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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188507255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-25
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1885
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Kkdarti«« und Lrukditiio IohanneSgaffe 8. Sprrchliunürn der Kedactiou: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag? 5—8 Ubr. AVI t» Nua,at, »>»,ri-ndlrr M»nu>cr>»t1 «»cht >ck t» »<»«clwa midi oerdmdti». Annahme der sür die nächftk«l>eu»« Nummer bestimmten Inseraie an iÜscheiitage» bis L Uhr Nachmitt«,«, a» Son»- und Aesttane» früh bl» ',,S Uhr. 2u -rn /ilialrn für Ins.-^nnahme: Otto Alemm. UniversitätSstraße 1. Lanis Laiche, Katharinenstr. 23, p. nur bl» '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auslage IV,IQV. ^bonnrmrillsvrris vienelj. 4'/, Mß. incl. Bringeriohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pi. Gebüdren sür Extrabeilagen lin Tageblatt. Format gesalzt) obilc boübeiörverung 30 Mk. mit Poslbesorderung 48 Mk. Inserate ügeipaltene Petitzeile 20 Ps. Größere Lcdrislrn laui uni. Preisverzeichnis. labellariicher u. Zifferiiiatz naa> höherm larij. Pellaiurn unter dem Redaciion» strich die l geioalt. Zeile 50 Ps.. vor den Jam > lien Nachrichten die ügeipaliene Zeile 40 Pi. Jnieraie sind »eis an die irxpcültian za ienben. — Rabatt wird na» gegeoen. Zahlung pracouuiernii ao oder dura, Post- uamnauine. LOK. Sonnabend den 25. Juli 1885. 78. Jahrgang. EE—^ -> ! — Jur gefälligen VeachlMg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 2«. Jnli, Vormittags nur bis irS Uhr geöffnet. LxpeüMov ües I-elprlxer l'axodlatte». Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Die nacksiehendc Verordnung der Königlichen Kreis- hauptmannschast hiersclbst bringe» wir hierdurch den Belheiligtcn mit dem Bemerken zur Kenntniß, daß wir jede Unterlassung der in dieser Verordnung vorgeschriebcnen Anzeige mir der in ebenderselben festgesetzten Äcldbuße un- nachsicktlich ahnden werden. Leipzig, am 14. Juli 1885. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Gcorgi. Schecker. Verordnung, das Verhalten der Vorsteher von Studerbewahranftalten, Kindergärten und Kinderspielschulcu bei dem Auftreten ansteckender Srankhrtteu tn diesen Aiistalten betreffend. Mit Rücksicht daraus, daß Masern, Scharlach, Pocken und DiphiheritiS von Kiiidervewahranstallen, Kindergärlrn und Kinder- spielschulen aus eben so leicht, wenn nicht noch leichter, wie von Volks- und anderen Schule» aus weiter verbreitet werden können, und es daher angemessen erscheint, daß auch für die erstgenannten Anstalten vorbeugende Bestimmungen getroffen werden, wie sie für die Schulen von dem Königlichen Ministerium des Tultns und öffentlichen Unterrichts durch die von demjelben im Einvernehmen mit dem Königlichen Ministerium des Innern erlassene Verordnung vom 8. November 1882, das Verhallen der Schulbehörden bei dem Auftreten ansteckender Kranthriien in dcu Schulen betreffend (Gesetz, und Verordnungsblatt Seite 252), getroffen worden sind, bat das Königliche Ministerium des Innern Inhalts einer unterm 1.3./30. Inn, Ir. a. — äst Nr. 022 II. LI. — au die Unterzeichnete Königliche KreiShauplmannichaft nach Gehör des Königlichen LandeS- Medicinol.Lollegiums erlassenen Verordnung Folgende- befunden: Die Vorsteher von Kinderbewahranstalteii, Kindergärten