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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188507279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-07
- Tag1885-07-27
- Monat1885-07
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1885
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Erschsiirt täglich früh SV. Uhr. Kedarliou uni LrpedMun IvhanneSgoffe 8. Sprechstunden der Nedaction: Bormitta-S 10—IS Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. isiir ti» e>n»e),n»»er MonuIcriPI« «»cht gch »e »!ed»cui» mcht »«rdiudicch. Nn««tz«e der für »ie «LchM»l>e»U« Nu«mer bestimmte« Inserate «» Wachrntagen bi« 3 Uhr Hachmitta«», att So»»- u»V Frft«a,en früh bi« ,,S Uhr. Zu de» Filialen für Sns.-Annahme: Ltto Klemm, UnivrrsilätSstraste 1. LeniS Lösche, Kathartneastr. SS, p. nur hi« '/,S Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 208. Montag den 27. Juli 1885. Auflage Adonnrmenlsvsris Viertels. 4' , MN. inct. Bringenohn 5 Mk, durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SO PH Belegexemplar lO Ps. Gebühren sür Exrrabeilaaea (in Tageblatt-Format gesalzt) »dne Peitbeiörderung 39 Mk. mit Postbesvrdcrung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Ps. Größere schrislen laut nni. Preisverzeichniß. Tabellarischer u. Zissermatz nach höherm Tarif. Neclamrn unter dem RedactivaSstrich die 4 gelvalt. Zeile 50 Pi. vor den Fa milien Nachrichten die Kgeipaliene geile 4V Ps. Inieraie sind »elt an die t^pprvition za ienoen. — Rabatt wird mau gegeben. Zahlung praeuuuierauito oder dura- P'st» uawnahme. 70. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Die Herstellung und Anlieferung von gußeisernen Baumgittern soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. RalhhauS. II. Etage, Zimmer Nr. 14» auS und können daselbst eingrsrhen» resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Gußeiserne Duumgttter" versehen ebendaselbst und zwar bis zum S. August 1895 Nachmittags 5 Uhr einzureichcn. Leipzig, am 2t. Juli 1885. Des RathS der Ttadt Leipzig Straßenbau-Deputation^ Bekanntmachung. Die Maurer- und Stetnuietzarbetten bei Erbauung einer EinfriedignngSmauer an dem Turnplatz der städtischen Turnhalle in der Leplaystraße sind vergeben und werden die unberücksichtigt gebliebenen Herren Submittenten hiermit ihrer Offerten entlasten. Leipzig, den 22. Juli 1885. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Krumbiegel. Bekanntmachung. Zum Behuf der gegen Ende jedes akademischen Halbjahres zu haltenden Revision der UniversitätS-Biblioihek werden die Herren Gtudirende», welche Bücher auS derselben entstehen haben, aus- gesordert, diese am S7.. SS. und SV. Juli gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abzuliefern. Tie Ablieferung wird in der Weise zu geschehen haben, daß Die jenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben ^—ll anfangen, am 27. Just, Die, deren Namen mit einem der Buchstaben ck—R beginne», am SS. Juli und die Uebrigen am 30. Juli (srüh zwischen 10—1 Uhr) abliesern. Alle übrigen Entleiher werde» aufgrsordcrt» dt« o» sie ver liehenen Bücher ' am S., S. und 7. August (während der gewöhnlichen OeffnungSstnnden) zurückzngeben. Während der Rcvisionszeit (27. Juli bis 10. August incl.) können Bücher nicht auSgeliehen werde». Ebenso muß während derselben La- Lesezimmer geichlossen bleiben. Leipzig, den 32. Juli 1885. Die Direktion der UntverfitStS-Vibltathel. vr. Krehl. Auction. Nächsten Donnerstag, den 