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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840709
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840709
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-09
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.07.1884
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Erscheint täglich früh «V.UHr. U«t«No» »nd Lrpedtti«« Johanuesgasse S3. AprechSundtu -er KkSactioa: Bormittag« 10—18 Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. g«r»«l »t»a,-d, »acht fich »k «evätti«» Mch» «»EL A»«tH«e tzr, fttr die »Lchftf«l>e»»» R»«««r Heftftmitte« Aas»r«te «» Wocheutagei, bt« t Uhr Nuchmtttu««, au e»nu- uu» Frfttageo frßh »iS '/,9 Uhr. In den FiUalru für Ins.-Ih«nah»e: Ott« Ktem«, Uuiverst1Lt»strasse 81. Laut« Lösche» Kalhannrnstrasse 18, p. »ur bt» '/^ Uhr. EMr.TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auslage LS,600. ^donnkmentopreis oiertelj. 4V, Md. incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne ^osibesörderung Ä Mk. «tt Bostbcsörderuug 48 Mk. Inserate 6ge,'paltenVPetitzeile SO Ps. ErSbere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Labrllarlschrr u. Zisserusatz nach HSHerm Tarif Neclamrn unter dem Redaetionsstrich die Spaltzeile SO Ps. Inserate sind siet« an die Expedition za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung ppueuuinerainlo oder Lurch Post- nachnahme. ^ 181. N^ittlvvch den 9. JuÜ 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. VtseMche Sihmg »er Haedelsliammer L«>uer»t«g, Neu 10. Juli 1884, Nochmittag« G Uhr, tu Here» Bitzuug«saale. NrumarU 1», l. TageSordunug: 1. Negiftrande. 8. Bericht de« Herrn Gchnoor über die jüngste Sitzung de» »Snial. Sächflschrn Stsenhahnrathe«. 8. vadl eine« Mitglied»« de« USnigl. Sitchsischo Etsrutahn- »Uthes und eine« Stellvertreter«. 4. Bericht de« Zoll» uud Ltener-Au«schusse« über da« Gesuch de« Herr, Gort Ttzteme in Neu-Reudnitz, die Zolbetzaudlu» »ou Claatatur» uud Nesonanzholi betr. 5. Bericht de« Berkehr«-Ausschusses über da« Gesuch de« Herrn L. »ettz««,u in Plagwitz, eine verdtuduugsßahu »ou Hl«,»ttz nach »e» vauertfche« vahnhofe hier betr. -» Bericht de« Finanz - Ausschüsse«, die Hohe de« die«jährigen Gteuerrufchlaa» für »te vedürsuifie »er Hau»el«ram«er uud »er Börse betr. 7. 8l»«schubb«richt über da« Gesuch de« Herrn 88 Gchtmmel- »keug in Berlin, die Uuterftützuu, eine« dasür vorzu- schlagenden BuSkunft»-InstitutS »urch »ie Eousulate betr. Ja unser Firmea-Register ist zufolge Bersüguag vom 8. d. Mt«, heute Folgende« eingetragen worden: unter Nr. 361 die Firma Hermann Lt»»»l» ,» Tor,SU uud al« deren Inhaber: der Kaufmann Theodor Larl Hermaun Livpold iu Torgau; »uter Nr. 362 die Firma Max Vutzwel zu Lor»a« und al« deren Inhaber: der Kaufmann Larl Max Budwell zu Torgan, »uter Nr. 26S die Firma Gustav L. vio> zu Lorgu» und al« bereu Inhaber: der Kaufmann Gustav Larl Johann Lrdmann Moll zu Torgau; uuter Nr. 264 die Firma >. Hultt, zu Metztzerttzsch und al« deren Inhaber: der Kausmanu Hugo Albert Hüttig zu Mehderitzsch; uuter Nr. 26S die Firma Gtznnri Stephan zu Torga« and al« deren Inhaber: der Kaufmann Wilhelm Eduard Stephan »u Torgau; «tter «r. 366 die Firma Morttz Hehler zu Schilda» uud al« deren Inhaber: der Holzhündler Lhriftia» Paul Moritz Hetzler -^r Schildau. Weiter ist zusolg» Bersügung vom 3. d. Mt«, diujuh Nr. 168 unsere« Firmea-Register« eingetragene Firma Ehr. M. Hehler zu Schilda» heute gelöscht worden. Torgan, dea 4. Juli 1884. KSntgltche« «»tg-Tericht. Nichtamtlicher