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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-08
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1884
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Nr-artion nnd LrpedMön Johanne-gaffe 33. Lprechliunden drr Urdarlion: Bormittag- 10—18 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. »IN »te NÜSs-b, nngetaotler v!anulcrt»»e «»-t sich »u «cd»rtl»i> nicht »ndindlich. Annahme drr skr die nSchftsalgend« Nummer bestimmten Inserate an Uachrntagr» bis 8 Uhr Nachmittags, an kann- und Festtagen früh bis ',9 Uhr. In drn Fiiialrn für Ins.-Ännahme: Ott« klemm, UniversitälSstraße 21, Louis Lösche, Katharinenstraßc 18, p. nur bis '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. ^ 19V. Dienstag den 8. Juli 1884. Anflage 18,V0O. Iidonnnnentsprei» oiertelj. 4'/, Ml. incl. Vringerloha S Mk.. durch die Post bezöge» 6 Mt. Jede einzelne Nummer 30 Ps. Belegexemplar 10 Vf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt.Format gesalzt) ohne Postbesörderung 39 Mt. «tt Postbesörderung 48 Mt. Inserate Kaespaltrne Petitzeile SO Ps. Gröbere Schriften laut nnserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer u. Ziffer,isatz nach Höhen» T«ris. tleclamen unter dem Uedattion,strich die Spaltzeile 50 Ps. Iuserate sind stell an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeranclo oder durch Post- Nachnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vebanntmachnng. Di« durch unsere Bekanntmachung vom 28. December 1881 in Bezug aus die Fährte« der Ae«er»ehr »er- Vffentlichten Vorschriften sind nicht immer genügend befolgt worden und werden daher zu strengster Nachachtung hiermit nochmals bekannt gemacht: Foßqcknger, Reiter und Fuhrwerke habe« der Feuerwehr, welche ihr Hercmkommcn durch Glockensignal« ankltndigt, überall freie Bahn zu lagen, und zwar je nach den Umstünde», durch Anhalten, Ausweichen und wenn da« sofortige Ausweiche» nicht möglich ist, durch Bor» aaSetlea bi» zu einer hierzu geeigneten Stelle. Wenn die Feuerwehr die Pferdebahn kreuzt oder ent» lang derselben führt, haben die Wohnwagen z« halte«, sobald die» dem Fortkommen der Feuerwehr förderlich ist. III. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis z« SV Mark oder Haft bi- z« LS Lage» geahndet Werden. Auch machen wir wiederholt darauf aufmerksam, daß au» dem Feuerwchrdcpot am Fleischcrplatze bei Alarm die Fuhr» werke uod Spritzen durch die Mannschaften schleunigst aus den Platz herauSgeschobcn und aus letzterem bespannt werden müssen und wird daher den Vorübergehenden besondere Vorsicht angerathen, namentlich auch davor gewarnt, Kinder in der Nühe de» Depots sich aufhalten zu lasten. Leipzig, am 5. Juli 188 t. Der Rath u. dav Poltzekamt der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Bretschneider. - Hennig. Vrkannlmiich««-. Der von u»t am 14. vorigen Monat» zur anderweiten Verpachtung versteigerte, zur Paxcelle Mr. 2733 der Stadt» stur (Pctzscher Mark) gehörige, rechts an der Eutritzscher Straße hinter dem Lagerschuppen für feuergefährliche Gegen» stünde gelegene Gartenplay ist dem Höchstbiete« zu» geschlagen worden und werden daher die übrigen Bieter in Gemäßheit der BcrstcigcrungSbcdingungen ihrer Gebote hiermit entlasten. Leipzig, am 3. Änl, 