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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188406266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840626
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840626
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-26
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.06.1884
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L. I-tt. » h-LtH le mr« 1 In« »» kr-tra-t. !»»>>»« tilgst »IHio sLr I«- u«.»^ >»lLV t»o»i AI.!«, UX/K> «» IS7-/I ir>«, Ho», ML, »tt.So ««.» TOI», SL»> >»». r-SItd-ni, k »Ui-d-kl ctt dt»», woi-ni-o») 177^> IM- «!,- 7875 ISIb« lki Sr 12-' - »iii! v«.i< »>!>!,, »0» I»!2k> Nc-^, bbt,- lit! Io SLi» St. I'rtl>r.M7o „-Id N- 0» «» litSdo IM» 1«« «» ML t>l — «>» raeo ° sät.» i L.i>»r»i»L v«». iww ,1s h»' im.w IS7.W l vi- -Lot. I»U der lpt1- ^ I« ics «i . 0»«t«rr, Süd «s- lM.- tLl,»> bv.a- 17»» 1M.7» n»t»u » »»« ,r Ln«»."» « a i» » a> 3 17V «. !28 » 87 0 L8 cki ot. I,. ct. " °t > eds et.! - Klon. I»M S >01 li 1770 a !»» Ivo o Lik i» a 1001. o 1011, a Mi« a IV2Ü io»l MZ 10 b, 5 s»1« o Ivs-Ü cr Mi. a Mi, a « «». n. ooo ISO bi, : 172.75 ^l, S.—p-i Zeptomdor- . — Spirltu- 52.— 4l,p«r mr: Llatter. 3»i>tou>d«r- ,t. — LnKr ila«d«rie>>»,> 8optewder- .) (Leit « lX» Snlloo. ort 8000 N. m»t, 70» l« »«knüll spiegelS »kl, >: 128 ivfer„Polp- y of Rom." >fer..Lepha sch« Dampfe, tar-Da«psei » Liverpool ' von Hüll verpool; >> er Ratioa.il Rich..,«nd", ew-Dork; in Philadelphia Okrfch-tnt täglich früh 6'/,Uhr. Netaction und Expedition Johannesgasse SS. Sprechstunden der Krdortion: vormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag- ö—6 Uhr. ae» dt» Ntl»ß»d« ein»rt»ud,er M»i,uicrl»t« «»cht sich »I« Ntdaclun »übt rirbmdliq. tiWgtr — »er fiir die nSchftfalgrod« Nu««er bcstimmten Inserate an «achentagen bi» L Uhr Nachmittag», an »an», nnb Aefttageu srntz bi«'/.» Uhr. 3n de« Filialen für Ins.-Ännahme: Ott« Klemm, UniversitStSstratze 21, L«ni» Lßschr, Katharinenstrabe 18, p. nnr bi« '/.S Uhr. Anzeiger. Organ sör Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auslage LS 6VO. Ädounements-reiü oiertelj. 4'/, incl. Bringerloha 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Jormat gesalzt) ohne Postbejördcrung 39 Mk. Mit Postbefbrderuag 18 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriste» laut unserem Prech- verzeichnjß. Tabellarischer u. Zifsernsatz nach hüherm Taris. Neclamen unter dem Nedartionrstrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate sind stets an die ttxpe»ttt«n zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeminwrnixlo oder durch Past- nachuahmr. 178. Donnerstag den 26. Juni 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Die Herstellung von (HrauitlrottoirS läng» der Umfassungs mauer de« neuen IohanniSsriedhoscS von der ehemaligen Verbindungsbahn bi« zum HauvtemgangSlhor de» Friedhofes soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. - Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berwaltung. RathhauS, Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „GrantttrottoirS am neuen JohanniS.Ariedhofe" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 2. Juli lausenden Jahre« Nachmittag« 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am IS. Juni l884. DeS RathS der Stadt Leipzig Stratzenba»»Deputation. Bekanntmachung. Die Lieferung und Beilegung von Granitplatten und Schwellen in der Gerberstrage soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Ties bau-Berwallnng, RathhauS. Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingeschcn resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Trottoirs der Gerberstraße" Versehen ebendaselbst und zwar bi» zum 8. Juli lfd. JrS., Nachmittag» S Uhr einzureichen. Leipzig, am 24. Juni 1884. DeS Rath» der Stadt Leipzig! Straßenbau-Deputation Bekanntmachung. Die Herstellung von Fußwegen mit Granitplatten und dergleichei, Schwellen in der Liebigstraße soll an einen Unter uehmcr in Accord verdungen werde». Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen i« unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau«, Zimmer Nr. 14, au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. ' Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoir» in der Liebigstraße" versehe« ebendaselbst und zwar bi« zum ». Juli vr., Nachmittag» S Uhr emzureichen. Leipzig, am 24. Juni 1884. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Gesucht der Kaufmann Lont» Baumgarteu, geboren am 18. August 1850 zu Bockau, welcher zur Fürsorge für seinen in Waisenpflege befindlichen Sohn Carl Gotthold Baum garten anzuhalten ist. Leipzig, den 23. Juni 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armeuamt.) Ludwig-Wolf. Hchn. Di« ötkeutUebeu krtlkuv^en äerUodammsn-ScdvIsrinuen Msrüen kr«1t»s äo» 27. unck Lonoadenil <ien 23. Sun!, jeäesmat von 3 bi» 5 Ubr im Uönaal« ckes I'rier'soken Inslirute», 6riwm»i,eb«r Steinvrsg 12, adxekalteu werden. krotsssor vr. 6r«dö. Verüciacruna. Srettas, den 27. Juni 1884, 4 Uhr «a»«ttta««. soll im Gasthaus zum Magdeburger v«f, Sutrltzscher «trahe Nr. ». hier, ein neuer MöbettranSportwagen meistbietend gegen sofortige Baarzahluag versteigert werde». Leipzig, den SS. Juni 1884. Stetndeik. Gerichtsvollzieher. Bange Straße Nr. 26 soll Kreit«», den 27. d. M., 10 Uhr vormittags «ine Gchnest» presse von Albert L To. versteigert werden. Leipzig, den 23. Juni 1884. vielst, «erlchtwollzleher. Nichtamtlicher Theil. Die deutsche Lolomalpolitik. Fürst Bismarck hat in der MontagSsitzung der Budget commisston seine Colonialpolitik klar unv deutlich dargelegt. Er beabsichtigt nicht, von Reich-Wegen Colonien zu gründen, aber er wird jeder derartigen Privat-Unternehniung den Schutz de« Reiche« angedeihen lassen und in allen Fällen^ in welchen Deutsche herrenloses Land in Besitz nehmen, Förderung ge- wLhreu. Die Dampservorlage erscheint dem Fürsten un trennbar von dieser Colonialpolitik und die Ablehnung der selben würde ihn entmuthigen, auf dem betretenen Wege sortinsahren. Damit ist die deutsche Colonialpolitik so vollständig jedem Zweifel unv jeder Mißdeutung entrückt, daß die Haltung de« CentrumSsührcr» und der Mit glieder der deutschfreisinniHei, Partei angesichts dieser Eröfs »ungen geradezu unbegreiflich erscheint. Rickert kann den Zusammenhang der Dampservorlage mit der Colonialpolitik nicht würdigen und bält sich an die finanzielle Seite der Frage. Bamberger hat Angst vor einem Seekriege mit England oder Frankreich, den, unsere Marine noch nicht gewachsen sein würde, und Windthorst findet, daß durch die Besprechung der Colonialfrage die nebelhafte» Vorstellungen darüber, d»e be sonder« in Süddenlschlaiid beständen, ernüchtert werde» würden. WaS der CentrumSsiihrer mit seiner Schlußerklärung sagen Wollte, daß man nach dem Gang der Debatte gar nicht mehr aus dem Boden der Vorlage siebe und deshalb besser th»n würde, sie dem nächsten Reichstage ;u überweise», ist vollend« »«verständlich und verblüffend. Der Kanzler ließ c« an einer krittligen Antwort aus diesen Winkelzug nickt schien. Er ent nahm au» den Erklärungen Dmdtliorst'S. daß man c« z» einer Verhandlung im Plc,:,»» nicht kommen lassen wolle, und be stand darauf, daß durch namentliche Abstimmung jeder Ab geordnete in die Lage versetzt werde, den Math seiner Meinung zu beweisen. Die ganze Debatte war ein