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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188406119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840611
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840611
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-11
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1884
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Erscheint täglich früh 6V,Uhr. Ledacti«» uui LkP-dittoa JohauueSgaff« SS. -Pktchlku^n der Nrdartisu'. vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. Ittr »v Mck»«»e „nackrndler vt-nulcrwt, t>« »Icdacti»» »ich» »erdmdUch. st» ««untzme »er sür »ie »«««er tzeftt«»te« Inserate an Uachentage« »i« S Utzr Nachmittags, «a Sann- «u» Festtage« früh bis '/,v Utzr. 3u tzrn Malen für 3ns.-Ilnnahme: Otts Kle««» UniversÜLisstcaße 21, Lauts Lösche, Kathariiienstraße 18, p. nnr tzt» '/,8 Utzr. MiWM. TaAMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 18,SV«. Ädonnementsprris oiertelj. 4'/, Mk. iucl. Bringerlohn S Mk.. dnrch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) Ohne Postbefürderung SO Mk. «tt Postdrsorderung «8 Mk. Inserate ögespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unsere« PreiS- verzcichniß. Tabellarischer n. Mernsatz nach Höhen» Tarif. Ueetamen unter dem Kedactiouoftrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stet« an die Oxpetziti«» zn senden. — Rabatt wird nickt gegeben. Zahlung pneeouiitt-rnncko oder durq Pcst- nachuahnic. 1li3. Mittwoch den 11. Juni 1884. 78. Jahrgang, Amtlicher Thetl. Vekannlmachung, Revision der LandtapSwahlliste« betreffend. I» Gemäßheit tz. 24 deS Wahlgesetze« vom S. December >8(8 sind die Listen der bei den Landtagswahlen stimm- berc.l, glen Personen alljährlich zu revibiren, auch nach tz.1l der Lu«führu»g-verordnung die Stimmberechtigten auf diese .Revsion und ihr Besugniß zur Einsichtnahme der Wahllisten öffentlich aufmerksam zu machen. Wir benachrichtigen daher die Betheiligtcn hierdurch, daß die Wahllisten sür die drei Wahlkreise der Stadt Leipzig im Stadthause, Obstmarkt 3, I. Stock, Zimmer Nr. 87, vom 4. bi< mit 11. Juni ». o., Vormittags von 8—12 Uhr und Nachmittag« von 3—6 Uhr auSliegcn. Wir fordern die Stimmberechtigten auf, die Wahllisten einzusehen, weisen sie zugleich aber darauf hin, daß Vcu Anträgen behufs Ausnahme in die Wahlliste oder Ausscheidung Solcher, denen daS Wahlrecht nicht zustchl, die Nachweise d r Wahlsähigkeit. beziehentlich LeS Mangel- der Wähl te echtigung beizusügen sind. Leipzig, am 31. Mai 1884. Der Rath der Gtadt Leipzig, vr Georgi. Wolinungs-Vcrmiettjung. Im 4. Stockwerk des Seitengebäudes de- der Stadt- gemeinde gehörigen Hause« ReirhSstraffe -kr. so ist c ne au- 1 Ttube, 2 Kammern und sonstigem Zu behör bestehende Lstohnung vom 1. Juli dS. IS. an gegen »invierteljährliche Kündigung anderweit z »ermiethen. Miclbgesuche werden auf dem Rathhause', l. Etage, Zimmer Nr. 17, entgegengenommen, auch können ebendaselbst die BcrmiethungSbedingungen und da« Jnventarium der zu vermiethenden Wohnung eingesehen werden. Leipzig, den 4. Ium 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß. heraufbefchworen hat, die selbst die britische Herrschaft in , genügend sicher gestellt wird. Ob die Nationalliberalen mit Indien bedrohen könnte. I diesen Bestrebungen durchdringen werden, muß beute dahin unter solchen Umständen ist e« wohl begreiflich, wenn die I gestellt bleiben. ES wird viel auf die Haltung der Confer» öffentliche Meinung in England eine solche Niederlage nicht durch einen internationalen Vertrag