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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840717
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-17
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1884
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- Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Kedaction und Lrprdition Iohannesgasie 33. SPrrchkunde« -rr flr-ariion: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags b—6 Uhr. «Ilrtt« Nttckßad, Nii,k1»»dln Manulcrtpt« »»che sich dt« Ktrdactwa nicht »«rtnndttch. Annat«« »er für »te nichftsvlgende Nummer »»stimmte» Inserate an Wachentage« »i» 8 lltzr Nachmittag«, an Sann- und Festtagen früh bi« '/,S Uhr. In den Filialen für Ins.-Ilnnahme: Otto klemm, UniversiiStsstraße 21, Louis Lösche, Katharinenstraße 18, p. nur »t« '/,» Uhr. TagMlitt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GeschSstSverkehr. 199. Donnerstag den 17. Juli 1884. Amtlicher Theil. An unsere Mitbürger! Nur wenige Tage »och und die Thetlaehnrer an den» großen nationalen Feste, de« achten dentschen BundeSschteKen, «erden in den Mauern unserer Etadt ihre» Einzug halte». Unsere Bürgerschaft rüstet sich, de» von Nah und Fern herbeiströmende» Gästen einen Willkommen ,u bieten, wie er unserer Stadt and ihrer altbewährte» Gastfreundschaft würdig ist. Durch den Zu. sammensiuß so vieler Lausende von Fremden und Einheimischen erwachsen aber den mit der Sicherung deS DerkehrS und der öffentlichen Ordnung betrauten Behörde« so gewaltige und schwierige Aufgaben, daß eine gedeihliche Lösung derselben überhaupt nur dann möglich erscheint, wenn jeder E»n;elne Unserer Mitbürger sich der Wichtigkeit dieser Aufgaben bewußt und bereit ist, auch an seinem Theile an verpn Bewältigung mitjuwirken und die Behörde» wie deren Organe bei ihren Bemühungen zur Aufrechterhaltung der Ordnung tdatkräftig zu unterstützen. Wir wissen, daß eS nur eine« Worte« and einer Bitte an die gesammte Bürgerschaft bedarf, um unS dies« Mitwirkung und Unterstützung im weitesten Umfange ;« sichern, und wir erblicken in dieser That. sache eine bessere Garantie für ein ungetrübte« Gelingen de« Feste» al« in einem Ergreifen be> sonderer polizeilicher Maßnahmen. Der bewährte Ordnungssinn unserer Mitbürger, welcher bereit« bei früheren ähnlichen Festen in so glänzender Weise sich bethätigt hat, er wirb auch diese« Mal wieder, dessen sivd wir gewiß, jede Störung de« Feste« fernhalten und unserer Stadt vo» Neuem de» Ruf einer Feststadt in de« Worte« bester Bedeutung erwerben. In diesem sicheren Vertrauen auf die Mithülfe unserer Mitbürger bet der Ausübung »nserer Pflichten sehen wir voll freudigster Zuversicht dem Feste und dem Eintreffen «nserer Gäste entgegen. Leipzig, am IS. Juli L884. Der Rath und das Polizei Amt der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Bretschuetder. N. Lachs. Standesamt. Nächsten Sonntag, den 20. Juli, werden Anmeldungen von Todlaeburlcn und SterbesSllen »ur Vormittag« zwischen 3 und 9 Uhr angenommen. Leipzig, den 16. Juli 1884. Der Standesbeamte Direktor Julius Burckbardt. Bekanntmachung. Die Beschaffung von Mobiliar für die vm. Be» zirkSschnle soll vergeben werden. Arbeitsverzeichnisse und Beoingungen können auf dem Bauamt (RalhhauS, ll. Ober-' geschah, Zimmer Nr. entnommen werden. Die Gebot» sind