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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188405311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-31
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1884
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. U«D«t1«n und Lrpkditi«« Iohanuetgasse 33. APrrchkundrn -er Ne-«ktio«: Bonnittag« 10—18 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. »er sstr »ie nichstf-lge,»« »eftt«mten Inserate a» »e« »t« r n»r Nachmittag«, »»-and Festtagen früh bl«';,» Uhr. I» de« Fslialen fiir Zns.-Ämuchme: Vtta Lle««, UniversitSlsstrahe 31, L«>t» Lüsche» Kalharineostraße 18, p. aar »t« '/,» Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Gonnabend den 31. Mai 1884. Auflage IS,4«O. ZUioimrmeatvprri» oiertelj. 4*/, Md. mcl. Brinaerlohn d Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jrdr einzelne Numiner 20 Ps. Belegexeinpiar 10 Pf. Srbüdren für Extrabeilage» (in Tagodlalt-Foniiat gosalzl) «tznr 1-ostbeiörderuog 3!» Mk. «>t Postdeförderung 18 Mk. Inserate Sgespaltene Pctitzeile 20 Pf. Größere Dchrislrn laui unscrcm Preis- verzeichn iß. Tabellarischer u. Zissernjatz nach höl»erm larif. tirrlamen unter dem Krdactionsslrich die Spalizeile ÜO Pf. Inserate sind stet- an die khprdition zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»kmi!i» i'i,i»I<> oder dura) P fi- uachnatmie. — li - : 7.— ^ 78. Jahrgang. M gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 1. Juni, Bormittags nur bis 1-S Uhr geöffnet. Lxpeältlon äes I^elprlxer ^axelilattos. Amtlicher Theil. Vekannlmachuns". Der diessshrige Leipziarr Wollnrarkt wird am IS. Mw 17. 2»vt auf dem Meischerplertz« abaehallen; «» » jedoch die Aofuhre und Auslegung der Wolle bereits 1». Juni erfolgen. Maschinen und Geräthe, welche Beziehung zur Landwirtk- ft »rnd zur Wollbearbeitung haben, können wahrend de« Imarkte» daselbst in der Nähe der Waagebude, soweit Platz vorhanden, ausgestellt werden. Leipzig, den 23. Mai 1884. Der Rath der Gtadt Leipzig. I)r. Georgi. Kretschmer. * Inmerknag: Da» betreffs der Bestellungen der Plätze unter der arvßro Wollbude tn Absatz S uuserrr Bekanntmachung vom 2» lsd. Mt«, über den diesjährigen Leipziger Wollmarkt Angeordurte erledigt sich, da diese Bude nicht ausgestellt wird. An» Anlaß vielfacher Beschwerden darüber, daß di« Vaake ta de» öffentliche« Anlage» voa Kinder« »artert«»r» dergestalt besetzt werden, daß andere Personen keinen Platz mehr finden, verfügen wir hierdurch Folgende«: Kt»der»ärtert»oea. d. h. dienende Personen, welch« Linder unter ihrer Aufsicht baben, dürfen, sofern sie sich nicht in Begleitung ihrer Dienstherrschaften befinden, «nr auf den eiche»oalfaEg aageffrtcheaea und mit der Aufschrift: „Utuderbank" versehenen Banken in den öffentlichen Anlagen mit den Lindern sich nieder« lasten. Zuwiderhandelude werden um Geld dt» z» VS Mark oder mit Hast bist z« IS Lazze» be strast werden. Die Bänke» von welchen di« Linderwärierinne« aus-«» schloffen siud, ungefähr der dritte Theil sämmtlicker Bänke, sind durch silbergrauen Anstrich kenntlich gemacht. Auch wird nicht geduldet werden» daß auf diesen Bänken Linder, welche allein in den Anlagen Verkehren, sich nirdersetzen. Uebrigen« bringen wir