Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188507244
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-24
- Monat1885-07
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1885
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Erscheint tSgitH» früh 6'/, Uhr. Krdartion und Lrprditioa Jobanne-gasse 8. Sprräillinidkii -er Kedartioil: Bolinniag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Udr. O» »» Wua,»t> «W,k1,ndiei vt»»u,cn»r, »ach« «O »x „ch, »«rvodlr». >««ah«e der sür »>e nS»ftk«I«e»»r Nnmiuer brsttmmten Jnseraie a» Dschriitagr» d>» 3 Uhr Nachmittag«, an So»»- »no -rfttagc» s> äb bis' ,S Udr. 3» dr» /Uialrn sür Ins.-^nnahme-. Otto Klcinm. Uiiiversitätsstraße 1. Louis Lüjchr, Kaiharilieustr. 23, p. mir bis '/,3 Nhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage .Xdonnnnentsprns viertelt. 4", Mil. incl. Bringenohn 5Mk, durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegeremplar 10 Ps. Gebüdren iür Extrabetlagea (in laqeblaN-Format gesalzt) ohne PvstdelSrderung 39 Mk «lt Postbesürderung 48 Ml Inserate ögespaltenc Petitzeile 20 Pf. Größere schrillen laut uns. Preisverzrichaiß. Tadrüanscher a. Zisserniatz nach ddherm Tari'. Urrlamen airter dem Redaetlou-ftrich dleSgesvalt Zeile 50 Ps., vor den Familien nachri chlcu die ügeipallene Zeile 40 Ps. Inserate sind siet« an die strpcSltion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnreoume-nunio oder durcn P sl- nachuahmc. 205. Freitag den 21. Juli 1885. 70. Jahrgang Amtlicher Theil. Vekannlmachung, die katholische Kirchen, und Lchulanlage betreffend. Zur Deckung de« Bedarfs für die römisch - katholischen Kirchen der Erblande und die hiesige katholische Schulgemeinde ist für da« lausende Jahr eine Parockialanlage nach Maß gabe der Verordnung vom 4. April 1879 in Höhe von Siebzehn Pfennigen von jeder Mark deS uormalniähigen Einkoinneenstenersatze- als Kirchensteuer nnd Zehn Pfennige« vo« jeder Mark deS normal, mäßigen GtakommensteuersatzeS als Tchul- steuer am IS. Juli ». e. zu erheben. Die hierzu beitragspflichtigen katholischen Glaubensgenossen werden andurch ausgescrdert, ihre ZablungSpflicht bei unserer Stadt - Steuer»Einnahme, Stadthaus, Obstmarkt Nr. 3, parterre links, binnen drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, zu erfüllen, widrigenfalls »ach Ablauf dieser Frist gegen die Restanten vaS vorgeschriebene Beilreibung»» Verfahren eingeleitet werden wird. Leipzig, den 11. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs Kock. Vtkanntmaihllng. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir beschlossen, die bisher aus Grund de- Regulativs für die Leichenbestattungen in der Stadt Leipzig vom 3. Juli 1850 für die TbomaSschule bei Beerdigungen erho benen Stolgebühreu vom I. August laufenden JahreS ab aufzubeben. Diese Gebühren betragen bei der I. BeerdigungSclassc 32 25 bei der II. Elaste 19 25 D . - III. » 7 75 -ft - . IV. . 2 13 D bei Personen, welche von au-wärt- aus hiesige Fricdböse überführt werden, 7 75 ^ft bei solchen von Thonberg jedoch nur 2 13 ^ft Wir baden unsere fsrtedhofScaffe angewiesen, die erwähnten Gebühren vom genannten Tage ab nicht mehr zu erheben und bringen dies hiermit zur öffentlichen Kenulniß Leipzig, den 2t. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvndlin. Kretschmer Bekanntmachung. Die Erd- und Maurerarbeiten einschließlich Lieferung des erforderlichen Materiale« zum Neiibau de« Predigerwobn hauseS für die St. Nicolaikirche sind vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Submittenten ihrer Offerten hiermit entlasten. Leipzig, dm 16. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Arumbiegel. Bekanntmachung. Hierdurch bringen mir zur öffentlichen Kenntniß, daß der von un- mit Zustimmung der Gemeindevertretung anderweit festgestellte Theil VeS südlichen Bebauungsplanes, welcher in seiner abgeänderten Feststellung vom 24. Mai 1834 ab vier Wochen lang au-gelegen. nunmehr Giltigkeit erlangt hat, nachdem begründete Widersprüche nicht erboben, beziehentlich die unbegründet erhobenen von uns zurückgewiesen und die gegen die deshalb von uns erlassenen Bescheidungen ein gewendeten Widersprüche und bez. Recurse durch Entscheidung der königlichen KreiSbauptmannschast verworfen worden sind, mithin unsere Bescheidungen Rechtskraft erlangt haben. Leipzig, den 20. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wilffch, Ast. Bekanntmachung und Bank. Die am 8. Juni ». o. verstorbene Frau Ernestine Louise verw. Platzmann-Preußer bat dem Orchester-PenfioaS- fond» Hierselbst ein Legat von Fünf Hundert Mark letztwillig binterlasten, waS wir »ach enclgtcr Auszahlung dieser Summe unter dem AuSkruckc unseres aufrichtigsten Danke« sür dgs unserem Jnstilute bezeugte Wohlwollen hier mit öffentlich bekannt geben. Leipzig, den 22. Juli 1885. Der Verwaltung- AnSschu- für den DrckesterpensionSsondS daselbst. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jeder akademischen Halbjahres zu baltenden Revision der Unwersitäls-Bibliochek werden die Herren Studirendeu, welche Bücher aus derselben entliehen haben, aus gefordert, diese am 27., 2». nnd SV. Juli gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzullesern. Die Ablieferung wird in der Weise zu geschehen haben, daß Die jenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben A—U ansangen am 37. Juli, Die, d-ren Namen mit einem der Buchstaben 2—11 beginnen, am 29. Juli und die Uebrigen an, 30. Juli (früh zwischen 10—1 Uhr> avliesern. Alle übrigen Entleiher werden anfgefordert, die an sie der liehenen Bücher am S.. L. und 7. August (während der gewöhnlichen Oeffniinqsftnnden) zurückzugebe». Während der RevistonSzeit (27. Juli bis 10. August iucl.) kännen Bücher nicht au-gelieden werden. Ebenso muß während dersrlbaa da« Lesezimmer geichlossen bleiben. Leipzig, den 82. Juli 1885. Dt« Dtreclt-u »er UntverktätS-vibliottzek. vr. Krehl. Nichtamtlicher Theil. Der Dreibund. Der deutsche Kaiser befindet sich gegenwärtig wieder in Gastein und wird binnen Kurzem wie seit einer Reihe von Jahren eine Zusammenkunft mit dem Kaiser von Oesterreich haben. Die freundschaftlichen Beziehungen, welche Dcnlsch. land mit Oesterreich-Ungarn verbinde», sink seit dem 15. Oclo- ber 1879 in die Form eines festen Vertrage- gebracht worden und haben seitdem von Jahr zu Jahr an Herzlichkeit ge wonnen, so daß beide Reiche in der Stunde der Gefahr un bedingt aus einander zählen können. So friedlich auch die Lage in Europa gegenwärlig ist, so trägt sie dennoch die Keime künftiger Zerwürfnisse in sich. der Vormarsch Ruß land- nach Indien wird früher oder später