bestätigt sehen will und ick gegen den Gedanken wehrt, einen solchen Vertrag zu unterzeichnen. I» säst allen Londoner Blättern wird gegen wärtig die Versicherung wiederholt, da» Parlament werde nie und nimmermehr dem Ministerium aus seinem Wege olge». der zur Erniedrigung England« führt. In dieser eivenschastlichen Aufregung beschäftigt »ran sich noch wenig mit dem Bedenken, waS geschehen würde, fall- daS Land und seine Vertretung in der That in dieser Ent rüstung verharren und bezüglich der Vorfrage zur Conserenz da» Cabinel zu Fall bringen würde». Diese Erwägung beschäftigt vorläufig nur die intimen Anhänger deS Ministeriums. Im Kreise derselben rechnet man noch mehr als aus die Zugkraft, welche bisher die Wahlrcsorm- bill auSgeiibt, wenn eS galt, die im eigenen Lager drohende Meuterei zu beschwören, ans die Zaghaftigkeit der Gegner, in die Bresche zu dringen, fall« Giatstone und seine College» sich zurückziehcn müßten. Die Lage der Tories wäre alsdann nichts weniger als beneidenSwerth. Sie miißlc», u», nach ihrer Weise, ihrem Programm entsprechend, in Eghpte» Ordnung zu schassen, sofort dem eigenen Lande bedeutende Äelvopser zumuthen, weit sic weder in Egypten die Zahlungen einstellen, noch eine Aenderung deS LiquibalivnS-GrsetzcS unter lich veränderten Bedingungen durchführen könnten. )er Feldzug würde weitere Opfer an Geld und Blut kosten, welche die DoricS bringeu müßten, wenn sie nicht ihrem eigenen Programme untreu werden und sich selbst Lügen strafen wollten; mit einem Worte: sie müßten an die Sicherung de« Nilthale» bis über Khartum hinaus und an den Entsatz Gordon'S denken. Dabei wären Conflicte mit Len übrigen Mächten kaum ausgeschlossen. Weil nun die egyptische Frage durch den Conferenzvorschlag wieder einmal in Fluß gebracht worden ist, wäre von der einen oder anderen Seite eine nachdrückliche Einsprache unschwer zu gewärtigen- zumal ist kaum anzunehmen, daß man in Frankreich sich wieder ohne Weitere» stillschweigend in die neue Lage sägen und eine Politik gulbeißen würde, die offenbar daS englische Protcctcrat über Egypten beabsichtigt. Lord Salisbury hat viel zu wenig von dem kühnen, unternehmen vativcn und der Negierung ankommen, welche in letzter Zeit freilich wenig genug gethan haben, um den Nationailiberalcn die ehrlich gewollte Mitarbeit au der socialpolitischc» Reform zu erleichtern. * Nachdem mit Hilfe de» Centrum- die hanplsäcblichstcn Bestimmungen der UnsallversicherungSvorlage von den Conservativen in der Commission durchgebracht sind, wendet sich daS politische Interesse wieder dem Preise zu, sür welchen da» Ccntrum wohl seine Geneigtheit zur Annahme de« UmaliversicherungSgesetzes verschachert hat. Denn trotzdem Wiiidthorsi aus der SoirLe beim Fürsten Bismarck ganz enthusiaSmirt von den socialen Gesetzentwürfen der Regierung sprach und sich für die Durchführung dieser Gesetzgebung engagirte, ist e« doch bei der Vergangenheit de« Centruni» und seiner Politik nicht zweifellos, daß auch sür daS in ultramontanen Kreisen lebhaft begrüßte UnsailversichernngSgesetz ein neuer Ziveig von dem bald ohne Geäste dastehenden Baume der kircheupolilische» Gesetzgebung abgebrochen werden muß. Nur über da« »weicher" ist man sich nickt einig und da die Verhandlungen mit der Curie darüber ins Stocken geratke» sind, so begen einige optimistische Geister gar einen Zweifel, daß e- vielleicht diesmal ohne ein Entgegenkommen abgeht. Wir können daran vorläufig nicht glaube», wenn e« freilich ganz nach unserem Wunsche wäre. Die nächsten Tage werden ja die Entscheidung bringen. Vielleicht