und Kinderspiel'chulen haben jede» zu ihrer Kenntniß gelangenden Fall der Erkrankung oder des Todes an Maiern, Scharlach, Pocken und Diphtheritis, der sich an Kinder», welche die betreffende Anstalt besuchen, »nd in den Familien dieser Kinder ereignet, oder in den Häuiern, in welchen Kinder, die die Anstalt besuchen, wohnen, oder in dem Hauie, in dem sich die Anstalt befindet, vorkommt, ingleichen jeden derartigen Erkrankungs- oder Todessoll innerhalb ihrer eigenen Familien unverzüglich der Ortsbehörde — Stadtralh, Bürgermeister, Gemeindevorstand, Guisvorstchcr — anzuzeigen. Unterlassungen dieser Anzeige sind mit einer Geldbuße von 10 ^l zu ahnden. Die OrlSbehörden haben die ihnen zugegangenen Anzeigen der Anstaltsvorstcher unverzüglich dem Bczirksarzte mitzutheilen und im Einvernebmen mit demselben die nach Befinden vorzukkhrende zeit- wellige Schließung, beziehentlich die DeSinfection der Anstalt, sowie die etwa nöihig werdende zeitweilige Ausschließung gesunder Kinder, in deren Familien die genannleu Krankheiten ausgetreten sind, von dem Besuche der Anstalt zu verfügen, auch Vorkehrung zu treffen, daß Kinder, die von den genannten Krankheiten desallen gewesen sind, erst nach völliger, von einem legiiimirten Arzte zu bescheinigender Genesung, auch wenn hierüber ein ärztliches Zcugniß nicht vorgclegt werden kann, bei Scharlach, Pocke» und Diphtheritis erst nach sechs, bet Masern erst nach vier Woche» vom Tage der Erkrankung an zum Besuche der betreffenden Anstalt wieder zugclassen werden. Dem Vorstehenden entsprechend sind die Vorsteher aller schon bestehenden Kinberbewahranstallen, Kindergärten und Kinderspiel- schulen, beziehentlich die Begründer neuer solcher Anstalten bei der Begründung derselben von den OrlSbehörden zu bedeuten. Leipzig, am 1. Juli 1885. II. K. 885. K-nigliche KretShanptmannschast. Gras zu Münster. Schulze Vekanntmachnng. Die Herstellung und Anlieferung von gußeisernen Baumgitter« soll an einen iknlernebmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, N. Etage. Zimmer Nr. 14. auS und können daselbst eingesehen, resp. entnommen werken. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Äußeiserne Baumgitter" versehen ebendaselbst und zwar b>S zum 3. August 1885 Nachmittags 5 Uhr einzureichcn. Leipzig, am 2t. Juli 1385. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jedes akademischen Halbjahre- zu ballenden Revision der Universitäls-Biblioihek werden die Herren Studirenden, welche Bücher auS derselben entliehen haben, aus gefordert, diese am 27.. 2S. und SS. Aalt gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzuliefern. Die Ablieferung wird in der Weise zu geschehen haben, daß Die jenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben X—II ansangen am 27. Jul!, Die, deren Namen mit einem der Buchstabe» I—ti beginnen, am 20. Juli und die Uebrigen am 30. Juli (früh zwischen 10-1 Uhr, aUiesern. Alle übrigen Entleiher werden aulgesordert, die an sie per- liehene» Bücher am S„ S. und 7. August (während der gewähnlichen OcffnunqSstuudcn) zurückzugeben. Während der RevifionSzeit (27. Juli bi« 10. August incl.) kännen Bücher nicht auSgeliehen werden. Ebenso muß während derselben da» Lesezimmer geschloffen bleiben. Leipzig, den 22. Juli 1885. Die Directia« der Unt»erfit«t».vttli«I»ek. vr. «rehll Wegen Reinigung der Locale bleiben