hierdurch in Erinnerung, daß e» «ach unseren Bekanntmachungen vom 14. August und 24. Oktober v. I bei Vermeidung obenaedachter Strafe verboten ist. in den städtischen öffentlichen Anlagen Verpter» stücke oder andere Gegenstäude «»egzuwerfe», und daß erwachsene Personen, welche mit Lindern d,e Anlagen besuchen, bei eigener Verantwortung dafür zu sorge» haben, daß die Linder diesem Verbote nicht zuwideryandcln. Leipzig, am 2S. Mai 1884. Der Rath der Stadt Lekprig. Heni vr. Georgi. >-nnig. Nachdem di« Erd-, Brunnen., Maurer-, Zimmer-» Mevllesll»» Steinmetz», Eiiencnnstrnrtton«- und Jsvlirnna». arbeite» für de» Schulneubau vergeh«, worden, Unnen dlr nicht berstckflchtigt gebliebenen Bewerber ihre riugerrichtcn Blankett« «ns dl« Snneindrbureau abholen. Möckern, dm 28. Mal 1984. Der Lchuldarstan». 8. B : I. L. «ahleinan». VetlNkLtmch»«-. Li« unter Nr. 7 und 8 unsere« Proeureureglfter« hinsichtlich der Firmen Atzaltzert Ditkert und G. Lleetzera Na-falaer t, Durga» eingetragene Procnr« de« Man renn »ist er« Frrotaantz Wenck in Dar»«» tst zosolge Bersügung vo« heutig« Dag« tz«t« >rl«icht Warden. Lageg« sind »nter Nr. 14 unsere« Proenren-Negister» Spalt» 1—6 folgend« Vermerk«: 1 Laufende Nr.« 1^ r) ve»eich«ua» de« Prt»z1»al«r Die Lausmaun»wittw« Sickert, Luna Therese -eb. Menck >u Dar,an und derr» drei Linder» u. Theres, »nna »lisabeth. d. Klara Frieda Wallu. o. Friedrich Adalbert Oscar, Geschwister Sickert g» Dorgau. S) vezetchnun» »er Finna, »eiche der Sroorist p, zeichne» tzäe-It «Fr Adalbert Dickert. 4) Orte »er Nt«tzerlnff»»n«»r ä) ^er»e?s»a, n»f das Firm«,» »der Gesetzschaftn» Idle Firm« Adalbert Sickert ist »nter Nr. tz» de» SchaL- schasltzteglskr« eingetragen. 4) Bereich»»«» »r« Wraeaetßear Der Laannai»» Mar Alfred Senck zu Dorgaa, Nutz »nt« Nr. Itz ebendasrltzst Spalte 1—6 solgende vermerk»! 1) 8a«st»de »r.r 1». z» Torga» und den» dr»i Lindert ». Tderes« An»« -lisabrltz» d. Klara Frtetze Matz», e. Friedrich Adalbert Ose«, Geschwister Sickwt zu Tm^a» th Bezeichn»«» der Ft««n. »ickcha dar Pranartst z» zeichne» »estetzl tst: s. Kleeberg Nichsolger. 4) vrte der Niedert« ff»»,e»r Daran». ... ») ^»»»»tk»«n aas das Dir««»» ader StstSsthastd» Di« Firma S stleeberg Nackiolger iß »ntre N» ffst dis Sesellichaftsreaistrr« «ingerragen. H Vrzeich»««» de« Sracnristem: Der Lansmann Max Aisred Menck »» Dorga». zatz^t Serk^mnz^vom^entlgen Lage -rate eingetragen ward«». stüntDliche» Amt«»Gericht. VekaimimachsilS. Erstatteter Anzeige zufolge hat Augnfte Minna Seifert an« Schwärzender« ihr vom Bemcindevorftand zu Niederplanitz »»«- gestellie« Dienstbuch im Februar ds«. I. in hiesiger Stadt verloren. Wir bitten da« Buch, fallt c« gesunden worden sein sollte, bei un« abzuliefer». Leipzig, am 89. Mai 1984. Da» Palizetawt der Stadt Leipzig. Breischneider. Rsdr. Faldix. Auctionslocal -rs Löuigl. Amtsgrnchts. Mtttwach, de» 4. Juni l. A.. 11 Uhr Vormittag« soll i« Anschluss« an dlr bereit« bekannt gemachte Versteigerung von Tatkronleuchtern mit nachbenannlen Gegenständen der nochmalige Versuch eines Verkauf« gemacht werden. 