daß r« gelingt, dies mal einen Keil in die Reihen der Ultramontanen zu treiben und dann mit Hilfe der Nationallibrralen die Vorlage zum Gesetz zu erheben. * * « * Zu dem serbisch-bulgarischen Streite» der von beiden Seiten durch drohende Worte und Thatcn auf di« Spitze getrieben wird, bemerkt das Wiener „Fremdrnblatft Gewisse Reibungen und Mihhelligkeiien zwischen beiden Staaten greisen aus jene Tage des Berliner Congresse« zurück, in welchen sich die europäische Diplomatie veranlaßt say, da- vergrößerte serbische Gebiet auch mit dem Gebiete von Pirat zu bereichern. In diesem Gebiete überwiegt da- bulgarische Ratiounkelement. E« ist durch eine» Höhenzug von Nilch getrennt, der die Feststellung der neuen Grenze der bulgarischen Auffvffnng als etn« erzwungene und künstliche erscheine» läßt. Di« Wunde» die damal« den Der am v. Mai a. v. hier verstorbene Kansmann Herr Johann Friedrich Wilhelm Kitze hat der hiesigen Arinen- anstalt 3000 -E tctztwillig vermacht. Nachdem die Uuiversalerbi», Frau Auguste Wilbelmine vcrw. Kitze, durch Herrn Rechtsanwalt I)r. Hothorn gedachte Summe an u»S gezahlt hat, so sprechen wir sür die unseren Armen erwiesene Wvhlthat auch öffentlich unseren aufrichtigsten Tank hiermit auS. Leipzig, den K. Juni 1831 DaS Arueendirectoriuur. Ludwig-Wolf. I. Erledigt ^ hat sich unsere Bekanntmachung vom 2S. Februar lfd. Is.. den Handarbeiter Julius Richard Frohberg von hier betreffend. Leipzig, am 6. Juni 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwig-Wolf. Hchn. Nichtamtlicher Thetl. Gladstone und die Londoner Lonferenz. * Nach verschiedenen in den Londoner Blättern enthalte, neu Mitteilungen und Erklärungen stellt e« sich immer mehr heran«, daß Gladstone bezüglich der Natur und Zwecke der Conserenz daS Parlament abermals zu täuschen versuchte. Die wenig höflichen Toryblälter bezeichnen bereits dieses Be nehmen mit einem derben Worte: sie behaupten nämlich, der Ministerpräsident habe die Volksvertreter absichtlich belogen, weil er eS gar nicht gewagt, die schmähliche Capitulativn einzugcstehe», über die er bereits seil Wochen dnrch Lord Lyon« mit Herrn Ferry hat verhandeln lassen. ES ist richtig, daß die Conserenz keinen anderen Gegenstand zu berathcn haben wird als die Bcräiivcruug deS egyptische» LiguidationSgesetzeS. Bevor aber die Conserenz zusainiueulritt und Frankreich seinen Botschafter i» London zur Theilnabme an derselben er mächtigt, muß der Vertrag unterzeichnet werden, welcher einerseits die zukünftige Stellung Cnglanrs in Egypten genau bestimmt, die fernere Dauer der Occupatio» des Landes aus zwei Jahre beschränkt und andererseits wieder die inter nationale Controlc über die gcsaminle egyptische Finanzver- wallung und das Regierungswesen in Egypten sofort, de, ziehung-weise noch während der Dauer der englischen Occm pation, seststellk. ES wird allcrkingS nicht wieder die westmächtliche Finanzcontrolo, wie sie vor dem Einschreiten England« im Nillande bestände», hergestellt und das neue Amt, welches die Controlc auSüben wird, führt auch keine» darauf bezüglichen Titel. So weit hat also Mr. Gladstone dem Wortlaute nach die Wahrheit gesprochen, iu weritc» aber dennoch de» Sachverhalt völlig entstellt. ES soll nämlich die jetzt bereit» bestehende internationale Schuldrn-Commission jene Machtbefugnisse erhalten, welche früher die beiden Finaiizcontrvleure Frankreich» und Englands au«geübt haben. CS scheint sogar eine Erweiterung dieser Befugnisse beabsichtigt, um in diesen die thatsäckliche. wenn auch nicht nominelle Regierungsgewalt für Egypten zu con- centriren