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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188406284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-28
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1884
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Vrfchelut täglich früh 6V,Uhr. Urdartion und LrveLiti«« Johanaesgassk 33. Aprechkundrn der Uedarlisn: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. tzln »I, »Ul«,ab, «l»,handln M-riuI-rir« «ich« sich tu »ietacuoa n>chl »crdmNu». Annahme »er für öle nichftf«>»e«»e Nummer bestimmte» Inserate a» Wachen»,,,,, »i» 2 Utzr Nachmitta,». an»«nn- «n» -efttagr« früh di» ',S Utzr. 3« Heu Filialen für Zns.-^nnahme: Ott« Riem«. Universikäisstrahe 21» L*ui» Lüsche, Aalharineastraß« 18, «. «ur bi» '/.» Utzr. Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LS,«0«. Adonnementoprei» oiertelj. 4'/, Md. inel. Bringerlohu b Mk.. durch die Post bezogen 6 Mt Jede einzelne Nummer L0 Ps. Belegexcniplar 10 Ps. Gebühren jür Exlrabeilageu sin Tageblatt-Format gesalzt) Ohne Postbesörderung 39 Mk. «lt Poftdesorderuug 4V Mi. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Schriften laut auferem Prei». vcrzeichniß. Tabellarischer n. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Leclamen nntrr dem lirdartionostrich di» Spallzeile bO Ps. Inserate sind stet« an die Eypedittan zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeouim>rau<Iu oder durch P-st- Nachnahme. 18V. Sonnabend den 28. Juni 1884. 78. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Um bei Aufgabe der LegitimationSkartcn zum Abholer! des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, dah Karte nnb Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. LxpeäMoii ües laviprlxvr ^uxvdluttes. Jur geMlgtn Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 2». Inni, Bormittags nur bis jrv Uhr geöffnet. LxpviUtlon äe» I «lprlxvr?nxcMntt«8. Amtlicher Theil. Vrkllnntmachnng. >» Montag deu 30- Juni diese» Jahre» wird mit der Einlegung von Gasrohre» aus dem zwischen Kaiser-Wilhelm- Straße und Bayerischen Straße delegenen Theile der Schenkrudorfstratze begonnen. E« werben deshalb die jeweilig in Angriff genommenen Strecken auf die Dauer der Arbeiten für alle« »«befugte« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 2b. Juni 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Hrnnig. Dir Zinsen der Frege'schen Stiftung zur Belohnung treuer und unbescholtener Dienstboten, welche mindestens 20 Jahre hindurch bei einer oder doch nur bei zwei Herr- schäften in hiesiger Stadt im Dienste gestanden haben, sind a» 80. August d. I. in Beträgen von mindesten» 30 zu vrrtheilen. Empfang-berechtigt sind nur wirtliche Dienstboten, d. b. solche, welche zur ausschließlichen Leistung häuslicher Dienste gedungen sind und bei der Dienstherrschaft Wohnung und Kost haben. Bewerbungen sind bi» zum 28. Juli d. I. unter Bei fügung von Zeugnissen der Dienstherrschaften bei uns auzubringen. Spätere Anmeldungen, sowie Bewerbungen von Dienstboten, welche au» obiger Stiftung bereit» einmal belohnt worden sind, können nicht berücksichtigt werden. Leipzig, den 24. Juni 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Bekanntmachung. Die Lieferung von Bordsteine« für da- Jahr 1884 soll an einen Lieferanten vergeben werden. Die Bedingungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbao-Berwaltnng. RathhanS. 