Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-16
- Monat1884-07
- Jahr1884
-
-
-
3788
-
3789
-
3790
-
3791
-
3792
-
3793
-
3794
-
3795
-
3796
-
3797
-
3798
-
3799
-
3800
-
3801
-
3802
-
3803
-
3804
-
3805
-
3806
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6*/,Uhr. Rkdaclion und Lkpe-ition Johanncsgasse 33. Aprechkuiidr» der Rk-actüm: Bormitiags 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. htlvx vn>a,»b, »m^etaudler Mrniiscririe «acht ftq tie Sicdactio» «l»t »crbmtirch. Amiatz«e »er für »t« itSchftsolgriitze N««»er bestimmten Inserate an Vochcntagc» bis L Nhr Nachmittag», a» S»»u-»»V Festtagen früh bis ,1»Uhr. 3n den Filialen für Ins.-^nnatimn Dtto Klemm, Universilätsstraße 21, Lonts Lösche, Kaiharinenstraße 18, p. nur bis '/,S Uhr. Auzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. 188. Mittwoch den 16. Juli 1884. Auflage L8,««». Ädoniiementspreis oiertelj. 4V, Mk incl. Aringerlohn 5 Mk.< durch die Post bezöge» 6 NN. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderung M Mk. «it Postbesörderung 48 NN. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf Größere Schristen laut uuserem Prei»- verzeichnib. Labellarischer u. Ziffernsatz nach Höhen» Tarif. Reklamen nntrr dem Nedaktionsstrich die Spaltzeile 50 Ps. Inserate sind stus an die Fppetzttiou zu senden. — Rabatt wird mchl gegeben. Zahlung prueiruuiüruuäo oder durcg Post- nachnahme. 78. Jahrgang. N7.» u»2 Iw.« ii»«e Iw« t«»c> 1«» toe.iv 71,w «LI ureui > ,2ü- IM- »t.- ilS- > I«« io>- W7d «s.bü 1JL. mpfer Lloyd« st von Post. Amtlicher Thetl. Bekanntmachung, den Fahr« und Futzverkehr Während deS VIII. deutschen BundeSschießen» betr. Für die Dauer deS VIII. deutschen BundeSschießen« und zwar aus die Heit vom 10. bis mit 28. Juli d. I. werden zur Regelung des Fahr- und FußvcrkchrS in den Straßen hiesiger Stadt hiermit folgende Anordnungen getroffen: 1) Die sämmtiichen nach dem Jestplntz fahrenden Wagen haben ihren Weg turch die Dnsour-Straße über die Spießbrücke und aus der von hier direct auf de» Hauvteingang des FestplatzeS zu führenden ncugebauten Straße zu nehmen. 2) Die Wagen haben hierbei stets in einer Iteihe hinter- einander zu fahren und die rechte Seite der Fahrstraße eittjuhalten, und zwar dergestalt, daß das aus den vorgedacbten Straßen liegende Doppelgleis der Pferdebahn lhuii- lichst freibleibt. 3) Die vom Asestplatz abfahrenden Wagen haben entweder auf dem Wege nach der Mahlmannbrücke und durch die Mahlmannstraße oder an der nördlichen Seite des Fest- plahes entlang aus dem Schcibenweg durch baS Scheiben gehölz nach dem Johaunapark zu fahren. 4) Das Halten der Geschirre zum Zwecke des AuS- steigen» der Personen hat aus dem Schcibenweg gegenüber dem Hauptportal, jedoch nocb vor dem durch Masten be grenzten halbkreisförmigen Vorplatz zu geschehen. Tie Kutscher dürfen hierbei nicht vom Docke steigen; auch dürfe» die Droschkcnführer nicht erst beim Ansficigen der Fahrgäste Zahlung fordern, sic haben vielmehr dafür zu sorgen, daß das Fahrgeld schon beim Emsleigen oder doch unterwegs berichtigt wird. 5) Diejenigen Droschken und Equipage«, welche an dem Haupteingang des Feslplatzes sich ausstellen und länger halten bleiben wollen, haben den hierfür bestimmten und durch Tafeln kenntlich gemachten Platz link- vom Haupt portal zwischen dem Scheibenweg und den den halbkreis förmigen Vorplatz abgrenzendrn Masten zu wählen. 6) Das Reite« nach und vo« dem Fcstplatze ist nur aus dem Wege vom Johaunapark nach kein Scheibenholze und zwar nur bis zu der Stelle, an welcher der Weg zur Renntribüne vom Scheibenholz weg sich abzweiqt, also nicht bi» in unmittelbare Nähe deS Hauptportals gestattet. 