versiegelt und mit det Aufschrift: „Mobiliar, VIII. Be- zirkö-SchuIe" bi- zum 2l. Juli o. Nachmittag- 5 Uhr auf dem Bauamte einzureicben. Leipzig, am 16. Juli 1884. Die Paudepntatio» de« Rath«. Anctionslacat -es röntgt. Amtsgerichts. Freitag, den 18. d«. Mt»., von 10 Uhr Vormittag« an, Versteigerung von Möbel». Kleidungsstücken, Betten, Wilsche, Haus- und KSchcngrrSltzen re. — Nachmittags 3 Uhr Fortsetzung. Leipzig, am IS. Juli 1884. Vlrltz, Aurttouator. Bekanntmachung. so« Mark Belohnung! Am 81 Mat hat ein Betrüger tnDre-deu an mehrere» Stellen ein möblirtes Zimmer gcmiethet nud t» den betreffende» Behausungen auf Grund grsälschter Post anweisungen Geldbeträge in Empfang genommen, welche unter »rr Abreffe drr Zimmerbermtcther oder »er Adr. jener vermtrther eingtngrn. Am 1. Juni <Pfingfts»nntag> hat dieselbe Person aus gleiche Weise in Loschwty Geld zu erlangen gewußt. Der Betrüger ist unter den Namen Vnrt Mol», TVIII^ Rtvrcunteln, ,,nd ch>I»«rt «tznlutlkurenlnl ans» getrete« mit de« Borgeden, Geld an» Danzig zu erwarten; er ist mittlerer Grütze, etwa L5 Jahre alt. »o» sicherem, hüfliche« Benehmen, war dunkel nu» auftSndig gekleidet und trug dunkelblonden Schnurr- nnd Backenbart. In Laschwttz ist der Betrüger ohne Backenbart ausgetreten. In einem Falle ist bei der Zimmervermtrthert« rin anderer junger Mann, etwa 25 Jahre alt. mit schwarze« Haar und kleinem schwarzen Schnurrbart, etulge Stunden var der Empfangnahme des Geldes durch jenen Betrüger erschienen, um der Brrmirtherin das devarstrhende Ein treffen einer Geldsendung mltzntheilen. Demjenigen, welcher den Gerichtsbehörden «der de« Unterzeichneten derartige Mittheiluiigen «ber die Betrüger mgcht, »atz deren Ergreifung gelingt, wird eine Be lohnung »o« SO« Mark hiermit zngefichert. Dre«»en-Allst.. 15. Jnli 1884. Vor ILalncrlteli» ttdor-lk"«»»t«11ree;t<»r. In Vertretung: Wehlack. Zur Erinnerung an unser» versiolbenen Ehrenbürger Wirkt. Gebeimen Rath, Ordinarius der Juristenfacultät Prof. vr. Earl Georg von Wächter, haben wir die in der Verlängerung der Pleißen-Straße von der Pleiße am Bau« block für da- RcicbSgerickt beginnende bis zur Beethoven- Straße führende Straße II deS südwestlichen Bebauungsplanes Wächter-Straße benannt. Leipzig, am 11. Juli 1884. Der Nath der Stabt Leipzig. Dr. Georgi. Cichoriu». Auctions-Vekanntmachung. Sonnabend, den LS. d. M , Vormittag« S Uhr sollen im Hose des Grundstücks Obstmarkt 3 (Stadthaus, Eingang Mühlgaffe 7) circa L« Eeutner Weizenmehl versteigert werden. Leipzig, den 18. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. .vr. Georgi.Renker. Gewölbe-vermicthung. Eingetretener Umstände halber soll das zeither an Herrn Kaufmann Küntzel vermietbet gewesene Buhnengewölbe Nr. 4 unter dem Rathhause (Markisette) sofort oder nach Befinden vom L. Oktober d«. I«. an gegen etn- halbjähriiche Kündigung DienStag, den 22. d«. Mou., Vormittag« LL Uhr auf dem Ratbhause, I. Etage, Zimmer Nr. 17, an den Meistbietende« anderweit vermiethet werden. Ebendaselbst auf dem großen Saale liegen die Vermie- thungs« und Versteigerungöbkdingungen nebst Jnveittarium deS zu vermiethenden Gewölbes schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, am 7. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Slöß. Erstatteter Anzeige zufolge ist das der Emilie Minna MübtnS au< Rabatz vom Gemcmdevorstand« Trolha b. Halle a/2, ausgestellte Dienstbuch'in hiesiger Stadl abhanden gekommen. Wir bitten, das Buch tm Lusfindungssalle h'.er abzugeben. Leipzig, den 14. Jul, 1884. Da« Pvlizeiamt drr Stadt Leipzig. Bretschneider. D- Bayerische Strohe Ar. 118. Hof. soll Gannabrnd. den 1v. ». M.. 1L'/, Nhr Nachmittag«. Bn« ««mplette Dampfmaschine van 8 Pserdrkrafte», eine Drehbank sür Dampfbetrieb, eine bergleichrn für Fnftbrtrieb, et» Schwnngrab, zwet Schraubstöcke und eine vröckeuwaage «ersteigert werden. Leipzig, den 14. Jnli 1884. vielt, Gerichtsvollzieher Nichtamtlicher Theil. Der Kampf um die Wahlreform in England. Parlament-Müdigkeit, wie sie bei un« spätesten« Mitte Juni cinzulreten pflegt, scheint man in England nicht zu kennen. Wenn dort wichtige Vorlagen zu erledigen siuv, be sonder« wenn ein Kampf zwischen den beiden Häusern ent brannt ist, dann weicht keiner vmn Platze, bi- die Sache ent schieden ist. Je größer die Ausdauer der englischen Volks vertreter in Ausübung ihrer parlamentarischen BerusSpflichten ist, desto schlechter ist es mit der Berichterstattung über die Parlamentssitzungen für da-Ausland bestellt. Der gewissen hafte Sammler der Thatsachen, au« welchen sich die TageS- geschickte zusammeusetzt, ist den englischen Parlamentberiebten gegenüber, welch« un« der Telegraph au« London übermittelt, ratblos- so lückenhaft und förmlich auf die Züchtung vo» Mißverständnissen berechnet erscheinen dieselben. Bon der wichtigen OberhouSsitzung vom 8. Juli, in welcher die zweite Lesung der Wahlreform stattfand, wußte der Telegraph nicht weiter zu melden, als die Stimmenzahl der Anhänger und Gegner der Vorlage. Erst einige Tage später erfuhr man indirect durch den Bericht über die von Gladstone berufene Versammlung der liberalen Mitglieder de« Unterhauses, daß Lord Salisbury eine große Rede gegen die Bill gehalten Hab«, in welcher er cs ablchnte, einen Gesetzcsvorschlag mit dem Strick um den HalS zu diScutiren. In diesem Berichte fehlte aber wiederum die Hauplsache; denn es stand darin kein Wort von dem Compromiß zu lesen, welches die Negierung dem Oberhause anaebotcn hatte, und erst der Bericht über die beiten stürmischen Sitzungen de- Oberhauses und Unterhauses am N. Juli, i» welchen eS zu Auseinandersetzungen zwischen der Negierung und den Conscrvativen kam, brachte die Auf klärung, daß Gladstoue. einen solchen Compromißvorsüilaj, gemacht, daß aber Salisbury kein Wort varüber in seiner Rede gesagt hatte, weil er den Vorschlag al» vertraulich ansah. TaS Compromiß bestand aber darin, daß die con- servativc Mehrheit des Oberhauses di« Wahlreform an- nchnicn und daß dann die Regierung in einer Hcrbstsession eine Bill über die Ncueintheilung der Wahlbezirke vorlegen sollte. Dieses Coinpromiß war sür da- Oberhaus au« dem Grunde annehmbar, weil dadurch die willkürliche Abgrenzung der Wablbezirke bei den nächsten unter Geltung deS neuen Wahlgesetze» ausgeschriebenen Wahlen verhindert wurde. So war also eine ganze Kette von Er eignissen erforderlich, um außerhalb Englands die nölhigen Grundlagen sür das Verstänbniß der wichtigen Vorgänge zu gewinnen, aus welchen eine ganz neue Phase de« englischen VcrsassuiigslebenS beruht. Erst in de» Parlamentssitzungen vom ll. Juli kam die versöhnliche Stimmung der Conscrvativen zum Durchbruch' »nd