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stöß. Vtkanlitumchllng.' Nachdem Herr Gottfried Leberecht Wilhelm Deutschbein, Tischlermeister, Schcnkendorsstraße Nr. 21, I., die auf ihn gefallene Wahl zum Arincnpflcgcr im 27. Distrikte angenommen hat, ist derselbe am 5. Juli er. e. durch Herrn DistrictSvorsteher Lehrer E. F. Kobitzsch in diese» Amt rin- gcmiesen worden. Leipzig, den S. 2uli 1884. DaS Armendirretoriu«. Ludwig-Wolf. Bekanntmachung. Nachdem Herr Adolf Gugen Wendler, vr. jnr., NechlSanwalt, Ranstadlcr Sleinweg Nr. 57, Hl., die auf ihn gefallene Wahl zum Armenpflcger im 11. Districte ange nommen hat, ist derselbe o»r 4. Juli ». o. durch Herrn DistrictSvorsteher Schuldirector vr. xd. I. A. GrieSmann in dieses Amt cingcwicsen worden. Leipzig, den b! Juli 1884. DaS Armendireetorin». Ludwig-Wolf. Bekanntmachung. Nachdem Herr Friedrich Angnst Pötzfch, Bäcker- mcistcr, Brandvorwcrkstraße Nr. 15, Part., die auf ihn gefallene Wahl zum Armcnpfleger im 27. Districte an» genommen hat, ist Derselbe am 4. Juli ». o. durch Herrn DistrictSvorsteher Lehrer E. F. Kabitzsch in diese- Amt ein- gewiesen worden. Leipzig deu b. Zull 1834. DaS Armendtreetorln«. Ludwig-Wolf. -- Vrrnnhoh-Anction. Mittwoch, den K. Juli e»-., sollen von Nachmittag» 3 Uhr a» aus dem Mittclwalvschlage in Ablh. 34 de« Forst revier« Connewitz ca. Ltttt Hänfen klein gemachtes hartes Stockholz unter den ösfcnllich auShüngenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Holzschlage an der Sonne» witzer Linie obcrbalb der Rödelbrücke. Leipzig, am 1. Juli 1884. Des Raths Forst-Deputation. Auctionslocal -cs Bönigl. Amtsgerichts. Tonncrötag, den 1». Juli lsdn. Ir«^ «on 1« Uhr vormittag» an. soffen Kiciderschränke, kuchenschrönkc, Schrelbsecretalre, Waschtische, Bettstellen, Tische, Stüh!«, Sopha-, Spiegel, Bilder, Regulateure und Wanduhren. 2 Bocherregale, 1 Schreibepult, Ladentaseln, Laden- regale und Waarcnichränke, ferner Ncs»a»ratton»«öbel und Utensilien, namentlich 1 Billard, 1 vterdruckapparat, I Et»> schrant, 20 Flaschen Wein, tngleichen 1 Ptanino. 1 PltsfSe- maschine, 1 Nähmaschine, 1 Badewanne, 1 Steindruckpreffe, 1 Sattlernähmaschine, 2 Blasebälge, 3 Schraubstöcke, 1 Ambo», 1 Biegmaickine, 1 Schleisstein. 1 Werkzeugichrank, 8 Wagensedern, 12 kchrrstpulte, sowie Federbetten, Teppiche. Leihdau-Icheine, 1 Mikrvlkop, I Balle» Druckpapier. 20» Bände „Lutbrr t» Wart nnd Bild 1« Bände ..Meyer» ll«»»ersati-«»texikon ", 28» Bände „ttuiisiübciidc Frauen" und noch einige andere Werke »ersteigert werde». * Die Versteigerung wird 3 Uhr Nachmittag- fortgesetzt. Leipzig, an, 5. Juli 1884. Bleib, Gerichtsvollzieher. Bei dem Laiserlichen Postamt« 1» in Leipzig lagern gegen ») 4S5 kg: Scidenpapier, d) 740 kzs Pappdeckel, o) 8300 kx etnzuftampsend« Papiere, ä) 5550 leg: Makulatur. Ferner lagern bei der Kaiserlichen Ober-Poftdlrectto» in Leipzig «1 4000 ux Kartenmakulatur, /) 400 dzr veralteter Druckwerke verschiedener Art, zum Theil eingebunden, e) 2500 Irgt Telegraphenpapiere, n) 2600 kx Telcgravhenstreisen (einschließlich der Holzkerne). Diese Bestände, welche bei den bezeichnte» Stellen in Augen- schein genommen werden können, sollen nach Befinden im Ganzen oder im Einzelne» an den Meistbietenden verkauft werden. Die Abnahuir der Bestände hat bei den bezeichnctea Lagerstellen zu erfolgen. Etwaige