7) OmnibnSwagen und zweifpännige HtacreS, welche sich etwa zu Wahrten nach dem Festplatz für das Publicum bereit ballen wollen, haben sich entweder auf dem RoKplatz vor dem Cas» „Zum Kronprinz" oder ans dem Alrischerplatz entlang der Ringstraße auszustellen. 8) Während der Dauer des Festzuges sind alle Straße» und Plätze, weiche vom Zuge berührt werden, für den Aahr- und Reitverkehr gesperrt. Die Dauer der Sperrung bestimmen die anwesenden Aufsichtsbeamten. 9) Bei dem Fußverkehr aus den Zugangsstraßen zum Festplatz und zu den Bahnhöfen, sowie während der Haupt- sesttage in den Straßen der inneren Stadt ist stets die rechte Straßenseite einzuhalte». UeberdieS ist am 20. Juli in denjenigen Straße», durch welche sich der Festzug bewegt, bi« znni Passiren desselben die Fahrbahn thunlichst freizuhalten und der Verkebr möglichst aus die Trottoirs und Fußwege zu beschränke». >0, Die nördliche Halste des AugustuSplatzeS vom Theater bis zu den den Platz aus 3 Seiten umschließen den Baum reihen bleibt am 20. Juli von Vormittags 9 Uhr bis zum Passiren des Fcstzuge» auch für den Fußverkehr gesperrt. I I) Allen Anordnungen der auf den Straßen und Plätzen zur Aufrechterbaltung der Ordnung stationirten AufsichtS- bcamte» ist unbedingt Folge zu leisten. ^ 12) Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 oder entsprechender Haft- strase geahndet. Leipzig, am 15. Juli 1884. Der Rath «. daS Polizeiamt der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Bretschneider. Vekailninnchuilg. Vekanntmachun-. DaS 10. Stück deS diesjährigen Gesetz« und Verordnungs blattes für daS Königreich Sachsen ist bei unS eingegangen und wird bis zum 31. Juli d. I. aus dem RalhbauS- saale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 43. Bekanntmachung, eine Anleihe der Actiengesellscbaft „Lauchhanimer, vereinigte vormals Gräflich Ein- siedcl'sche Werke" zu Ricsa betreffend; vom 30. Mai l88l. Nr. 44 Verordnung, Maßregeln gegen Münzfälschungen betreffend; vom 4. Juni 1884. Nr. 45 Bekanntmachung, eine Anleihe der Steinkohlen. Actien-Gesellschaft „Bockwa - Hohndors Vereinigt Feld bei Lichlenstein" betreffend; vom 9. Juni 1854. Nr. 46 Bekanntmachung, de» zwischen Sachsen und Oester reich-Ungarn wegen Regelung einiger tbeils schon bestehende», thciis noch auszusühreiiden Eisenbahn verbindungen a» der Sächsisch-Böhmischen Grenze unter dem 5. Mai 1884 abgeschlossenen Staats vertrag betreffend; vom 16. Juni 1884. Nr. 47. Gesetz, die Aushebung deS Chaussee- und Brücken geldes betreffend: vom 24. Juni 1884. Nr. 48 Verordnung, die Veröffentlichung der Bekanntmachung deS LandtagSauöschnsieS zu Verwaltung der Staats- schulden vom l.Jnli 1884; die Aufkündigung des Restes des vormalS öprocenligen, aus4 Procenl herabgesetzten Thcils der als Staatsschuld übernommeneii Priori- tätSaiileibc der vormalige» Leipzig-Dresdner Eisen- hahtt-Conipagnie vom 1. März 1866 betreffend. Leipzig, den 12. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Slöß Manntmachnng. DaS 19. Stück deS diesjährigen ReichSgesctzblatteS ist bei uns eingegangen und wird biS zum 3. August diese» Jahre» auf dem NathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auSbängen. Dasselbe enthält: Nr. 1552. Nnsallversicheriing-gesetz. Vom 6. Juli 1884. Nr. 1553. Gesetz, betreffend die Feststellung eines zweiten Nachtrags zum NeichShauShaltS-Etat für da« EtatSjahr 1884 85. Vom 7. Juli 1884. Leipzig, den 12. Juli 