das sicherste Kennzeichen ihre- Vorhandenseins war der Ausdruck de» Bedauern-, zu welchem sich der couservativ« Heißsporn Lord Churchill berbeiließ. weil er Gladstone gegen über den Vorwurf der Ehrlosigkeit erhoben Halle. Gestalt nahm die versöhnliche Stimmung an durch den Antrag de» Lord Wemyß, welcher dem Oberhaus« eine Resolution deS Inhalts vorschlug, daß die Berathung der Wahlresormbill im Oberhause fortgesetzt werden müßte, um die Annahme derselben noch in der gegenwärtigen Session zu ermöglichen. Auflage L8,««0. Ijbolitirmrnlsprris oiertelj. 4V, Ml. iucl. Bringerlohu b Mk.. durch die Post bezogen 8 ML Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzy »tzne Postbesörderung Ä Mk. «tt Postbesörderung 48 Mk. Inserate stgespaltene Petitzeile 90 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer «. Zifserusatz nach Höhen» Tarif. Lertamen unter dkm Nrdartiinbßrich die Gpaltzeile SO Ps. Inserate stad stet- an die Expedttis» z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnelmweraoäo oder durch Post- Nachnahme. 78. Jahrgang. mit der Bitte, da« Parlament IM Octoberz den Entwurf ter Reorgan.fat'on der WahIcoII g, z ^ welchen da« Cabmet^vorzulegen^versprach. s°°a ^ reformbill dl« königlich« Bestätigung y ursprünglich b? Wcmvß brachte seinen Antrag nicht, wie urzp g adsichtwtwar. schon am Montag em. sondern kündigt- .hn an diesem Tage erst D°nn"Skag^ ^nahme agitirt LL'S ZS- einrutr-t-n. wieder aufgehoben "»dem Gegen d.e MEgre'- al- die Verneinung deS am ^ 2ul, gesaß «us. ylbun^de« ^B-schttisie- ^m °8 Ouli üb-rsiüss,^ m d« Minister de- Auswärtigen, sagt« die Unterstützung deS A traaeS zu und versprach zugleich, für den Fall der Annahme der Reformbill im November" eine Bill due Ncuemthe, ung der Wablkreise vorzulegen. Heute wird demgemäß dre «nr sch-idung des Kammes über die Wahlreform ,.m Oberhause fallen, wenn die ehrenwerthen Lord» nicht Vertagung !,er Sach- vorziehcn sollten^wa« bei der G-gucrschaft Salis- bury'S gegen den Antrag Wemyß sehr leichtmögllchist. Aber eS sprechen viele Gründe für die Annahme deS Antrages, und der Hauptgrund ist die gegen die Eonservativen im Volke herrschend« Ausregung rng-n'hr" Weigerung das Wahlgesetz zu votiren. Am 21. Juli Wird in Hydcpark eine Monstreversammiung von kaum dageweseaen Dimensionen zu Gunsten der Wahlreform stattfinden, und eS fragt fick, ob einer solchen Kundgebung gegenüber die Torie« an ihrem Beschluß vom 8. Juli srsthalteu werden. An ihre« guten Recht, so zu handeln, ist nicht zu zimnseln aber die Et.m. mung ist. trotz der gerade mchtsebr feinen WmkclzUge Gladstone's. durch welche er da- Oberhau« in eine Zwang»- läge versetzt hat. entschieden argen »,« conseiwatrde Mehrheit des Hauses gerichtet. Da« Wort, welche» John Bnght m der Versammlung der liberalen Parlament-Mitglieder vom 10. Juli aussprach, hat gezündet, die öffentliche Meinung verlangt nach einer Verminderung der Rechte de» Oberhanse«, da« unbedingte Vetorecht soll dem Hanse genommen werden, damit hinfort nicht durch sei» Sträuben gegen nvthige Re formen die Ausführung derselben vereitelt werden kan«. So heilsam diese« Veto ist, fo kann e« allerdings auch zum Schaden de« Staate« auSschlagen, und so scheint die Sache mit der Wahlreform zu liegen. Eine Ausdehnung deS Wahlrecht« ist auf die Dauer nicht mehr zu