und da- Land in aller Form unter die Vormund schaft Europa- zu stellen. Dadurch wäre Englanv au» seiner bisherigen Stellung wieder vollständig verdrängt, ja eS besäße nicht einmal mehr >ene» Einfluß, der ihm vor feinem Heerzugc nach Egypten zugestanden unv von keiner Seile infiniten w»rce. Ihm bliebe als Preis de- SiegeS von Tel-el-Kebir. als E»d- eraebniß seine« zweijährigen unglücklichen Feldzuges am Nil nichts anderes übrig, als da- wenig erhebende Bewußtsein, dort eia große» Reich zerstört und einci, tretz aller Verwahr losung noch leidlich thätigcn VcrwaitungSapparat in voll ständige Unordnung gebracht zu haben. Dazu gesellt fick sür England auch die Tyatsache, daß sein gänzlich verunglückte« Vorgehen in Egypten dort die Macht des Mahdi großgezogcn und damit in der ganzen islamitischen Wett eure Gefahr den Geiste seines Meisters DiSraeli geerbt, um eine so ootionalea Bestrebungen der vnlgnre» zogest»«» w»rde, ist «och energische Politik vor dem Lande zu verantworten und daS j im°ier »ich, verharscht. Geraume Zeit hindurch sachte sich die — - - - - dulgarnche Regierung durch Greiizveratiooen und Zollchicaiien für die erlittene Unbill zu rächen. Auch während de« Ausstandes war die Haltung der Bevölkerung wenigstens keine schlechthin unzwei- aanze Wagniß aus sich zu lade»; noch weniger würde Lord Raiidoisch Churchhill, der ehrgeizige Führer der JuugtorieS, durch dringen. Diese Verhältnisse erklären immerhin die zuversichtliche Haltung, welche Giadsivne und seine Freunde in dem gegen wärtigen Slurmc zur Schau trage», ja eS kann allerdings kommen, daß sie auch »ach dein Wicdcrzusammentritle deS Parlament« abermals Sieger bleiben. In letzter Linie würde aber ein solcher Sieg nur zu Herrn Ferry's und Frankreichs Gunsten auSschlagen, denen Mr. Gladstone die Wieder- lesestigung seiner Slellung zu danken hätte. Leipzig, 11. Juni 1884. * Wenn etwas den ergreifenden und erhebenden Eindruck stören könnte, den die Feier der Grundsteinlegung sür daS ReichStagSgebäude hiuterlaffen, so ist eS die Haltung eines großen Theils der fortschrittlichen und ultramontanen Presse. Die fortschrittlichen Blätter baben kau», für etwa» Anderes Sinn und Auge, als daß der Neichstagspräfitent und viele Abgeordnete, darunter übrigens auch „freisinnige", theils in militairischcn Uniformen, theils in den feierlichen Amtskleider» ihres bürgerlichen BeriiscS, statt in einfacher GeselischastSkleidnng, erschienen waren. Und die ultramontane Presse ereifert sich über die Thalsache, daß ein protestantischer Geistlicher eine» Weihespruch geredet hat und ein angeblich ossiciclles protestantisches Kirchenlied ge sungen worden ist. Damit soll dem deutschen Reich und Kaiferthnm ein protestantischer Charakter ausgeprägt »uv die Parität verletzt worden sein. Die klerikalen Provinzialblättcr erörterten ernsthaft, ob katholische Abgeordnete unter diesen Umständen an der Feier thcilnehmcn könnten. Dre Ab geordneten auS dem Centrum waren zum Glück klüger und taktvoller. Muß eS denn aber bei allen unseren ossiciellcn Feierlichkeiten, wo doch nun einmal gewisse Formen und Sitten hergebracht sind, zn solchen kleinlichen und ärgerlichen Preßauseinandersetznngen kommen? * Im Hinblick aus die bevorstehenden Verhandlungen ist eS zweckmäßig, noch einmal die hauptsächlichsten Differenz, puncte bezüglich deS UnfallverfichcrungS - Gesetzes hervorznhcbc», welche demnächst zur Entscheidung lommc» werde». Es handelt sich, wie wir in Anlehnung an einen sachverständigen Artikel der „Köln. Ztg." bemerken haupt sächlich »m Verbesserung