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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188507236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-23
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1885
- Autor
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Netarti»u un- LrpräMou Iahaunrsgaffe 8. Sprechstunden der Xed»cti«n: Bormittogs 10—12 Uhr. Nachmittag- 5—6 Uhr. I »«, ttii«,«d, «w,»1»n»lkr «wumlsw«, »X »Ich« »«»Uldlich, ««matz«« der für Dt« näch«s»lOe»Ü« Nummer bestimmten Inserate a» Nachmtttaa», .Slltzr. Machentanen bis S Uhr an S«nn- und Krftta,en früh bt«'/ I» den Filialen str Ins.-Annahme: Ott» Klemm, Univerfftitsstraßc 1. Laut« Lösche, Kaiharinenstr. »L,p. nur bi» V.S Uhr. .N 204. tMiaer Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Donnerstag ven 23. Juli 1885. Auflage Iv lvo. ^donnementsprri» Viertels. 4V, KN. iucl. Bringenohn 5 Mt, durch di« Paft bezogen 6 Mk. Jede einzelne stummer 20 Vs- Belegezcmplar 10 Ps. Gebühren >ür Eztrabetlaaen (in Tageblatt. Format gesalzt) ahne Postbesörderung 39 Mk. «tt Postbesörderung 48 Mk. Inserate Sgeipaltenc Petitzeile SO Pf. Erobere Schriften lau« »ns. Preirvrrzrudntß. Tabellarischer u. Ziffernsatz aach HSHerm Tarif. tleclamen unter dem Redacliontftrich di»4gespalt. Zeile 50 Ps., varden Familieanachrichteu die Sgelpallene Zeile 40 Pf. Inserate sind Ml» an die Eppetzitis« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praemimeramio oder durch Post- Nachnahme. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vkkimntnmchung. Die nachstehende Verordnung der Königlichen Kreis- banptmannschaft Hierselbst bringen wir hierdurch den Betheiligten mit dem Bemerken zur Kenntniß, daß wir jede Unterlassung der in dieser Verordnung vorgeschriebenen Anzeige mit der in ebenderselben festgesetzten Geldbuße un» nachsichtlich ahnden werden. Leipzig, am 14. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Schecker. Verordnung, da« verhalte« der v«rsteher von »inderbewa-ranftalten, Kindergärten und Klndersplelschulen bei dem Auftreten ansteckender Krankheiten in diese» Anstalten betreffend. Mit Rücksicht daraus, daß Masern, Scharlach, Bocken und Diphiheriii« von Kinderbewahranstalien, Kindergärten und Kinder- spielschulen au» eben so leichl, weuu nicht noch leichter, wie von Volks» und and«re» Schulen au» weiter verbreitet werden können, und eS daher angemesiea erschtiut, daß auch für die erstgenannten Anstalten vorbeugende Bestimmungen getroffen werden, wie sie sür die Schulen von dem Königlichen Ministerlum d«< Tultut und öffentlichen Unterricht» durch di« von demselben im Einvernehmen mit dem Königlichen Ministerium de» Innern «rlasteae Verordnung vom 8. November 1882, da» Verhalten der Schulbehörde» bei dem Auftreten ansteckender Krankheiten in den Schulen betreffend (Gesetz, und Verordnungsblatt Veit« 252), getroffen worden sind, Hai da» Königliche Ministerium de» Innern Inhalt» einer unterm 13./S0. Juni d — »ck Nr. »22 II. bl. — an die Unterzeichnete königliche Kretshanptmaanschafi nach Gehör de» Königliche» Lande». Mediclnal-lkolleolum» erlassenen Verordnung Folgende« besuadcn: Die Vorsteher von Kinherbewahronstalte», Kindergärten und Kindersvielschulea hoben jeden zu ihrer Kenntniß gelangenden Fall der Erkrankung oder de» Tode« an Maiern, Scharlach, Pocken und Diphlheriti», der sich an Kindern, welche die betreffende Anstalt besuchen, und in den Familien dieser Kinder ereignet, oder