Theil. Die Monarchisten in Frankreich. * Seit die dritte Republik vou den Chinesen bei Langson geschlagen worden und noch überdies die asiatische Cholera nach Frankreich eingeschleppt hat. blicken die französischen Monarchisten wieder hoffnungsvoller denn je in die Zukunft. Alle ihre Organe erklären laut, die Wiederherstellung der Monarchie habe abermals einen großen Schritt vorwärts gethan. Ganz abgesehen von der neuesten Verwickelung mit Cbina und der großen Aufregung, welche der Ausdruck der gefürchteten Seuche in Toulon und Marseille in ganz Frankreich yrrvorgerusen hat, wir» auch darauf hingewiefen, daß ge legentlich der jüngsten Gemeindewahlen auf dem Lande die Mo- narchisten zehn Procent gewonnen haben. Ueberdie« erzielten die monarchistischen Candidaten in vielen Bezirken große Minder heiten, ja in den meisten hat sich die Zahl der conscrvativen Wähler bedeutend vermehrt. Dabei ist zu beachten, daß die Organisation der monarchistischen Partei für die Gemeinde- Wahlen noch Manche« zu wünschen übrig ließ, eine Mangelhaftig keit, dir gelegentlich der Wahlen für die Kammer sich kaum wiederholen dürfte. Endlich muß. in letzter Linie, noch der augenblickliche Erfolg der Republikaner in Anschlag gebracht werden. Man lasse aber dieselben nur so fortwirthschaflen, heißt r« in den monarchistischen Organen, so werden sich die industriellen und finanziellen Schwierigkeiten bald vermehren und die öffentliche Meinung wird sich von selbst der Monarchie zuwenden. Diejenigen, die nicht an ihren baldigen Erfolg glauben, kanuen Frankreich nicht, oder wollen e« nicht kennen. Frank reich ist da« Land, wo sich Alle« wieverholt; so wird auch di« Monarchie wieder kommen. Diese» nothwendiae Ereigniß vollzieht sich langsam, aber sicher. Man glaube ja nicht, daß der Graf von Pari« keinen Einfluß besitze. Da« scheint nur äußerlich so. weil man nicht« von seiner Agitation, von Lärm und Scandal hört, ganz im Gegensätze zu den Bona- partisten, wo e« an Krakehl, sogar zwischen Vater und Sohn, nicht fehlt. Der Graf von Pari« mägiat vielmehr da» un- gestüme Drängen seiner Partei und weist jede unbesonnene UeberstUrzung zurück. Wer jemals mit ihm verkehrt hat. ist d«rch seine ruhige, leidenschaftslose Haltung sofort gewonnen worden. Die monarchistischen Blätter betonen zumal die «roßen Verdienste, welche sich der Gras von Pari» durch seine Versöhnung mit dem Grafen Ehambord erworben hat. Uuter der Parte« de» Letzteren gab e« ja Personen, deren Vorfahren von den Orleans zum Tode verurtheilt wurden und deshalb diese mehr haßten, al« die Republikaner Diese früheren Anhänger de« Grasen Chambord haben sich nun mit wenigen Ausnahmen dem Grafen von Pari» angeschlossen und sind seine treuesten. zuverlässigsten Freunde geworden. So hat sich au» den früheren Leqitimistcn und Orleanisten «ön« starke monarchische Partei gebildet, deren unbestrittene» Oberhaupt der Graf von Pari» ist, dem alle Monarchisten Willig Folge leisten. Interessant ist, wie die monarchistischen Organe sich die Mittel und Wege denken, welche zur Rückkehr der Monarchie führe» sollen. Der Gras von Pari» und seine Partei, heißt «» d», denke» au keinen Staat-streich und können auch einen solch«» Unmöglich wünschen. Die Monarchie müsse sich viel- ttwhr ans natürlichem parlamentarischen Wege vollzieben. Der klein« Beamte der Republik, welcher im Grunde mit der verderblichen Politik derselben nicht» zu schaffen habe, brauche dl« Rücktchr der Monarchie nicht zu fürchten, weil diese die