 'est, daß e» der bewährten Ersindsamkcit und Kaltblütig keit Gordon'S gelingen werde, an» dem Labyrinth der h» nmgebrnden Schwierigkeiten eiuen Ausweg zu finde« und den Mahdi zu schlagen und die gefährdete» Garnisonen in den festen Puncten de- Sudan zu retten. Diese Spekulation vcrrälh einen so hohen Grad von kalter berechnender Selbst sucht, daß nian eS kaum für möglich halten würde, wenn man diese- Ergebniß niedrigster Gesinnung nicht schwarz aui weiß vor sich sähe. „In diesem Falle wäre die Expedition nicht nötlng". sagt der leitende Geist der „Pall Mall Gazette" mit wahrhaft vernichtender Logik. Es kommt aber noch bester, denn mit derselben kalten Ruhe fährt der englische Politiker fort: „Wrnn aber Gordon von vem Mahdi in zwischen geschlagen würde Und sich alle Garnisonen ergäben, so würde die Expedition wahrscheinlich nothwendig bleiben, um Kairo gegen den Mghdi, der bereit- Oberegyplcn bedroht, zu decken." ES ist in der That alles Mögliche, daß sich daS ministerielle Organ diese Eventualität vor Augen hält, denn ohne sie würde der Tbcil dcS englischen Volke-, welcher den Lehren de- Blatte- lan-cht, überhaupt nicht au- seiner infer nalischen Gleichgiltigkeit heraii-gcrissen werden, nur die Mög- kcit. daß der Einfluß de- Mahdi sich auch in Kairo geltend machen könnte, kann diesen Leuten die Waffen in die Hand zwingen. . . Man erkennt au» dem Gcdankengang der „Pall Mall Gazelle" unschwer, daß Gladstone die Verantwortung für die bisherigen Unt-rlasiung-sünkc» der englischen Regierung aus die Mehrheit abwälzcir will, welche jeder Krasläußerung für dre Ansrcchtbaltnng dcS Besitze- von Sudan ihr Veto cnt- gegenfrtzt. Ter Gedanke, daß man den Sudan prciSaeben müsse, welcher al-bald nach der Niederlage HickS Pasch.vS in England auslaiichte, fand dort Beifall und nur im An-lande und bei der conscrvativen Partei stieß er ans Widerspruch. Da- war vielleicht da- Unglück England-. Tenn wenn Salisbury und seine Anhänger sich mit der PrciSgebuna de- Sudan rinvcrstandcn erklärt hätten, dann hätte» sich die Libe rale» vielleicht dock zu einer That ermannt. Die sut.inefischc Expedition ist freilich etwa- ganz Anderes wie der FUdrug gegen Arabi Pascha. Bei El Teo und bei TaSmcmieb hat sich der britische Löwe die Tatzen arg versengt und verspürt deshalb wenig Lust, mit den fanatischen, um ihr Leben nickt besorgte» Arabern nähere Bekanntschaft zu machen, rnmat i» wüsten, nnwirthbaren Gegenden, wo eS keine Beefsteak- und kein Pale Ale giebt. Al- da- englische CarrLc bei TaSmanieb von den Reitern OSman Digma'S umringt und der Gefahr der Vernichtung anSgesctzt war, da bekamen die Vollblntengländer in, Nnterhanse Angst, daß von dem kostbaren Säst ihrer Brüter riwa da- gleiche Quantum verspritzt werden könnte wie in Afghanistan unv gegen die Zulu-, n»v daS geht ihnen denn doch über den Spaß. Die Engländer liebe» eS. die Kastanien vo» Anderen an- dem Feuer holen zu lassen und nur daS Fett vo» der Suppe abz»,schöpfen, die unterdrückte Völker bereitet haben. Des halb war ihnen der Vorschlag Gordon'S sehr willkommen, den Mahdi gewissermaßen spirikistikch abzuthun. ihn: ei» Narkoticum einzugcben und ihn dann al» bevorzugten Vasallen England- gelegentlich gegen Egvplen und gegen Miltel- asrika auSzulpielen. Wer weiß, ob sie nickt fidon an eine von ibm geführte Congo-Expedilion gedacht haben? Nun will aber dieser Fanatiker unglücklickrr Weise gar keine Verminst a»»chme», sondern geberdet sich, als ob England gar nickt vorhanden wäre, und geht direct aus sein Ziel, die Rcvoltirung de- ganzen J-lam gegen die Fremden, lo». Und »um Uedrrfliiß geht der Mann auch noch systematisch zu Werke, langsam und mit Ueberlegung. stößt sich nicht vorder drn barten Schädel ein. WaS soll man mit einem solchen ungehobelten Afrikaner anfangen? Schlirßtich