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Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188707170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18870717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18870717
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-07
- Tag1887-07-17
- Monat1887-07
- Jahr1887
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.07.1887
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«Schfifche* Lande-,««zeige*. Nr. 163. Sonntag, 17. Juli 1887. herzliche Wünsche für Bulgarien und dessen Volk bei. Die bulgarischen DepÄirten sind einigermaßen verstimmt, denn jetzt kann die ganze Dru L-. welche >MhWW«^nO M Sandk Mausen. hqtzm MtzMle ÜM gehofff, der Prinz Lechz durch sein ^WortiMGrschM« arien.Me Thatsachx schaffen, -egen welche Rußland'- Haltung tehr. aufkommen könnte. — Der englische Bevollmächtigte rnd Wolff verläßt jetzt Konstantmopel. An eine Voltziehung der jen Konvention ist nicht mehr zu denken, wenn auch in Lyndon H <j>araüs,, gehofft wird, ^ Es fehlt nicht an Stimmen, Mpten, Rußland wp»e schließlich doch noch den Ferdinand anerkennen, wenn er den sofortigen Rücktritt der Rcgent- schaUH Sofia veranlage. Bon der -rumänisch zhzzl-arischep Grenze «erffm."«eue ÄLHKräe» der ausgewiesenen Verschwörer gemeldet. - - Sächsisches. — Zu Schwurgerichtsvorsitzenden für die im vierten Kalendervierteljahre 1887 beginnende Sitzungsperiode sind bei den nachaenajlnten Langerichten ernannt worden: in Dresden Landgerichts- direttor. Dr. Müller, in Leipzig Landgerichtsdircctor Pusch, in EhriWiH, Landgerichtsdircctor Göhler, in Bautzen Landgerichts- director E^ner, in Freiberg Landgerichtsdirector von Wolf, in Zwickau Landgerichtspräsident von Mangoldt und in Plauen Landgerichts director Oeser. 'W Vh'emnitz-Aue-Adorfer Eisenbahn. Diese in Liqui dation befindliche Gesellschaft hat dem Vernehmen uach den seit fünf Jahren schwebenden Prozeß mit den Bauunternehmern verloren. Es düM^ daher endlich der Zeitpunkt nahe sein, wo die Actionärc Wenigstens einen »einen Theil auf ihre Einzahlungen zurückerhalten. , Verschiedene Gastwirthsvereine in Sachsen (mit dem Leipziger Bereite an der Spitze) haben, wie wir schon neulich mittheilten, für den 17 d. M. eine Versammlung nach Döbeln einbcrufen, behufs Gründung eines „Verbandes sächsischer Gastwirthe". Dieser „Landesverband" soll sich jedoch auch ferner als solcher dem „Ver band cheutscher Gastwirthe" anschließen. Die verschiedenartige Gesetz gebung der Einzelstaaten in Gewerbesachen bedingt die Selbsthülfe, WelH§ Her „Deutsche Verband" als freie Vereinigung nicht gewähren kann,. während der neu zu gründende „Sächsische Landesverband" die Hechte einer juristischen Person erwerbin wird, um als Ganzes für sich, zu wirken, und somit für seine Interessen erst Praktisch wird. — Brod über die Grenze nach Böhmen abzusetzen wird künflig erheblich schwerer sein. In Folge einer Bestimmung des italienisch-österreichischen Handelsvertrags konnte bisher nach Oesterreich auch von Deutschland her (wegen der Meistbegünstigung) Brod zoll fr ei eingeführt werden, und es wurde besonders an der sächsisch - österreichischen Grenze von dieser Begünstigung starker Ge brauch gemacht. Im Jahre 1865 wurden nach Oesterreich 