8 Stück 70—-st en, hohe, ttaltentschr Masolikavasen. S Stuck 12- »nd ISarwiae Lerzrnleuchker, 2 dronzirte Osenaussätze, 1 antike Rarmorfchaale und 1 Nauch- service. Sämmtliche Gegenstände stehen hier zvr Besichtigung bereit. Leipzig, den 88. Mai 1981. Bielß. GenchtSvoll^eher. vkrßkiykrnilg. Die zum Nachlasse der verstorbenen GaltbosSbesitzer« Heinrich Hermann Har, stythra gehSrigen Gasthof«., Feld- und Wi! grundftücke unter Fo!. 114, Ilö des Grund- und H:worhek:nbuch- lür Tgthra, unberücksichttat der Oelast-n aus 34.320 -/i geschätzt, iolleu, nach Befinden mit dem auf 1721 SL geschälten In ventar, aus Antrag der Eiben , de» 17. Aunt 1884. vormittag« 1t Utzr, freiwillig au hiesiger Gerichilstelle versteigert »erden, wa« unter Bezugnahme auf die am Nnit'bretle und im torz'schen Ganhose zu Eyihra anSkängenden Bersieigerung«bcdlng»ngen, Grundstückcn- beschreibung» Oblasten- und Invcntarrru-Verzrichniffe bekannt ge- macht wird. Zwenkau, am 89. Mai 1881. Lönitzltchr» Amtsgericht. Otto. Aufgrbot. Die Frau Maiorin da« Sch «eben zu Drffa« all Vormünderin de« minorennen Grafen A«gnft Neivtzarvt von lsnrisrnau hat da« Aufgebot der S für die Gräflich Nridhardt von Gneisenao'sch« Fainikien-MajoratSstiklung in Sanmierschenbnrg in den Stamm- düchern der Reichsbank eingetragenen Bank-Lntheile Nr. 1S161, 18168 and 1K463 über je ZOM.61 beantragt. Die Inhaber der Urkunden werde« aufgesordert, ivitest'tt- in dem ans da» 8 Januar 1887, Vormittag« 11 Utzr, vor de« Unterzeichnete» Gerichte -lüden,'»rohe ÜÜ, Saal 81, an- beraumten AusgebotSIermine ihre Rechte anzameldrn und die llr- künden vorzulcgen, widrigenfalls die KraslloSerklärnng der Urkunden erfolgen wird. Berlin, den so. Februar 1894. »AuigNche« Amtsgericht I, AbtHrilung v«. Nichtamtlicher Theil. Der Stand der Sudan-Angelegenheit. Der englische Preiuiermimster Gladstone scheint auch jetzt wird« vom Glück bqünstigt zu werden, die Fllllhen der Bewegung i« Sudan, welche bereit« über seinem Haupte zusammenschlagen zu wollen schienen, sangen an sich zu glätten und zu beruhig»», und wenn die Nachrichten, welche seit acht Tagen vo« oberen Loiffe de« Nil« einkrefsen, richtig sind, so ist rin Sudan für die Engländer noch nicht« verloren. E» ist noch nicht lang« ber. daß alle Nacvricbtcn darin über- einstimmtea, da« aanre Land zwischen Khartum und KoroSko sei von dm Aufständischen liberschivemmt und ein F-ltzug arge» OberegHpten stehe bevor. Dazu kam. daß O-mail V'gma Guakim bedrohte und daß König Johanne« vo» Abessinien die Unterstützung der Engländer gegen den Mahdi rundweg adschlug. In diese bedrohlichen Melkungen mischte» sich di« Nokhrofe der Gouverneur« von Derber und KoroSko und die Tovc«seus;er der unglücklichen Flüchtlinge au« Khartum, welche vou den Aufständischen abgesangen uuv niekergrmacht wurden. Henl« ist da« Aulseben der Gegend zwischen Asiartum und Loresko gänzlich verändert. Nilauswärt- bewegt sich «in» mit englischen Seesoloaken bemannte Dampferftottille »ntrr dem Oberbefehl de« Admiral« Hay, um die User von Aufständischen zu säubern. Der Gouverneur von Dongola telegrapbirt nach Kairo, daß er die AiissiänvisLen ausö Haupt geschlagen habe und daß die Ruhe in seinem Lande wieder hargrstrllt sei. Di« vor Kurzem noch so übermüthigen Partei» gäaaer de« Mahdi bieten plötzlich ihre Unterwerfung an und erklär»« sich sogar bereit, erhöhte Avgaben zu zahlen. Weiter« Nachrichten besagen, daß