pflichttreuen, tüchtigen Beamten nicht entfernen werde. Die Monarchie, wird weiter versichert, werde eine freiheitliche, liberale sein, die sich streng an die Bestimmungen der Ber- aflung zu halten habe. Man sollte doch im Au-lande endlich begreifen, daß die große conservative Partei Frankreich» mit der gewaltsamen Reactioa anderer Länder nicht zu verwechseln sei. Der Liberalismus der französischen Nation sei ein alter und bewährter und wurzle m der ganzen Vergangenheit de» kande», we-balb die Conservativen unmöglich beabsichtigen können, ein Gewaltstreich gegen da» parlamentarische System zu führen. Da» sei undenkbar» ja geradezu eine Verleum dung. E» sei seit einiger Zeit Mode geworben, den Parla mentarismus in Europa herabzuwürdigen unv zu verspotten, wa» zumal in Deutschland geschehe, dessen Verhältnisse freilich dem parlamentarischen Systeme wenig günstig seien. In Frankreich lägen aber die Dinge ganz ander» und so müsse dort die Monarchie mit dem Parlamentarismus nicht allein rechnen, sondern ihn kräftigen und wieder zu Ehren bringen. Da» soll nicht gesagt sein, um zu den Anderen einen Gegensatz zu bilden oder damit die liberalen Kreise der Weit zu locken; so naiv seien die franzö sischen Monarchisten nicht. Diese besitzen vielmehr ihr alte» Programm, an dem sie sesshaften wollen. Ai» Gras Cbambord »och lebte und e» eine Zeit lang schien, daß die Aussichten für seine Thronbesteigung sich vermehrten, da beeilte sich die große monarchische Partei Frankreich», dem Grafen die Beachtung der verfassungsmäßige« und parlamentarischen Rechte der französischen Nation dringlich zu empfehlen. Dem Grafen von Paris gegenüber habe man eine solche Empfeh lung nicht nölhig, denn sein Liberalismus sei ei» verbürgter. Vielleicht ist der Graf für einen Theil der Monarchisten sogar zu liberal. Schließlich wenden sich die monarchistischen Blätter gegen die irrthümliche Auffassung de» Auslandes, wo man meine, die Wiederherstellung der Monarchie könne ohne gewaltsamen Umsturz unv Krieg nicht stattfinden. Daran denke aber Nie mand, am allerwenigsten der Graf von Pari». Wenn Jemand alle Ursache hat, einen Krieg zu vermeiden, so ist e» sicher lich er. War er e« vielleicht, fragen die Monarchisten, der Elsaß und Lothringen verloren, wie zuerst die Bonaparte» und schließlich die Republikaner? Ist er cS, der zu phan tastischen colonialen Unternehmungen gerathen hat, die nun Frankreich so theuer zu stehen kommen? An allen diesen für Frankreich verhängnißvvllen Dingen ist der Gras von Paris gewiß völlig schuldlos. Er ist vielmehr in der glücklichen Lage, mit aller Welt im Frieden leben zu können, zugleich aber dafür zu sorgen», da« Anse' .-n Frankreichs wieder zu erhöhen und dasselbe bünvnkß- sähig ru machen, wodurch sich da» europäische Gleichgewicht von selbst Herstellen wird. Die Monarchisten glaube» noch. eS werde ihnen im Laufe der Zeit gelingen, ihr Pro gramm auch vom AuSlande gebilligt zu sehen, wran auch dasselbe an ihren Absichten noch au» mancherlei Gründen zweifle. Ob sich nun alle diese neuesten Entschlüsse und Hinweise der französisch«» Monarchisten auch wirklich bestätigen werden, bleibt um so mehr adruwarten, als sich bekanntlich in der Politik nicht» mit völliger Gewißheit vorauSbcstimmea läßt. Deutschland wird jedenfalls Ruhe und Gelassenheit genug besitzen, um jedem Zwischenfall begegnen zu könne». Leipzig, S. Juli 1884. * In der unter dem Vorsitze deS Staat-minister» von Boetticher am k. Juli abgehaltenen Plenarsitzung de» BundeSrath» wurde der Beschluß