1854. ^ Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Stög. Vekanutmachimg. Für die städtischen böhercn Schulen werden im Winter 1884/85 ca. 44vtt Eentner Braunkohlen verschiedener Sorten (Stück-, Nußkohle, Mlttelsorte I. und II.) gebraucht, und soll diese Lieferung an den Mindestsordernden, mit Vorbehalt der Auswahl unter den Bietern, vergeben werden. Di« Gebote sind bis Donnerstag, den 24. d. M.. Abend» « Uhr versiegelt und mit der Aufschrift „Braunkohlenlieferung für die höheren Schule«" versehen, aus unserer Sckulcxpedition (RathhauS II. Etage) einzureichen, daselbst auch die näheren Bedingungen zu erfahren. Leipzig, den 14. Juli 1884. . Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Aff. Bekanntmachung. Im Anschluß an unsere Bekanntmachung vom 30. vorigen MonatS. die Bauvorschriften für gewisse Bauterrain» im Westen und Norden der Stadtflur Leipzig betreffend, bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß die in jenen Vorschriften näher bezrichneten vier Pläne L. V. und 1912 bei unserer Tiefbau-Verwaltung 3163' 2288' " (RathhauS, II. Etage Zimmer Nr. 14) zu Jedermanns Einsicht vierzehn Tage lang auSlicgen. 7. I ' Leipzig, den ES wird hierdurch daraus ausmerksam gemacht, daß nächsten Mittwoch, den L«. d. Mt»., auf dem Fest- vlatzc für daS VIII. Deutsche BundeSschießen bereits ein Probeschießen stattfinden wird und daß von diesem Tage an bis zur Beendigung des Festes der Zutritt Unbefugter zu dem durch Holzwände rings umschlossenen Tchießrayon untersagt ist. Ebenso ist jede ^Beschädigung der zum Schutze deS Publicums und zur Sicherheit der betreffenden Angestellten dienenden Vorrichtungen, insbesondere der als Kugelfänge dienenden Holzwände und der a« denselben angebrachte» elektrischen Leitungen strengsten» verboten. Zuwiverbankelnve haben, Vasern nicht härtere Bestrafung nach Len Bestimmungen bcö NeickSstrafgesetzbuchS cinzutreten bat, Geldstrafe bis zu 6V --k oder Haftstrafe bis zu 14 Tagen zu gewärtigen. Leipzig, den 14. Juli 1884. DaS Poli,eiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Bekanntmachung. Wegen Herstellung einer Thonrohrschleuße wird von Montag, den 14. diese» Monat» ab, die Straße zwischen der Kreuzung der Ltebigstraße mit der ehemaligen BerbinduuaSbahn und dem Hanpt- eingauge de» neuen I Dauer der Arbeiten für den gesperrt. Von der Liebigstraße herkommende Leichcnconducte haben während dieser Zeit ihren Weg aus der alten VerbindungS- babn entlang der Veterinärklinik nach der äußeren HoSpital- straße und von da nach dem HauptcingangSthore LeS Fried- hosS zu nehmen. Leipzig, am 12. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georqi. Hennig. luli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch, Aff. uaSbahn und dem Haupt. JohanntSfriedhos» aus di« :n unbefugte» Fahrperkehr Lo. reformirle Lirche. Der Gottesdienst ln der reformirle» Kirche beginnt Sonntag», den 2V Jult. ausnahmsweise um 8 Uhr vormittags. Leipzig, 16. Juli 1884. Ud. reformirtrS Vonststorium. Dreydorsf. Anctianslocal des LSnigl. Amtsgerichts. rounerStag. »eu 17. d Mt»., von lv Uhr vormittag» an. sollen 1 Schneid«, und 1 Druckmaschine, l Tiegeldruckpresse, 1 Richt platte, 1 Ambos, 3 Schraubstöcke, Thürschlösser und Riegel, Fisch- bänder, Tbtirzuschlageverhinderer, Feilen, 1 Äaseinrichlunn. 1 Tafel waage, 1 Nähmaschine, 1 Schnhmachrrnähmaschtne. l Lärmiger tziaslenchter, 1 zweiräderiger Handwagen, 2 Kutlchwageu, ferner 1 Pianino, 1 Aeldschrank, 1 Billard, Ladenlasein, 1 Schaufenster« »ordau, Schreibepulte. 1 Eopiervresse und andere ikomptoirutcn. silien, ein« größere Anzahl Restauration-m-bel, ALP» 8tüä kiaarren. 