erneute« bcklagcnSwerthe« Zeugniß dafür, wohin man mit der Verheißung in ein be- »imintes Parteiprogramm kommt, ohne die thatsäcblichen Vcr- bättnisie zu berücksichtigen und da« Wohl de« Ganzen im Auge :u behalten. Von der Bewegung, welche heute durck ganz Deutschland geht zu Gunsten einer Ausbreitung und Uebertragung deutscher Cultur aus ferne Länder, bleiben die Herren vom Ccntruin und von der freisinnigen Partei voll ständig unberührt. Sic halten sich an die concretcn Finanz- sragcn und rechnen, wo es an jeder Unterlage für die Rech nung fehlt. Jedes höheren Gedanken« bar, sehen sie den Wald vor Bäumen nicht und Bamberger sieht Deutschland schon im Geiste in einen Seekrieg init den Meer be herrschenden Nationen verwickelt und tief gcbemüthigt. Wenn doch solche Leute sich nicht mit Dingen belasten wollten, die weit über ihren Gesichtskreis hinaus- gehcn, wenn doch der Reichsschuster bei seinen Leisten bleiben wollte. Tie Sorge, wie wir un« au« kriegerischen Verwicke lungen mit Ehren cherauSziehen, kann Herr Bamberger ge trost dem Fürsten Bismarck überlasten, und wa« etwa später sich au« der deutschen Colonialpolitik ergeben könnte, ge hört nicht in den Bereich der BudgetcommissionSberathnng. Für jetzt genügt e«, daß wir zu Lande über eine Macht ver fügen, die jeder anderen Großmacht gewachsen, wo nicht überlegen ist. Fürst Bismarck machte diese Thatsacke an einem Beispiele klar. Wir brauchten un« durchaus keine an die Colonien appticirten Nasenstüber gefallen zu lasten. Frankreich liege vor den Thoren von Metz, und wenn durch dasselbe deutschen ReichSangehörigcn in fernen Ländern Unbill zugefüat würde, so würde das in der Gegend von Metz nicht oyne Rückwirkung bleiben. In Bezug auf England führte der Kanzler kein Beispiel an, aber es liegt auf der Hand, daß wir auch England gegenüber in der Lage sind, jede Unbill, w-'che diese Macht gegen deutsche Colonisten üben wollte, gebührend zurückzuweiscn. Deutschland ist iu der Lag«, Englands gesammte europäische Politik lahm zu legen, und wenn auch der Verfasser de« Artikel« in der „Fortnightly Review" grvßmiilhig aus Englands Machtstellung in Europa Verzicht leistet, so würde die Ausführung diese« Verzicht« doch mit Folgen für England verbunden sein» die ihm auch in Asien und Afrika nur allzu fühlbar werden würden. Auf den Bamberger'schen Seekrieg können wir e« ruhig ankommen lasten, da bekannt lich nicht die ganze Flotte einer Macht an einem bestimmten Puncte des Meere« versammelt zu sein pflegt, und wie sich die Sache im Einzelkampf gestalten würde, können wir ruhig abwarten. Da« englische Kriegsschiff, welche« fick vor Kurze», nack Angra Pequcna begeben hat, um dort eventuell „Ruhe zu stiften", würde sich' gewiß nicht so ohne Weiteres mit einem deutschen Schiffe in einen Kampf eingelassen haben, wenn ihm ein solche« auf seiner JnspcclivnSfahrl begegnet wäre, schon wegen der unberechenbaren Folgen, die ei» solcher Angriff unfehlbar nack sich ziehen mußte. Herr Bamberger übersieht in seinem Eifer, die Dampservorlage zu Falle zu bringen, daß Teutschland ja auch seefahrende Ver bündete hat, die ihm im Kriegsfälle mit ihren Flotten zu Hilfe kommen würden. Doch da« ist überhaupt ein Ein- wand, der kaum eine ernsthafte Abfertigung verdient. Für die Gegenwart und die nächste Znkunst ist cs von Wichtigkeit, daß England seine Ansprüche ans Angra Pequena ausaegeben hat, daß demnach die Ltideritz'schen Erwerbungen in Südafrika ohne Widerspruch England« den Schutz des deutschen Reiche« genießen. Die höhnische Bemerkung Eugen Richter'«, daß es von England sehr klug gehandelt sei, un« das „sterile Sandloch" zu überlasten, zeigt nur, daß e« dem Herrn