de» Reich», tage» vom 24. Juni d. I, betreffend eine Petition de« Centralverbande» der Haus- und städtischen Grundbesitzer- Vereine Deutschland» wegen Abänderung de» tz. 8 der Civil« proceßorvnung, dem Herrn Reichskanzler überwiesen. Eine bei dem kaiserlichen DiSciplinarhofe erlevigte Stelle wurde durch Neuwahl wiederbesetzl. Dem Beschluß de« Reichstage« vom 15. Mai d. I., betreffend eine Petition wegen Rück- erstattung de« Zolles für gesägte Marmorptatten, gab di« Versammlung keine Folge. Genehmigt wurden die Anträge der Ausschüsse, betreffen» die Zollabfertigung von Leinen- waaren durch da» kömgl. sächsische Hauptzollamt zu Schandau: Zollerleichlerungen im BerevelungSverkehr mit Roheisen; di« zwangsweise Versetzung eine- kailerlichen Postbeamten in den Ruhestand; den Bericht der Reichl-Schuldencommission sowie die vom Reichstag darüber gefaßten Beschlüsse. Schließlich faßte die Versammlung Beschluß über di« geschäftliche Be handlung mehrerer Eingaben von Privaten. * Zeitungsmittbeilungen zufolge soll der Termin der ReichStagSwahlen zuständigen Ort« bereit« zur Be sprechung gekommen und die erste Hälfte de-October hierfür in Aussicht genommen sein, worauf alsdann im November die neue Session eröffnet werden sollte. Jedenfalls werden im Oktober, sei e» nun in der ersten Hälfte oder wie vor drei Jahren erst gegen Ende deS Monat-, die Wahlen statt finden. Die drei Monate, die bi» dahin noch auSstehe», müssen eifrig auSgenutzt werden, um di« noch rückständigen Wahlvorbereitungen zu vollenden. * Da» »Allgemeine Gewerbeblatt" knüpft an dir von Sr. Majestät dem Kaiser an die Berliner Schuh« macherdeputation gerichteten Wort« eine längere Be sprechung. in welcher gesagt wird: Die Wort« unsere« erhabenen Heldenkajser« sind von ganz hervor ragender Bedeutung für de« deutschen Haudwrekernau». Sie sind uns einrrseit« der untrüglich«-- Bewei», daß die unter dem deutschen Handwerkerstand« wogende, tiefgehende Bewegung bi« »um kaiserlichen Thron gedrungen, sie »euge» aber auch anderersei»« unwiderleglich dasür, daß an höchster Stelle die Bedeutung de« Hand- werkerstande», al» wichtigen und au«schlaggebe»dra Factor«, »oll and ganz gewürdigt wird. Wenn wir bedenken, welch mächtig« Stellung unser ehrwürdiger Kaiser dem deutschen Reiche nach außen hin ge- geben, loenn wir audererseit« un« fortwährend überzeuge» müssen, daß dieTtärkung «nd Lonsoltdiruug de« Reiche« nach innen durchAuSlührung der vou allerhöchster Stelle anaekündigteu Relormpläne durch nichts- würdigeu Varteibader and Verfolgung von GeschästSpolitik «ereilest wird, so ist e« Pflicht oller staatSerholienden Elemente, insbeiandere de« Handwerkerstände«, welcher zu allen Zeiten unerichütterlich fest vnd unverbrüchlich »reu zu Koller »ad Reich gestanden, mit aller Entschiedenheit für die Eoriolrekvrm unsere« Kaiser« r nzutreten . . . Insbesondere wird und muß der Handwerkerstand bet den nächste« Wahle» alle sriue Kräfte einietzen für Durchführung der Resormpläue de« Kaiser«! Unsere Stimme gelte nur ienr» Landidaten. die sich verpflichten, »nierseil« sür Vessergestaltung der Lage de« Handwerkerstandes, im Sinne unserer berechtigten Forde- I rmigen, voll und ganz einzulrctrn, andererseits — unbeirrt vou I jedem Partei, »nd Llubtrrrori»ma«, al« entschiedene Gegner jeder > Geschäftspolitik — zu jeder Zeit warm und osseu sür Kaiser «nd Reich, voll m»d ganz für die Soclalresorm tm Staue der kaiserlichen Botschaften vom 17. November 1881 und 14. April 1883 riuzutretr«. Ja diesem Sinne wird die Handwrrkerpartei