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Sächsischer Landes-Anzeiger : 30.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188805302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880530
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-30
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 30.05.1888
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DP 'YUWWWM ««chs«fch-r »«»»<s.««,e»s-r. Rr. 183. Mtttwoch, 30. Mai 1888. dringliuge wurden jedoch von den Pafiagieren und der Mannschaft »ft Schußwaffen und Hirschfängern energisch angegriffen. Die See räuber stätteu da- Schiff alsdann in Brand, welches zu finken be gann, was zusammen mit dem Geschrei der Kämpfenden große Angst »nter den Kajütenpaffagieren verbreitete. Der Kampf wendete sich zu» Rachtheil der Weißen, bis der Maschinist aus einem Schlauche Donnen kochenden Wassers auf die Piraten strömen ließ. Die Chi nesen ergriffen sofort die Flucht, worauf eS den Paffagieren in Booten gelang die Küste zu erreichen. Die Baukatastrophe in Berlin. Chemnitz, den 29. Mai. Das entschliche Unglück, worüber wir bereits gestern telegraphische Mittheilungen brachten, hat in der Reichshauptstadt allgemeine Be Kürzung hervorgerufen. Das sonst der geistigen Erhebung und Er heiterung dienende königliche Schauspielhaus ist der Schauplatz der bellagenSwerthen, fürchterlichen Katastrophe. Dort erschollen gestern früh entschliche «ngstrufe, ein fürchterlicher Aufschrei, dem leises Stöhnen und Wimmern folgte. Vater Trümmern und Balken lag eine Anzahl Arbeiter begraben, die den Umbau des königlichen Schau spielhauses soeben noch mit froher Kraft gefördert hatten. Was war geschehen? Das auf der Bühne errichtete und diese ganz einnehmende mächtige Gerüst war eingestürzt. In kurzer Zeit umstanden Tausende die Uaglücksstätte, die leider wieder einem öffentlichen Gebäude an- gchört. Roch nicht gar so lange ist es her, daß bei einem öffent lichen Bau in Berlin wohl ein Dutzend Arbeiter getödtet oder schwer geschädigt wurden. Hoffentlich wird diesmal die Untersuchung mit vermehrter Strenge geführt. Bald nach sieben Uhr Morgens trug ein douuerähnliches Geräusch die Unhcilkunde fort, und die aufsteigende Staubwolke verrieth die Größe der Gefahr. Sofort umstanden dichte Meuschenketten den Unglücksplatz; nur kurze Zeit aber währte es, ÄS die Polizei denselben absperrte und der auf den Rus: „Groß- smer im Schauspielhause!" heraneilenden Feuerwehr Platz machte. Mit Ledensverachtung machten sich die braven Feuerwehrleute an das unendlich schwere Rettuugswerk: die auf dem aus der Bühne errich teten Gerüst an der Decke arbeitenden Handwerker waren in die Tiefe gerissen und durch die nachstürzenden Balken und Steinmaffen verschüttet worden. Ein Blick vön der Treppe aus durch die zer trümmerten Fensterscheiben gewährte ein schauerliches Bild. Zwischen fAseuartigen Manerresten hing der herabgelaffene eiserne Vorhang; zerrissene Taue, abgebrochene Drahtseile, verbogene Eisenstangen und audäe Requisiten zeigten den Platz an, den man „Schnürboden nennt. Aus der Tiefe stiegen durch den unbedeckten Raum zum blauen Himmel zeitweilig dichte Staubwolken empor, verursacht durch die Arbeiten der unverdrossenen Retter. In den ersten Stunden ließ sich die Größe des Unglücks noch gar nicht ermessen, alle Angaben über die Zahl der Verschütteten, wie