2. Etag, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingcsehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Luffebnst: „Lieferung von Bordsteinen" versehe» ebendaselbst und zwar bis zum 7. J«lt lfd». Ihr». Nachmittag» ö Uhr «inzureichen. Leipzig, am 23. Inn, t884. Der Rath der Stadt Leipzig. - vr. Georgi. Eichoriu». Bekanntmachung. Di« Herstellung der schmiedeeisernen Gelinder auf deu neu zu erbauenden Ufermauern am Schulplatz und an Lurgrnstein's Garten soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Di« Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berwallung. Rathhau«. Zimmer Nr. l4» au» und können daselbst «ingesehen resp entnommen werden. Bezüglich« Offerten sind verlieqelt und mit der Aufschrift: „Ufcrnranergclander" versehe» ebendaselbst und zwar bis zum 7. Jnlt lfd. I., Raehnrtttagü 8 Uhr ein,»reichen. Leipzig, am 20. J»»i 1884 De» Rath» der Stadt Leipzig Etraßenbav-Depuiatio«. Bekanntmachung. Di« UuSslihrung der Erd-, Mauer» unk Stcinmetzarbeitrn lur den Neubau der Ufermauern am Schulplah und an Lurgenstein'S Garten soll an einen Unleraehmrr in Acrord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für dies« Arbeiten liegen in unserer T'ksbau-Verwaltung, Rakbbau». Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werde«. Bezügliche Offerte» sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Ufernranerbav" «ersehe« ebendaselbst, und zwar ln» zum 7. Juli laufenden Jahre», Nachmittag« 5 Ubr. einzureicheu. Leipzig, am 20. Juni >884. DeS Rath- der Stadt Leipzig Strastcnbau-Deputatioa. Bekanntmachung. Die Herstellung von Mosaikpflaster in der kiebigstraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Bcrwaltung. Rathhau». II. Etage. Zimmer Nr 14. au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Mosaikpstaster t« der Liedtgstra-e" versehen ebendaleldtt und zwar bi» zum v. Jnlt vr.. Rach mittag» 8 Uhr einzureicheir. Leipzig, am 27. Juni 1884. DeS RatkS der Stadt Leipzig Straßenbau Deputation. Bekanntmachung.^ Die Herstellung von verichievenen Fußweg-Uebergängen in Schlackengußsteinen soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Du Bekingnngen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefban-Berwallung. Rathhau», Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezüglich« Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Fu-wegüdergange" versehen ebendaselbst unk zwar b>« zum 3. Juli lausenden Jahre» Nachmittag» 5 Uhr rinzureichen. Leipzig, am 23. Juni 1884. DeS Rath» der Stadt Leipzig Stra-eabau Deputation. erledigt hat sich die unter dem 20. Juni d». I». erlassene Bekannt machung, die ledig« Bertha Anna Hetneriet au» Zwenkau betreffend. Leipzig, den 23. Juni 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. (Arneenanet.) Ludwig-Wols. Dotgr. erledigt bat sich unsere Bekanntmachung vom lv. April ds». I»., den Schieferdecker Friedrich Max Robert Rohfeld de. trrffenb. Leipzig, de» 21. Juni 1884 Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwig-Wolf. Werner. Gesucht der am SO. August 1854 zu Beuthnig bei Groß-Glogau geborene Bergolver Franz Josef Anton Kretschmer, welcher zur Fürsorge für seine der öfsenllichen Unterstützung anheim gefallene Familie anzubaltcn ist. Leipzig, am 23. Juni 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. <Arme«amt.b k> kwig-Wols. Werner. erledigt erlösten« Bekanntmachung, im Blüht in Folge ctnc» hat sich die von «n» »nter dem 20. d die Persönlichkeit der am 14. ds». Nil Blulsturze» verstorbenen Frau betreffend. Leipzig, den 24. Juni 1884. La« Poltzetamt der Stadt Leipzig —^ Bretschneider. Die «ns da» Winlerbalbjahr 1884/85 für da» Königliche Amt» geeicht Leipzig zu liefernden circa bÄlO Ltr. gut« schlackenfreie Pechstückkoble, 700 » b»km. Braunkohle, beste Oualität, 3000 Klgr. Petrvlru«, sind »nter den bet der »aterzeichneteo Cassenftell« «inzuseheudra Be dingungen z» »ergeben. Aagebvte sind bi» 7. Znit diese« Ingres schriftlich „her «inzureichen. Auswahl outer den Offerenten bleibt Vorbehalte». Leipzig. ,« 