nur dir Umgegend von Sbenvp noch nicht recht geheuer sei und daß sich viele aufständische Stämme bei Khartum zeigen. Die wichtigste Meldung aber ist dir, daß der Mabdi Kordosan nicht verlassen kann, weil in seinem Lager Zwistigkeiten ausgebrochen sind, welche schon blutige Zurückweisung vöthig gemacht baben. Schade nur, daß olle diese Meldungen ohne nähere Angaben im Gewand« de« Gerücht« austreten und daßThatsachrn voriiegen, weich« da« Geaenthell z« beweisen scheinen. Die Brrdinvung mit Khartum ist di« heutigen Lage« nicht he, gestellt, di« Bote» Gorvon'«, welch« vo» Berber nach Kairo unterwegs waren, sind de» Arabern in die Hände gefallen und von den zrbn Boten, welch« an Kordon abgesandt wurden^ hat noch keiner «in Lebens» mich«» vo« sich gegeben. Die Wahrheit ist, daß man tzber da« Schicksal Gordon'« in Kairo und London heute «ach aerave s«i« Unklare« ist »ievor vier Wochen. Auch über den aagevlichen Sieg des Gouverneurs von Dongola liegen keinerlei genauer« Mit teilungen vor; man ersäbrk nicht, wir diel Leute am Kampf» hetbeiligt waren oder welche Stämme sich unterworfen habe». Nebenher verlautet, daß Osman Ligma au Einfluß Verla««» Hab«: aber auch in dieser Beziehung liegen keine bestimmten Thatfacheu vor, auf welche sich diel« Dahrnehmuug stützen kSnnte. Laut«, vage, u»»rw,es«,e Gerücht« scheinen nur so viel darzuttzun, baß augenblicklich eine Pause in den kriegerisch«« Ereiqniff«, eingrtrrten ist. die unbekannte Gründe hat, wahr scheinlich aber mit de« klimatischen Verhältnisse» in Zu sammenhang steht. Bo» OSman Digma hieß e» schon vor Monaten, daß er säst von allen seinen Anhängern ver lassen sei, bann erschien er plötzlich wieder von T.nisenden »»gebe«, um «inen Handstreich gegen Suakim ausznsübre», und ferner bedrohte er den König von Abessinien mit Krieg, sall« er nicht jede Berbindung mit den Engländern abbräche. Alles in Allem scheinen die Dinge im Sudan noch beute genau so zu liegen wie zur Zeit de« Abzuges der Engländer von Suatim. also wie vor acht Wochen, nur ist in so fern eine Veränderung einaetreten, ai« die Macht de« Mahdi langsam, aber stetig wächst. Ein Theil feiner Anhänger mag allmälig ungeduldig werken und von ihm irgend eine Thal erwarten, etwa die Einnahme von Khartum; aber Grund zu ber An- nähme, daß sich die Aussichten de- Mahdi verschlechtert haben, liegt keineswegs vor. Glavstone hüllt sich hinsichtlich seiner Pläne im Sudan in Schweigen; e« ist zwar viel über eine Expedition nach dem Sudan gesprochen und geschrieben worden, weiche für den Herbst in Aussicht genommen sei. aber sicher ist nur so viel, daß in der jetzigen Jahreszeit tiirkffcbe Truppen ohne die Begleitung englischer zum Entsatz Gvrdon'« nicht ab- gesandt werden sollen. Das ist die ausweichende Antwort, welche Lord Granwlle am 28. Mai aus die Anfrage Sali»- burv'S im englischen Oberhause ertdeiit hat; zu weiteren Mittheilungen war er nicht zu bewegen. Dagegen sieht in der „Pall Mall Gazette" zn lesen, daß Granvikle in der vergangenen Woche an die Pforte die Aufforderung richtete, 1ö,(i00Ma»u nach dem Sudan zu schicken »uv daß die Pforte am 27. Mai zustimmend geantwortet dal. Wenn man damit Das zusammenhält, wa- Granville Salisbury geanbworiek hat, so scheint sich