an dt« Wahlurne treten mit den, Rufe: Fort mit aller Priacipieureitereil Auf, deutsche« Handwerk, für Kaiser uud Reich I" * Daß der BundeSrath die Beschlußfassung über die Anträge Windthorst und Ackermann bt» zum Herbst vertagt bat, kann man sich nur au« einer gewissen VerlegenhcitStakftk erklären. Die Anträge sind seit Jahren o vielfach und gründlich erörtert, daß auch die Regierungen ihr« Entschließungen längst gefaßt haben müssen. Es scheint, daß der BundeSratb mtt Rücksicht aus die Wablen seine Entscheidung zurllckzuhalten beabsichtigt. UebrigenS hört man, daß bezüglich des Antrag» Ackermann die überwiegende Stimmung im BundeSrath auf Annahme, bezüglich des An trag» Windthorst auf Ablehnung geht. Die „Germania" hält die Aufschiebung der bundeSräthlichen Entscheidung über da» ExpatriirungSgesey für gleichbedeutend nnt Ablehnung und droht bei den Wahlen daraus die Consequenzen zu ziehen. „Da dir Herren von Goßler und von Pultkamer mit den nationalliberalen Eulturkämpsern gemeine Sache gemacht baden und die preußische Regierung sowie der BundeSrath sich dieser ruhmvollen Minorität zuzugesellen scheinen, so werden die Canvidaten dieser vereinigten Freunde der exorbi tanten Ausnahmegesetze teS CulturkampfcS sich auch bei den Wahlen die gleiche Behandlung seiten» der Katholiken gefallen lassen müssen. Unter keinen Umständen wird rin Katholik sür die Parteigänger dieser Eulturkamps-Gesellschaft stimmen; jeder Gegner dieses Ausnahmegesetze» ist einem offenen oder heimlichen Freunde desselben vorzuziehen." * Am Sonnabend hielt die Commission zur Her stellung eine« bürgerlichen Gesetzbuches für vaS Deutsche Reich ihre letzte Sitzung vor den Ferien ab. Die letzteren dauern bis Ende August. Der Vorsitzende der Commission, Geh. Rath Pape, beglebl sich nach Karlsbad. * Unser zu so großer Berühmtheit gelangter Landsmann, der Cholera-Baeillen-Cntdccker Koch, zieht durch seine Absendung nach Toulon die Aufmerksamkeit von Neuem aus sich. Da sei e- gestattet, folgende durchaus zuverlässige biographische Daten über denselben nach dem .Hannoverschen Courier" zu veröffentlichen: Der Gey. RcgleruaaSrath Vr. Koch wurde in der Mitte der vierziger Jahre »u Klou-thal geboren. Er ist der Sohn de« vor einer Reihe von Jahren verstorbenen Geh. Oberbergrath« Koch. Nach Absolviruua de« Gymnasiums sei»» Baterstabt bezog er die Universität Göitingen und studirt« dort von 1863—1864. Im letzteren Jahre bestand er sei« Staat«rrame» vor de« damaltgen hannoverschen Ober-Medictualcollegium und ließ sich ln Laugrnhagen bei Hannover als praktischer Arzt nieder. Al« ihm wider sein Er- warte» die Leitung der dortige» Jdiotrnanstalt »ich« übertragen wurde, verzog er nach Rackwitz. Provinz Posen. In« Jahre 1872 erhielt er die PhysikatSstelle i» Wöllstein im Kreise Bomst, welche er bi« 1880 verwaltete. Bou Wollstei» ab ging er nach Breslau, wo ihm die Siadt ein« Physikatstelle übertrug, die er jedoch wegen ungenügender Doürnag wieder ausgab. Er ging in seine noch osseu« Stelle zurück und wurde dann noch in demselben Jahre mit dem Titel eine« Regtrrung-rathe« in da« Reich«^Arsundheit«amt berufen. Koch ist verheirathet mtt einer Tochter de« Geueralsuperintendentrn Fraatz zu Klausthal. Seine literarisch« Lausbahn begann sehr glücklich. Für die B« arbritung einer von Prosessor Meißner gestellten PreiSausgab« erhielt er dea Univerfltät»prei« uud seine Arbeit wurde ia den „Göttinger gelehrten Nachrichlea" veröffentlicht. Al» Assistent am pathologischen Institut machte er sich