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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188406187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840618
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-18
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1884
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Erscheint tL-ltch früh «V.UHr. Lrtz«tio» »«- Lrpk-ttioa Johaunesgasse 33. SPrechlkndrn örr Ne-actisn: Bormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. - -LraNL-LL »L" " S«,ah«r »er für »te «tchfrfal^«»e Rnmmer »eftimmte« Inserate au »«chentage« »ts » Uhr Nachmittag», «u kam,-«,» Frsttagenfrktz hi»Uhr. 2n den Filialen für 3ns.-Annahmn vtt« klemm, Universtlät-straß« 21. Lauts Lösche, Katharineastraße 18, p. »ur »t» '/.» Uhr. Emer.TaMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage L8,S0V. Alionnementspreis oiertelj. 4^/, Mt inrl. Vringerlohn 5 ML. durch dir Pust bezogt» 6 ML Jede kinjtlnc Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebübren für Extrabeilage» (in Tageblatt. Format gesalzt) ahne Postbesörderung Ä ML mit PostdefSrderung 48 ML Inserate Kgrspaltene Prtitzeile 20 Ps. Größere Schristeu laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach HSherm Tarif. Reklamen nnter dem Redactionrstrich die Spallzeilc 50 Ps. Inserate sind stet« an die Eppe ditto« zu sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeinilueranlio oder durch Prst- nachnahme. ^170. Mittwoch bm 18. Juni 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. VelutmMachtm«. Da« Dt«o>»at zu Taucha mit Pfarramt g* Portitz kommt Anfang Juli tausenden Jahre« zur Erledigung. Da» Einkommen dreser Stelle beträgt neben freier Woh nung 2754 55 Bewerber wollen ihr« Gesuche nebst Zeugnisse« bi« zum 2V. Juni diese« Jahre« schriftlich bei un« anbringen. Leipzig, den 29. Mai 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Krets, vr. Georgi. fretschmer. vedannlnuuduar. Nachdem Herr O. Rodert Richter, Lehrer a» der l. Bürgerschule für Knaben und an der ThomaSfchule, Pfaffen- torser Straße 9, I., die auf ihn gefallene Wahl zum Armen pfleger im 8./10. Distrikte angenommen hat. ist derselbe am 13. Juni a. o. durch Herrn District-vorsteher Kaufmann Julius llhlmann in diese« Amt eingrwiese« worden. Leipzig, dm 14. Juni 1884. Da» Nrmeadtreetortu«. Ludwig-Wolf. Wohlmngs-Vrruricthimg. Im zweiten Stockwerk de« Hintergebäude« de» Grund stück« Zur Grünen Linde, PeterSstcinweg Nr. 11. ist eine au« L Stube, 2 Kammer» und 1 Küche bestehende Wohnung vom 1. Oktober diese» Jahre» an gegen »invierteliLhrliche Kündigung anderweit zu ver- miethea. Mielhgesuch« werden auf dem Rathhause, I. Etage, Zimmer Nr. l7. rntaegengenommen, auch können ebendaselbst die Ber- mietbungSbedlnaungen und da» Inventarium der zu Ver« mielhenden Wohnung eingesehm werden. Leipzig, am 11. Juni 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Sti vr. Georgi. töß. Don dem unterzcichuetcn Armeuamle sollen im Stadthause allhier (Eingang Mühlgasse Nr. 7) Donnerstag, den IS. Juni n- Norm, von S Uhr an eine Partie getragene Kleidungsstücke, einige Möbel, Hau«- und Küchengeräthe, Taschenuhren, Betten u. dergl. m. Meistbietend gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 12. Juni 1884. Da» Armenamt. Ludwig. Wolf. Junghäbnel. Der Hanptetngaug zum neuen JohanuiSfriedhof wird wegen Bornahme von Baulichkeiten von Mittwoch, den L8. biS Sonnabend den 21. lfd«. MtS. ge