Abgeordneten an jeglichem Berständniß für die Trag weite dieser Besitzerwerbung mangelt. Er hätte in dieser Beziehung etwa« von den Abgeordneten de« Transvaattandcs lernen können, welche die deutscheNachbarschast mit Heller Freude begrüßen, weil sie wissen, wa« der Schutz Deutschlands werth ist. Au» den Mittheilunaen de» NeichSkanzler« haben wir auch zu unserer lebhaften Freude entnommen, daß ähnliche Be strebungen wie die de« Kaufmann« Lüderitz, von welchen jetzt zu sprechen noch nicht an der Zeit sei, im Gange befindlich sind und daß Deutschland entschlossen ist, die Bildung eine« Freistaate« am Congo zu unterstützen und dahin zu wirken, daß der Handel mit diesen Gebieten auch für Deutschland von allen Abgaben befreit bleibe. E» weht ein frischer Luft zug in Deutschland, welcher die Unternehmungslust, deutsches Wesen und deutsche Kraft auf ferne Länder zu verpflanzen, anreat. Wir bedürfen eine« Abzug«canal» für den Uebcrschuß an Kraft und Menschenmaterial, damit wir im Lande selbst an Svielraum für eine gedeihliche Entwickelung gewinnen. Die sociale Frage verliert einen Theil ihrer Gefahr, wenn wir in die Lage kommen, unsere in der Heimath nicht verwertbaren Arbeitskräfte an da« Ausland abzugcben. Windthorst irrt, wenn er glaubt, daß diese Bewegung auf da« stark bevölkerte Süddeulschland beschränkt ist. ganz ab gesehen von der Thatsacke. daß die dichteste Bevölkerung nicht in Süddeulschland, sondern in Mitteldeutschland anzutreffen ist. vor Allem in Sachsen. Aber die Europamüdigkeit bat auch in weniger dicht bevölkerten Theilen Deutschlands seil geraumer Zeit einen erschreckenden Umfang gewonnen, wie in Ostpreußen, wo ein großer Theil der Landbevölkerung dem Vaterland« den Rücken gewandt bat und nach Amerika aus- gewandcrt ist. Warum soll die Dampservorlage dem kommenden Reichstag aufgcspart werden? Die Antwort darauf hat Herr Windthorst sltr sich behalten. Wir wollen sie ergänzen: Damit er inzwischen Gelegenheit erkält, den Kaufpreis für die Zustimmung de« Centrum« m dieser Frage sestzustellen und einzubeimsen. Hoffentlich wird da- Centrum in der Dampfer srage seinem Führer wieder den Geborsam auskündigcn, wie da« in einer Frage geschehen ist. in welcher wir auf der Seite Windthorst'« standen, al« e« sich um die Entlastung der Re dakteure von der Verantwortlichkeit wegen der Inserate von Acticugescllschaslcn handelte. Wenn bei einer nament lichen A bstimmung über die Dampservorlage da« Centrum und dieDeutscbsreisiiinigen mit „Nein" stimmen, so wird ihnen diese« Votum aus« Kerb holz für die nächsten ReickStagSwalilen gesetzt und da könnte denn doch di- Wählerschaft dieser Parteien in die Brüche gehen. * Wir geben zur Ergänzung der vorslebendcn AuSsübrungen noch einen Artikel der „ Nationalliberalen Corrcspon - denz" wieder, welche sich mit derselben Frage beschäftigt. Das genannte Parteiorgan schreibt: Die Sitzung dcrBudgctcommissiondeSRcichStag»vom 23. ist den wichtigsten Ereignissen dieser Session zuzuzähle». Seit Jahren ist man über die Stellung unseres leitenden StaaiömanncS zu den in Deutschland immer populärer werdenden Colonial- bcstredungcn im Unklaren gewesen: jetzt Hai dic PostdainpferiubvenliviiS- vorlaqe dem Fürsten BiSmarck Gelegenheit gegeben, diese Stellung deulbch zu bezeichnen. Sein Programm ist klar und »elt. Keine künstliche Cvloniengründung von NcichSwegen, wohl aber Schutz des gleiche« sür die aus der privaten Initiative von Reichs angehörigen hcrvorgegangeneu, so zu sagen wildgewachlenen Unter nehmungen. Ausdrücklich hat der Kanzler dabei aus das Bei spiel der Entstehung des ostindischen Reiches hiugcwiesen. Wie sehr er jeder stcaltichm Unternehmung in dieser Richtung widerstrebt, er hellt am besten auS der dem Abg. Richter gegenüber gegebenen Ver sicherung, daß er die RcichSeasse nicht mit einem Groschen !