wird wobt dock nicht» andere» übrig blriben, al» ihm rin ganze- Heer veritabler Bcessteakcsscr und Aletrinker gegenüber zu stellt« und ihm zu beweisen, daß General Wolseley doch größer ist als er. Nun, warten wir die Dinge, die da kommen werden, ruhig ab! Un- kann e» reckt sein, wenn England gezwungen wird, »m den Besitz von Egypten mit dem Makdl vcr den Thoren Kairo» di- Eiitscheidmig-schlacht zu kämpfen. Dem, iiuver» wird e» kaum kommen oei der wahrhaft haarsträu benden Saumseligkeit der stolzen Söhn« Albion». Dir »Pall Mall Gazette" entwirft von Dem, wa» unfehlbar kommen muß, eine wahrheitsgetreue Skizze: „General Wolseley wird sch seinen Weg kämpfend durch die Stämme hindurch bahnen müssen, die durch da- bisherige Schweigen der englischen Regierung in Feinde verwandelt worden sind." DaS ist eine düstre und zugleich beredte Sprache, die ihre Wirkung kaum verschlcn wird, zumal wenn man sich vergegenwärtigt, auf Grund welcher Tbatsachcn sie gesprochen wird. Admiral H-wett war, ein zweiler Gordon. zu König Johannr» von Abessinien gesandt worden, um diesem Ver bündeten England» und ehemaligen Feind zum Kamps gegen den Mahdi aufzurufe». Der Erfolg dieser Sendung war traurig genug, der Admiral der englischen Flotte wurde nicht einmal mit den einem vornehmen Gast gebührenden Ehren empfangen. AlS ob England da» kaum m Betracht kommende Gebiet eine- in Abessinien mißliebigen arabischen Häuptling» wäre, ließ man den Admiral Hewctt in riner der Hauptstädte de» Reiche» unbeachtet und verweigerte ihm sogar den Ankauf von Leben-mitteln. Erst aus tringende Reklamationen erfolgte eine bald darauf widerrufene Er- laubniß. Ta» sind bedenkliche Svmptome, denn man ist nach diese» Vorgängen zu dem Schluß berechtigt, daß Eng land in Nordasrika überhaupt keine. Freund« mehr hat. Egypten ist nur so lange ruhig, al» englisch« Regimenter dort die Ruhe aufrecht halten; sobald kiese den Heimweg »ach England antreten, machen die Egypter p«n>t»stister Weise mit den Truppen de» Mahdi gemeinschaftliche Sache. Heute begnüge» sie sich noch, die Faust in der Tasche zu ballen, eine- Tage- aber, wenn die Wirthschaft so weiter geht» wird der nach Ceylon Verbannte Arabi Pascha in Kairo al» rin hochwillkommener Retter begrüßt werden. Vergleicht man damit die Lage, in welcher sich England befinden würde, wenn e» einfach den Geboten de» gesunde« Mcnscbenver- iandcS Folge geleistet hätte, dann begreift man die heutige ?age nur sehr schwer. Gleichzeitig mit der Absendung Gordon'S oder woniözlich schon zwei Monate früher hätte die Expedition ausgerüstet werden müsse», welche für den Herbst in Aussicht gcnommrn ist. In diesrm Falle wäre Khartum heute nicht von den Aufständischen cingeschlossen, sondern der Mahdi wäre aus da» Terrain beschränkt geblieben, welche- er schon am Tage der Besetzung HickS Pascha'» inne hatte. Statt dessen ist der Verlust von Khartum heute nur noch eine Krage der Zeit, der ganze Sndan ist in den Händen der Anbäng-r de- Mahdi, Suakim ist von O-man Diama bedroht und der Mahdi rüstet sich mit ungeheurer Ucbermacht zu einem Hauplschlage gegen Egypten. In England begnügt man sich darüber zu streiten, ob e» lohne, englische» Blut durch afri kanische Horten vergießen »n lassen, inzwischen aber geht Egypten verloren, dessen Besitz al» da» Ergebniß eine» kühnen, vor zwei Jabren unternommenen Feldzuge» von ganz England al-Triumph englischer Politik gepriesen wurde. Heute stehen die Franzosen hohnlächelnv Gewehr bei Fuß in Tunis und Algier, um die reife Frucht, welche ihnen der Sieg de- Mahdi in den Schooß wirst, zu empfangen. * Leipzig, 24. Mai 1884. * Der Bunde-rath hatte am Mittwoch Nachmittag eine Sitzung im Reick-amte de- Innern. Die Tagesordnung enthielt den Entwurf eine- Gesetze- Wegen Einziehung der NcicbSc.'ssenschcine