zerrt. Während dieser Zeit hat aller Verkehr seinen Eingang durch da« westlich vom Haupteingange gelegene zweite Thor zu nehmen. Leipzig, den 18. Juni 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Kretschmer. Da« für den Kutscher O«kar Walther Striegle» au« Eutritzsch «war dortigen Gemeindevorstand unterm 16. Februar diese« Jahre« ausgestellte Dienstbuch ist abhanden gekommen und tm Auffiudung«- salle allhier abzuliesrrn. Leipzig, am 13. Jnni 1884. La« Voltzet-Amk der Stadt Leidig. Vretschneider. Rsdr. Faldix Nichtamtlicher TheU. Die Wahlergebnisse in Ungarn. * Nach der überau- heftigen Agitation und dm wiederholt gewaltsamen Auftrittm, welche wochenlang den Reich-tag«- wablen in Ungarn vorangegangen, lieh sich bezüglich de« schlicßlichen Wahlergebnisse« für die Regierung kaum em be sonder« günstiger Ausfall in Aussicht stellen. Die Wahlbewegung begann diesmal schon sehr frühzeitig. Die Gegner de« Ministeriums Ti«za boten alle erdenklichen Agitation-mittel auf. um sowohl in den Städtm al» auf dem Kiacblande die Negierung zu erschüttern und neue Anhänger für die verschiedenen Gruppen der Opposition zu werben. Tie entschiedene und gemäßigte Opposition, die Unabhängig keit-Partei und die Antisemiten arbeiteten überall mit Hoch- druck und ließen eS an Einschüchterungen und förmliche» Faiistkämpscn nicht feblcn, in denen e« sogar Todle und Ver wundet« gab. Mit einem Worte, ein überau« hochgradiger, leidenschaftlicher Kiinps dnrchwogte daS ganze Land und ließ sür die Tage de« WahiacteS selbst daS Schlimmste befürchten. Al« dieselben erschienen, schritte» stattliche Auszüge mit flat ternden Fahnen, mit Musikbegleitung und betäubendem Eljrngrschrei den Wahllokalen zu. Ueiwrall herrschte große Bewegung, die Wahlagenten hielte» noch mit völlig erschöpfter Stimme ihre letzten Ansprachen, während die SicherheitS- behörden Vorkehrungen trafen, um einm gewaltsamen Zusam menstoß der feindlichen Parteien zu verhindern. Wie wir de» Pestcr Blättern entnehmen, bewerben sich um die 418 Wahlmandate, die zu vergeben sind, über 650 Candidatcn. Don diesen wurden 350 von der Regie rungspartei. 125 von der gemäßigten Oppostticn und l80 von der Unabhängigkeit-Partei ausaestellt. Anßerhaib der Parteien stehen lO Eandikate», NO sind Nationale und 55 Antisemiten, von welche», wie „Fiiggetlenseg" be richtet, 42 der Unabhängigkeit-Partei und >3 der ans staatsrechtlicher Bast« stehenden Opposition an gehören Selbst da» NcgierungSorgan „Nemzel" giebt z». daß die Wahlen mancherlei lleberraschungen bringen können, aber un Ganzen die Regierungsmehrheit doch nicht erschüttern werden. Bezüglich der Oppositionspartei be merkt »aS genannt? Blatt, d'ß die gemäßigte Opposition zu mal im Iraker, Bac'cr und Ocdendnrgrr Eomitat mittelst einer unerhörten Agitation alle Hebel in Bewegung setzte, während dw Unabhängigkeitspartei ihre Thätigkeit namentlich nach den Eamitaten Bihar und Hajdn verlegte. Nicht minder thätig waren die Antisemiten, welche für die ersten Wahltage 23 Kandidaten ausgestellt hatten und durch eine überau« leidenschaftliche Agitation da» Möglichste zur Erregung der Gemüther beitrugen. Unter solchen Verhältnissen begannen die Wahlen. Bi« 15. ds«. Mittag« waren in Pest 290 Wahlergebnisse bekannt; davon sind 155 regierung«freundlich, 50 zählen zur gemäßigten Opposition, 50 zur Unabhängigkeit«« und 14 zur Antisemiten- Partei. Uebcrdie« wurden noch 10 Nationale