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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188406127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-12
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1884
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Srschstrrt tä-llch früh 6'/,Uhr. tle-uNo» und Lrpeditiou Iohanaesgasse 33. Sprechstun-en -er Kedaclion: Bormittag» 10—18 Uhr. Nachmittag» 5—8 Uhr. »t.r Nttckg-b, ktna«I»»dter Monutcripti dir Sicdaclion »ich! verbindlich. »ich« sich Kttttch», »er für »ich «iichsts«l,e«»e Kummer bestimmten Inserat« an Wochentagen »i» 8 Uhr Nachmlttao«, o» Lonn-««» Kefttagen früh bi«'/,» Utzr. 3u -en Filialen fiir 2ns.-Auuah«e: Vita Klemm, UaiversitStSstraß« 81, Louis Lösche, Katharinenstraße 18, tzi unr »i« '/.8 Utzr. WMtrTaMÜ Anzeiger. Organ siir Politik, LocalMichtt, Handels - ««-SeMSverkehr. ^-18^ Donnerstag bm 12. Juni 1884. Auflage L»,«0N. L-ounnnrnlsprkis oiertelj. 4'/, Mt. iacl. Briagerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer SO Ps. Lelegeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) Ohne ^vstbriürderuiig SS Mk. »it Postbesörderuag 48 Vit. Inserate siaespaltcnr Petitzeile »0 Pf. Gr-ßere Schrift en laut nuferem Prris- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach hohen» Tarif. U«ta»rn unterem Le-actianaftrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stet» an die Expedttt«« za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnenumernniio oder durch Post« Nachnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. 8>tten-0erpachli»z. Der zur Parzelle Nr. 2733 der Stadtflur (Pehscher Mart) gehörige, recht» an der Eutrihscher Straße hinter dem Lager schuppen für feuergefährliche Gegenstände gelegene Torten - platz von circa lbv (HR. --- 27.87 Ar Flächengehalt. soll vom L. Ortober diese» Jahre» an gegen cinhalbjähruche Kündigung zur Benutzung für Garte«z»eSe mit Ausschluß jeder anderen Benutzung-weise Goanabend, den LK. Jnni diese» Jahre» Vor«tttag» LI Uhr «is dem Rathhause, I. Etage, Zimmer Nr. 17, an den Meistbietenden anderweit verpaehtet werden. Ebendaselbst auf dem großen Saale liegen die Ver pachtung». und BersteigerungSbedingungrn schon vor dem Termine zur Einsichtnahme au». Leipzig, den 3l. Mai 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stög. An den hiesigen BezirkSschule« sind eine größere Anzahl Aretstellen zu vergeben. Bewerber um dieselben haben die Gesuche persönlich aus der Schul«Expedition (Rathhau«, II. Etage. Nr. 12) anzubringen. Für Schüler der 1. bis 4. BezirkSschule werden die Ge suche in der Woche vom 10. bi» 14. Juni, für Schüler der ö. bi» 8. BezirkSschule in der Woche vom 18. bi» 21. Juni Vormittag» von 8 bis 12 Uhr und Nachmittag« von 2 bi» L Uhr angenommen. Leipzig, den v. Juni 1884. Der Schul» AuSsch«- der Stadt Leipzig. vr. Panitz. Lehnert. Anmeldung za« Anschluß aa die Stadt»gserasprecheia« richtung für Leipzig »ad Vororte. Anschlüsse an die Stadt - Fernsprecheinrichtuug sür Leiuziß rc., deren Hrrftellnns «och im lausende« Jahre gewünscht wird, sind, spätesten« »t« zu« 1. Juli bei der Ober-Postdirectiou an- zumeldrn. Line bestimmte Zusicherung, daß die bi« zu dem an- gegebenen