de- UmlagcvcrsabrenS, Beschränkung der Carcuzzeit. Schonung de» bestehenden PrivatversichrrungS- geschäslS, Sicherung der genügenden einheitlichen Oberleitung der deutsche» Unfallversicherung durch die entsprechende Stellung des ReichoversicherungSamteS. In diesen Pnnctcn erregen die aus Grund de» conservativ-klerikalen ComproiuisseS zn Stande gekommenen Befchlüsse der Commission »och mancherlei Bedenken und eS wird Ausgabe der National- liberalen sein, hier mit ihren BerbefferungSversuchen oiiznsrtze». Am befriedigendsten ist noch die Frage des UiuIageversahrcnS gelöst, nachdem aus Antrag Vr. Buhl'» die Vorschriften über die Bildung eines aiigeiiiesft'iicn Reservefonds in daS Gesetz aus genommen worden. C» ist eine maßlose Uebcrtreibnng, wenn auch nach Annahmc dieses Antrags die finanziellen Grundlagen der Unfallversicherung als gänzlich nnsoliv bingestellt werden. Die lllwöchige Carcuzzeit ist den Parteiführern der Nationat- liberalen entschieden zu laug. Eine Herabsetzung der Carenz- reit herbeizusübrcn, wird daS ernstliche Bestreben derselbe» sein. Die „Nationallibcrale Corresponkenz" will die mög, lichstc Schonung der Pr.vatvcrsicherung durch Gestattung der Rückversicherung bei" VersichcrungSgesellschastc». sowie dadurch anstrel'e», daß Gelegeubeit zur Unsallverstchcrnng auch sür ünstpflichti'gc Betriebe, die iu taS Gesetz vorläufig nicht cinbezogen sind, gegeben ivird und eine entsprechende Entschäk gnng der Privalversicherungsbeamte» eintritt. Dw dem ParticuiarismnS de- Centrums gemachte üoncclsion der LaudevversicherilNgSämter wird, wenn sie nicht überhaupt rückgängig zu macheu ist. dalnn abzuäudcrn sei», daß die übergeordnete Stellung deS Reicküvcii>cher»»gsalrIS und die einheitliche Lotung de« Versicherungswesens durch dasselbe deutigc nnd ccrreete. Die comptomiltirtesten Führer der Enipörung, die dnrch di: Masfenersolge deS serbischen Heere» über die Grenze gedrängt wurdcn, sauden jenseits deS Timok gastfreundliche Auf nahme und gesinnung-verwandte Sympathien. Ein seine« Geflecht revolutionärer Strebungen und Beziehungen, daS der Ausmerksamftit der serbischen Regierung uiimögiich entgehen konnte, schien sich von Bulgarien au- über das angefemdete Donaukönigreich zu ziehen. Vielleicht ist die Regierung König Milau'S zu weit ge gangen, wenn sie das Ministerium Zankow in die unmittelbare Bcrantwortlichkeit für die Ereignisse im Lrnazjckacr Kreise rinbezog, aber sie hatte schwerlich unrecht, in der Sache selbst Beschwerde z» führen. Tic Ruhestörungen waren nicht völlig ungefährlich in einem Gebiete, in welchem die Empörung nur durch äußere Gewalt niedcrgehaftcn zu werden vermocht^ daS innerlich schwerlich pacificirt ist und in welchem daS serbische Nationalelement durch starke bulgarische Sprengstücke auseinandergeholten erscheint. So erkennbar ist diese Thalsache, daß sich daS Petersburger Cabinet zu einer ernsten Mahnung nach Sofia veranlaßt gesehen hat, die Lontroverse nicht aus die Spitze zu treiben. Da man Rußland schwerlich einer allzu großen Voreingenommenheit sür Serbien beschuldigen kann, so kommt dieser Schritt einem ziemlich strengen moralischen Uriheile über die Haltung Bulgariens gleich. Allerdings wird er zugleich die Wirkung haben, dem Streite selbst rin rasche« und gründliche- Ende zn bereiten * lieber die Tbätigkeit der Werber für den nieder ländisch-indischen Kriegsdienst mehren fick wieder die Klagen. Nicht nur in der Schweiz, wo da« ReiSloufen einc gewissermaßen berechtigte Eigenthümlichkcit geblieben ist, sondern auch anS deutsche» Städten deS Nordens und Südens verlautet, daß