und 7 Partei lose gewählt; in drei Bezirken ist eine engere Wahl noth» wendig. Da« hochosjicivse Pester Telegramin, welche» diese Wahlergebnisse veröffentlicht, sagt selbst, daß sich seit dem l5. Juni die Aussichten der Regierung verschlimmert haben. An diesem Tage wurden nämlich zumeist Oppositionelle gewählt, aber die Regierung glaubt, daß die weiteren Ergebnisse diese« Mißverhältniß noch auSgleichen werden. Die Regierung rechnet mindesten» aus eine Mehrheit von 45 Stimmen, eine Zahl, welche allerdings keine erhebliche wäre. Am 15. wurden auch die Vertreter der siebenbürgisch- sächsischen Volkspartei Steinacker, Gull und Dörr einstimmig gewählt. Der berüchtigte Berhovay, der in der Stadt Czegled auf dem Marktplatze die aufreizendsten Brandreden hielt und auf Befehl der SicherheitSbchörde mit 50 Husaren au« der Stadt gebracht werden mußte, siegte dort fast ein stimmig über seine Gegencandidaten, wa« an der politischen Stimmung der Bewohner der Stadt Czegled keinen Augenblick zweifeln läßt. BiS 15. Juni Mittags betrug die Mehrheit der Regierung nur 23 Stimmen. E« fehlt aber auch nicht an anderen bedeutsamen An zeichen. daß der Stern de« Herrn v. Ti«za im Untergehen begriffen ist. So ist einer der Hauptgelegenheit-macher de» Ministeriums, der Redacteur de« der Regierung blindlings eraebeneu, deutschgeschriebenen „Pestcr Lloyd", Max Falk, der sich auch in der ungarischen Delegation wichtig machte, in Groß-Kanizsa durchgesallen. Die vereinigte Oppositions partei stellte nämlich in Groß-Kanizsa LadtSlau« Jnkey als ihren Candidate» auf, der mit 1269 Stimmen den alten Re^ierung-candidaten Falk schlug, welcher eS nur mit großer Mühcund vielem Getdausivandeauf l l 15 Stimmen brachte. In Nyiregyhaza, von wo daS Wahlergebniß noch aussteht, haben die Antisemiten ihr Hauptquartier ausgeschlagen. Ihr Eandidat ist dort ver bekannte Onody, welcher in seiner Programmrede ausführte, er sei nicht für die Gleichberech tigung der Juden, welche noch alle schlechten Gesetze gemacht hätten, ja geradezu Menschenfresser wie die Indianer seien. Nach dieser Rede wurde Onodv von seinen zahlreichen An hängern emporgehoben und im Triumphe umhcrgetraaeu. Wenn nun auch sämmtliche Wahlergebnisse bis zur Stunde noch nicht bekannt sind, so läßt sich doch schon der Schluß ziehen, daß die Regierung keineswegs einen Sieg errungen hat. Eine große Mehrheit wird sie kaum mehr erhalten, weshalb es zweifellos, daß die gegenwärtigen Wahlen das Ministerium ganz bedenklich erschüttert haben. Leipzig, 18. Juni 1884. * In der unter dem Vorsitze de- Staat-minister- von Boctticher am 14. Juni abgchaltenen Plenarsitzung de- BundesratheS wurde der Beschluß de- Reichstages vom ll. d. M., betreffend eine Eingabe wegen Gewährung der Jnvalikcnpension, dem Herrn Reichskanzler überwiesen. Die beantragte Ermächtigung zum Abschlüsse einerLiterarconvcnlion mit Italien wurde von der Versammlung ertheilt. Auch ertheilte dieselbe dem Entwürfe eine- Gesetzes, die Besteuerung de« ZuckerS betreffend, in veränderter Fassung die Zustimmung und erklärte hierdurch mehrere auf diese Angelegenheit bezüg liche Eingaben für erledigt. Der Entwurf eines Gesetze-, betreffend die Beschaffung eine- Dienstgebäudrs für Vas Generalconsulat in Shanghai, fand unverändert die Ge nehmigung der Versammlung. Schließlich wurden für die Verhandlungen im Reichstage mehrere Commissarien gewählt. * Die Gesetzentwürfe betreffend