von >874 und den Gesetzentwurf für Elsaß-Lothringen über die Auferlegung eine» vierten Frohn- tageS; ferner einen Antrag Preußen», betreffend Abänderung de- Reich-stempcl-Abgaben-Gesrtze- und eine größere Reihe von A»-schußberichten. unter Andern, über die Verwendung de- Reingewinne- a»S dem GeneralstabSwerk von l870/7l, über Wcrlhzeichen zur Entrichtung der statistisch«, Gebühr und über die RcichStagSbeschlüsse zur Abänderung de- HilsScasscn- gesctze». * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" fährt fort in ihrer Würdigung der Bedeutung de» national- liberalen Parteitags. DaS Regierungsblatt schreibt: Der bier abgehaltene Parteitag der Nationalliberalen hat einen Verlaus genommen, mit welchem Alle, denen die Förderung der öffentliche» Angelegenheiten im nationalen Sinne am Herzen liegt, recht wohl zufrieden sein können. Da» Bekenntniß der Treue für Kaiser und Reich ist zum früh- lichen Ausdruck gekommen: ja. man kann sage», daß die Partei i» diesem Bekenntniß da» kräftigste Bindemittel zwischen den S-nosscn de» Süden- und de- Norden» gesunden hat. Entsprechend diesem Bekenntnisse und dem Eiilichlune: praktische Pol tlk zu treiben, ist die Verpflichtung übernommen worden, der Socialresorm energische Unterstützung zu gewähren, und zwar „umsomehr", al- die Pariei de» Fortbestand des Socialiftengesetze» zur Zeit noch für eine Nolhwendigkeit hält. Sveeiell aber Hai man die Wichtigkeit de- U»sollversicheru»gS- gesetze- anerkannt und in Folge dessen sich entschlossen gezeigt, die Erledigung desselben noch in der lausenden Session de- Reichstag- herbeizusüyren. Wenn schon diese Houplpuncte der angenommenen Resolution eine Grundlage geben, aus welcher sich alle »alionai Gesinnten zusammensinde» können, so wird da» Betreten derselben um so leichter gemacht, al- die Resolution in der Heidelberger Erklärung und in der Ausnahme, welch« dieselbe in wei- teren Kreisen gefunden ha», einen Bcwei- für die Kräf tigung de- politischen Leben- erkennt. Allerdings nimm« die Re- soluiion die tiefgehende Wirkung dieser Erklärung zunächst für die Partei in Anipruch, »nd wir können die» um so lieber zuge- stehen, al- durch jene Erklärung »nd deren Begründung i.i der Neustädter Rede de» Herrn Oberbürgermeister- Miguel de Schei- düng der Liberalen von den ..deuisch-n Freisinnigen" viel ent- ichiedeuer vollzogen worden ist al- in der Resolution; im klebrigen aber halten wir dasür — und dir Thoisachen stehen unserer Bor- an-ketzung zur Sette — daß die Nachwirkungen der Heide!!erger Erklärung noch lange nicht abgeschlossen sind, wesi jene Erklärung, außerhalb der preußischen Parteikämpse siebend, auch eine» be seelenden Einsluß ans diese zn übe» geeignet ist. Wir haben die Ang-durger Erklärung süddeutscher Liberalen obgedruckt, welche, aus dem Boden de» Heidelberger Programm- stehend. ihre zunächst zn erstrebenden prakisichen Z>ele in w nigen Pnncten zusammenfassen. Der erste beredt sich ans die Erhaltung der Wehrkraft D-utichland- zum Schutze jrinrr Seldslstäudigkeit; der zweite aus Unterstützung der Socialresorm zur Erhaltung des inneren Frieden-: der dritte und vierte aus Förderung der Nä hrkrast durch Kräftigung de« dentlchea Handwerks und Schutz dcr Londivirthschost. Da« sind klare und allgemein verständliche Ziele, sür welche sich Eonservative und Liberale leicht zu sammen si nd e» könne», weil iir sich vo» der Partei- «er minologic srciha!ten. dieselbe vielmehr in einem weientlichen Ponctr geradezu »»-schließen. Oder wäre e» nicht längst schon düter empfunden worden, welch« Vrrgistnng in di« Parteibewegung durch di« küustlich con- ftruirten Gegensätze zwischen Stadt und Laub und deren angeblich sich widersprechende Interessen hineingetrogen worden ist? Und welcher Eonservalivc könnte daher zögern, den