unter der Leitung de» Prosessor- Wilhelm Krause zuerst mit dem Mikroskop vertraut, jenem Instrument, dem er seine sämmtlichen größere» Entdeckuugeu verdankt. Der Luriositit wegen will ich erwähnen, daß tu jener Zeit der Jrueuser Botaniker Halter mit der Aussehen erregende» vehauptuug hervortrat» de» Lhälera- Pilz entdeckt zu habe», uud daß der wirkliche Eatdecker von Professor Krause gezüchtete Lulturru je«« Pseudo-Lholerapilze« t» patho- logischen Institut de» Lerztr» Güttingen« vorzeigte. An dem studentischen Treiben betyriligt» sich Koch sehr wenig, schloß sich jedoch nicht ganz davon au«; schon damals erregten sein eiserner Fleiß und seine gediegenen Kenntnisse Aussehen unter seinen Milstudircnde« und Lehrern. Prosessor Krause, der wohl am meisten Gelegeahett hatte, Koch zu beobachte», äußerte einem Freund« be schreiben» dieser Zeile» gegeuüber »ou Koch, er sei zwar äußerlich rifig kalt, iuaerlich aber voll de« glühendsten Ehrgeize«. Nach beeudetem UniversnälSstudium begann er sofort mit noso- lo-isch-ätt»logisch«a Arbeiten. Sei« ersten Publikationen, die in Form von Broschüre» erschienen, fanden weuia Beachtung. Größeres Aussehen erregte» seine Arbeite» über Wundmfectio», Septichämie und Milzbrand. Besonder« günstig recenstrt wurden sie von dem vor ungefähr drei Jahren verstorbenen Prosessor der Lhirurgie Hüter in Greifswald. Später wurdeu sie aus Veranlassung de» be rühmteste» der englischen Lhirurgrn Lister in« Englisch« übersetzt Tic?» Arbeit war e« auch, welch« den Reichskanzler zur Berufung Koch'« iu da« Reichsgrsuudheitsaint veranlaßte, dessen »häiigste« und bekannteste« Mitglied er heut» ist. Seine neuere» Arbeiten: „Zur Aetioloaie de« Milzbrände»", ferner: „lieber Milzbraodimpfungen", machten ihm dem größeren Publicum uud sein „Beitrag zur Aetioloaie der Tuberkulose" welt bekannt. Infolge der letzteren Veröffentlichung, welche den insectiösen Lharakter der Schwindsucht durch dir Entdeckung de« vacillu» der Tuberkulose über alle« Zweifel erhob, ernannte ihn der Kaiser zum Geh. Rrgier»ug«ro«he. Seine Thätigkeit al« Letter der deutschen Lholeracvmmission, seine Reis« nach Egypten und Indien, seine Entdeckung de« Lholera- Pilze» uud sein Triumphzng von Jnd-en bi« in die Metropole Dmrtschlaud« brdürsen der Erwähnung nicht. Koch ist durch sie nach dem Kaiser uud seinem Kanzler der bekannteste Mann der Welt geworden, und die deutsche Wissenschaft darf stolz sein aus ihren Sohn. Robert Koch ist kein Forscher, der seine Resultaie einer glück lichen Stund« verdankt: er :st eia zielbewusster Arbeiter, der nn die Erreichung eine« grossen Zwecke« seine ganz« Kraft, »nd wie er die« al« Leiter der Lholeracommission bewiesen hat, sein Lebe» zu letzen bereit ist. Seine Publikationen sind reise Früchte seiner Arbeit. Niemals tritt er mtt Unqanzrm «nd Unerwiesenem bervor. Seine Sprache ist klar, durchsichtig und edel, seine Auseinandersetzungen bei wohl- lhuender Kürze treffend, seine Beweise sind überzeugend, seine Hypo thesen genial. Die grossen Resultate verdank» er vor Allem drr Loncentratiou seine« ganzen Fleißes aus eine Branche ärztlichen Wissens; er ist eia Speeialist in des Worte« bester Bedeutung. Wir glauben auch nicht, das, Koch wie einer seiner grossen Lollrgen seinen mebicimschen Riihm durch schwache politisch« Leistungm jemals verdunkeln wird. Robert Koch steht im besten Minne-alter »nd erfreut sich einer kräftigen Gesundheit. Bei seinem eisernen Fleiß holten wir deshalb seine Eatdeckerlausbah» noch nicht sür abgeschlossen. Er hat