in den Hüuiern, in welchen Kinder, die die Anstalt besuchen, wohnen, oder >n dem Hauie, in dem sich die Anstalt befindet, vorkommt, ingleichen jeden derartigen Erkrankung», oder Todesfall innerhalb ihrer eigen«» Familien unverzüglich der Ortsbehärde — Eiadtrath, Bürgermeister, Gemeindevorstaad, Guilvorstedrr — onzuzeige». Unterlassungen dieser Anzeige sind mit einer Geldbuße von 10 zu ahnden. Die Ort-behörde» habe» die ihnen »„gegangenen Anzeigen der AnstaltSvorsieher unverzüglich de» vezirkSarzte milzntheile» and im Einvernebmen mit den,selben die nach Befinden vorzukehrend« zeit- weilige Schließung, beziehentlich die De«insection der Anstalt, sowie die etwa »öihig werdende zeirweiliae Au«schließuna gesunher Kinder, in deren Familien die genannten Krankheiten ausgetreten find, von vem Besuche ver Anstalt zu verfügen, auch Vorkehrung zu treffen, daß Kinder, die von den genannte» Krankheilen befallen gewesen find, erst nach völliger, von einem legitimirten Arzte zu bescheinigender Genesung, auch wenn hierüber ei» ärztliche» Zeugniß nicht vorgeicgt werden kann, bei Scharlach, Pocken und Diphlheriti» erst nach sechs, bei Masern erst nach vier Wochen vom Tage der Erkrankung an zum Besuche der betreffenden Anstalt wiedei zuaelassen werden. Dem Vorstehenden entsprechend sind die Vorsteher aller schon bestehenden Kinderbewahranstalien, Kindergärten und Kinderspiel, schulen, beziehentlich die Begründer neuer solcher Anstalten bei der Begründung derselben von den OrlSbehörden zu bedeuten. Leipzig, am 1. Juli 1885. II. 885. fr Kretsbailptmanas-aft. iras^u Münster. Schulze. Könt,li^e In Gemäßheit de» tz 1 der Instruction für dir Au«, fithrung von Wasserrohrleitungen und Wassrranlagen in Privatgrundstllcken vom l. Juli 1880 und der tzß. 2 und 7 de» Regulativs für GaSrobrleitungen und GaSoeleuchtungS» anlagen in Privatqrundstücken vom 2. März 1863 machen wir hierdurch bekannt, daß der Mitinhaber der Firma: Ad. Tbierselver <L Comp, in Reudnitz, Herr Adolf Lhierfelder, ebendaseidsi, Lulherstraß«, zur Uedernahme solcher Arbeiten bei un« sich angemeldrt und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachge wiesen hat. Leipzig, den 18. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Trvndlin. Theile. Bekanntmachung. Wegen Umlegung der Pserkednl'ngleise in der tkutritzfther Strage wird dieselbe vom 22. dieses MouatS ad, den: Vausortschritte entsprechend, streckenweise für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt und aus die Dauer des Baues der Rampe in genannter Straße der Fährverkehr zwischen Eutritzsch und Leipzig über den Viadukt in drr Berliner Elraße und den sog. Hölzernen Handwcg verwiesen. Zuwiderhandlungen hiergegen werden mit Geld biS zu «tt .-e oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft werden Leipzig, den 20. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. Di. Trönvlin. Krumviegel. Bekanntmachung. Der Grünwaarenn«arkt des Nicolaikirthhofe- der Rirolai- und Ritter strafte Ivird vom 2I. laufenven MonatS ad wegen Abdruck« der Predigerhäuser ans dem Nicolaik rckhose und NSpballirmig der Grimmaischen Straße nach dem Fleischerpla-e verlegt und dort gleichzeitig mit dem Gurkenmarkte abgebalte» werden, wogegen der aus diesem Platze in der letzte» Zeit statlgelnnkene Obstmarkt aus de» freien Platz vor die II. Bürgerschule verwiesen wird. Leipzig, den 20. Juli 1885.' Der Rath der Stadt Lei Dr. Tröndlin. Kretschmer. Bekanntmachung. Die