die Menschenbändler für den at chinesischen Markt ihr Wesen unverschämter als je treiben. Die .Frankfurter Zeitung" bringt über taS inter nationale Heucr-Consortium eine Schilderung, welche aus die bolländischcn Behörden ebenfalls ein schlechte- Licht wirft. Holland liegt, so schreibt der Eorreipondent, Deutschland geographisch so nabe und steht in so intensivem Berkehr mit »nS, .daß rin« bolländi'che Werbe - Behörde nick» die Einrede bat, die deutschen Mitilair-Euirichlungen und Wehrpslichtvcrhällaiffe seien ihr unbekannt. Wen» sich also einer solchen Behörde ein durchaus wehr- sähiger junger Deutscher prä'entirt, der Kriegsdienste in Holländisch Indien nehmen will, so ist von vornherein in der großen Mehrzahl der Fälle anzunehmen, daß er senie Wehrpflicht in Teulsch- iand nicht ersüllt hat, also rekrutiruiigsfiüchlig, Deserteur von der Truppe, oder ei» die Besugnisse. die ihm >ein Urlaub giebt, über schreitender Reservist ist. Es liegen mir ganz bestimmte Angaben dasur vor, daß die Paviere. welche Holland von den Angeworbenen fordert, nämlich die Urkunde der Entlassung aus dem HeimoihS vcriaud und ein gemeind,rälhüche» FüdrungS-Allcst ln sehr viele» Fällen den Deutschen, die sich onwerben taffen, nicht z» Gebote stehen, daß sie sich mit latschen Papieren z» präsentiren pflegen, deren Echtheit offenbar von der bolläiidischen Beaötde nicht mit der Sorgfalt geprüft wird, die sie der üsieniüche» Moral, dem Interesse und der Würde be glotzen deutsche» Noch-arreich- schuldig wäre. Eni ganze« System der spitzbübischen ArbenSlbeilung besteht unter de» internationalen Werle-Agenten, um ihre Loser in die Kasernen zu locken. Ter Eine beschwatzt den jungen Mann, der Zweite giebt ihm Herberge, bi- da< Handgeld aiiSbezalill wird, beziehungsweise bis der Lenlralagent die Auszahlung sicher versoecchcn kann, der Dritte lpedirt ihn »ach Holland, der Bierie kaust sür ihn die Papiere wehrdienstunlauglicher Teulicher oder läßt solche untaugliche junge Teuische, denen man lue Auowaiideriinq jederzeit erlaubt, an ihre Gemeinde» um Euilaffun^S scheine und FnhruiigsaNeste schreiben. Die Gemeinde» sotgeu d»>er Aufforderung mit einer Sorglosigkeit, die in Holland schon oft Erstaunen erregt hat, und so Kat der betreffende untaugliche Deutsche in der Fremdeei» Papier, das er tur ä—SOGuiden (oft mehr, oil meniger) an eine» Ziviicheutiän.ler verkauft, der wieder die Annnverbenden damit aiiSilattc«. Als Fünfter kommt nun der Eeniräl-Agent i» Harbcrw jk, dem Enischisfmigsplatz, und bringt da-Lpser in die Hände seiner Näuscr, zieht von den lttiO Gulden Werbegeld 100 für die Agenten, dann t:c 8ost- »nb Reis,-Rechnung ab, und überläßt es den Rock- »ad.HoseniLndler, i»e dem neuen Soldaten seine Eivilkleidung alkaulin. die letzte Plünderung an dem Deutschen zn vollziehe», rde derselbe hinter Schloß und Riegel und m den Bauch des grrhen Sitz ffes kommt, da- iqn nach Java, Sumatra oder Süd> Borneo bringe» wirk. Und dabei >st der Miliiairdienit i» Niederländisch - Indien so gnsreibei d. daß selir Biele gar nicht, und drr Retz atS lebenslang siceiie, riilkräileie Mensche» zurücklommen. Der Krug gegen Alchin. wenn er auch »ur in kleinem Maßstabe sorigesühri wird, kostet nicht blo« durch die Scharmützel mit Eingeborenen, sondern noch mehr durch dir Marschanstrengungen in tropischer Hitze und Auscinhalt in Sumpsniederungen eine Menge von Soldaten, die durch Ncuwerbuug z» ersetzen sind. * Tie „Pall Mall Gazette" bringt an der Spitze ihrer Freitags-Nummer einen äußerst bemerkenSwertben Artikel über die Beziehungen Englands zn Frankreich