Grosse« geleistet und wird noch Grosse« leisten zum eigenen Ruhme «nd zum Ruhme seine« Vaterlandes. Hierzu dem iresslichen Harzer Bergmann« sohne ein herzliche« Glückauf! * Der »Dzirnnik Poznan-ki" hat sich Berhaltung-maß- refleln sür die nationalpolnischen Agitatoren im Hinblick auf die Leitung der kommenken ReichStagSwahlen im poliuschen Sinne zurechtgelegt. Seine Weisheit gipfelt in der Forderung, daß bei der bevorstehenden Agitation sür die ReichStagSwahlen polnischerseitS recht gründlich verfahren werde und alle Mittel zur Erreichung eines den Pole» günstigen WahlresultatS in Anwendung gebracht werven. E: empfiehlt zu diesem Zwecke, Laß vor Berufung der Krcis- Wählerversammlungen die bisherigen polnischen NcichSlagS- abgeordnetcn sich mit Len Kreis-WahlcomilsS wegen E>- iattung parlamentarischer RcchcnschastSberickte, die ein Haupt- actor der politischen Bildung deS Volkes seien, verständig«,. Diese parlamentarischen Rechenschaftsberichte sollen, wie dar Blatt verlangt, nickt bloS in denjenigen Wahlkreisen, in denen >ei den letzten Wahlen polnische Abgeordnete gewählt wurden, ondern auch in denen, welche durch deutsche Abgeordnete im NeichStage vertreten waren, erstattet werden. * In NordschleSwig sind eS die nationaldänischen Agitatoren, welche das Ihrige thun. um den dänisch redenden Tbeil der Bevölkerung gegen die bestehende Ord nung der Dinge aufzuhctzen. Die Agitationen dieser Leute haben auS der ncutichen Spritzfahrt nordscklcSwigscher Ultras nach Jütland und den Inseln frische Nahrung gesogen. .Folkebladet" erzählt, daß kürzlich in HaderSIeben aus ver- chiebeucn Häusern beim Vorbeizuge eines dänischgesinnten Vereins nnt roth-weißen Flaggen und Farben demonstrirt worden sei, und daß Theilnehmer auf einer Luftfahrt von Haders leben nach Midbelsart an den Capitain des unter deutscher Flagge segelnden Dampfers allen Ernstes die naive Zu- inuthung gestellt hätten, die flagge zu streichen. In Sonder burg hat man neulich die Kriegerdenkmäler in demonstrativer Weise mit dänischen Flaggen geschmückt, und au» Apenrade wird gemeldet, daß eine junge Dame, von der Tour nach Kopenhagen zurttckkehrend, aus der Fahrt nach ihrem HeimatbS- dorse die DaunebrogS-Fahne wehen ließ. Diese Vorkommnisse mögen, al- „Erfolge" betrachtet, sehr bescheiden sein, als „Symptome" aber sind sie immerhin brachlenSwerth. Daß die Behörden den agitatorischen Umtrieben gegenüber wach sam sind, ist selbstverständlich. i» * » * Di« Landtag-Wahlen in den Landgemeinden Niederösterreich» und »n den Städten und Handels kam mernMähren» sind sür die Bereinigte Linke ungünstig ausgefallen. In Niederösterreich ist eS der Partei nicht ge lungen, den Klerikalen gegenüber Boden zu gewinnen; ver Bcntzstand ist vielmehr derselbe geblieben, von 21 Abgeordneten dieser Gruppe gehören nach wie vor 15 den Liberalen. Zwar unterlag nu Bezirk Horn der klerikale Abgeordnete Ruf gegen dea deutsch-liberalen Candidaten Riealer, dafür aber stach in dem Bezirk Amstetten drr klerikale Canvidat Knab dea libe ralen Candidaten Freiherrn von KielmannSega au». Einer der beiden Abgeordneten de« Kremser Bezirk»» Fllrn- kranz, sowie der neu gewählte Abgeordnete von Zwettl, Herr Dötz, bekennen sich zu der Schönerer'schen Partei. Im Wahlbezirke Sanct Pölten unterlag ein Anhänger der Bereinigten Linken, ReichSrathS-Abgeorvnetrr Pirko, dem von dem Bauernbund und der „Mittelstraße" vorgeschlaaenrn Wvber. Im Wahlbezirk Ober-Hollabrunn wurde ein Land- wirth gewählt, dessen politische Gesinnung nicht bekannt