am 13. ds« Ml«, ans den Abbruch versteigerten, am Nirolaikirckbos Rr. 7—10 gelegenen Prediger- Wohnhäuser sind dem Höthstbieter zugeschlagrn worden und e« werden Lader die übrigen Bieter ihrer Gebote in Gemäßheit der BcrsteigerungShcdingungen hiermit entlasten. Leipzig, den 20 Juli 1885 Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Trvndlin. Stöß Bekanntmachung. Im Monat Juni ». o. gingen beim Armenamt« hier ein: iü ^ Sühne in Sachen C. I. /. E. R. durch Herrn Friedensrichter Conrad, von Herrn F. Keil sür drei angeblich verwettete Pokale, Sühne in Sachen E>. R. V- 2. W. - . - M. S. W. K. « - - CK. /. W. S. . . - A. W. '/- L. D. . . . M. W.'/. F. L. B. von Herrn Buchdruckereibesitzer Gröber in Sachen /. Frau Naumann durch da« Ec- werbeschicd-gericht, Vcrmächtniß der Frau Sophie Friederike Pohl geh. Krey durch Herrn Recht-anwalt Ludwig, al« Sühne in Sachen W. '/- D ' - e - - B. '/. ü » » . » Q. '/. Z » « « , K. /. H. » - » » W. /.G 2 . — 5 . — S - — 10 . — 20 . — S . — 1 - 66 300 . — 2 « — 5 . — 5 . — 2 . — 3 . — 20 . — 1 - — dnrch Herrn Friedensrichter E. L. Zauck ssn. 3S8 ^ 66 -s^Za. Danken» quittirt Leipzig, den 17. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. tAraieaaaet.) Ludwig-Wolf. ÄunghLhn«!. Srtkdigt hat sich die von un« »m LS. vor. Monat« w«»e» de» im hiesige» Georgenhause detlutrteu Earl Friedrich vtt« Gchaefier rrlaffeue Bekanntmachung durch Aufgrelfung de« Le-terea. Leipzig, am SO. Juli 1885. Da« P»lt»ei-A«1 der Stadt Leipzig Ionck, Poltzet-Nath. 88. Nichtamtlicher Theil. Elsaß-Lothringen. Die Frage wegen der zukünftigen Gestaltung der elsaß lothringischen Verhältnisse tst nunmehr entschieden, die Form der Statthalterschaft wird beibehalten, und der neue Statt halter ist in der Person de« bisherigen Botschafter« de» deutschen Reiche« bei der französischen Republik, Fürst Hohen lohe. gefunden. Au« der Wahl de« Nachfolger« de« Feld, marschall« v. Manteuffel ist zu erkennen, daß in Elsaß- Lolhringen nicht nur ein Personenwechsel, sondern auch rin Systemwechsel beabsichtigt ist. Der Schwerpunkt de« statt, hallerischen Regiment« ruhte unter Manteuffel auf der mili« lairischen Seite, da« Commando über die Truppen schloß die Möglichkeit einer straffen Anspannung der mililairischcn Gewalt de« Statthalter» in sich, und der militairische Charakter drr Regierung Ubertrug sich unwillkürlich auch aus die Civilver» hältiiiflr. Gemildert wurde diese« Berhältniß durch die ver- svnlichrn Eigenschaften deSFeldmarschall«, welch« nicht« wemger al« schroff waren. Aber gerade diese Neigung zur Milde und Nachsicht barg die Gefahr von Unsicherheit und Ungleichheit in drr Handhabuna der Verwaltung. Dir persönlichen Ein griffe de« Feldmarschall« zu Gunsten der Bevölkerung, welche ewonnen werden sollte, kamen häufig in Gegensatz mit den Raßregrln der Berwaltung-beamten und beeinträchtigten deren amtlichen Einfluß. Da« erzeugte in den Kreisen dieser Be amte» vielfach Unzufriedenheit, und in der Bevölkerung brach sich die Anschauung Bahn, daß man an höchster Stelle Viele« erreichen könne, wa« auf dem regelmäßigen Wege unerreichbar sei. In dieser Richtung haben sich die Beschwerden Uber die statthalterliche Regierung in Beamtenkreisen ausnahmslos bewegt. Diese patriarchalische Art, die Neaierung«gewalt au«zuüben, hat die BolkSlhÜmlickkeit de- Statthalter« wesent lich erhöht, aber die Sicherheit der Verwaltung hat dadurch nicht gewonnen, und schließlich