Termine angemeldeten Anschlüsse noch in der diesjährigen Bauperiode zur Au»führung gelangen, kann indessen nicht gemacht iverdeu. Einer Erneuerung der bereit» vorgemerkten Anmeldungen bedarf e» nicht. Leipzig, den SS. Mai 1884. Der kaiserliche kberPoftdtrector. Walter. Der Im Georgenhause detinirte, am 8. März 1840 in Gohli» geborene Handarbeiter Theodor Robert Ventvix HKIe ist vou dem ihm am 7. vorigen Monat» gestattete» Aurgange nicht zurück- gekehrt. Wir bitten. denselben zu verhaften und, wenn die« geschehen, uns ungesäumt Nachricht zu geben. Leipzig, am 7. Juni 1884. Da« Voltzei-Amt der Stadl Leipzig. Bretschneider. vr. Berger. Verseigernng. Freit««, de« 18. Juni 1884. von Rach«. S Uhr ab, sollen die anf dem in Reudnitz (TSubchenweg) gelegenen Holzplatz« der Firma V. Fischer Söhne für fremde Rechnung lagernden Nutzhölzer, al«: S Stück geschnittene eichene tklStze, 1 »»geschnittener deral., ca. SSO Stück eichene, erlene, fichtene und Ahorn- Pfosten, eine Partie Schwartenpsosten, eichene» Quadrat, und Lagerholz, eichene, fichtene und Ahornbretter, 1 geschnittener Lindenklotz u. s. w. meistbietend gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werde«. Leipzig, den 7. Juni 1884. Stein deck, Gerichtsvollzieher. Anctionslocal -cs LSntgl. Amtsgerichts. Ein vierrädriger Handwagen, eio Lleidersecretair, eia Küchen« schrank, ein Waschtisch, ein Lüchentisch, eia Regulator, eine Wand» uhr mit Spielwerk, einige Kleidungsstücke und etwa» Wäsche soll Freitag, he« 18. Hs«. «1«, 1» Uhr vormttta»», versteigert werden. Leipzig, den 10. Juni 1884. vielß, Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Theil. Deutschlands überseeische Beziehungen. E» ist doch etwa« Schöne- um den guten Ruf einer Nation, und Deutschland erfreut sich eine« solchen in der ganzen Welt. Aber dieser Ruf ist auch wohl verdient und noch keine Nation, welche im Vertrauen auf Deutschland- Friedensliebe mit unS nähere Beziehungcn suchte, hat eS z» bereuen gehabt. Ungleich anderen Nationen, welche sogenannte FreundschaflSverträge mit entfernt wohnenden Völkerschaften schlossen, um später über sie herzufallen und sie zu unter jochen, überläßt Deutschland die übrigen Völker, gleichviel ob sie cultivirt oder uncultivirt, Nachbarn oder in weit entlegenen Gegenden zu Hause sind, ohne jede Störung der eigenen Entwickelung und wenn eS zum Abschluß von Handel»- und Freundschaft-Verträgen kommt, so werden diese Verträge von Deutschland unverbrüchlich gehalten, so lange der andere Theil nicht selbst vertragS- brüchig wird. E» sind jetzt gerade 2t Jahre hrr. al- Japan eine große Gesandtschaft nach Berlin schickte, di« von de« mächtigsten Fürsten de» Lande« geführt wurde, sogenannten Daimio». Die Fürsten Elmodske. Noto und Jvami wurden in der preußischen Hauptstadt in der glänzendsten Meise aus genommen unk nach niehrwöchentlichen Verhandlungen wurde ei» Vertrag abgeschlossen, der noch heute zu Recht besteht. Die Anbahnung dieser Beziebungen war nicht ganz gefahrlos ge wesen, denn der FUbrer der Expedition nach Japan, der nach malige Minister tcS Innern. Gras Eulcnburg. war während seine- AusrntbaltS in Japan niehrere Jahre vor der Ankunst der japanischen Gesandtschask