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Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.02.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189202143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920214
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-14
- Monat1892-02
- Jahr1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 14.02.1892
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"X langt eigentlich mehr stummer, als lanies Spiel, wen» all die innere» Seelen« Vorgänge z» sichtbarem dramatischen Ausdruck loinmen sollen; — und wahr« lich, lein Zug dlieb verborgen; mit furchtbarer, überwältigender, ja /»»veile» herzlähmeuder Deutlichkeit sah man sich das Gericht an den, Unglückliche» vollziehen, — sah mau ihn, den herzensguten Vater, den hohen Manu der Wissenschaft, langsam znsannuenbrcchen uutec der Schuld. Aich! bloß die Zuschauer, nein auch alle Mitspiclenden befanden sich im V nine dieses fast «„heimlich wahren Spiele?, das bis in die innersten Fasern dnrchgelcbt uud durchempsnndcn war nnd dem eine Anerkennung zntheil wurde, die völlig den Charakter ranschcndcr nnd begeisterter Huldigung anuahui. Herr Direktor Jesse hatte, sicherlich unter dem belebenden nnd le> stimmende» Einslnssc des berühinten Gastes, der Jnsccnirnng des Stückes keine ganze Umsicht und Ausmerksamkeii zngeu endet. Tie Beleuchtung und Ausstattung der Fnnenränmc stimmten wundervoll-nm Charactcr der Handlung, nnd Alles war gcthan, um eine volle Btthn.ntänschnng zu er »eleu. Diese wurde nur im Anfang d r Vorstellung durch die rücksichtslose Unart einer Anzahl von Nachzügler» im Publikum und ein andercsmal im Verlaus des Spieles durch die Unsicherheit der Kauniicrhcrru von Grolhe anf der Bühne beeinträchtigt. Nicht »nr die Hauptfigur, auch die meisten übrigen Gestalten des Trauer spieles sind Mensche» von Fleisch nnd Blut und von bestimmter Characlcr- färbung Deshalb geben sie auch den Stanspieler» sichere Anhalte, und die meisten Milwirkcnken liehen sich diese Voribcile nicht entgehen. Besonders Herr Wendt in der Nolle des schneidigen Offiziers, den, »nr der sogenannte „feudale Ton" etwas gebrach, nud Herr Schölling in der Nolle des ver kannte» Malers Oskar, eines kleinen Arnold Böcklin, errangen durch ihr lebendiges nnd stark dnrchgesühltes Spiel eine grobe Wirkung. Auch Fräulein Bach alS Iran des unglücklichen ProicssorS ging mit ganz ungewöhnlicher Kraft in ihrer Rolle ans, beseelt nnd sorlgerissen wie die beiden Borbenannte», von dem großen stnnslgeuossen. Frl- Philipp entfaltete in der Nelle der lcbeusfrischcn und kindlich naiven Käthe muntere Herzlichkeit nnd geuinuende Schalkhnsiigkcit, aber sic sprach so oberflächlich nnd undeutlich, dag ein grober Theil ihrer Rede ver loren ging. Frl. Baste als Ella von Serben war, wie immer, natürlich nnd warmer Empfindung voll, und die Herren Halle r (llnnsthändler Pfeiffer) und Walther (Medizinalralh Kcit) trugen gleichfalls Gedeihliches zu der schön abgerundeten, stimmungsvollen Gesammllcistnng bei. — Zum Schluffe seien noch zwei störende Druckfehler berichtigt, die sich in die Kritik über die Narci b-Vornellung eingeschlichen halten. Es ist dort nämlich im zweiten Absatz von einer «milden" statt von einer „wilden" Genialität des Narcifi die Rede, nnd gleich daraus soll es nicht „belebende" sondern „blendende" Charakteristik heibe», den» gerade diese bildete einen ,ige»thü»ilichen Vorzug im Spiele unseres Gastes. L. IV. Schwurgerichtsverhandlimgen — Chemnitz. 