und Deutschland, welcher ebenfalls, wie der bekannte Artikel der „Times", von Anfang bi» zu Ende von einem dem deutsche» Reiche und Belke außerordentlich sreundlichon Geiste durchweht ist. lieber die in Deutschland herrschende An- chauung, daß der „G"-Arlikel der „Fortnightty Review", venu auch nicht von Mr. Gladstone stammend, doch al- eine ysteuiallsche Darlegung der auswärtigen Politik des Elad- tvnc'schen EabinelS und »amentlich der Radikalen vom Schlag« Dilke'S und Ehamberlain'S betrachtet werden muffe, bemerkt das Blatt, gegen dieselbe könne nickt früh und nicht energisch genug Protest erhoben werden. Mit Bezug auf die sranrosenfreundlicke und deutschfeindliche Haltung de» in Rede stehenden Artikels sagt sodann die .Pall Mall Gazette": „Die englischen Liberale» sind allerdings Frankreich freuud- chastlich gesinnt; aber daß sie Deutschland gegenüber gleichgiltig, la jeindlich seien — das ist nicht wahr und dars nicht wahr sein. Dir Konen leider von Deutschland weniger al- von Frankreich. Mit der Zunahme der Kenntniß des unS stammverwandten Volke- wächst aber und muß die Sympathie sür die deutsche Nation und der Wunsch wachsen, Hand in Hand mit den Deutschen zu gehen, von denen wir noch mehr zu lernen haben, als sich der Durchschaitt«- Lngläuder träumen laßt, viele Liberale werden allerdings durch den äußeren Schein zu dem Glauben verleitet, daß ihre Sympathien der Republik und nicht dem autokratisch-militairisch regierten Kaiserreiche gehören müssen. Der Schein dars ra« aber nicht blende». Beide Staaten find bureaukralisch regiert, während aber in Deutschland die Bureaukratie nur al« Firniß über den Grmeindefreiheilen und dem System der Selbstregieruug liegt, an denen die teutonischen Böller zu zähe hängen, hat sie in Fraukreich da« Herz der Selbstverwaltung ausgezehrt nad die Unabhängigkeit de« nationalen Eharakier« untergraben. Boa besonderer Bedentnng ist e« auch» daß dir deutsch« Bureaukratie unvergleichlich fähiger, v»m Semeiugetfte »seit mehr beseelt »ud »nbrftechltchrr ist, al» jene Zronkreich«. Wir sind nicht pessimistisch In Bezog Frankreich, noch weniger aber vermögen wir den PeffimiSmu« zn thrilea» der betreff« de« Zukunft Deutschland« in den Kreisen nnsrrer Laud«leate s» vor herrschend ist. Der gegenwärtig in Deutschland wallend« halbe Despotismus ist eine bedaueru-werthe Nothweudigkeit der Zeit — ein Uederoangtstadium in dem Werk« der Feftigaug, da« znr Sicher heit und Freiheit de« Reiche« erforderlich ist. Dieser Zustand kann Schaden stiften: er kann z» lange dauern. Allein Deutschland h«Lt trotzdem den Wunsch nach der Sclbstregierung und besitzt all« Befähigung daz», und da« männliche Selbstvertrauen, da« hohe Pflichtgefühl, die Intelligenz und die Offenheit deS deutschen Volke« sind eine Bürgschaft für de» beständigen nnd dauernden Fortschritt. Wenn wir unt aber der auswärtigen Politik, der beiden Länder zuwenden, so wird r« noch klarer, warnn« wir gegen Deutschland kein Mißtrauen hegen, und warum wir seine Freundschaft pflegen sollten. Deutschland« Politik ist ausgesprochen ans die Erhaltuug de« all gemeinen Frieden« gerichtet. Welcher Unterschied zeigt sich nu« da «m Vergleiche mit unserem nnruhigeu, eroberungssüchtigen sraazöfi- schen Nachbarl Wahrlich wir haben allen Grund, da« Beispiel Frankreich- nicht nachzuahmen» und dagegen sorgfältig die Freund schaft einer Nation zn pflegen, die ua« und Anderen znm Muster diene» sollte!" * Die republikanische Convention in Chicago hat, wie bereits telegraphisch gemeldet, im vierten Wahlgange mit einer Stimmenmehrheit von 