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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188406240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-24
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1884
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<W0 Erscheint täglich stütz 6»/,Uhr. Leßaition und Lrpe-itio» JohanneSgaste 33. -Prechlillndru der Urdartioa: Bormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag« ö—6 Uhr. «kr tu NttSg-d- kmzcl^nttrr Maniilcr«»!« »«cht ßch dl« ittedaclicu mchl »crvttitilch. Annahme der für die nSchstfalgenst« Nnmmer bejtimmtkii Ai, fe rate an Lochentage» bis lt Uhr Nachmittag«, an Kanu- und Festtage» früh bis '<,9 Uhr. 3n den Filialen für 3ns.-Än»ahme: Ott» Klemm, Universilätsstrahe 21, Lauts Lösche, Katharinenslrabe 18, p. nur bis '/-9 Uhr. 'nMer MgtlillÄ Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 17«. Amtlicher Theil. Drkanltlmachullg. Hierdurch bringen wir unsere Bekanntmachung vom 18. Juni >883 in Erinnerung, nach welcher Erlaubnis zur Errichtung von Echankzrlte« und zun» Betriebe deS SchankgewerbeS, sowie zur Aufstellung von DerkanfSständen irgendwelcher Art in, JohanuiS- thale für den Johannistag nicht wehr erthetlt wird, auch die Abhaltung von Musik auf die Stunden von 3 bis 7 Uhr Vormittags und 4 bis 7 Uhr Nachmittags beschrankt ist. Gleichzeitig weisen wir die Gartenpachter darauf bin, daß das Verbot, daS Lchankgewerbe in ihren Gürten auSzuüben, auch für den Johannistag gilt, erinnern auch an die Strafbestimmungen im tz. 387.8 und 388.7 deS deutschen Strafgesetzbuchs, wonach daS unbefugte Schieße» mit Feuergewehr oder anderem Schiesrwerkzenge oder daS Abbrennen von Fenerwerkskvrpern an bewohnten oder von Menschen besuchten Orten oder in gefährlicher Nahe von Gebäuden oder fenerfavgenden Sachen mit Geldstrafe oder Haft bestraft wird. Gegen die Gartenpachter, welche diesen Verboten zuwider» handelten, würden wir unS außerdem veranlagt sehen, von dem Kündigung-rechte Gebrauch zu machen. Leipzig, am 2l. Juni l884. Der Rath der Stadt Leipzig. Da» Polizeiamt. vr. Georgi. Bretschneider. Kretschmer. Bekanntmachung. Nachdem wir beschlossen haben, fämmtliche Straßen, soweit die- noch nicht geschehe», der Art umznnumme» rtren, daß aus der, vo» dem Innern der Stadt aus ge rechnet, rechten Seite die Häuser gerade Nummern, aus der linken Seite aber ungerade Nummern erhalten, diese Um- «nwwertrnng aber mit Anfang de« Jahre» I88S begonnen werden soll, soweit nickt m einzelnen besonders dringenden Fällen sich die Uninumincrirung einzelner Straßen schon früher notkwcndig erweisen sollte, wird diese« mit dem Bemerken zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß die für diese Neunuinmerirung angeferliqten HauSlisken bei unS — Ralhhau» II. Etage, Zimmer Nr. 14 — zur Einsichtnahme auSgelegt worden sind. Die bctheiligte» Grundstücksbesitzer und Verwalter werden aufgesordert, die Listen bei unS während der gewöhnlichen Expeditionöstunde einzusehen und etwaige Erinnerungen gegen die Richtigkeit derselben rechtzeitig bei unS einzureichen. Leipzig, am 29. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cichoriu». Bekanntmachung. Die Arbeiten behufs Ncirpflasterung deS PeterSsteinwegcS sind vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Submittenten deshalb hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 19. Juni 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. ElchoriuS. vr. Georgi. Bekanntmachung, Generalreviston der Droschken betr. Die Generalreviston über die Droschken und deren Gespanne soll an den Tagen dcS 7. und 8. Juli d. I. vorgenommc» werden. Die concessionirten Droschkenbesitzer werden daher hiev durch veranlaßt, ihre Droschken zu den nachbenannten Zeiten und zwar: Montag, den 7. In« d. I. Nr. l—50 Vormittag- */, 9 Uhr - 51—100 . »/iio - - 10l—150 . 