in Berlin eine Zeit lang in großer Gefahr, von der den Fremden feindlichen Partei ermordet zu werden. Die gute Meinung und da» Vertrauen aus die Aufrichtigkeit unserer Absichten gewann aber endlich di« Ober hand bei der japanischen Negierung und so kam e» denn im Laufe der Jahre zu jenem freundschaftlichen Vcrhältniß. welche« so außerordentlich bedeutenden Einfluß auf die Ent wickelung der japanischen Verhältnisse gewonnen und Japan vollständig der europäischen Cultur erschlossen hat, so daß die Japanesen heute als die Träger und Bahnbrecher dieser Cultur in Ostasien anzusehen find. Daß Japanesen aus deutschen Universitäten studiren und Promoviren, daß sie in deutsch« Regimenter eintretrn, um sich niit unseren miiitairischcn Ein richtungen vertraut zu machen, ist so allgemein bekannt, daß es nur dieser kurzen Andeutung bedarf, ui» diese immerhin recht wichtigen Thatsachen in bä» rechte Licht zu stellen. Die den Japanesen stammverwandten Chinesen bewahren den Fremden gegenüber noch größere Zurückhaltung al- jene, und zwar kann man ihnen diese Vorsicht nicht verübeln, wenn man sich der bitteren Erfahrungen erinnert, welche die Chinesen mit der Freundschaft der Engländer und Franzosen in den Jahre» 1859 und 1860 gemacht haben. Heute weiß China den Einfluß und die Macht Deutschland- zu würdigen, wie die ständige Gesandtschast beweist, welche China seit einigen Jahren i» Berlin beglaubigt hat. Außerdem läßt die chinesische Negierung ihre Schiffe aus deutschen Schiffswerften bauen und fängt jetzt ebenfalls an, unseren mititairischen Einrichtungen die gebührende Auf merksamkeit zuzuwenden. Aus diese Weise übt Deutschland in Ostasien einen friedlichen Einfluß auS, der auch ohne Annexionen fremden Gebiets und aufgedrungene Herrschaft hin reicht, um dem deutschen Handel zahlreiche und grwinn- briiaende neue Wege zu öffnen. In neuester Zeit hat bekanntlich die Bremer Firma Lüd>.>.itz in Südafrika nördlich vom Oranjesluß ein Gebiet erwerben, welche» sich de» Schutze» der deutschen Neichs- rrgie ung erfreut. Wenn auch England diese Erwerbung mit argwöhnischen Blicken betrachtet, so lassen wir nn« dadurch doch nicht im Mindesten in unserer Ueberzeugung beirren, daß sich von diesem unwirthbaren Landstrich auS. welcher sich Angra Pequrna nennt. »ine neue Entwicklung deutschen Wesen- Bahn brechen wird. Die benachbarte TranSvaal-Republik hat die hohe Wichtigkeit dieser Niederlassung sür die Zukunft Südafrika- erkannt und de-halb ihren Präsidenten Krüger mit zwei anderen Vertretern. Dutoit und General Smit. beauftragt, den» deutschen Kaiser die Sympathien d r Boer- sür ihn selbst und für da« deutsche Reich auk^rdcken. Präsident Krüger rühmte sich bei der Audienz beim Kaiser Wilhelm seiner germanischen Abkunst und gedachte der erfreu- lichen Thalsache, daß rin großer Theil der Bevölkerung Südafrika- deutschen Ursprung« sei. ES waren nickt kalte Förmlichkeiten, welche im Berliner Kaiserpalast zwischen dem Abgesandten der Tran-vaal - Republik und Kaiser Wilhelm ausgetauscht wurde», sondern Worte, welche auS dem Herzen kamen und tiefen, aufrichtigen Em pfindungen AuSvruck verliehen. ES ist etwa- ganz Andere-, Nachbarn zu haben, welche die