zu ergeben, daß in einigen Monaten, wenn die größte Hitze vorüber ist, sich eine auS Türken und Englän- dern beitvhendc Truppeumacht vereinigen wird, um Gordon endlich den von ihm ersehnten Einsatz zu bringen. Damil wäre allerdings eme ganz neue Lage geschaffen unk den Türken ein unerwarteter Eiiffluß aus die Gestaltung der Ver hältnisse in Norvasrika eingeräumt. Daß die Engländer sich zu solchem Uebereinkomnirn nur nothgedrungen berbeigelaffcn haben, leuchtet «in, wenn man sich daran erinnert, daß die Engländer bisher jede Einmischung der Pforte in die egvptischen und sudanesischen Angelegenheiten sorgfältig verhindert haben. Der Sultan batte sich alsbald nach der vrrunglückte» Expedition HickS Pascha'« erboten, Truppen grgen den Mahdi zu senden, aber die Enaländer zogen «S vor, die mililairiich unbrauchbaren Egypter unter den Oberbefehl Baker Pascha'« zu stellen und sich eine schimpfliche Niederlage durch die Anhänger O-man Digma'S zu holen. Ein zweiter Versuch, die lästige Angelegenheit durch englische Elitetruppen aus der Welt zu schaffen. Mißlang ebenso, und ?l» auch noch König Johanne« die von ibm ver langte Unterstützung verweigert hatte, sahen sich die Engländer mit schwerem Herzen genötbigt, endlich auf da« türkische Hitssanerbieten zurUckzukommen, besten sofortige Annahme wadr'cheinlich schon heute die vorhandenen Schwierigkeiten be seitigt hätte. DaS Abkommen der englischen Regierung mit dem Sultan ist die Frucht der jämmerlichen egyptilchen Politik Gladstonc'S. Nicht aufrichtig genug, um Egypten unter das englische Pro tektorat zu beugen, sucht er den Schein aufrechtzuerbalten, al« sei cs England lediglich darum zu thun, in Egypten Ordnung zu schaffen, «chon Lord Dufserin hatte rS für unumgänglich erklärt, in Egyplcn klare Zustände zu schassen, in derselbe» Weise vorzugehen wie in Indien; aber Glad- stone wollte aus die gulcu Ralhschläge Dufferin'« nicht hören und glaubte genug Methan zu habe», wenn er den mit den indischen Verhältnissen vertraute» Laring nach Kairo beruf und zum englischen Gencralcousul machte. Die Folgen dieser halben Maßregeln konnten nicht auSbleiben, die englischen Herrschgelüste wurden von den egyptischcn Ministern zurückgcwiesen mit dem Hinweis auf b>e stet» im englischen Parlament wiederholte Erklärung, daß Eng land Egypten nicht als sein Eigcnthum betrachte. Da« lähmte dir Tbalkrast Englands und schuf endlich den unerträglichen Zustand, welchem jetzt durch die Conserenz abgeboffcn werden soll. Inciäit in 8o^II»m, qui vult vitaie 6b»rvtxlim. Zuerst wollten die Engländer sich die Franzosen vom Leib« halten und gingen deshalb nach Suez und Uber Tel cl Kebir nach Kairo, und jetzt müssen sie froh fein, daß die Türken sich bereit erklären, die Gefahren im Sudan für die Engländer abzuweuden. Der Preis für dieses Zuacständ- niß au die Türtei ist die Zustimmung dieser Macht zum Eonserenzproject. Jetzl spiet! Gladslone die Türkei gegen Frankreich auS, um die Wiederherstellung der Doppelconkrolr zn verhindern. Die Anerkennung der türkischen Oberhoheit über Egyplcn soll Frankreich von Kairo fern Hallen, so ralculirt Glavstone; ob er seinen Zweck erreichen wird, ist zweiselhast, jedenfalls aber steigen leine Thancen, wenn er den Sudan