Liberalen die Hand zu reichen, welche die Erhaltung und Förderung de» Nähr- iaiideS, de« städtischen wie de- ländlichen gleichzeitig in- Auge affen, während in Beziehung auf die obersten Ziele: die Sicherheit de- Reich» und den inneren Frieden, die Urbereinstimmung voll kommen ist?! * Die jüngst erschienene „Provinzialcorrespondenz" behandelt da- Thema „Socialistenczesetz und Unfall versicherung". Da» halbamtliche Blatt schreibt: Bei der außcrordentlichcn Bcreutung, welche die Berlüngerung de- Sociolisteng setze- sür lie lausende Reichstog-session gehabt hat, wird eine Erinnerung an die Absichten zweckmäßig sein, welche der Einbringung de« bezüglichen Anträge» zu Grunde lagen. „In der Hoffnung aus ersolgreiche Mitwirkung de- Reichstages an dem Werke der Socialresorm", zunächst des Unsollversicherung-gesetze-, war dieser Antrag ringebracht und in der bei Eröffnung de- Reichstage- gehaltenen Rede au-drücklich hrrvorgehoben worden, daß die ver bündeten Regierungen ihrerseit» bemüht sein würden, durch Lrsüllung der Pflichten gegen die arbeitende Bevölkerung „den Erwartungen und Zusagen zu entsprechen, welche die Vorbereitung und den Erlaß de» Gesetzes vom 21. Lctober 1878 begleiteten." Durch ihre Zustimmung zur Verlängerung de» Socialistengesetze» bat die Mehrheit der Volksvertretung eine abermalige Anerkennung der Pflichten aii-gesprochea, welche durch den Erlaß diele« Besetze» übernommen worden waren. Die Mehrheit hat sich znr Beihilfe bei dem Werke verbindlich gemach», „durch welche» de» aus den Umsturz gerichteten Bestrebungen revokutionairer Elemente der Boden entzogen und die Beseitigung der erlassenen Ausnahmegesetze augcbahnt werden soll". An der Entschiedenheit, »lit iveltber die öffentliche Meinung sür die Verlängerung der Geltungsdauer des Gesetze- vom 21. October 1878 cingelreten ist, ha» neben der Einsicht in die Gefahre» der Zeit da- allseitige Verlangen, dem Zustandekommen und der Au<- sührung der socialresormatorischen Gesetze jede Hemmung und Ver zögerung fern gehalten zu sehen. — entscheidendrn Antheil gehabt. Hemmungen wären eben unvermeidlich gewesen, wenn die Rücksicht auf den von der socialdeniokranichen Propaganda zu befürchtenden Mißbrauch bei der Berathung und Feststellung der zu Gunsten der Arbeiter zu treffenden Einrichtungen maßgebend gewesen wäre. Uuter de» gegenwärtig gegebenen Verhältnissen ist den Faktoren der Ge setzgebung die nöthige Freibeit de» Handeln« gesichert: e» wird daraus ankommen, daß von derselben der richtig« Gebrauch gemacht wrrde. Dir Grundlagen de- Gesetzentwurf», betreffend die Unfallver sicherung, können al» gesichert angesehen werdrn. Rücksichtlich der Ausbringung der Versicherung-Prämien durch di« Arbeitgeber, der genoffenschasilichen Organisation, dc» Deckuugsversahren- rc. besteht wesentliche Uebereinpinimung der Meinungen. Hinsichtlich eine-, mindesten- ebenso wichtigen Pnncte- sind dagegen vielfach unzutrrs- send« Anschauungen im umlauf. In weiten Kreisen glaubt mau der Betheiligung der Arbeiter an den neuen Einrichtungen möglichst eng» Grenze» stecken »ns dorans hinwirken zn müssen, daß da- Arbeiter» elemrnt nicht al« solche», soadarn nur im Verein mit drn Arbeitgebern und unter Leitung der letztere» zum Mitthun und Milrathen heran gezogen werden dürfe. An und für sich begreiflich, erscheinen dies« Einwendungen gegen de» Inhalt der Vorlage riitlsichtlich ihrer vraklischcn Wirkungen nicht unbedenklich. Einerseits d:ol>en die selben, da- Shstem des Gesetzentwurf- z» zerreißen, noch welchem die Thätigkeit der Unternehmer-Genossenschaftea durch diejenige von Arbeitervertretungen ergänzt werden soll, — andererseits aber liegt di« Befürchtung nahe, daß eine Organisation, welche den Arbeiter stand al- solchen unbeiheiligt läßt, de» volk-lhümlichen