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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188406274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-27
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1884
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Wrfchst«t täglich srüh S'/.UHr. KrttlMou und Lr»kditi«u Joh»»ne«gast« SS. SPrntzftuudr» der Kkdaclion: Vor«»«-,» 10-12 Uhr. Nachmittag« b—8 Uhr. -- - A«««H«e »er fitr »te >ä«fts,lgrn»e Ktmmer tzefti««tr» Inserate an «achenta,e» »i« 2 Utzr Nachmitta«», a« G»«n-«»» -efttage« früh »t»'/,» Utzr. 2» de« Filiule« für 2ns.-Annah«e: vtt» Kl«««. Untversttütsstraße 21. LBAt» Lösche, Katharinenftraße 18, p. u»r tzt» Uhr. rwMcr und TaMalt Auflage 18,60«. Ädonnkmentspreis oirrtrlj. 4'/, Mk. incl. Brinqerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gefalzt) oh»e Postbesörderung 30 Mk. Mit PostbcsSrderung 48 Mk. ^-17«. Amtlicher Thetl. VelumMaihung. Am Montag den SO. Juni diese« Jahre« wird mit der Einlegung von Gasrohren aus dem zwischen Kaiser-Wilhelm- Strafe und Bayerischen Straße delegeneu Theil« der Tch«l»k«>d»rfftraPe begonnen. E« werden deshalb die jeweilig in Angriff genommene» Strecken aus die Dauer der Arbeiten für alle« unbefugte« AmierverLehr gesperrt. Leipzig, am 25. Juni 1884. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. Auctions-Vekannlmachung. Im AuctionSlocale de« Unterzeichneten Ratbc« Obst» «artt st (StadthaaS, Sinaang Mühlgasse 7) sollen Montag, de« 30. Juni L884, Vormittags ktz Uhr, 2 Klriterschränke, 3 Sopha. 3 Tische, 1 Kommode. 1 Wandspiegel, mehrere Waiid- »nd Taschenuhren, l Lithograph,e-Stein, 1 Nähtisch, 2 Reisekvrbe, 1 Partie Kle>duna«stücke re. ,c. an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung öffent lich versteigert werden. Leipzig, am 2l. Juni 1884. Der Rath der Stabt Leipzig. vr. Tröndlin. cenker. Vtkanntmachsng. Dl« Lieserung und Verlegung von Granitplatteu und Schwellen m der Gerberstraße soll an einen Unternehmer in Accvrd verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Ties- bau-Brrwalluna, Rathhau«, Zimmer Nr. 14. au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Trottoir» der Gerberstrab«" « versehen ebendaselbst und zwar b>S zum 8. Juli lfb. Ir»., Rachmittag» S Uhr einzurrichen. Leipzig, am 24. Juni 1884. De» NathS der Stadt Leipzig! Strabe«baa»Dep»tatto«u » -W. «4 m. . Die Herstellung von Fußwegen mit Granitplatten und dergleichen Schwellen in der Liebigstraße soll an riurn Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathhau-, Zimmer Nr. 14, au« und könne» daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Trottoir» t« der Liebigstraße" versehe« ebendasetbst und zwar bi« zum 8. Jait er., Rachmittag» S Uhr einznreichen. Leipzig, am 24. Juni 1884. De» Rath» der Stadt Leipzig Stratzcnba« Deputation. Am 15. d. M. sind bei der Entleerung der Post-Briefkästen i« 8. Bezirk (Roßplatz, UnlversitätSstraße, Grnnmaische Straße, Nicolai straße, Brühl, Niiterstroßef eine silbern« Ankerutzr mit Goldrand und ein leere« Portemonnaie von dunklem Leder, mit weißem Bügel und einem Stndentenbillet für dar Earola-Thealer in dem Lammelbriefbeutel gefunden worden. Der Eigenthümer dieser Gegenstände, oder wer darüber eine Auskunft zn geben vermag, wie dieselben in den