rettet, und da« will er jetzt mit Hilfe der Türkei versuchen. * Leipzig, 3l. Mai 1884. * Der Reichstag wird am DienStag, den lO. Juni feine Thätigkeit mit der Beralhung von zwei gew erbe poli tischen Anträgen der confervativen und klerikalen Partei wieder aufnchmen. Der erste Antrag erlebt bekanntlich die alte Forderung der Beschränkung ber LebrlingSannabme aus JnnungSiiieistcr. Er war in der Wintersession 1882 83 schon einmal gestellt, wurde aber damals mit 170 (liberalen m>v freiconservativen) gegen 148 Stimmen abgeiehnt. Die Regierung hat sich wiederholt gegen den Antrag erklärt, und e« ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmcn. daß e« a»S jetzt wieder, wenn auch mit geringer Mehrheit, »hgelehnt wird. Der zweite Antrag bezweckt die Einfüh- ruua von Gewerbekammern, um dem Gewerbrstand eine ähnlich« Vertretung zu schaffen, wie sie der HandelSstand in den Handelskammern besitzt. Der Antrag wird auch von liberaler Seite nicht prinripiell bekämpft werken. Die Sccial- de«»Laten haben einen Zusatzanlrag auf Errichtung von Arbeiter!«mmern gestellt. * Die RelchSr^gierung sucht au« dem Umstande, daß «»»« Auslösung de« Reichstag« nicht erfolgt ist. den mög- Kchflen Vortheil zu ziehen und in der verlängerten Session «och Alle« durckzubringen, wa« irgendwie von ihr an gesetz geberischer Arbeit in Angriff genommen war. Giedt man sich »och jetzt der Hoffnung hin. auch da« Gesetz über ander- weite Besteuerung teS Rübenzucker« noch in dieser Session seststeüc» zu können. * Au- Warschau schreibt man un« vom 28. Mai; .Der Lra«zew«ki'sche LandeS-VerratbSproceß ist nicht ohne Ein fluß aus da« verkalken der russischen Behörden den Polen gegenüber geblieben. Schon längst waren nach osncieller russischer Anschauung Pole und Revolnkicnair identische Be griffe; aber da« Mißtrauen gegen Li« Polen, da» durch kieke Anschauung hervorgeruscn wurde, ist neuerdings noch gesteigert werden durch die durch de» KraSzewki'schcn Proceß bestätigte Thatsache. daß der begabteste und gefeierteste polnische Dichter der Gegenwart sich so weit erniedrigen konnte, durch die elende Spionage Verrath an seinem deutjchen Adoprivoaterlande, da« ihm zur Zeit der Verfolgung «chntz und Bürgerrechte gewährte, zu begehen. Ai» schwerste» fällt jedoch bei dieser widerlichen BerrathSasfairc der Ilmstand i„d Gewicht, daß der Vcrrätber bei den polnischen „Patrioten" an der Achtung, die sie ihm früber zollten, keine Embiigc erlitten bat. Gerade dieser Umstand ist cS, rer die russischen Behörden in Folge der KraSzewSki'schen Assaire zur Ver schärfung der BorsichkSmaszregclu gegen die Polen veranlaßt bat. So ist neuerdings seitens des Militair-Obercomniando- angeordnct worden, daß die Zahl der im Königreiche Polen garnisonircnten polnischen Soldaten niemals 30 Proeenl der Äesammlzabl, der in polnischen Garnisonen stehende» Soldaten überschreiten darf. Derselbe Prcceiilsatz ist auch für die polnischcn Oificiere und Aerzte bestimmt und von den Stellen der ordinircnden Aerzte und Ekirurgen in den Militair-Lazarelhen sind diePoic» sogar gänzlich ausgeschlossen, eben so von der Bcichästigung in den Bureaur der Mililair- vcrwalkuna. Diese Anordnungen baben offenbar den Zwock, die Einrichtungen der russischen