49,868 Meterzentner Brod eingesührt, darunter 43,175 Meterzentner aus Deutschland, meist aus Sachsen. Mit dem Ablauf des österreichisch- italienischen ' Handelsvertrages am 1. Januar 1688 erlischt diese Zollfreiheit für Brod nach Oesterreich, und es tritt ein Zoll von 3,75 fl. (7^/z M.) ein, welcher die Ausfuhr sächsischen Brodes nach Oesterreich unmöglich machen dürfte. An die Aufrechterhaltung der Zollfreiheit für Brod ist leider vorerst nicht zu denken, da dieselbe nur im Falle einer Zollannäherung, bezw. eines Tarifvertrages zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn zu erwirken wäre. Dresden, 16. Juli. König Albert ist gestern Vor mittag 11 Uhr nach vierwöchentlicher Abwesenheit bei bestem Wohl sein Meder hier angekommen. Er begab sich zunächst nach dem Residenzschlosse. — Staatsminister von Nostitz-Wallwitz hat sich gestern nach. Marienbad begeben. — Gestern wurde eine Deputation des gegen 500 Mitglieder zählenden sächsischen Ingenieur- und Architektenvereins von dem Finanzminister von Koenneritz in Audienz empfangen, um demselben die in einem Gesuche an das K. Gesammtministerium bereits niedergelegten Wünsche um Aenderung der Titel und Standesverhältnisse der wissenschaftlich gebildeten Tech niker Sachsens darzulegen. Bereits vor einigen Wochen war eine Deputation desselben Vereins auch von dem Minister des Innern angenommen worden. — Ein bedauerliches Unglück hat eine in hiesigen vornehmen Kreisen seit 40 Jahren gern gesehene greise französische Sprachlehrerin, Mlle. G., betroffen. Abends 9 Uhr nach Hause kommend, ist die alte Dame auf der unbeleuchteten Treppe ausgeglitten, kopfüber die ganze Treppe hinuntergestürzt und hat außer beträchtlichen Verletzungen eine Gehirnerschütterung und einen Schädelbruch erlitten. —— Bei der Leipziger Zentral-Viehmarkts-Bank, eingetr. Gen., sind Unterschlagungen vorgekommen, bei denen es sich um ansehnliche Summen handelt (man spricht von 40,000 Mark.) Wie das „L. T." erfährt, ist der betheiligte Schweinehändler Reif gefänälich eingezogeu.—Einerecht gut besuchte öffentliche Versammlung der Schuhmachergesellen von Leipzig und Umgegend fand in der Tonhalle statt. Es handelte sich auch um einen wichtigen Punkt, näm lich um die Annahme und Einführung einer Werkstattordnung für die samMte Gehilfenschaft. Man überlege hierbei: die Werkstattordnug ist von dem Gesellenausschuß im Auftrag der hiesigen Schuhmachergesellen ausgearbeitet, der hiesigen Schuhmacherinnung vorgelegt und von dieser an genommenworden. Wie friedlich haben hier Meisterund Gesellen Hand in Handgearbeitet, und kein Streik ist in Szene gesetzt worden! Die Hauptbe stimmung dieser Werkstattordnung gehtdahin, daß die lOstündigeArbeitszeit eingeführt wird. In der Zeit von früh 7 bis 7 Uhr Abends findet eine einstündige Mittagspause und eine je halbstündige Frühstücks und Vesperpause statt. Diese Werkstattordnung wurde von der Ver sammlung einstimmig angenommen. Eine Lohnerhöhung findet mit Einführung derselben selbstverständlich nicht statt. In Verbindung mit der Werkstattordnung wurde ferner die Regelung des Gesellen-und Herbergs- Wesens beschlossen, welche gemeinsam am 1. August d. I. in Kraft tritt. — Riesa, 15. Juli. Gestern wurde zwischen Langenberg und Priestewitz auf