ür die Grün dung von Colonien i» Anspruch zu nehmen beabsichtige. Es ist be zeichnend, welckie Wirkung diese unzweideuligc» Erklärungen üblen. Herr Windthorst meinte, daß sie dein „Lolonialichwmdel", wie er zur Zeit namcnilich in Süddeulschland herrsche, eine heilsame Er nüchterung bereiten würden; Herr Hainmacher erkannte in ihnen ein durchaus rationelles und biitigrn-werlheS Programm; Herr Richter bestritt die Zweckmäßigkeit einer generellen Stellungnahme in der Lolonialfrage und hielt die Entscheidung von Fall zu Fall sür das allein Richtige; Herr Bamberger aber erging sich in einer scharfen, ja bissigen Kritik, deren praktischer Sinn, wie der Kanzler treffend bemerkte, allein darauf hinauSlausen konnte, daß dem deutsche» Reiche jegliche Colonial- Politik grundsätzlich zu untersage» sei. Man kennt die Geringschätzung, mit welcher Herr Bamberger jede deutsche TolonisatioaSbestrebung im Voraus verurtheilt; daß er aber auch deutsche» Ansiedelungen, die nun einmal gegen seine bessere Einsicht auf bis dahin von einer civilisirten Macht nicht occupirtem Gebiete aus eigener Krast ent- standen sind, den Schutz dcS Reiches nicht gewähre« will, das er fahren wir erst jetzt. Und interessanter noch, als dieser Standpunct selbst, ist seine Begründung. Lediglich die Furcht vor Verwickelungen mit den seetüchtigeren Mächte» bestimmte Herrn Bamberger. Wieder holt sprach er von „Nasenstübern", welche die deutschen Colonisten vo» Engländern oder Franzosen erhalten könnten, und er schien zu glauben, daß wir denselben gegenüber machtlos sein würden. So lies redete er sich in seine Sorge um die sür die Ehre und die Ruhe Deutschlands gefährlichen Verlegenheiten hinein, daß er schließlich rund Hera»« der überseeischen Politik de- Kanzlers ein Mißtrauensvotum erthrilte. Bitter, aber gerecht antioortete ihm der Kanzler mit dem Au-druck der Befriedigung darüber, daß dies« Rede, die im Munde eine- englischen Staatsmannes sich recht gut ausgenommen haben würde, nicht in öffentlicher Reichstag-,itzunq gehalten sei. Ja der Thal ist c-Z ein trauriges Schauspiel, einen von nationaler Begeisterung einst so durchglühie» Mann, wie Herr Bamberger, jetzt >o kleinmütbig von der Macht- stellung de- deutschen Reiche» denken zu sehen. Muß eS nicht lief beschämend sür ihn sei», von demselben Staatsmanne, dem auch er als dem verdientesten Gründer des deutschen Reiches einst zugejubctt, sich fragen zu lassen, ob er das Jahr 1870 ganz vergesse» habe? sich aus seinen eigenen Reden Stellen vorlesen zu lasse», welche jenen kräiiierijchen Klcinmuth aus's Schärfste verurtheilcn? Ohne jeden Auslug von Ruhmredigkeit, mit jener durch daS Bcwußliein der eigene» Friedensliebe getragenen Ruhe und Offenheit hat Fürst BiSmarck auSeinandergesetzt, wie daS Gewicht, welches den, dcuischen Reiche in Europa beiwohne, den Werth, den seine Freundschaft sür jede andere Macht habe, auch ohne gewaltigere Flotte auSreiche, jene „Nasenstüber" z» verhüte» und berechtigten denrichen Ansprüchen Berücksichtigung zu sichern. Und der Kanzler war ja in demselben Augenblicke in der Lage, mit dem NuSgange der Verhandlungen über die Angra Pequena-Fragc einen concretcn Beweis sür die Richligkeit seiner Aussaffnng beizubringe»! Mil Freude wird inan in de» weilcslen Kreisen die bclrcffcndc Mittheilung des Reichskanzler« begrüßen und »icbt minder die Hindcutung aus einige andere noch »ich! zur Der össcnllichuiig geeignete Fälle, in denen er ebenso zu handeln bcab> sichtige. TaS Mißtrauensvotum des Herr» Bamberger