Rechte Anderer zu achten pflegen, als solche, die nur aus die Gelegenbeit lauern, um den arglosen Nachbarn den Fuß aus den Nacken zu setzen. In diesem Falle haben sich die BoerS bisher befunden, und sie wissen ganz genau, daß sie sich einer gleichen HandlungS- weise von deutschen Nachbarn niemals zu versehen haben. Wenn Deutschland in irgend einem Lande der Erde, sei eS in Afrika oder Asien, Gebiet erwerben will, so kann und wird dies nur im Wege friedlicher Uebereinkunst geschehen, durch Kauf oder gegen irgend welche sonstige Gegenleistung, aber nicht durch Raut, wie da« so herkömmlich ist. in fremder Herren Länder, seitdem Christoph Eolumbu» Amerika ent deckt hat. Dadurch, daß Deutschland angesangen hat, sich an den ColonifationSbestrrbungen der übrigen Nationen zu brlbeiligen, kommt ein ganz neue» Element in diele Bewegung hinein. An Stelle von Raubzügen tritt der Abschluß und die Aus rechthaltung von Verträge», welche auf der Grundlage der Gleichberechtigung belder Theil« abgeschlossen werden. Diese Art. zu colontsiren. mag weniger abenteuerlich sein, als die hergebrachte, aber ganz bestimmt ist sie vor- theilhafter für die Völker, mit welchen wir zu diesem Zweck in Beziehungen treten, und in der Wirkung sür beide Theile gedeihlicher al« da« bisher übliche Raub system. Da- Hauptergebniß der Colonisation früherer Jahrhunderte war der Sklavenhandel, die europäischen Colonisten brachten nicht nur fremde Länder und Schätze mit Gewalt in ihren Besitz, sondern verhängten auch noch da« herbe Los« der Sclaven über die au- ihrem Besitz verdrängten Herren des Lande-. Dann kam plötzlich eine Anwandlung von Menschlichkeit Uber die Muttrrnation der räuberischen Colonisten und sie nahmen die Miene an, al- ob die Unterdrückung de« Sklavenhandels ihre erste und Hauptaufgabe sei. Der Sclavrnhandel besteht heute noch und General Gordon, der doch gewiß nicht at« Schwärmer sür diesen Handel gelten kann, hat sich noch jüngst durch die Noth der Umstände gezwungen gesehen, diesen Handel ausdrück lich als berechtigt anzuerkennen. Wenn entartete Söbne Deutschland» unter den südafrikanischen Colonisten es sich jemal« beikommen lassen sollten, sich an diesem schimpflichen Handel zu betbciligen, so können sie exemplarischer Ahndung ihre« Verbrechen- ncher sein, aber in der deutschen Bevölke rung lebt wohl so viel gesunder Sinn, daß die deutschen Colonisten solche Au»schre«tungen überhaupt nicht in ihrem Kreise dulden würden. Der Eintritt Deutschland« in die Colonialbcwegung be deutet den Sieg teS Völkerrecht« über Willkür und Ver brechen in jeder Gestalt, auch in den fernsten und unwirth« barsten Ländern der Erde. ES wirb die Zeit kom««n, da da- deutsche Reich überall dort al- Schiedsrichter und Frieden-wahrer austrit», wo man seine nachbarliche Hilfe in diesem Sinne tn Anspruch nimmt. Deutschland wird den übrigen Rationen den Beweis liefern, daß eS die Kraft be sitzt, dem deutschen Wahlspruch in der ganze» Welt Geltung z» verschaffen: »Recht geht vor Macht" — und wir sind Überzeugt, daß die deutsche RcicbSreqierung sür alle Zeit ihre Macht nur zur Stütze de- Rechts gebrauchen wird, wie das schon heut« geschieht und bisher geschehen ist. * Leipzig, 