Zschaitener Flur der Gutsbesitzer Ernst Taubenheim auS Lockwitz von einem Güterzuge überfahren und auf der Stelle getödtet. Zwei Stunden vorher war Taubenheim in die Elbe ge sprungen, wurde aber von dazu kommenden Fischern wieder aus dem Wasser gezogen. — Aus dem Vogtlande. Eine Rotte roher, verwilderter Individuen muß cs gewesen sein, welche in der Nacht zum Montag bei Reuth ihr Unwesen getrieben hat. Von den Birkenbäumen, welche die Straße von Brunn nach Reuth umsäumen und die sämmt- lich einen durchschnittlichen Stammesdurchmesser von L*/g—3 Zoll haben, sind nicht weniger als 17 Stück mit Gewalt umgeknickt und zerschnitten worden. Doch damit nicht genug. Mit frevelnder Hand traten die Menschen auch an den nahen Bahnkörper der Greiz-Brunner Eisenbahn heran, ruinirten am Bahnübergang das Schlagzeug, rissen die dazu gehörigen Räder und Ketten auS ihren Lagem und spannten eine dieser eisernen Ketten quer über die Bahn. Die Zerstörungen müssen in vorgerückter Nachtstunde geschehen sein, da der die Strecke revidirende Bahnwärter um 10 Uhr Abends noch Alles in Ordnung gefunden hatte. Als er aber früh in der vierten Morgenstunde auf der ersten Revisionstour die Stelle wieder pasfirte, traf er auf die eben geschilderten Spuren böswilliger Wüstlinge. Die Individuen, welche sich dem strafenden Arm der Gerechtigkeit schwerlich werden entziehen können, dürften sich bei Ausübung ihrer Thateu kaum bewußt gewesen sein, welch' schwere Schuld sie auf sich laden. — Am 1ö. Juli ist in Leukersdorf (Erzgeb) in Ver bindung mit der Ortspostanstalt eine Telegraphenanstalt mit be schränktem Tagesdienst eröffnet worden. — Hohenstein. Der rühmlichst bekannte Geflügel-Garten deS Gemeindeoorstandes und Gutsbesitzers Herrn Martin im be nachbarten Orte Falken erfreut sich-mehr und mehr der Beachtung undl de-: Besuches der Geflügelzüchter und »Liebhaber in weiter Um gegend, selbst über die Grenzen unseres engeren Vaterlandes hinaus. Nur ist leider der Zutritt, nach oftmals vorgekommenen Ausschreit unMN der Besuchenden, sehr schwer vom Besitzer zu erlangen und wirb' nur noch Personen gewährt, welche als wirkliche Züchter und Liebhaber feinen Geflügels bekannt sind. Der Garten, welcher bc- Prinzcpikanntlich mit Schwänen, Gänsen, Enten. Perl- und Pfauhühnern, Fasanen der verschiedensten Arten u. s. w-, auch zum Theil niit hübscher »Nachzucht genannten Geflügels bevölkert ist, bietet jetzt außerdem noch zwei höchst interessante ornithologische Seltenheiten in je einer Zucht des Birkhuhns und der äußerst seltenen und ungemein schwer auf zuziehenden Brandcnte. Die Bruteier zu dieser Zucht wurden von einer der ostfriesischen Inseln bezogen und mit bestem Erfolg von Truthühnern erbrütet. Erwähnen wir noch die gelungene und jetzt flügge gewordene Rachzucht des allerliebsten kleinen Keilschwanzkakadu, so kann man ermessen, welche Freuden ein solcher gut bewirthschafteter Garten gewährt, und daß die aufgewendete Zeit und Mühe, verbun den mit der größten Ausdauer und Geduld, durch die erzielten Erfolge reichlich entschädigt wird. Die Besichtigung dieser kleinen bunten Ge sellschaft bietet dem wirklichen Liebhaber und Naturfreund für eine kurze Stunde die köstlichste und lehrreichste Unterhaltung. — Marienbcrg, 15. Juli. Vergangene