12. 2. (Forts.) Vorsitzender: Herr Landgerichtsdirector Jaspis. Bei seiner Flucht hat Landsberg einen Theil seiner Geschäftsbücher, sein* gelammte Bibliothek, Kleidungsstücke und Wäsche, mehrere Koffer, eine goldene Uhr mit goldener Kette, einen goldenen Klemmer, drei Ringe und einen Bern hardiner Hund initgencmmen. Außerdem hat er — wie schon erwähnt — in Aussig 200 fl. calsirt, nui dies Geld seinen Gläubiger» zu himcrzichcn. Landsberg hat sich sowohl in London sowie auch in der Schweiz ans den Namen „Paul Lore an" »atnralisiren lassen, die mit ans die Flucht ge- uommencn Handelsbüchcr hat Lanosbcrg vernichtet. Was nun die Betrügereien nnd Unterschlagungen anlangt, so steht Folgendes fest. Landsberg stand mit einem gewissen Böhm in Ordern» im Wechsclaustansch. Dieser Mann ge- rieth am 6. Novbr. 1890 in Concurs. Trotzdem begab sich am 1>. Decbr. 1890 Landsberg zn Böhm nnd ließ sich von demselben einen anf den 28. August zurückdatirten Gefälligkeitswechsel über 10,000 Mk- ansstelleu. Böhm that dies unter der ausdrückliche» Bedingung, daß Landsberg den Wechsel nicht zum Concurs a»melden werde, doch Landsberg hielt nicht Wort, sondern er machte den Wechsel im Böhmischen Concurse geltend, »in für eine ihm an Böhm factijch znstchende, aber bedeutend geringere Forderung ans dem Coucnrse desselben eine recht hohe Dividende zn ziehen. Als er im Januar 1888 bei dem Bankier B- in Frankcnbcrg einen größeren Credit nachsnchtc, ma l»e sich Lauds- bcrg gleichfalls betrügeriicher Vorspiegelungen schuldig. Euva V« Jahr später hat B- von Landsberg, dem er inzwischen Credit gewährt hatte, Sicherheit für seine Forderung erhalten, indem Landsberg ihm rumänische nnd russisch« Wcrthpapiere im Werthe von 24,780 Mk. psandwcije übergab. Diese Werth Papiere haben aber auch eine eigcmhnmliche Wandlung durchgemachl. Lands berg hat sie nämlich von seinem Onkel Julius Bohrend in Friedrichshagen mit den/ Aufträge eingehäudigt erhalten, sie an dessen Bruder David Behrend in Königsberg — dem die Papiere gehörten — abzugeben. Landsberg hat diesen Auftrag aber nicht ansgeführt, sondern über diese Papiere verfügt nnd es gelang David Wehrend erst später, wenigstens die rumänischen Papiere im Werthe von 10.400 Mk. znrttckiueehalte». Im Jahre 1890 wollte Landsberg die Schwägerin seines Onkels JnlinS Wehrend hcirathcn. Dieser kam deshalb »ach Chemnitz und erkundigte sich nach den Verhältnisse» seines Neffen. Dabei legte Letzterer ihm gefälschte Bilanzen vor. Weiter aber betrog Landsberg diesen Onkel noch »ui 10,000 Mark, welche er zur angeblichen Abstoßung einer aus dem von ihm gelausten Hanse stehenden Hhpothek bedurfte. Anf dieselbe Weise betrog er scinenKönigsbcrgcr Onkel noch nm 20,000Mk , welche er in Werth- papieren erhielt. David Bchrcnd ist durch Landsberg säst gänzlich rniuirt worden- Landsberg hat nämlich keine Hhpothek abgestvßcn, sondern mit de» Werthpapicreu Geschästsjchulde» bezahlt. Ten hiesigen Juwelier S. bcz. dessen Frau hat Landsberg um einen Ring im Werthe von 400 Mark betrogen nnd endlich Hai Landsberg dem Juwelier W. in Besauhon zwei Brillantringe im Werthe von 1000 Mark und 375 Francs abgeschwindclt. Die Geschworenen bejahten die Scbuldsrage» unter Ausschluß mildernder Umstände und demgemäß wurde Landsberg zn 4 Jahren 0 Monaten Zucht haus, sowie zn 10 Jahre» Ehrcnrechtsvcrlnst verurthcilt. Vertreter der königlichen Staatsanwalcschafl: Herr Assessor Wohlfahrt. Berlhcidigcr: .Herr Rechtsanwalt Gri mui-Glänchau. Obmann den Ge schworenen: Herr Stadtrath Robert Hösel-Chemnitz. 13. 2. 1892. Die wcgen Zcugenmcineids und Anstiftung hierzu au- geklagtc Anna Marie vcrchcl. Kuujtinann gcb Langhammcr ans Zwichan und Schleifer Anton Skupiu ans Saarlonis wurden in geheimer Sitzung verhandelt- (Schluß folgt in nächster Nummer.) Ein Augenzeuge der Hinrichtung Ludwigs XVI. Gelegentlich deS Jahrestages des 21. Januar 1793 publicirt die letzte Nummer der „liuvuo rübrositevdive" Briefe eines gewisse» Joseph Tiemie, der als Volontär im 2. Bataillon von Marsaille der Hlnrichtiing des Königs Ludwigs XVI. als Augenzeuge beiwohnte. Kam» war er i» Paris aiigekomme», so schrieb er am 19. Januar 1793 eine» ^„cutoz-Lu ztiLdiicleiit." (wahrscheinlich dem Präsidenten der „Loeic-to pnpulniio" von Marsaille) Folgendes über die Stimmung der Pariser Bevölkerung: „Ich habe die Ehre, Ihne» z» bemerke», daß wir als ausgezeichnete Patrioten mit Sehnsucht de» Augenblick erwarte». Wo dcr Kops „Oupets" falle» wird, was bald geschehe» muß, da das Urtheil gesollt ist; dieser Tag wird für »ns ei» großer Festtag sei». Wir hasse» ih» so sehr wegen seiner Verräthercicii, daß wir uns ger» unsere Hände i» seine», Btnte wasche» würde» und ich glaube, daß Ihre ganze Versammlung unserer Ansicht sein wird . . . ." Zwei Tage später wird der Wunsch des blutgierige» Marsaillcr er füllt n»v ec hat nichts Eiligeres z» ihn», als sofort nach vollbrachter That seinem Freunde über die Einzclheiten des große» Ereignisses, wie der erste beste Neportcr, z» berichten. Dcr Brief ist datirt: .,luncli, 21 z/rilvior n. und lautete wörtlich folgendermaßen: „Man hat heute Morgen m» 10>/„ Uhr ans dem Platze Ludwig X V. Capet getöpft. Er wnrde nach dem Richtplatzc in dem Wage» dcr Mairie geführt, in welchem zwei Henker saßen nnd mit einer Es korte von wenigstens 190,000 bewaffneter Männer. Er hat den Tcmple nm 0 Uhr verlasse», nachdem er sich hatte srisire» lasse». Als er nute» beim Schaffot aukai», hat ihm der Henker ein wenig die Haare am Hiulerkvpf abgcschnitlen und seinen braunen Uebcr- rock ansgezoge». Er ist festen Schrittes auf's Schaffot gestiegen, wo er nur 6 Minnlcn blieb. Er hat laut erklärt, daß er unschuldig sterbe und seinen Feinde» verzeihe. Er wollte »och etwas sage», aber die drei Henker haben ihn beim Kragen genommen, aus's Brett der Guillotine geschnürt und nach einer Minute war der Kopf vom Rumpfe getrennt. Er Halle eine große, weiße Weste nnter dem Ueberrock an nnd ein Beinkleid; »ach dcr Hinrichtung haben die Henker dem zahlreich versammelten Publikum den Kopf gezeigt. Dan» wurde dieser i» einen lange» Korb gelegt, anf dem Wage» der Henker unter Eskorte von 100 Dragonern nach dem rächfisch er L'Sinz,igrr l«k»e„, „t tzer General.?!»,,««!,:->. Ne. 37. ^ 14. Februar 139L Kirchhofe dcr Madaleine geführt und dann sofort hier i» ei» zwölf Fuß tiefes Loch geworfen, welches man mit zwei Tonnen Kalk zu-j geschüttet, ohne weitere Ceremonie. Nur zwei Priester waren an wesend, seine Frau und Familie wohnten dem Bcgräbniß nicht bei. Aus Nah und Fern. — Nicht antvesend. Ein drolliges Vorkommnis; passirte dieser Tage in Rathenow einem dortigen Kriegerverein. Kamerad K. war gestorben und sollte mit militärischen Ehre» beerdigt werden. Die Mitglieder des Kriegervcreins waren deshalb angctrctcn nnd wurden vor dem Abmarsch nach dem Trancrhanse »amentlich aus gerufen, nm darauf, wie üblich, mit „Hier!" zu antworten. Plötzlich wnrde auch der Name des verstorbenen K. gerufen. Niemand meldete sich nnd cs entstand eine peinliche Panse. Endlich rief eine Stimme: „Den wollen wir ja begraben", worauf, trotz des Ernstes der Situation, allgemeine Heiterkeit entstand. — Ein „gliieklicher" Gewinner. Wie die türkische „Sabah" meldet, hat bei der letzten Ziehung dcr Türkeulovse ein Manu in dcr Vorstadt Ortaköi bei Kviistantiiiopcl den Haupttreffer mit 300,000 Francs gemacht. AnS Freude darüber hat dcr Arme den Verstand verloren. — Bergistttttg an Bord. Das Segelschiff „Orion" war durch eine» Dnndcer Kansmaun mit Zucker verproviantirt für die Reise von Leith nach New-Aork nnd Melbourne. Aus der Reise von Amerika nach Australien wnrde ein Seemann nach dem andern krank, so daß nicht Hände genug übrig blieben, um das Schiff ordentlich z» führe». In Melbourne mußten die Kranken in's Hospital geschickt werden, ei» Matrose starb. Tie Obduktion ergab Tod durch Blei vergiftung, und bei Untersuchung der Lebensmiitel an Bord stellte sich heraus, daß der Zucker eine große Quantität Bleisänre enthielt. Der noch vorhandene Zucker wnrde sofort versiegelt und nach Leith geschickt zur weitern» gerichtlichen Untersuchung. Er kam ursprünglich von Amsterdam, doch glaubt man, daß die Bleisänre erst später mit ihn» in Mischung gerathcn ist, da ein Theil des Amsterdamer Zuckers ohne nachtheilige Folge» in Dundee gebraucht wurde. — Selbstmord ober Verbreche»«? Das tragische Ende eines dreizehnjährigen Knaben rnst in dcr Luxemburger Gegend eine gewisse Aufregung hervor. Ei» armer, braver Bauersmann, seit einiger Zeit Witlwcr, hatte zwei blühende, kerngesunde Söhne, der älteste 10, der jüngste 13 Jahre all. Insbesondere der jüngste er freute de» Vater sowohl durch sein gutes Betragen, als durch seine ihm angeborene Lebensfreude. Am 7. d. M. begab sich der Land- niani» i» Begleitung seines Acllesten zn einer Arbeit hinaus auf's Fclö. Nach dem Läute» der Miltagsglocke kehrten Beste heim nnd hofften, der zu Hans gebliebene Knabe habe wohl las kärgliche Mit tagessen angcstellt. In der Hansthnrc «»gekommen, blieben die Hciin- kchrcndcn starr vor Entsetze» stehen: dort in einer Knchenecke hing an einer Leiter, in einem Stricke erhängt, der leblose Körper des Knaben. Dcr arme Bancrsmann that einen Schrei nud ist seit dcr Stunde halb irrsinnig vor Schmerz. Niemand weiß sich das furcht bare Ende des unglücklichen Knaben zu deuten. Die äußeren Um stände lassen auf Selbstmord schließe», und es ist ichwer, anzunehinen, daß die That ans ein Verbreche» znrnckziiführen ist. Das Dunkel wird sich wohl niemals kläre», da kein anderer bekannter Zeuge in der ärmlichen Bancrnhüttc anwescnd war. — Der bepschwmideiic Bräutigam. Kürzlich sollte vor einem Standesbeamten in Berlin die Trauung eines jungen Paares, eines Korbmachers L. mit einer Putzmacheiiu statlfinden. Die beiden Leute waren bis spät Abends vor dein Hochzeitstage zusammen gewesen und hatte» sich in voller Harmonie getrennt; vergebens erwarteten jedoch die Branleltcr» am nächsten Morgen die Ankunft des Bräutigams. Schließlich begab sich dcr Brautvater mit einigen Freunde» »ach der Wohnung seines küustigcn Schwiegersohnes, allein anch dort war der Herr Bräutigam nicht zu finden, — er schien spurlos verschwunden zu fei»». Nach langem Nachsorschcn erst sollte Licht in die dnnkle Angelegenheit kommen. Ein Hausbewohner erzählte »ämlich, daß der Herr Bräutigam schon am frühe» Morgen abgcholt nnd in das Ge- sängniß »ach Plötzensce übcrgesührt worden sei, nm eine ihm wegen nächtlicher Ruhestörung n»d Widerstand gegen die Staatsgewalt zn- crkaunle zweiwöchigee Haft, welche gerade am Hochzeitsmorgen rechtskräftig geworden war, nbznbüßen. Im Drange der Hochzeits- Vorbereitungen halte er die unangenehme Geschichte vergessen, ii» Ver trauen darauf, daß ei» kürzlich cingcreichles Gnadengesuch den Auf schub des Strafvollzuges von selbst bewirken werde. Daher halte er auch dcr nichts ahnende» Braut und seine» Schwicgereltcu» lei» Sterbenswörtchen von dcr Geschichte »litgclheill. Die Hochzeit mußte freilich um zwei Wochen verschoben werden. — Der Nichtige. Eine Anzahl junger Bursche» bewarb sich um de» Posten eines Schreibers bei einem Rechtsanwalt in Chicago. Dieser stellte sie in einer Reihe anf nnd erklärte, er werde ihnen eine Geschichte erzählen; »ach den Bemerkungen, die sie dazu machte», würde er sich ei» Urlhcil über sie bilden. Und nun begann er: „Es war einmal ein Landinann, dem eine Ratte durch ei» Loch in die Scheune zu kommen »nd Korn zu stehle» pflegte. Da er dies einmal um Mittag bemerkte, nahm er sei» Gewehr von der Wand und schoß anf die Ratte. Dabei setzte er die Scheune in Brand." — „Brannte sie nieder?" fragte einer dcr Zuhörer. Der Anwalt fuhr fort, ohne die Frage zn beachte»: „Da er die Flamme sah nahm der Landmonn einen Eimer Wasser nud suchte das Feuer zn löschen." — „Löschte er das Feuer?" fragte ein Zweiter. — „Dann kam das Mädchen auch mit einem Eimer, nud während Beide i» der Scheune löschten, schlug die Thür zn." — „Verbrannten sie?" lautete, eine dritte Frage. — „Darauf kam auch die Mutter des LaudmanneS; die Leute liefen zusammen, und cs entstand ei» furchtbarer Auslauf, indem sich alle mit Löschen abmühtcn." — „Kam Niemand zu Schaden?" — „Sv, Jnngcns," schloß der Advocat, „das ist Alle»; »n» geht, und »ivrgen bekommt ihr Bescheid." Einer dcr Candidatcn, ein kleiner Knirps, zögerte noch, nnd dcr Anwalt fragte ihn: „Nun, Kleiner, was gi.bts noch?" Ter 'kleine Bursch ward roth und stotterte: „Ja, ich möchte nn» wissen, was denn eigentlich ans dcr Ratte geworden ist." — „Aha!" rief nun der Advocat. „Du kannst bleiben, Lu bist mein Manu! Du bist der Einzige, der in der langen, coiifnseu Geschichte die Haupifache nicht ans den Auge» ver loren hat!" — Zur Strand»«„g der „vidcr". Ter Capitä» des Dampfers „Eider", Hcincke, fuhr an, Sonnabend Morgen an'S Land und übergab flin Schiss den Führern der BergnngSdawpscr des Norddeutschen Lloyd „Newa" und „BeloS", welche um 11 Uhr Morgens die Arbeit begannen, trotzdem ziemlicher Nebel im Canal herrschte. Tic Tawpfpfcisc» mnsjtc» freilich beständig ertönen. Ter Hohe Seegang und die Brandung erschwerten den Verkehr zwischen dem Schiffe und den» Lande beträchtlich. Am Nachmittag fuhr Eapitän Hcineke, begleitet von seinen meisten Osficiercn, nach der „Eider" zurück. Ter Prinz von Wales ließ sich bei seinem Besuche dcr „Eider" den Führer des NellungsbootcS von Athersield, Cotton, welcher sich besonders ausgezeichnet hat, vorstellrn. Auch dcr Agent des Norddeutschen Lloyd-, F. Dabell, wurde dein Prinzen vorgcstellt. Die gelöschte Ladung der „Eider" wird nach Southampton gebracht. Die Nachricht, dir Taucher hätten gesagt, daß das Schiss verloren sei, ist unrichtig. Sobald das Wetter cs erlaubt, werden die Tauche de» Boden des Schiffes nochmals untersuchen. Das Lösche» des Schiffes wird Tag nud Nacht fortgesetzt werden. Eine Menge Fischer und Farmarbeiler der Umgegend sind für den Zweck angestellt worden. In einer Woche hofft »na» das Löschen beendigt zu haben, falls das Wetter günstig bleibt. Capitä» Heineke ist fest davon überzeugt, daß das Schiff gerettet werden kann. Dcr Laderaum und das Unterdeck stehen unter Wasser. Gelänge cs jedoch, die Lecke z» verstopfe», so würde cs ziemlich leicht sein, das Wasser heranszupiimpe», das; das Schiff bei Eintritt der Flnth flott würde. Litterarisches. vnirte« Do» Von dcr im Verlag der Nieaer- iche» Buchhandlung in Slungart in Licfernnge» hcransgegeceiien illnstrirte» llcbcrsctznug deS Do» Hnixotv sind »nninclir die Lieferungen 10—18 cr- ichicncn, »nd hat sich dauiit das Werk seinen» Ende genähert. Der berühmte Roman des Oorvwutws liegt hier in einer trefflichen Bearbeitung vor mit guten Illustrationen, einer littcrarbiographiick,e» Einleitung und eilieiii von Heine im Jahre 1637 eigens für die Verlagshandlung geschriebenen Vorwort, nnd dabei ist der Prcis, 40 Pf. für die Lieferung, ein änßecst billiger. Wir haben das Unternehm,» seinerzeit bereits an dieser Stelle eingehender Würdigung nnterzogeii, nnd beschränke» uns daher heute daraus, nochmals die Aniiuerksaiickc-it unserer Leser aus dieses Volksbuch im besten Sinne deS Wortes zn lenken. —ocl. Tie Parteien im deutschen Reichstag. Ihre ^Entstehungen, Ent wickelungen und Bestrebungen. Unter Mitwirkung von Polin'kern heraus- gegeben von Robert Pcitz; Preis Mk 1.25. Unter diesem Titel ist im Verlag von A. Peitz ». Sohn, Flöha i. S. ei» recht praktisches, für icden, dcr im öffcni« lichcn Leben steht, zweckdienliches Buch erschienen, das eine vollständige Ge schichte des dcnlschen Parlamentarismus seit 1866 bis ans die Gegenwart enthält. Die jetzige Griippirnng, dcr Parteien im Reichstage, ihre Ziele, Führer nnd Bertrcler find hier übersichtlich und »nparleiisch geschildert, so daß das Merkchen rin vorzügliches Handbuch für jede» Politiker bildet. Und wer ist heutzutage nicht Politiker. Gerade jetzt, wo üffcniliche Aufmerksam keit in gespanntester Weise ans die Volksvertrctcr blickt, ist ei» solches Büchlein a» dem eS bisher gefehlt hat, recht am Platze. —ocl. Lehrbuch dcr Natnrheilmetyode vom Staudviinkte der Erfahrung und Wissenschaft. Heransgegeben von Or. mvcl. Max Böhm und 1»r. mocl. Siegfried Böhm. Wieicnbad i. S. Beciag von Tetzner L Zimmer, Chemnitz i. S- Preis pro Heit Mk. 1.—. Das soeben erschienene Heit 5 enthält folgende Capitei: 1. Brnstwasscrsucht. 2. Lust in dcr Brusthöhle. 3. Ban »nd Thäiigkcit der Krcislciussorgane i» Beziehung zn deren Erkrankungen. 4. Herzerweiterung. 5. Ucbcrwnchernng des Herzmuskels. 6. Kleinheit des Herzens. 7. Fettherz. 8. Herzverfettung. 9. Entzündung des Herzmuskels. 10. Zerreißung des Herzmuskels »nd Entzündung der Herzinneiiwand. — Wir wollen nicht nnterlassen, ans das in diesen, Heste sehr eingehend und scharfsinnig behandelte Capitei „Erkrankungen des Herzens nnd der Billige- säße" ganz besonders ausmerksam zu mache». Verantwortlich: für Politisches, Oerili'ches und Fcnillctoiiisli'sches: JnlinS Theiß; für Sächsisches: Franz Götz e; für de» gerichtlichen Theil: O. Nennewitz; für den Jiiseraleiillieil: der Verleger Alexander Wiede; sämiurlich I» Clii-iiiiiitz. (Für nicht erbetene Zusendungen sind Verlag und Redaktion nicht verbindlich.) Gewerbliches. Reue JsolikMittel von H. R. Kn och, Allchcimntz. Ter Wclthcnidcls-Zeilichriit „Globus" entnehmen wir darüber nnler Anderem Folgendes: Tie Verwendung von Wäriiic-Jsolirniittel» ist heitte in de» verschiedensten Zweigen der Technik eine so allgemeine und »nerläßlichc, daß jeder neuen Erscheinung auf diesem Gebiete, dafcrn dieselbe gegenüber de» bisher vorhandenen Materialien dieser Art einen Vorlhcil versprich», ei» großer Werth bcigcnicsscn werde» muß. Freilich hat die Erfahrung genugsam gelehrt, wie vorsichtig man sich solchen Neulingen gegenüber z» verhalten hat, da gerade der große Bedarf an die Wärmctransmission verhütenden Sub stanzen einer Unzahl werthloser Produkte das Lebe» giedt, die, nachdem sie hie und da einigen, allzu leichtgläubig glänzenderReclame Vertrauenden nach dieser oder jener Richtung hin zuin Schaden gereicht, bald wieder verschwinde». Dennoch aber ist ein beständiger Fortschritt in dcr Verbesserung dcr genann ten Stoffe nicht zn verkeime»; beim selbst die PcodncciUen niicrkaniit tüchtiger Jsolirinassen sind im Hinblick auf die Errnngeiischafleir dcr Concnneiiz stets eisrigst bemüht, ihre» Erzengniffen dauernd den Vorrang zn sicher». So dürfte genugsam der große Erfolg bekannt sein, welchen vor nicht langer Zeit die Erzeugerin der altbewährte» Kuoch'ichen Trockenmasse dcr Fabrik von H. N. Knoch in Altchemnitz-Sachseii durch die Compvsitio» ihrer neue» „Snperlor- Trockenmaffc" erzielte, ein Erfolg, dcr eben io sehr in dem äußerst geringen Wärmc- leillingSvcrinögeu, welches von Herr» Pros. M.F.Gutcrmiith in Aachen zu 0,093, eniiprcchend einer Coildclizwasscrcriparinß von 72,95 Proc., ermittelt wnrde, wie in dein billige» Preise, welcher den Materialaufwand für die 10 mm starke Bekleid ung von 1 <lu>Flächea»f IM. ermäßigt, znmAnsdruckgclang», während gleichzeitig die „S>lpcrior"-Maffc durch geringstes Gewicht, Geruchlosigkeit, Unverbrciin- lichkcit, Danerhastigkeit und festes Anhast-n an allen Tampfobjecle» und Heißwafferlcilniigen ausgezeichnet ist, was durch eine lange Reihe von Zeug nissen seitens practiichcr crsahrener Fachleute bestätigt wird. Aber die Knoch'iche Fabrik ist bei diesen Erfolgen nicht stehen geblieben, sie bietet jetzt beispielsweise i» ihrer Asbest-Kieielgiihr-Trocleiiiiiaiie ei» Jselirmatcrial, welches, absolut feuerfest, selbst an rothglühenden Melallstächc» als »»ver brennlich sich bewährt nnd daher für die hohen Dampffpannnngc» von zehn »nd mehr Atmosphäre», welche immer ansgcdchntcre Verwendung finden, unersetzlich ist. Anch die neuesten Prodncle der Knoch'schcu Fabrik, ihre Asbestpapier-Korkforinstücke, ihre Jsolirstcinc »nd Jsolirplatten sind ei» weiterer evidenter Beweis für die Sicherheit, mit welcher die Firma ans dem einmal eingeschlageiieii Wege forlschrcitet. Die Asbestpapi-r-Korkformstückc gewähren durch die leichte nnd bequeme Ansführbarkcit dcr Umhüllungen ganz dieselben Vorthciic, wie die vielfach angcwendcte» Schalen von reinem Kork, Tors oder Pflaiizenmirk, sind diesen in Bezug ans geringeres spcci- sischcs Gewicht und ausgezeichneten Wärmeschntz mindestens glcichwerlhig, Übertresse» sie aber an Festigkeit und, was besonders wichtig ist, an Uinrcr- brcnnlichkeit ganz bcdeiNcnd, da sic niemals Feuer fangen, noch solches fort- pflaiizcn, während bekanntlich die Veranlass,mg von Fenersbrnicstc» durch leichter ciilznndlichc Jsolirmassen selbst bei deren Verwendung aus gewöhnlichen Dampfleitungen nicht nur möglich, sondern thatsächlich nachgewiescn ist. Die Fabrik liefert diese Forinstücke in Längen von Vs >" und in Gestalt halb- cylliiLrigcr Schalen für Rohre bis zn 150 mm Durchmesser, für weitere Röhre», sowie für Dampfch indcr, Dampfdome, Danipfkcff'cl re- in Segmentsorin nnd zwar in einer Stärke von 20 mm für Durchmesser bis z» 51 mm, für größere Durch»,icsser 25—50 mm stark. Die Anlegung nach illnstrirlcr An weisung erfolgt, indem man die Schale» mit alternircndcn Stoßfugen mittels ningelealcr Dralstschlingen an die Röhren befestigt, woraus mpn sie mit 10—15 cm breiten Streife» von in Thonbreiklcister geiränktem rohen Nessel oder Leinwand spiralförmig »»iwickcli. Eine an den Endstellen überstellend mngelcgie Blechinanschctte, deren leerer Raum mit Gyps ansgefüllt wird, liefert einen dichten Abschluß; ei» Anstrich i»>t Asphalilack, eventuell ei» Ueberzug von Dachpappe, schützt im Freien liegende Leitungen vor Nässe. Die Umhüllung von Krümmern erfolgt in dcr Weise, daß man die Schalen z rsägl, »nd die Stücke so verwendet, daß ihre breiten Seilen die äußere, die schmalen Seiten die innere Klümiiiniig bilden. Zum Schutze bei Am- mviiiak- nnd sonstigen Kältesliiffigkcilslcitniigcn endlich liefert die Knoch'sche Fabiik beionders pcäpariric Formstücke, deren Anwendung in doppelter Lage sich empiiehll. — Weiter scibricirt die Firma H. R. Knoch: Jsolirschlänche mit Kock- oder Kicielntthrsülliiiig iür vibrirende und kalie Leit»,»gen zum Schutz gegen Einiricre», außerdu» eine fencr- »nd wasserfeste Coiiiposition von filziger Textur, welche fest »nd elastisch wie Leder wird nnd weder dnrch Wass r noch durch Lange oder Cänrcn zerstört werde» kan». Diese Compo» siiion bewährt sich vortrefflich bei Schachlleiliuigc» n»d Kochapparate» midist daher für Bergwerke, Znckcrsabrikc», chemische Fabriken, Papierfabriken, Brennereien und Färbereien von hervorragender Bedeutung. Tie ferner noch erwähnte» Jjolirstciiie n»d Jsolirplatten, die bei aller L eichtigkeit n»d Porosität sich aiiffnllciid fest erweisen, sind zur Jsokirnng vo» Giskellcrn, Gebäude» mit Ched- oder Wclldlcchdach, Trockenanlage», Labora torien, Maniardcnwohniingen re., überhaupt von jochen Räumen bestimmt, in denen constantc Temperaturen erzielt, rcsp. schädliche feuchte Niederschläge ver hütt» werden sollen, anch finden die Jsolirplaltc» zur Herstellung von Wärme- ichntziiiänicl» (Calorifcre) für Heizung-anlage». zur Anslegiiug vo» Jiolir- käslen, EiSichränken .c. Berwendnug. lieber die vorzüglichen Eigciischaste» dicstr Knoch'ichcn Fabrikate liege» bereits sehr ansstthrliche Gnlachtcn der PriiflingSanstalt für Baicmateriallcii »nd des physikalischen Laboratoriums der technische» St-calSIchranstalten z» Chemnitz vor, welche das geringere spccifische Gewicht, die bedeutend geringere Wasserabsorplioilsfähigleit nnd größere Trnckscstigkcil (inindcstenS 12,8 lcg proOliadratcciilniieler), sowie die geringere WäriiicleitiingSfäliia kcit dcr H. N. Knoch scheu Jsolirsteine gegenüber andern dem gleiche» Zweck dienenden Jsolirmakcrialie» experimental nachgewiesen und cnen Erzeugnisse» ein hoher Werth alS Baumaterial flir alle JsolirungSzwkcke» zur Unterlage für Dielungen, zu leichten Wänden, Decke» und dergleichen, zugeschriebe» wird. — Für die Maschine», Heizung-- und Bautechnik werden daher die ueueu Kusch scheu Jsolirmittel von gleich hoher Bedeutung sei». "
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