wird — davon darf man überzeugt sein — selbst in der „freisinnigen" Partei nicht ungetheilten Beifall finde»; die ungebeuere Mehrheit deS deutschen Volkes wird auch in den jetzt an die Oesscntlichkeit gelangten colonml-polili'che» Grilndjätzcn nur einen neuen Ansdruck jener staats »iän»ischen Weisben erblicke», welche der auswärtigen Politik deS Fürste» Bismarck seit langen Jahren das allgemeinste und niivedingteste Vertrauen gewonnen hat. Der wiederholt aus- Lebhafteste geäußerte Wunsch des Kanzlers, durch die Pleiiarabstlmmnng über die Post dampservorlage seinen colonial-politischen Standpunct noch in der gegenwärtigen Session einer klare» Entscheidung des Reichstags unterzogen z» sehen, wird durch den Widerstand des CciitriiniS und der „Freisinnigen" vereitelt. (DaS wollen wir nicht hoffen. D. Red.) Damit wird jedoch die diesen beiden Parteien höchst unbequeme Sache nicht begraben werden. Im Begentheil, di- Frage ist gestellt und da- Farbebrkeunen wird keiuer Partei erspart werden. Leipzig, 26. Juni 1884. * Eine am 22. d. M. in Dortmund stattgehabte, vom libercrlenWahlcomitbeinberufeneBcrsammlung hat nach einem Bortrage de« LandtagSabg. Schmieding einstimmig folgende Resolution angenommen: .Da« liberale Wahlcvmitv für den ReichStagswahlkrei« Dortmund bekennt seine lieber einstimmung mit den Grundsätzen der Heidelberger Er lliirung vom 2S. März d. I. Die Versammlung begrüßt in dieser Erklärung mit Genugthuung da« Bestreben der liberalen Partei, sich den positiven Aufgaben de« Staate« auf dem Gebiete des wirthfchastlichen und socialen Leben« energisch wieder zuzuwenden. Vorbehaltlich sorgfältiger Prüfung der einzelnen gebotenen Maßnahmen hält sie eine Unterstützung de« Reichskanzler« bei seinem eifrigen Eintreten sür die Inter esse» der Laidwirthsckast, des Handel- und der Industrie auch durch den liberalen Theil der Volksvertretung sür geboten Insbesondere hält die Versammlung e« sür eine Pflicht der liberalen Partei, die Reichsregierung in ihren Bestrebungen für da» Wohl der arbeitenden Elasten durch Schaffung von Kranken«. Unfallversicherung«- und AlterSversorgungS-Casien zu unterstützen. Auch die Förderung der deutschen Colonial bestrebungen glaubt sie von einer nationalen Votksvcrtrctiiiw erwarten zu dürfen. Bei künftigen ReichStagswahlr» soll die Ausstellung der Candidaten im Sinne vorstehender Rejv lntion erfolgen." * In Brandenburg erläßt eine Anzahl angesehener Bürger einen „Ausruf an die Nationalliberalen E« heißt darin: „Lange Jabre schon hatten die kiesigen Nationalliberalen, um die liberale Sache nicht zu schädigen alle Wahlangelcgenheiten in die Hand der rührigen Fort scbrittler gelegt, die cS am besten verstanden, der conservakivcn Propaganda ein Paroli zu bieten. W>c schade, daß sie nicht auch verstanden, de» Wünschen der Nat onalliberalen Rechnung zu tragen! — „Allzu scharf macht schartig",— daS Ausstellen von Candidaten der äußersten Linken hatte endlich die Folge daß viele, viele liberale Wähler theil« sich der Wakl rul hielte», Iheils i» das konservative Lager übergingen, wail drin bekannten Resultate sübrle, daß unser Wahlkreis im Reichstage secessionistisch, im Landtage conservat.v verluitcn wurde." Der Aufruf schließt mit der Aiijsordcrung a? die Nationalliberalen, sich selbstständig zusammenzuschaaren, ein eigene« Wahlcomil« zu gründen und einen Candidaten fiir die RcichstagSwahlen auszustelle», der da« Heidelberg-Berliner s Zrvgranim durchführen zu Helsen bereit ist. * Tie „Norddeutsche Allgemeine Zcilung" schreibt zur Post- dampfer-SubventionS-Frage: „Die Debatte, welche gestern Abend in der Budgetcommission de« Reichstage« bei Bcrathung des Gesetzentwurf« über