Tobten und Verwundeten Widersprachen sich, bis endlich die Wahrheit festgestellt wurde. Als nach zweistündiger Rcttungsarbeit tobte Körper nach dem Leichenschauhause abgefahren wurden, sank die Hoffnung in der Volks menge tief; als aber dann die beruhigendere Nachricht kam, weitere Tobte seien nicht mehr vorhanden, wohl aber einige Schwerverletzte, athmete man leichter auf. Der erste Tobte, der an's Tageslicht ge schafft wurde, war ein Zimmergeselle Herzler. Die nächsten Verun glückten waren die Maurergesellen Krasse und Erdmannsdorf, an deren Wiederaufkommen gezweiselt wird. Auf wunderbare Weise wurde ein Zimmergesclle gerettet, welcher an der Decke arbeitete und aus einer Höhe von 40 Fuß mit einem Brette in der Hand herab stürzte, das ihn retten sollte. Während er durch die wie Streich hölzer zerknickenden Balken hindurchfiel, wurde er durch das Brett an denselben aufgehalten und kam mit den Beinen zu Boden, ohne verletzt zu werden. Ueber den Augenblick der Katastrophe theilt ein geretteter Klempner Folgendes mit: „Wir wurden Plötzlich durch ein stark raffelndes Geräusch, welches von der Decke her kam, erschreckt. Dann Plötzlich gab cs einen fast explosionsartigen Knall und eine dicke Staubwolke, vermischt mit einem Steinhagel, senkte sich nach unten. In demselben Augenblick brach auch schon das Bühnengerüst durch die fallende Decke zusammen; hin und wider sahen wir einen fallen den Körper, der zwischen den Trümmern im Parket verschwand. Das sich über die Decke erhebende Dach stürzte gleichfalls nach und erst nach minutenlanger Pause wagten die Untenstehenden, welche bei dem ersten Anzeichen von Gefahr um die von der Bühne ausgehen den Seitengänge geschlüpft waren, sich in den gefährlichen Raum hinaus. Hier bot sich uns ein entsetzlicher Anblick dar. Oben, haushoch, hingen an einzelnen Sparren und Balken Unglückliche, welche sich krampfhaft an denselben festgehalten hatten. Natürlich wurde zuerst an ihre Rettung gedacht und diese gelang dadurch, daß die eisernen Thüren zu diesen Räumen eingeschlagen und die Hängen den durch Seile aus ihrer gefährlichen Lage befreit wurden." Die Kunde von dem Unglücksfalle verbreitete sich mit rasender Schnellig- tieferen Naturen auch heute nicht. Und wie nun der kämpfende, ringende Mönch, der zagende, ja verzagte Jüngling den festen Boden findet, auf dem er sich zur Sicherheit des Reformators erhebt, wie in den bangen Stunden des Zweifels das Herz sich loslöst von den drückenden Gewalten,; die auf ihm lasten, und zuletzt gestählt keine Macht „dieser Welt" fürchtet in dem Glauben an den unverlierbaren Gott, den er im Ringen mit sich selbst gefunden, wie er die mittel alterliche Welt in Trümmer schlägt und eine neue Zeit schafft, das ist in geradezu großartiger Weise dem Dichter zu gestalten gelungen." Es folgt nun eine eingehende Besprechung über die einzelnen Abtheilungen des Werkes und dessen Interpreten, dann fährt das deutsche gesinnungstreue Blatt fort: „ Der überwältigende Eindruck, den die Aufführung hier hervorgebracht hat, läßt sich schwer schildern. Im allgemeinen gilt das sächsische Publikum für kalt; hier war davon nichts zu merken. Höher Gebildete und weniger Gebildete, alle Schichten der Hörer sahen an sich nur eine Wirkung: sie waren ergriffen. Und wie sich der Beifall steigerte! Die stürmenden Zurufe, der