die Geschäfte de- Leihhauses und der Sporcaffe für DtenStag den 28. Juli a. e. auSgcsetzt. Leipzig, den 24. Juli 1885. DeS RathS Deputation für Leihhaus und Sparcaffe. Nichtamtlicher Theil. Ulysses Grant f. Der Sieger von Nichmond, zweimal hinter einander daS vom amerikanische» Volke erwählte Oberhaupt der Vereinigten Staaten, zugleich Held und Speculant, der gehätschelte Lieb ling dcS Glücks, und dennoch am Abend seines Lebens durch verfehlte Unternehmungen vermögenslos, Ulysses Graut, ist nicht mehr, eine entsetzliche höchst schmerzhaste und unheilbare Krankheit, der Zungenkrebs, hat seinem thatcnreichen Leben am 23. Juli ein Ziel gesetzt. Grant war der echte ThPuS eines Dank«. Die treibende Kraft, welche die nordamerikanische Republik zur wellbcherr- schentcn Königin auf industriellem Gebiete gemacht hat, ge staltete auch den LcbenSgang des kühnen Generals, deS weit blickenden Politikers und des untcriiebmungSlustigen Jndustrie- rillerS Grant. Jede Chance, die sich ihm därbot, benutzte er mit stets bereiter Willenskraft, und als er trotz eines arbeitreichen LebenS an der Schwelle deS Greisenalters sich genöthigt sah, seine ErwerbSthäligkeit aufs Nene zu beginnen, besaß er noch so viel Geschmeidigkeit, um feine Erlebnisse auf dem Kriegs schauplätze zum Gegenstände einer buckhändlerischen Unter nehmens zu machen und auf diese Weise für die Zukunst der Seinigen zu sorgen. ES ist schwer, durch den Schult, welchen Neid und Verleumdung um eine so hervorragende Persönlich keit ausgehäust haben, sich hindurch zu arbeiten, ein der Wahrheit entsprechendes Bild des ManneS zu formen, aber die Thalsache, daß eS Grant gelungen ist, die allgemeine Aufmerksamkeit der Amerikaner bi- zu seinem letzten Athem- zuge an sich zu fesseln, wiegt schon allein so schwer. Vag daneben die dunklen Stellen seines Wesens ver blassen. Grant war unzwcisclhast ein bedeutender Mann und man gehl wohl nickt zu weit, wenn man ihn als den ersten und größten Bürger Nordamerikas bezeichnet. Grant hat seinem Rufe besonders dadurch geschadet, daß er sich die Stclleiijägcr a>S Präsident nicht fern gehalten hat »nv daß er in der Wahl seiner Minister unglücklich war, er glich dem Jüngling, der mit schwellenden Segeln in den Occä» schiffle und am Ende seiner Laufbahn still auf gerettetem Boot de» Hafen erreichte. Aber daß sein Geschick diese Wendung nahm, ist wesentlich die Schuld der amerikanischen Verhältnisse, weiche zwar der Geltendmachung der persönlichen Tüchtigkeit den weite sten Spielraum gewähren, aber andererseits »ur eine Anerkennung und Belohnung gegenwärtiger Dienste kennen. Ei» Heerführer von der Bedeutung Granl'S wäre in Europa für sein ganzes Leben gegen alle Wcchselsälle deS Schicksals sickcrgestellt worden, Dotationen und eine glänzende Pension würden seine militairischen Dienste belohnt haben. In de» Vereinigten Staaten tritt der verdienstvolle General nach Beendigung eines siegreichen Kriege« in sein bürgerliche« Verhällnig zurück und ist auf daS Vermögen, welches er sich erworben oder ohne solches aus die Früchte seiner Arbeit angewiesen. Der tapfere Capital» Grant, welcher im mexikanischen Kriege bei Molina del Ney und Ehapultcpcc Rubin und Beförderung erlangt halte, war nach Beendigung des Kriege- als Geometer thälia, wurde dann Farmer und trat endlich im Jahre 1859 also fünf Jahre später in daS Ledergeschäsl