ist. Di« klerikalen Minderheiten waren beinahe in allen Wahl bezirken größer al» im Jahre 1878. Tie Liberalen schieben die Schuld diese« Mißerfolge» aus die Disciplinlofigkeit der Ihrigen, welche oft mehrere Candidaten zugleich aufstellten und so ihre Kräfte zersplitterten. Mehr al» diese Fehler der Taktik hat eS aber den Liberalen geschadet, daß sie sich um die bäuerlichen Interessen und Stimmungen wenig ge kümmert und deshalb in den Nus einer einseitig kapitalistischen Partei gekommen waren. So überwog die bäuerliche Ab neigung gegen den Doktrinarismus de« ManchestcrlhuniS die Verstimmung der deutschen Bevölkerung über da« Zu sammengehen der Klerikalen mit den Slawen. In Mähren haben die Crechen sogar erhebliche Fortschritte gemacht; halten sie bisher in der Städlcgruppc unter 31 Abgeordneten nur zwei Sitze, so haben sie eS jetzt aus 12—13 Stimmen gebracht. Die Regierung scheint mit Hochdruck für sie gearbeitet zu haben, infolge dessen die Deutschen an vielen Orten Beschwerde wegen ungesetzlicher Wahlbecinflnssung erheben. * Man schreibt unS aus Brüssel, 6. Juli: „Die hiesige Boaenschützen-Gesellschaft wird da« Fest ihrer vor 50 Jahren erfolgten Gründung durch ein großes Schießen in der Zeit vom 13.—17., 20.—24.. 27., 28. und 31. Juli, 3. und 4. August feiern. Die Stadt und der Staat haben ihre Unterstützung zugesagt; sammtliche Festlichkeiten werke» auf dem großen Staatöschicßstand (I'ir uationnl) abgeballc» werden. — Von der Willkür deS neuen klerikalen Ministeriums werden täglich neue Proben berichtet. Der Stadtgemeinde Laeken war un Mai eine beträchtliche Summe zur Erbauung einer neuen staatlichen Mittelschule bewilligt worden, und man hatte hieraus bereits einen geeigneten Bau platz für die Summe von 40,000 Fr. erworben. Während man mit den Vorbereitungen zum Beginn reS Baues beschäftigt war, erhielt der Bürgermeister die Mitlheilunq, daß daS neue Ministerium nicht in der Lage sei. jene Subvention zur Auszahlung zu bringen. Diejenige» Staatsbeamte», welche zugleich Lehrer an der „Freien Universität" der Stadt Brüssel sind, wurden ausgesordert, unverzüglich ihre Vorlesungen c»r- zustellcn und ihre Entlassung als UniversitätSprosessoren zu fordern. Ter Kriegsminister PontuS hat soeben an sämmt- licke Ossiciere des HecreS ein Rundschreiben versandt, durch welches ihnen bei sofortiger Dienstentlassung der Beitritt zum Frcimaurcrbundc untersagt rcsp. den Mitgliedern der Logen da» schleunige Ausscheiden anbesohlen wird. Es geht da» Gerücht, daß sammtliche College« de» unter nehmenden KriegsministrrS diesem Beispiele sür ibrcn Bcanuenlörper folgen werken. In einer der letzten Num mern deS Autwcrprner Blattes „De Koophandcl" be findet sich ein Ausruf a» sämmtlicke Lehrer an ren StaatS- schulen deS Landes, sich in einer Anzahl von 6—7000 Köpfen an, 20. Juli, also unmittelbar vor Eröffnung der Kammern, nach Brussel zu begeben, um vor dem königlichen Palai» eine große Manifestation zu veranstalten und den Schutz de« Monarchen gegen die brutalen Schritte de» klerikalen Ministeriums anzurufen. De» größien Theil dieser Lehrer und Lehrerinueu haben nämlich die neue» Gewalthaber ohne Kündi gung und ohne jede Aussicht aus andrrweite Verwendung entlassen und kamit brodloS gemacht. Die belgisch« Rente sinkt foriwäbrend: »vor eiimm Monat ungefähr wurde sie mit lOt.85 notirk. jetzt I siebt sie auf lü3.75. TaS hat einzig darin seinen Grund. I daß man da» neue klerikale Cabrnet in Verdacht hat, dem-
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