Nacht in der zwölften Stunde brannte das Wohngebäude der Rätzensbretmühle, worin sich Müllerei und Bäckerei befand, bis auf die Umfassungsmauern nieder. Die Schneidemühle ist vom Feuer verschont geblieben. Brand stiftung wird vcrmuthet. Gewitterschäden. Das am Donnerstag Abend aufgetretene Gewitter hat in verschiedenen Gegenden vielen Schaden angerichtet, auch sind einige Menschenleben dabei zu Grunde gegangen. In Zwickau schlug der Blitz in das Klötzer'sche Wohnhaus, Schnee berger Straße und in das Maschinengebäude auf dem Bahnhof, ohne zu zünden. Zwischen der Bahnstrecke und der Lichtentanner Chaussee war Herr Gärtner Richter daselbst mit 4 Frauenspersonen beim Heumachcn beschäftigt, als sie vom Gewitter überrascht wurden. Herr Richter, welcher dort eine »eine Bude hat errichten lassen, die als Aufbewahrungsort von Feldgeräthen v. dergl. dient, flüchtete sich mit den Frauenspersonen dahin. Die drei Frauen nahmen an der Rückwand der Bude Platz, während Herr Richter mit einer Nichte bei der Thüre Platz genommen hatte. Ein Blitzstrahl traf die Bude und die mittelste der Frauen, eine 27 Jahre alte Bergarbeitersehefrau Hartitzsch ausMarienthal, wurde erschlagen, während die neben ihr sitzende Schuhmachersehcfrau Reichmann aus Lichtcntanne am Rücken gestreift und dadurch betäubt wurde; dieselbe mußte mittelst Wagens nach Hause gebracht werden, den übrigen 3 Personen that der Blitz zwar nichts, dieselben hatten aber noch heute Kopfweh und Ohrensausen. — In Neu mark schlug der Blitz ebenfalls ein und es brannte ein Stallgebäude nieder und auf freiem Felde wurde eine Frau S ch midt nebst ihrem Kinde vom Blitz erschlagen. — In Cunnersdorf bei Neumark schlug der Blitz in das Pürzel'sche Gut und legte es vollständig in Asche. — In Oberneumark ist das Stallgebäude des Gutsbesitzers Franz Grusch- witz infolge Blitzschlages abgebrannt, in Pohlitz bei Greiz das Gut der Eistel'schcn Erben. — Dem Beispiele des Vereins sächsischer Gemeinde beamten folgend, ist auch in den thüringischen Staaten, speciell um zunächst die allgemeine Pensionsberechtigung zu erzielen, die Gründung eines Gemeindebeamten-Vereins im Werke und haben bereits 142 Beamte ans 21 Städten ihren Beitritt zugesichert. Die constituirende Versammlung soll am 31. d. M. in Erfurt abge halten werden und ist das Directorium des Vereins sächsischer Ge- meindebamten bereits befragt worden, ob und eventuell unter welchen Bedingungen ein Anschluß an den sächsischen Verein erzielt werden kann. — Greiz, 13. Juli. Gestern am Heinrichstage fand wie alljährlich die Vertheilung der Zinsen eines unserer Stadt vor langen Jahren von einem verstorbenen Bürger, Herrn Heinrich Grünrath, ausgesetzten Legates an hundert alte bedürftige Bürger statt. Nach der von dem Wohlthäter selbst erbetenen kirchlichen Feier zogen die betreffenden alten Bürger unter Borantritt der Gemeindebehörde in feierlichem Zuge Abends 7 Uhr von der Kirche nach dem Rathhause, wo die Auszahlung der Zinsen stattfand. Die Stadt ehrte vor kurzem das Andenken des Verstorbenen dadurch, daß sie eine neue Straße mit seinem Namen „Grünrathstraße" benannte. Aus Nah und Fern. — Die Geschichte der Polka. Der beliebte Solotanz die Polka ist ein Kind dieses Jahrhunderts; am Anfang der