seine« VaterS in Galena in Illinois ei». Vielleicht hatte er als Lcderhändler sein Leben unbekannt und ungenannt beschlossen, wenn nicht im Jahre 186l der amerikanische Bürgerkrieg auSgcbrochen wäre und ihm Gelegenheit erschafft hätte, seine außer ordentliche unlitairische Begabung in glänzendster Weise zu bewähren. Gleich einem Meteor legte er seine Bahn in den KriegS- jabren 186t bis 1885 zurück. Am 17. Juni 186l al- Oberst deS 21. Jllinoiser FreiwilligenreginicntS in die Action tretend, zeigte er schon zwei Monate später durch Einnabme deS wichtigen Patucah am Einfluß deS Tennessee in den Ohio, daß man ihn an den richtigen Platz gestellt hatte, und wenn er auch dem überlegenen Feinde bei Bclmont weichen mußte, so balle doch der Besitz von Paducah den Fall von Fort Henry am Tennessee und vom Fort Donelson in Cuinberland im Februar >862 zur Folge. Eine entschieden günstige Wendung für die Nordsiaatcn »ahm der Krieg erst, als Grant nach dem Beweise der Unfähigkeit Halleck'S, welcher den Feind bei Corinth Halle entkommen lasten, den Oberbefehl über die Wesltenncffec- Armee übernahm und im Seplcmber 1862 die Schlackte» bei 2)uka und Eorinlh ^eway». Departement »»näßte daS ganze Mississippigebiet bis Dicksburg. Vesten starke Werke den »stutz versperrten und genommen werden mußte», wenn die Bundesregierung den großen Strom wieder vollkominen be herrschen wollte. Grant nahm VickSburg ani 4. Juli 1863, nach, dem er c- ein halbe- Jahr lang eingeschlosten balle und entzog dadurch der Secelnon den wichtigste» Slützpunct. Im Sep tember wurde er Generalmajor der Vereinigten-Staaten Armec» des Eunibcrland.Ohio und Kentucky. In den siegreichenGesechle» vom 23. b>S zum 25. November zwang er den Feind z»m Rückzuge aus Dallon in Georgia und bedrohte dadurch de» ganzen Südosten des Secessionögebikt». Drei Monalc später, am 2. März 1864, wurde Grant Geiierallieulenant und Ober- bescblshaber aller Armeen, und im Frühjahr 1864 begann der letzte Act de- Kriege« durch den Feldzug gegen Rickmond, welche» Grant am 3. Mai an der Spitze der Potomac Armee cröffnete. Lee. der General der Südstaatcn, leistete t l Monate den zähesten Widerstand und verlhelbigte jeden Fuß breil Bodens. Nach wechselndem KriegSglück zwischen den beiden Hauptsübrern capitulirten am 3. April 1865 Petersburg nnd Ricbmond und am 9. April ergab sich Lee mit dem Rest seiner Armee dem Sieger bei Appomatox-Courtkouse i» Birginien, womit der blutige Krieg sein Ende erreichte. Nach dem FrietenSschluß verblieb Grant noch fast dre Jahre in seiner militairischen Stellung, zuletzt al» General der Vereinigten-Staaten-Armee und nach Absetzung Stanton'S al- KriegSministrr, und dann begann ein neuer bedeutungs voller Abschnitt seine« LebenS, als er von dem Nationalconvcnt von Chicago im Mai 1868 zum Candidaten für die Prä idenlenwahl ernannt wurde. Mit einer Mehrheit von über 300,000 Stimmen zum Präsidenten gewählt, trat er sei,, hohe« Amt am 4. März 1869 an und erließ am 6. Tecembcr 1869 eine Botschaft, welche durch die darin einpsohlcucn Ziele daS größte Aussehen und die schönsten Hoffnungen er regte. Die Haupkpuiicte waren: Canalisirung de« Isthmus von Darien, Neutralität in der Cubafrage und allmälige Rückkehr zur Baarzahlung. Am 5. Januar 1870 er gänzte er dieses Programm noch durch den Vorschlag. San Domingo zu aitticcliren. Seine Amlssührniig ist bezeichnet durch die Beendigung dcS Streites niit England wegen dcS Alabama, welcher durch daS Genfer Schiedsgericht vom 14. September 1872 gelöst wurde und durch de» Aus gleich in der San-Jua»srage. welche durch den Schiedsspruch des denlschen Kaiser« vom 2l. October 1872 erledigt wurde. Dagegen scheiterte er mit seiner inneren Politik wahrend seiner zweiten Präsidentschaft. Es gelang ihm weder die Versöhnung deS Gegensätze« zwischen Nord und Süd, »och die Nesorm deS Civildiensles, noch die Wiederherstellung der Goldvalula. Seine Minister und Günstlinge ließen sich die gröbsten Unterschlagungen zu Schulden kommen und brachten ihn dadurch um seine VolkSthümlichkeit. Bei seinem Rück tritt am 4. März 1877 halte er die Gunst deS amerikanischen Volkes verscherzt. Noch einmal glänzte sein Stern, als er Ende der siebziger Jahre im Triumphzuge durch Europa reiste, wo nian ihm überall al- dem Sieger von Nichmond mit rückhaltloser Bewunderung entgegenkam. Ulysses Grant ist am 27. April 1822 in Mount Pleafant im Staate Ohio geboren und bat somit ein Alter vo» 63 Jahren erreicht. Sein trüber Lebensabend hat die Fehler, welche er als Präsident und als Eisenbahnspeculant begangen, vollständig gesühnt nnd durch die Auszeichnung seiner Denk würdigkeiten mitten unter den Qualen eines unrettbar dem Tode verfallenen ManneS hat er dargelhan, daß ihm die Energie, welche ihn zu den höchsten Ehren geführt bat. bis zu seinem Ende treu geblieben ist. Granl'S Thaten sind mit ehernem Griffel in die Jahrbücher der Geschichte eingezeichnet und die Nachwelt wird ihm stets rin ehrendes Andenken be wahren. * Leipzig, 25. Juli 1885. * Auf Veranlassung des Reichskanzlers und in Neber- einslimmuna mit den Reden, welche Fürst BiSmarck in der NeichstagSsitznng am S. Mai d. I. gehalten hat, werden, wie schon kurz erwähnt und wie beute amtlich bestätigt wird, in den Einzelstaaten amtliche Erhebungen über die Frage der Sonntagsruhe statlstndcn. Eine Verordnung für Preußen ist bereits auSgearbeitet und wird wohl binnen Kurzem im „StaatSanzeigcr" veröffentlicht werden. Wie ver lautet, würden nicht nur Meister und andere Arbeitgeber, sondern auch Geselle» und Gehilfen von den mit der Unter suchung dieser Angelegenheit betrauten Behörden befragt werben. In der erwähnten Sitzung erklärte der Reichs kanzler ausdrücklich: „Wir bedürfen der Belehrung über dir Sache und sind sehr bereit, auf eine Untersuchung einzugehcn. Dabei sind die Arbeitgeber sowohl wie namentlich die Arbeiter zu hören, denn deren Stimmung ist bisweilen am wichtigsten, ob die diesen Zwang wollen, ob ihnen damit gedient ist. Dazu werden die Verbündeten Re gierungen wenigstens nicht die Hand biete», ehe sie nicht bester als jetzt unterrichtet sind — möge die Untersuchung gründlich sein — und ehe sie nicht namentlich die Stimmung der Arbeiter in den weitesten Kreisen über den von der Arbeiterschutzcommission dcS Reichstags vorqescklagenen Ent« wurs sondirt haben werden." Nach diesen Auslastungen deS Fürsten BiSmarck wird man sehr umfangreiche und genaue Ermittelungen im ganzen Reiche erwarten und dem Er- gcbniß derselben mit Spannung entgegensehen dürfen. * Zur Vergebung der Dampfersubvention wird ofsiciös auS Berlin geschrieben: In Hamburger Blattern wird Klage darüber geführt, daß bei Vergebung der Dampsersubveniion dem Bremer Lloyd eine Ergänzung seiner Offerte