hat die Gewährung einer großen Anrahl Anliegen dahin geführt, daß die Wünsche in« Ungc- meffene sich vermehrt haben und das Gesammtergebniß für die angrstrebte Verschmelzung der wiedrrgcwonnenen Kinder mit dem Mutterlande ein unbefriedigende« war. Fürst Hohenlohe ist ehemaliger bayerischer Ministerpräsident und seit elf Jahren deutscher Botschafter ln Pari«, er vereinigt also den Berwaltung-beamten mit dem Diplomaten, ohne die Zu. that der militärischen Machtvollkommenheit. Al« Statthalter wird er selbstverständlich auch Uber die militairischen Hils«mittel de« Lande« verfügen, aber e» kann ihm nicht in den Sinn kommen, die Verwaltung vom militairischen Gesichtspunkte zu leiten. Vielleicht ist da« «in Vorzug, welcher an die Stelle von Gnnstbczeigunaen da« Walten der Ncgicrungsorgane nach feststehenden Grundsätzen ohne Störungen setzt. E« Ist de«, bald noch nickt ausgeschloffen, daß eine mildere Praxi« in den Füllen, wo sie angebracht erscheint, auch in Zukunft zur Geltung gekrackt wird, aber eine größere Gleichmäßigkeit, al« sie bisher zur Erscheinung trat, kann nur günstig wirken. Die Autonomisten haben die gegenwärtige Zwischenzeit benutzt, um ihre Wünsche auSzudrücken. Da« „Elsässer Journal" ließ sich dabin vernehmen, daß ei» Mitglied des teulschen Kaiser banse«, welche« über ein bedeutende- Vermögen verfügt, zum Statthalter von Elsaß-Lvlbringen ernannt werde und durch geeignete Repräsentation Glan« auöstrvmte, der auf Handel und Gewerbe eine günstige Rückwirkung äußerte. Dieser Wunsch ist zwar nicht erfüllt worden, ober vielleicht wird die Absicht der Autonomisten auch durch die Ernennung de« Fürsten Hohenlohe in der Hauptsache erreicht; nur Ein« wird dabei unberücksichtigt bleibe» und da« ist der Wunsch der Autonomisten, daß der neue Statthalter nur herrschen, aber nicht regieren solle, daß er die Negierung«, tbätigkeit vollständig dem Ministerium überlassen solle, in welche« ein Elsaß-Lothringer ru berufen sei. Fürst Hohenlohe wird sich voraussichtlich stark an der RcgicrunaSlhäligkeit betbeiligrn und in seiner Person auch gewisse Befugnisse de- Minister präsidenten vereinigen, wenn er sich auch daraus beschränken wird, nur allgemeine Winke zu geben, und die Au-sührung dem Ministerium überläßt. Der Wunsch der Autonomisten, daß ein Elsaß-Lothringer in da? Ministerium eintretcn möge, hat aus den ersten Blick elwaS Bestechendes, man kann darin nur den aufrichtigen Wunsch erkennen, die Be dUrsniffe der Elsaß-Lothringer mit den Zwecken der ReickS- regierung in Einklang zu bringen. Jedenfalls stellt sich diese« Verlange» als ein Ausfluß der Bestrebungen dar, welche aus eine Versöhnung und Verschmelzung der bestehen den Gegensätze abziclen. Der elsaß-lothringische Minister kann nicht hoffen, einen Keil in die Verwaltung de« Landes zu treiben und seine Anitsgenvffen aus Bahnen zu leiten, welche den französischen Interessen über die deutschen die Oberband verschaffe». Der Versuch könnte unseres Erachtens ohne Gefahr gemacht werden, und wenn die richtige Persön lichkeit sür diesen Posten auöerseben wird, dann kann dadurch «ine sehr gute Wirkung erreicht werden. ES kann u»S ja nichts erwünschter sein, als wenn die Bevölkerung der RcichS- lande mit der Reichsregierung eifrig und aufrichtig zum Zweck der Verschmelzung Elsaß-LothringenS mit dem übrigen deutschen Reiche zusammenwirkt. Die Aulenonnsten verlange» endlich, daß Elsaß-Lothringen so viel wie möglich seine