30. dss. MtS., von Vormittags 10 Mir an sollen Im AuctionSlocale deS Könlgl. Amtsgerichts hier 1 Pianino, 1 eilerne Richtplatte, Schraubstöcke, Thürschlösser, Tlnirriegcl, 1 Farbenmühle, 1 Brückenwaage, 1 Schneidemaschine, 1 Druckmaschine, 3 Oelgemälde, 1 echtes Meißner Porzellan serviS, Ladentafeln, Schreibtische, SophaS, Fauteuils, BerticvwS und verschiedene Sorten Cigarre» meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 25. Juli 1885. Trauer, Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Thetl. Vie republikanische Verschwörung in Spanien. * Seit einigen Tagen hat uns der sonst ziemlich schweig same spanische Telegraph die überraschende Nachricht gebracht, daß sich die republikanische Partei Spaniens, besonders in Catalonic» und Aragonien, abermals zu rühren beginne und eine Erhebung beabsichtigt habe, welche durch die Wachsam keit der Regierung-bebörven vereitelt worden sei. Nach der Darstellung der Madrider ossiciösen Blätter soll der Ausstand in Mataro förmlich zum Ausbruche gelangt sein, ja es heißt, er hätte leicht einen bedrohlichen Umfang annehmen können, wenn die Behörden nicht sofort energische Maßregeln zur Unterdrückung der Bewegung angeordnet hätten. In Mataro soll plötzlich eine starke, wohlbewafsnetr Schaar Aufständischer ausgetaucht sein, welche den Versuch gemacht, sich der ^egierungScasien zu bemächtigen, die aber noch rechtzeitig in ^.chcrheit gebracht worben seien. Nachdem diese Absicht der Insurgenten mißlungen, begaben sich dieselben nach dem Hauptplatze der Stadt, wo, da gerade der Wochen markt abgehalten wurde, viele Landleute versammelt waren Die Anführer der Aufständischen, vier in Mataro unbekannte Personen, riesen auf dem Platze die Republik auS und be drohten Jedermann mit dem Tode, der sich der Bewegung nicht anschließen würde. Trotzdem verhielten sich die aus dem Platze angesammelten Bewohner der Stadt und Lantleute völlig theilnahmSloS und wurden auch von den Aufrührern nickt weiter zum Anschlüsse an die revolutionaire Erhebung gezwungen. Während dieS in der Stadt vorging, ließ der Präsect dir Tbore seines AmtSgebäudeS schließen und dieselben fest ver rammeln. Tic wenigen Gendarmen und die Stadtpolizei batten schon gleich im Beginne deS Tumults Befehl erhalten, sich bewaffnet im Präfektur-Gebäude einzusinden, wo sich auch die Beamten und VaS übrige Kanzleipcrsonal zum Widerstande gegen die Ausrührer anschickten. NeberdieS hatte der Präsect gleich nach der ersten Nachricht von der Schilderhebung um Truppen nach den benachbarten Garnisonortcn telegraphirt, von wo auch alsbald vier Compagnien Infanterie emtrascn AlS die Geldaten sich der Stadt Mataro näherten, ergriffen die Aufständischen in entgegengesetzter Richtung sofort die Flucht, verübten aber in den Vorstädten, durch welche sic zogen, noch allerlei Excesse und plünderten auch mehrere Läden, welche sie gewaltsam erbrochen. Außerhalb der Stadt machte eine Jnsurgentenschaar aus einer bewaldeten Anhöhe den Versuch, den nachrückenden Truppen Widerstand zu leisten. Es kam zu einem kurzen Gefecht, in dem da- Militair eis Gefangene machte, von denen sechs verwundet waren. Der Rest der Aufständischen ergriff die Flucht. — Soweit der osficielle Bericht in den spanischen Regierungs blättern; die Opposition-organe schweigen über die Vorgänge in Mataro gänzlich und behaupten nur, daß die telegraphische Verbindung mit dieser Stadt unterbrochen sei. gleichzeitig kommen auch au» Saragossa beunruhigende