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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188406068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-06
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.06.1884
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Erscheint täglich früh S'/,Uhr. tle-artion und Lrprdition Iohanne-gasse 33. L»tkchftnndrll drr Krdartion: Vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. -in Ne «t»a,»»> kt-ßktandtn vi.nuleiipte «acht Ach d>« «tkticiioi »ich« »ndmtlit. «*nad»e der skr »te nächstfolgende st»««er ßesttnimten An lernte «>» Wochentagen dis 3 Uhr Nachmittag», «u Sonn- und Festtagen früh bis '/,v Uhr. 3n de« Filialen für 3ns.-Ännahme-. Otto klemm. Unsverfitäl-straße 21. Louis Lösche, Kaiharinenslroßt 18, p. nnr bis '/-» Uhr. » ciWM.TagtdlM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- undGeschWverkehr. Auflage LS,«»«. Ädonnnurntsprei» oikrielj. 4'/, ML. iurl. Bringerlohn S Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegercnwlar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in lageblatt-formal gesalzt) ahne PoslbeiSrderuug 30 Ml. «lt Poftdejvrderung 43 Mk. Inserate ögrfpaiteneHetitzrile 20 Pf. Größere Schriften laut unicreni PreiS- verzcichniß. labellarischer u. Ziffer,>!atz nach höherm Tarif. Leclamrn unter drm Nrdaction»strich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stet« an die beypcditia« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuumeraaüo oder dnrcy Post. Nachnahme. 158. Freitag den 6. Juni 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Die Erdarbciten in Straße V1H. des südwestlichen Be bauung-plane- sind vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber deshalb hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 28. Mar 1884. Der R»th der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch. Ass. Bekanntmachung. Degen Gchleußenbauek wird die PoniatowSky-Straste vom S. Jaat dteseS Jahres an auf die Dauer der Arbeiten für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am SO. Mai 1884. Drr Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Am S. Jnnt dieses JahreS wird mit der Pflasterung der Weststraße von der Schloßbrücke bis mit der Kreuzung der Plagwitzer Straße begonnen werden. Deshalb werden die jeweilig in der Ausführung begriffenen Strecken dieser StraßentheileS ans die Tauer der Arbeiten für allen un befugten Fährverkehr gesperrt. Zunächst wirb die Strecke zwischen der Schloßbrücke und der Moritz straße in Angriff genommen. Leipzig, am 30. Mai 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Gartcn-Vcrpachtung. Der zur Parzelle Nr. 2733 der Sladtflur (Petzscher Mark) gehörige, recblS an der Eutritzscher Straße hinter dem Lager schuppen für feuergefährliche Gegenstände gelegene Garten- Platz von circa 150 OU - 27.67 Ar Flächengehalk. soll rein 1. Oktober dieses JahreS an gegen cinhaldjährliche Kündigung zur Benutzung für Gartenzwecke mit Ausschluß jeder anderen Benutzung-weise Sonnabend, den 14. Juni diese- Jahre- VormittagS 11 Uhr aus dem Natbhause, I. Etage. Zininicr Nr. 17, an den Meistbietenden anderweit verpachtet werden. Ebendaselbst ans dem großen Saale liegen die Ver pachtung»- »nd Verstciger»iig«bcdi»gungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aiis. Leipzig, den 3l. Mai >584. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stög. Bekanntmachung. Wegen Herstellung einer Schleuste in der westlichen Fahrstraße des Marktes neu der Pcterestraße die zur Hainstraße wird die crstgcdachtc Straße vom Montag den kt. dieses Monats ab ans die Dauer des SchlcnßenbaucS für allen unbefugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 4. Juni 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Ass Bekanntmachung. Wegen Legung von Wasserrohre» wird die Albertstraße vom Flcßplatz bis zur Westseite der Zeiger Straße »nv von der östlichen Seite der Zcitzer Straße bis zur Westseite der Bayerischen Straß« ans die Dauer der Arbeiten für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 4. Juni 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Bekanntmachung. Degen eine- SchleiißendaucS an der Westseite deS Markte-, wobei ein Theil des für Marklstände bestimmten Platze- zur Ablagerung von Material gebraucht wird, werden vom DienStag, den Itt. diese- Monats ab bi» aus Weii.reS die Marktstande der Obsthändler auf den ThoniaSkirchhos verlegt. Leipzig, den 4. 2nni 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Skffentliche Sitzung -er Handelskammer Sonnabend, de» 7. Juni 1884. Nachmittag» S Uhr, in deren Sitzung»,aale, Neninarkt IS. I. Tagesordnung: 1) Registrande. 2) Berichte des Verkehr- - Ausschusses, betreffend n. die amt llch- Bekanntmachung der kür den Verkehr wichtigen Arndrrnngcil im Postdtcnste; d. Befreiung der Post- iendnngrn alkoholhaltigen Inhalt« nach Süddeutlchland von der Forderung steneramtlichcr Lerlaratton; o. die ZettnngS-AnSgabe an sonn- und Feiertagen bei dem Kaiser!. Postamt I: ck. die Berechnung der Fracht aus der Strecke S-östttitz-Altenburg; e. den Eanal von Dortmund «ach der unteren tkinS. 8) Berichte dcS Zoll- und Ttener-Slu-schuffeS über a. da« Schreiben der Handelslammer zu Solingen, den englisch - portugie sische» b'ougo-Vcrtrag betr.; d. die Vorlage des Königlichen vauvtzollamies, die Frage der Beschränkung de» BeretzelungS- »ertrhrS betr. 4) Ausschuß!«rilit über die Zuschrift der Handel»- und Gewerbe kamnier zu tshcmnit;. da» schwedische Arscnitgesetz betr. b) Feststellung de) gutachtlichen ThetleS und ter Einleitung zum 2. Theile dcS Jahresberichtes für 1883. 6) Bericht über die Telegirten-Lonserenz in Berlin, die Novelle 1»m Ncicht.sreii'pclal'gabcn-Atsctzc belr. Auctioastotal des König!. Amisgcriltztrs. Ten 6. Jnnt, 3 lldr Nachmittag», Fortsetzung der Bersteigerung von Lchnliwaaren, g»t gehaltener Wäsche, Hrrrrntlcidimgsstückrn re. Leipzig. 5. Juni 1684. Biels;. Gerichtsvollzieher. Berichtigung. In der gestrigen Bekanntmachung deS Rmhs. betr. die planmäßige Ansloosung der Leipziger Stadischuldscheine, niuh eS unter den von der Anlcive deS Jabrc« 1876 z» je 50,1./»! gezogenen Nummern hkißen 66)3 statt 6623. Lirschverpachtmi-. Die diesjährige Kirschnutzung aus der Mvckauer Straße vom Magdeburg-Leipziger Bahnübergänge bi« zur Flurgrenz« der Petzscher Mark soll an den Meistbietenden unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen Mittwoch, de» 11. d. Mt-., DornrittagS v Uhr, in der Marstall-Gxpeditiou verpachtet werden. Leipzig, den 5. Juni 1884. DrS RathS Oekonornie - Inspektion. Nichtamtlicher Theil. Die Anarchisten in Oesterreich-Ungarn. Z» Oesterreich-Ungarn ist eine andcr-wo bisher nickt beobachtete Form de- Anarchismus bervorgctreten. Dort wird geraubt und gemordet, um die Mittel für Parteirwccke hcrbeizuschafsen. Zuerst machten die Anarchisten einen schlich- lernen Versuch bei dem Sckuhmackcr Mcrstallinger, scküchter». weil da- Leben dcS Beraubten geschont, und daS Geld, was man brauckle. ohne größere- Nnhcil anzuricklen. geraubt wurde. Dann ging man weiter und schritt zur Ausführung eines MordplaneS, welcher ein reicheres Ergconiß in Aussicht stellte. Ter Schleier, mit welchem diese Sckandthat, trotz einzelner in die Ocffentlichkcit gedrungener Aufklärungen, bis dahin noch bedeckt war, beginnt sich jetzt zu lüslen. Durch daS Gcständniß eine- gewissen Fried ist sestgestellt, daß ter Plan zu dem Raubmord in der Eiserl'schen Wechselstube in Wien in Pest entworfen und von Kämmerer und Slcllmacher auSgesübrt wurde unter Beihilfe de« Fried, welcher während der Verübung deS Raubmordes Wache hielt und später den Raub in Sicherheit nach Pest brachte. ES ist ein weitver zweigte« System verbrecherischer Bcraiistaltiingcn. welche- die Untersuchung wegen deS Eisert'scbcn Mordes vor unseren er staunten Blicke» entfaltet Derselbe Mörder, dessen Streichen vcr Bankier Eifert nebst seinen beiden Söhnen zum Opfer fiel, wird auch als, der, Urheber, deS Morde« an dem Polizei- bcamten Hlubckbczeichnet. desselben, welcher die Versammlungen der Svcialisten und Anarchisten überwachte.- Der Zusammenhang zwischen den anarchistischen Bestrebungen und von Sckiaiid- thatcil der schlimmsten Art, durch welche die ganze Welt in Schrecken gesetzt wurde, ist- dadurch erwiesen. ES fehlt anch nicht an Spuren, welche von Wien und Pest auS nach Stuttgart und Skraßburg leiten, wo vor längerer Zeit ein Bankier und ein Provisor demselben Sckick'al verfielen wie der Bankier Ei'ert und seine beiden Söhne in Wien. Endlich ist i» ter letzten Woche de- Mai vor dem AuSnahmc- gcrichl-hose in Wien ein Proceß gegen den BrotanSträger Schafshruser und den Lackircrgehilscn Ondra verhandelt worden wegen Beihilfe bei der Ermordung HlubekS. Schass- bauser wurde der Vorschubleistunq bei diesem Verbrechen schuldig erkannt und zu zweijähriger schwerer Kcrkcrstrase vcrunhcilt, Ondra dagegen srcigespeochcn. Bekanntlich wurde alöbald nach der Ermordung Hlubek'S über Wien und Umgegend der Ausnahmezustand verhängt, und die nachfolgenden Ermittelungen haben allerdings er geben, daß in Wien Zustände der bedenklichsten Art sich ;n entwickeln begannen, welche die Belhätiguiig größter Energie zu ihrer Unterdrückung erheischten. Ob daS nickt auch unter Geltung der bestehenden Gesetze geschehen konnte, ist eine Frage, welche hier nicht unlersucht werden soll. Bald nach Bcrlündigung deS Ausnahmezustandes wurden in der unga rischen Hauptstadt Anarchistenncstcr auSgehoben. Die dort vorgcnommeiien Haussuchungen und Vernehmungen ergaben hinreichende Anhaltrpuncte für die Thalsachc. daß Pest und Wien mit einander in Beziehung auf die anarchistische Propa ganda in Wechselverbindung standen. Ein ehemaliger Schneider hatte es übernommen, durch ein von ihm hcrauSgegebencs und rcdigirlcS Blatt die Massen für die anarchistische Sache zu begeistern und eine Anzahl an- Wien nach Pesi übcr- gesiedelter Anarchisten leisteten ibm in diesem Bestreben nach ihrer Weise Beistand. Die in Pest gemachten Ermittelungen haben nach fortgesetzten Bemühungen der Polizei- und Ge richtsbehörden endlich zur Herbcncbaffung de- Materials geführt, um die Anklage gegen Kämmerer und Slellmacher wegen der Ermordung de» Bankier Eifert und seiner beide» Söhne unk gegen Kämmerer wegen Ermordung deS Polizei, beamten Hlubck zu erheben. Dieses große und deklagenS- wcrlbe GerichtSdrama steht also in unmittelbarer Aussicht. Bisher ist die ganze Untersuchung sehr geheim betrieben worden, aber au» verschiedenen zerstreuten Andeutungen ist zu entnehmen, daß e» den österreichischen und ungarischen Behörden gelungen ist. dieFäden der gesammten anarchistischen Bewegung in Oesterreich-Ungarn in die Hand zu bekommen. Mit welchem Eifer die Mitschuldigen der Haupttbäter ver folgt worden sind, geht unter Andern, auch daraus bcrvvr. daß die Beruscr der Anarchistenversammlung im HandclS- saalc de- Boulevard du Temple in Paris, welche daselbst am 19. April stattgefunden hat. Waldo, Schnitze und Ricseldcr aus Antrag des österreichisch-ungarischen Botschafter», welcher diese Personen alS an dem Hlubck'schrn Morde be theiligt bezeichnet?, aus Frankreich auSgewiesen worden sind. Die österreichischen Anarchisten wurden bekanntlich in dieser Versammlung mit besonderer Auszeichnung behandelt, da sie schon recht ansehnliche Proben ihrer ActionSsähigkeit ab gelegt hatten. Da? schlimmsie Resultat, welche- die Untersuchung bi-her zu Tage gefördert hat, ist die Thatsacke, daß sich Leute ge funken haben, welche im Dienste einer weitverzweigten Ber- schwörerbande morden und rauben zum Nutzen der anarchistischen Partei. Nach der Auffassung der französischen Anarchisten ist da- freilich nur ein schwacher Anfang, denn als da- nächste Hauptziel haben diese die Vernichtung sämmtlicher Bourgeoi- vermiltelst Dynamit sich gesteckt. „ES lebe da- Dynumit"! diente ihnen al- ErkennungSrus, in welchen die Anarchisten aller Länder, welche am 19. April im Hankeissaale de- Boule vard du Temple versammelt waren, einsiimmten. Wir haben inzwischen gesehen, daß dieser Rus mehr war als leere Prahlerei, wenigste»- haben die amcrikenischeii Fenier seiltcm eine nrne Probe ihrer Verwendungsfähigkeit als Dynamitpolitiker abgelegt. Tie internationale Bereinigung der ganzen Mordbrennerbanve scheint bisher noch nickt vollständig erreicht worden zu sein, angcdabnt wurde sie in der »iebr- erwähnlen Pariser Versammlung. Tie drei große,, Processe, welche jetzt >» An-sickt sieben, der Proceß Kammcrei.Stell- macher i» Wie», der Proceß gegen die Urheber de» giückiicher- gewiß wichtig- Entdeckungenbmsswn.^- Folge die Anarchisten ausgewendet haben. is gefährlichen gewesen, dem v-rbrech-r.schen Tk-,b«n V 'cr ge^o st-»-". w°. der Anarchistenpartei angehöre, dem Tode kalt ,n» Auge '^Ti" Erfahrungen, welch- Oesterreich-Ungarn mit den Anarchisten ge,»acht hat, müssen dieser Macht »s.'rs "" LsUL-» " Gesakren-u^ vereinten. Wenn der Ausnahmezustand Uber ^c?v7rhangl wir° dann gehen di- dort wohnenden Anar- gusicn nach Mst. und wenn sie ihre Zwecke dort nickt ungestört versolaen können, so wandern sie werter nach Pari-, nach e Sckwe!;, »ach England und Amerika, und diesen wahnsinnig-'' B-strebiiugen wird nicht eh-r ein Ziel g-s*dl werdrn al» sich alle Staaten zur Vernichtung der anarchistischen Mord banke vereinigen. ——— Leipzig, 6. Juni 1884. » Die zweit- Berathnng de- Unfallversiche- rung-g-setze- wird Montag den 1«. Sun, auf r>-Tage-- ordnung de» Ncich-tag- gesetzt werden Man glaubt >n etwa acht Tagen mit der zweiten und dritten Berathnng zu Ende kommen zu können. » Ter in Ratzeburq vor einiger Zeit i«S Leben ge rufene. in erfreulicher Entwickelung begriffene national- liberale Verein hatte bei seiner letzten Versammlung ein- stimmig folgendes Telegramm an den Neich-kanzler abzuleiiden beschlossen: .Der neugegrvndct« nalionall,berate Verein von Ratzeburg und Umgegend gestaltet ,>ck »n glühender Begeisterung für Kaiser und Reich Euer Durch- iaucbt seine srcudiae Zustimmung zu Ihren social-politischen Plänen auSzulprechen mit ter festen Hoffnung, daß dieselben zu», Segen Deutschland» bald verwirklicht werden. Der Vor stand des nationallibcralen Verein» zu Ratzeburg. gez. Raytl." — Auf diese Depesche ist folgende Antwort eurgctrosfen: „FricdrickSrub, i. Juni 1881. Ich danke dem national- liberalen Vereine zu Ratzcburg für seine sympalbische Be- grüßung, und srcuc mich, darin den Ausdruck der Tbeilnahme a» den von Seiner Majestät dem Kaiser angcstrebtcn socialen Reformen zu sinken, welcher in der parlamentarischen Vcr- trekiiu.z »iiiereS heimischen Kresse- bisher nicht zur Erschei nung gekommen ist. v. Bismarck. An den Vorstand des »ationälliberalen Vereins Herrn Raydt, Ratzeburg." * Zur Colonialfrage brachte, wie schon erwähnt, di« „Norddeutsche Allgemeine Zeilung" die hockofficiöse Mit- rhcilung: „Tie in der Capfladt verbreiteten Gerückte über die Absicht der deutschen Regierung, überseeische Slrafcolonien aiizulcge», sind anS der Lust gegriffen." In Deulschland oder sonst i» Eiiropa batte man unseres Wissen» von einem Plan der Negierung aus Anlegung von Strafkolonien niemals gesprochen und ein Bedürsniß nach dieser Gattung von Eotouien für Deutschland dürste auch von keiner Seite an erkannt werde». Die gegenwärtige Stellung der Regierung in der Eolonialfrage wird durch diese ossiciöse MiNbeilung in leir. r Weise berührt, freilich auch nicht klargestellt. A» einem Umschwung in der Anschauung der leitenden Kreise zu dieser La« Interesse der weiteste» Volksschichten in wachsendem Maß tzeschäjligcndeu Frage »ft nach vcrsckietcnen Anzeichen nickl zu zweifeln, wenn c- auch augrnblicklich noch nickt zweck mäßig erscheinen mag, vollen Einblick in die bezüglichen Pläne zu gewahren. Durch die Unterstellung, sie liefen aus die Er- richlung von Strafkolonien hinaus, sollen die deutschen Eoloni- satioasprojecte in Südwestasrika wohl nur zum DorauS tiScredilirl werden. * AuS Schlesien wird der »Allgemeinen Evgl.-Luth. Kircken-Ztg." geschrieben: „Gegenwärtig hält der Fürstbischof Herzog seine FirmnngS- reifen durch Niederschlrsien, und eS ist interessant, zu sehen, wie man sich auch von Seiten der Evangelischen brrisrrt, dem Manne Ovu.wnen zu bringen, welcher sich erst vor Kurzem so bezeichnend über die von cvangelischrn Geistlichen gesegneten Eyen cmsgeiprocheii u-d bei unserem Lutherseste eine so unsreundiicbe Stellung ein- genommen hat. Bor Allem sällt nn» sein Emp'ang in Groß- Glogan auf, jener Staut, welche so viel durch die Gegen- resormation der Jesuiten hat leiden müssen. Ta» Alle» ist vcr- gessen, der Prälat hält seinen Einzug wie ein dem ganzen Orte »arge,evier «irchensürst. Der Landrath in Galaunisonn empfängt ihn im Vereine mit dem Oberbürgermeister: e,n Gendarm setzt sich an die Spitze de, Zuge-, der «... . ^ vriumpballi hergestellte Hauptstrabe der wrrd. Am andern Tage neuer Trtumphgang in die Kirche nach dem Dome uud neue Festlichkeiten. — Auch au» Schönau nfchallt ein Klageruf. daß sich dort bei ähnlichen Auf- zügen die Evangelischen zum Empfange de« Viichof' geschmückt. Häuser und Straßen mit Ebrciipiorlrn und «uirlanden drcorm und sich an der Jlluminatto» de« Orte» beiheiligt haben. Dur»., Schup -.i- und Landwehrvcreine. zu Fünssechsteln a„S Evangelischen bestehend, wann, aus den Prälaten trotz «ind uud «etter und bilden Spalier q!'!. , Gauge zur Kirche. Uud wen» der rvangelische Bischof, der Gearrallupcrintendent, kommt, wo find diese Vereine, Listen, die ihm zu Ehren ihre Häuser schmücken? Wlr finde« den Anstoß vollkommen berechtigt, der daran grnomme» wird, daß Evangelische sich dazu her- Würdenträger der römischen Kirche, drr m>l irinem Mischehenrrlaß da- evangelische Bewußtsein so tief verletzt da,. Ebr, n- bezeignngen zu erweise,, „nd oficnlliche Ovationen darzibriugen Aber drn von dem Berichterstatter an die Schilderung dieser Vor- Wunsch daß die evangelisch« Provinzialgemeinde , nehmen laisen dürse, ihren Vertreter de« geistlichen Anit« mit gleichen äiißere» Ehren zu beqrüßcn. vermögen wir nicht zu Ihkilen. Tie evnngeliich» Kirche darf sich in solchen Aeufierlich. teile» de« welilickien Prunke» aus einen Ke,leiser mit der römischen uberaaupt nicht einsa»,,,; aber wovl hat sie da« Recht, von ihren Gliedern zu erwarten und »n verlangen, daß sie von einer vert/, sichen Ti..-.,,m!in..e an den einem römilchei, P ,!g,°" dära^dan Huldigungen sich grundsätzlich serngehalten. °argc..>ach,c» * Für die vom 18. bis 27. August l. I. in Hermann stadt (Siebenbürgen) tagenden Vereine ist folgende» Programm sestaeftcllt: Montag, 18. August: Vorversammluiig de- Gustav-Adols-BereinS, BegriißungSadcnd. Diens tag, l9. August: Festgolteüdicnst, Hauplversaminlimg des Gustav-Adolf-Verein-, Festtafel desselben Vereins, Aucsschuß- sitzung de» Verein« für siedeiibürgische LandeSkliiide, Musik- verein-concert. Mittwoch, 20. August. Hauptversamnilung de- Verein« für siedcnbürgische Landeskunde, Festtafel desselben Vereins, Ball. Donnerstag, 21. August: SeelionSsitznugen und Schlußversain mlung des Vereins für,>ede»bürgische La»rcSkunke. gemeinschaftliches Mittagessen, Cchauübuiig der freiwilligen Feuerwehr, gemeinschaftliche Liedertafel deS MäiinerchorS .Her mai,ia" und de- Mannergesangvereins. Freilag. 22. August: Hauptversammlung des siedcnbürgisck-sächsi'chen Landwirth- schaslSveremS. Fcstlasel desselben.Prei-verlheilung aus derSchieß- stälte de» SchützenvereinS, Festabend kesselbei, Verein?. Sonn abend, 23 August: Generalversammlung. Ausflug des siebcndür- schen KarpathenvcrcinS nach Michelsberg, gci»r»,schastliche- M'ttagesscn daselbst. Sonntag. 21. August (»n Falle gün stiger Witterung): Historsscbrr Festzug, .die Einwanderung der Sachse» nach Siebenbürgen- darstellend. 2',. d>ü 27. August: Ausflüge deS sicdciibürgischcn AarpathciiveieiiiS »> das Hoch gebirge. Der Schützenpercin wird während der BereinStage ein mehrtägiges Festschießen, der Landwirthschaslsverein eine Biehausstettung veranstalten. * Au- St. Petersburg wird der .Allgemeinen Ztitung* vom 1. Juni geschrieben: Wenn ick heute nochmals aus die jüngste Anwesenheit de» Prinzen Wilhelm von Preußen in St. Petersburg und Moskau zurückkoinmc, so geschieht die-, weil dieselbe sess st in maß gebenden poliliichcn Kreisen al- ein Ere>gniß von großer politischer Bedeutung angesehen wird. Man hebt hervor, das; e- bisher »icht üblich gewestn, fremde Höfe bei der GrvßiährigkcitscrklLruna der Ihrvissolger durch Familienangehörige, »och weniger aber durch deu Herrschern so nahestehende, die selbst einst zu Herrscher» bestimmt sind, vertreten zu sehen. Man hofft dadurch den Frieden zwischen Rußland und Deutschland, wenn nicht für alle Zeiten, doch immcrhin auf Generationen hinaus, gesichert zu sehen, uud daß hie überaus gute» Beziehungen, die jetzt zwischen Rußland und Deutschland herrschen, für beide Staaten in Wirklich keit zu einer traditionellen Politik auch der Zukunft werden sollen. Nicht nur die russische Regierung, sondern auch das russische Volk ist von dieser Hoffnung durchdrungen, und es fehlt auch »lcht an äußere» Anzeichen jür den Werth, den man dicr aus dt« Er haltung dieser Beziehungen legt. Der Enthusiasmus, «it welchem der preußische Prinz allcuthalben, sowohl i» St. Peiersbrra alS in Moskau, wo er sich ösfrutllch zeigte, vom Volke begrüßt worden, war nicht» Ge- machleS. sondern der Au-druck der Befriedig»»!, welche selbst die Bevölkerung über die Beftaltuug der gegenwärtigen Politik empfindet. Ich wüßte keine» Kreis der Gesellschaft zu bezeichne», in weichem nicht die gleiche Befriedi gung zum Ausdruck gelangt. Die Stellung der Deutschen selbst ist dadurch in Rußland »»einer weit angenehme reu geword««, und diese Wandluna wird sicherlich, außer aus dem politischen, auch aus dem wirthschaftlichea Gebiete ihre Früchte tragen. Der Kaiser Hot eS dem Prime» Wilhelm gegenüber nicht a» persönlichen Aufmerksamkeiten fehlen lassen. Obgleich der Hol sofort nach Beendigung der Feier der Großjährigkeii-erklärung de» Thronfolgers nach Gailchina zurück- gekehrt war, ließ es sich der Kaiser doch nicht uelmie», am Tage der Abreise des Prinzen nochmals nach St. Petersburg zurück- zukehre», um dem Diner beizumohnen, daS im Wiuterpalai», wo der Prinz wohnte, zu Ehren d«S Letzteren veranstaltet worden war, wie er denn auch spater, bei der Abreise des Prinzen »och Moskau, dem Letzteren bis zur Eisenbahn das Geleite gab. Alle Persönlich keiten, welche dcn Prinzen nach Rußland begleitet halte», sind durch dohe Orden ausgezeichnet worden. DaS sind zwar Acußersichkeite«, die sich bei ähnlichen Gelegenheiten immer wiederholen: allein die Art und Weile, wie sic zur Ausführung gelanglen, unterscheidet sie doch wesentlich von ähnlichen Bortominiiiffen früherer Zeiten. — Auch die Begrüßung der Kaiserin von Rußland bei deren Durchreise durch Berlin seitens deS Kaiser- Wilhelm hat hier im höchsten Grade befriedigt, und die hiesigen Blätter rcproducircn mit großer Auesührlichkesi die Berichte der Berliner Zeitungen, indem sie ihrerieits die Gelegenheit benutzen, dem dculschen Kaiser ihre Sympathien auSzudrücken. Kurz, der politisch- Horizont »cigt sich, was die politischen Beiielningen zwischen Nuss, nd uud Deimchland in erster und zwischen ersleeei» und Ocster- .ei.' in zweiter Linie anbclangt, vollstönd g wolkenlos und berechtigt zu Lee Erwartung, daß, wenn auch voliti'chc Fragen cnistcrcc Natur entstehen sollten, dieselben doch russüchcriens nn Littverstänoniß mit den beiden benachbarte» Kasserwachlen geregelt weidcn dürften. Man erwartet hi'rbei mit Recht da? gleiche Entgegenkommen und die -lciche Bercsiimlsigkeit. die gegenteiligen Beziehungen zu festigen, von den Cabinclen von Berlin und Wien. * Die russische KriecfSentschädiguncfSsrcige ist in einer der Pscrte von dem russischen Botschafter über reichten Note aufs Neue angeregt worden. Der gegenwärtig« Stand der Lage ist kurz folgender: Tic Psvrlc, welche sich verpflichtete, jährlich 350,000 Pfd. Stcrl. zu zahlen, verpfändet g.wisse Einkünfte, die, wie berechnet wird, 25 Proc. über diesen Betrag liefern. Voriges Jahr ergaben diese Einkünfte infolge eines neuen EinzichiingKsystemS. der niedrige» Getreide- prcise und anderer Ursachen nur etwa ein Drittel de» be rechneten Einkommens. Der russöche Botschafter lenkt jetzt die Aufmerksamkeit aus diesen Umstand und ersucht »in Ueber- weisung weiterer Einkünfte dchuf'S Deckung der Rückstände und Vermeidung neuer Deficite. * Der Generalgouvcrneur von Warschau. General Gurko. soll, wie polnischen Blättern gemeldet wird, wegen der ungerechlserlrgter Weile versliatcn Ausweisung eine- fran zösischen Staatsangehörige». deS Direktors der Kohlcnbcrg« werke in Domdrowa. Namen» Mivc, zu dessen Gunsten der fraiizöüsche EonseilSpräsident InlrS Frrry persönlich inter- vcnirte, i» Ungnade gefallen lein und schon demnächst von seinem bisherigen Posten abberuf'cn werden. Ergänzend wird berichtet, daß der Ali-gewieskl'e berei!» nach Dombrvwa zurvckgekchrt fei. Die AnSweisung-ordre trug die Unterschrift de- Pctrokower Gouverneurs Zinowicw »nd wurde von Gurko zur Genehmigung signirt. Gegen dcn Leiter drr OrtSbcbörde. Heintze, und gegen die Gendarmen, welche durch latsche Berichtcrstaltunr über die Wirksamkeit de« Franzosen Mive zu dem Eonflicle mit der französischen Regierung Anlaß gaben, wurde die Untersuchung cingcleiter. * Der jetzt flagrant geworden« Eonflict zwischen Serbien und Bulgarien ist in seinem Ursprünge auf den letzten serbischen Aufstand zurückzusübren, wo Bulgarien die über die Grenze geflüchteten Aufständische» zwar »tternirte, aber nicht in der Mitte deS Lande«, sondern unmitlelbar an der Grenze, von wo an» sie ihre Agitationen in dem auf ständischen Gebiete fcrtsctzen konnten. Tie telegraphisch II
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