10 . . 151—200 » »/.II - . 201—250 Nachmittag- '/, 3 - - 251—300 . >/« 4 . » 301—350 . 4 - - 351—400 » »/« 5 « Dienstag, den 8. Juki d. I. Nr. 401-450 Vormittags »/, 9 Uhr » 451—500 . »/.10 - a»f dem Nostplatze vor den, „Grünen Daum" vor- zusahren, bez. Vorfahren zu lassen und wird hierbei aus die pünktliche Einhaltung der festgesetzten VorfahrlSzeiten noch ganz besonders bingewiesen. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnung werden für jeden einzelnen EcntraventionSfall mit Ordnungsstrafen bis Fünf Mark geahndet. u)ie Geschirre müssen sick' genau in dem im Regulative dorgeschricbencn Zustande befinden, widrigenfalls die Com cessionare ihre Bestrafung, nack Befinden die Außerbetrieb setzung der betreffenden Wagen zu gewärtigen haben. Leipzig, den 2l. Juni 1884. DaS Pvlizeiamt der Stadt Leipzig. Brelsckneiver. Muhlaer. Bekanntmachung. Die Herstellung einer Thonrobrschleuße auf der Zufuhr straße zum neuen Johannis »Friedhöfe von der Kreuzung der ehemaligen Verbindungsbahn mit der Liebigstraße bi» zu dem HauptringangSlbor de» Friedhofe- soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für dies« Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, Zimmer Nr. 14, au- und können daselbst eingcsehen refp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Lhourohrschlenste am neue« Johannis» Friedhofe" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 28. laufenden Monatl Nachmittag- 5 Uhr einziireicken. Leipzig, am l9. Juni >884. Des RathS der Stadt Leipzig Strastenbau-Depntatton. Auflage L8,6V«. Ädonnk»eu1»prei« oiertelj. 4V, Md. incl. Brillgerloha 5 Alk., durch die Post bezogen S Mk. Jede einzelne Nummer SO Vs. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gefalzt) «H»e PoftbrfSrderung 39 Mi. »tt Postbeförderung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzelle 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Labellarifcher u. Zifsernsatz nach höherm Larif. Rrclamrn unter dem Nkdactionsftrich die Spallzcile 50 Ps. Inserate sind stei« an die Expedit»«» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnreuumernnüa oder durch Pvst- nachiiahine. Dienstag den 24. Juni 1884. 78. Jahrgang. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Expecttio»Slvc>Ue wird DtenStafl den 24. und Mittwoch den 2S. Junt «. nur Vormittag- von 8—>l Uhr expcdirt. Leipzig, den 22. Juni 1854. DaS Königl. Sächs. Standesamt. Tircctor IutiuS Burckhardt. Bekanntmachung. Die Herstellung von Fußwegen au- Mosaikpflaster, so wie au- KieS an den Zusuhrstraßen zum neuen Johannis« Friedhofe soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathbau-, Zimmer Nr. 14, au- und können daselbst eingcsehen refp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: »^Herstellung von Fußwegen am neuen Johannis- Frledhofe" versehen ebendaselbst unv zwar bis z»m 28. lanfende« Monats Nachmittags S Vhr einzu reichen. Leipzig, am 19. Juni 1884. De» RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bteb-adls - Bekanntmachung. Gestohlen wurden allhier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Ein Ionilncrüderzictzer von braungestreiftem glatten Stoff, mit braunem Sammetkrageu, einer Reihe Knöpfen. verdeckter Bakterie und schwarzem Futter, aus