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Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.06.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189206255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920625
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-06
- Tag1892-06-25
- Monat1892-06
- Jahr1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.06.1892
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Sächsisches. — Hofttachpichten. Der König und die Königin vo» Italien treffen heute Freitag Abend r/,7 Uhr zu kurzem Besuche de» sächsischen Königshäuser, vo» Berlin kommend in Villa Strehlen bei Dresden ein. Osficieller Empsang ist nicht in Aussicht genommen. Nach Ankunft in der Villa findet königl. Familientofel statt. Die Damen »nd Cavaliere der italienischen und sächsischen Hofstaaten ver einigen sich zur MarschallStafel im königll Nrsidenzschloß. Noch an deinselbeu Abcnd setzen die italienischen Herrschaften die Reise ab Strehlen über Frankfurt a. M. fort. — Verleihung und Erueuttttug. Dem Obersten z. D Wagner, zuletzt Commandenr des 4. Infanterie Regiments Nr. 103, ward das Comthnrkreuz 2. Klasse des AlbrcchtsordcnS verliehen. — An Stelle teS bisherigen AustallLoberarztes an der Königl. Landes Heilanstalt Sonnenslein, Mcdicinalralh 1)r. Lehmann, ivclchcr bekannt lich'zum Direktor der LandeSirrenanstalt zu Göltzsch ernannt worden ist, tritt der bisherige Anstaltsarzt der Jrrenabtheilnng zu Waldheim Dr. Günther, ein Sohn des Präsidenten des Landes-Medicinal rollegiums. — Eröffnung der Bahnlinie Schönberg..HIrschseld. Das Finanzministerium hat im Einverständniß mit der Fürstlich Renßischen j. L. Negierung beschlossen, die von der Station Schönberg der Eisenbahnlinie Leipzig-Hof »ach Hirschberg an der Saale erbaute normalspurige Secnndäreisenbahn am 1. Juli 1692 dem allgemeine» Lc>kehre z» übergeben. — Militärisches. Das neueste Armee Verordnungsblatt ver öffentlicht das Gesetz, betreffend die Unterstützungen vo» Familie» der tu Frieden« die» st Übungen einbern feilen Man » schäfte» vom 10. Mai 1892, nebst den vom Reichskanzler »nlerm 2. Juni erlassene» AnSsührnngsvorschriften. Die Zahlung der Unterstützung wird eingestellt, sobald Einberufene nach ihrer Meldung am Gcstellnngsorte als überzählig oder aus andere» Gründen nicht zur Einstellung gelangen oder Vorzeitig entlassen werden. Die Rückzahlung vvransbezahlter Beträge findet auch daun nicht statt, wenn der zur Hebung Einberufene vor Ablauf des Halbmonats, für welchen die Zahlung geleistet ist, zurnck- kehrt. Als GestellungSvrt ist derjenige Ort anzusehcn, an welchem sich der Manu ans Grund des Gestellnngsbcfehlcs zunächst zu gc- stellen hat, also da» Bezirks-Stabsquartier bcz. wenn der Mann nn- mitletbar z» seinem Truppcutheil cinbcrnfen wird, der Garnisonort des Truppenlheilcs; so werde» die sogenannten Procent-Mannschafte». sobald sie als ,überschüssig wieder entlassen werden, bcz. Kranke, Welche als nicht einstellung-fähig bezcichuet wurden, hiervon betroffen Werden. Weiler veröffentlicht das Armec-VerordnungSblatt amtliche Nachrichten über das deutsche Neichsschnldbnch, in denen daS Ocko- nomie-Departcmcnt des königl. preußische» KricgSmittistcri'nms dessen Bcnntznng zur Belegung von Kapitalien empfiehlt, welche