12. Juni 1884. * Unter dem Vorsitze keS Staat-minister» von Boettichrr wurde am 9. Juni eine Plenarsitzung de- Bunde«, rathes abgehaiten. Der großherzoglich hessische Ministrr- präsident Finger ist zum Hanplbevollmächtigten sür Hessen ernannt worden. Von der Vorlage, betreffend die Uebersichken der Ergebnisse de« Heere«-Ergänzung-gesckäst- sür das Jabr >883, nahm die Versammlung Kennlniß. Den zuständige,« Au-schüflen wurden zur Vorbrrathnng überwiesen: tie Vor- -m-, R->d.S>,U- d-m entwürfe wegrn Abänderung de» ^ °02 ^ für Ordnung und wegen, . Entwürfe eine- da- Generalconsulat m Shangha- Datum vom s-l-t-«, b-I-.ft« d» «l- ll. Juli 1874 auSgeserlig Ablehnend beschiedcn wurde Versammlung d.r Z»st'"'>nu''^ «bwhne.'d ve w -m. Emg-b.. m° gelte», sow.e ein gegen dw Versetzung m ^ Rekurs- 6-Stu di- Berechnung d^ N h g ^ mehrere gesuch. Nachdem für die veralv » faßte die Versammlung LÄ'LS » reicher Eingaben von Privaten. bat ln der LZWWWUZ MLZUOMZ Ergänzung der Gewerbeordnung bald in« 1-ben treten sehen. Die conservativ-klerikaloMehrhelt will ,hr«Z«t noch auSnutzen. * In dem vom Abq. Vr. von Schwarze verfaßten Be- richt über die C°'nmi?sion«verhandlunaen btzUgUch Schaden ersabeS für unschuldig erlittene Strafhaft wird zur Begründung de» Entschädigungs anspruches angeführt: Die Staal-bchörde. welche sur ihre Aussprüche die Autorität in Anspruch nimmt, weiche dem Gericht gebührt, und hierbei verlangt, baß ihrem AuSspruche als dem Zeugnisse unparteiischer und sorgsältiger, allenthalben erschöpfender Prüfung voller Glaube geschenkl werde, erklärt den Angeklagten für schuldig, brandmarkt >h" weg n Bcr- letzung de« Gesetze» und des Gemeinwesen«, erklärt ihn ,fl den meisten Fällen de« öffentlichen Vertrauen» unwürdig, de- raubt ,bn seiner vffrntl.chrn Stellung, entreiß! ihn seiner Thätiqkrit und seinem Berufe, stößt ihn au» dem Kreise ferner Familie, -ersetzt ihn unter Verbrecher und nbtbigt ihn. ra der Gemeimchast mit dem Abschaume der Gesellschaft, zn schwerer Arbeit. Hier ist die tbunltchste Wiederherstellnnb der Ehre dr« Verurtheilten und die weitestgehende Ausgleichung te« von ihm erlittenen Schaden« «ine heil,ge Pflicht de» Staates, sobald scstgestellt ist. daß er zu Unrecht verurtbeilt worden und unschuldig gesessen. Es ist unrichtig, die Verpflich tung de» Staate« zu leugnen, weil seine Organe, die strasgericht- lichen Behörden, bezüglich der ungerechten Verurthetlung keine Schuld treffe; eS ist unrichtig, aus di« hier einschlagenden Verhält nisse den civilrecktlichen Satz aiizuwenden. daß ohne eine ent sprechende, den Schaden erzeugende Verschuldung eine Ent- schädiaungSpflicht nicht festzustellen sei. und zwar um so mehr, als dieser Satz durch die deutsche Reich-gesetzgebung ebenso längst durchbrochen, wie er in der Wissenschaft bekämpft worden ist. ErstereS ist bereit« im vorigen CommissionS- bericbte au-sührlich nachgrwiesen worden; auch hat man neuerlich vielfach in der Wissenschaft mit Recht die Methode bekämpft, Fragen des modernen Rechts, insbesondere die gegenwärtige wirthschaftliche und sociale Lage, wie die Be dürfnisse der Zeit und die sich hieraus ergebenden Anforde rungen an die Gesetzgebung, nach herkömmlichen