einer Wohnung in Nr. 28o der Wind- mühlcnstraße. am 9. ds«. Mis.; 2) ein goldener Ring mit ovalem milchweißen Stein, an beiden Seiten schwarz emaillirt, au« einem Schlaflocale in Nr. 75 der UlrichS- gasse. i» der Nacht vom 12. zum 13. ds«. Mi«.; 3) ein zweirädriger Handwagen, da« Gestelle bla« und die Räder schwarz gestrichen, au« dem Hafraum des Grundstück- Nr. 19 der Babnhosstraste, am 14. ds«. Mi«.; 4) eine neusilberne vyliiiderubr mit Secnnde und geriester Rückseite, nebst kurzer Talmikrtte, daran eine Lutherdenkmünze und «in Uürschlüsscl, au« einer schlajkammcr in Nr. 51 der Nicolaistcaße, am 15. ds«. Mt«.; 5) ein schwarzlederne« Portemonnaie mit neusilbernem Beschlag, enihaltend ca. ti .«i, in zwei Thaler», einem Markstücke und kleiner Münze, sowie einen Leihhauöschrin mit der Nr. 23440, auS einer Kammer in Nr. 25 der Südstraße, in der Nacht vom 15. zum I«. ds«. Mi«.: 6) ein ebensolches Slcldtäschchen mit gelbem Schloß und einem Inhalte von 2 >6 91 in einem Zweimarkstücke und kleiner Münze, au« einer Wohnung in Nr. S der MoschelcSstraße, am 16. ds«. Mi«. Vormittag«; 7) ein Packet i» grauem Papier mit der Adresse „IV. Lpinäwr", enthaftend ein Franciikleid von hellgelbem Kaschmir, mit gelben Spitzen besetzt, und ein ebensolche« Kleid von dunkelblau gefärbtem Kanu», zertrennt, aus einem Wagen im Hofraum de« Grundstücks Nr. 15 am Grimmaischeii Sleinweg. am 14. dss. Mt«. Nachmittags; 8) ein Geldbetrag vo» !t 6 50 in einem Thaler und kleiner Münze, aus einer Wohnung in Nr. 7 der Kohlenstraße. am 16. dss. Mis. Nachmittags; 9) ein Manirsjaqnrt von grau-, braun- und rothinclirtem Stoffe, mit zwei Reihen Hornknöpsen, hellgestreiftem Arnnel- und braunem halbwollenen Schooßsuttcr — in einer Tasche befand sich eine Schmiege —, aus einer Baubude in der Weststraße, am 17. dss. Mts. Nachmittags; 10) eine Bropkapscl vo» Weißblech, braun gestrichen und mit Goldstrcisen verziert, aus einem Küchenraume in Nr. 19 der Nicolai strabe, am 18. dsS. Mis. Abend«; 11) eine Fraucn-Latzschürze von roth- und weißgestreiftem Leinen, mit weißem Besatz, eine hellblaue Kinderschürze mir Aermeln und dunkelblauem Besatz und ein grauleinenes Handtuch» gez. L. X., aus einem GartenhäuSchen in dem Grundstück Nr. 4 der Harkortstraße, vom 14. bis 19. dss. MtS.; 12) ein Paar laugschäftigc Stiefel» von Rindleder, mit rothem Schastsutter, Doppeliohlc» und Absatzeisen, aus einer Wohnung in Nr. 29 der Ulrichsgasse, in der Zeit vom 12. bi- 17. ds«. Mts.; 13) vier Stückchen Lutter, eine Flasche vier und eia Trier von Porzellan, mittelst Einbruchs au« drei Kellerabtheilungen im Grundstück Nr. 22 der Elsterstrabe, am 17. ds«. Mt«. Abend«; 14) ein braunseidener Lamen-Regenschirm mit geschnitztem Elsenbeingriff, an welchem die verschlungenen Buchstaben k. k. an- gehracht sind, au« einem Gastlocale in Nr. S der Wintergartenstraße, in den ersten Tagen dl«. Mt«.; 15) eine kleine Caffrtte von Eisenblech, enthaltend ca. 7 ^4 in div. kleiner Münze, an« einem gleichen Locale in Nr. 22/24 der Schloßgasse, in der Zeit vom 14. bi» 20. ds«. Mt«.; 16) ein Muff von schwarzem Pelz, zwei leinene Frane»- he«ben. A. L. ge,., und fünf bt« sechs ebensolche Taschentücher mit demselben Zeichen, au« einer Wohnung in Nr. 13 am Brühl, innerhalb der letzten 14 Tage; 17) ein schwarzer MannSrock, mit zwei Reihen Knüpsen, schwarzem Futter, im Henkel mit der Firma „6. ll. Voigch, Leipaig". au« einer Wohnung in Nr. 24 der Burgftraße, am 19. dss. Mt«.; 18) eine Gtlbfuunnc von 5 5V in fünf Markstücken und einem Fünftigpleniiigstücke, au« einer