574 Stimmen Blain« als PräsidentschastScandidaten sür die Vereinigten Staaten proclamirt, während General Logan als Can-> didat für die Vicepräsidentschaft designirt worden ist. Der Sieg Blaine'S in der Convention hat insbesondere wegen de- großen Mehrheit, die von dem Candidaten erzielt wurde, Aussehen erregt, zumal allgemein angenommen wurde, daß der Ruf, in welchem Blaine al» Berufs politiker siebt, nicht dazu beitragen würde, ihn der Ma jorität der Delegirten zu empfehlen. Allgemein wird drnn auch angenommen, dag die Proclamirung Blaine'S aus ein Uebereinkvmmen zurückzeführt werde» muß, welche« zwischen dessen Anhängern und denjenigen des General» Logan getroffen wurde. Als die Partei des gegenwärtigen Präsidenten Arthur hiervon Kenntniß erhielt, suchle sie die Vertagung herbeizujühren; ein bezüglicher Vorschlag wurde jedoch mit 45,5 gegen 360 Stiminen abgeleknt. Der Richter Joraker von Ohio, ein Dcleairter sür Sherman, beantragte hierauf die Noininiriing Blaine'S nnd dieser Frontwechsel der Obio-Delegirlen, sowie ein Telegramm Logan'S, worin die Candikalur Blaiue's empsehlen wurde, entschied den Wahlkamps in der republikanischen Convention. BemerkenSwerth ist, daß kein einziger Staat übrig blieb, unter reffen Teiegirten nicht wenigstens cü: Tbeil sür Biaine votirte. In der Conventien selbst wurde sogleich der Antrag gestellt, die Ncminirung als einstimmig erfolgt zu elitären, waS auch ohne Debatte angenommen wurde. Der gewählte Präsidcntschaslscandidal Alaine ist gegenwärtig 54 Jahre alt und wicmele fick zuerst der journalistische» Laujbah». eb« er als „BcriisSpoliliker" in das öffentliche Leben cintrat. Im Congresse snugirle er mehrere Iabre al« Sprecher, worauf er in den Senat und dann vom Präsidenten Garficld als Minister des Auswärtigen in das Cabinet berufen wurde; eine Stellung, der er sehr bald durch die Ereignisse cntbobeu worden ist, weichen der gegenwärtige Präsitenl seine Würde versankt. Biaine bewarb sich bereits jriihcr um die höchste Slellung in der Republik, ist jedoch wiederholt unterlegen. Tie republikanische Convention bat inzwi'chc» auch ihr Programm sestgcstcllt. kein wir Folgendes rnlnebmen: „Air beklagen den Tob deS Präsidenten Garfielb, d isen gesunde SiaaismannSkunst eine starke und ersotgre che Berwaünng verhieß — eine Verheißung, welche nährend seiner karzen Amt zeit a!S Peäsi- dent vollkommen verwirklicht wurde. Seine ausgezeichneten Ersolge im Kriege und Frieden haben «kn de» Herzen deS amerikanischen Volke- iheuer gemacht. In der Brrwallung des Präsidenten Arthur erkennen wir eine loeffe, konservative »nd pa!rioli,ch> Politik, unter weicher das Land m t »icrkivürüiger Wohliahrt gesegnet worden; und wir glauliu, daß seine aiiSgezeichnetcn Dienste Ampruch aus den hcizlicben Bestall cines jede» Bürgers l aden und den selben auch cinpjangen werden. ES ist die erste Pflicht einer guten Regierung, die Rechte ihres Volks zu schützen und dessen Inkr eisen zu sördern. Die grösste Mannigfaltigkeit der Industrie ist am besten dazu angeihan, allgemeinen Wohnst »id zu erzeugen und die Behaglichkeit und Unabhängigkeit des Volkes zu kesördern. Air verlangen demnach, daß die Nuserlegiing von Zöllen auf aus.äiidlsckc Imporiariikl nicht sür Einnakniezwecke allein ei- I folgen soll, jouder» daß in der Aust ringung der erforderlichen I Eintünste lur die Negierung solche Zölle oufcrlcgt werden, die I unseren verschiedenen Industriezweigen Sicherheit und den Rechten > und Löhnen der Arbeiter Schutz gewähren, und zwar zu dem
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