Briefkasten ge. kommen sein mögen, wolle sich in unserem Lonimiffariate melden. Leipzig, am 26. Juni 18>4. Ln« Polizei-Amt der Stabt Leipzig. Bretfchneider. S. I» »aserer Verwahrung befindet sich eine Vanknate «brr ISS Rar». »eiche Anfang dieser Woche in den Ränmen eine« hiesigen Bank- iaftitttt« gesunden worden ist. Der unbekannte Berlustträger dieser Banknoi« wird hierdurch ansarsordert. sich ungefänmt in unserem Eommistartate -u melden Leipzig, am 26. Juni 1884 Da» Poliiciamt der Stabt Lechzt«. Bretfchneider. Graf. erledigt hat sich unsere unter dem 9. d. M. erlassene Bekanntmachung, die au« dem Georgenhanse entwichene Friederike Amalie Küchler gib Lange betreffend, durch die erfolgte Ausgreisung der Genannten. Leipzig, am 23. Juni 1884. Da« Pattret-Amt »er Stabt Lechzt«. Bretfchneider. Kd. Nichtamtlicher Thetl. Va< englisch französische Abkomme» und die Londoner Lonferevz. »Der schlaue Gladstone hat ein ganz absonderliche« ver fahre« ersonnen, um zu seinem Ziele zu gelangen, den gänz lich verfahrenen egyptischen Verhältnissen wenigsten« äußerlich ein« veränderte Gestalt zu gebe», denn in der Sache wird auch durch die Eonserenz wenig geändert werden. Dem Khediv« mnß unter die Arme« gegriffen werden, wenn di« Staat-maschine im Gange bleiben soll, dazu ist Gladstone bereit» aber er will englische« Geld nicht ohne vollständige Sicherheit hergeben und diese soll dadurch geschaffen werde», daß di« projectirte egyptische 8-Millone»psunv-Anleihe den Vorrang dor der privilegirte» Schuld erhält, und um !di« Zinsenzahknng für die neue Schuld sicher zu stellen, soll eine Zinset,reduetion der alten, der privilegirten, wie der unifieirteu eintreteu. BligniärcS, der französisch« Finanz coatroleur in Egypten au« der Zeit der Doppelcontrole, ist der Ansicht, daß diese Borsicht übertrieben ist. Egypten« Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte. Handels- undGeschSstsverkehr. Inserate ögespaltcne Petitzelle 20 Pf. Größere Schriften laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höherm Tarif. Nkllaumt «uter dem Nedactionostrich die Spaltzeile äO Pf. Inlcrale sind stet- an die texpeditia« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumoraoilo oder durch P^st- nachnahme. Freitag den 27. Juni 1884. 78. Jahrgang. Hilfsquellen feien ver Art, daß eine Zinsenreduction der privilegirten und unificirten Schuld nicht nvtbia sei. Ob diese Ansicht die richtige ist. mag dahin gestellt bleiben, weil Frankreich in der egyptischen Schuldsrage Partei ist durch die große Menge der in französischen Händen befindliche» egyptischen Papiere, jedenfalls geht daran- hervor, daß Gladstone die Lage der Dinge schlimmer darstellt, al« sie in der Thal ist. Die letzten Absichten Gladstone'« in der egyptischen Frage sind noch nicht hinreichend klar, eö scheint ihm vor allen Dinge» darauf anzukommen, sich mit Frankreich über die zukünftige Ordnung Ver Dinge in Egypten zu verständigen und da« ist ihm in übrrrascbenver Weise gelungen. DaS A und da« O aller Anstrengungen, welche England hinsicht lich Egypten« in den letzten zwei Jahren aufgewendel hat, war dahin gerichtet, die Doppelcontrole der Finanzen, welche von England und Frankreich auSgeübt wurde, zu beseitige» und die Controle England« an ihre Stelle ru setzen. Diese« Ziel hat Gladstone erreicht, denn Fcrry hat ausdrücklich aus die Doppelcontrole Verzicht geleistet und außerdem die Eonsegueuz der Weigerung Frankreichs gezogen, sich an der englischen Action gegen Egypten im Jahre 1882 zu betheiligen, denn er hat sich verpflichtet, in keinem Falle im Nildelta ohne Englands Zittttiumniig rin« bewaffnete Dazwischenkunst eintreten zu taffen. Die Gegenleistung ist die von England übernommene Verpflichtung. Egypten und den Suezcanal zu neutralisiren. Diese Verpflichtung ist aber ziemlich nebelhafter Natur, denn eS ist kein fester Zeitpunkt dafür bestimmt, sondern man hat sich begnügt, sie gegen daS Ende der englischen Occupatio» in Aussicht zu nehme». Gladstone und Ferry haben bei den Verhandlungen über da« Abkommen mit einander Versteck gespielt. Gladstone wollte die Doppelcontrole Io« sein und Fcrry wollte da« Ende der englischen Occupation berbei- sühren und iiberbanpl dafür Sorge tragen, daß England die Annexion Egypten« unmöglich gemacht würde. Gelang ihm da«, dann ivar die Tbeilnahme an der egyptischen Finanz- controle nicht mehr so wertbvoll für Frankreich, daß eS nicht um diesen Preis daraus Verzicht leisten konnte. Neutralistrnng Egypten« »nd de« SuezeanälS sind für Frankreich so lockende Borlhcile. baß e« um ihretwillen gern ein Recht von zweifel haftem Werth« dahingiebt. Da« ist der Ferry'sche Slanvpunct. Der Gladstone'« ist. daß er England die Borthcile der englisch-egyptischen Expedition sichern will, ohne dadurch einen wclkbcwcgrnd n Consiict hrrvorzurusen, gleichviel ob dieser Conflict wirklich droht oder nur in seiner Einbildung cxistirt. Gladstone hat in den Termin de« 1. Januar 1388 für den Rückzug der englischen Truppen au« E>zypten ge willigt, in der Hoffnung, daß ,n der Zwischenzeit Umstände eintreten werden, welche England der eiiigegangcncn Ver pflichtung entbinden, denn daß die Absicht besteht, die Occu- pation »och auf eine über diesen Termin hiuauSliegende Zeit zu verlängern, erhellt auö dem Vorbehalt, daß die Besetzung sort- danert. wenn die europäischen Mächte ihre Zustimmung dazu geben. Die Mitglieder de« Unterhauses lachten, als Gladstone von ver Freiheit Englands sprach, seine Truppen noch vor dem 1. Januar 1888 auS Egypten zurückzuziehen, also kann davon im Ernst gar nicht die Rede sein. Gladstone verfolgt aber mit dem englisch-französischen Abkommen und der damit in Beziehung stehenden Eonfcrenz noch den weiteren Zweck, sich auS der schwierigen Lage zu befreien, in welche er sich durch seine schwankende und schwächliche egyptische Politik der Volksvertretung und der öffentlichen Meinung England« gegenüber gesetzt hat. Und daS wird ihm trotz deö von Bruce gegen ihn wegen de-AbkommenS beantragteTadelSvotumS glücken. Gladstone ist seiner Sacke so sicher, daß er die EabinetSsrage gestellt hat. Während Gladstone bi«her wiederholt mit der ParlamentSauslösung gedroht hat, fall« seine egyptische Politik nicht mehr den Beifall der Majorität finde, so erklärt er jetzt ganz energisch, daß die Regierung keinen Augenblick länger im Amte bleiben werde, fall« da« Parlament da« englisch französische Abkommen verwerfe. Gladstone hat ein eigenthümliche« Verfahren eingeschlaacn, um sich die Billigung de« Parlament« zu sichern: Er legt dem Parlament da« Abkommen selbst zur Genehmigung vor, verheimlicht aber da« Programm für die Conferenz, von besten Annahme durch die Conferenz die Giltigkeit de« englisch« französischen Abkommen« abhängig gemacht ist. Die Gegner de« Abkommen« im Parlament werden dadurch lahm gelegt, denn sic sind genölyigt, erst da« Ergebniß der Eonfcrenz abzuwarten, bevor sie ihre« Widerspruch gegen da« englisch- französische Abkommen formuliren. Natürlich unterliegen auch die Eonserenzbeschlitffe der Genehmigung de« Parlament«, dasselbe ist also in der Lage, die Conserenzbeschlüsse ebenso umzustoßen, wie da« englisch-französische Ab kommen, e« ist aber sehr unwahrscheinlich, daß e« von dieser Besugniß Gebrauch macken wird, wenigsten« wäre e« da« erste Mal, daß ein Parlament eine mit so großen, Geränsch n»v nach so nmsaffenden Vorbereitungen zu Stande gekommene internationale Abmachung durch sein Veto nmgestoßen hätte. Da« weiß Gladstone sehr wohl, und deshalb tritt er dem Parlament gegenüber mit so grcßer Sicherheit aus. Die Eonfcrenz soll am Sonnabend zusammentretcn und die einzelnen Mächte haben ihre Zustimmung zur Iheilnahme an dcr Eonsercnz gegeben, unter der Voraussetzung, daß auch die übrigen Mächte daran tbeilnehmen. In letzter Stunde ist eS auch noch gelungen, die Betheiligung der Pforte an der Eonseren; zu erreichen, die bekanntlich zuerst die Zurück ziehung der englischen Truppe» auS Egypteu verlangte. Die Türkei mußte sich selbst sagen, daß sie mit dieser Forderung nicht dnrchdringen werde. «S ist deshalb ziemlich zweifellos, daß die Pforte mit der Stellung der Forderung nur eine Kundgebung bezweckte. Und dies« Kundgebung ist auch nicht ohne Eindruck geblieben, denn man erinnerte sich in Folge derselben des rechtlichen ZnstandrS, nach welchem die Türkei zu Egypten im Verhältniß dcS Suzerän« znm Vasallen lieht. Die Pserte beschloß nach längerer Bcralbnng. die Einladung Lord Tnsserin's zur Eonserenz unter Vorbehalt aller SouverainctälSrcchle de« Sultans anzunehmen und hat ihren Botschafter in London Musnru« Pascha in diesem Sinne instrnirt. Unter solchen Umständen ist an dem Zu sammentritt der Eonserenz nicht mehr zu zweifeln und auch kaum daran, daß die englischen Vorschläge die Zustimmung der Mächte finden werden. Frankreich ist neben England und ver Türkei die einzig« Macht, die ein lebhafte« Interesse an der Ordnung der egyptischen Verhältnisse hat, den übrigen Mächten kann e« nur darum zu thun sein, internationale der Der- der neue Verwickelungen zu .^.^/^Etischen schuld* * ist dem . privilegirten und unisicirten egyp s ust der Forderungen m egyptischen Regierung "ub'dmgl vorzuz ^ ^,l)lun<i»sählg englisch- Anleihe k^nn nur ' wird demgemäß vorauS- keit Egypten» zu erhöben. Glavttonc Ver ächtlich sowohl durch die C°",cr-n . ° « n» Be- ständigung >mt dem Parament s.^ ^h^e egyptische ziehung erreichen. Ob davur I j ander« §r<ige, Politik wieder gut wsrd. M . welche wir nicht anstehen, unbedragt » * Unter dem am waren. Vorlagen Leipzig. 27. Ju«i >M. Vorsitz de« Staat-minister« von B°«"rcher ,., h« r.- °u« „ Bollzie u. g vmgelegt werden. Den. Antrag- Sachsen-g A wurde die Erneuerung der Anwendung deS 8^8 d-S AsotzeS gegen die gemeingefährlichen , a.iu.ia demokrati« vom 21. Oktober 1878 auf die Stadt Lr'p;'a und den Bezirk der dortigen «,nIShauptman>ischast gmchnngr. Die Borschläae de« Vorsitzenden in Betreff der Wieder d-sehung erledigter Stellen bei mehreren Di«cipl„uirkammm, fanden die Zustimmung der Versammlung. In Betreff der AnSsuhrabserligung von Zucker m Würfelform wurde der Erlaß der Bestimmungen genehmigt, welche von den Au« schüffen zur Ergänzung de« von dem Bunde-rath dicserhalb 1. Februar 187» gefaßten Beschlusses vorgr cklagen Die Versammlung ertheilte den nachbezeichneten voriagr» die Zustimmung: Dem Ha"^ang am 26. November 1883 unterzeichnet«« Freundschaft«-. Hanvei«- u„d Schiffsahr,«vertrag zwischen dem Reiche und vem Königreich Korea; der >n Berlin am 20. d. M. Mit Italien wkqen aeaenseitigrn Schutze- der Rechte an Werren der Literatur und Kunst abgeschlossenen Ueberrmtunft; der lieber- einkunst zwischen dem Reiche und dem Königreich« S>a«. ve- treffend den Handel mit geistiger, Getränken m Siam, vom 12. März d. I.; dem Entwürfe eine« Gesetze«, betreffend die Feststellung eines zweite» Nachtrag- z»m ReichShanShalt«- Etat für das Etatjahr 1884,85: der Vorlage, betreffend dre Herstellung einer Statistik der öffentlichen Armenpflege. Sme Eingabe, betreffend den Erlaß vom Braustcuersixum. wurde ablehnend beschicdcn. Nachdem für die Verhandlungen „n Reichstage mehrere Commiffaricn ernannt worden waren, wurde schließlich über di« geschäftlich« Behandlung zahlreicher Eingaben Beschluß gefaßt. * lieber die zweite Lesung de «Unfall ver siche rungS« gesetze« äußert sich die,Provinzial-EorresPondenz" dahin: . In sechs Sitznugen hat der Reichstag da« llnsall- versicherung«gesetz in zweiter Lesung durchberalhen. Der Verlaus derselben hat die Hoffnung, die sich an die ersten beiden Sitznngea knipste, nicht nur bestätigt, sondern von Sitzung zu Sitzung mehr die Einmüthigkeit Derer zum Ausdruck gebracht, welch« entschlossen find, da« Unfallversicherung«««^ im Wesentliche» auf dcr von den verbündeten Regierungen vorgcschlagenen Grundlage ln gegenwärtiger Session znm Abschluß zu bringen. Nachdem in den beide« ersten Sitzungen beschlossen war, die neu zu schaffende Organisation im Interesse der leichteren Durchführung diese« ersten Versuchs vorläufig nur auf einen bestimmten Srri« BersichernngSbedürstiger, für welche die Lösung der Unfallversiche- rnnassrage eine besonder« dringliche ist, zu beschränken und di« Fürsorge für die llusallbeschädigtru für die ersten dreizehn Wochen den Krankcncaffen zu überlasten» handelte e« sich in der folgenden Sitznng um den eigentlichen Grundgedanken dcr Oraanisation. Mit den verbündeten Regierungen erkennen die Lonservativen, das Leittrum und die Rationalliberaleu e« al« eine Lonsequrnz deS von allen Seiten al» nothwendig betrachteten Bersicherungszwanges an, de» Arbeitgebern den Zwang auszuerlegen, daß sie zur Sicher- stellnng de« verfolgten Zwecke« sich zu Gcnoffenschafien vereinigen, als deren Grnndlage dir Gemeinsamkeit deS Beruf«, bezw. der Betriebs- intereffe» am zweckmäßigsten erscheint, und denen die äffenilich. rechtliche Fürsoraepflicht unter gewissen Lantelen und vom Gesetz vorgeschriebenen Bedingungen «uter Ausficht de« Staat« zu über' tragen, im Uebriaen aber eia möglichst weite« Maß steter Selbst, bestimmung zu belaste» ist. «egen diesen Grundgedanken der Bor. läge wurde von „steifinniger" Seist lebhafter Widerspruch erhoben und statt der bernssaenoffenschastlichen Organisation and eventuell neben dersrlben die Versicherung bei Privatgesellschaften mit der Be- gründung empfohlen, daß diele finanziell mehr leisten könnten, und daß man der privaten EnverbStbätigstü keinerlei Hindcrniß in den Weg legen dürfe. Tie große Mehrheit de« Reichstages, zu der sich schließlich anch die Nalionalliberolen gesellt haben, hat da gegen den Ausschluß der PrivatvecsicherungS - Gesellschasien in der richtigen Erkenntnis ausgesprochen, daß die Erfüllung öffentlich-rechtlicher Zwecke nicht zum Gegenstände eines Privalerwcrbs gemacht werden könne, und daß die Privaigesellschasten bei den mannigfachen WechselsLllen de« geschäftliche» Leben« nicht die ge- ""P«de Sicherheit dasiir bi.,»», daß die Ansprüche der Arbeiter auch wirklich und auf alle Fälle befriedigt werden. A ei». Lonstquenz diese« Beschlusses dars derjenige über die Einführung de« Umlagcversahren». mittelst besten die erforderlichen Mittel nustr de, BerusSgenosteu ausgelrocht werden sollen, erachtet ,^kser Duntt bildete nächst dem vorerwähnstn den Gegen- stand der lebhaftesten Kämpfe, bei denen von den „Freisinnige»" da» EapllaldeckungSverfahrru. von den Freunden der Vorlage d°S Um- stgevcr alnea bcsürworlet wurde. Alles, was hierbei zur Herabsetzung des lekieren vorgebracht wurde, zeug,- davon, daß Ist „Freisinnigen" 'U dtu Amchauungen de» PrivaiversichernugowejenS stcckcu. ?? i',«."." Verständnis dafür haben könnten, daß für korporative ^ "mlageversabrrn da« richtigere und natürlichere ist. Daiselbe Ha, den Vorzug, daß es, da cs in den ersten Jahren Ilede^!»- ^"üche an die «enosten stell», der Industrie die Neberiini m. dcr neuen Last erleichtert, den Genostenschestsvorstand Verwaltung großer Lnpiialien ent- dil'^ 2"duffr.'« «ine Zinsersparung enthält und überhaupt die Verwaltung vere,macht. — Alle« für die neue OeaaMl«,i„» k.u. Restk«tt,a- a-bende Dinge. ^,e Majorität ^ ^e>Gs>agS — Eonserrative, Leutrnm und Ra»onallib,e«l- !,"Lm L..7 L 2 eine active Betheiligung an derselben eingcräumt werden soll. Vo > einer vollständige» Be,Heiligung der Arbeiter an der Verwaltung ist weil sie keine Beiträge zahlen, also keine finanziellen Juteresfiu bicrbei haben, abgesehen worden. Wohl aber war man darüber riiiia Id"«,, zur Vertretung ihrer wirthschasllichen und social n Fntcresten. di« m>t dcr Organisation der Unfallversicherung auis Engste verknnpst find, gewisse Rechte einzuräumen. Die verbündelcii Regierungen habe» nun in der Errichtung von ArbeiterouSichüstc» »uri, Zweck der Wahrnehmung dieser Interessen einem, wie sie glauben, berechtigten Wunsch der Arbeiter aus Beraihung ihrer eigene» Au- iklegenheiten unter sich entsprechen und ihnen hiermit einen Bewc s ,e« Vertrauen« geben wollen. Die Meinung, daß eine Lr- laaisation per Arbeitervertreter neben dem GeriostenschajtSver- tand« zur Schärfung der Clastengegensätze und Gefährdung »e« sorialen Frieden« führen werde, können sie nicht »heilen. Gleich wohl hoben die Freunde der Vorlage eine besondere Organisation der Arbeiterverlrelcr al- für den socialen Friede» unzuträglich ab- lehuea zu müssen geglaubt und statt besten die Theilnahme einer gleich großen Zahl der Arbeitervertreter a» den Sitzungen deS Ge- nosteiiichaslSvorstandeS zum Zweck der Wahrnehmung ihrer Inter- rsten durch Begutachtung der zur Verhütung von Unfällen zu er- lastende» Vorschriften, zur Wahl von Beisitzern zum Schiedsgericht und zur Theilnahme an der Wahl zweier Mitglieder de« Reichs- qerichis empfohlen, in der Meinung, daß die Gemeinschaft der Be- rathungea sür die Aussöhnung der Llassengegenjätze nützlicher sei. Obgleich die Berechtigung dieser Auffassung nicht ohne Wettere« zu- znarben ist, so ist doch der hierbei zu Tage getretene Gegensatz nicht der Tragweite, daß dadurch da- Zuftandkkommen dcr Vorlage in Frage gestellt wäre. In allen übrige» Puncten, welche die praktische Durchführung mid die Sicherstellung der organisatorischen Grundgedanken zum Ziele haben, ist im Wesentliche» eine Uebereinstimmung erzielt warden. LS gilt die« namentlich auch von der llebrruahme der Verpflichtungen einer dauernd lciftuagsunsähig gewordenen Genoffen schaft durch da« Reich znm Zweck dcr möglichsten Sicherstellung der Ansprüche der Arbeiter, von der Beihilfe de« Reichs, di« in der vorschußweise» Auszahlung der Entschädigungen durch die Postcasten zu erblicken ist, und von dcr Errichtung eine- ReichsversicherungS- amt« alS oberster administrativer und richterlicher Behörde aus dem Peütete deS Unfallversicherung-Wesens. Aus Antrag der Eommisston ist anch die Zulastung voa LandeSverficherungSämtcril für dicjcnigen Genostenschaften. die sich nicht über dir Grenzen eine« Bundesstaat» erstrecken, beschlossen worden. Ueberschaut man diese Ergebnisse der zweiten Lesnng, so wird «an zngeden müssen.' daß die Majorität-Parteien ihr Interesse an dem Gelingen de« Werke« »nd somit an der Förderung der Eocial- resorm unter Verzicht aus dir Ersüllnag mancher Semderwünsch« in unzweideutiger Weise bethätigt haben. E« dars die- namentlich auch von de» Rationalliberalrn gelten, die manche ihrer früheren For derungen, zu denen sie sich gemeinsam mit den von ihnen link« stebrndea Parteien bekannt hatten, haben fallen lasten und somit be wies«» -abr«, daß ihnen da« große Gan^ höher steh», al« dcr billige Ruhm, keiner Belehrung »ugänglich gewesen z» sein. Der Gegensatz, welcher bet dieser Gelegenheit zwischen ihnen nnd de» „Freisinnigen" za scharfem Ausdruck gekommen ist, wird ihnen Angesicht» dessen, wa» bis jetzt mit ihrer Mithilfe erreicht worden ist. um so mehr zur Genngthmiua gereichen, al- di« „Freisinnigen" in der Art und Wrise, wie sie diese« wichtig« Gesetz behaudeiteu »nd zu wahlpolitischen Zwecken auSbeuteten, von Neuem bekundet haben, daß dieselben von den Ausgaben de« Staate« nnd den Pflichten der VotkSvrrtretung eine von ihnen grundsätzlich verschiedene Ansfastnna haben. Wie die „Freisinnigen" e« gegenüber der außerordentlichen Bedentnng, welche da« in Red« stehend« soeialresormatorische Werk für Deutsch land hat, vor ihren Wählern verantworten werden, hierbei nicht »nr nicht mitgewtrkt, sondern sich lediglich mit arbeiterfren»blichen Worten, mit der Anwendung von Schlagworten und der Bor- sührung von Schreckbilder», kurz mit der Verdächtigung der Ab sichten de« Gesetze« und seiner Fürsprecher begnüF zu haben, ist ihre Sache. Jedenfalls haben sie weder mit ihren Reden, noch mit ihren Abstimmungen etwa- zur Förderung deS socialen Friedens beigetrageu, oder dem anerkannten Bedürfnis einer Besserung der Lage der arbeitenden Elasten Rechnung getragen. * Die bereits signalisirte Note der „Berliner Polititijchen Nachrichten" lautet: „Die socialdemokratilsche Agita tion hat in einzelnen rheinischen Jndustricberircken in neuerer Zeit derart überhand genommen, daß die Behörden allent halben gezwungen sind, die strengste Wachsamkeit obwalten zu lasten, um Ausschreitungen zu verhüte». Die Fach- vereine, welche sich lange Zeit gegen die poetischen Agita toren mit Erfolg zu wahren vermochten, sind schließlich doch unterlegen und Hilden jetzt nur noch socialdcinvkralische Con- vcntikcl. Insbesondere sollen die Verhältnisse inElbcrscld - Barmen sich derart gestaltet haben, daß an anßerordcutliche Maßregeln wird gedacht werden inüssc». Im Zusammenhang mit diesen Thalsachen steht eS wohl, wenn gcrüchlweise ver lautet, die preußische Regierung werke demnächst beim BuudeS- rathe die Verhängung LeS kleinen Belagerungszustandes über Elberscld-Barmen beantragen." * Ter Reichskanzler hat in der Budgctcommission dem dringenden Wunsche Ausdruck gegeben, noch ein Volum de« Reichstag« über die Postdampservorlage zu em pfangen. Wir würden sehr wünschen, daß diele Bitte er füllt wird, und ein zwingender Grund, warum dcr Reichstag nicht noch ein paar Tage beisammen bleiben kann, ist gewiß nicht vorhanden. Gleichwohl ist eS sicher, daß die Entschei dung nicht mehr an daS Plenum gelangt. ES stand schon fest, daß die Angelegenheit verschleppt werden wird, als die Verweisung in eine Commission beschlossen wurde. Dieser Beschluß wurde vom Centn,,» und Tcutschsreisinnigcn gefaßt, die Nationalliberalen und Conservativen widersprachen. Tie Commission machte sich so gründlich an die Arbeit, daß sie für die Beratbung vier oder süns große, lheilweffe recht ser»- liegend« GesichlSpnncte und sür jeden GesichtSpunct wieder verschiedene Uuterabtheilunaen ausstellle, daß sie in der ersten Sitzung nicht einmal mit GesichlSpunct >a fertig wurde und gleichwohl die zweite Sitzung erst mehrere Tage später an setzte. — Tie Teutschsreisinnigen hatten sogar volle acht Tage Pause gewünscht Tic dritte Sitzung endlich ist aus Freitag eingesetzt, den Tag, an welchem allgemein der Schluß des Reichstages angenommen wird; der Antrag der Nationalliberalen. diese Sitzung am folgenden Tage nach der colonialpclilischcn Rede de« Reichskanzlers, also Dien-tag, den 21. Juni, zu halten, wurde abgelehnt. Eine so systematische Verschleppung ist denn doch noch nicht dagewesrn; sie läßt sich nur dadurch erklären, daß die Gegner der Vorlage nickt den Mulh haben, in namentlicher Abstim mung ihr verneinende» Volum abzuqeben. Allein eS wird ihnen nickt« belsen. Je sicherer die Vorlage im nächsten Winter Wiederkehr«» wird und muß, je lebbasler im deutschen Volke der Wunsch nach einer energischen activcn überseeischen Politik zur Beförderung unserer große» wirthschasllichen Interessen im AuSlande ist, um so bedeutsamer wird die Rolle sein, welche diese Angelegenheit bei den Wahlen spielen wird. Eine der ersten Fragen, die den Candidaten vorarlegt werden, muß die sei», ob sie die Wcll- stellung DeulschlandS, sein Ansehen und seine Interessen im
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