zu einem großen Kriege zwischen Rußland und England führen, der nicht aus Asien beschränkt bleiben kann, und waS sich daraus entwickelt, läßt sich nicht vorherbestimmen. Die Hoffnung besteht, daß der Kamps auf die beiden Gegner beschränkt bleiben wird, und den Hauplanker dieser Hoffnung bildet der Dreibund zwischen Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Rußland. Im vorigen Jakre wurde in Skierniewice einGegenbesuch besttaiserS Alexander in Oesterreich verabredet und die journalistische Eombination zog die Wahrscheinlichkeit einer wiederholten Dreikaiserzusam- menkunft in diesen, Jahre in den Bereich ihrer Erörterungen. Nach Lage der Verhältnisse läßt sich ziemlich sicher behaupten, baß eine solche Dreikaiserzusammeiikunft in diesem Jahre nicht stattfinden wird. Der Gesundheitszustand de- Kaiser« Wilhelm macht die größte Schonung nöthig und Aufregungen außergewöhnlicher Art müssen unbedingt vermieden werden. Bestände die Absicht de- Kaisers Alexander, etwa im August nach Ischl zu kommen und dort mit dem Kaiser von Deutsch land und Oesterreich-Ungarn zusammenzutrefsen, so müßten dazu jetzt schon Vorbereitungen im Gange sein, wie damals, als Fürst Tolgorucki aus Schloß Babelsberg erschien, um die Einladung deS Kaiser- Alexander zur Zusammenkunft in Skicriiiewice zu Überbringern Selbst wen» die Anstalten zu einer solchen Begegnung in aller Stille getroffen würden, so könnten sie doch nicht vollständig verborgen geblieben sein, irgend eine Mittheilung wäre darüber in die Ocffenllichkeik gedrungen. ES sind aber auch triftige Gründe, welche oie Entfernung de- Kaiser« Alexander aus seinem Reiche gegen wärtig verbieten und diese liegen in der Spannung zwischen Ruß land und England. Der afghanische Grenzstreit ist noch weit Vom Ausgleich entfernt, die Frage, ob Rußland den Zulsikarpaß bei Afghanistan lassen oder ihn sür sich in Anspruch nehmen soll, beschäftigt die beiden Nebenbuhler um die Herrschaft in Süd- westasien so lebhask, daß der Telegraph zwischen London und St. Petersburg unauSgesetzk in Bewegung ist. So unruhige Zeiten sind nickt dazu angcthan, um die Entfernung eines Ässoluten Herrscher- von den Grenzen seines Reiches auch nur auf kurze Zeit zu gestatte», und deshalb lassen sich alle Gerückte über eine bevorstehende Dreikaiserzusammenkllnft ohne Weitere- als müßige Ersindungen bezeichnen. Eine Frage von höchster Wichtigkeit für die drei ver bündete» Kaiser ist nach wie vor die Enlwicklung der socialen Verhältnisse. Zwischen Preußen und Rußland besteht ein AuSlieferungSvcrlrag, dessen Ausdebnung aus das deutsche Reich noch auSsteht. Oesterreich-Ungarn hat sich bisher zu einem gleichen Vertrage nicht entschlossen, dagegen hat eS nach dem Vorgänge DeulscklandS ein Ausnahmegesetz gegen die secialistischcn und anarchistischen Bestrebungen erlassen und auch mit einer soeialpolitischen Gesetzgebung den Anfang gemacht. Die Ermordung de« Polizeiralbs Rumpfs hat ge zeigt. daß in Deutschland dieselben Kräfte tbätig sind, welche in Oesterreich ihre verderbliche Wirksamkeit enlsaltet haben, aber e» ist durch Verträge alten Datums dafür gekargt, daß Verbrecher wie Kämmerer und LieSke in keinem der beiden Reiche Schutz finken, lieber die Gemeinsamkeit der Interessen Deutschland- und Oesterreich-Ungarn- in der