verhindern, wenn nicht die Unzufriedenheit der da« Wahlrecht beanspruchenden Claffe zu Ausschreitungen führen soll. Da- steht auch Lord Salisbury sehr wohl ein. aber er will di« Wahlreform nicht mit dem Strick um den Hal» votiren, er will sie nur unter der Bürgschaft bewilligen, .daß die conservative Partei nicht durch willkürliche Abgrenzung drr Wahlkreise lahm gelegt wird, er will sich der liberalen Regierung nicht mit gebun denen Händen überliefern. Nun erbietet sich Gladstone sreilich, ein Gesetz für die Neueintheilung der Wahlkreise vorzulegen, aber wa» kann eine solche Vorlage helfe», nachdem bereit« die Confervativen ihr Recht durch Annahme der Wahlreform au» den Händen gegeben haben? GaliSburv spricht des halb von seinem Standpuncte au- ganz berechtigt von einen halben Wahlgesetz. Ganz ist da- Wahlgesetz erst, wenn die dnrcb Erweiterung de« Wahlrecht« bedingte Neueintheilung de, Wahlkreise damit verbunden wird. Gladstone will dieses Gesetz erst al- Belohnung sür die Bewilligung der Wahl- resorm geben. Da» nennt er Compromiß. Sali-bury aber nennt e« Hinterlist mit drr Absicht, die Confervativen der öffentlichen Meinung al« Feinde jeder nvthige» Reform an- zoklagen. Tie Bewegung für die Wahlreform in der Gestalt, welche ihr Gladstone gegeben, ist stark und mächtig, die große Maste de« Volk» stellt keine Erwägungen darüber an, ob die Confervativen im Interesse drr Parieitaktik klug oder unklug handeln, wenn sie die Bill annehmen, sondern sie verlangt die Annahme de» Gesetze» mit Ungestüm. Solchem Ansturm der öffentlichen Meinung Stand zu halten, erfordert großen Muth, und wenn Lord Salisbury und seine Anhänger diesen Muth zeigen, so wäre e« leicht möglich, daß sie den Sieg behalten. Die Annahme de« Antrag« wemyß wär en, Zeichen von Schwäche und Furcht, - * Leipzig, 17. Juli 1884. Die .Liberale Correspondenz", da- Organ de« rechten Flügel» der deutsch-freisinnigen Partei, bringt in ihrer ,üngsten Nummer einen Artikel über den national- liberalen Parteitag in Elberfeld, worin sie an der Hand der bisherigen Wahlresultat« ihre Verwunderung darüber aus- die Nationalliberalen auch in der Rbeinprovin, beabsichtig«,, selbstständig vorzugehen. Unter Andern, wird ,n dem Artikel gesagt: In Kreuznach wurde Herrn von Treitschke ,m ersten Mahlgänge ein nationallibcraler Cand.dat gegen!,bergestcllt. Wir dürfen wohl annebmen °°"aUiberaler Seite die-mal Herrn von Treitschke schon ,m ersten «ahtgang, die Stimmen gsibt." L,e wir bestimmt hören, wird Hmr von Treitschke nicht wieder candidiren; di« .Liberale Correspoiiden»" braucht sich ° 2 über die «bstimmnna der natwnallibrralen Wähler im Kreise Kreuznach-Simmen den Lopf zu zerbrechen. Auch die .Kreuzzeiluilg" kann sich be ruhigen, welche sich über eine angebliche Eaudidatur Wehren- «ial"'^ S./miN Wahlkreise sehr nervös erregt zeigt. Sie w ll den .Vortragenden Rath eine« conler. vative» Munster»-, der in ien Wahlkampf e ntr rt den Confervativen «inen Bezirk ,u entreiS,n- " 7.:^'7L" »>»''- «°7Lk.7°'" «'Äl, 7. Tm ^ - biSberlgen Mandat-mhaker. Derr bekannten erregten Versammlungen in Sprendlingen führten, macht ein >m .Franlfurter Journal" veröffentlichtes Schreiben Mittheilungen, denen wir Folgende« entnehmen: Die Geschichte drr Eaudidatur Schauß tü kurz. Herr v. Schaub sprach aus der Landesversammluug drr hessischen