brausende Jubel fanden kein Ende, immer wieder ward er laut und erschütterte das Haus, das solchen Ausbruch der Freude noch nie gesehen. Es lag darin sicher auch der Ausdruck des Dankes an die Mit- spielenden, besonders an die beiden geehrten Gäste, die diesen Abend ermöglicht: Herrn vr. Devrient und Frl. Kuhlmann. Wir wissen das Opfer zu schätzen, daß sie die weite Reise nicht scheuten und sich in den Dienst der Sache auch hier stellten, und die vielen Tausende, die das Glück haben, in diesen Tagen die gleiche Wirkung an sich zu sehen, werden ihr Leben lang den Dank den Verehrten bewahren. — Der zweite Dank gebührt dem Frauenverein; nur die Beschäftigten wissen, was für Arbeit das war — nur die Frauen konnten sie in ihrer selbstlosen Hingabe leisten. Nne große Zeit, große Gedanken und Fragen sind es, die „Luther" uns vorführt; künstlerisch vollendet ist die Form und die Darstellung der Hauptpersonen, tiefsten, nachhaltigsten Eindruckes sicher. Wir freuen uns, daß solche Tage der Erhebung uns bescheert sind. Ein einfacher Mann sprach am Ende dieser Vorstellungen: „Mein protestantisches Bewußtsein fühle ich durch diesen Abend so gestärkt und gehoben, daß ich mich kaum eines gleichen Eindrucks im Leben erinnere." Der Mann hat Recht. Möge das Werk noch auf recht Viele änen gleich erhebenden Eindruck hervorbringen. — keit, der Polizeipräsident Freiherr von Richthofen leitete selbst die Absperrungsmaßregeln, bald nachher erschienen General-Intendant Graf Hochberg und Direktor Anno. Bereits um S Uhr war Minister von Puttkamer zur Stelle. Gegen 10 Uhr verbreitete sich das Ge rücht, daß die Kaiserin Victoria von Charlottenburg unterwegs sei, um sich persönlich von der Größe des Unglücks zu überzeugen. Kurz vor »/.II Uhr erschien der zweispännige geschlossene Wage», welchem die Kaiserin und die Prinzessin Victoria entstiegen. Die Kaiserin begab sich selbst nach dem Bühnenraum und verweilte dort, indem sie sich genau nach den Einzelheiten erkundigte und mit den arbeiten den Feuerwehrleuten freundlich sprach. Besonders erkundigte sich die Kaiserin nach den Verletzten und sprach wiederholt ihr tiefes Be dauern, sowie das des Kaisers über das schreckliche Ereigniß aus. Gegen 11 Uhr verließ die Kaiserin das Schauspielhaus, um geraden Weges zum Kaiser zurückzufahren, der, wie sie selbst sagte, unge duldig ihren Bericht erwartete. Laute Hochrufe begrüßten die Kaiserin und folgten ihr. Ein weiterer Berichterstatter giebt folgenden ergänzenden Bericht: Mit blitzartiger Schnelligkeit erschien sofort die Feuerwehr und drang unter Führung des Branddirektors Stube in den verschütteten Raum, um zu retten, was zu retten war. Inzwischen wurden draußen die Tragbahren für die Verwundeten in Stand gesetzt und Aerzte requirirt. Gleich der erste Verletzte, den man aufsand, war schwer verwundet, ein mächtiger Blutstrom ergoß sich ans seinem Körper und schon nach wenigen Minute» starb er. Der Todte wurde in Tücher ge hüllt und sofort nach dem Obductionshause übergesührt. Es waren aufregende Szenen, als die nächsten Verwundeten herausgctragen wurden, blutig, besinnungslos, oder laut jammernd nach Frau und Kindern, die Kleider zerrissen und beschmutzt; auf Tragbahren, in Krankenwagen und in Droschken schaffte man sie so chnell wie möglich in die Krankenhäuser. Es wurden konstatirt: ein Todter, dreizehn