2«. Juni 1884. Hanpl-Gportelcaffkn-Vermalinn, t« Kü«i«Uchen Amtsgericht tzas. Zimmer 1»». Vekknutmachnng. Die Lieferung von 30 Ctr. Petroleum, bOOO » circa guter schlackenfrrier Pechstückkohle vnd 1000 . . böhmischer Braunkohle bester Qualität »s da» Winterhalbjahr I884/8S für da» Königliche Landgericht und e Staat-anwaltschast hier soll unter den bei der Taffenvenoaltuug » Landgericht» elnzuseheudcn Bedingungen vergcbca werde». Angebote sind bi» zum t« 2«li d. A hriftlich einzureichen und bleibt Auswahl uutcr de» Neflectanten »behalte«. Leipzig, am 27 Juni 1884. Da» Königliche Landgericht. Die Siele eine» Schutzmann« in hiesiger Gemeind«, welch, lit 800 ^l «ehol, nnd SO Belle,»ungsgeld dottr« «st. «st sassrt » besetze». Geeiqnetr Bewerber, welche ihrer Milltairpflicht genüg» aben müssen, «ollen ihr» selbstgeschriebene« Gesuch« auf tze« Gr- leindeburfau MSckrrn abged»,. «ückrrn. deu 2«. g„« 1884. G»» Memeliidenaettand. Nichtamtlicher Thetl. Jur Lolouisationsfrage. Eine gleiche Begriffsverwirrung, wie sie die Postkampsrr» Vorlage zu Wege gebracht hat. ist noch nicht dagewesen, 'o lange wir rin deutsche» Parlamcnt haben. Da» deutsch« Volk bat die Erklärungen, welche der Reichskanzler in der Commission abgegeben bat. mit freudiger Zustimmung begrüßt, e» war vollkommen zufrieden damit, daß die ReichSregierung seinen Colonisation»bestrcbungen helfend und fördernd zur Seite steht, und daß sie sich nicht mit dem Schutz begnügen will, welchen sie dem Hause Lüderitz al» Besitzer von Angra Pequena gewährt, sondern daß sie diesen Schutz überall da aewähren will, wo deutsche Colonisten sich ansieveln, nachdem sie da- zu colonisirende Gebiet in Besitz genommen haben; da tritt plötzlich Windthorst am Donner-lag im Reichstage aus und verkündet: „Der Reichskanzler hat in der Commission Aeußerungen über die Colonisation gelhan, von denen ich irünschle, daß ganz Deutschland sie hörte; denn sie würden die Begeisterung für die Colonisalion dSmpsen." Nun. ganz Deutschland bat die Worte de» Reichskanzler» gehört, aber seine Begeisterung für die Colonisalion ist dadurch nicht qedämpsl, sondern nur vergrößert worden. In welchem Sinne der Reichskanzler die Förderung der Colonisalion versteht, hat er in der Coenmission-lltzung vom Montag deutlich genug zu erkennen gegeben, indem er sagte, kaß die Colonisalion au» der Mitte deS Volke» hcrauSwachsen müsse, und daß sich da» Reich aus den Sckntz de» kurch Prival- bestrebungen Geschaffenen beschränken würde. Im Reichs tage hal kann der Reichskanzler noch hinzugesiigt: „Natürlich würden wir eine ganz falsche Politik treiben, wenn wir Ober» und Unterbeamte und Garnisonen in die Colonie schicken wollten; wir wollen vielmehr den Interessenten der Colonien gleichzeitig auch da- Regieren überlasten und die Autorität etwa durch einen Cvnsul wahren. Dir wollen n,cht Provinzen gründen, aber deutsche Niederlassunge» schützen durch da» Reick." Da geht dem Abgeordneten Eugen Richter erst ein Licht auf, so daß er mit dem Bekenntnis» herauSrückt: durch die höchst danken-werthen Aufklärungen, welche Fürst BiSmarck soeben gegeben habe, seien viele Be- sürchlunge» zerstreu«, und die ganze Situalicn wesentlich zum Vvrtbeile der Subvenlion-vorlage geklärt. So begriffsstutzig ist Eugen Richter nicht, daß e» für ihn der au»drllck- lichen Miltbeilung de» Reichskanzler» bedurft hätte, daß er keine Provinren in fernen Ländern gründen und ReichS- beaiiite und Militair hioschicken wolle, sondern die Interessen der Colonien durch Consuln vertreten lassen wolle. Nein, Eugen Richter ist allmälig zu der Einsicht gelangt, daß der Widerstand der Deutsch-Freisinnigen gegen die Dampscrvvrlage ihnen bei den devvrslthriidrn Reich-tagS- ivahlen