Bekämpfung der socialistischen und anarchistischen Elemente besteht volle Uebcreinstimmung. ES ist also kaum anzunchinen, daß in dieser Beziehung neue bahnbrechende Abmachungen in Aussicht genommen sind. Die Begegnung der beiden Kaiser Wilhelm und Franz Josef wird allem Anschein nach dieser Mal (inen rein privaten Cbarakler tragen und sich aus den Austausch von Gesinnungen der Freundschaft und persönlichen Theilnahmc beschränken. Daß in Zukunft einmal der Nationalitütenbader in Oester- reick-Ungaril eine bedenkliche Wendung nehmen wird, ist schon heute mit Sicherheit vorauSzufthen, aber das ist eine innere Angelegenheit Oesterreich-UngarnS. in welche sich Deutschland um so weniger mischen kann, als da- leicht al« unberufene Vertretung deutscher Interessen in einem verbündeten Lande mit gemischter Bevölkerung gedeutet werden könnte. Das Ministerium Taafse hat nun einmal die .Versöhnung" der in Oesterreich wohnenden Völkerschaften aus seine Fahne ge schrieben und e« wird von dieser BersöhnungSpolilik nickt eher zurückkommen, als bis ein allgemeiner VcrnichtungSkampf zwischen Slawen und Deutschen und zwischen Magyaren und Deutschen die sür di« Versöhnung-Idee in Oesterreich und Ungarn schwärmenden Herren darüber belehre» wird, daß Feuer und Wasser sich niemals miteinander versöhnen können. Der Dreibund der drei Kaiserreiche hat seit der Zusammen kunft in Skierniewice dadurch ein« Aenderung in seinen Be ziehungen zu den übrigen Mächten erfahren, daß Italien sich mit England, ohne Rücksicht aus den Dreibund, über seine Eolonialpolitik in Afrika ins Einvernehmen gesetzt bat. Die Politik, welche diese Abweichung von den bisherigen auS- wärligen Beziehungen Italien« in- Werk gesetzt bat, ist bereit- als verfehlt erkannt; der Minister, welcher sie ersonnen und auSgesührt bat. ist nicht mehr im Amte, und sein Nachfolger versucht in aller Stille, den «tatun gyo unt« wiederherziistcllen. Der Fehler de« italienischen EabinetS war schon zu der Zeit cingeslanden. a!S Manxini noch am Ruder war. DaS Be- muben Liese- Minister- war gleich nach dem begangenen politischen Febktritt dahin gerichtet, da« Vcrbältniß Italien- zu dem mitteleuropäischen Bunde al« unverändert binziistelle», obwohl die Veränderung sür jeden imbesangen Urtbeilende» offenkundig war. Die vorstehenden Andeutungen genügen zur Erkenntniß der Tbatsacke. daß die gegenseitigen Beziehungen der Hauptmächte Europa» seil der Zusammenkunft von Skierniewice eine sehr beträchtliche Verschiebung erlitten habe», aber andererseits ist daraus ersichtlich, baß die Grundlagen, aus welchen der Drei bund aufgerichtet ist, unverändert seststehen. Der Grundgedanke, welcher den Bund in- Leben gerufen hat. ist die Ansrecht- erbaltnng de- europäischen Frieden- und dieser Gedanke bat auch seine Kraft in der russisch-englischen Streitfrage bewährt. Schon da« bloß« Bestehen deS Dreibundes übl auf Rußland einen bedeutenden moralischen Druck auS. Wer weiß. waS an der afghanischen Grenze geschehen wäre, wenn Rußland sich nicht zur Rücksichtnahme aus seine Verbündelen Deutschland und Oesterreich-Ungarn verpflichtet hätte. Rußland war die einzige Macht, welche ihre Zustimmung zu dem cgyptischen Finanzabkommen England« bis zuletzt verweigert Halle. AiS Rußland einsab, daß Europa diese Weigerung mit der