gestattet sei, während nach einer jüngst von der Ministerialinsianz getroffenen Entscheidung in Preußen die Annahme von Nachofferten unzulässig lei. Dazu ist zunächst zu be merk-», daß die sür Preußen erlassenen Subniissionsvorsairisien iür die bei der Vergebung der Tanipsersubvenlion belheiliglen Reichs- verwallungen nicht maßgebend sind und daß in einem so ausnaymS- weilen Falle sich eine Abweichung von der Regel wohl rcchlserligen lassen würbe. Aber abgesehen von diesen gegen die Heranziehung der preußischen Vorschriften zu erhebenden Bedenken, würbe die Bcr- gebung der Damplerlubvenlion an den Lloyd auch aus Grundlage der pieußilche» Subiiiissioii-.Vorschrislen zulässig gewesen sein. Denn diese bestimmen, Laß im Falle der Unannehmbarkeit aller Gebote daS Sub- Missionsverfahren ausiubeben und die Vergebung alsdann in einem neuen Subttiissionsveisahren oder freihändig z» bewirken ist. Die Bestimmung findet insbesondere dann häufig Anwendung, wenn es sich, wie in dem vorliegenden Falle, nicht darum handelt, den Preis iür eine bis ins Einzelne im Voraus bestimmte Leistung oder Lieserung zu ermitteln, sonder» der Bieter neben der Prcisforderung auch Vorschläge zur Durchführung des Unternehmens >n> Einzelnen zu machen hat, zumal wenn die Detailvorschläge Mit den der Aus führung zu Grunde liegenden Grunbzügen des Unternehmens nicht völlig üvereinstimme». Von den eingereichicn Offerten war, so wie sie lagen, keine zur Annahme völlig geeignet; es wäre daher bei Anwendung der vreußüchen Von'chrislei, die Ausbebung des Submission-Verfahrens ouszuiprechen gewesen und damn die Bahn für Verhandlungen mit demjenigen der Offerenten geöffnet worben, welcher den entscheidenden Organen des Reiches als der ge. eignetste erichikn. Wenn daher die Entscheidung nicht durchweg in den Formen de- preußischen Verfahrens erfolgt ist, so liegt der Grund darin, daß dieses sür derartige Angelegenheiten de- Reich- nicht anwendbar ist. materiell aber würden dem Norddeuischen Lloyd auch im Geltungsbereich der preußischen Vorlchrisien die Dampfer, linien zu übertragen gewesen sein. In Wahrheit haben daher die Hamburgischen Bieter einen gegründeten Anlaß zu Beschwerden über da« bei der Regelung jener Linie beobachtete Verfahren nicht zu erheben. * Ueber die Vermehrung der katholischen Kirchen im Regierungsbezirk Gumbinnen in etwas mehr als 50 Jahren geben die nachstehenden, von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" mitgelheilten Daten Ausschluß: An katholischen Kirchen bestehen dort gegenwärtig nebst den zugehörigen Psarre-EtablisteniciitS folgende: a) imKreise Heyke- trug 2 Kirchen zu Szibbcn und Scdillgallc». ti) im Kreise Tilsit 2 Kirchen in der Stadt Tilsit und in Robkoje» an der russischen Grenze, o) in, Kreise Ragnil l Kirche zu Wischwill an der russischen Grenze, ck- im Kreise Slallupönen l Kirche zu Bilderweilschen an der russischen Grenze, «) im Kreise Oletzko l Kirche in der Stadt Marggrabvwa, k) im Kreise Lyck 1 Kirche in der Stadt Lyck, g) im Kreise SenSburg 1 Kirche in der Stadt SenSburg, k) im Kreise Inster burg 1 Kirche in der Stadt Insterburg. Bei jeder dieser Kirchen ist ein Geistlicher angeslellt, »ur in Tilsit deren zwei. Alle diese Kirchen sind, mit Ausschluß derjenigen zu Tilsit, erst seit dem Jahre 1830 entstanden. Bor dieser Zeit e^istirte »ur eine kalhvliiche Kirche in, Kreise Tilsit