30 Flaschen Wein und Branntwein. 1 Taschenuhr. » Neooioer, Nrisekoffer und Taschen, rin »rAherer Poften Lchiitzmaare«, 4 Halde diindledrr, 1 Ballen weiße« Lartou- papier, 1 Partie Leim, ingleichen eine größere Anzahl fetnere und einfache Rödel, Spiegel. Bilder, Negulateure und Nadme«. ubren, Teppiche, Federbetten, Matratzen, Kleidungsstücke. 17 Meter Plüsch uud diele andere Gegenstände zur Versteigerung gebracht werden. Di« Versteigerung wird um L Uhr Nachmittag» fntgesetzt. Leipzig, am 14. Juli 1884. Vielh. Gerichtsvollzieher. Bayerische Straße Br. 118, Hof, s,ll Sonnabend, den 1». d. M.. 12'/. Utzr Nachmittag«, ein« komplette Dampfmaschine »o» 2 Pserdekrästrn, eine Dretzdank für Dampfbetrieb, eine dergleichen für Fiisrdrtrted, rin Lchmungra», zmet Schraubstöcke und eine vrückenwoagk versteigert werden. Leipzig, den 14. Juli 1884. Dielß, Gerichtsvollzieher. Nichtamtlicher Thetl. Die Lage in Ungarn. * DaS Ministerium TiSza hat zwar bei den jüngsten Reichstagswahlen abermals gesiegt, aber diesmal war sein Erfolg dock kein so vollständiger wie gelegentlich der früheren Wahlen, ja e« sind alle Anzeichen vorhanden, daß die ver stärkte Opposition, zumal aber die an Zahl beträchtlich gewachsenen Antisemiten der Regierung m der nächsten Session noch mehr zu schaffen machen werden, als die bis herigen Gegner deS Herrn v. Tisza. Dieser Besorgniß scheint man sich auch in den Regierungökreisen nicht zu ver schließen, wo man bereits aus Mittel bedacht ist, durch welche daS herrschende System dem Anstürme der Opposition gegen über besser gestützt werden könnte, als es bisher der Falt gewesen. Selbstverständlich sind kiese in Aussicht genommene» Mittel rückschrittlicher Natur, aber daS hat für de» „Liberalismus" des Herrn v. TiSza wenig zu sagen, kenn er weiß ja, daß mit ihm feine Getreuen durch Dick und Dünn gehen und selbst die leibbaflige Reaction nicht scheuen. So wird also der vielgepriesene „Liberalismus" der Negie- rungepartei nach dem Zusammeutrilte deS Reichstages in verschiedenen Anträgen leinen Ausdruck finden, ohne deren Annabme Herr von TiSza nicht inehr werter zu regiere» im Stande ist. Diese Anträge beziehen sich namentlich auf die Verlängerung der MandatSdaner der Abgeordneten von drei auf fünf Jahre, auf die Verschärfung der Hausordnung deS Abgeordnetenhauses, die Erhöhung der Disciplinarbesugnisse des Präsidenten und endlich aus die Revision, richtiger Beschncidung, deS PreßgesetzeS. Diese Anträge werden vor aussichtlich zu überaus heftigen parlamentarischen Kämpfen führen, ja cS seblt schon gegenwärtig nicht an Anzeichen, daß dabei zumal die antisemitische Partei eine große Rolle spiel«» und ihre Anklage wiederholen wird, hinter der gegen wärtigen Negierung stecke nur daS Jutciithum mit seinem Geld«. Nickt minder schlimm als im eigentlichen Ungarn stehe» die Verhältnisse in Kroatien, welches sür den MagyariSmus seit je eine Quelle höchst bedenklicher Zerwürfnisse und Ge fahren gewesen, die schon mehrmals zum offenen Kampse und i zur völligen Looreißung Kroatiens vo» Ungarn drängte», s Diese Gefahr nimmt auch in dem gegenwärtigen kroatischen .ndtage eine sür Ungarn immer drohendere Gestalt an. In jenem führt nicht nur der Haß der Parteien gegen ein ander zu Ausbrüchen von geradezu unglaublicher Leidenschaft lichkeit, sondern eS herrscht eine derartige Abneigung gegen Alles, was von Ungarn kommt, daß die kroatische Frage in den Augen aller denkenden Politiker in kürzester Zeit zur Lösung drängen muß. Selbst der sonst io bochsahrende MagyariSmus, der