die Subventio- nirnng neuer Dampserlinien stattsand, l)at jedenfalls den Reiz der Neuheit. Insbesondere gilt die« von den Aus- lühningen, in welchen die „Freisinnigen" ihre Stellung zu den Coloniatfragen darlcgtc». In allen Tonarten versuchte Herr Bamberger die Colonialbestrebungen der Deutschen theil« lächerlich zu machen, theil« al« gefährlich und sriedestvrend binznstellcn. Seine ganze Rede lrng die Signatur der Demuth, wenn nicht der Feigheit gegen da« Ausland, und da« Wort de« Kanzlers au« dem Jahre 1868, daß die Furcht im deutschen Herzen kein Echo findet, trifft aus diese FractionS- bestrebungen nicht mehr zu. E« sind freilich auch 16 Jahre her. Bamberger schilderte in verächtlichen Farben alle von Deutschen bisher seiner Auffassung nach ver- uchten Coloniatl'cstrcbnngen, deren Ende in der Regel der Bankerott und der Bratspieß wilder Menschenfresser für die Bethciligtcn gewesen sei. Hauptsächlich aber fürchtet Herr Bamberger, daß wir mit stärkeren Seemächten dadurch in Conflict geralhen, und er wünscht daher keine Schutzerweiterung für gewagte überseeische Unternehmungen. Ter Reichskanzler erwiderte ihm, daß die natürliche Folge dieser Austastung der Zukunft der Deutschen al« Seefahrer die sei, daß inan gegen jede Subvention unserer Dampfer« liiiien stimme, und daß die Ablehnung der jetzigen Vorlage sich nur al« die logische Eonsequenz der Bamberger'schen Auf astung de« maritimen Berus« der Deutschen charakterijire» die danach ihren Ehrgeiz nicht Höker spannen dürsten al« vor 50 Jahren, d. h. mit dem Hut in einer und einem guten Stück Geld in der anderen Hand demülhig ihre Wege unter Diildinig anderer seefahrenden Nationen zu suche» hätte»." * Die morganatische Ehe de« Großherzog« von Hessen scheint zu mancberlci Verwickelungen zu führen Nachdem vor einigen Tagen schon da« „Mainzer Tageblatt" gemeldet hatte, daß das Oberlandcsgericht zu Darmstadt gewichtige Bedenken gegen die rechtliche Lösbarkeit jener Ehe aus Grund der bestehenden Gesetzgebung erhebe, läßt sich jetzt auch die „Germania" au« Mainz schreiben: Wie cS beißt, wurde d-i-Oberlandcsgericht iu Dar«stad» mit der rechitichcn Ausgabe betraut, den Grobherzog zu scheiveu, allein cS soll sich dazu nicht in der Lage erklärt haben. In der Th<>' kennt die jenseitige Gesetzgebung nur eine Scheidung aus bestimmt Gründen, Eine Scheidung, wie sie da« sranzSsischc Gesetz (in Mail hat, mit gegenseitiger Einwilligung, giebt eS nicht. Somit müßte» ! EhescheidiingSgründe sammt den Beweisen dem Oderlandesgrrich vorgelegt, von demselben geprüft »nd über deren Vorhandenst» wie über Heren juristische» Werth Entscheidung getroffen werde». Be greiflicher Weise ist das in einer »ach allen Richtungen so delikate» Sache ungemein peinlich. Man spricht deshalb davon, daß die arfetz- gebcndcu Factorcn cingrcifcn sollte». Aber da- würde auch vo» Complicativiien begleitet sein, die sehr unangenehm wären. Jeden falls würde dadurch eine Verschiebung des Landtagsschlusses angezeigt. Ausfallend ist eS jedenfalls, daß man den Schluß auf den 24. oder 25, Juni annahni, und heute, am 2l,, sind die Abgeordnete» »och nicht cinberuscn. Man hat auch von einer Reactivirung deS MinisterS von Starck gciproch n; derselbe soll an die Spitz: de- Rechuu»gS« IwscS treten, ES müßten dazu mehrsachc Beamtencrnennungen statt- flndcn. Ich glaube nicht daran: soweit ich die Verhältnisse kenne, ist das mehr der Ausdruck verschiedener Wünsche als eine Thatfache. Erwähnt zu werden verdient, daß die hessischen National- liberalen in ibrcm kürzlich erschienenen Wahlaufrufe dem abqeganzencn Minister ein Vertrauensvotum ertheilen. * Ter erwähnte Wahlaufruf der hessischen