Ankleidezelle im Dianabad, am 21. ds«. Mts. Abend«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thätrr sind ungesäumt bei unserer Lriminal- Abiheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 23. Juni 1884. Tu« P«lizri-Auit der Stadt Leipzig. Bretschneider. Kneschke. Erledigt bat sich unsere de» Gelbgießcr Gustav Emil Wilhelm Flügel aus Reudnitz betreffende Bekaiinlinachung vom 18. diese- Monat« durch Aufgleisung de» Genannten. Leipzig, den S2. Juni 1834. Las Pvlizeiamt der Stadt Leipzig Bretschneider. Ridr. Faidix. Auctioiislocal -es BSnigl. Amtsgerichts. Zur Versteigerung sollen TauuerSlaa, den 26. d. M, va» 10 llhr Vormittag« und evrut. 9 Ühe Nachmittag« an ei» Pferd, 2 einspännige Rüst- und 1 Kutschwagen. 1 zweirädriger Handivagen, 8 Stück Wagens-dern, ferner 1 Sattler- und andre« Nähmaschinen, 1 Blasebalg, 2 Hobelbänke, 2 Elojct«, 1 eiserner «eldkafte», 1 Ga«ei»richiung. ingleichen 1 Billard, 1 Piauiuo, L Stück nn»«>«»Petr Wach«kipse. B crgiäser, eine Partie Luxus- papier, sowie ein« grützere Anzahl einfache und Hetzer« Viövrl, al«: 2 Garnituren, Schränke, verticow«, Schreibsecreiaire, SophoS. Tische, Waschtische, Kommoden. 20 amerikanische und andere Stühle, Bett stellen mit Matratzen. Regulateure, Rahmenuhren, gräßere und kleinere Spiegel, Bilder, Ladentaseln, Waarenschräulr, gut gehaltene Herren, kieidnngsftücke, Wäsche. Federbette» und eiue Lylinderuhr gebracht werden. Leipzig, de» 20. Juni 1884. Vielst, Gerichtsvollzieher. Die aus Dannerstag. d««2s. d. M. 12'/, Uhr Nach- »ittag«, in der vaherischen Straste Rr. 1l8,H«s, ,ngekünd,gte Versteigerung findet nicht statt. Leipzig, den 23. Juni 1884. Lieltz, Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Theil. Lei Schluß der Session. * Man schreibt uns auS Berlin: Die diesmalige parlamentarische Session hat damit begonnen, daß man von recht« und von links den Tod der nationaltiberalen Partei meldete^ die Fusionistcn, oder, wie sich die Nensorlfchrittter selbst nennen, die „dentsch-freisiiinigc" Partei balle sich gebildet unv stimmte in den großen Jubel der Rückschrittler ein, daß man endlich dahin gekommen sei. das „Handeln und Ver mitteln" auszugcbc», Laß endlich ..Klarbcit in die Situation" gekommen sei. Die Zeit der Mittelparteien sei Galt Lob vor über : eS sei die Zeit gekommen, wo sich die Geister scheiden müßten, nur recht» oder link- sei die Parole, ein Mittelding gebe eS nicht. Je weiter die Session vorschritt, und da man sah, daß die Nationalliberalen noch immer lebten, wurde weiter auf sie gescholten, von Zeit zu Zeit wnrven sie für .ganz todt" erklärt, bi« in der letzten Woche die „Kreuzzeitung" dahin gelangte, sie als „wirklich todt" zu bezeichnen. DaS Merkwürdigste bei diescrAufsassung war, daß, während die Nationalliberalen lebten und wirkten, während sie un entwegt ihrem Programm treu blieben, während sie in Heidel- dcrg, Neustadt und Berlin ihr frühere- Programm bestätigten — diese „totteil" Naticnalliberaleu von recht- und von links mit dem größten Eifer, ja mit Zudringlichkeit uniworben wurden, daß man nicht aushörte, um ihre Unterstützung zu buhlen. Die nationallibcrale Partei bat sich niemal« „vom Linken umgarnen" lasten, aber eben deshalb konnte der Abg. Mar- quartscn auch diese Ermahnung, als sie unseren Kreunden von recht« zugcrusen wurde, al- überflüssig zurnckweifcn unv dem Herrn von Minnigerode, als er feinen Lockruf erschallen ließ, erwidern: „Du bist der beste Bruder auch nicht!" Wir sind nicht reactionair, so oft es auch Herr Eugen Richter