BesördernngSkostea hat der Abnehmer selbst z» bestreiten. Die unter o. zx und l> bezeichnet«» Papiere werdea zum Ein- stampfen verkauft. Da» Einstampsen hat im Beisein eine- Post beamte» zu geschehen. Die Koste», welche durch die Bcauisichtigung dieser Verrichtung durch die ledesmalige Entsendung eines Post- beamte» von der nächsten Bostanstalt aut entstehen sollten, müssen vom Abnehmer getrogen werden. Angebote mit Angabe der Preise für je 100 kx der einzelnen Gattungen sind bi» zum 15. Juli bei der hiesigen Ober-Postdirection tinzureichen. Leipzig, 4. Juli 1884. Der Latserltche Vber-Poftdtrector. In Bertreturig: Tal am«. Auctionslocal -es -König!. Amtsgerichts. Mittwoch, den 9. d». Mt»., von 9 Nhr vormittag» «ud bez 8 Utzr Nachmittags an, werden 4 Pekraleumlampt». ein Wctnfcrdiee «tt Musikwerk, Kaffee- «uv Theeservice. ein Tafrlservikk für 12 Personen, Majolikageschirr, seine Blumentische und vlumensiäuvrr, 8 Kerzen» nnd GaSkronlruchter, Füchgläser, 2 Büstru au« Speck- steinmaffe, 1 Gartenstnhi au» Majolika» 3 Marmortischchen und viel« andere in seinere Haushaltungen sich eignende Gegenstände versteigert. Leipzig, am 4. Juli 1884. Vielst, Gerichtsvollzieher. virbsiahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden allhler erstatteter «»zeige zufolge: I) Dommerkdrrzteher von dunkelbraunem Kammgarnstoff, mit einer Reihe Änöpfea und schwarzem WollatlaSsutter, aut einem Rcstauratiouslocale in Rr. 41 am Brühl, am 35. vor. Mls. Nacht»; 3) ein grün- und schwarzgemusterter Teppich mit Lederstrippen, aus einem Kutschwagen im Magdeburger Bahnhof, am 38. vor. Mi».; 3) ein Dommerüderzteyer von graubraunem Stoffe, mit einer Reihe Knöpjcn, verdeckter Batterie und schwarzem Futter, au- einem Gastlocale in Nr. 15 der Windmühlengasse, oder einer Wohnung in Nr. 8 der Turnerstraße, am 39. vor. Mts.; 4) eine brauowollcne Fraurnjackc mit braunen Knöpfen und graue« Futter und ein Rest graue Leinwand, etwa 3 Meter haltend, aus einem Handwagen, weicher aus dem Theatcrplatz gestanden hat, am 30. vor. Mts. Vorm.; 5) zwei grauleioene Nolltncher, au« einer Bude im Gruudstück Rr. 30 am Floßptatz. am gleichen Tage Nachmittags; 6) eine goldene Tameu-Uhr, im Innern de« Gehäuse» ist der Name „vertliouil, OeoSvs" eingravirt und die Nr. 63701 oder 48829 eingeschlagen, nebst langer goldener Schuppkctte mit Schieber, auS einer Badezelle im Sophienbad, am 1. dsr. MtS. vormittag»; 7) drei weißleinene Arauenhemden» zwei davon L. L. gez., eia Paar ebensoiche Beinkleider mit Spitzen, eine weiße lilageftreiste Jacke, sechs weiße HalSkräiiSchcn, acht weiß« Taschentücher, eine blaugedruckte Schürze, ein weißlcincner Kopskiffeiiüberzag. zwei graugestreiste Handtücher und ein graue» gestrickte» Netz, au» einer Garteuabthcilung an der Eutritzscher Straße, am 2. ds«. MtS. Nachmittag»; 8) eine silberne Damen-Utzr mit geriester Rückseite und Wappen- förmigen, Schildchen in der Mitte, nebst kurier silberner Nein- gliedriger Lette mit zwei Quasten, au» einem Küchenlocale in Rr. 8 am Roßplatz, zu gleicher Zeit; 9) eine silbern« Aaterutzr mU Secunde, Goldrand und geriester Rückseite mit Schildchen, in welche» dir Buchstaben 3. <j. eingravirt sind, im Innern de« Gehäuse« mit der eingelchlagineu Rr. »77, au« einem Barderobrlocal« in der städtische» Turnhalle, am vämliche» Tage