Verwundete, davon vier schwer verletzt. Ueber die Ursache des Unglücks wird mitgetheilt: Es handelte ich sür die Bauarbeiter zunächst darum, die letzten der alten Balken an starken Winden auf den gewölbten Fußboden der Bühne herabzu lassen. Zu diesem Zwecke befanden sich auf dem Gerüste etwa 20 Arbeiter, während die übrigen sich am Fuße des Gerüstes aufstellten. Wie man nun annimmt, hat einer der Balken beim Herablassen einen wichtigen Bindetheil des Gerüstes zertrümmert, in Folge dessen ist das Gerüst in sich zusammengebrochen, Decke und Dach, die ohne Stützen waren, sind ihm gefolgt. Als man morsche Balken heraus- tragen sah, entstand unter dem Publikum furchtbare Erregung, man glaubte, die Balken rührte» von dem zertrümmerten Gerüst her. Das war aber keineswegs der Fall, es waren die Balken, welche abge brochen und hinausgeschafft wurden. Wo war aber die Aufsicht? Die Kaiserin Victoria fuhr mit ihrer Tochter von der Unglücks stätte sofort nach der Klinik, wo elf Verunglückte untergebracht sind. Ihre Verletzungen bestehen in Arm- und Beinbrüche», Kopfwunden, Rippenbrüchen, Verstauchung des Rückgrates, Quetschungen rc. Sie sind ganz betäubt von dem erlittenen fürchterlichen Schrecken. An weinenden Frauen und Kindern, welche sich an die Lagerstätten der Verunglückten drängten, war kein Mangel. Die Kaiserin, welche chon vorher Liuderungs- und Stärkungsmittel nach dem Kranken jause hatte schaffen lassen, unterhielt sich mit allen Verunglückten, die ich zu verständigen mochten. Dann fuhr die Kaiserin nach dem ka tholischen Krankenhause, wo ein schwer verletzter 24jähriger Zimmer mann Namens Rexilius liegt. Die Kaiserin saß eine Viertelstunde am Krankenbett des armen jungen Mannes und drückte ihm zum Abschied warm die Hand. Um r/zl Uhr Mittags erschien Kronprinz Wilhelm, welcher den Unfall beim Brigadeexerzieren auf dem Tempelhofcr Felde erfahren hatte, beim Schauspielhause und blieb dort eine halbe Stunde. Bei der An- und Abfahrt wurde er lebhaft begrüßt. Sächsisches. — Aendernngen im Gange der Fahrposten betr. Die Kaiser!. Oberpostdirection erließ folgende Bekanntmachung: Vom 1. Juni an werden abgefertigt: 1. die erste Personeupost von Jöh- stadt nach Aunaberg (Erzgeb.) aus Jöhstadt um 6/° Vorm., 2. die dritte Personenpost von Schwarzenberg (Sachsen) nach Aunaberg (Erzgeb.) aus Schwarzenberg um 5/° Nachm., 3. die beiden Per- soncnposten zwischen Cranzahl und Oberwiesenthal aus Cranzahl, Bahnhof, um 12/« Mitt. undZ5/'- Nachm., aus Oberwiejcnthal um früh und 11/ Vorm., 4. die Personcnpost von Neustadt (Orla) nach Kahla aus Neustadt (Orla) um 3/° früh, 5. das erste Privat- Personenfuhrwerk zwischen Ehrenfriedersdorf und Geyer aus Geyer um 7/° Vorm., aus Ehrensriedersdorf, Bahnhof, um 8/° Vorm., 6. das dritte Privat-Personenfuhrwcrk zwischen Eisenberg (S.-A.) und Hermsdorf (S.-A.) aus Eisenberg um 6," Nachm., aus Herms dorf um 10,-° Nachm., 7. das zweite Privat-Personenfuhrwerk zwischen Erdmanusdorf (Sachsen) und Schellenberg (Sachsen) aus Schellenberg um 10/° Vorm., aus Erdmaunsdorf um 10/° Vorm., 8. das zweite Prival-Personcnfuhrwerk von Chemnitz nach Stollberg (Erzgeb.) aus Chemnitz 1/ früh, 9. das erste und dritte Privat- Personenfuhrwerk von Wiesenburg nach Wildenfels aus Wiesenburg um 9/° Vorm, und um 10/° Nachm. — Dresden, 29. Mai. Die Prämiirung der in der Pferde