dreißiger Jahre tanzte, wie die „Gartenlaube" erzählt, ein junges Bauern mädchen inIElbeteinitz in Böhmen diesen selbst erfundenen Tanz und sang dazu eine paffende Melodie, welche der dortige Lehrer, Josef Neruda, niederschrieb. Bald darauf wurde der Tanz zum crstenmale in Elbeteinitz öffentlich getanzt. Um das Jahr 1836 geschah das auch in der Hauptstadt Böhmens, und wegen des in ihm vorherr schenden Halbschrittes erhielt er von dem czechischen Worte xrüka, die Hälfte, den Namen „Polka". Vier Jahre später wurde er durch das Musikkorps der Prager Scharfschützen in Wien verbreitet. Im Jahre 1840 tanzte ihn ein böhmischer Tanzlehrer, Raab, auf dem Odeontheater in Paris, und dort wurde er bald in allen Salons heimisch. So ist die Polka czechischen Ursprungs und vielleicht das Einzige, was auf dem Kulturgebiete die Deutschen den Czechen ver danken, welche ihrerseits der deutschen Bildung, so sehr sie's ableugnen mögen, soviel zu danken haben. — Ein originelles Nest. Einen seltsamen Ort suchte sich kürzlich, einer Beobachtung von Herrn Kian-Williams zufolge, ein Hänflingspaar zum Brütplätzchen aus. „Im vorigen Jahre," so schreibt derselbe an den Herausgeber der „Nature", „wählten sie als Nistplatz das Innere einer Malteser Wasserflasche, welche an einer Backsteinwand hinter dem Hause des Kapitäns G. Wood hing. Die Flasche ist aus Thon, 10 Zoll hoch und an der weitesten Stelle, d. h. in der Mitte zwischen Oeffnung und Boden 7 Zoll weit. Der Hals ist 4 Zoll lang und hat nur 1^ Zoll lichten Durchmesser. In diesem sonderbaren Schlupfwinkel bauten die Hänflinge ihr Nest, brüteten hier und zogen mit Erfolg ihre Jungen auf. — Dies Jahr kehrten merkwürdigerweise die Hänflinge an ihren vorjährigen Nist platz zurück, brachten das Nest wieder in Ordnung, legten ihre Eier und haben jetzt einen kräftigen Nachwuchs von fünf oder sechs Jungen. Wie die Vögel dazu kamen, sich diesen Schlupfwinkel aus zusuchen, ist deshalb räthselhaft, weil sie nur mit angelegten Flügeln und einen gelinden Ansatz nehmend hinein gelangen konnten, und weil das Endringen in den Hals von außen aus eine Aufgabe von nicht geringer Schwierigkeit gewesen sein muß. Ebenso interessant ist es, daß die Thiere sich ihres Brüteplatzes so gut erinnerten und dorthin zurückkehrten." — Flügge Vögel. Für jeden Naturfreund giebt es jetzt Schauspiele von lieblichstem Reiz, solche nämlich, welche uns elterliche Fürsorge und strenge Pädagogik der gefiederten Welt vorführen. Man muß sie sehen, diese ersten Flugversuche der kleinen unbeholfenen Gelb schnäbel. Unter steinerweichendem Gepiepse werden sie auf den Nest rand und von dort auf einen passenden Ast genöthigt. Papa zerrt am Flügelchen und Mama hüpft laut demonftrirend auf den Zweig, auf's Beredteste darthuend, wie sicher und unbedenklich dieser Sh ort ist. Und endlich ist's gelungen. Da sitzen sie in Reihe., Glied, die fünf kleinen Rotschwänzchen, wie Buben und Mägdi auf der Schulbank, und der Unterricht beginnt. Zehnmal mit la Gezwitscher fliegt Haus- und Nestmütterchen die ganz kleine Distsj bis zum nächsten Acstchen und einer nach dem andern hebt. Flügelchen, dreht das Köpfchen und halancirt mit dem Schwä> — und macht den ersten Sprung Mit krastvergeudendstem Geflatter Aber der Stolz! Das