Abend»; 10) ein braunledrrne» Geldtäschchen, größere Yoga», mit breitem gelben Bügel, enthaltend 49 >l» in zwei Kronen, einem Thalrr, drei gweimark- und zwanzig Markstücken, aus einem Geschäft-locale in Nr. 4 der Katharrnensttaße, am 3. ds». Mt». Bormlttog»; II) ein goldener >t«tz, schwär,emaillirt» eia Achatring und eine Brache von rothem Stein, au« einer Wohnung bez. einem Bodenräume in Rr. 63 drr Nürnberger Straße, im Laufe der letzt- vergangenen 10 Wochen; 13) ein gotdener Siegelring mit hellblauem Stria, an» einer Wohnung in Rr. 1 der Ariedrichstraße, am 37. Mat ». a.; 13) eine große Malerdkrste, säst neu, au» einem Renda» Ecke der Elisen- «ad Sophieastraßr, am 8. ds». Mt». Nacht»; 14) ein Mannsrock von schwarzem melirtea Stoff, mit einer Reihe Knöpfen und schwarzem Futter — in den Taschen befanden sich ein Notizbuch und zwei Steuer;ettrl, aus 3ViU>elm Loraawaan lautend —, von einem BerkausSstand am Markt, am 4. dss. MtS. Vormittag-; 15) ein Paar Haltsiirsrln von Roßleder, säst neu, mit grünem Schaflfutter und Doppelsohlen und ein Paar braune baumwollene Strümpfe, au« dem Antteidcraunie tm Fischer-Junungtdade, am gleichen Tage Nachmittags; 16) zwei Flaschen Nathwetn, au» einer Kellerabtheilung t» Nr. 1 am Fleischerplatze, vom 16. vor. bi« 1. ds». Mt».; 17) rin Geldbetrag von ca. 5 ^l. in divers«» Münze», sowie vier weiße Serpiette«, wovon drei mit den Nr. 34, 3S uad 87 ge zeichnet sind, au» einer Wohnung in Rr. S am Südplatz, a« 4. dss. Mt». Abend»; 18) ein Sannenschir« von schwarzem Atla«, mit gelbe« ge- bogenea Griff und ichwarzer Quaste, aus dem Hofraa« de» Grund- stück« Rr. 31 der Hainftraße, am 5. dss. Mts. Bormtttagd; 19) eia Nolltiich von grauem Drell, 3 Meter lang und 1 Meter breit» au» einem Sonlerraialocolr in Rr. 17 der Srbaßt» Poch» straßr, am 38. Juni e.: 30) eine kleiae «esstngen« Weck-Ntzr nnd et» Paar kolb ledern« Herrettsiieseletten mit Gnmmieiniatz, an» einer Wohuuag i» Rr. 11 der Erdmanntstraße, a» 8. ds». Mt«, vormittag»; 31) rin Paar Hosen von grauem engl. Leder, ne», etaem Schlafenden auf einer Promenadenbank am Rabeusteinplotz«, am 5. dl«. MI». Nacht«: 32) et» Franrnpaletat von schwarzem, dicke« Stoff, mit zwei Reihen Knöpsea und Seitentaschra, sowie eia Paar Frane«- ftieselrtte» von Glaeäleder, ne«, au« einem Schlasranm« in Rr. 5 de» ThomaSgäßchen», vom 3. bi» 5. dss. MtS.; 83) drei Stück Garbtnen von grau- und weißgestreiftrr Leinwand, au« einer Gartenlaube im Grundstück Nr. 9 der Brandvonorrkftraße, vom 5. bi« 6. dss. Mt«.; 34) ein Partemonnate von schwarzem Leder, enthaltend IT .Al L- ^ in einem Fünsmarckstücke, einem Thaler, zwei Zwei- Markstücken und kleiner Münze, au« einer Gondel ans dem Elster- ffusse, am 8. ds». Mts. Vormittags; Etwaige Wahrnchmuagr» über den verblieb der gestohlenen Sache» oder den Lhäter sind ungrsämnt bei unserer Trtmiaai- Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 7. Juli 1884. sitzet» Da» Polizei-Amt brr Stadt Leipzig. Nichtamtlicher Thetl. Die russischen Festungen. * Al» vor kurzer Zeit die politischen Beziehungen zwischen Rußland und Deulschland Manche« zu wünschen übrig ließen, da bat e» in deutschen Blätter» nickt an allerlei militairisckcn Nachrichten auS dem Zarenreiche gefeblt. die man augenschein lich mit den wenig beruhigenden Absichten der russischen Politik in Verbindung bringen wollte. Da konnte man fast täglich von russischen Truppenbewegungen läng- der deutschen Grenze losen, man sprach von erheblichen Verstärkungen der russischen Garnisonen in Polen und Lithauen, sowie von allerlei anderen militairische» Vorkehrungen und Rüstungen, welche aus die wenig friedlichen Tendenzen Rußland» Hin weisen sollten. Schließlich war gar von einem in großem Stile in Polen und Lithauen zu errichtenden Befestigung«» systcme die Rede, da» sowohl ein offensive« Vorgehen Nuß- land» von seiner Westgrenze au», al» auch seine Ver- theidigung, fall» e» von dieser Seit« angegriffen würde, unterstützen sollte. lieber die Art und Weise der Anlage diese» Befestignng»- svstems wurden in manchen deutschen Blättern so umfassende Ausschlüsse und Einzelheiten veröffentlicht, daß man zu dem Glauben gelangen mußte, die belreffendcn Berichte seien a» Ort nnd Stelle von Personen geschrieben, welche in der Lage waren, sich in die aus die neuen Befestigungen bezüglichen Sludien und Pläne einen genauen Einblick zu verschaffen. Wer indcß au- Erfahrung weiß, wie schwierig, ja persönlich gefährlich r» in Rußland ist. solche und ähnlich« Berichte deutschen oder sonst ausländischen Zeitungen zugehen zu lasten, der vermochte den erwähnten Mitteilungen über da» neue russische BesestigungSshsrem kaum eine allzu große Wichtigkeit beizumcstcn. ES gewann au» diesen Gründen vielmehr den Anschein, daß jcnt Berichte nicht an Ort und Stelle, ja viel leicht nicht einmal in Rußland, entstanden und mehr da» Ergebniß ganz allgemeiner Betrachtungen gewesen sein mochte», bei denen auch die Phantasie der betreffenden Berichterstatter nicht leer auSgegangrn sein dürste. Seit nun in Petersburg eine entschieden friedliche Schwenkung stattgesunken hat und da« gute Einvernehmen mit Deutschland wieder hergestellt ist. sind alle jene mehr oder minder kriegerisch gefärbten Gerüchte und Nachrichten plötz lich verstummt. Russische, der Negierung nahestehende Blätter versicherten erst unlängst, daß di« in Polen und Lithauen stehenden Truppen keineswegs vermehrt worden und ihr Stand nur ein den normalen Verhältnissen angemessener sei; waS die läng« der deutschen Grenze besindttchrn russischen Garnisonen betreffe, hieß cS weiter, so seien diese so unbe deutend, daß sie unmöglich irgend eine Besorgniß einslößcn können. Diese beruhigenden Versicherungen der russischen Blätter werden auck wirklich von allen Personen bestätigt, welche seit einiger Zeit au» dem Königreich Polen kommen oder Gelegenheit hatten, die deutsch-russischen Grenzstriche zu bereisen. Wie steht e» aber mit dem erwähnten neuen, so groß artig angckündigten russischen BefesttgungSsvstem? Auch m dieser Beziehung finden wir in der russischen Mititair- Zeilschrist .Rußki Änwalid" einen bemerkenlwerthen Artikel, welcher alle bisherigen Nachrichten bezüglich der schleunigen Errichtung neuer und starker Befestigungen in Polen und Lithauen al» absichtlich entstellt oder geradezu übertrieben bereichnrt. Im Allgemeinen kann man sich den Aus führungen de» genannten russischen Blatte- nur anschlirße». An dem westlichen Grenzstriche Rußland» giebt e» keine nenneniwerthen natürlichen Hindernisse und wa» den forti- ficatorischen Schutz der Westgrenze betrifft, so kann dieser im Hinblicke auf die Ausdehnung der letzteren al» nur wenig ausreichend bezeichnet werden. Für die erfolg» reiche Lertheidiaung Rußland» scheinen noch immer die un geheuer räumlichen, cullurellen und klimatischen Verhältnisse maßgebend zu sein, Venen auck Napoleon l. im Jahre 1812 erlegen ist. Gewiß ist jedenfalls, daß diese eigenartigen Verhältnisse Rußland» den Einmarsch und die Operationen eine» feindlichen Heere« auch noch gegenwärtig wesentlich erschweren. In Polen ist die mittlere Weichsel al» em Annähcrungshinbcrniß für eine von ver deutschen Grenze her anrückende Armee zu betrachten. Diese Linie wird noch überdies durch drei feste Plätze Nowo Georgiew-k, Jwangorov und Brest LitowSki verstärkt, welche ei» unregelmäßiger Dreieck bilden, dessen Spitze den schwer rugängliwen Nokiluosümpscn zngrkrhrt ist. Nördlich decken Bug und Narew diese Stellung, während sie südlich eine Strecke lang an die sumpfigen User de« Wieprz stößt. Dies« befestigte Linie ist al» eine starke Vcrtheidiguna-position zu betrachten, die sich aber zu einem angriff-weisen Vorgehen weniger eignet» weil die Weichsel nicht genügend Uberbrückt und di« Eisenbahnverbindung in jener Gegend noch nicht ge hörig entwickelt ist. Ueberdie« sind die genannten festen Plätze, sowie -i» Eitadell« de» strategisch wichtigen Warschau noch nach tzem alt«, fortificatorischen System« erbaut, da« dem heutigen Gefchktzwesen nicht mehr gewachsen ist. »u« diesem Grund« hat ma» auch im Lause der jüngste» Jahre di« erwähnten drei Festungen, sowie Warschau mit eiuer Reih« Fort« vertzLrkt, welch« der modernen Artilleriewafs« Widerstand z» leisten vermögen. E» ist mach kürzlich davon gesprochen worden, die lilhauische Stadt Kown» am Niemen zu befestigen» allein auch diese Absicht könnt« »nr eine» defensiven Eharaklee tragen. Dies« Vervollsta»dianng»,rd«»wn und P>4»< scheinen namentlich militairisch NntzWdiai zu jenen übertriebenrn Mittheilung«, und Alarm»«chnchtea veranlaßt zu haben, welche wir i« Eingang, unsno» »»r» liegenden Artikel« erwähnten. Eine viel größere fortificatorisch« THLtigkcht al» an dwi Westgrenzen scheint Ruß lauv im Hinblick, ans die noch «v fertige politisch« La^ im europäischen Orient im Süd«, de» Reiche» entwickeln zu wollen. So sind Kiew und Niepäniew bedeutend verstärkt und zu großen waffrnvlätzen „geschaffen worden, di« allerdinq« ein offensive» Vorgeh«, Rußland« nickt ausschließen. Auch an der Grenze Ostgalizien» soll di« alte, ursprünglich gegen die Türken errichtete Festung Ehetim am Dnjester durch neue moderne Werke verstärkt und Kami- niec podolsk zum Mittelpunkte eines große», verschanzten Lagers gemacht werden. I,» Norden ist noch die Festung Diinaburg mit großen Arnice.Magazincn am Uebergange der Petersburger Straße und Eisciibabn über die Dwina zu er wähnen, welcher Platz im Kriegsfälle auch zum Sammclpunte der russischen Reserven dienen würde. DaS sind in kurzen Zügen die gegenwärtigen fortisicato- rischen Verhältnisse Rußlands, welche, wie man siebt, der räumlichen Ausdehnung dcö Reiche- und seiner Grenzen keine-wegS entsprechen und deshalb auch nickt geeignet sind, im Au-lande irgend eine Beunruhigung zu erwecken. Leipzig, 8. Juli 1884. * In einem „Deutschland und die Colonisatiou" überschriebenen Artikel entwirft der „Moniteur de Rome", da« Organ der Curie, ein phantasievolleS Bild von der an geblich unmittelbar bevorstehenden Verwirklichung deutscher ColonisationSpläne. Besonder- hervcrgehoben wird die Gründung einer preußischen Colonie in Syrien unweit de« Libanon, zu welchem Zweck bereits eine Summe von zwanzig Millionen bestimmt sein soll. DaS römische Blatt verfehlt nicht, aus diese neue Phase preußischer VergrvßerungSsucht die Aufmerksamkeit der bctheiligten europäischen Mächte und namentlich Rußland« zu lenken, an welches die Frage gerichtet wird, ob eS die Augen gegen diese neuen Ziele seine» europäischen Rivalen verschließen will. L» darf nicht erst hcrvorgeboben werden, daß der unsinnige Inhalt diese» Artikel» keine ernste Widerlegung verdient. Interessant ist derselbe, weil er beweist, daß der .Moniteur de Rome' für die Ziele der polnischen Propaganda arbestet, indem er Mißtrauen zwischen Deutschland und Rußland wach- zurufen sucht. Die polnischen Blätter haben, von der Frucht- zu erwecken. Da» römische Blatt scheint mit dieser neu a«<» gegebenen polnischen Parole noch nicht völlig vertraut zu sein, da e» seine Waffen der polnischen Propaganva auf einem Ge biete leiht, da» diese selbst schon al» verloren aufgegebe« hat. * Die »Schlesische Zeitung- knüpft an di« veröffentlichte deutsche Criminalflatistik bezüglich der Rohheit»- velicte folgende Bemerkungen: „Au» der deutschen Lrimiiialstatistik ergirbt sich zweierlei: einmet, daß die gesihrliche Körperverletzung ungleich häufiger »or- konimt, al» die einfache — die Zahl drr ersteren überragt die der letzteren um 14,000 — und daß andererseits rin sichtbarer Eioiluß der Novelle von 1878 aus dir Messeraffaieen und sonstigen gesihr- lichen Körperverletzungen sich nicht bemrrklich macht, denn die Zahl der im Jahre 1883 aus ß. 223« de» Strafgesetzbuch»« BerurtheiUen belief sich ans nicht weniger al« 38,891, darunter 2570 im Alter >dn noch nicht 18 Jahren. Die Tabellen de« statistischen Werke« lasten nicht lange im Zweifel, wo die Ursache eine« für die persönliche Sicherheit so höchst bedrohlichen Zustandes zu suchen ist. Da» Gesetz gestattet bei gefährlicher Körperverletzung eine Gcsäagnißstrafr da» »wei Monaten bis zu süns Jahren. Wie selten aber von diesem Höchststrasmaß oder auch nur einem sich diesem annähernde» den Messerhelden gegenüber in der Praxis Gebrauch gemacht wird, ergiebt sich au» drr Thatsache, daß die Zahl der tm Jahre 1882 in ganz Deutschland erkannten Gefängnis,strafen von mehr al» 1 Jahr überhaupt nur 5035, die der Gesängiiihstrasen vor. mehr al- S Monaten bis zu 1 Jahr 30,331, dagegen die der Besängnihstrase« bis zu 3 Monaten 192,780 betrug. Der weitaus größer« Theil der wegen gefährlicher Körperverletzung Berurtheilten kam demnach mit einer zwei- bi- dreimonatigen Gesängnißstrafe davon, die Richter hielten sich also selbst einem für Leben und Gesundheit so büchst bedrohlichen Vergehen gegenüber in der großen Mehrheit aller Fälle auf der Brenz« drr niedrigsten Strafmaße. Möglicherweise war für die richterliche Beurthcilung dabei maßgebend, daß viele dieser Fäll« für di« verletzten ohne wesentlichen Nachtheil verlaufe» find; indessen wäre dieser Staudpnnct ein offenbar versehlter. Ob die Folgen der Verletzung gesährlich waren oder nicht, kann bei der Bestrafung dieses Vergehens nicht iu Erwägung kommen, denn der Erfolg der