Auslegungen oder Regeln de« römischen Neckt» zu Fragen der modernen Gesellschaft, nicht nach ihrer Eigenart, sondern nach Schluß- solgerungen zu beurtheilcn, welche auS jenen Au-lkgungen erwachsen sind. Durch die Feststellung der Ersatzpflicht oeS Staates soll übrigen« an den Grundsätzen über die Haft pflicht Derjenigen nicht» geändert werden, welche durch schuld haste Handlungen die Ursache der ungerechten Vernrtheilung geworben sind; z. B. meineidiger Zeugen. Insbesondere ist nicht zu bezweifeln, daß der Freigrsprochenr seinen Anspruch an Denjenigen nimmt, der nach allgemeinen civilrecktlichen Grundsätzen zum Erdaden-ersatze verpflichtet ist. sowie, daß die StaatScasse, welche Zahlung geleistet hat, ihren Regreß an den Schuldigen nehmen kan». Diese und die sonst hier einschlagcnden rivilrechtlichen Sätze werden nicht berührt. Im einzelnen Falle wird ein etwaiger Zwiespalt durch die Entscheidung de» Richter« gelöst werden. Einer besonderen Regulirung der Sache i« dem vorliegenden Entwürfe schien e« nicht zu bedürfen. * Dem Reich-tag lag am Dienstag ein Schreiben de« Reichskanzlers Fürsten Bismarck vor. Dasselbe sucht dir Genehmigung de» Reichstages nach, gegen den Ab- geordneten Möller da» Strafverfahren wegen Beleidigung de« Reichskanzler« ein,»leiten. Da« Schreiben ging an die Geschästsordnungseommission. » * « * Ein nicht geringe« Interesse gewähren die Auslassungen der .Nowoje Dremia" über tue Beziehungen Rußland« zu China. Das Blatt schreibt: .Um einen Krieg zu ver- mnden, über dessen Ausgang schließlich Zweifel wohl nickt anfkommen könnten, treten wir Knldscha an China ab. Durch diesen tbatsächlichen Beweis unserer Friedensliebe hofften wir unsere Beziehungen zum himmlischen «eiche auf lange Zeit h,n zu festigen. Wir rechneten daraus, dag seine Söhne diese« Verhalten Rußlands zu würdigen sehr bald wurden wir enttäuscht. Dünkelhaft und anmaßend, glaubten sie, Rußland habe sich durch ihre Drohungen einschüchtern lasse», und erliegen in Bezug hieraus sogar ein besonderes Maniscst - i-. Au» demselben war nicht etwa nur me Prahlerei eine» einzelnen Mandarinen, sondern vielmehr die Anschauung der Regierung ersichtlich. Nun geht die U n f"?"' '"dem sie danach strebt, sich allmalig des Uffun-GebietcS zu bemächtige». D-rgus unzweifelhaft eine Reibe von Maßregeln hin, A A'ing s-it der llebergabe von Kuldscka getroffen bat. vor Allem haben die Chinesen mehrere administrative T-ntren in größere Nähe der russischen Gr.nze verlegt. um so aus di« chinesischen Unterthanrn in Rußland in^vln Trinen Gleichzeitig wurde die Verwaltung tn den Trenzgebikten gänzlich umgeändert und die Mandarinen in denselben mit außerordentlichen Vollmachten versehen. Um kün Grenz» eine Armee auff'iellen zu können, veranlaßte die chinesische Regierung die Uebersicdclnna vieler Tausend, von Men.chen au» der Mandschn«i ff. ^e banksmastrii und entwickelte dabei eine ausfallende Ciieraie In einer vor Kurzem noch ganz wüsten und menschenleeren Gegend finden wir in Folge dessen eine Anzahl von Nieder lassungen und Städten. Damit nicht zufrieden, schritt di« chinesische Regierung in der letzt,» Zeit zu Maßregel», welch« ganz offen aus ihre Pläne und Ziele