Boden» ent behren und dadurch den Zweck verfehlen würde, „den auf de» Umsturz gerichteten Bestrebungen revolutionärer Elemente den Boden zu entziehen." Ei» gewisse- Mas, selbstständiger Betheiligung der Arbeiter wird bei de» UnsallversicherungS-Einrichtungen eben sowenig entbehrt werdrn ktinnen, wie da- bei der Organisation der Krankencasseii der Fall w-r. wo man sich an den gesetzliche» Hand haben zur Vorbeugung mißbräuchlicher Ausnutzung Halle genügen taffen. Nicht allein daraus kommt es an, daß dos Richtige gelhan werde, sondern zugleich darauf, daß die angewendete» Mittel die gehörige moralische Wirkung üben, da» Vertrauen dcr Betheiligteu wecken und dieselbe» ihrer Vereinzelung entrücken. Die mit der Berathung de- in Rede stehenden Gesetzentwurfs betraute Eommissio» ist zur Zeit mit Vorschlägen beichästig», welche sür die „Arbeiterausschüsse" der Vorlage Eriatz schaffen solle». Ls wird zunächst abzuwarten sein, welche Gestalt Liese Vorschläge annehmen. Für nnzwrifclhast wird aber schon setzt anznschc» sein, daß eine Organisation, welche von selbstständiger Belhciligiiiig de- Arbeitereement« vollständig absieh», nicht wohl für eine Erfüllung derjenigen „Erwartungen und Zusagen" wird gellen lüniien, „welche dc» Erlaß de» Gesetze- vom 21. Lctober 1878 begleiteten". Die verbündeten Regierungen haben ihrerseits an denselben sestgchalten. * Bezüglich der Stellung der einzelne» Negie rungen zn dem von Sachsen im Bnndesralhe eingeörachlen Gesetzenlmiirs, betreffend die Abänderung der Maß- nnd GewichlSorduiing, verlautet, daß bei dcr Abstimmung Bayern n»d Württemberg sich gegen den Entwurf erklärt haben, — Württemberg mit der Motivirung, daß „durch die theil« weise Revision der Maß- und GewicktSordnung deren Verbesserung in andere», noch wichtigeren Puncten hinau»- geschoben werde". * Der „KvnigSbg. Hart. Ztg." zufolge soll dcr Schluß dcS Reichstage» »ach den vorläufig getroffene» Dis positionen in der ersten Juliwoche, dir Neuwahl im October stattfinden. V G » * Einen reckt deutliche» Bcwei» ^ür die seht in Oester reich'allerwärl» ;»Tage i-.clendrn >Llawisiriing»bcslrcbi»igen diele» auch die statistischen Angaben über die höheren Schulen, »amentlich über die Gnnuiasien. Im Jahre 1873 gab e» im ganzen Cisleitbanien I.',t. Id83 aber 169Gymnasien. Während nun in obige» zcbn Jahren die Zahl der Gymnasien mit deutscher Unterrichtssprache vo» 9t nur aus 97 sich hob. die Zahl der italienischen Gymnasien sich von 5 aus 4. die der tcppelsprachigen sich von I l aus 7 verminderte und die Rulhenen, obwohl sie ein Volksslamm von 3 Millionen sind, nur ein einzige» Gymnasi,»» erhielten, stieg die Zabl der Gynmasirn »nt czcchischer Untcrrichl-sprachc von 26 aus 36, terjrnigen mit polnischer Untcrrichl-sprachc von 17 aus 22. Dem einen Gymnasium mit serbo-kroatischer Sprache wurde »ock ein zweite- deigesiigt. Zugleich ivnch» auch die Zahl der polnischen und czeckische» Gymnasiasten in sehr starker Weise an. Die sieben Gymnasien mit zweifacher, meist slowenische» und deutscher Unterrichtssprache, werden wohl in den nächsten Jahren sic- in rein slawische BildungSanstalten umwandeln; desgleichen ist eine Abnahme der rein deutsche» Gymnasien nicht unmöglich, da gegenwärlig schon da« drntsche Gvmnasium in Straßnitz in Mähren in brr Auslösung begriffen ist unv da» einzige brutsche Staat-gumnasiiii» im südlichen Tyrol, da» zu Botzen, nur mit Mühe gegen die Angriffe der Nltramontanen unv Slawen gehalten werden kann. > * Die „Politische Eorrespondenz" meldet au- Rom» 18 Mai: „Bekanntlich war eS die Eisenbabnsraae. welche ün Jahre 1876 den Sturz dr» Ministeriums Minghettl und in Folge kess«« den Uebergang der RegierungSgrwall au» den Händen der Rechten ,n rie der Linkcn provocirte.
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