Bachbargezweig ist erreicht und die ganze Well sieht von hier aus gleich ganz anders aus. Nach und nach werden die Hebungen waghalsiger und schließlich pasfirt's wohl gar, daß ein kleiner Uebernmth sich so weit verfliegt, daß er sich nicht mehr heim findet. Dann kann man eine Familenscene erleben, wie sie rührender und hübscher in keiner Menschcnkinderstube sich zuträgt. In einem Ncsielgestrüpp oder Giusterbusche ganz verkrochen jammert der kleine Flüchtling. Er schreit nach der Mama, die er nicht mehr sieht, tvie er denn überhaupt nichts sieht als dickes Gestänge und Halmenwirp- warr. Und die Gerufene kommt nicht allein. Ein verirrtes Baby der Vogelwelt schreit die ganze Verwandtschaft zusammen. Vettern, Basen, würdige Onkel, die diesen schwierigsten Fall im dichteste» Nesselstrauche wiederholt erlebten, tanzen herbei; mit ebensoviel HauS- mittelchen, als Helfer da sind, wird operirt. Die kleine schlanke Rothschwanzdame schlüpft durch die Halme und kommt bis zum Schreier, dem sie vergeblich zuredct, ihren Weg nachzukriechen. Ein anderer Helfer fliegt und springt die niedlichsten Bogen nach oben — ein dritter weiß und versucht ein drittes, alle aber parlamentiren und. scandaliren schrecklich, bis der verirrte Sohn wieder geborgen im Neste sitzt, zu dein hinaufzugelangen wieder unendliche Mühen und gedulds volle Demonstrationen von Ast zu Ast kostet. Wer aber solche Scenen, die jetzt auf Hecken am Wege, im Garten oder Walde alltäglich sich, mit rechten Auge zu sehen weiß, der erkennt in ihnen den hohen Grad thierischer Intelligenz und Liebe, welcher die kleinen Geschöpfe auszeichnet. — Relegirte Schülerinnen. In M.-Gladbach wurde dieser Tage eine Anzahl Schülerinnen der städtischen höheren Töchter schule, im Alter von 14—18 Jahren, aus der Anstalt verwiesen; denn die emanzipationslustigen Dämchen hatten theilweise in männlicher Kleidung mit Schülern des dortigen Gymnasium's am Abend die Kneipen besucht, wobei ihnen die moderne kurze Haartracht sehr zu statten gekommen war. Telegramme. (Nach Schluß der Redaktion eingetroffcn.) Berlin, 16. Juli. Der dänische Kapitän Sarauw ist vom Kaiser vollständig begnadigt wor-en. Gottesdienste. Am 6. Sonntag nach Trinitatis den 17. Juli: St- Jacobikirche: Früh V-9 Uhr predigt Herr Archidiacouus Oio. vr. Karo über Apostelgeschichte 6, 1—7. Nach der Predigt ist Beichte und- Communion. Beichtrede: Herr Diaconus Or. Sterzel. Musik vor der Predigt: „Auf Gott den Herrn will hoffen ich", Gebet vom M. Luther, componirt für Männerchor von B- Dietrich, » copslls. Bormittags 11 Uhr Gottesdienst im Bersorgungshaus. Herr Oberpfarrer- Or. Graue. Abends 6 Uhr predigt Herr Diaconus Or. Sterzel. Wochenamt: Herr Diaconus Or. Sterzel. St. Johanniskirche: Früh 6 Uhr Predigt und Abendmahlsseier. Herr Pastor Trau tz sch. Früh Vz9 Uhr predigt Herr Diaconus Oie. Ackermann über Apostelgesch. 6, 1—7. Nach der Predigt Beichte und Communion. Beichtrede: Herr Pastor Trautzsch. -/ Wochenamt: Herr Diaconus Oie. A ckermann. > Hospital St. Georg: Donnerstag den 2t. Juli früh V-8 Uhr Betstunde. St. Paulikirche: Früh 6 Uhr Abcndmahlsgottesdienst. Beichtrede: Herr Pastor Gutzschebauch. Früh V,9 Uhr predigt Herr Archidiaconus Weicker über Apostelgesch. 