Hinweisen. Sie arbeitet gegenwärtig an einem ganzen System von Forts und Be festigungen, welche sich läng» unserer Grenze hinziehen werden; auch verstärkt sie in der Mandschurei ihre Besatzungen. Je sicherer sich die Chinesen an unserer Grenz« sichle», desto übermüthiger treten sie auch auf. Vorstellungen russischer Behörden an die chinesischen i» Betreff von Ueber- fällen, welche chinesische Soldaten auf russische« Gebiet verübt haben, oder Beschwerden anderer Art werden gar nicht be rücksichtigt. Gegenwärtig hat unter unserer chinesischen Be völkerung im Amur- und im Primor'schen (Küstrn)-Gebiet eine gefährliche Gährung begonnen, welche lediglich durch die chinesischen Emissäre unterhalten wird; letztere verbreit«« nämlick da« Gerücht, als ob Rußland damit umgehe, da» Ussuri-Gebict an China wieder abzutreten. Diese Gährung und diese Erscheinungen haben als die ersten Ereignisse unseres NachgcbcnS in der Kuldscha-Frage zu gelten. Wa« sich dmu- nächst noch ereignen wird, läßt sich schwer vorausseben. Die chinesische Regierung, welche Frankreich gegenüber im Süd«» FiaSco gemacht hat. scheint sich augenblicklich im Nord» entschädigen zu wollen." * Die französischen Regierungsorgane constatkm mit großer Genugthuung den neuen parlamentarischen Siqg, welchen das Cabinet JuleS Ferry anläßlich der Inter pellation über die Vorgänge auf Corsica in der Deputirte»« kammer errungen hat. Obgleich dieser günstige Verlauf der Debatte von Anfang an vorbcrgeseben werde« konnte, ließ es da- Eabinet doch auch nicht an Bemühungen lchle». So bctheiligten sich nicht weniger al« sechs Minister au der Debatte, während der Conseilpräsidrnt in aller Form di« CabinetSsrage stellte. Hierau» erklärt sich, daß die einfache Tagesordnung mit der großen Mehrheit von 288 geß« 1V2 Stimmen zur Annahme gelangte. Diese« Ergebuiß verbürgt dem Ministerium auch den glücklichen Verlaus der Verhandlungen über die Revision-Vorlage, da die Anstrengungen der Ultraradicalen unv der mit ihnen Ver bündeten Monarchisten, eine unbeschränkte Revisio» der Ber fa ssung zu beschließen, sich im Hinblick auf die Partei- Verhältnisse ohnmächtig erweisen werden. Hierzu kommt, daß die bezüglich in Tendenzen bereit- bei der Wahl de« mit der Prüfung der Vorlage betrauten Kammrrau-schnsies deutlich zum Ausdrucke gelangt sind. * Den Westmächten ist e« also wirklich gelungen, «lue Basis für die Conserenzverhandlungen zu verein« baren. Ob etwas, und wieviel damit gewonnen ist, läßt sich freilich noch nicht übersehen. Da» vorläufige englisch-fran zösische Abkommen liegt nunmehr den übrigen Mächten zur Kenntnißnahme und Rückäußerung vor; die Hauptsache ist aber, ob eS sich der Zustimmung de« englischen Parlaments erfreuen wird. Das zu beurtheilen. verbietet sich so lang« do« selbst, als die Oesfentlichkcit nicht im Besitze einer authen tischen Le«art über den Inhalt der zwischen Gladstone und Ferry getroffenen Uebereinkunst sich befindet. Nach den an fänglichen VeUautbarungen war man vollauf berechtigt, daran zn zweifeln, ob e« Herrn Gladstone gelingen werde, da- Conserruz- project unversehrt durch die Klippen der Unterhau-debatte zu steuern. Mittlerweile hat nun de« Premier-Leiborgan, die .Daily NewS", ihre Stimme erhoben und die Tragwrite der Anfangs- Version ganz erheblich abgeschwächt. Im klebrigen ist «wer das genannle Blatt ungemein zugeknöpft unv beschränkt sich eigentlich nur darauf, zu constatiren. wa« in der »est- mäcktlichen Borverständigung nicht berührt wird. Dahm gehört vor allen Dingen die Finanzfrage; ferner die Frage wegen Heranziehung der Türkei zur militairischen Pacist- cation de- Sudans- endlich auch die Frage wegen der Tauer der englischen Occupatio» Egypten-, soweit dieselbe den englischen Interessen präjudicirlich erachtet werden könnte. Dabei stellt die .Daily News" die ebenso neue als überraschende Theorie auf, daß man auf Tag und Stunde präcisirte Verpflichtungen eingehen kan«, ohne sich im Geringsten dadurch gebunden fühlen zu brauchen. Denn :va« bedeutet e« ander-, wenn die .Daily New«" erklärt, zwar sei der 1. Januar 1885 als Termin für den Abzug der englischen Truppen aus Egvpten angegeben, aber daraus folge weder, daß die englische Regierung verpflichtet sei, ihr« Truppen bi« zu jenem Zeitpunkte in Egypten zu lassen, noch sie mit diesem Zeitpunkte zurückzuzirhen. Wa« folgt denn eigentlich au» jener Abmachung, wenn das, wa» sie ihrem klaren Wortlaute nach seslsctzt, alsbald sür unverbindlich erklärt wird? Die Interpretation der .Daily News" ervffuet dem Völkerrecht ganz neue Perspectiven. * Bei der Wahl de» republilanischenPräsideut- schaft-candidaten in Chicago muß e» sehr stürmisch hergegangen sein. Blaine'S Freunde feierten ihren Eandidate» durch einen Wirbelsturm des Beifall-» der 22 Minuten an hielt; Arthur'» Freunde dagegen hielten eS nur 15 Minuten auS, halsen aber durch lärmende Instrumente nach. „Nach dem dritten Mahlgang", erzählen die „Times", sprachen all« Anzeichen dafür, dag eS zu einer Einigung zwischen den Parteien Blaine'S und General Logan'S kommen werde, was der Sicherung der Wahl deS ersteren gleichkam. Als dies in der Convention bekannt wurde, riß eine unbeschreibliche Ver wirrung ein. Tie Partei Artbur'S ließ kein Mittel unversucht, um eine Vertagung hcrbeizusührrn Der Antrag wurde aber mit 455 gegen 386 Stimmen abgelebnt. Die» Ergebniß ries unter Blaine'S Anhängern einen unbeschreiblichen Jubel hervor. Richter Foraker von Ohio, ein Delegirter sür Sher man, beantragte hieraus die Nominirung Blaine'S. und dies« Schwenkung der Obio Dclegirten. sowie ein Telegramm Logan'S zu Gunsten Blaine'S entschied daS Schicksal de« Wahlkampfe«. Hx, Frontwechsel vollzog sich ebenso rasch al« entschieden, und kein einziger Staat blieb übrig, unter kessen Delegirtcn sich nicht wenigstens einige sanden, welch« Blaine ihre Stimmen zuwandten. Endlich konnte das Er gebniß veröffentlicht werden; dasselbe lautete; Blnine L44 Stimmen. Arthur 207, Edmund» 41, Hawley 15. Loaau 7, Liiicoln 2. Sobald tie Wahl Blaine'S bekannt wurde, brachen die Volksmasien in laute Jubelruse au», die Musikbande» be gannen zu spielen und Kanonenschüsse wurden abgegeben. In der Convention selbst wurde sofort der Antrag gestellt, die Aufstellung der Canbidatur Blaine'S sür einstimmig gescheheu zu erklären, was auch ohne Verhandlung angenommen l
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