und seine Hintermänner behaupten möge», und wir sind keine Demokraten, keine Freunde und Anhänger der bloßen Opposition, wenn unö auch die „Kreuz,citung" und der „ReichSdote" noch hundertmal diesen unbegründeten Bor wurf entgegenschleudern sollten. Wir sind und bleiben nationallibcral, da» heißt national gesinnt und bestrebt, den Ausbau der Verfassung und der Verwaltung de» Reiche» und der Einzelslaalcn in srcibeitlichcin, dem Geiste des Jahr hunderts entsprechendem Sinne auSzubaue». liniere wirk lichen und angeblichen Freunde wissen LaS ebenso gut wie unsere Feinde; aber da ihnen die Wabrnebmung nicht ent gehen kann, daß nnlcre politische Auffassung nicht nur an und in sich die begründetste ist, daß sie deshalb auch, trotzdem eS manchmal bei oberflächlicher Auffassung ander» erscheinen mag, immer weitere BolkSkrcise ergreift, darum beehre» sie u»S mit ihrem kauernden Haß, daher widmen sie uns ihre grollenden Artikel. Wir haben nicht nöthig. uns unserer Leistungen und Verdienste zu rühmen — für unS spricht die Geschichte, für unS zeugt auch die wiederholte Anerkennung deS leitenden Staatsmannes, deS ersten Staatsmannes seiner Zeit, seine- Jahrhundert». Die Rückschrittler, welche uns heute nicht arg genug schmähen können, sic haben dem Fürsten Bismarck seiner Zeit die geforderte Unterstützung versagt, die Fortschrittler haben dem Kanzler Sckritl für Schritt Schwierigkeiten bereitet, und wenn e« nach diesen beiden Parteigruppen gegangen wäre — wir hätten noch lange kein deutsches Reich. Mit Vorliebe Pflegen unS unsere Gegner al- „Doktrinäre* zu bezeichnen, unv glauben uns damit einen besonderen Makel anheften zu können. Daß wir nicht die verrufenen „Schwächlinge" und Doktrinäre sind, haben wir aber früh genug bewiesen, da wir eben mit aller Begeisterung und mit unserer ganzen Kraft sür die großen Schöpfungen de- Fürsten Bismarck eingetreten sind und ihm unseren Beistand geliehen haben; wir zeigen eS auch heute, jeden Tag. indem wir »nS durch die vielen und heftigen Angriffe nicht beirren lasten, an dem sestzuhalten, wa- wir sür heilsam ballen, waS wir für de- BolkeS Wohl als gut unv ersprießlich erkannt haben. Freilich beruht die nationalliberale Partei nicht aus irgend einer Interessengemeinschaft, wie denn der wahre Liberalismus zum größten Theil die Frucht theoretischen Nach denken- über den Staat, seine Ausgaben und Mittel, seine Ziele und Grenzen ist. Dock bei diesen theoretisch-ideale» Neigungen bleidt die nationalliderale Partei im praltisch- politischen Leben besonder- befähigt, mitzunrbciten; kenn die praktische Politik kann nur durch den Gedanken gebildet und beherrscht werden. Die bloße Interessengemeinschaft reicht nicht hin, um aus sie eine politische Partei zu gründen. Der moderne Staat verfolgt die verschiedenartigste» Zwecke, und wenn in einseitiger Weise locale, Stande--, Berufs« oder sonstige Interessen vertreten werden sollen, so kann die- nimmermehr die Ausgabe einer politischen Partei sein. ES ist brüte nicht unsere Ausgabe, uns in theoretischen AuSeinander'etzungen Uber die Ansgaben der verschiedenen Parteien Überhaupt und der nationallideralen im Besonderen im ergehen. Aber daraus glauben wir Hinweisen zu sollen, daß Worte und Namen »och lange keine Partei au-machen. Die sogenannte „freisinnige" Partei halt eS sür ersorverlich, sich besonder- al- „deutsch" zu bezeichnen. Wir haben da- nicht nöthig. und welcherlei Ängrisje wir auch erfahren haben, da- hat doch noch Niemand aiizuzweiseln gewagt, daß wir in un verbrüchlicher Treue zu Kaiser und Reich stehen. Treu wie Gold sind wir stet- erfunden worben. Als den nationalsten Mann baden wir iminerden Schöpfer unserer Einheit, den Mann, welcher zu unserem Heile die Geschicke Deutschland- unter unserem greisen Heltenkaiser leitet, »nseren Kanzler, erkannt, und wir halten es auch darum, wen» uns auch die letzten Jahre eine gewisse Zurück haltung auserlegt haben, sür unsere Pflicht, dem Fürsten BiSmarck nach wie vor bei allen Borlagen, welche wir sür nützlich halten, unsere volle und ganze Unterstützung zu leihen. Die letzten Wochen haben wiederum den Beweis geliefert, daß wir nicht nur Worte macken, sondern sie auch erfüllen. Wie eS unsere Freunde aus den, Berliner Parteitage ausgesprochen, hält eS die nationalliderale Partei sür ihre Pflicht, die RcichSregierung in ihren aus die Verbesserung der socialen Lage der arbeitenden Elassen gerichteten Be strebungen zu unterstützen. Am 18. Mai hat die Partei daS Versprechen abgelegt, vor Allem dafür einzutreten. daß da» UnsallvcrstcherungSgesetz im Lause dieser Session zu Stande kommt. Die Partei hat ihr Wort eingclöst. Sie ist mit aller Kraft bemüht gewesen, in der Cvmnilssion und im Plenum da» Gesetz zu fordern, und wenn wir eS auch be dauern. daß eS nicht immer gelungen, die Forderungen der liberalen Partei kurchziisetzen, so empfinden wir doch heule bereits eine freudige Genuathuung, daS Werk durch eifrige Arbeit lo weit gebracht zu haben. Die zweite Lesung ist ab geschlossen, und an dein Zustandekommen deö heilsamen Ge setze» ist kein Zweifel mehr. In der zu Heidelberg von unseren Freunden angenommenen Erklärung ist anerkannt, daß u. A. durch eine höhere Be steuerung der Börsengeschäfte die Mittel zu gewinnen sind, um schwer drückende Steuern anderer Art zu erleichtern. Diese Nothwendigkeit. wie wir sie erkannt, haben wir auch den Muth gehabt, ofscn zu bekennen. Aller Hohn der Gegner kann unS nur in der Uebcrzeugunz von der Richtigkeit unserer Ausfassung bestärken. Die Regierung hat eS unternommen, dem Plan durch eine an den BundeSrath gelangte Vorlage Ausdruck zu geben. Der Entwurf schießt indcß weit über da von unS in Aussicht genommene Ziel hinaus. Die- haben wir wiederum ebenso offen und unumwunden ausgesprochen und die Haltung der nationalliberalcn Fraktion im Reichs tage diesen Gesetzentwürfe wird beweisen, daß diese Auf fassung in der ganzen Partei getheilt wird. Fürst Bismarck hat ausdrücklich Veranlassung genommen, e- al- eine Erfindung und Erdichtung zu bezeichnen, daß er sich jemals über die nationalliberale Partei in der absprecheuden Weise geäußert habe» wie e- Berläumder aufgebracht haben. Zu rechter Zeit ist damit eine Geschicht-fLlschung ausgedeckt. Ader der Reichskanzler hat überhaupt sich mit größter Anerkennung über die von den Nationalliberale» bekundete patriotische Haltung au-gesprochen. Wir baben di« feste Ucterzeugung. daß in nicht fernerZeit diese Anerkennung »n« auch in weiten Volkskreisen zu Theil werden wird, und daß wir gar bald berufen sein werden, durch weitere- Wirken unseren Gegnern weitere und mächtigere Beweise uulere« DascinS zu geben. Uns selbst müssen wir nur treu bleiben, und deshalb die Aufforderung unserer Delegirte» befolaea: An allen Orten müssen sich unser« Parteigenossen sammeln und bei den bevorstehenden Wahlen «it voller Hingebung ihre politische Pflicht erfülle«! Leipzig, 24. Jom 1884. * Der Budgetcommifsion de- Reichstage« ist eine Zusammenstellung der Ergebnisse de-Reichs- haushalt-etat- vom EtatSjahr >883/84 zugeganarn, unv zwar nur