Militairverwallung gegen Vrrralh zu schützen." * Herr Rotban. der vor AuSbrncb des letzten keutsch- sraiizk'ifchen Kriege« französischer Gesandlrr in Hamburg und zugleich Lei sizben kleineren norddeutschen Hose» arcre- ditirt mar unk au» dessen Feder bereit» interessante Mit- ihcilunqen über die Luxemburger Assaire und die Vorgeschichte deS Jahre- >870 erschienen sind. wird, wie schon kurz erwähnt, in Viesen Tage» unter dem Titet ,J,'^IIomsgno" mit einem neuen Werke kervorlrekcn, welche« über die Vorgänge de« KriegSjahre« einige interessante Ausschlüsse bringen dürste. Der .Figaro", welchem die AuSbäugebogen der Rotlian'schen Publikation bereilS Vorgelegen baben, entnimmt denselben — um da« Jnlereffe der französiichcn Leser anznregen — einzelne Passagen. In einem dieser auszüglich iiiilgetheiltrn Abschnitte schildert Herr Rothan, der bereits vo» Deutschland auS vor einer allzu optimistischen Auffassung der Siluation gewarnt umv auf Len trefflichen Zustand der preußisch-deutschen Armee tiii,gewiesen hatte, die Eindrücke, welche sich ihm in Frankreich darboten» als er unmittelbar vor dem AuSbruch ded KampscO von Ham burg dorthin zurückkehrttt Er berichtet u. A.: „Al« iq am IS. Juli Deutschland verließ, war Alkd« dort Feuer und Flamme. I» ernster, feierlicher Stimmung, voller Erdttternng über den Gegner, eilte «in Jeder zu den Waffen. Man wußte, daß e» sich um einen Kamps aus Tod und Leben handele, um einen Kamps, In dem man jedes Opfer bringen müsse. In Pari« sah ich nur aufgeregte Geister, tumultuarisch« Ecrnen, trunkrne Banden, welche patriotische Saturnalien feierten. Der Kontrast war ttesbetrübend. Ich glaubte, die Regierung müsse ungeduldig sein, mit ihren in Deutschland accrcditirten Agenten zu consrrirea und deren letzte Eindrücke zu ersahren. Allein ich täuschte mich. Der Minister hatte andere Beschäftigungen und der Kaiser rrtheilte, von seiner Krankheit geplagt und von Sorgen gedrückt, keine Audienzen mehr. In den EnipiangS-Salon« der Tuilericn lungerten einige sorglose und unbeschäftigte Ordonnanz» Oisicicre umher. Sie spielten Karlen, während der dem Kriege ov- gencigie Souverän, dem Fatalismus ergeben, in jenen düsteren Ge danken bahinbrlitete, welche wenige Tage daraus ihren Reflex auf seine melancholische Proclamation warfen. Der Herzog von Gramont (Minister des Auswärtige») empfing mich erst am LI. Juli, also am dritten Tage. Ich sank den Herzog eitel, hochsahrend, ia Illu sionen besangen. Er glaubte a» die Wunderkrast der Mitraillcusen; sie schiene» in icnci» Augenblick das letzte Wort seiner diplo matischen Wissenschaft zu sein. Er sah Preußen zerschmettert, um Frieden flehend, und Europa uns bcimindernd, um unsere Gunst bittend, so daß er die Allianzen verschmähte. „Nach unseren Siegen", sagte er zu mir, „werden wir mehr Verbündete bekommen, als wir haben wollen". Er wollte im Augenblick de- Frieden- di« Armee frei haben. Er ging soweit, sich zu der Schwenkung Bayerns und Württembergs zu beglückwünschen. „Sie hatte» Unrecht, »ii glauben, daß wir die Neutral,lät der süddeuischen Königreiche wünschten", sagte er zu Herrn de St. Ballier: „wir wollen dieselben gar nicht haben, sie würde unsere miliiairischen Operationen betiu- trächligen; wir brauchen