die früher l» Drangowski. ca. 3 Kilomcler vo» Tilsit, sich befand, später in die Stadl Tilsit verlegt wurde. Nach Lage der dortigen Verhältnisse ist, wie die „Norddeutsche Allgemeine Zciiung" Weiler aussührt, anziinebinrn, daß mit dieser Vermehrung der Kirchen der Fonschril t der Polonisirnng a»ch der likauischcn Bevölkerung Ha»V in Hand gehl; daß diese pvlviiisirenden Bestrebungen durch die Einwanderung aus Russisch-Polcn wesentlich gefördert werden, erscheine unzweifelhaft. * Von Interesse ist es, wie die Wiener „Neue Freie Presse" sich über die Zurücknahme des Paderborner Slndien-ErtasseS äußert. Das Blatt sagt: Inwieweit die deutsche »llramonlane Presse Ursache hat, sich dessen zu Irenen, daS muß sie selbst am besten zu bemiheilen wissen. Wenn sie aber erwähnt, daß der Papst, weil ein Bischof sich ihm widerspruchslos unleiwirfl, deshalb auch den Fürsten Bismarck zwinge» kan», die Gesetze über die Vorbildung der Geist- lichen preiszugeben, so ist das wobl ein schwerer Jrrthum. Man mag über den Werth dieser Gesetze verschiedener Meinung sein; die Thalsache, daß ein Bischof sie von Amis wegen als erträglich erklärte, ist doch sehr bezeichnend für Dasjenige, was die ultramon- taue Presse und mit ihr die Curie anstrebt. Tic klerikale Ovpo- sition in Deutschland widersetzt sich dem tirchenpvlitischen Aus- gleiche, weil mit demselben ihr eigener Existenzgrund beseitigt wäre; sie erachtet den Streit um die Vorbildung der Geistlichen als die letzte Handhabe, um den Eulturkamvf nicht völlig einschlosen zu lassen. Für jetzt ist ihr dieselbe durch das Verfahren gegen de» Paderborner Bischof gerettet. Aber wenn erst Fürst Bismarck ernstlich gewillt sein wird, der Curie auch diesen letzten Anlaß zur Sprödigkeit zu ent- ziehen, so wird der Papst schwenich sich durch die deutsche ultramontane Presse seinen Weg vorschreiben lassen. Die Kraft, den übertriebenen Forderungen Roms zu widerstehen, schöpft der Staat nicht aus der Staatslreue der Bischöfe, und Fürst Bismarck weiß sicherlich, wie wenig es im Grunde darauf ankomml, ob der Inhaber eines Bischofssitzes Tremnitz oder Melchers heißt; es geschieht nur um der äußeren Autorität willen, daß der Staat seine Candidaten durch- zulctzcn sucht, die einzige Bürgschaft bietet das Gesetz. Und wenn erst Rom zu der Erkenntniß gekommen sein wird, daß man in Berlin an der Grenze der diplomatischen Unterhandlungen angelangt ist, so wird auch daS Centrum mit sammt seiner Presse die Herstellung eines moäu» vivenäi nicht zu vereiteln im Staude sein. Episoden, wie diejenige, welche sich mit dem Paderborner Studienerlaß abge- spielt haben, klären die Situation; sie zeigen, daß ver Ausgleich nicht bei den Bischöfen, nicht bei dem Centrum, sondern in Rom gesucht werden muß, und ist er dort nicht zu finden, so hat der Staat noch immer das Mittel ln der Hand, die Grenze zwischen sich und der Kirche selbst abzustecken. Die bloße Drohung »lit einer solchen einseitigen Grenzregulirung hat wiederholt im Vatikan die besten Dienste gethan. * Die „Kreuzzeitung" schreibt, im Wahlkreise Rügen» Franzburg-Stralsund sei eine Verständigung zwischen Conservativen und Nationalliberalcn dahin un gebahnt, die bisherigen Abgeordneten Staatsminister v. Böt ticher und Graf zu Solmö wieder als Candidaten sür daS Abgeordnetenhaus auszustcllcn. In der „Kreuzzeitung" pflegen wir sonst Tag für