Absicht, den Streit mit England in Eentralasien aus die Spitze zu treibe», in Verbindung bringen würde, entschloß sich Rußland in zwölfter Stunde, seinen Widerspruch auszugeben und England in Egyplen freie Hand zu lassen. Eö ist kaum anzunehmen, daß diese» Ergebniß erst in Folge von Vor stellungen, welche Fürst BiSmarck nach Sl. Petersburg ge- richlel hak, erreicht worden ist; der Dreibund hat durch sein bloßcS Bestehen Rußland genölhigt, den Schein der Loyalität zu wahren. * Leipzig, 24. Juli 1885. * We allgemein bestätigt wird, bat Kaiser Wilbelm die Fahrt von der Mainau nach Wildbad Gastein in> beste» Wohlbefinden zurückgelegt und bei seiner Ankunft keinerlei Erschöpfung und Müdigkeit verralhen. ES ist da- eine um so erfreulichere Wahrnehmung, alS ja, wie erinnerlich sein dürste, unser Kaiser die Fabrt von Berlin nach Ein- nickt unler gleich günstigen Umständen zurücklcgte. Zur Zeit ist jede Spur deS Unwohlsein-, welches den hohen Herr» so lange in Berlin zurückgehalten halte, beseitigt. — Die .Nord deutsche Allgemeine Zeitung" widmet dem hohen Herrn an leitender Stelle die folgenden Worte: Unser Kaiser ist glücklich in Gaste in eingetroffen, nachdem der Curgedrauch in EmS die seit einer Reihe von Jahren erprobte, hoch crsreulichc Wirkung sür die Gesundheit deS erhabenen Monarchen gehabt hat. Der alljährliche Besuch des Kaisers in Ems hat dem mit so großen Reizen der Nalur und Kunst auSgcstattele» Enron eine A». ziehungckrait gegeben, welche ihm die CrSme de«- BavcpublicumS zuweudel; ja inan kann wohl sagen, daß er, so lange der Kaiser dort weilt, den Angelpunci bildet, um welchen sich die Theilnahmc deS gesammlen deuischen Volke« bewegt. Das ist in Wirtlichkeit keine Hyperbel der Loyalität. Alle Welt ist darin einverstanden, daß Kaiser Wilhelm eine Autorilä: in sich verstanden hat, welcher sich die deuischen Fürsten und ba« deutsche Volk mit gleicher Liebe und gleicher Verehrung znwenbe», und daß i» diesem unvergleichlich schönen und erhabenen Verhällniß eine sichere Bürgschaft der nationalen Enlwickelung gegeben ist, deren localer AuSgangspunct der rheinische Curort war. Vad Ems ist uns Deuischen also in zwiefacher Beziehung ein national geweil ter Ort geworden, welcher auch in diesem Jahre zur Freude der deuischen Nation seine Heilkraft bewährt hat. Der Kaiser ist, nachdem er inzwischen mehrere Tage inmitten der großherzoglichcn Familie auf der paradiesischen Insel Mainau verweilt hat, nach Gastein gereist, um dort, n»e alllährlich, die in Ein« gestärkte Gesundheit durch eine Nachcur noch zu befestigen. Und auch diese Lurgewobnheit ist ebenso i» ersreulichslec Weise sür die Erhaltung unseres «aiserS segensreich gewesen, wie sic folgen- reich sür die politische Eituaiion nicht bloS Dcullchlands, sondern sür die politische Gesnnimlsitualion geworden ist. Gastein und Jichl sind historisch berühmte Namen geworden. Sie bezeichnen nicht den Anfang einer erhabenen Freundschaft. Aber die wiederhollen surft- lichen Begegnungen haben ein wechselseitige« Berlraucn befestigt, welche« eine weise Politik zu verwcrlhen verstanden bat. Aus der Freundschaft der Monarchen ist ein innige« politisches Verhältniß erwachsen, dessen Ariedenskrasl sich seit Jahren auch unter höchst kritische» Umständen segensreich bewährt hat. So sind die