dieResormderZucker- besteuerung und de« Zolltarif» sind dem Reich-tag zugegangen. * Am 22. v. Mt«, findet in BreSla« ein national - liberaler Parteitag für Schlesien statt. U. A. werden die Abgg. Hobrecht und Gneist an demselben theil nehmen. *Die .RatloualUberaleTorrefpondeuz' schreibt zur parlamentarischen Lage: Die Postdampfervorlaae ist sür diele Session und Legtslatnrvrriode gescheitert. Die Verweisung in eine Tommission ist bei der gegenwärtigen Geschäftslage vollkommen gleichbedeutend mit der Ablehnung. Wir bedauern diese« Resultat im höchsten Grade, aber wir Halen es vorausgesehen. Das Ten- trum hatte kein« Lost nnd keinen Eifer zu der Sache, und wa« da« Tentrnm für gM findet, daS geschieht ja gegenwärtig unfehlbar. Mit dem Berkach, nattonale Ausgaben mit Hilfe der Ultramonianen zu lSse», wird man noch traurige Erfahrungen genua mache». ES wird aber wohl noch ärger kommen müssen, bis den kurzsichtigen Politikern der „Krevzzeitung", die heute in der conservativc» Partei herrschen, die Augen ousgehea. War hat man seiner Zeit über die Ablehnung der Samoavorlage, die weit schlechter begründet war und weit geringere Bedeutung hatte, al« diese Posldanipservorlage, sür einen Lärm erhoben! Jahrelang ist daraus herumgerittcn worden, noch in der vorgestrige» Verhandlung wnrd« daran- Anlast zu schweren Lorwiirsen gegen die Opposition heraenommen. Nun stad wir begierig, ab auch die Ablehnung der Postdamviervorlage von der gouvervanienlalen und konservativen Presse gehörig verwerthet und dabei der Tbntsach« gebührend Rechnung getragen wird, daß an dein Scheitern de« Gesetze« ha« I«änn» die größte Schuld wägt, dte Nationalliberalen aber mit Einmüthlgkett and Tiser für die Sache eingekreten waren. Es muh übrigen- dabei hervorqchobe» werden, dost dir Majorität den Freunden de- Gesetze« auch noch in unge bührlicher Weise da« Wort adschnitt. Von aationaMberaler Seite war noch vr. Hammacher zum Wort gemeldet und würde dir Frage ohne Zweifel unter höheren üicsichtspuncten behandelt Koben, als c» in den Reden der Gegner geschehen. Nachdem Herr Bamberger zwei volle Stunden gesprochen und auch Herr Richter noch recht ausgiebig zum Wort gekommen, wäre eS wohl billig gewesen, auch den Freunde» der Vorlage reiflichere Gelegenheit zur Berthe,digung zu geben. E« wäre um so nolhwendiger gewesen, als di? Empfehlung de- Geletzentwurs- vom Rcglerung-tisch in der Diät viel zu wünlchen übrig ließ. S e war weder sachlich eingehend, noch zeugte sie von viel Wärme und Eifer. So hat den» der Gesicküspunct gesiegt, der die ganze hohe nationale und wirtb<cha<t- lich? Bedeutung der Frage über kleinliche Caleulationen nnd Rechnungen verkannte. Herr Bamberger behandelte die Frage, wie sie etwa der Leiter einer Rhedergesellfchast behandeln muß. Er rechnete, wa« kostet da, «eschäst. wa« springt bei ihm herau« and I komme ich dabei zu meinen Baarau-lagen? Da« glaubte der deutsch-1 freisinnige Redner verneinen za sollen, die Anweisungen und Hoffnungen z au Vortheile und Erfolge, die sich nicht rechnungsmäßig nachwclsen las en »nd vielleicht erst tu später Zukunft eintreten, waren ihm zu unsicher, und darum siel da« Gesetz. Wir können nicht umhin, in dte em Ltandpunct etwa« Kleinliche«, fast möchten wir sagen, etwas Krämerhafte« zu erblicken. Staat und Reich sind keine Erwerbs- genossenschaften und ihre Ausgaben und Leistungen mui,>cn mit anderem Maßstab gemessen werben als die einer