ausstellung zur Schau gebrachten gewerblichen Erzeugnisse hat nach stehendes Resultat ergeben: Es erhielten die silberne Medaille: H. Köpke-Leipzig (Kutschgeichirrc), G. A. Wcißflog-Lauter (Schluudröhreu), A. Mahn-Dresden (Conpee), Ernst Damm-Dresden (Glaslaudauer), Lcuner-Bautzen (Kummte), Trcbst-Leipzig (Wagen), M. Klicmchcn- Dresdcn (Demonstrativer Huibc'chlag>, Gebr. Edelstein-Dresden (Louffadccken), Richter-Niedergurig (Hufeisen). Tie bronccne Medaille erhielten: R. Schnhmann-Tresden (Peitschen), A. Scherz-Nieder- poyritz (verbesserte Raufe), Pallas-Dresden (Kraftfutlerkuchen), Lassig- Dresden (Sportsgegenstänbc in Elfenbein), Grund-Dresden (verbesserte Pscrdescheeren), F. Schuster-Dresden (Thicrärztliche Instrumente), Pankom-Großenhain (Sättel), Keil-Zittau (engl. Geschirre), Risse- Dresden (amerikanische Geschirre).— Tie gestrige Ziehung der Aus stellungs-Lotterie ergab folgendes Resultat: I. Gewinn (Viererzug) 1117; 2. Gewinn (Zweispänner) 25,215: 3. Gewinn (dito) 13,158; 4. Gewinn (Einspänner) 33,127. Nachstehende Nummern gewannen je ein Pferd: 937. 980. 4168. 4400. 5795. 6503. 8842. 8970. 9704. 10,171. 10,475. 10,534. 11,145. 13,431. 14,481. 15,154. 15,174. 15,883. 16,418. 19,600. 20,352. 21,754. 22,757. 23,529. 23,720. 24,420. 24,563. 24,867. 26,771. 28,903. 28,917. 29,105. 29,322. 30,256. 30,453. 30,553. 32,203. 33,548. 34,672. 35,126. 36,470. 36,636. 36,975. 38,186. 39,380. 41,244. 43,104. 47,412. 48,868. 49,141. — Morgen, von Vormittag 9 Uhr ab werden, wie der Landtagsausschuß zur Verwaltung der Staatsschulden bekannt giebt, in dem Grundstück Fabrikstraße Nr. 4. mehrere Millionen eingelöster Kgl. Sächs. Staatspapiere durch die Flammen vernichtet. Es kann, soweit der Platz dies zuläßt, Jedermann dieser Vernichtung einstmaligen Reichthums beiwohnen. — Leipzig. Wie groß die Wohnungsnoth in den unteren chichten der hiesigen Bevölkerung ist, geht aus der Thatsache her vor, daß 1270 Familien nur je ein Zimmer bewohnen und in dem selben noch sogenannte Schlafleute beherbergen. — Döbeln, 26. Mai. Ter Bau unserer beiden großen Kasernen schreitet bei der jetzigen günstigen Witterung rasch vor wärts; theilweise ist sogar der äußere Abputz vollendet, so daß man schon mit Abrösten begonnen hat; die Bedachung ist nahezu fertig gestellt. Jede- dqr Gebäude hat 84 Fenster nach der Länge, ü nach der Tiefe und ist »ach dem Hofe zu in 5 vorstehende und 4 zurück tretende Abtheilungen gruppirt, die an der Längsseite durch Aenderuuz des Grundrisses und Putzes bezeichnet find. — Plauen. Wer, auf einer Reise begriffen, das schöngelegene Dröda mit seinem herrlichen, sehenswerthen Kirchlein besucht, der versäume nicht, im dortigen Gasthofe einzukehren und sich eine alle — vom Jahre 1693 — mit vielen Bildern ausgestattele Bibel zeigen zu lassen. Sie enthält auch einen Anhang oder eine „Zugab dreyer Bücher", als „deß dritten und vierten Buches Esra und deß dritten Buches der Maccabäer", sowie eine Vorrede an den gott seligen Leser. 8—. Am vergangenen Sonntage fand in Plauen i. V. da» Turnen der Vorturner aus den Städten Dresden, Leipzig, C h e m- nitz, Zwickau und Plauen statt, welches sich eines sehr zahlreichen Besuches zu erfreuen hatte, sowie in turnerischer Hinsicht als eine Glanzleistung zu bezeichnen war und von Anfang bis Ende durch- gehends zufriedenstellend gewesen ist. Die fremden Turner erfreuten sich seitens der Turner und der Bewohnerschaft Plauens des herz lichsten Willkommens und der besten Gastfreundschaft. Das Turnen selbst begann früh 9 Uhr in der Vereinsturnhalle am Anger und wurde dasselbe durch die von Herrn Turnlehrer R. Wicnhvld zu- sammengestcllten und geleiteten gemeinsamen Ordnungs- und Hantel übungen eröffnet. Diesem Turne» folgten sodann die vom Turn lehrerverein Plauen sehr geistreich durchgeführten Ordnungs- und Stabübungen, dem sich dann der allgemeine Turnverein Plauen mit dem Turnen am Tisch mit Federbrett anschloß, geleitet vom Vor turner Herrn Max Gruber. Hierauf turnte die Turngemeinde zu Plauen am schwunghohen Reck, Vorturner Herr A. Pfeifer, und sodann in zwei Riegen der Turnverein Chemnitz am Barren, Vorturner Hm Franz Kraft, und am Reck, Vorturner Herr Hermann Kunz. Nach dem Turnen der Chemnitzer, die übrigens am zahlreichsten ver treten waren, indem die gesammte Vorturnerschaft zu dem Turnen ausgerückt war, trat die Turngemeinde Zwickau am Barren auf, ge leitet vom Vorturner Herrn A. Pohland, und folgte sodann das Turnen des Turnclubs Zwickau, gleichfalls am Barren, unter der Leitung des Herrn H. Sommer. In der achten Folge trat der Dresdner Gau im geordneten Kürturnen am Pferd auf und führte die von den Herren R. Richter und M. Wolf zusammengestellten Geschwünge vor und turnte derselbe Verein sodann am Reck die von Herrn Bernhardt Hammerschmidt zusammengestellten Hebungen. Herr Vorturner W. Frohberg aus Dresden führte hierauf mit dem Dresdner Gau Stab- Übungen auf, die sehr gut durchgeführt wurden. An das Turnen der Dresdner schloß sich das des Leipziger Turnvereins (Schrebcr- straße), welcher am Barren unker der Leitung des Herrn O. Faber jun. turnte. Die von diesem Verein vvrgesührtcn Hebungen waren zusammcngestellt vom technischen Ausschuß des Vereins. Hieran schloß sich nun von 11 Uhr 40 bis 12 Uhr 20 Min. ein gemeinsames Rieg-mturnen und stellte hierbei der Turnverein Chemnitz 2 Vortur ner (Reckstütz und Pferd), der Dresdner Gau 2 Vorturner (Reckhang und Barren), der Leipziger Turnverein einen Vorturner (Schaukel ringe), der Turnlchrerverein Plauen einen Vorturner (Reckhaug), der Allgemeine Turnverein Plauen einen Vorturner (Barren), die Turn gemeinde Plauen einen Vorturner (Schaukelringe), die Turngemeinde Zwickau einen Vorturner (Pferd, Seitensprünge) und zuletzt der Turnclub Zwickau einen Vorturner (Barrenschwingen). Hierauf folgte bis 1 Uhr das Kürturnen an den Schaukelringen, Pferd und Reck. Nach dem Turnen fand ein gemeinsames Mittagessen in der Central halle statt, das eine rege Betheiligung fand und durch heitere Rede gewürzt wurde. Zu dem Vorturnertag war außer Gästen aus Reichenbach und Glauchau auch eine Deputation aus Nürnberg er schienen. Zugegen waren ferner die Herren Bier (Direktor der kgl. Turnlehrerbildungsanstalt Dresden) Zettler (Obcrturnlehrcr aus Chemnitz), Claus (Turnlehrer aus Zwickau), sowie Herr Frohbcrg (Turnlehrer am Friedrichstädtcr Seminar und Vorsitzender der ge summten Vorturnerschaft). Unter dem Vorsitz des zuletztgenannten Herrn wurde in einer Versammlung der Beschluß gefaßt, daß, wenn das VII. allgemeine deutsche Turnfest in München im Jahre 1889 stattfindct, die nächste Vorturnerversammlung im Jahre 1890 in Zwickau abgehaltcn werden soll. Nachmittags fand ein Ausflug der Turner nach Jocketa statt, wobei die Bctheiligung eine sehr rege war. Für den freundlichen Empfang, den die fremden Turner seitens der Gemeinde Plauen genossen haben, sei der Stadt und den Turnern an dieser Stelle bestens gedankt. — Grumbachbei Jöhstadt. Vom herrlichsten Frühlingswetter begünstigt, wurde am 23. Mai im Erbgericht Grumbach zum Besten der „Klingerstiftuiig" von deren Freunden (darunter mehrere Chemnitzer Lehrer) ein Gcsangsconcert in vorzüglicher Weise ausgeführt. Das bis auf den letzten Platz gefüllte Haus spendete den ernsten und launigen Darbietungen der Conccrtirenden rauschenden Beifall, dem Cassirer aber eine außergewöhnliche Einnahme. Es konnten im Ganzen dem Fond der Stiftung 155 Mark überwiesen werden. Dazu kommt noch ein namhafter Gewinn von dem Vertrieb einer großen Anzahl Exemplare „Arzgebärg'sches", ein Heftchen Gedichte launigen In halts in erzgebirgischer Mundart (Verlag von Alexander Wiede in Chemnitz). Dank Allen, welche das gute Werk fördern halsen! — Königs Walde b. Annaberg. Fortuna, welche vergangenes Jahr 2 Zehntel von dem 150,000 Mark-Gewinn an unsere Gemeinde abgab, hat auch dieses Jahr durch einen 15,000 Mark-Gewinn, von welchem 4 Zehntel nach hier kamen, uns ihre Gunst bewiesen. Die 4 Zehntel waren derart vertheilt, daß an einzelnen Zehnteln 10 Personen zugleich Antheil hatten. So hat der letzte Freitag hier große Freude bereitet, da fast die ganzen Gewinnantheile auf durch aus arme Leute fallen. — Brand, 26. Mai. Am Donnerstag mittags ereignete sich auf dem königl. Erzbergwerk „Himmelsfürst-Fundgrube" ein bedauer licher Unglücksfall. Eine herabstürzende, 3 Ellen lange Wand traf zwei Arbeiter so unglücklich, daß der eine, Fritzsche aus Langenau, vollständig von derselben bedeckt war und sofort seinen Tod fand, während der andere, Schmicder, ebenfalls aus Langenau, am Fuß verletzt wurde, wodurch seine Unterbringung im Bergstift sich nötig machte. Fritsche ist verheirathet und hintcrläßt 5 unerzogene Kinder. — Oberlungwitz, 25. Mai. Den Mitgliedern der hiesigen freiwilligen Turnerfeuerwehr Handelsmann Alban Krcuziger und Schneidermeister Wilhelm Beck ist von Sr. Majestät dem König das Feuerwehrehrcnzcichen für ihre 25jährigc treue Feuerwehrdienstzeit verliehen und gestern durch Herrn Amtshauptmann Merz aus Glauchau im Restaurant zum Casino hier vor versammelter Mannschaft unter entsprechender Ansprache überreicht worden. Warnung vor Auswanderung nach Brasilien. Die Sucht, in überseeischen Ländern sein Glück zu machen und zu schnellem Reichthuin zu gelangen, findet sich in den ärmeren Klaffen unserer Bevölkerung immer noch vor, trotz der trübe» Erfahrungen, die viele schon in dieser Beziehung gemacht habe». Neuerdings scheint dem Unwissenden Brasilien das Land zu sein, wo sich die geheimen Wünsche nach Glück und Rcichthum am beste», realisiren lassen. Die rasche Entwickelung, zu welcher in Brasilien neuerdings die Sclavcnfrcilassung gelangt ist, hat nun auch zu einer Steigerung der Bemühungen geführt, den entstehenden Ausfall von Arbeitskräften durch Einwanderung zu decken. Zu diesem Zwecks ind in Europa und zwar auch in. Deutschland eine Anzahl Untere lehmer thätig, geeignete Arbeitskräfte zur Auswanderung nach BM ilien unter anscheinend günstigen Bedingungen aufzuford»rn «ch
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