Badereisen unsere- geliebten Kaisers Schicksalswege geworden, auch sür die Völker und zu deren Heil. Darum ist cs sicherlich keine Uebertreibung, wenn wir sogen, daß die Blicke aller Welt aus Ems und Gastein gerichtet sind, so lange der Kaiser dort zum Eurgebrauche weilt. Nicht als ob man neuer voliti'cher Ereignisse gewärtig wäre, iondcrn weil das deu'.iche Volk sich dessen voll bewußt ist, was eS seinem Kaiser zu danken hat, dessen Schutze es noch recht lange Zeit anverlraut sein möchte. Die Sorge der Liebe folgt dem Kaiser überall, sie umgiebt ihn auch jetzt in Gastein mit den innigsten Segenswünschen und der Hoffnung, daß er auch in diesem Jahre mit neubescstigier Gcsundbcil vom Curgedrauch nach der Residenz zurückkehren möge! * Ter große Maurerstreik in Berlin geht seinem Ende entgegen; eS bat sich gezeigt, daß die Macht der Leit" der Arbeitseinstellung nicht groß genug mar, den wachsenden Abfall Derer, welche die Arbeit sorlietzen oder wieder arff- nehmcn wollten, zu verhindern; die TlSciplin, die man viel fach mit heftigem TcrroriSmuS ausrecht zu ballen suchte, hielt der wachsende» Noth nickt Stand. Erst einzelne, dann immer mehr Arbeiter kcbrtcn aus die Baulen zurück, der Llrcik wurde immer „partieller" und wirk in wenigen Tagen thatsachlich vollständig beendigt sein. Die Streikenden sind diesmal unterlegen, und e« kann nicht auSbleiben, daß dies Resultat auf ähnliche Versuche anderer Arbciterkalcgorien abschrcckciKi wirken wird, während der Erfolg ob»c allen Zweifel den Anstoß zu einer »der die ganze deutsche Arbeiter well sich erstreckenden Streikbewegung gegeben hätte. Dcni Maurerstreik ist im Allgemeinen die öffentliche Meinung nicht besviicer« günstig gesinnt gewesen, man hielt, und zwar keineswegs blor i» de» Kreisen von Arbeit gebern unk Captlalistcn, die Forderungen der Gesellen sür nicht genügend gerechlfertigt gegenüber ccn aus anccren Arbeitsgebieten herrschenden Lohiiverhältnissen. Tie Unter stützungen scheinen sebr spärlich geflossen zu sein; auch die socialreniokratische Parteileitung bat den obnc ibe Znlhn» unternommenen Schritt keineswegs gefördert. Sind leibst erfolgreiche Arbeilseiiistellungcn niit de» schwersten wirlb scbaslttchen Nacktbeile» sin die Streikende» verbunden, um wie viel bitterer müssen oie Eisabrnngen sei», wenn der Er'ölg auS- bleibt. E« ist nicht zn viel gesagt, wenn man bebauplcl. daß Hunderte, vielleicht Tausende von Arbeiterfamilien durch einen solchen Vorgang in einen wirtbschastlicken Ruin gestürzt werde», auS dem sie sich niemals wieder ganz erboten. Im „Berliner Jnlclligcnzblall" konnte man in den lei> e„ Tagen eine ganze Anzahl von Anzeigen lese», worin Maurer das Publicum warnlen, ihre» davon gelaufenen Ehefrauen zn borge», da sie sür deren Schulden nicht auskämen. Welche betrübende Familienkatastrepbe» setzen solche Bekanntmachungen voraus! Aber auch Arbeiterfamilien, in lenen sc tragische Vorkommnisse nickt eintrelcn. werden, wenn lange Wecken ohne Erwerb dabingeben. aus Jahre, vielleicht zeillebenS, in Schulde» gestürzt. Eine unendliche Fülle von seeialem und wirtlsichastlickem Elend erwächst unverm-idlick an? jeder längere» Arbeitseinstellung, und sehr schwer ist die Verantwortung von denen, die leichtfertig ein solche- Unglück herausbeschwören. Es kommt als