Haadelvgescllichast. Daria hatte der Reichskanzler wohl Recht, daß man an die Institutionen, Functionen, Aufgabe» der nationalen Bememschast nicht mit der Frage herantretea dürfe, wie sie sich nach Mark und Pfennig renttrea, daß man sonst auch die Berechtigung von Marine, Heer und dem Reich selber vielleicht in Frage stellen könne. Der neue Anlauf, Deutschland den gebührenden Platz im Weltverkehr und in der überseeischen Politik zu sichern, eine der populärsten Vorlagen, die seit Jahren den Reich-tag beschäftigt haben, ist sonach durch Deutschsreisinnige und Eentrum gescheitert. Bei den Dahlen wird man auch daran gedenken." * Neber den Gesetzentwurf betreffend die Fürsorge sür die Wittwen und Waisen von Angehörigen de- Reichsheeres und der Marine ist der CommissionS bericht eben erschienen. Die Commission hat den Gesetz entwurf nur in dem einen wesentlichen Puncte abgeändert, daß sie mit 12 gegen 7 Stimmen beschloß, entsprechend dein „Netictcngesetz sür Civilbeamte", auch diejenigen unverheiratheten Osficiere, welche vor Erthcilung des HeirathsconsenseS ein be stimmte- Privateinkommen oder Vermögen nachzuweisen baden, zu den Wittwen- und Waisengeld-Beiträgen heranzuziehen. Die im Entwurf vorgeschlagrne Befreiung dieser Kategorie von Ossicieren wurde, wie e« in dem Commissionsbcricht heißt, von den Vertretern der verbündeten Regierungen und einigen Mitgliedern der Commission lebhaft befürwortet, von anderer Seite aber ebenso lebhaft bekämpft. Für dieselbe wurde geltend gemacht, daß das Diensteinkommen der in Rede stehenden Osficiere und Beamten nur eben hinreichend sei, ihnen die Mittel zum persönlichen standesgemäßen Unterhalt zu bieten, daß daS standesgemäße Leben der Osficiere besondere An forderungen an dieselben stelle, daß schon jetzt einer größeren Anzahl unbemittelter Osficiere deshalb Beihilfen a»S den dem obersten Krieg-Herrn zur Verfügung stehenden Fond« regelmäßig gewährt werden müßten, und densetben eine neue Belastung durch Auferlegung eines Abzug« Von 3 Procent ihre- pensionssähigen DienstemkommenS um so weniger angesonnen werden könne, al« sie nicht nach ihrem Belieben eine Ehe eingehen und sür ihre dercinstigen Hinterbliebenen einen Bersorgungsanspruch an da« Reick erwerben könnten, vielmehr an Erlangung eines durch den Nachweis eines gewissen Vermögen» oder Ein kommens bedingten HeirathsconsenseS gebunden seien. Tcm gHrnüber wurde auSaefÜhrt, da« Reich sei rechtlich nicht ver pflichtet, für die Retteten der Angehörigen de« ReichSheere« und der Marine Fürsorge zu treffen; thue es die« im Interesse derselben, und zwar mit einem jährlichen Beitrage von etwa 6'/, Millionen Mark, so könne auch mit Recht erwartet werden, daß alle diesen bestimmten Ständen Angehörige zur Bildung de« erforderlichen Fond« Beiträge leisteten; c» handle sich nickt um eine neue Belastung derselben, sondern um ein nur antheilig von ihnen zu gewährende« Aequivalent sür die ihren Retteten neu dargebotenen Bortheile bezw. da- Anrecht auf dieselben. * In einer längeren Betrachtung über Lehrling-wesen und Innungen des deutschen Handwerks bekämpft die „Kölnische Zeitung" zwar entschieden den diese Angelegenheit betreffenden Ackermann'schen Antrag, anderer seits aber tritt sie auch der Ansicht der „Freisinnigen" von der Linken de« Reichstages entgegen, daß die Hebung der Lchrling-bildung sür da« Hankwerk lediglich aus dem Wege de« freiwilligen Gciucingeiste« bewirkt werden