Angelegenheiten selbst verwalte. Dazu ist ihnen schon bisher durch den LandeSauSschuß aus reichende Gelegenheit geboten geivesen. aber nicht in dem Sinne, daß sie sortsabren, Elsaß-Lotbringen als einen Theil Frankreichs zu betrachten und demgemäß verwalten. Ein ge deihliches Belhältniß zum deutsche» Reiche ist nur dadurch anzubahncn. daß die Abgeordneten, welche Elsaß-Lothringen in den Reichstag sendet, sich als die Vermittler der Vor schläge betrachten, welche die organische Einfügung de« RcichS- landeS in den deutschen RcicbSkörper zum Ziel haben. Bis her haben die Vertreter der NeichSlande im deutschen Reichs tage e« wesentlich als ihre Ausgabe betrachtet, die Klusl offen zu halten, welche Elsaß-Lothringen vom übrigen Deutschland zur Zeit noch trennt. Auch die Statthalterschaft de« Fürsten Hohenlohe stellt sich al» die Fortführung des provisorischen Zustande« dar. aber in veränderter Form. Wenn irgend ein deutscher Staatsmann und Diplomat die französischen Verhältnisse genau kennt, so ist eS Fürst Hohenlohe, welcher Deutschland seit elf Jahren in Parts verlrilt. E« ist ihm dort gelungen, unter den schwierigsten Verhältnissen der Würbe und dem Ansehen de« deutschen Reiches Geltung zu verschaffen, durch seine Vermittelung ist eS gelungen, eine Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich zu vollziehen, welche bereits in der Berliner Conserenz rin bedeutungsvolle« Ergebniß gezeitigt bat. Auch die chinesische Verwickelung ist ohne störenden Einfluß nuf da« Berhältniß Frankreich« zu Deutschland ge blieben, und in der egyptischen Frage gehen beide Reiche auch seit geraumer Zeit im Emverständniß miteinander vor. Nach solchen Resultaten dürfen wir dem Antritte de» Fürsten Hokonlohe als Statthalter von Elsaß-Lothringen mit der zu versichtlichen Erwartung entgcgcnsehen, daß e« ihm auch gelingen wird, die Abneigung und den Widerstand der Elsaß-Lothringer gegen da« übrige Deutschland zu verringern und allmälig zu besiegen. Fürst Hohenlohe weiß aus eigener Erfahrung, worauf die Franzosen besonderen Werth legen, diese berechtigten Eigenthümlichkeilen wird er schonen, und er wird deutschen Einrichtungen in den ReickSlanden unter französischen Formen Eingang verschaffen. Ein Krebsschaden war bisher die Agitation, welch« von Frankreich auS betrieben wurde, um Elsaß Lothringen nicht zur Ruhe komme» zu lassen, Auch in dieser Bezielmng wird der neue Statthalter die geeigneten Wege finden, um Wandel zu schaffen, und endlich wird der Alle« überwindende Einfluß der Zeit seine beruhigende und versöhnende Wirkung üben. Elsaß-Lothringen wird unter Hohenlohe dem deutschen Reiche um ein gut Stück näher ge bracht werden, davon dürfen wir fest überzeugt sein. * Leipzig, L3. Juli 1885. * Di« Zeitung»meldung, daß eine größere Kundgebung der deutschen Flotte vor Zanzibar in nächster Zeit statt- finden werde, ist nicht« als Vermuthung. An unlcrrichleten Stellen in Berlin hält man vielmehr die Hoffnung fest, daß eine derartige Kundgebung, deren Folgen unberechenbar sind, zu vermeiden sein und daß es gelingen wird, die Mißhellig, keilen zwischen dem deutschen Reiche und Zanzibar aus sried lichem und freundschaftlichem Wege beizulegen. Daß kiese Hoffnung ernstlich gebegt wird, beweist die Thatsache, daß fast unmittelbar, nachdem der abberusene Generalkonsul Dr. Rohlfs Zanzibar verlassen, sein Nachfolger die Reise dorthin angetrcten hat. Andernfalls hätte sich unser Auswärtige« Amt sicher