Tag zu lesen, die nationaliiberale Wahl taktik bestehe darin, aus Kosten der Conservativen Geschäfte zu machen. In dem obigen Falle wird aber, wenn die Nach richt begründet ist, auch die „Kreuzzeitung" den National liberalen ein starkes Maß von Uneigenuützigkert nicht absprechen wollen. * Die Ernennung deS Fürsten Hohenlohe zum Statt halter von Elsaß-Lothringen stellt sich nach officiöser Andeutung der Form nach als eine Fortsetzung des bisherigen RegierungSsystemS in den Reichst an den dar. Thatsäch- lich bedeutet sie indessen eine wesentliche Aenderung desselben. Der verstorbene Freiherr v. Manteusiel schalletevollkommen selbst ständig und entschied auch die wichtigsten Fragen selbstständig nnd ganz nach eigenem Ermessen und bäufig genug keines wegs im Sinne dcS Fürsten BiSmarck. Fürst Hohen lohe dagegen ist durch jahrelanges ungetrübtes Zusammen wirken mit dem leitenden StaatSmanne so sehr mit dessen Ansichten nach jeder Richtung vertraut, daß er schon deshalb weil ebcr als jede andere Persönlichkeit m der Lage ist. den Straßburger Skatthallerposten in Ucbereinstimmung und in fortgesetzter Fühlung mit dem Reichskanzler zu verwalten. Man braucht deshalb nickt an eine Verlegung des Schwer punktes der elsaß-lothringischen Verwaltung von Straßburg nach Berlin zu denken, dock aber darf man vorauSsetzcn, daß, sehr zum Vortbeil der Allgemeinheit, fortan auch die Re gierung in den Neichölanden mehr, als cs in den letzten sechs Jahren der Fall war, mit den Grundsätzen der Reichspolitik und der geschichtlichen Ueberlieserung preußisch-deutscher Ver waltung in Einklang stehen wird. » « » * Wie man auS Pest meldet, wird da- unga rische Budget sür das Jahr 1886 eine Steigerung der Ausgaben um einige Millionen, gleichzeitig aber auch eine solche der Bedeckung auswcisen. Es hat sich z. B. die Reform der SpiritnSstcner so erfolgreich erwiese», daß dieselbe in diesem Jahre bis Ende Mai um 2'i, Millionen Gulden mehr ergeben bal. als im Vorjahre. Ferner hebt sich die Bedeckung — ebne Erhöhung der Steuern — auch bei der CapilatzinS- und Unteriiehniung-sieuer, beim Tabak und bei den Gebühren. Es ist sonnt eine günstigere Gestaltung der Bilanz zu erwarten. * DieS ena tS wähl erd eSSeinedepartem entSwaren am Sonntag im Pariser Stadthaus? versammelt, um über die Ausstellung eines Programm- sür die bevorstehende Wahl eine- Senators an Stelle Victor Hugo'S zu berathen und einen Candidaten zu designiren. Die Minorität der Wähler, d. h. die gemäßigten Mitglieder deS Generalraths und deS GemeinderatheS. waren nicht erschienen. Man nahm das Programm der vorigen Wahl in Bausch und Bogen an und fugte den rabicalen Forderungen desselben noch folgende nach längerer Debatte hinzu: Abschaffung de« Cultus- budgetS; Einziehung der Güter der tovlen Hand; bedin gungsweise« Mandat mit Unterzeichnung eines vom Wabl- eomitü auszubewahrenden und nötkigensallS zu benützenden Entlassungsscheine», endlich, auf Antrag deS Abg. Tclattre, Verzicht Frankreichs auf jeden Eroberungskrieg. Der Gc- meinderath Delabronsse bekämpfte diesen Punct, weil derselbe einen Verzicht aus Elsaß-Lothringen enthalte, allein Delaltre gab ihm die tröstliche Versickerung, daß er die Wieder gewinnung Elsaß-LothringenS nicht al- einen Eroberungskrieg ansebe. ES folgte nun eine lange Debatte Über die Wahl
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