den der Vernaltnng der Truppcninstitute rc. nulerstellle» milden Stift ungen a»gehören — Gleichzeitig ist ein Gesammlverzcichuiß derjenige» Lehranstalten erschienen, welche zur Ausstellung vo» Zcng- iiissc» über die Befähigung für den Einjährig-Freiwilligcn-M.litäc- dicnst berechtigt sind. Im Königreich Sachsen genügt hierzu der einjährige erfolgreiche Besuch der zweite» Klasse der Gymnasien zu Bautzen, Chemnitz, Frcibcrg, Plauen, Schneeberg, Wurzen, Zittau, Zwickau, der Krenzschule, der Vitzthnm'schen, Wettiner und Ncn- slädter Gymnasien zu Dresden, des Gymnasiums der NicnlgisAffx und Thomasschnle zu Leipzig, der Fürste -INio Landschulen zn Grimma und Meißen, der z» Annaberg, Borna, Ch^-n>»itz, Döbeln, Frcib-xg Leipzig, Zittau, Zwickau, deSAnnen- realgymuasium^ 'P.'.j) der Drcikönigsschnle z» Dresden. Ferner das Deichen der EntlassnngSprüsnng bei den Realschulen zu Bautzen, Cnu»»itschan, Dresden-Fr,cdrichstadt, Frankenberg» Glauchau, Grimma, Großenhain, Leipzig, (1. und II.), Leisnig, Löbau, Meerane, Meißen, Miltweida, Pirna, Plauen, Reichenbach i. V., Stollberg, Werdau, der öffentlichen Handelslehranslalt Chemnitz, der land- wirthschaftliche» Schule Döbeln, der öffentlichen Handelsschule der Dresdner Kansmaunfchast zn Dresden, der öffentliche» Handclslchr- anslall zu Leipzig, der HandclSabthcilnng des Realgymnasiums zu Zittau und vo» Privat-Lehranslalten: die Nealabtheilnng der Lchr- und Erziehungsanstalt von Ernst Böhme, des G. Müller-Gclineck und P. Th. Schumann, der Erziehung-anstalt des Or. Zeidler, sämmtlich zu Dresden, der Or. Barth'jchcn ErziehnngsanslaU, der vr. Roth'sche» Privatschnle und der Tollcr'sche» Privatschnle zu Leipzig. Bei diesen Privatschnle» ist jedoch Bedingung, daß die Entlassungsprnsung in Gegenwart eines Negiernngscommissars stalt- geinnden hat. — «königl. sächs. Slltcrörenlknvank. Nachdem bei der selben das Gesetz vom 30. April d. I., einige Abänderungen des Gesetzes über die veränderte Einrichtung der Altcrsrentcnbank vom 2. Januar 1879 und die Aushebung des Nachtragsgesetzes dazu vom 9. April 1888 betreffend, mit dem 1. Juni d. I. in Kraft getreten ist, wird »och besonders darauf hingewieseu, daß der Laus von sofort beginnende» Rente» ohne alle Ausnahme am ersten Tage nach Ablauf desjenigen V ertcljahres beginnt, in welchem die Einzahlung gel istet worden ist. Daher ist vom 1. Juni d. I. ab auch die bist,er giltige Bestimmung ansgchobc» worden, daß bei Erwerbung sofort beginnender Renten Einzahlungen, die in de» ersten 5 Tagen eines Kalender- Vierteljahrs erfolgten, gegen Entrichtung vierproccntigcr Verzugs zinsen als bis znm vorhcrgcgangeuen Vierteljahrcsschlnsse erfolgt an gesehen wurde». Wer also am 30. September znm ersten Male Rente von der Altcrsrentcnbank beziehen will, muß die erforderliche Einzahlung spätestens am 30. Juni bewirken. — Das Grasst-Vermacht,»ih i«, Leipzig. Dasselbe, von welchem bereits weit über 1 Million Mark für Zwecke der Kunst (beim Muscnmsban, Concerthansba», Erwerbung des Museums Godcfroy n. s. w.) hatte laut Abschluß vom 31. December v. I. immer noch einen Ncnnwerth von 1,553,502 Mk. 90 Ps., wogegen sich der Conrswerth sogar ans 1,742,483 Mk. 72 Pf. stellte. Ans das Grundstück Nnppcrt's Hof sind hiervon noch 370,000 Mk. zu zahlen, so