im äußersten Falle prahlerisch an seinen Krummsäbel schlägt, scheint durch di« Dinge eingeschüchtert, welche gegenwärtig im.kroatischen Landtage Vorgehen. „Pesii Naplo" sieht sich sogar zu dem WarnungSrufe veranlaßt, daß die Einheit des ungarischen Staates dnrck die in Kroatien herrschende Agitation ernstlich bedroht werde. Im Landtage zu Agram wird bereits ganz offen erklärt, daS Verhältinß Kroatiens zu Ungarn sei da- zweier gleichberechtigter Factoren, weshalb es gelöst werden könne, wie cS geschloffen worden ist. Selbst die in Kroatien noch herrschende gemäßigte Nationalpartei ist nur aus Op- portunilätSgründcn für die vorläufige Ausrechthaltung de» sogenanntcn staatsrechtlichen Ausgleiches, weil derselbe den Kroaten große finanzielle Vortheile gewährt. WaS die Ziele der radicalen groß-kroatiscücn Partei unter der Führung Startschcwitsch's betrifft, die lieber heute als morgen gegen die Ungarn losschlagen möchte, so kann un schwer eine Zeit kommen, in der ganz Kroatien, wie im Jahre 1843, jenen Absichten und Zielen zujubelt und bereit wäre, dafür in den Kampf zu ziehen. Die großkroatische Partei will nicht allein von Ungarn sich vollständig loSreißen, sondern verlangt auch die Vereinigung deS stammverwandten Dalmatiens und Bosniens mit Kroatien, waS sclbstverständ» lich sür den MagyariSmus große Gefahren heraufbeschwvren würde, der aber dennoch, früher oder später, zu einem Ent scheidungskampfe gegen daS mächtig wachsende Sübstawen- thum genöthigt sein wird, in dem die SiegeSauSsichten sich kann« aus die Seite Ungarn- neigen dürften. UeberdieS bat die gegenwärtige Verhandlung deS kroatischen Budgets, in der eS sich um die Feststellung deS EigenlhumS« rechte- an den großen Wäldern der früheren Militairgrenze handelt, den alten Haß der Bewohner derselben gegen Ungarn neuerdings erregt. Man darf nicht vergessen, daß e» zumal die militairisch organisirten und diSciplinirten Bewohner der Militairgrenze waren, welche im Jahre 1848 aus den Rus de» VannS Jcllatschitscb einmüthig gegen Ungarn zu den Waffen griffen und zu jenem Kampfe die erste Veranlassung gaben, der späterhin mit der völligen Besiegung des ungarischen Ausstandes seitens der russischen Hilfsarmee endigte. Angesichts der gegenwärtig in Kroatien durchaus drohenden Stimmung werfen sogar schon ungarische Blätter die Frage auf, ob denn Kroatien schon ein unabhängiger Staat sei, und wenn die- der Fall, so möge sich von ihm Ungarn je eher je lieber trennen, nicht- mehr sür ihn zahlen und suh nur den Weg nach dem ungarischen Hafen Fiume offen halten, deu Ungarn, seiner Verbindung mit dem Meere wegen, niemals aufaeoen könne. Da im Monat September die Neuwahlen in Kroatien stattsinden, so darf man unter den erwähnten Verhältnissen auf das Ergebniß derselben Überaus gespannt sein. Der kroatische Landtag sendet vierzig Mitglieder in den ungarischen Rcich-tag. unter denen Herr von TiSza schwerlich viel An hänger zählen dürste. Es gewinnt vielmehr den Anschein, daß die kroatischen Abgeordneten im ungarischen Reichstage die Opposition ganz wesentlich verstärken werden. Leipzig, 16. Juli 1884. * Der nationalli berate Parteitag sür die Rhein provinz, welcher Sonntag. 