nicht so sehr beeilt, einen neuen Vertreter de« Reich« nach Zanzibar zu senden. Wenn sich in letzter Zeit die Zuversicht auf «ine baldige friedliche Lösung deö Streite« mit dem Sultan Bargasch Ben Said wesentlich gesteigert hat, so hat dazu der Regierungswechsel in London nicht zum wenigsten beigetragen. In diesem Kalle hat Lord Sali«, bury die erste Gelegenheit, seine deutschfreundliche Gesinnung durch die That zu beweisen, und man glaubt nach ossiciöser Versicherung bestimmt, daß er diese gute Gelegenheit gern benutzen werde. *Z» den preußischen Landtagswahlen wird ofstciöS auS Berlin geschrieben: Während die t eutschfreislnnlge Partei sich äußerlich gegen über den ini Heros» bevorstehenden Wahlen völlig ruhig verhält würde man mit der Annahme durchaus seblgehen, daß sie umsassende Wahlvorbereitungen nicht treffen wird E« liegen vielmehr sichere Anzeichen dasür vor, daß sie in aller Stille mit ihre» Wahlvor bereitungen bereit« weit vorgeschritten ist und die anderen Parteien überflügelt hat. Diese Wahlvorbereitungen beziehe» sich zunächst au die bi- in» Einzelne gehende Hcistelluug einer alle für den Freisinn überhaupt in Betracht kommenden Kreiie umfassende» Wahl- organisation. Bon der Eentralstelle ausgesondte Sendlinge beireib,-» und conlroliren die Organisation sowohl der KreiS-WnlileoiniiöS, ol der diesen untergeordneten örtlichen Organisationen nach dem Eugen Richter'jchen überaus praktischen Recept. Kurzum, e« ist alle Aus sicht vorhanden, daß, wenn im September mit dem Inslebentreten »er freisinnigen Zeitung die eigentliche freisinnige Wahlkampagne beginnen soll, die Cadre« vollzählig vorhanden und alle irgend zweifelhaften liberalen Elemente für den Freisinn eingeiangen sind. Offenbar rechnet der Freisinn darauf, die Gegner zu überraschen. Die mit dem srüberen geräuichvollen Borgehen auffallend coubrasti. rendr Stille der Action. da« Verhalten der sreisinnigen Presse, welche planmäßig Gleichgiltigkeit, ja Muthlosigkeit zur Schau trägt, lassen daraus schließen, daß man die Gegner einzuschlaier» gedenkt, um im geeigneten Moment Mit Hilfe einer sorgfältig und von langer Hand vorbereitete» Wahlorganisalion ihn leichl zu schlagen. An die Gegner de« Freisinn« ergeht daher die dringende Mahnung, die Hände nicht in den Schooß zu legen, nicht mit der in« Einzelne gehenden Wahlvorbereitung bi« zum Beginn der eigent- kichen Wahlagitation zu warten, sondern alSbald dem Beispiel de« Freisinn« zn folgen und überall obne Verzug die bessernde und ergänzende Hand an die Wahlorganisation zu legen und dafür zu ro- irkel sorgen, daß sie ln dieser Hinsicht von den im Stillen rührigen Gegner nicht überflügelt werden. Große Parleilagc mit schönen begeisterten Reden ersepen die gründliche Organisation in keiner Weise, am wenigsten bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus«, bei welchen da« Wahlsystem den Schwerpuncl der vorbereitenden Thättg- keit in die kleine» Wahlkörperschaslen verlegt, au« denen die Wahl- Männer hervorgehen; deshalb leine man vom Gegner uud gehe ohne Verzug daran, tu der gleichen Weis« Alle« für die Wahlen im Herbste zu organisirenl * Die national-polnische Propaganda schlägt auS den gegen die lleberschwemmung der preußischen Ost provinzen mit fremden SlaalSangekvrigrn gerichteten Maß- regeln der preußische» Regierung nach Kräften agitatorische« Capital. Behuf« Bildung eines EomitS« zur Information und Unterstützung der au« Preußen