sollte oder auch nur könnte. „Wir billigen und fordern im Gegen- tbcil mit den „Freiconservativrn" von der Rechten und namentlich mit Herrn Lohren feste Gesetze über die obligato rischen Leistungen der „Lehrmeister" zugleich mit ge regelter obrigkeitlicher Ueberwachung durch die „Gewerbc- räthe" und daneben auch noch Aufwendungen von öffentlichen Mitteln für handwerkliche Fachschulen, Musterlager und dergl. Auch würden wir nicht» dagegen zu erinnern haben, wenn unter den Augen der Obrigkeit, nnter Mitwirkung obrig keitlicher Comniissarien, vorzunehmende „Meisterprüfungen" zur Vorbedingung der Annahme von Lehrlingen, keine-wegS aber auch de- Verkaufs von selbstaesertigten Handwerks- erzeuaiiissen gemacht werden sollte. Nur wollen wir hierfür den Negierungen die Initiative lassen! Und endlich sind wir auch mit dem Centrum entschieden der Meinung, daß die Regierungen ihre betreffenden gewcrbepflegttchen Zwecke ohne Bethüls« selbstverwaltender handwerklicher Genossenschaften niemals ganz und voll würden erreichen können. Jekoch müsse» und wollen wir ankämpsen gegen die Gefahr, daß man lnerbci etwa «„lenke in da« klippenvollc Fahrwasser der Ueberlicferungen deS auSgeartetcn Zunftwesens." * Dem Vernehmen der „Germania" nach ist auch der Bischof von Fulda zum Mitglied- des Staatsraths ernannt worden. Tic „Börse»-Ztg." nennt serner Herrn Geh. Rath Mendelssohn al« Mitglied deS StaatSratheS. DaS Anschreiben, welches den bctrefsenken Herren die erfolgte Berusunq anzeigt, ist nnterzeichnet: Der Vicrpräsikcnt des Staats-Ministerium», v. Puttkamer. * In der letzten Tagung de» LandeS-AuSschusseS waren die GehattSverhältnisse der katholischen Geist lichen in Elsaß-Lothringen zur Sprache gebracht worden und wurde die Unzulänglichkeit der bisher bezogenen Gehälter rückhaltlos anerkannt, so daß die beantragte Er höhung dieser Gehälter aus keinerlei Schwierigkeiten t>ci kcn Landboten stieß. Ein Erlaß de« kaiserlichen Statthalters ordnet nunmehr auf Grund der im Lande«-HauShai!»-Etat sür 1881 85 enthaltenen Bestimmungen die Zahlung dieser erhöhte» Gehälter vom l. April d. I. ansangcnd an. Die katholische Geistlichkeit wird dabei in vier Hauptclasien ein- getdeilt: Domherren, Pfarrer erster und zweiter Classe, Hils«psarrrr. Die Domherren bezieh«, ein jährliches Gehalt von 2200 die Pfarrer 1. Classe im Aller von mehr als 70 Jahren 2000 vom KU. bi« 70. Leben«jabr 1900 bi« zum 60. Leben»jahre 1800 »ck, die Pfarrer zweiter Classe in, Alter von mehr al« 70 Jahren 1700 vom 60. bis 70. Lebensjahre 1600 di« zum 60. Lebens jahre 1500 die HilsSpsarrer im Aller von mehr als 75 Jahren >600 vom 70. bi« 75. Lebensjahre 1500 .< vom SO. bi« 70. Jahre 1350 vom 40. bi« SO. Jahre 1200 .ck, l-i- zum vollendeten 40. Lebensjahre 1140 Tnrch kiese GchatlSausbcsserung werben kie katholische» Geist lichen den protestantischen gleichgestellt, wa« bisher nicht der Fall war; der Erlaß de« kaiserlichen Statthalters wird auch diejenigen beruhigen, welche seil dem Beginn de- Etat-jahr« ans denselben warteten, zumal er die Zahlung der erhöhte» Gehälter vom 1. April d. I. anordnet. » * » * Der französische Chauvinismus, der neuerding« wieder einmal auf Schritt und Tritt deutsche Spione wittert, gcräth anläßlich de- jetzt in der Deputirtcnkaiiimcr verhan delten RecrulirungSgesetzc» gewissermaßen zwischen zwei Feuer. Bekanntlich handelt e« sich bei dieser Vorlage um endgültige Erledigung des Problem« der Abmessung der Dienst zeit im stehenden Heere. DaS System der prömiörv und ckeuxitms portion, verquickt mit der L la sran^aiss verball- bornisirten Imitation des deutschen Einjährig-Freiwilligen« TienstcS, hol bei unseren wcstlicben Nackbar» grünvttche« FiaSco gemacht und bei Sachverständigen wie Laien die Er- kenntniß von der Nothwendigkeit einer durchgreifenden Reform dieser wichtigsten Zweige» der gesamnitcn mili- tairischen Organisation reifen lassen. Dreijährige Dienstzeit, unter Aushebung aller Exemtionen, tautet heute di« Parole, die der in militairischeu Dingen inappellable Chauvinismus avSgegcben hak und in der Presse wie auf der Rednertribüne hartnäckig vertbeidigt. Da« Dilemma aber, in welches er sich aus diese Weise bringt, bestebt darin, daß die Verwirklichung dieser, wenn radical durchgesührten Forde rung leickt zu einer Schädigung der Leistungsfähigkeit de- Heeres führen könnte, indessen der Chauvini-mu», der in Frankreich noch immer al« Synonym de« Begriffe« Patriotismus gilt, dock gerade Alle« für di« möglichste Vervollkommnung de« Heere«, al« de« Werkzeuge« ver einstigen „Revanche", gethan wissen will. Der theore tische Formalismus de- Doctrinärpoliliker« gerilth hier mit den Anforderungen der militairischeu Praxis in einen „Conflict der Tugenden". Eine republikanisch« Armee kann, soll und darf — so will e« die Logik der französischen Teputirtenmchrheit — nicht ander« als auf dem Grund« ver absoluten Gleichheit ausgebaut werden. Darum fort «lt allen Vergünstigungen, wa« die Dauer der Dienstzeit anlanat, DaS ist die Tendenz ver am Sonnabend mit so großer Stimmenmehrheit votirten Ablehnung de« Amendanmts Lanessan, welches die odiö» gewordenen Exemtionen durch «ine Hintcrthür wieder emzuschmuagcln versucht. Gleichermaßen kehrt sich diese Tendenz gegen Exemtionen anderer Art, als da sind Dicnstbesreiungen von einzigen Familien-Ernährern, »« Personen, die an daS Minimalmaß der Körperläug« nicht hinanrcicken, von im AuSlande verweilenden erwerbsthätigen Staatsbürgern u. s. w. Der doktrinäre Radikalismus »iljrde am liebsten ein Gesetz votiren, dessen Gesammtinhalt in b«n einzigen Artikel beruhte: „Alle Franzosen ohne Ausnahme bringen drei Jahre bei der Fahne zu." In der That ist dies daS Ziel, nach welchem die Anhänger der ^rsxndllaa« ,an8 pdi-asv" trachten. Man sieht, nickt nur in Sache» »er Spioncnricckerei documentirt sich di« Unzurechnungsfähigkeit de- französischen Chauvinismus. * Der Madrider Correspondent der „Times" hetzt gegen die Internationale Afrikanische Gesellschaft» welche wie ein „wirklicher Souverain" Verträge abschliche, dabei aber dulde, daß die Arbeiter auf ihren Ansiedelungen „in voller Sklaverei" gehalten würden. Zum Schluß heißt eS: „Was immer auS der wcstafrikanischen und Congo-Krag« wird, es ist sicher, daß eine befriedigende Lösung durch ein Privatmlternehmen nicht herbeigesührt werden kann, und ich habe eine hohe Autorität dafür, zu erklären, daß die Aktion der deutschen Regierung zum Schutze der Ansiedelung des Herrn Lüderitz in Angra-Pegucna in der Absicht beschlossen wurde, die ganze Frage in Anregung zu bringen und, »enu möglich. Privatlinkernehmungen. wie die International« Afrikanische Gesellschaft, deren Vorgehen vom Fürsten Bis marck Übel vermerkt wird, ein Ende zu machen." * Die „Time«" erörtert in einem Leitartikel die Beziehungen zwischen England, Frankreich und Deutschland und schreibt: „Die Gefahr