Thot hänat hier ganz vom Zufall ab; genug, daß jede mittelst eines Messer- oder eine» anderen gefährlichen Werkzeuge- beigebrachte Verletzung gesährlich werden kann, und daß der friedliebende, ge sittete Theil der bürgerlichen Gesellschaft den berechtigtsten Anspruch daraus hat, gegen die Messerhelden nnd andere gefährliche Subjekte, welche die vollkommenste Gleichgiltigkeit gegen das Leben ihrer Mit menschen au den Tag legen, aussKrästigste und Nachdrücklichste geschützt zu werden. Wenn irgendwo, so ist hier die AbschreckungSlheone vollständig am Platze, denn solch« schamlose Buben sind eben nicht anders als durch die Furcht vor exemplarischer Bestrafung im Zaume zu halten. Ein hiesiges Blatt berichtete vor Kurzem, a»knüpsend an den am 24. Mai d. I. vor dem hiesigen Landgericht verhandelten Fall gegen den wegen gesäkrlichcr Körperverletzung mir fünf Jahren Griängniß bestraften Arbeiter Aura-, über eine beinahe zu derselben Zeit in London vor den Gcictworenen stattgchobte Verhandlung gegen einen Menschen, der am Themse-User in Gemeinschaft mit anderen Strolchen einen Polizeibcamtcn ebenfalls mit Messerstichen mißhandelt und aus zwei Monate dienstunfähig gemacht hotte. Die Strafe lautete aus süns Jahre „schwere Arbeit^' und — 30 Hiebe. Der Richter bemerkte in seiner Urtelsbegründnng. er wolle nnd werde solchen Hallunken, weiche sich an Imnnlosen Menschen ohne Ursache und blos zur Befriedigung ihre- Mulhwillen- mit brutalen Gewatt- »HStigkeiten vergreifen, stet- mit der durch da- Gesetz zutäisig größten Streng« die Lust »u Wiederholungen verleiden und in solche» Fällen die Gesängnißstrase durch körperliche Züchtigung verschärfen, denn nur die Erinnerung an diese bleibe bei solchen schmutzigen Schuften, walän s»»st keine Scham besitzen, haften. Ta wir ja sonst so gern di« Engländer in ihren Einrichtungen al- Vorbild ausstellen, sollten wie uns doch auch in diesem Puncie ihr« durch und durch gesuude nnd praktische Aussossung drr Lebcn-vcrhällnisse zum Muster nehmen." « * » * Zu den Wahlen in Mähre« schreibt die Wiener „Deutsche Wochenschrift": Mähren ist das Land, in welchem da» neue System drr öster reichische» Vvltttk den Slawen zu den größten Fortschritten vrrbalf nud de» Deutschen die empfindlichsten Niederlagen bereitet. Htrr hatte der nationale Streit in deu Jahren 1873—187» fast ganz auf. aehört. Eine wirkliche Versühnung der Geniüther hatte stattgrsnude». Vn» deutsche Regiment war gerecht und die Slawen fügten sich ver- ständißerwrise i, die von einem großen geschichtlichen Standpunkte ReArte, feste« Verhältnisse. In allen slawischen Gemeinden bestaube« ttztchtschr Schulen; überall fand der «zeche bei den Gerichte» Recht in seiner Sprache. Da» erkannte rr auch dankbar an» zumal der slawische Boltschorakter in Mähren rin friedliebender, ist. Er besitzt nicht« von der Starrbet» des bShattfchr» Es besteht sogar rin Antagonismus zwischrn dtrsrn ndttu Stämmen; den» es sind wirklich zwei verschieden« kche sich durch ihre geschichtlich« Entwicklung dnrch den nnd den Volk-charatter unterichriden. Mähren war dv>- national bervbigt; bei den Wahlen stimmte eine bedenkend« von Slawen stets mit dem verfassungstreuen Eandidate». ist drr beste Beweis de- gerechten, vernünsligen, besonn«»«»
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