au«gewiesenen polnischen Ueberläuser, welche nach Galizien zu übersiedeln beabsichtigen, fand am Montag Nachmittag im Hotel de France zu Posen eine Versammlung statt, zu deren zahlreichem Besuch die Re dakteure deS „Kuryer- und „Dziennik" vfsenllich einluden. Der „Gonicc" nimmt zwar Anstoß daran, daß die genannten Re dakteure das von ihnen früher so rücksichtslos geübte politisch, Monopol einseitig, d. h. ohne von einer Volksversammlung dazu ermächtigt zu sein, wieder aufnehmen, ist aber mit dem "weck der Versammlung einverstanden. ComilLS zu gleichem Zwecke bestehen, wie erinnerlich, bereit« in Krakau und Lem berg und eS wird beabsichtigt, daß alle drei Comits« in Bezug aus die Erreichung ihre« Zwecke- im Einverständniß handeln sollen. Die Bewegung, welche durch da« AuSwrisung«- becret und dessen strenge Durchführung in den national polnischen Hetzerkreisen hervorgerusen worden, zeigt deutlicher denn alle« Andere, wie empfindlich da« in den östlichen P vinzen Preußen« betriebene Polonistrunglsystem seine Eli durch die Wachsamkeit der Regierung gestört sieht. * In Sachen Stöcker'« bringt der .Hamburger Correspondent" ein lange» Schreiben de« konservativen Geheimen Rath« Dr. Gesfcken an einen Freund in Berlin. Herr Gcsjcken selbst hat die Veröffentlichung gewünscht, «« liegt also hier krine Indiskretion vor. Derselbe war angegangen worden, die Adresse an Stöcker zu unterschreiben, und Be gründet nun in diesem Schreiben «u«führlich. weshalb er dieses Ansinnen abgelrhnt habe. Er gestattet sich dabei viel« Abschweifungen und historische Reminircenzen, aus di« wir hier nicht entgehen wollen. Der Kern seiner Ansicht«» aber läßt sich dahin zusammen fassen, daß Herr Stöcker in seinen Augen nicht der ideal« und auch nicht der praktische Mann ist, zu dessen Gunsten er sich erklären möchte. Bon Anfang «n habe Stöcker in s«tn Programm ganz n«b«l. haste Sätze ausgenommen, wie z. B. „ein bereitwillige« Entgegen kommen der besitzenden Elasten gegen die Forderungen drr Nicht besitzenden", ferner „arbeitersreundlicher Betrieb de» vorhandene» Staat« nnd EvmmunaleigenthnmS" — worunter sich schlechterdings gar nicht« denken laste. Dann habe Stöcker „den NorinalarbettStag, modisicirt nach Fach lenossenschaiten", gefordert, was unvermeidlich zu einer Festsetzung des Lohne« führen müsse, während der Normal- arbeilSiag ei» Ding der llnmvglichteit sei. Ebenso unklar seien dt« von Stöcker ausgestellten Steucrprincipien der hohen LuruSsteuern und der progressiven Einkomnicnsteucr. weil diese bet unbegrenzter Progressiv» tue Capttalisten aus dem Lande treiben würde. An den beiden einzigen Maßregel» der bisherigen Spectalaesitz- gebung, dem Kranken, und UnsallversicherungSgesetz, bade Slvaer Z» gut wie gar keinen Antheil genommen. Al- eS galt, de« Reden de« Reich-kanzler« vom S. Mai o. I. über die Sonnlaglarbett entg«g«n- zutreten, habe Stöcker geschwiegen. Ebensowenig sei er bet B«rath«»> der „diskretionären Bost,»achten" dagegen ausgetreten, daß die Ktrch» dem Belieben der Regierung überantwortet werde. DeSglriche» unpraktisch sei seine ganze Agitation gegen da» Judenthnm. W»» er ober keinen praktischen Vorschlag zu machen wußte, so hätte «r sich auch hüten sollen, jene Ausregung der Masten hervortzurnsen, die so beklagen-werthe Folgen gehabt. ES gebe nicht minder christ liche Wucherer wie jüdische, und Niemand als der deutsche Abel selbst sei Schuld daran, wenn jüdische Lapitalisten Macht