Fort schrittspartei (nationalliberalen Partei) hat folgende« Wortlaut: Die ErgänzungSwahlcn zum 25. hessischen Landtage stehe» nahe bevor. Der unerwartete Rücktritt des StaatSininisters v. Starck, dessen vcrsassungSlnäßigc, gerechte und einsichtsvolle Führung der Staatsgeschäste der verdienten Anerkennung bei »ns sicher ist, hat nach der bekannten Gesinnung »nd der bestimmten in der Zweiten Kammer der Stände abgegebenen Erklärung seines Nachfolger- einen Shstcinwechscl nicht zur Folge. Wir dürse» als gewiß annehmen, daß die Staatsverwaltung in dem seitherigen, unsern Grundsätzen ent sprechenden Sinne und Geiste, namentlich aus den wichtigen Gebieten des VoikSschnlwesens, der Selbstverwaltung und des Verhältnisse- dcS Staates zur Kirche weiter geleitet werde. Auch aus dem 24. Land tage habe» unsere Parteigenossen nach bcsten Kräften sür da- Wohl des Vaterlandes zu wirken sich bemüht. So konnte durch vorsichtige Ausgleichung der Hanptvoranschlag der Einnahmen und Ausgaben deS Staates ohne Erhöhung der Steuern abgeschlossen werden. Wir berufen »ns ferner auf die wichtige» Gesetze über die Nebenbahnen und die Parcellenvermrsi'ung, ans die Mitwirkung zur raschen Abhilfe gegen die unglückliche» Folgen der Nhcinüber- schwemmungen, aus die Beschlüsse wegen Errichtung einer LandeS- crcditcassc, die Untersuchung der Vcrichulduug des Bauernstandes, ganz besonders aber aus die neuen Slencrgcsetze. Die iu diesen nach jahrelange» Vorarbeiten endlich abgeschlossene Umgestaltung der direkten Steuergesetzgebung durch Emiührung der Capitat- rentenstener und wesentlichc Verbesserungen des Einkommensteuer- und GewcrbesteucrgesetzeS werden eine gerechtere Bertheilniig der Steuer- lasten und namentlich die Erleichternng der LanLwirlhichaft und dcS Gewerbes zur Folge Haren. Ten koinmeuden Landtag erwarten eben falls große Ausgaben. Die »otl,wendige llinänderung der Gesetz gebung über die Gemeindr-llmla'i'N und Uc Wahlberechtigung wird alsbald in Angriff zu nehmen sein. Die BrrwallnngSgesetzgebung, welche an einer N >he von Mängeln leidet, bcdars der Besserung. Tie möglichße Beseitigung der Gcsahr .i und Schaben, welche mit den Rheiriüb-rschwemmunge». »ameuilich auch in Folge von zum Tlieil Verkehrte» Einrichtungen »nd Maßnahmen verbunden sind, muß van dem Laudtlagc auch fernerhin naciidrücklichst gefordert werden. T>e Hebung der Laiidwirihichast wnd unauegejetzt der Gegenstand der eifrigsten Fürjoige der Slaateverwaltung wie dcS Landtages sein müffc». Gesetze über Lusamni 'nlegung, Ent- oder Bewässerung, sowie Verbesserung vo» Grunvstuckei, werden zwcisels- vhne tk>> kommenden Lanbtag brschäsligen Als wesentliche Aus gabe wird zu betrachlr» sein. Mittel und Wege zur mög lichsten Entlastung der durch Gein.indc-Itilllagen theilwcise allzu schwer belasteten Gemeinden zu finden und zu benutzen. Durch derzeit uuersnlUare Versprechungen falsch« Hoffnungen zu erregen, dazu kan» sich unsere Pariei nicht veranlaßt sehen. Unsere P'rlci sieht in der licisiiiuiaen Entwickelung deS Staals- und GemeindelebcnS >»> Sinne der Heranbildung zur möglichsten Tclbstverwaliung, jetzt ime früher ei» wichiigcs Ziel ihrer Thütigkeit. Die große deutsche nalionallibcrale Partei, welcher auch wir ange- hörcn, Hai iu nenercr Zeil aus Grund der Heidelberger Erklärung vom 23. März d. I. und der weiteren bedeutsamen Parteikund- gebiingen Unc» b geisterten Aniichwung genommen, welcher auch durch nni'cc engere' Vaterland gehl. Treu zu Kaiser und Reich, selbstständig nach alle» Seilen, unbeirrt von Mr Fluth unbegründeter Verdächtigungen, wird die hessische Fortschritt-Partei als die Ber-
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