daß dann noch 1,372,000 Mk. für den Ban des Museums Grassi »nd die geplante Vergrößerung des Johannaparks verfügbar lbcibcn. — Kindcömörderitt. Wegen dringende» Verdachts der Kindcstödlnng wurde in Leipzig eine 25jährigc, w gen desselben Verbrechens bereits mit 3 Jahre» Gefängnis; vorbestrafte Arbeiterin ans Werdau zur Verantwortung gezogen. Dieselbe hat ihr heimlich geborenes Kind, einen Knabe», in Papier gewickelt im Nosenthalc unter Gebüsch versteckt, wo es alsbald ansgefnndcn wurde. Uttstlücköfall. Ter Arbeiter Hoppe ans Schlagwitz, Welcher am Dienstag bei der Reparatur des Kirchthnms in Walden burg vom Gerüst stürzte, ist an den erhaltenen Verletzungen gestorben. Er h ntcclicß Frau »nd Kind. — JttUttiriZS-Jubiläum. Die Tuchmacher-Innung z» Kirchbcrg beging vor einigen Tagen die Jubelfeier ihres 300- jährigen Bestehens. — Gewitierschäde». In Thierbach bei Pem'g schlug der Blitz am Mittwoch Abcnd in das Haus des OrtSrichters Richter und tödlete eine Kuh im Stalle. In Lnnzenau soll zu gleicher Zeit ein Pferd vom Blitz erschlagen worden sein. —si'. Gableuz. Sonntag, den 26. Juni findet von Nach' mittags 3 Uhr an im Gasthaus« „Zur Krone" da» diesjährige Sommer' fest dcS »Vereins für erweitert« Armenpflege* statt. Da» Programm zu demselben ist vom Athletenklub „Estrella" mit vielem Geschick ausgestellt und gelangt, vereint mit der Capelle des Hause-, durch denselben zur Ausführung. — Gegen Erstattung eines geringen Ein trittsgeldeS kann sich Jedermann au dem Feste betheiligen und soll der Reinertrag für die Zwecke erstgenannte» Vereins Verwendung finden. Das Fest findet bei ungünstiger Witterung im Saale statt — Möge demselben ein recht zahlreicher Besuch bcschieden sei». — Selbstmorde. Während des DicustschießenS auf dem Militärschießstande zu Döbeln erschoß sich am Mittwoch Vormittag der Soldat der 7. Compagnie Wappler aus Nicdcrgorbitz bei Dresden Der Gr ind zu dem Selbstmord kan» noch nicht genau angegeben werden. Wappler hat am Abend vorher seine Löhnung verspielt und vertrunken. — Der aus Amerika znrückgckehrte Handarbeiter Ehrig in Zö blitz, der sich am 15. Juni ans Gram über den Tod seiner Ehefrau am Grabe derselbe» mittelst eines Messer- zu tödten versucht hatte, aber »och lebend in's Krankenhaus geschafft wurde, hat sich nun mit seine», leinene» Taschentuch an einem Fenster der Kranken stube erhängt. Die Thüre hatte er verriegelt, sie mußte gewaltsam geöffnet werde». — In Holzhausen bei Leipzig wnrde der Armenhansbewohner W »kl« auf dem Oberbode» des dortigen Armcn- hanses erhängt ansgefnndcn. Langjähriges Leiden soll der Grund z» diesem Selbstmord sei». — Empörendes Vorkommnis;. Aus Gera wird vom 22. Juni gemeldet: Den größte» Unwillen der Vorübergehenden er regte gestern ein Leichenträger, welcher einen kleinen Kindcr- sarg »ach dem neuen Friedhof zu tragen hatte. Der angetrunkene Mann war nicht mehr sicher auf de» Beinen und stürzte in der Wicscstraße nieder. Der Sargdeckel sprang ab und die kleine Leiche kollerte auf die Straße. Ein Passant sargte dieselbe wieder ein und ei» herbeigeholter Friedhofswärler brachte den Sarg an Ort und Stelle. Chemnitzer Stadt Anzeiger. Die Frrundc uns-reS Blaltcö werden ersucht, rmS wichtige Begebenheiten ggtigst mNzutheN«. Chemnitz, 24. Juni. —öd. Am Johannistage. Die schöne, pietätvolle Sitte, nicht bloß an dem hierzu von der Kirche besonders eingesetzten Tobte» onntage, in den meist trüben »nd rauhen Herbsttagen, sondern auch » der grünenden und blühende» Jahreszeit, „den Tagen der Rosen", der thenren Hciingegaiigencu i» änßeilich sichtbarer Weise zu gedenke» »nd ihre Ruhestätte» »iit Blumen- und Laiibgewindc» zn schmücken, indet von Jahr zu Jahr in immer weitere Kreise unserer Einwohnerschaft Eingang. Auch i» de» Morgenstunden des hentigen Tages konnte man trotz des nicht gerade freundlichen Wellers zahlreiche Leidtragende »ach de» verschiedenen Friedhöfen »»screr Stadt eilen sehe», um diesem schöne» Drange ihres Herzens zu genüge». So gleichen denn heute am Johannistage die Gottesäcker wahren Blumengärten. Viele Grabhügel verschwinden fall unter de», reiche» Schmucke, den die nimmer anfhörende Liebe trauernder Angehörige» über die ohnehin im vollen Grün des Soni.ip.erS.ppagige.Miz N'ühestüiien'voraiige- gangencr^TbHtkrrr ansgebrcilel hat, als sinniges Symbol, daß auch Ms Lein Tode neues Leben erblüht, und das Grab hier vereint ge- wesene Seelen nicht für ewig trennt. — Sonderzug mich Moldau und Eichmald. Sicherem Vernehmen nach läßt die Staatsbahn Verwaltling Sonntag, den 3. Juli d. I. wie im Vorjahre eine» Sonderzug zu ermäßigten Fahrpreise» von Chemnitz nach Moldau und Eichwald verkehren. Näheres wird deiniiächst veröffentlicht werden. — im. Ei» gewaltiges Unternehmen, welches für die Stadt Chemnitz geradezu eine lokale Bedeutung hat, ist die gegenivärtig von einer sächsischen Handelskammer wiederum in Anregung gebrachte Aus führung des Donan-Elbckanals. Der Kanal soll die Elbe, diese für Sachsen so hochwichtige Handelsstraße, mit der Donau ver binden; es würde somit ein dirccler, sich durch Sachsen erstreckender Wasserweg zwischen der Nordsee und dem Schwarzen Meere hergcstettt werden. Selbst wer eine geringe Kenntnis; unseres Chemnitzer Handels besitzt, der wird ermesse» könne», von wie ungemeiner Bcdenlung eine derartige neue Verkehrsstraße für uns ist, die unsere Maaren zn billiger Waffcrsracht bis weit in eines der wichtigsten Absatzgebiete der Chemnitzer Exporlindustrie, die Balkcinstaatcn, befördern würde. Die AuSsnhr »»screr Chemnitzer Textilfabriken hat sich nach dort von Jahr zu Jahr gesteigert; mit Recht darf »>a» die sich langsam zn gesunden wirthschastlichc» Verhältnisse» emporarbeitende» Balkanstaaten als eines der Absatzgebiete betrachte», deren völlige Erobcrnag für hcinptsächliche Chemnitzer Artikel von »»gemeiner Wichtigkeit ist und eine Ausgabe der nächsten Znlnnfl für unsern heimischen Handel sei» >»nß. Denn in jenen immer mehr kcinskeäflig werdenden und ans- gcdchnte» Ackerbanstaateu wird man voraussichtlich noch lauge Zeit im Wesentlichen ans den Import von Tcxtilarlikcl» angewiesen sei», da an eine Entwickelung der dortigen Industrie vorerst nicht zu denk:» ist. Schon seit Jahren haben in jenen Gebiete» die Chemnitzer Tcxtilarlikcl, besonders Wirkwaare», einen scharfen Kampf mit dem französischen Fabrikat zu bestehen. Wird Sachsen mit den Balkan- ländcr» durch eine birccte Wasserstraße verbanden, so wird der Ein floß unserer heimischen Industrie dort »atnrgcmäf; derart gestärkt, daß es uns vcrhältiiißmäßig lucht sein wird, den Mitbcwcrb besonders in wichtigen Tcxtilartiketn zurückzndränge». Zahlreiche Chemnitzer Firmen stehen schon jetzt in engen Beziehungen z» den Balkaiislaale», Chemnitzer Geschäftsreisende bearbeite» die dortige» Gebiete regelmäßig, Einkäufer aus Rumänien, Serbien, Bulgarien rc. sind in der „Saison" in Chemnitz regelmäßige Gäste. An der richtigen Würdigung des Wcrlhes jener Absatzgebiete darf man sich nicht durch die Thalsache beirren lasse», daß die Creditverhältnisse dort vorläufig zu wünschen übrig lassen. Das wird sich ändern. Die Creditverhällnisse sind auch schon heute dort, wie »ns ein besonders mit de» Chemnitzer Handels beziehungen engverlrautcr Exporteur, der früher in den Balkanlandern eitie hervorragende Stellung im Consulardienst inne hatte, »liltheilt, für de» Kaufmann, der Land und Leute genauer kennt, keineswegs unsicherer, als in viclen anderen Chemnitzer Absatzgebiete». Jedenfalls würden durch de» Dvnan-Elbckanal unsere lokale» Beziehungen zu de» Valkauländcrn ganz ungemein gefördert. Ten schon mehrfach früher erörterten Ban dieses Kanals hat die Dresdner Handelskammer jetzt wieder in Gemeinschaft mit einige» österreichischen Kammern kräftig in Anregung gebracht, so daß die Sache jetzt wohl „in Fluß" bleibe» wird Ohne Zweifel wird auch die Chemnitzer Handels- »nd Gcwerbcka»»»er gegebenen Falls sich mit der Angelegenheit beschäftige» und die Bedeutung des Kanals für unsere heimischen Interessen nicht verkennen. — Neuer Attösichtö-Thnrm. Wie schon kürzlich an dieser Stelle berichtet wurde, wird die Umgebung unserer Stadt eine neue Zierde erhalten durch einen Aussichlslhurm, de» Herr Emil Kirsche (Restaurant „Znm Wind") ans seinem bekanntlich hoch und frei gelegenen Grnndslücke erbauen läßt. Herr Kirsche kommt hiermit einem längst gehegten Wunsche vieler Chemnitzer Naturfreunde entgegen. Der Thurm (Eisen-Constructio») wird eine prächtige Rundschau in die nähere und weitere Umgegend bieten, welche bekanntlich viele interessante» romantisch hervorragende Punkte aufweist. Der Bau des ThurmeS ist bereit» so weit vorgeschritten, daß die Einweihung de»- I selben ln kürzester Zelt wird erfolgen könne». Mst Genehmigung des Prinzen Friedrich August wird der Thurm den Namen Friedrich» ^ August-Thurm führen. Hinsichtlich seiner Höhe wird derselbe all« AnSsichtslhürme der Umgegend übertreffe». Die Ausführung de» Baues erfolgt durch die Firma A. V. Ludwig i» Grüna. — Sommerfest in der Scheibe. Nächsten Sonntag nud Montag wird ein großes Sonimerfest in dem beliebten Etablissement „Zoologischer Garten Scheibe" staltfinde». Der Besitzer Herr Schumann hat Alle- anfgebole», um a» diesen Tage» seinen Be suchern fröhliche und genußreiche Stunden zu verschaffe». —-r—. Concert im „Wintergarten". Das gestern Abend i» dem schönen Saale des „Wintergarten Schönau" abgchaklene Abonnemcnts-Concert der G e i de l'schcn Kapelle war trotz der un sicheren Witterung recht gut besucht. Das Programm für dasselbe war mit besonderer Sorgfalt ausgestellt und bot durchweg hervorragendere Schöpfungen namhafter Meister auf dem Gebiete der Tonkunst. Daß jede einzelne Nnmmer mit größter Eleganz »nd tiefem Ver ständnis; iviedergegeben wurde, dafür bürgte schon im Voran» der gute Ruf, dessen sich die Capelle des Herrn Mnsikdirector Geidel unter de» hiesigen Mnsikchören mit Recht erfreut. An das Concert schloß sich ein Ball an, der zahlreiche Betheiligiing fand »nd die Besucher noch lange vereinigt hielt. — Beerdigungsanstalt „Palme". Die hiesige Weber- iniinng, ans der unsere heutige Industrie hervorgiug, durch welche unsere Stadt groß wurde und zn hoher Achtung gelangte, hat auch das Verdienst, das erste Beerdigungsinstitut j» unserer Stadt er richtet zu haben. Im Jahre 1618 wurden zu einem einige Jahre früher seitens des Handwerks angeschafflen sammctncn Bahrtnche Trauermäntel und Trancrhülc erworben und ward c» gegen Entgelt auch Nichtiiinungsmitglicdern gestattet, dieses Trancrornat der Weber- Innung bei Begräbnissen zn benutzen. Seit 274 Jahre» ist also das Beerdigungsinstitut der hiesigen Webcrinnnng, das seit drei Jahre» ven Namcn „Palme" führt und ausschließlich die städtischen Leichen» wagen benützt, in Thätigkcit. Bei der Weberianung besteht eine sogenannte Ornatkasse, aus welcher, um den immer größer werdenden Anfvrdcrnngen der Neuzeit Rechnung zu tragen, von Zeit zn Zeit Neuanschaffungen gemacht werden. So verfügt die „Palme" gegen wärtig über nicht weniger als 7 Bahrtücher und hat jetzt wieder für die Träger, sämmtlich Webermeister, zwanzig neue Uniformen an- ertigen lassen, so daß gegenwärtig gute schwarze Anzüge und je zwei Garnituren Uniformen für je zwanzig Träger vorhanden sind. Am verflossenen Sonntag fand im WebcrinnnugShanse eine Revue kalt, bei der sich die Träger in den verschiedenen Anzügen vorstellten. Diese Revue verlief auf das Befriedigendste, und »amcntlich sprachen die neuen Uniformen an. Dieselben sind ans bestem schwarze» Tuch von Herr» Schneidermeister Wc»d hier gefertigt, die Tranerhüte lieferte Fra» verwiltwete Hntmachcr Handke und die echten Silber nsten, wie die silbernen Stickereien wurden von der Firma Thiele und Steinert in Freibcrg bezogen. Herr Webcrvbermeister Fiiideisen hielt an die Träger eine Ansprache, in der er sie z» Trcne und Pünktlichkeit ermahnte und sie auffvrderte, die Ehre des so alten Instituts stets aufrecht zu erhalte». Bemerkt sei »och, daß das Be- erdigiiiigsinstitnt „Palme" ein Bureau innere Klvsterstraße 14, Ein gang von der Thcalerstraße, besitzt. —* Schreckliches Unglück. Gestern Nachmittag gegen /„2 Uhr fuhr ein Geschirrsührer aus einem Grundstück der Zschopau«- 'traße »ach der Straße. Beim Ausfahren ans der Einfahrt fiel eine her Rungen, welche nicht fest angekettct war, auf der Seite herunter und an einen der Thorpseiler, welche von großen steinernen Btt« zierungcn gekrönt sind. In Folge dessen stürzte eine der Letzteren herab und auf einen i» diesem Augenblick dort vorübergehenden 8jährigen Knaben, der davon so unglücklich auf den Kopf getroffen wurde, daß der arme Knabe (Sohn eines höheren Telegraphen» beamten) zusammenbrach und sofort eine Leiche war. Der Schädel de» unglücklichen Kindes war zertrümmert worden. Der Leichnam wurde in die Leichenhalle des Fciedhofes gebracht. —* Unfall. Als gestern Abend in der 7. Stunde ein Mann auf dem Fußwege der Chemuitzerstraße entlang ging, fiel Plötzlich ei» Blumenstock aus dem 2. Stockwerk eines Hauses, wohl in Fvlge be stärken Windes, herab und dem Man» derartig auf den Kopf, daß er eine tiefe, starkblntende Wunde an der linken Seile des Kopfes erhielt. Der Verletzte bekam ans der Polizeiwache einen Nvthver- tiand augclegt. —* Gestohlen wurde v:r einiger Zeit aus dem Ausslellungs- lvcal eines hiesigen Vogclzüchtervcreins ein männlicher Kanarieu« Vogel im Werth von 40 Mark; aus ciuci» Neubau an der Frci- gntilraße vor einigen Tagen eine Anzahl in cincr Stube des Parterres verwahrt gewesener Kleidungsstücke von dort beschäftigten Arbcitcr», bestch.nd in einem hellbraunen Jäckel »nd Weste und braun und grau gestreifter Hose, Gcsammlwerth 40 Mark; ferner ans einer Wohnung der Tnrnstraße ei» goldener Siegelring mit rothem Stein, endlich in der Nacht zum 14. Juni ans einem in der Aiinabcrger- straße gelegenen Garte» vom Rasen weg 6 Stück weiße Kinderhemdc», mit H. B. gezeichnet, 2 weißgcstickte Kinderschürzc» nnd einige Francnhemde», Gcsammtwcrlh ca. 25 Mark. — Einem in der Georg» straßc wohnenden Expedienten wnrde in seiner Abwesenheit seine Wohnstube mittelst Nachschlüssels geöffnet und ans dem Schrcibtisch- kasten, in welch m der Schlüssel steckte, ei» Trauring gezeichnet C. S. 26. 2. 8 -, ein goldener Siegelring mit viereckigem Milchstein, eine goldene Halskette, ein g- ldenes Medaillon — Gesaminlwcrth 60 Mk. und außerdem ca. 30 Mk. Geld gestohlen. Nach Ausführung deS Diebstahls hat der Dieb die Stube wieder verschlossen. Strafkammer Verhandlungen — Chemnitz. 23. 6. Eine Diebsgenossenschaft. Nicht weniger als 9 Angeklagte batten sich gestern wegen einfach » und schweren Diebstahts, Unterschlagung, Leirngs, Urkundenfälschung und Hehlerei zu verantworten. Es sind dies l) der bereits vorbestrafte 1842 in Burkhard ts d o r s geborene Fabrikarbeiter Franz Louis Langer; 2) dessen Ehefrau Lina Wilhcl mine ge borene View cg er ans Meinersdorf, 1854 geboren; 3) der Strumpf- Wirker Friedrich August Biewegcr, 1849 in Meinersdorf geboren und schon vorbestraft; 4) dessen Ehefrau Mari a Wilhelm ine geborene Klaus ans Gclenan, 1859 geboren »nd noch nicht vorbestraft; ») der noch nicht vorbcstrasw, 1859 in Gelen au geborene Fabrikarbeiter Franz Adolf Klans; 6) der Bergarbeiter Ernst Otto KlanS» ebenfalls ans Gclenan, 1854 geboren und bereits v orbestrast; 7) dessen Ehefrau Amalie Auguste, gcb- Seinigc, aus Aiic, 1867 geboren; 8) der Striiinpswnker Max Julius Lcistncr aus Burk har dtsb orf, 1865 geboren und schon vorbestraft, n»d 9) dessen Ehefrau Ernestine Milda» geborene Langer, gleichfalls in BnrkhardtSdorf 1865 geboren »nd »och nicht vorbestraft. Die Genannten hatten sich zu einer sörmlichen Tiebcsgcnvsscnschast vereinigt und seit tem vorigen Jahre in der Umgebung vo» Cbemnib eine erhebliche Anzahl von Diebstähle», thcils einzeln, theilS in Geineinschast ansgcsiihrt. Daß ihre Beutezüge reckt ersprießlich gewesen sind» ersieht man anS t e» im GerichiSsaale vorliegenden Gegenständen. Es befinden sich hierunter verschiedene Kleiderstoffe, Weinflaschen, Töpfe, Slrümpse, ein Schlitten »nd Kindersahrstuhl und noch vieles Andere. Der Angeklagte Lei st» er hat sich Überdies auch »och wegen Verleitung zum Meineid zu ver antworten. Infolge der umsänglichen Beweisaufnahme — eS sind im Ganze» 31 Zeugen geladen — kann die UrlheilSverkündigung erst heute NachmiNa- 4 Uhr erfolgen.
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