6, 1—7. Nach der Predigt Beichte und Communion. Beichtrede: Hen Pastor Gutzschebauch. Musik vor der Predigt: Gebet von F. G Jansen, a oaxolla. Wochenamt St. Petri: Herr Diaconus Päutz. St. Nicolai: Früh V,9 Uhr Predigt des Herm Archidiaconus Weicker über Apostelgesch. 6, 1—7. Wochcnamt für St. Nicolai: Herr Archidiaconus Weicker. Schloßkirche: Früh '/,9 Uhr Hauptgottesdienst. Predigt: Herr Pastor Tu besing. Nach der Predigt Beichte und heil. Abendmahl. Beicht rede: Herr Diaconus Rüling. Wochenamt: Herr Pastor Tubesing. Dreieinigkeitskirche'der separirten evangelisch-lutherischen Gemeinde ungeänd. Augsburger Confession aus dem Kabberac Früh V-9 Uhr Beichte. Früh 9 Uhr Kirchweihpredigt über Luc. 19, 1—10 Herr Pastor Kern. Nachmittags 2 Uhr Gemeindeversammlung. Katholische Kirche: Früh 7 Uhr hl. Messe. Früh 9 Uhr Predigt (Herr Caplan Lengsfeld), dann hl. Messe. Nachmittags 2 Uhr Segenandacht. Dienstag, 19. Juli, Abends 8 Uhr Gesellenverein (Centralherberge I.) Wochenmesse früh '^8 Uhr. Deutschkatholische Gemeinde: Kein Gottesdienst. (Annaberg.) Israelitische Gemeinde: Freitag den 22. Juli Abends 7'/, Uhr, Sonn abend den 23. Juli früh 8'/, Uhr Gottesdienst. Parochie Altchemnitz: Früh 8 Uhr Prcdigtgottesdienst ohne Com munion. Vormittags 11 Uhr Gottesdienst in der Bez -Anstalt- Parochie Altendorf: Früh 9 Uhr Predigtvorlesung. Parochie Gabjlenz: Früh 9 Uhr Gottesdienst in der Aula deS Schul gebäudes mit Beichte und Communion. Nachmittags 2'/, Uhr Bibelstunde daselbst. Parochie Hilbersdorf: Früh 8 Uhr Predigtgottesdienst. Parochie Niederrabenstein: Früh 8 Uhr Beichte. Früh V-9 Uhr Predigtgottesdienst mit heil. Abendmahl. Freitag den 22. Juli Vormittags 10 Uhr Wochencommunion. Parochie Reichenbrand mit Mittelbach: Früh >/,9 Uhr Predigt vorlesung in Reichenbrand, in Mittelbach predigt früh 8 Ubr Herr Diaconus Hohlfeld. Parochie Schönau-Neustadt: Früh 9 Uhr Predigtgottesdienst. Für den redactionellen Theil verantwortlich Für nicht erbetene Zusendungen ist die Berlags-Expe' Franz " Li tion nicht verbindli Wer bewährte, reelle Volksmittel zu bekämpfen sucht, erweist dem weniger Bemittelten damit keinen Dienst. So lange als unsere Erinnerung reicht, hat es stets Mittel gegeben, welche in jeder Familie als Hausmittel gehalten wurden. Mit der fortschreitenden Wissenschaft haben auch sie Ver besserungen erfahren und an Stelle der Schäfersalbe und de- „Trank- der altm Frau" sind Mittel getreten, welche von Berufenen geprüft und empfohlen wurden. Die- gilt hauptsächl ch von den seit so vielen Jahren beim Pu blikum so sehr beliebten Apotheker R. Brandt's Schweizerpillen. Die ersten medizinischen Autoritäten und Hunderte von praktischen Aerzten haben sie als da- angenehmste, sicherste und unschädlichste Abführmittel empfohlen- Man lasse sich daher durch keine mißgünstigen AuSlassüngen beeinflussen, sondern mache mit den Schweiz-rpillev, welche L Schachtel M. 1- in den Apotheken erhältlich, einen Versuch und man wird das Urtheil der A-rzte bestätigt finden. rrivLt-VMvrrivht über " kuekMfung, Loppe-ponä., ^sekgslpeviit, 8eImeII- u. 8eköN8vki'ift, kunä-vlmst sie. uuofl beväflrtan, leiert kasslieflsn Nsüiväsn srtflvilst in 6nrsen von ja 1—3 Nannten ibrnrui v. L rviuevI, stassrnensif. 13.
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