oanz unberechenbaren Schaben zusügen könnte, und deshalb hat «r e» voraezogen, noch kurz vor Tboretschluß eine Schwenkung zu vollziehen und da» ganze Odium für da» Scheitern der Borlage aus da» Centrum zu wälzen Damit wird er aber wenig Glück habe»; denn man braucht nur die Rede Bamberger'S zu lesen, um zu erkennen, daß dieser und natürlich seine Anhänger gleichsall» diese Schwenkung nicht milmmachen gesonnen sind, daß er vielmehr noch genau aus demselben Standtpuncte steht, den er am 14. Juni im Reichstage in zweistündiger Rede auSeinandergesetzt hat. Er will .den Frieden de» Reiche» nicht von jedem Colonisation«. Abenteuercr gefährden lassen-, und außerdem halte der Herr d»c Stirn, zu sagen: er habe die Frage etwa« spöttisch be handelt: denn die bohle Eitelkeit deS deutschen Volke» verdiene diesen Spott. Auf so thörichte, von maßloser Selbstllber. schätzui'g zeugende Worte giebt e» nur eine Antwort, und taS ist die Ablehnung der Wiederwahl ve» Herrn Bamberger, für welche ja in Rheinhessen im Wahlbezirke Bambcrger'» bereit» heule egitirt wirv. Auch die Rede Rickcrt'» in der DonnerStagrsitznng de» Reichstag» verrielh nur da» Bestreben, den durch seine bi«, herig« Haltung in der Postbampfersrage bei den Wählen« gemachlen Eindruck abzuschwächen. .Dir Aeußerungen de» Herrn Reichskanzler» über Colonisation sind von unserer Partei freudig begrüßt worden, wir sehen darin da» Heil der Zukunft-. Da» klingt doch ganz ander», at» die Nicht- dewilligung der geforderten 4 Millionen für die Einrichtung von Postdampferverdindungen. Aber auch dafür weiß Herr Rickert einen Au-weg: „Wir haben der Vorlage in dieser Form nicht zugestimmt, damit ist doch aber nicht gesagt, daß wir un» gegen jede Subvention erklären". Solche Wechsel auf Sie Zulunst üben aus die Wähler »ach den Erfahrungen der gegenwärtigen Reich«tag-session keine Wirkung mehr au». Die Abgeordneten von der freisinnigen Partei werden ihren Wählern darüber Rede stehen müssen, weshalb sie gegen die Verlängerung de» Socialistengesetze» gestimmt, we-halb sie dem Zustandekommen de» UnsallversichernngSgesetze» Hinder niffe bereitet und we»halo sie die Bewilligung der Da»ivser> Vorlage vereitelt haben. Der Treppenwitz kommt letzt zu spät, die Session ist zu Ende, und e» wird sich zeigen, ob die Herren Freisinnigen mit ihrem Rechenschaftsbericht vor ihren Wählern bestehen werden. Die Erkältung, welche sich der Reichskanzler am Montag Abend durch die Thcilnahme an der Commissionssitzung zn- aezogen hat, scheint nicht von Vedeutung zu sei», wie au» sein.» «ihlagfrrtigen Reden vom Donnerstag erfreulicher Deiie ^roörgeht. Die Abfertigung, welch« er Bamberger zu Thril werden ließ, wirv dieser so bald nicht verwinden: .WaS Herr I)r. Bamberger von der Schwäche unserer Marine gesagt hat. mag richtig sein; ich al- Kanzler de» deutschen Reiche« habe nicht den Mutd gehabt, kiese Bankerott erklärung unserer Marine auSzusprechcn-. Es war nicht möglich, die ganz verwerfliche Haltung Bamberger'» kreffenkcr zu cbarakterisire» Und wa» erwiderte der so Abgcscrliglc? .Der Rcick-kanzler meinte, ich Hab« gesprccben wie ein eng» lischer Minister. O nein, ein englischer Minister hält« gerade gewünscht, daß Deutschland» Marine irgendwo engagirt ist. wo England sie gelegentlich sesthalten kann.