weitere unselige Folge hinzu eine tiefe Verbitterung zwischen Arbeitgebern und Arbeitern, sowie zwischen solchen Arbeitern, die am Streik lbeilgenommen. und solchen, die sich serngehalten und dadurch zu seinem Mißerfolg beigelragen haben. Gewiß wird man dem Arbeiter nickt verdenken wollen, wenn er auS seiner Arbeit möglichst viel Lohn rieben will, allein da« Mittel der Arbeitseinstellung ist ein so zweischneidiger und gefährliches Werkzeug, daß eS nur in den äußersten Fällen und mil vor sichtigster Berechnung der Kräfte und Aussicklen angewendet werde» sollte. Daß eS im vorliegenden Falle noibwentig gewesen wäre, die Differenzen bi« zum offenen wirlbichasl- licken Krieg zu treiben, wird ein unbefangener Beobachter nicht behaupten können. * Die .Kreuzzeitung" erblickt in den enlgegengesetzken Urtheilen, welche ullramontane Blätter gegenüber der Thron folge de- Herzog- von Eumberland eingenommen haben, da« getreue Spiegelbild einer tiefgehenden Meinungsverschieden heit innerhalb deS Eentrums, weiche schon während der vorigen RcicbStagSsession reiiklich erkennbar war und vr. Win dt hör st manche sorgenvolle Stunde bereilct bat. * Ein Ausruf de« nationalliberalen Bezirks- Vereins für Berlin >V fordert die Parteigenossen aus, die Wahlagitation für den ersten Berliner Landtagswahlbezirk kräftig in die Hand zu nehmen und vor Allem die erforderliche Parlei-Organisation zu schassen. Zugleich Ibeill der Ausruf mit, daß der Parteiratk de« nationalliberalen Vereins in Berlin beschlossen bat, gegenüber den AuSscbreilungen de« Parteigeistes nach reckt« und link« im Sinne liberaler und zugleich staatserhaltender Politik selbstständig in die bevor stehende Dablbewegiing einzutreten. Es dürfte zum ersten Mal sein, daß die nationaliiberale Partei selbstständig in die Wabl- bewegung in der Reich-dauplstadl einzugreisen sich ansckickt. * Die Führer der ultramontancn Partei in der Rhein- Provinz fordern zu einer Sammlung auf, damit Erzbischof Melcher- die mit seiner Erhebung zum Cardinal ver knüpften Kosten bestreiten kann. Als sein Vorgänger, Herr v. Geissei, Cardinal wurde, bezahlte Friedrich Wilhelm IV. auS seiner Schatulle etwa 40,000 * Der „Moniteur de Rome" bringt die Nachricht von der Zurücknabme deS Paderborner Erlasses in folgender Weise: „Wir erhallen gerade eben durch Depesche die osfi- ciclle Nachricht von Paderborn, daß Mgr. Deobe. der Bischof dieser Stadt, seinen Generalviear beauftragt bat. da« be kannte Circular zurückzuziehen. Wir beglückwünschen Ce Gnaden wegen diese» AcleS, welcher einem beklagenSwerlden lrogreltLdle) Zwisckensalle ein Ende bereitet." In einem Leilarlikel: „Die religiöse Freibeit in Preußen", welcher auS einer längeren Berliner Mittbeüung des „Monilenr" besteht, wird von den Preßerörterungcn über das Paderborner Cir cular auSgegangen, und da sinket sich folgender (wie die „Germania" bebauptet), den Katholiken in Preußen auS dem Herzen geschriebener Satz: „Das ('vloi uia oenso aller Katho liken ist: Revision der Maigesctzc! Revision, oder Wieder eröffnung deS Kampfe», das ist die Alternative, welche man in der bevorstehende» Wahlperiode und während der nächsten Session stellen wird." » » * Der un ga rische Ministerpräsident wird Anfang nächsten Monat- Von seinem Landsitze wieder in Pest eintressen, um den