13. Juli, zu Elberfeld statt- gesunden hat, verlief in erhebendster und harmonischster Weise. ES mochten wohl 3000 Tbeilnehmer auS allen Gegenden der Rheinlande und von weiterher versammelt sein, welche Zeugwß ablegen wollten von ihrer Theilnahme für die wieder c> stärkte nationalliberale Partei, um ihrem festen Entschluß, mit aller Kraft in den Wahlkampf einzutreten. In unwiderleglichstcr Weise zeigte eS sich, daß die national- liberale Partei in der Rheinprovinz festen Boden hat und mit den besten Vorsätzen »nd günstigsten Aussichten die be vorstehende schwere Entscheidung ausuimmt. Bon den par lamentarischen Mitgliedern der Partei bemerkte man die Herren von Benda, von Cuny, Ennecccrus. von Eynern. Graf, Rumpfs, von Heede, Schmieding, Natorp n. a. Tic Thätigkeit der Versammlung bestand zunächst in einer Be- rathuug der Vertrauensmänner, in welcher Fragen der Wahl- organisation zur Besprechung kamen. Die alsdann skattsiiidende öffentliche Versammlung ernannte Herrn Direktor Jäger-Köln zum Vorsitzenden. Nach einer begrüßenden Ansprache desselben ergriff der Abg. EnnecceruS daö Wort, um in läiiaercr, »nt großem Beifall aufgenommciier Rede die politische Sikna io», die gesetzgeberischen Aufgaben der Gegenwart zu kennzeichne» und die Stellung der nationallibcralen Partei zu denselben zu erörtern. Der Redner erbrachte den Beweis, daß zu einer systematischen Opposition gegen die Ziele des Fürste» Bismarck die Verhältnisse zur Zeit nicht angcthan seien und daß eine vermittelnde, nach positiven Arbeiten strebende gemäßigt liberale Partei eine Nolhwcndigkeit. Besonders eingehend verbreitete sich der Redner über die Socialresorm und die der nationalliberalen Partei dieser Frage gegenüber erwachsenden Aufgaben, ferner über die Militairsrage; die die Nolbwendigkeit einer längeren Fest setzung der Präsenzstärke hervorkebenden Ausführungen des Redner- fanden die lebhafteste Zustimmung der Versammlung, die sich zu stürmischem Beifall bei den Erörterungen über die Colonialpolitik steigerte. Abg. I)r. Gras beleuchtete in treffender Charakteristik taS Verbällniß der Nationalliberale» zu den übrigen Parteien, den Socialdemokraten und llltra- »lontanen, Conservativen und Deutschfreisinnigen. Abg. von Benda mahnte zu entschlossener Energie, zu un ermüdlicher Arbeit und zu festem Zusammenhalten in den Kämpfen der Zeit, zn krästiger Bethätigung der nationalen Gesinnung gegen reichöseindlichen ParticulariSmu» und RadicaliSniuS und verbreitete sich alsdann über einzelne aktuelle GesetzgebungSsragen. daS UnsallversichrrungSgesetz, die Steuerpolitik, die Postdämpfervorlage u. A. Abgeordneter v. Eynern beleuchtete insbesondere die Vorgänge in der preußischen LandeSqesetzgebung, Elsenbahnverstaatlichung. Ber- waltungSresorm, Kircheupotitrk, die AuSsührungen über die klrchcnpolitischen Ziele de« EentrumS und der Curie und die Haltung der Nationalliberalen ihnen gegenüber fanden leb haften Beifall. Der letzte Redner war Generalsecretair Jerusalem, der mit einer zündenden Ansprache voll von warmem nationalem Pathos einen würdigen Abschluß gab. Nach Verlesung der einaelaufcnen Telegramme wurde, wie schon erwähnt die nachfolgende Resolution einstimmig angenommen: „Im Einklang« mit dem Parteiprogramm vom 29 Mai 1881 und der am 23. März d. I. in Heidelberg erfolgten Kundgebung unserer Parteigenoffen schließt sich die Versammlung der Berliner Resolution vom 18. Mcn d. I. mit voller Zustimmung an. Sie erklärt ihre Uebereinstim- mung mit der Haltung der nationalliberalen Fraction deS Reichstag», insbesondere auch bei der Beschlußfassung de» Unfallversicherungsgesetzes. Sie begrüßt mit Freude die in der Rede des Reichskanzler- Fürsten BiSmarck ent wickelten Grunkzüge einer deutschen Colonialpolitik und beklagt die engberzig-verschleppende Behandlung, welche der hochwichtigen Postdämpser-Vorlage im Reichstage zu Theil geworden ist. Mit gleicher Entschiedenheit glaubt sie