derjenigen Ausgaben und Einnahmen in abge rundeten Beträgen, welche aus da- Abschlußergebniß de- ReichS- han-halt» von Einfluß sind. Die an die einzelnen Bundes staaten zur Ucberweisiina gelangenden Zoll- und Steuerbe träge belaufen sich an Zöllen und Tabaksteuer auf 72,665,000 gegen den Etat weniger 6,751,000 ^e, an Stempelabgaben l 3,094,000 gegen den Etat mehr 9,834,000 zusammen 85,759.000 .X!, gegen den Etat weniger 5,767,000 an fortdauernde» Ausgaben erforderten einen Mehrbetrag die Positionen Reichstag 35,000 Au-wärtigc- Amt 345,000, Marine 352,000, allgemeiner Pension-fond- 195,000 .6 Im Ganzen verringerten fick die Ausgaben gegen den Voranschlag nni 1,73l,000^k Die einmaligen Ausgaben sind überschritten bei dem Reicksherr nm 1,683,000 .< bei der Marine um 7000, bei dem Reichsschatzamt um 222,000, bei der Neichsschuld um 98,000, bei der Eisenbahnverwaltung »m 419,000 zu sammen um 2,187,000 ^ Im Ganzen sind die Ausgaben unter Abzug der Minderansätze überschritten nm 436,000 ^ Mehreinnahmen wurden erzielt bei der Salzfleucr gegen den Voranschlag 1,025,000 ^e, bei der Draustcuer 1,716,000, bei der Wechselstempelsteuer 277,000, a» statistischer Gebühr 48.000 Der Ueberscbuß der Post- und Tclegraphen- verwaltung beträgt 441,000 der Eisenbahnverwaltung 444,000 ^ Mehreinnahmen wurden erzielt beim Bank wesen 423,000 --e. durch verschiedene BerwallungSeinnahinen 439,000 .F, durch Zinsen au» belegten RcichSgeldcrn 843.000.6 Die Summe der Einnahmen betrug 450,673,000 .6 (weniger 1,469,000 ^k), die Summe der Ausgaben 452,578,000 .6 (weniger 436,000 -6), mithin Fehlbetrag 1,905,>100 -6 * Der schlesische nationalliberale Parteitag ist am Sonntag in BreSlau abgchalten worden. An der sehr zahlreich besuchten Versammlung nahmen u. A. Theil: der StaatSministcr a. D. Hobrecht, der Oberbergrath a. D. l)r. Wächter, die Abreordnclen Seidler, Bollert, v. Sckcncken- torff, vr. Gneist, der Rector der Breslauer Universität Professor Rocpell und die Mitglieder de- neuen Wahlvereins. Professor Roepell eröfsnete die Versammlung mit einer Ansprache; außerdem sprachen Hobrecht, Gneist und v. Schonckcndorfs. Schließlich gelangte folgende Resolution zur Annahme: „Der schlesische nativnallihcrale Parteitag erklärt freudig seinen Anschluß an die Berliner Erklärung vom >8. Mai o., be schließ! die Eonstilnirnng eine» nationalliberalcn Eentral- Evmit-S sür die Provinz Schlesien und beauftragt den Breslauer nationalliberalen Wahlverei» mit der Ecnstituirung deS Central-CemildS." * Fürst Bismarck hatte, wie bereit» mitgetbeilt, nach dem dir übrigen Gaste der parlamentarischen MatinSe sich zurückgezogen, noch eine längere Unterredung mit den nationalliberalen Abgg. Gneist und Schläger. Die Herren blieben aus besondere Einladung bi- gegen 3 Uhr bei dem Reick-kanzler. Ueber diese Unterredung, der auch der Finanz- minister v. Scholz in einer gewissen Entfernung beiwohnte, verlautet nach der „National-Zeitung" noch Folgende«: Fürst Bismarck sprach znnöchst über rein familiürr Angel»«», beiten, er betonte, daß er sich freue, daß Graf Herbert, um dem» staai«männ>!che Ausbildung sich ja Professor Gneist so verdieut gemocht bade, so gut einschlage und ein so schneidiger Diplomat werd«. Auch seinem zweiten Lohn, dem Grafen Wilhelm, der sich fleißig rfti- ardeii», ertbeilie der Fürst Lob. Dann wandt« sich da« Gespräch politischen Verhältnissen zu. Der Fürst berührte znuächft di« »iel. besprochene Angelegenheit der Verhandlungen über den Eintritt
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