zwischen 4. bi« 16. August stattfindeiideii MinisterrathS- Sitzungen zu präsidiren, in welchen taS nächstjährige Budget »nd einige andere Gesetzesvorlagen sestgestellt werden sollen. Nach Beendigung der Beratbungen wird sick Herr Ti« za zu seiner Erholung auf drei Wochen nach Ostende begeben. * Die Wahlagitation in Frankreich wird gegen wärtig hauptsächlich von den Radikalen betrieben. Der Führer der Partei, der Abgeordnete Clemcncea», ist am Sonnabend mit noch vier ankeren Leputirten nach Bordeaux abgereist, wo er am folgenden Tage in der Albambra eine große Rode gehalten hat, in welcher er entwickelte, daß in den Departement», wo wan den Monarchisten die Spitze bieten müsse, ein Zusammengehen aller Republikaner zu cmvsehlen sei; in den übrigen Departements dagegen müsse man die Wähler ausfvrdern, sich über die ver schiedenen Ansichten der rcpublikanffchen Gruppen auS- zusprechen. Im weiteren Pettause keiner Rede suchte er ferner karznthnn. daß die Opportunisten sich mckl zur Regierungspartei eigneten. Bezüglich der au-wärtigen Polilik erklärte Clcmeneeau zuvörderst, daß die Rakicalen keine militairische, sondern eine friedliche Revanche erstrebten, welche letztere durch die AnSstrablnngen der emanciv'rendei! und rcformatorischcn Republik, der eine» TageS die Wett geborchcn müßte, gesickert sei. AlS er daraus durch den Z»rus: „Und Elsaß-Lothringen?" unterbrochen wurde, sormulirte Clemeneeali seine sonstigen Ideen über die auswärtige Politik Frankreich« talsiii, daß man. ohne systematisch »solirt bleiben zu wollen, außerhalb der Bahn derjenigen, welche Europa regieren, verbleiben müsse nnd sick namentlich nickt auf gewisse Alliancen einlasscn dürfe. Wenn man nack Berti» zum Congressc gebe, erhalte mau den Fingerzeig nach Tunis, und man müsse denen miß trauen, die zu entfernten Expeditione» anspvrne», welche da? Geld und Blut des Lande- kosten. Man müsse statt dessen stilS Frankreich im Auge bebalken und sich sagen, waS der Bürger, der ibn unterbrochen, gesagt babe: „Unk Elsaß- Lothringen." Frankreich sei überdies der Wächter der Unab- bängigkeit und der Würde Europa» rc. :c. Wie man siebt, ist Liese Auslastung über die auswärtige Politik wenig geeignet, die so vielfach bcstebenden Zweifel z» beben, ob Elcinciiceau alS ein ernsthafter Politiker betrachtet werden dürfe. * Daß die Behörden in Catalonien undAragonien republikanischen Verschwörungen aus die Spur ge kommen sind, ist bereits telegraphisch gemeldet. Wie nun der .Allgemeine» Zeitung" an» Madrid gemeldet wird. Halle Römers Robledo nach seinem Rücktritt vom Ministerium des Innern Kunde erhalten, d>.^ sich in Ealaloiiien im Stillen ein Ansstayd vorbereite, und er batte nicht Unter lasten, seinen Nachfolger im Amte, den MargucS de Villa verde. aus die Wahrscheinlichkeit eine« »abcn AnSbruckS des selben aufmerksam z» machen. Al- nun in der Tbat in Matarö eine Sckaar von bewaffneten Aufständischen auftancbte, ergriff der neue Minister die wirksamsten Gegenmaßregeln. Nicht allein daß er von mehrerenSriten dteVersolgung derselben durch militairische Ablbeilungen anordnete, sondern er schärfte auch den Be hörden die größte Wachsamkeit gegen die Umtriebe ein. von denen er sie in Kenntniß setzte. Acht der Aufständischen
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