indessen gegen den preußischen Entwurf einer GeschäftSsteuer Ver wahrung einlegen zu muffen, da seine Annabme eine schwere Brnachtheiligung und Belästigung des soliden Waarengcschäfte» zur Folge haben würde. Sie verpflichtet ihre Mitglieder, in ihren Wahlkreisen eine dauernde Organisation der national- liberalen Partei herbcizusühren, und fordert sie zu hingebender Thätigkeit bei den nächsten Wahlen auf, damit der begeisterte Aufschwung, der alle national und liberal gesinnten Kreise unsere» Vaterlandes mächtig ergriffen hat, seinen thatsäch- lichen Ausdruck finde." * Gegenüber den Beunruhigungen, wie sie sich in manchen Kreisen (auch in Berlin) betreff- der Cholera gefahr kundgeben, sind die „Berliner Politischen Nachrichten' von competenter Stelle in den Stand gesetzt. Nachstehende» zu veröffentlichen: Es ist ja richtig, daß die LH viera bei der anscheinenden Gorg» losigkeit, mit welcher manche Kreise in Frankreich verfahren, nack den benachbarten Ländern verschleppt werde», also auch ihre Wande rung »ach Deutschland nebmen wird. Werden schon von Seiten so wohl der Reichsregierung als der einzelnen Bundes- staatr» alle bei einer solchen Calamiiät ersorderlichcn allgemeinen Schritte «ud Maßregeln nicht außer Acht gelassen, werden namenl- lich in den einzelnen Slaolen die größeren wie die kleineren Lommu«» »»r Durchführung strenger SanilätSverordnungen on- gehalte», s» «den besonders die größeren Städte, wir erinnern hier an Daazig, Breslau, München, Frankfurt a. M. und vor Allem Berlin schon seit eiurr Reihe von Jahren dahin gestrebt, die am besten paffendea Askairung'arbeiten voczunchmen, um die Salubritäl der genannten Städte zu erhöhen. E« ist mitLichrrheit anzunehmen, daß vielleicht mit eiuigeu wenigen Ausnahmen auch derErsolg nicht o>»u- bleibeu wird. besonderer Wichtigkeit sind die Verhältnisse der lewährt einerseits der Zusammenfluß und n größerer Menschcnmasjen, wie solches in r 1'/« Million Emwohner einmal nicht zu -greisen der Seuche manche Handhaben; ist ße Jahreszeit wegen des niedrigen Standes 'ür die Entwickelung der Seuchenkeime e — so bieten doch andererseits gerade sanitären Einrichtungcn eine gewisse Ga sige Ausbreitung der Cholera, rugungsmittel grgen Cholera besteht noch dl der Anwendung der größten Reinlichkeit, größere Städte geben, in denen so viel oder Mg der Stadt geschehen ist, wie gerade in bas seit ca. 10 Jahren geändert! Wie sieht . . - r Kanälen, Hösen und nicht blas ia den Bnuptstraße», «t», auch bis tu der rntserntesten Wmkrlgaffe, aus! Kleiulichen Eiuwürsrn ist und wird leicht abgeholsen werde». Alle« ist tu ««»Iqr» Jahren uicht zu bewältigen. Dazu kommt, daß Berli» im Allgemeinen aus guten sandigen Boden (allnmale Ga»d. bode») verschiedener vtruciur gebaut ist; nur au eiuigeu Stellen tritt diluvialer Sand und Geschiebelehm aus. Gefährlich sür die Entwickelung vo« Bacillen x. sind nur di« zu beide» Seite» der Siodt ziehenden Flußläufe: da finden sich Lager vo» Diatomeen. Erd« (vaeillarteu - Erd«), Torfboden, welch« früh«« sehr gefürchtet war. znmal dieselbe «ich» entwäfsert and mit fremde» rrganischen Stoffen dauernd verunreinigt war. Nun »vird aber ;etzt gut gewässert und die Fäcaiien dringen i» Folge der Caualisattoa »übt mehr in diesen Boden ein. Es ist als» auch seihst der stir Insertionen empfänglichere Boden meliorirt und wenig gesahr- briaaend. I Von ga»g Reichshaupt das di^ riacr vermi seruer de« »> «»«stille, Berlm, Ansicht aller Ru» bürste gar mehr 1 Berti». es jetzt Iv d«I seine«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht