Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188805024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880502
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-02
- Monat1888-05
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- Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.05.1888
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Nr. 101. — 8. Jahrgang. jeder, Wochentag Abend (mttDakna de« felgenden Tage«) ^zür Versendung gelangende,,SSchsilchk LandeS-Anzeiger^ mit tSgll'ch^Änem besonderen Unter» haltunasblatte mid mit dem Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch kostet bei den Aurgabe- ftellen monatlich 70 Psg., bei denPost-Anst. 75 Pf. (18Wer ZtgS.-PwiSlist« Nr. 5035.) Sächsischer Jll-strirteSIai,reSbllchdesLandes.»nze>aers mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nn- Thüringen. Mittwoch, 2. Mai 1888. BelWicherholunggroßerAnnoneenRab« Bei Bestellungen von ««»wärt» wolle ma» Jnsertion-betrag (in Briesmarteu) betsüae» ge 8 Silben LorpuSschrift bilden ra.lLe«H «nnoncenannahme nur bi« Vormittag, . MM Mb »uchdrurlcrei, Chemnitz. Theatersiraße 5 (Fernsprechstelle Rrrll Telegr.-Adr-: Lander-Anzeiger, LH Mit täglich einem besonderen Unterhaltnngsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 8. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — 5. Jllnstrirtes Unterbaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichten. Vom 30. April. Prag. Gestern Nachmittag entstand sin Montenegro's Me nagerie eine furchtbare Panik. Ein Knabe spielte während der Pro duktion mit einem Taschenspiegel, der Reflex veranlaßte «inen Besucher zu dem Ausruf „Feuer!", worauf ein entsetzliches Gedränge entstand, in welchem sechs Personen zu Boden getreten und schwer verwundet wurden. Wien. Die „MontagSrevue" schreibt: Der gemeinsame Mi nisterrath befaßte sich mit der allgemeinen Situation, die nicht er freulich sei. Die Reibungen zwischen Griechenland und der Pforte bilden ein Vorzeichen drohender Gefahr. Es scheint, man mache den Versuch, der Bulgarenfrage statt über Konstantinopel über Athen auf den Leib zr? rücken. Rom. Aus dem Afrika Grünbuch geht hervor, daß außer der Türkei Frankreich die einzige, dem Unternehmen von Anfang an miß trauisch gegenüberstehende Großmacht war; auf eine entschiedene Ant wort Menabrea's beruhigte es sich jedoch. Der Negus hegte anfäng lich gegen die Italiener aufrichtige Freundschaftsgefühle; er hoffte auf Beihilfe zu dem Feldzuge gegen die Sudanesen. Die Besetzung von Uaas erbitterte aber Ras Alula, welcher in Folge dessen die Expe dition Salimbeni gefangen nahm, worauf die Ereignisse von Dogali folgten. Die englische Bersöhnungsmission ging auf einen Brief des Negus an die Königin Victoria, worin der Negus die Italiener des Bruches des Hewett-Vertragcs anklagte. Crispi acceptirte die Mission erst unter vielen Bedenken und stellte Friedensbedingungen, deren Minimum folgendes war: Säati und Daa bleiben italienisch, Ginda wird abessynische Grenzstadt, Festsetzung der Grenze unter Mitwirkung Englands und Abschluß eines Friedens- und Handelsvertrages. Der Negus zog jedoch den Krieg vor. Berlin, 1. Mai, 11 Uhr 40 Min. Mittags. Nach vem heute früh 9 Uhr ansgegebenen Bulletin hat der Kaiser die letzte Nacht weniger gut verbracht. Das Fie ber ist ein wenig höher; im übrigen keine wesentliche Veränderung zu verzeichnen. Politische Nuudschait. Chemnitz, den 1. Mai. Deutsches Reich. Aus Charlottenburg. Am Montag Vor mittag ist, wie schon in gewohnter Weise telegraphisch mitgetheilt, folgendes Bulletin veröffentlicht: Se. Majestät der Kaiser und König hatte eine ruhige Nacht und ist nahezu fieberfrei. Das Allgemein befinden ist unverändert. Mackenzie. Wcgner. Krause. Hovell. Leyden. Bardelcbcn. — Wie man sieht, und wie auch ein gestern Nachmittag noch durch Maueranschlag bekannt gegebenes Telegramm meldete, ist das neueste Bulletin zum ersten Male von dem Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Abtheilnng der Berliner Charite, Geh. Rath Bardcleben, unterzeichnet. Bardcleben ist an die Stelle Bergmann s getreten, welcher aus der Theilnahme an der ärztlichen Behandlung des Kaisers ausgeschieden ist. Herr v. Berg mann hatte am Sonnabend an den Obcrhofmarschall Fürsten Nadoli» das Gesuch gerichtet, von den bezüglichen Funktionen entbunden zu werden. Der Grund dafür soll in der Verstimmung über die be kannte Kanüleangelegenheit liegen, in welcher Mackenzie indirekt gegen Bergmann ausgetreten ist. Erfreulich ist dieser Zwist am Lager des kranken Kaisers nicht gerade. Der Kaiser schlief in der Nacht zum Montag bis um zwei Uhr, erwachte dann, in Folge Hustens, schlief später aber nochmals und zwar bis sieben Uhr. Die Beschwerden des Kehlkopfleidens sind jetzt geringer geworden, namentlich hat der Im unheimlichen Hause. Erzählung von Friedrich Berner. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Leise, wie er hereingekommen war, verließ der alte Bolte wieder den Salon. Janka nippte an ihrem Glase Selterswasser, Kamphoven hingegen schänkte sich ein halbes Wasserglas voll Kognak ein, stürzte dasselbe hinunter und ging dann schnell zur Thür. Janka beobachtete ihn, erhob sich und stand lauschend; dann eilte sie ebenfalls der Thür zu, wurde aber auf halbem Wege von dem ihr entgegenkommenden jungen Manne aufgehaltcn, der sie fest in seine Arme schloß. „Was hast Du gethan?" rief sie. „Nichts." „Du hast die Thür zugeschlossen I" „Unsinn!" „Du hast die Thür zugeschlossen, ich weiß cs!" „Nun, und wenn ich es gethan hätte? Was dann?" „Du Tollhäuslerl Dil unsinniger Mensch! Auf der Stelle schließest Du wieder auf!" „Ich denke nicht dran!" „Du bist wahnsinnig!" rief sie, indem sie sich von ihm los- zumachcn suchte. „Max, bester Max, sei doch vernünftig!" Es gelang ihr, sich ans seine» Armen zu befreien. Sie sprang zur Thür und drehte den Riegel wieder zurück. Er war ihr gefolgt, aber sie drängte ihn wieder zurück. „Max, vergissest Du denn ganz, wo wir find? Denke doch an die Folgen, wenn man unS hier in einem Zimmer eingeschlosien bei fammen fände!" „Ach was! Vor elf Uhr ist niemand wieder zurück. Und wenn man uns auch fände, was liegt mir daran l — Janka!" rief er mit zusammengcbissencn Zähnen, indem er von neuem die üppig schöne Gestalt des Mädchens an sich drückte, „und wenn nun dieser Schatz ans Tausend und einer Nacht gefunden würde . . . Hältst Du mich für blind? Dann würdest Du diesen Narren, den Roland, heirathcn, das ist so sicher, als ich Dich hier fasse!" „Nun?" „Ich will's aber nicht haben!" rief er grimmig. „Und warum nicht, mein Max!" flüsterte sic, ihre weißen Arme innig um seinen Hals schlingend. „Sich, Max, wir beide sind doch so arm, und brauchen so viel Geld, um zu leben!" Nachts besonders lästige Husten und Auswurf erheblich nachgelassen, so daß der Kaiser in der letzten Nacht sechs Stunden ununterbrochen schlafen konnte. Die Hebung der Körperkräfte schreitet stetig, faber langsam vor, was nach dem 14tägigen Fieber und der langen Bett ruhe nicht wunderbar ist. Der Appetit ist befriedigend, aber der volle Geschmack ist noch nicht wiedergekehrt. Der Kaiser beschäftigt sich viel mit Lectüre und Arbeit. Am Montag war der Fieber stand 37,6, also 0,1 Grad über der Nvrmaltemperatur. Sonntag Abend hatte das Fieber 38 Grad betragen. Montag Vormittag ver ließ der Kaiser in der elften Stunde das Bett, da er eine größere Zahl Aktenstücke zu erledigen hatte. Er arbeitete zunächst mit dein General von Winterfeld. Unter Mittag wurde der Kaiser hinabge tragen, um für kurze Zeit bei den» milden Wetter frische Luft zu genießen. Am Sonntag Nachmittag hatte der Kaiser nur für sehr wenige Augenblicke das Bett verlassen. Montag Mittag arbeitete der Kaiser mit dem Geh. Rath von Wilmowski, und empfing den Besuch der großherzoglich badenschen und der kronprinzlichen Herr schaften, welche auch an dem gemeinsamen Diner theilnahme». Nach Aufhebung der Tafel verabschiedete sich der Großherzog und die Großherzogin von Bade» von den Majestäten, da dieselben am Abend nach Karlsruhe zurückreisten. Vom Abend wird noch berichtet, daß der Kaiser am Nachmittage wieder längere Zeit schlief. Eine kleine Fiebcrsteigerung dürfte noch für die kommenden Abende zu er warten sein. Der Kaiser ist ziemlich matt, überwindet aber häufig die Schwäche durch die Energie seines Willens. Die Ernährung wird mit gutem Erfolge fortgesetzt. Professor Bardeleben konnte, wie es heißt, der Kaiserin trostvolle Worte für die voraussichtlich befriedigende Entwickelung der Krankheit in den nächsten Wochen sagen. — Das für den Kaiser ne» beschaffte Bette ist nicht von Holz, sondern von Eisen und enthält außer einer Stahlmatratze eine solche von Roßhaaren nebst Keilkissen. Die Anschaffung dieses neuen Bettes von ganz besonderer Länge geschah auf speciellcu Wunsch des Kaisers. — Kronprinz Wilhelm hat in Stellvertretung seines kranke» Vaters außerordentlich viel zu thnn. Fast alle Borträge werden dem Kronprinzen gehalten, der auch sämmtliche Audienzen im Namen seines Vaters ertheilt. — Der Kronprinz und die Kronprinzessin haben Herrn Rudolph Hertzog in Berlin für dessen Gabe von 100,000 Mark zu Gunsten der Ucbcrschwcmmten in eigenhändigen Schreibe» ihren besonderen Dank ausgesprochen. Der Kronprinzessin hat Herr Hertzog für den „evangelischen kirchlichen Hilfsvcrein zur Bekämpfung der religiös-sittlichen Nolhstände in den großen Städten" weitere 10,000 Mark zur Verfügung gestellt. — Die Bürgerschaft in Lübeck hat einstimmig die Errichtung eines Kaiser Wilhelm-Denkmals auf Staatskosten beschlossen. — Prinz Heinrich von Preußen hat dem Schleswig-Holsteinschen Provinzial-Hilfskvmitee für die Ueberschwcmniten die Summe von 5000 Mark überweisen lassen. — Aus Wien wird die gerüchtweise aufgetauchte Nachricht, Prinz Rupprecht von Bayern werde sich mit der Erzherzogin Valerie von Oesterreich verloben, für unglaubwürdig erklärt. — Der „Reichsanzciger" publizirt die Ernennung des bisherigen Gesandten in Washington, von Alvensleben, zum Gesandten des deutschen Reiches in Brüssel. — Der mit den Funktionen eines Regierungsarztcs in Kamerun betraute praktische Arzt vr. Zahl ist daselbst am 4. März einge- trvffen und hat seine Thätigkeit begonnen. — Zu Ehren des in Berlin anwesenden bekannten Deutsch- Amerikaners Karl Schurz, des alten 48crs, fand am Sonntag Abend im Hotel Kaiserhof ein Festmahl statt, dem auch Graf Herbert Bis marck, der nordamerikanische Gesandte, der Abg. von Bcnda n. A. beiwohnten. Schurz dankte in herzlichen Worten auf den auf ihn „Jawohl. Aber dieses Opfer bringe ich nicht!" „Denke doch einmal vernünftig nach, mein Max. Es handelt sich um drei Millionen! O, um mehr, um fast sechs Millionen, von denen Du die Hälfte haben sollst! Max, mein Einziger, mein Herzgcliebtcr, Du wirst doch nicht so närrisch sein und alles vereiteln, jetzt, wo wir so nahe am Ziele sind? Du weißt, der Mensch ist mein willenloser Sklave; er ist ganz in meinen Händen. Ich kann mit ihm anfangc», was ich will." „Ja, aber Janka, ich traue Dir nicht —" Er vermochte seine Rede nicht zu Ende zu führen. Sic schmiegte sich an ihn und küßte ihn so leidenschaftlich, daß ihm fast der Athen, verging. Dann fühlte er sie plötzlich in seinen Armen steif und starr werden, sie riß sich mit gewaltsamer Heftigkeit los, als erwehre sie sich eines Angriffes und schlug ihn zu gleicher Zeit schallend in's Gesicht. „Unverschämter!" rief sie im Tone tiefster Entrüstung. Kamphovc» stand wie angcdonnert, Janka aber sprang wie ein verfolgtes Reh auf eine hohe Mannesgcstalt zu, die in der geöffneten Thür erschienen war. „Zu Hilfe, Herr von Roland!" schrie sie. „Paul, Paul, rette mich, schütze mich gegen die Beleidigungen dieses Menschen!" Sic warf sich, in die Kniee sinkend, dem jungen Erben entgegen, voll Zuversicht, daß derselbe sie in seinen Armen anffangen würde. Aber sie irrte sich. Paul trat schnell auf die Seite, als verabscheue er ihre Berührung, und so fiel sic, des Haltes beraubt, der Länge »ach aus die Schwelle, hinaus auf den Korridor. Mit einem Kreischen der Wnth raffte sie sich wieder auf und lies den Gang hinab; Paul blickte ihr eine» Moment nach, dann trat er ganz in den Salon herein und zog die Thür hinter sich zu. Langsam entledigte er sich seines Uebcrrockes und legte ihn, nebst seinem Weichen Filzhut, auf einen nahestehenden Sessel. Dann zog er seine Handschuhe aus, indem er dabei seinen starken Malakkabambus abwechselnd in die Linke und dann wieder in die Rechte »ahm. „Sie sind ja recht frühzeitig wieder zurück," begann Kamp Hoven, während er seine Unruhe hinter einem höhnischen Lächeln zu verbergen suchte. Und zugleich ging er an de» Tisch, goß sich ein Glas voll von dem Kognak ein und trank cs hastig aus. „In der That, gerade frühzeitig genug," sagte Paul ruhig. „Ich danke dem Himmel dafür, daß ich so frühzeitig kam. Ich hatte mich beeilt, weil ich noch eine Stunde mit dem Weibe, welchem mein ganzes Herz gehörte, ungestört allein sein wollte." ausgebrachten Trinkspruch. Er erhielt auch eine Einladung in- ReichskanzlerpalaiS. — Ersatzwahl im Reichstagswahlkreis Altona-Iserlohn. ES er- hiMn: Herders (natlib.) 8762, LangerhanS (freist) 8250, v. Schor- lemer (Centrum) 1365, Meister (Soz.) 2338 Stimmen. Stichwahl zwischen Herders und Langerhans erforderlich. Der Wahlkreis war früher freisinnig vertreten, 1887 wurde Reinhold (natlid.) gewählt. Damals wurden abgegeben: 13,318 nationalliberale, 10,517 frei sinnige, 1629 sozialdemokratische Stimmen. Ein Centrumskandidat war nicht ausgestellt worden. Die Wahlbetheiligung war diesmal 4000 Stimmen geringer. — Preußisches Abgeordnetenhaus. Am Montag wurde der Gesetzentwurf betr. die Regulirung der Weichsel und Nogat in zweiter Lesung angenommen und dazu eine Resolution, durch welche die Regierung ersucht wird, von Neuem prüfen zu wollen, ob durch Schließung und Kanalisirung der Nogat mit Erfolg ferneren Ueber- schwemmungen vorgebeugt werden kann. Nächste Sitzung: Dienstag 11 Uhr. (Kreis- und Provinzialordnung für Schleswig-Holstein und - andere Vorlagen.) — Unglücksnachrichten aus Kamerun. Ans Westafrika ist die freilich noch nicht definitiv bestätigte Nachricht eingetroffen, daß die vom deutschen Reiche kürzlich nach dem Kamernngebiet gesandte Expedition der Leutnants Kund und von Tappenbeck und eines Ge lehrten auf ihrem Zuge landeinwärts von dem südlichen Kamerun gebiet (Batanga) aus ein schwerer Unfall betroffen hat. Dieselbe wurde von einem feindlichen Stamm überfallen, wobei ein großer Theil der eingeborenen Begleiter niedergemacht und Kund sowohl, wie Tappenbeck schwer verwundet wurden. Hilflos lag die Expedition, beraubt des Nöthigsten, namentlich an Prvviantmangel leidend, und es war noch ein Glück, daß es gelang, einen Boten mit der Un glücksnachricht zur Küste zu schicken, wo durch einen Zufall der Reichsgouverneur in der Woermann'schen Faktorei zu Besuch einge- trofsen war. Dieser machte sich sofort mit Führern, Trägern und Proviant auf den Weg und es glückte, der dem Verschmachten nahen Expedition Hilfe und Unterstützung zu bringen. Die Schwerver- wundcten mußten vorläufig in der Faktorei untergebracht und gepflegt werden. Mit Spannung erwartet man nähere Nachrichten. Oesterreich-Ungarn. In dem am Sonntag zu Wien statt- gehabten großen Ministerrath soll der Kriegsminister außerordentliche Militärforderungen von 54 Millionen Gulden beansprucht haben. — Das österreichische Geschwader, welches bestimmt ist, gelegentlich der Ausstellung in Barcelona im dortigen Hafen zu erscheinen und da selbst mit dem italienischen und englischen Geschwader zusammenzu-' treffen, wird auf seiner Ueberfahrt die wichtigsten italienischen Häfen «»laufen. — Wiener Blätter melden die Ankunft des Fürsten Ferdi nand von Bulgarien in Lowatz bei Plewna. Bisher vollzog sich die Reise unter zahlreichen Kundgebungen der Bevölkerung. Italien. Aus Massauah wird nach Rom berichtet, daß ^die Lage für den König von Abessynien eine sehr traurige ist. Der König von Schoa, sein Vasall, hat sich hartnäckig geweigert, ihm gegen die Sudan-Araber Hilfe zu leisten, und diese dringen in Ge waltmärschen vor. Das abessynische Heer hat sich zum größten Theil verlaufen, und der König kann deshalb nichts gegen seine Feinde an fangen. Man zweifelt nicht mehr daran, daß er die italienischen Friedcnsbedingungen, welche freilich eine große Landabtretung fordern, annehmen wird. Frankreich. Auch am Sonntag hat Präsident Carnot noch mals in Bordeaux gesprochen. Er erwiderte auf einen Trinkspruch des Präsidenten des Gcncralrathes, es bedürfe einer Politik der Kalt blütigkeit, Klugheit, Vorsicht und Freiheit, um den Gesetzen die er forderliche Achtung zu sichern. Eine solche Politik müsse dem Lande seine Sicherheit geben, solche Politik gewähre den Frieden »ach außen, wie >m Innern, eine solche Politik werde er stets befolgen. Inzwischen „Ah, und da fanden Sie den Platz besetzt, haha!" lachte der Andere mit erzwungener Unverschämtheit. „Heda, was soll das heißen? Was wollen Sie?" „Ich wäre geneigt, einem treulosen, erbärmlichen Schurken eine Tracht Prügel zu verabfolgen, weiter nichts," sagte Paul herankommend. „Bleiben Sie mir vom Leibe!" schrie Kamphoven, indem er zurücksprang und das am Kamin lehnende Schüreisen ergriff. „Bleiben Sie mir vom Leibe, oder ich schlage Ihne» den Schädel ein!" Ein Klingen und Geklirr von zersplitterndem Glase und fallen den Scherben erhob sich; Kamphovcn hatte mit dem geschwungenen Eisen den Kronleuchter getroffen. , Gleich darauf aber stieß er einen Schrei der Wnth und bei) Schmerzes aus, und das Schüreisen entfiel seiner Hand, die von einem Hiebe des Malakka-Bambus fast zerschmettert worden war. Mit den Worten: „Fort niit Dir, Du elender Schuft!" packte hierauf Paul den vor Schmerz brüllenden Kamphoven am Halse, schleifte ihn über den Teppich zur Thür und warf ihn hinaus auf den Korridor. — Eine Stunde später, als der alte Hausmeister eine längere, ver trauliche Unterhaltung mit Frau Uhlich beendet hatte und sich ins Vestibül begab, um den Justizrath und Fräulein von Ruthart einzu lassen, die aus dem Theater znrückgckehrt waren, fand er zu seinem Erstaunen die Hansthür offen. Wäre er eine Viertelstunde früher auf dem Platze gewesen, so würde er Janka Pokorni gesehen haben, und zwar in vollem Rciscanzuge und mit einer gefüllten Handtasche in der Linken; er würde ferner gesehen haben, wie dieselbe junge Dame Herrn von Kamphoven, der sich auf den rechten Arm derselben stützte und augenscheinlich nur mit größter Anstrengung einen Fuß vor den anderen setzte, die breite Treppe herunter, über die Marmor fliesen des Vestibüls und dann zur Thür hinaus geleitete; er würde schließlich vielleicht auch gesehen haben, wie das Paar an der fernen Straßenecke eine Droschke bestieg, und wie diese in der Finsterniß der Nacht verschwand. So aber hatte der gute Bolte weder etwas gesehen, noch ahnte er etwas, als er dem Jnstizrath auf dessen Frage mittheilte, daß Herr von Roland sich in dem Salon befände. Der alte Hkrr machte sich mit seiner Begleiterin dorthin auf den Weg. Beide aber stießen einen Ruf der Ueberraschung und des Schreckens aus, als sie beim Oeffnen der Thür die Verwüstung in dem Gemach gewahrten, in dessen Mitte Pank auf einem niederen, lchttloien Sessel saß und das Gesicht auf die Hände stützte.
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