über ihn gewonnen hätten. Wa« aber die letzten Proeesse anbetreffe, so sei e« nicht co»s«r- vativ, Erkenntnisse der Berichte, wenn auch nur tndirect, »n krtttstrea. Wenn die eine oder andere Partei da« Uriheil ungerecht finde, io stehe ihr dir Avpcllation offen; sei der Instanzenzug erschöpft, so müsse eben das sür Recht angesehen werden, wo« zu Recht erkannt sei. ES sei a»ch nicht zugegeben, daß Stöcker au« den Verhand lungen unversehrt hervorgeganaen; als Jurist könne er, Geh. Rath I»r. Geffcten, nicht umhin, dem AtiSspruchc de« Landrichter« Dr. Kron- ecker beizutreten, „daß der Verklagte sahrlässig und leichtsinnig »tt der Wahrheit umgegangen sei." * Für da« Königreich Preußen werden demnächst Er hebungen, betreffend die Sonntagsruhe, angeordnet w«rden. * Die kürzlich veröffentlichte8ta tist! k derUnterricht«- cinstalten in Oesterreich sür da« Jahr >882/83 giebt ei» interessante» Bild der Entwicklung de« gesammlcn BildungS- wcsen« und entbehrt zugleich >» Rücksicht ans die vielseitigen RarionalitätSverhältliissc einer pvlilischen Bedeutung nicht. Wir geben daraus nach der „Allgemeinen Zeitung" folgende Daten, betreffend das Volks schul wesen: Die Zahl der im schulpflichtigen Aller siebenden Kinder betrug 3,111,486. Die öffenllicheu und privalen Volksschulen waren von 2,641,84!« Kindern besucht, nämlich die öffentlichen von 2,557,747, die privaten von 84,102. Dabei ist jedoch zu bemerken, daß eine«- IbeilS ein Bruchiheil der noch schulpflichtigen Kinder bereit« Mittrl- oder Fachschulen besucht oder H.i»S»iiterricht erhält, andererseits die Volksschule auch von Individuen besucht wird, welche über die Schiilpstichtigkei« bereit« hinaus sind Einen richiigeren Maßftab sür die Beurtheilung der Schulsreundlichkeit der Eltern dürfte die Zahl und Höbe der an- Anlaß von Schulversäumnissen gefällten Slraserkennliiisse liefern. Die Ziffer» sind noch ziemlich hohe. ES wurden 139,371 Siraserkenntnisse in der Gesammlsumme von 80,555fl., 40,478 Arrcsitage» und 27,067 Arreststunde» gefällt; e« kommt daher im Durchschnitte auf je 22 Kinder ein Straserkcnntniß. Der Aniheil, welchen die einzelnen Kronländer hieran nehmen, ist sehr verschieden. In der Bukowina zum Beispiel entfällt bereit« aus jede« zwölste Kind ein Straserkenntniß, in Niederösterreich ans je 16, in Böhmen ans se 21, in Salzburg erst aus je 44 Kinder. Eine Vergleich,ing de» Besuches der Bürger, und öffentlichen Volksschulen in den Jahre» 1882 und 1883 ergiebt sür da« Jahr 1883 ein« Zu- nahm« de« Besuches um 01.629 Ki»d-r, da« ist gegen da« B»rjahr mehr um 2 Pcocent. DloS in zwei Ländern, Mähren und Kraln, hat der Schulbesuch abgenommen, was jedoch daran« erklärt wird, daß die im Jahre 1877 geborenen Kinder, welche eben im Jahre 1883 da« Cantiiigent sür di» Volksschule stellten, t« jenen beiden Ländern schwache IahreSaenerationen gebildet haben und beide Länder überdies seit 1877 von sehr starker Kindersterblichkeit Iieimaesucht waren. Im Allgemeinen bars inan jedoch mit dieser Entwicklung des Besuch« der öffentlichen Volk«- und Bürgerschulen um so mehr zufrieden sein, al« gleichzeitig die Zahl der Kinder, welche Privatschulcn, dann Mittelschulen oder Fachschulen besuchten oder Privatunterricht genoffen, erheblich zugenommen hat. Die Zahl der öffentlichen Bolk-schulen betrug 15,944 und zwar 324 Bürgerschulen und 15,620 allgemeine Volksschulen. Rechnet mau
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