die Ebenen der Pfalz, um unsere Opera tionen zu entsalten". Von der kaiserlichen Diplomatie nicht gehört oder abae- wiese», wendete Herr Rothan sich an den Kriegsminister Marscball Leboeus, um diesem seine Eindrücke zu schildern. Urbar eine Unterredung mit dem Marschall, welcher da« zu versichtliche „nrckiprKtl" gesprochen hatte, thcilt er Fol gende« mit: „Wal wisse» Tie", fragte mich der Marschall, „von der deutschen Armee und ihrer Mobilisirung?" AlS ich vor drci Tagen Hamburg verließ, entgegntte ich. schien e« gewiß, daß am 2Ü. Juli alle Reserven der Infanterie, den 87. alle Reserven der Cavallerie bei ihren Eorpö einirefsen würden, und daß späiesten- am 2. August die ganz« Armee concentrirt sei. Ich fügte hinzu, daß der preußische Gesandte zu Paris, Baron Wcrlher, als er den Bahnhof von Hannover passirte, der Menge angekündigt habe, er könne die Versicherung geben. Tcuischland Hab« vrr Frankreich einen Vorsprung und werde dessen Armeen m tten in ihrer Formans» überraschen. Die GeftchtSzüge de-k Marschalls ver änderte» sich, er erblaßte und wachte ängstliche Bewegungen. Die Fragen, die er an mich richtete, waren unziisammenl Sngend und zeiigken von einer gänzlichen Verwirrung. Er schien piöhiich unter dem Schlage einer für sei» Schickial cni>cheidenden Nachricht erwacht »u sein. Er vermochie nicht an eine so schnelle Modiiisirung der tkiiidlichen Tlreiikräsie za glauben. Eni I Ollivirr, der Eonseil- präfident, verließ sich aus Lcbo-»s uud dieier wieder aus die Allianz, weiche der Herzog von Gramont veripkechea hatte. So lauschten sie sich alle Drei. Lllivür batte zuerst Roihan aus- getordert, eine Tcnklchrist zu entwerfen, eine Tage ipäirr wagte sich der Minister „leichren Herzen«" min«» i» den allgemeinen Strubel. AlS Rotha» ihn ein Jahr dirauk zu Montcalieri bei Turin, wohin er sich nach dem 4. Srpieinber zurückgezogen hatte, besuch:«, klagte der Ex- minister den Herzog von Gramont an. „Als", Io orzähll er nur, „die Nachricht von der Entlagung de« Prinzen von Hobenzollern auf seine Tandidalur eintros, war ich rben damit b-schästigt, ein« vom Ministerraih beschlossene versöhnlich« Erkiörung auszosetzen» die ich der Kammer vorlesen sollte. Ich war glücklich, eine» Streit beschworen zu habe», der beinahe ausgcbrochcu wäre. Da trat der Herzog von Gramont tn grügrer Aufregung in mein llabinet. Er hielt Sch-islstücke in der Hand, unter auderrn auch die von Herrn vo» Bismarck an seine diplomatischen Agenten abgesendrte telegrnptuichc Depesche deS JnbalieS, daß der König sich weigere, unseren Gesandten zu >mvfangeii, da dieser ihn beleidigt habe." „Das ist eine Ohrfeigesagte er. „welche Preußen Frank reich applirirt. Ich werde eher mein Porteleuille nirderlegen, akS eine solche Beleidigung ertragen." „Ich wallt» den Frieden, batte mit Siser und unablässig für denselben gearbeitet, hatte im Verein mit dem Kaiier, der mii aller Auioriiät alle extremen Entschlüsse bekämpfte, der friedlich gesinnten Partei das Uedcrgewicht verichafff n»d nun staub ich plötzlich vor eiuer Herausforderung, einem Kriege." Von anderer Seite will Herr Rothan später ersahren haben, daß kcr Kaiser unmittelbar „a.h drin Eintreffen der
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