- Wenn dem wirklich so wäre, dann bätte England nicht in der Angra- Pequena-Angelegenheit klein beigegeben. England hütet sich wohlweislich, mit Deutschland Händel anzusangrn, H rr Bamberger traut den Engländern feindliche Absichten zu, die sie in der Tbat nicht haben. Der Reichskanzler nahm auch Gelegenheit. Deutschland» Beziebmigen zu Frankreich zu erwähnen, «nd in vieler Hin sicht hat «r allerdings .hockst dankenswcrlhe Aufklärungen" gegeben. BiSmarck war e», der e» nicht zu einem zweiten Kriege »,il Frankreich hat kommen lasten, obwohl die Neigung dar» überall vorbanken war. Und beut« sind »nlere Be. ziehuiigen zu Frankreich so vertraulich und freundlich wie zu irgend einem Lande, e» herrscht volle» Vertrauen auf Gegen seitigkeit und Ebrlichkeit. Fürst BiSmarck gab seiner Freude über diese Thatsache Au-druck, um zugleich >cder Mißdeutung seiner neulich«« Bemerkung Uber den Nasenstüber zu de» qegnen, der in der Gegend von Metz seine Rückwirkung äußern würde. Wir bedauern e» lebhaft, daß die Damvfervorlage in dieser Session nickt mehr zu Stande gekommen ist; da sie aber dein nächsten Reichstag« wieder vorgelegl werden wird, so ist Hoffnung vorhanden, daß sie dann um so sicherer an- genommen wirb, wenn auch Winklhorst mit dem Gclde der Steuerzahler nicht speculiren will. Dieser Appell an die Wähler »>aa seine Wirkung nicht verfehlen, aber andererseits erweckt die heutig« Sachlage die besten Erwartungen sür die näwsten RcichStagSwablen. Mit einem verhänaiüßvolleren Scdlußcsjecl sür die Zukunft der deutschfreisiniilgenPartei konnte die NeichStagSsession nicht zum Abschluß kommen, al» er durch die Haltung der Freisinnigen in der Dampfersrage crzicli worden ist. Zuerst vollständiger Mangel an Versiändniß sür die nationale Bedeutung der Vorlage, und dann plötzlich ein: nachträgliche Einsicht, deren Gewaltsamkeit ganz unverkennbar zu Tage liegt. Mil einer so schwankenden Haltung der Ab geordneten ist liberalen Wählern nicht gedient, diese haben ein Recht daraus, von den Abgeordneten zu verlangen, daß sie wissen, wa» sie wollen, unk daß ihnen das Wohl de« Ganzen böber stckt, al» engherzige Parteirücksichlcn. Die keutsch-srcisinnige Partei hat sogleich in der erste» ReichS- tagSsesnon nach ihrer Constituirung ein so entschiedene» Fiasko gemacht, daß ihr kein günstiges Prognostiken für ihre fernere Wirksamkeit gestellt werden kann. Wenn die 100 bei den nächsten RcichStagSwablen aus 50 zusaminensckrumpfen, da»», kann die .freisinnige Partei- noch von Glück sagen. * Leipzig, 28. Juni 1884. * Mit dem bevorstehenden Schlüsse der ReichStaH-- session dürste aus dem Gebiete der inneren Politik zunächst eine zeitweilige Abspannung und Stille eintreten, wie sie da» charakteristische Merkmal der sogenannten i»i»oil moN« bildet. Wesentlich andere Perspectiven eröffnen sich jedoch der auswärtigen Politik. Seit den Tagen de» Berliner Eongresse», resp. der Berliner Conserenz. ist die europäische Diplomatie kaum temal» so geschäftig gewesen, wie eben jetzt. Die Erklärung hierfür ist unschwer zu finden. Alle Wett weiß, daß ein« ganze Reihe schwebender Magen ihrer Entscheidung harrt, und zwar in möglichster Bälde. Al» erste auf dem Plane erscheint die Regelung de» egyp tischen Problem» mittelst westmächtlicher Initiativ«, aber «uter gemeinsamer Autorität der leitende» Cabinet«. In enger Wechselbeziehung mit de« eigentlichen «zyprischen Pro» bleme steht die Frag« betreff» Nrutralisirung d^ Suezranal» und betreff» Regelung der intrrnattonaleu SanitälScvntrole. Ein ganz besondere» Interesse nimmt die Congosrag« in Anspruch. Endlich hat sich zu den vorstehend erwähnten Affairen noch der serbisch» bul garische Streitfall al» letzte» aktuelle» Object der euro päischen Jurisdiction gesellt. Alle diese Fragen harren ihrer Au»tragung im Eonserenzwege. Wa» nun die Domicilirung der verschiedenen projectirten Eonserenzen anlangt, so ist darüber, abgesehen von London, al» dem Orte de» Zusammen tritt- der im engeren Sinne de» Worte» sogenannten «gyp. tischen Conserenz, noch gar nicht» mit Siche,heit bestimmt Wohl hört man Rom al» den BersammIungSpunct sür die Conserenz betreff» der Regelung der SanitätScontrole in Egypten nennen, während für die Congo - Conserenz aus Pan» oder Brüssel hingewiesen wird, und damit Berlin nicht leer auSgehe. nennt man die deutsche Reick-bauptstadt al ben muthmaßlichen Versammlungsort der serbisch-bulgarischen Conserenz. * Man wird erwarten dürfen, daß die dritte Lesung de» U »sal lve rsicherungSgesepe» rasch zu Ende geht. Die Differenzpuiicte sind schon in den vorangegangene» Berathungen aufs Gründlichste erörtert und e» ist jetzt eine Grundlage hergcstcllt. auf welcher da» Zustandekommen de» Gesetze» mit einer sehr bedeutenden Mehrbeit gesichert ist. Die Ziigeständniffe, welche Centrum und Conservative noch in letzter Stunde, namentlich in der Carenrsrage, gemacht haben, erleichtern den Nakionalliberalen die Zustimmung zu dein Gesetz wesentlich, wenn sie gleich auch jetzt noch schwer wiegende Wünsche zu unterdrücken sich entschließen müssen. ES ist erfreulich, daß eine so wichtige und grundlegende socialpolitischc Reform nicht mit einer knappe» M-ckrheit von wenigen Stimmen, sondern mit dem volle» Gewicht der Nebcrcinstiinmung aller Parteien mit Ausnahme der äußersten Linken in» Leben tritt. Ihre Wirksamkeit muß dadurch wesentlich erhöht werden. ' Sonntag den 29. Juni findet in Darmstadt eine allgemeine LandeSversammlung der hessische» Nationalliberalen statt. Die Herren Marguardsen. EnnecceruS und hessische Landtagsabgeordnete werden spreche». * Einen grellen Mißklaug in die schöne Harmonie dcr ostasialischen Action de» Herrn Ferry bringt die in Pari» eingegangenc Meldung au» Hanoi, baß die Chinesen in vertragswidriger Wcise ncuerding» feindselig gegen fran zösische Truppen ausgetreten sind. Mehrere tausend Mann regulairer chinesischer Soldaten haben am Montag daS aus dem Marsche nach Längs»» befinklicke Detachement angegriffen und beiiilelbe» ein relativ ernstes Gefecht geliefert, in welchem die Franzosen sieben Tobte und zwciundvierzig Berwundclc einbüßten. General Negrier ist sofort mit Verstärkungen nach dem Schauplatz de» Kampfe» abgegangen und wird ohne Zweifel sür auSgiekigste Genugthuung dcr französischen Waffen sorgen. Der Zwischenfall zeigt aber, wie unberechen bar nach europäischen Begriffen die Zustänke in den neuesten französische» Territoriaterwerbungen sind. * Auch die Russen habe» Anlaß, mit den Chinesen unznsrieden zu sein Au» Kasckghar gebt den „MoSkowskija Wetomosti" eine Corrcsponkenz zu, in welcher bittere Klage über die Handlungsweise der chinesischen Behörden ge- sührt wird. „Go haben", schreibt der LorrespoiidenI, „die chlnesiNien Be- Hörde» unlängst besohlen, alle rnlfilchen Untirtkanrn au« Chola», Parkend und Al-Su aiiSziiwcise». Au» «k-Lu sind die Ausgewirsenrn als Bettler bereit« in Kaichghar angekommen. Ihre eigenen llnter- »hancn ans Kolchghnr, welche ruisijche Waarcn auesübren, habe» die Lyinesra ebenfalls zurückgelchickl. Gerüchten zufolge solle» unsere mohamedan!scher, Unlerthauen auch aus anderen Ortschaften, ja sogar au» Kafchqhar vertrieben werden". Was nützt der Bertrag von 188l, wenn man unseren mohame- danilchen Unterthanen hier den Handel verbleiet nnd unsere Hüadler au» Kaschghar verireibi? Wen» da» unlere modamedamschen Ka«f- lente früher gewußi Hütten, fo wären sie längst mit allen thrru Waa-en nach Haus« gereist. Während der ISjährlgen Negierung Jakub-Bek« wagten di« Lhinefen es kaum, sich vier zu zeigen. Jetzt bedrängen »n« di« Chinese, hier beständig. E» wäre an der Zeit, virs« unruhlgen Nachbarn zur Ordnung zu bringen und denselb«, nicht zu gestatten. Verträge zu »eri.tzcn. Selbstverständlich sind »ir viel mächiiger als die Chinese». Bon Turkestan und dem Steppe«.
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