Nachrichten. Wie wir nämlich kürzlich schon an anderer Stelle gemeldet haben, sott eS der Polizei Saragossa'» ge lungen sein, in der Nähe der Stadt in einem einsam gele» genen Landhause eine Anzahl republikanischer Verschwörer zu verhaften, während sie gerade eine Berathung hielten. Unter Le» Verhafteten soll sich auch der Oberstlieutenant Magallvn befinden, der bei der Meuterei der Garnison von Badajoz iark compromittirt gewesen, sich aber der über ihn ver hängten ToLe8stre.se Lurch die Flucht entzog. Magallan hielt sich bisher in Paris auf, wo er mit den dortigen panischen Republikaner» häufig verkehrte und von ihnen in en CentralauSschuß gewählt wurde. Die revolutionaire Thätigkcit Magallon's bezog sich besonders aus die spanische Armee, wo er von Pari» auS geheime Verbindungen anzu- knüpsen versuchte, was aber, wie die Madrider Regierungs blätter versichern, nicht gelungen sein soll. Im Juni reiste Magallvn zweimal nack der spanischen Grenze, wo er, wie es beißt, mit republikanischen Agitatoren gebeime Zusammen künfte hatte, von weichen die Madrider Polizei gleichfalls unterrichtet gewesen sein will. Wesentlich anders tunten aber die Berichte der fran zösischen Blätter, besonder» die der republikanischen Be- wegungSpartei. Nach diesen halte in Mataro allerdings eine bewaffnete Schilderhebung stallgesunLen, aber über ihre Unterdrückung seitens der RegierungSlruppen lägen noch keine zuverlässigen Nachrichten vor. Nur soviel sei gewiß, daß in Mataro und Umgebung mehrere Gefechte zwischen den Aus ländischen und dem Militair stattgefunden hätten, aber der AuSgang dieser Zusammenstöße sei »och unbekannt, weil eit einer Woche weder Telegramm« noch Briefe aus Mataro und Umgebung aiikonimen, wo sich mehrere Dörfer in vollem Aufstande befinden sollen. Auch in Sara gossa habe die Regierung außerordentliche Vorsichtsmaßregeln etrofsen, weil sie dort eine republikanische Erhebung besorge, ti» Theil der Besatzung Saragossa» ist in den Easernen Tag und Nacht consignirt und nach Einbruch brr Dämmerung durchstreifen zahlreiche Patrouillen die ganze Nacht die Stadt Dennoch hätten sich Volkshausen angesammell, welche Hock- rufe aus die Republik ausbrachten und an mehreren Orten ogar die Patrouillen angrifsen. In Folge besten seien in Saragossa viele Verhaftungen vorgenommen worden, wä rmte» der Bevölkerung großen Unwillen erregt habe. Unter den Verhafteten sollen sich auch acht Ofsiciere und vierzehn Unterossiciere der Garnison befinden, deren Festnahme ganz geheim erfolgte» aber dennoch im Publicum bekannt ge worden sei. Einen sehr heftigen Artikel Uber die Zustände in Spanien bringt Rochesorl's „Jntrnnsigeant", in dem geradezu zum Sturze der spanische» Monarchie aufgefordert wird, die, mit der europäischen Reaclivu verbündet, ein Feind Frank reichs und der Fciheit sei. König Alsonso, heißt eS in dem Artikel weiter, sei gar kein Spanier, sondern ein „Antrichion" unv „Ulan Prussien"; er sei dem freibeitlicbenden spanischen Bolle mit seiner „imuiiöro tuclesguo" auf daS Tiefste ver haßt, ja sein Sturz und die Errichtung der spanischen Republik seien nur mehr eine Frage der Zeit. Die wahre» französischen Republikaner müßten die Bestrebungen ihrer politischen Freunde in Spanien wcrklhätig unterstützen, weil die spanische Republik eine natürliche BundeSgenvssin der französischen wäre. — In ähnlicher Weise äußern sich noch andere rolh angehauchte Pariser Blätter, wie „Rappel", „Ciairon" und „Radicat", Vie sich sämmtlich mit den neuesten Vor gängen in Spanien viel zu schaffen machen und die dortige Regierung in sehr heftiger Weise augreisen. Man dürste aus mancherlei Grünten kaum sehlgehen, wenn man den neuesten republikanischen Putsch in Spanien mit den Umtrieben der panischen Flüchtlinge in Frankreich und ihrer dortigen Freunde in Zusammenhang brächte. Leipzig, 27. Juli 1885. * Die „Kreuzzeitung" macht daraus aufmerksam, daß ein amtliches Temenli ihrer Nachrichten über die bevorstehende Wiedereröffnung der Paderborner Seminare trotz der Behauptung der „Germania" noch nicht erschienen sei. Das ist richtig, indessen wird man nach allem Voran» gegangenen nicht mehr erwarten können, daß der eingcschüchterte Bischof in diesem Puncte sich standhafter zeigen wird, at» bei seinem Studienerlaß. * DaS Blatt de» Herrn Richter, der „Reicht .and", enthält einen ausführlichen Bericht über den sogenannten ödurproceß in Hagen, und natürlich, bei der bekannten escheidenheit deS Leiter- de- Blatte-, auch den berühmten PaffuS deS Verlheidigers deS Angeklagten, Windthorst, in gesperrter Schrift: „Ich sage an dieser Stelle, daß mir aus Lem Gebiete der innere» Politik ein Eugen Richter hundert Mal höher siebt als Fürst BiSmarck." Die nationallibcralcn Hamburger Nachrichten" bemerken zu dieser Ncußerung, daß -Herr Windthorst-Bieleselv seinerzeit sogar für den Pol in der Fortschrittspartei gegolten habe, von dem auS die geplante Bildung einer liberalen Mittelpartei denkbar erschien! „Hoffentlich trägt die unglaubliche Aeußerung jene- Herrn dazu bei, denjenigen NationaUiberalen die Augen zu öffnen, welche nicht die Courage haben, offen mit dem Fortschritte resp. mit dem „Freisinne" zu drecken und durch ihr wenig entschiedene«, wenig selbstbewußte» Liebäugeln bald nach rechts, bald nach links daran schuld sind, wenn dem Na- tionalliberaliSmuS der Vorwurf der Charakterlosigkeit gemacht worden ist. Diese nationalliberalen Elemente dürsten als dann gewahren, daß der Unterschied zwilchen der Richter'schen StaatSanschauung und ihrer eigenen nicht geringer ist. als der zwischen Schwarz und Weiß, zwischen'Berg und Tbal. Herr Eugen Richter dem Reichskanzler in der inneren Politik kunvrrtsach überlegen! Wabrscheinlick in der Kunst, die StaatSbedilrsmsse auf dem Wege der Anleihen zu decken und den Staat so immer mebx von den Auftraggebern deS Herrn Richter, den Börsen-Bgnqniers. in Abhängigkeit zu bringen. Im Uebrigen ist die ganze Aeußerung eine so insolente, daß wir un» der angcnebmen Hoffnung überlassen, der ergrimmte deutsche Wablmichel werde eS gelegentlich an der gehörigen Quittung nicht fehlen lasten." * Der „Rheinische Courier" erinnert daran, daß vor sas hundert Jahren die deutschen Erzbischöfe in Ein» ver sammelt waren um ihre Beschwerden gehen die römische Curie sestzustellen und namentlich auch gegen die Eingriffe der päpst lichen Nuntien in ihre Gerechtsame zu protcstiren. Unter riesen Beschwerde» spielte auch die Klage über das päpstliche Geldau«sauguna«system und insbesondere über die sogenannten Palliengelder (Abgaben für die Erhebung zur Metropolitan würde) eine Rolle, und eS lautete der 21. Artikel der so genannten Emser Punctation folgendermaßen: „Wie sehr die Bisihümer Deutschland» durch die Annalen- und Palliun Sgeider gedrückt werden, zeigen nichi nur die bisher aus Deutschland dieser Ursachen willen nach Rom geschickten un- glaublichen Summen Geldes, sondern auch die ln vielen Bis- thilmern dadurch vcrursachlen und angekäuften Schulden. Der römische Hos hatte zwar selbst da» Unbillige dieser Sache in den Aichafsenburger Eoncordaten eingesehe» und daher die Relaxationen angelobt, aber bis jetzt noch nicht in Erfüllung gebracht. Ob nu» gleich die deutsche Nation nicht dagegen sein wird, sür die bisherigen Ananien- und Palliumsgelder eine gewisse Taxe zur Belohnung des damit beschäftigten Personals zu entrichten, so muß dieselbe dennoch wünschen und hoffen, daß gedachte Taxe nach dem ungesähre» Ber- mögen der Erz- und BiSthümer binnen zwei Jahren in einer Nalionalkirchen.Versammlung oder, wenn diese wegen allensallsiger Hindernisse nicht zu Stande kommen sollte, von Sr. Majestät dem Kaiser und dem gejammten Reiche erniästigt und bestimmt werde." Diese Einser Punclalion verlies i» Folge der Theilnahm- losigkeit der deutschen Fürsten in> Sande. Heut zu Tage würte, La gegenwärtig die römisch-katholische Kirche nahezu >»> Papste ausgeht, eine derartige, i»i Namen der „deutsch» Nation" erhobene, aus ein deutsches Nationalconcil und den Kaiser provocirende Beschwerdeschrist schwerlich aus die Unter schrift eines unserer Bischöfe rechnen dürfen. * Der in der vorigen ReickSlagssession vorgelegte, aber nicht erledigte Gesetzentwurf, betreffend die Verminderung der Geschworenen zahl, hat namentlich in Sükdeulscb- land Beunruhigung hrrvorgerusen. Auch nach dem Schluß der Session wird dort die Agitation gegen den dem Entwurf zu Grunde liegenden Gebauten fortgesetzt. In Bayern be steben acht Schwurgerichte, sür jeden RegierungSkrclS eine». BiS jetzt habe» nun, wie die „Germania" erfährt, bei vier derselben die Vorsitzenden sich ausdrücklich gegen den Plan einer Verringerung der Zahl der Geschworenen ausgesprochen, zuletzt der Präsident deS Schwurgericht» sür Schwaben, OberlandeSgenchtSrath Schvninger in AugSburg. In der AbschiedSrcdc, mit welcher er die CitzuiigSperiode schloß, betonte derselbe, es bestehe die gegründete Hoffnung, daß da« Institut der Schwurgerichte in der bisherige» Gestalt, in der eS während seines 3Sjähriaen Bestandes volkslhümtich ge worden sei, erhallen bleibe. Die Geschworenen ließen dem Präsidenten durch ihren Obmann ausdrücklich ihre Zu stimmung erklären. * DaS Ordinariat de- Erzbischof« Orbin in Freiburg erläßt folgende Verordnung: „Da« sogenannte ReickSwai- senhauS in Lahr betreffend. ES in zu unserer Kenntniß gekrackt worden, daß da und dort Versuche gemacht werden katholische Waisen dem sog. Neichswaisenhaus in Lahr zuz»- führen. Da diese Anstalt nicht die nöthigen Garantien für eine katholische, daS Elternhaus ersetzende Erziehung bietet, so beauftragen wir die Pfarrämter, daraus z» achten und auf gesetzlichem Wege dahin zu wirken, daß katholische Waise» nicht diesem katholischen sogenannten NeichSivaisenbauS zur Erziehung übergeben werden." Die deutschen Neicbssecbt chulen werden sich über dieses neueste Pröbchen katholischer Unduldsamkeit wohl zu trösten wissen. * Die Tischlerinnung in Glogau hatte sich in einer Eingabe an den KriegSminister darüber beschwert, daß bei einer öffentlichen Ausschreibung von Tischler arbeiten für einen dortigen Neubau der Miiitair- verwaltung der Zuschlag einem größeren Unternehmer ertheilt worden sei. und gebeten, die Angebote der Hanv- werksmeister auch dann zu berücksichtigen, wenn sie Höker eien aiS solche von Unternebmern. Der Kriegsminister hat zwar die Anerkennung de« letzteren Grundsatzes nickt mit den Interessen de» FiScu» vereinbar gesunden, aber angeordnct baß in Rücksicht auf die von der Slaatsregierung verfolgte 'örderung de» Handwerkerstandes und insbesondere des kiinungSwcsenS bei Ausschreibungen von Arbeiten, die ihrer Natur nach am Orte auSgeführl werden, die Angebote von Innungen als solchen oder von JnnungSmcistcrn thunlichste Berücksichtigung erfahren werden. «> * « * Da» Programm de» jüngsten czechischen Vereins in Wien hat begreiflicherweise nickt wenig verblüfft; man erhält die Ncberzeugung. daß die Czeckc» schon jetzt Wien und Nieberösterrcich sür ihre Czeckisirungü-Versuche sür rci erachten, und eS ist nicht zu zweifeln, baß sie daran geben ihre nun schon wohi von aller Welt richtig beurlhellte For derung nach sprachlicher Gleichberechtigung de« Ezechiichc» mit dem Deutschen in Wien und Niederösterreich zu rcalisiren und die czeckischen Blätter bestätigen diese Absicht. Wie man au- Prag teiegraphirt, erklärt sich die „Politik" beute wohl davon unangenehm berührt, daß die Ziele de» neuen czeckischen politischen Verein» in Wien so unvcrhüllt in die Oefsent- lickkeit gebracht wurden, und meint, eS wäre durchaus nicht nothwendig gewesen, da» sozusagen privatim erörterte Programm der vorbereitenden Versammlung, welche- noch nicht aiS ofsicielleS Programm de- Verein« anznschen sei, an die Oefsentiickkeit gelangen zu lasten. Die Hetze, welche die Deutsch-Nationalen anläßlich dieser Pubiicalio» iiisccinrcn könne ja ebensowenig der „Politik" />l« de» Mitgliedern de« Vereins erwünscht sein. Die VercinSleitung werke aber hoffentlich in solche Hände gelegt werden, welche eS unter lassen werden, übereilte Forderungen auszustellen, die aber bei aller sonstigen Mäßigung und Besonnenheit nickt ver absäumcn werden, mit aller Energie aus die Durchführung der Gleichberechtigung im Sinne der bestehenden Gesetze und der Verfassung auch sür die Wiener Ezecke» zu dringen. * In einem bemerkenSwcrthen Artikel über die DiSlocation de» französischen Heeres betont der „TempS" die Wichtigkeit einer Vermehrung deS Cavalleriestandc läng» der französischen Ost- und SUdostgrenzc DaS zu den größten und angesehensten politischen Organen der französischen Hauptstadt gehörende Blatt schreibt die- betreffs: In der That würde die Kavallerie beim Beginn eine» Krieges zur Uebernabme einer gewichtigen Rolle berusen sein: man weist, welchen Schaden un» die ebenso zahlreiche als verwegene deuilche Eovnllerir 1870 zugesüqt ha». Wir haben seitdem neue Regimenter geschaffen, aber e» schein! blS jetzt nicht gelungen, sie zur Friedens zeit dem Gelände hinreichend nahe zu bringen, wo sie in Kriegs zetten ihre Thätigkeit ouSzuüben haben würde. Deutschland — wir zögern nicht, die« anzuerkennea — ist bekniiS Erreichung diese» Ziele» vor keinem Opier zurückqeichreckt. Es besitzt ln Ellast-Lotbringen heut» zehn Lavallerieregimenter. nämlich die 9. und 10. Dragoner in Metz, die 13. Drngoner in St. Avold, die 4. Ulanen in Diedeiibosen. die 7. Dragoner in Saarbrücken, die 5. Lhevauleger« in Saargemünd, die 15. Dragoner in Hngenau. die 15. Ulanen in ktraßdurg und di« 14. Dragoner in Lolmar Man braucht nur einen Blick aus dir Karle »u werfen, so ver gewissert man sich, daß diese Regimenter schon am Abend des ersten MobilmachungslageS aus den ihnen zugewiesenen Posten eintreffeu würden. Sieben davon brauchten dis zu ihrer Vereinigung in Metz nur 40 Kilometer zurückzulegen; die andere» drei würde» sich in Saorburg cvncentriren, wo ichon am solgeoden Tage die 20. und 22. Dragoner, daS eine von Mannheim, daS andere von Karlsruhe kommend, zu ihnen stosten würden. Sechs weilere Reginienier würden mittelst Eisenbahn von Deutz, Bonn, Düsseldors, Münster und Paderborn besörderl und am zweiten Mobilniachungetaqe in Metz auSgelktnsst werden, indeß gleichzeitig in Saarburg iechS Regimenter einiräscn, die jetzt in Mainz, Hof geismar, Cassel und Ludwigsburg liegen. Endlich würde» ain Morgen des dritten MobilmachuiigSiaqe« sich sechs Regimenter, von Hannover, Lüneburg, Oldenburg, Halbersiadl und Strndal kommend, in Metz vereinige». Tann stünden also längs der französischen Grenze aäiluiidzwanziq Cavallcriereginienter aulmarschirt. lieber welch Slreilkräsie würden wir nun behusS Zurückweisung der Einbrüche der dcutichcn Cwallerie verfügen? Gleich am ersten Mobilmachungsiage hatten wird elf Regimenter zur Hand: die 8. Chasseurs in Verdun, die 15. EhaffeurS in Sedan, die 3. und 6. Kürassiere im Lager von CbalonS, die I. und 2 Kürassiere in Luncville, die 7. und 18. Dragoner in Lunev.lle, die 5. und 10. Hiiiaren in Pont-ü-Mousson und Nancy und die 4. Chasseurs in Epinal. Soweit wurden wir mithin eine kleine Ileberlegenheit der Zahl behaupten. Aber es ist ganz augeuiällig, dast die vier Reginieiuer von Lyon und die sechs in Paris, Per« aillcS und St. German, liegenden Regimenter nicht vor dein Abend der drillen MobilmachungslageS an der Grenze rinlrefsen würden. Freilich würben die beiden Regimenter von Meaux und ProvinS den ersorderlichcn Anmarsch in zwei Tagen bewerkstelligen und die Kürassiere von Maubeuge und Senlis, die Dragoner von Balenciennes und Cambrai und die Chasseurs von Melun «ud Fontainebleau würden am drillen Tage verfügbar sein. Dennoch kann man etwas lhun. Dadurch, daß man eine ganze unabhängige Lavalleriebiv sion in Pari» und mehrere Regimenter i» den Unigelmiigcn der Hauptstadt hält, compromittirt man um nicht- und ivieder nicht- die zukünftige Mobilmachung. Will man etwa den Cavalleric-Oificieren einige angenehme Garnisonen zu« wenden? Wik glaube» nicht, daß irgend ein KriegSminister sich von dergleichen Rücksichten hat leiten lassen, und kennen die Vaterlands liebe unserer Osficiere zu gut, uni so nichtige Erwägungen geltend zu machen. Unsere Gemeiiideverwaltunge» deS Ostens sind zur Dar bringung der nölhigc» Geldopser sür de» Bau neuer Easernen bereit. Ihre patriotische Milwirkung must angenommen und unsere außer halb des CorpSverbandeS befindliche Kavallerie näher an die Grenze verlegt werden. Dort ist ihr naturgemäßer Platz; sie wird sich gleich von heute gn in die Roste elnleben, zu der sie eines Tages bernfcn sein würde, wenn die Ereignisse uns zur Mobilmachung unseres Heere» »ölhigteu. * So lange die afghanische Frage auf der Tages ordnung der Oeffentlichkeit siebt, sind alle beunruhigenden Angabe» in Betreff derselben einzig und allein von der eng lischen Presse ausgegangen. Auch der jüngste Versuch, da» Publicum durch beunrubigente Tendenznachrickten irre zu ühren, ist von einem Londoner Blatte, dem „Dailv Chronicle", anSgegangen. Er bestand in der Erfindung, daß in Kabul ein Äiisstand auSgebrccbcn sei und daß sich ein englischer Spccialgesandter auS diesem Anlaß von Pcsckawur an Ort und Stelle begeben werde. Co die gestrige Mittbeilung deS „Daily Cbrcn'iclc", die schon heute in allen ihren Einzelheiten Lügen gestraft wird. Wozu dergleichen Manöver dienen olle», wenn nicht etwa zu Baissezwecken der Londoner Börse, insbesondere zur weiteren planmäßigen Hcrabkrückung deS russischen NubclcourseS, ist schlechterdings unerfindlich; sie zeigen aber, wie berechtigt die von dem „Journal de St. Petersburg" von Zeit zu Zeit den Londoner Blättern ae- ballenen Straf- und Moralpredigten sind, denn bei aller Versöhnlichkeit der leitenden Staatsmänner an der Themse und 'Newa ist die afghanische Angelegenheit denn deck weder so gleichgültig, nech so unbedeutend, als daß sie, ohne Rücksicht ans irgend welche Folgen, rum Gegenstände frivoler Preß- crsindunqen gemacht werden sollte. 4lm allerwenigsten aber dürsten solche Erfindungen rur Erhöhung deS englischen An sehens in der össentiichen Meinung Europa« beitragen, viel mehr letztere in der Ueherzeugtliig befestigen, daß die Haltung Rußlands durchweg corrcct war und ist, während Lori» Saiisbury in seine» Bemühungen zur Regulirung der afgha-- i'ischei, Differenzen bei der Presse deS eigenen Lande« auf in- kirecle Schwierigkeiten stößt, sür die das Cabinct zwar keine Verantworttichkeil treffen kan», Vie aber immerhin darthun, daß i» England Bestrebungen vorhanden sind, welche mit kein Wunsche einer glatte» Abwickelung ber schwebende» Differenzen nicht recht übereinslimmen wolle». Ein Glück, baß sie absolut außer Stande sind, den Charakter der Lage irgendwie ru be einträchtige». Musik. Neues Theater. Leipzig, 20. Juli. Dem Theaterzettel zur gestrigen Wafjcitschmicb-Vorslcllung nach hat u»ser Opernverbaiid in einem Frl. Au des einen neuen Zuwachs erhalten. Tie junge Sängerin prasenlirte sich i» der Rolle der Marie uuv zwar recht vortbcilhast. Bei einer weichen, sicher unk leicht ansprechende» Sopranslinime, die gut ausgeglichen ist unv deren Klang syinpatbisch berührt, besitzt Frl. AndcS eine an- inulhigc Bühnenerscheinung. Sc .urde cS ihr nicht schwer, die Gestalt der geinülhvollen, neckoch-heiteren Marie in ge fälligen Farben zu zeichne» und sich die Gunst der Zuhörer in erfreulichem Maße zu erringen. I» der Scene not dem alS Ritter verkleideten Grase» >m «.rsten Act »»d i» der Eiser- slichtöscene deS zweiten Actes namentlich wußte Frl. Ankes im Spiel vie gcwin»e»dkNaivcläl der Marie zu gefälligem Ausdruck zu bringe» und ihre Vcwegunaen zeigten inetst die erwünschte »nerzwl»ige»e Natürlichkeit Wenn ihrem Gesang auch noch nickt eine feinere Abstufung in der Nüancirung eigen war, so sprach er doch sür gut musikalische Ei»psi»d»»g und die beiten bekannte» Arie» am Schluß des erste» AcleS uuv am Anfang de» dritten AcleS waren mit wirksamer Darlegung de« betreffenden GeiiihlsinballeS vorgetragcn. So darf man bei den glücklichen künstlerischen Eigenschaften der Sängerin von ihrer weitere» Entwickelung Gutes erwarten und der ihr gestern gespendete lebhafte Applaus mag sür sie ein Sporn sein, die höchsten Ziele ihrer Kunst zu erstreben. Die weilere Be setzung der Rollen war gestern zum größten Tbeil die bekannte. AlS trefflicher Repräsentant de« Waffenschmiedes und erklär ten Freundes aller kranken Quakrupcdcn errang Herr Grengq besonders mit dem Vortrag deS in seinem herzigen AuSvruct stet- zündenden LiedeS „Auch ich war ein Jüngling", bei welchem er sein prächtige- Organ zu schöner Entfaltung gelangen ließ, reichsten Beifall und Hervorruf. DaS brauchte ihm gewiß nickt unangenehm zu sein, um mit Sladinger zu reden. Die Jrmentrout der Fr. Har bih hatte bei ihrer Geschwätzigkeit all' bi« altjüngferlichen Manieren an sich^
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