ist keine geringe in dem gegenwärtigen kritische» Zustande der Dinge, daß der wahre Charakter der auswärtigen Be ziehungen England- dort mißverstanden wird, wo ein Mißverständniß vermieden werden mnß. In Frankreich scheint man zu glauben, daß eine französische Allianz sür un« ein LebcnSbedürfmß ist und daß nns kein Opfer groß genug sein sollte, nm un« die Freundschaft Frankreich- zu erkaufen. Dte« Alle- ist irrtg. Wir wünsche» keine Allianz mit irgend einer europäischen Macht »u haben; wir wollen aber mit allen Mächten auf ircundschastlichem Fuße stehen. Die freundlichen Beziehungen können ober nur erhalten werden, wenn gegenseitige Loncejsioneu zugestanden werde»; sie lönnen nicht bestehe», wen» man erwartet, daß England olle- zngcstcben soll, waS Frankreich verlangt. E- ist darum von der größten Wichtigkeit, daß sich die französiichen Staatsmänner und da- srauzösiiche Volk i» dieser Beziehung leincin Wahne hingeben. Wir schätzen die Freiiiidschasi Frankreichs >chr hoch; allein, wir halten sie iürEngland nicht sür unbedingt erforderlich. E-darf überdies nicht ver gessen werden, daß Frankreich nicht die einzige Macht ist. mit welcher England auf sreundschastlichei» Fuße zu leben wünscht. Die Engländer wüiüchcn vor ollen Tiugen den Frieden, und sie können der Thatsach« gegenüber, daß Deutschland unter seiner letzgzen Regierung die größte Garantie sür die Erhaltung des europäischen Friedens bietet, nicht die Augen verschließen. Ob zwar unsere Beziehungen mit Deutschland weuiger kritisch und verwoben sind, wie jene mit Frankreich, so ist un« im Interesse de» allgemeinen Frieden« die Freundschaft der crstercn Macht nicht weniger »olhwendig als die der letzteren. Es ist nun leider wahr, daß die Sssentliche Meinung in Deutschland un- nicht freundlich gewogen ist. wie die» eben letzt der Einosang der Transvaal-Deputatton gezeigt hat (? Hier regt sich wohl ledig lich da? böse Gewusen der „Time-". Red.); aber die öffentliche Meinung in Deutschland, wenn a»eh nicht ohne Einfluß, ist doch Nicht der Sprechwan der Politik de- Reichskanzlers Fürst vi«marck o'cr ist un- ireundickastlich gewogen und Hai wiederholt seiner Achtung vor den tress.ichcn Eigenschaften de- englischen Volke« Au«- druck gegeben. WaS er über die gegenwärtige Politik unserer Regierung denkt, ist allerdings eine andere Frage, und eS wäre unstreitig bester ge wesen. wenn sich die Regierung größere Mühe gegeben hätte, seine «o- schaunngen zu ersorsche». Uiiscre Minister waren aber von eine« so krankhaften Verlangen erfüllt, zu einem guten Einverständnisse mit Frankreich zu gelangen, daß sie ganz vergessen zu haben scheine», daß die Friedensliebe de- Fürsten Bismarck ebenso aufrichiig ist wie die ihre, und das, seine anerkannte Obergewalt in ollen europäischen «»- gelegenheiten jhu in eine weit bessere Lage versetzt, den Friede» zu sichern. Tsse« ist ein ernster Fehler in der Polltik der Regienma, obzwar er von den Ministern, den Reden Sir Lharle« Dilke's »ud Mr. Shaw-Lekevre's nach zu schließen, nicht erkannt wird. In der ganze» egypuschea Frage berücksichtigte man immer Frankreuh und übersah immer den herrichenden Factor in der europäische» Polltik, d. h. de» Linslnß und die Politik Deutschland«. Wir wollen Fürst Bismarck nicht da- armselige Compliment machen, daß er darüber erkal-in ist, seine Politik durch diese Umstände beeinflusse»
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