Natiouallibcralen am 29. v- M. und imponirtc den dort auweseudeu Vertrauensmännern und Parteimitgliedern an« dem Bamberger'schen Wahlkreise derart, daß die Herren Jeder einzeln aus den Bedanken dieser Candidaiur kamen, wie ein JdeenanStausch sofort nach Schluß jener Versamm lung döcumentirte. Gegen die Wiederwahl vamberger'« hatte sich be- kamitlich schon da« letzte Mal eine bedeutende Opposition gedildrl. Nur da- verspätete Austreten des Begencandibatru, Hryl-Worms, trug die Schuld daran, daß Vamberger noch einmal in den Reichs tag geschickt wurde, dessen Schlußsitzungen rr wahrlich nicht ziert«. Wir waren damals selbst von der Größe der Minorität überrascht. Hatten auch die einsichtigen Elemente im Kreis die Secession von Anfang an verurtheilt, sie glaubten, daß diese- Urtheil doch noch nicht ln solchem Maße von den breiten Schichten der Bevölkerung qetheilt werde, wie sich nachträglich herausstelltr. Unsere Acker- und Weinbau treibend« Bevölkerung muß ja gerade dem Fürsten Reichskanzler für seine veränderte Wirthschaftspolitik dankbar sein, nirgend wo weniger paßt Manchestertheorie und Frei handel hin, denn nach Alzey-Bingen. Unser Wahlkreis hat Vamberger gewählt, als der ehemalige Demokrat sich vor dek Größe deS neuen Reiches und Derer, die eS gründeten, aufrichtig beugte, wir wollten einen nationalen Mann nach Berlin in den Reichstag senden und zu den nationalst gesinnten gehörte damals Vamberger. Wir dachten damals sreilich nicht daran, daß die un« vorgetragene Begeisterung Bamberger'S einfach ein Rausch war, der verflog, wie mancher andere» und von dem ernüchterten Herrn mit der jetzigen Katzenjammerphysioguomie wenden wir uns bedauernd ab. Scho» vor drei Jahren waren eS nur ein paar hundert Stimmen, mit denen Vamberger über seinen Gegner siegte, für welcheu so viel wie gar keine Agitation gemacht wurde. Hat der Wahlkreis sich damals mit solch' imposanter Stimmeuzabl gegen die Secession ausgesprochen — er ist seitdem nicht günstiger auf sie und ibreu Führer zu sprechen. Hat Herr Vamberger damals durch sein Murren von den nationalen Zielen, wie fie un« vor Angen stehen, schon so viele Stimmen gegen sich heraufbeschworcn, er hat sich jetzt um den letzte« Credit bei allen nationalen Elemente» gebracht, sein Gebahren in Commission und Reichstag hat hier tiefe» Eindruck gemocht. Die große Minorität der Reichstagswahlen von 1881 ist tnzwische» wahr haftig nicht für Vamberger günstig gestimmt geworden, wohl aber ist seitdem die Stimmung iu großen Kreise» seiaer damaligen Au- häuaer ins Gegeutheil umgeschlagen, e« sind nicht weniae Wähler, die bei aller Anhänglichkeit an den nationalen vamberger sein neuere« Vorgehen nicht kritisch prüfen «ollen, von ihm und seinem jüngsten Austretru geradezn in unser Lager getrieben wurden. E« ist viel politische- Sin» tu Rheinhesse» »uv ei» gesunder Takt, der da« Rechte zu treffe» »etß, »amentltch tu natiouale» Dinge», nud deide stehe, nicht aut Bumberger's Sette. Ich könnte große Gemeinde, uawhast machen, in denen vamberger früher alle, jetzt kaum mehr den vierten Theil der Stimmen erhält: da« wissen die Gegner so gut wie ich. deshalb ihr verzweifelter «ersuch, auf der ersten Versammlung ,» Sprendlingen die NatGnalliberalr» niederzuschrrien, de-halb die un- wahren Schilderung«« über diese Versammlung in ihrer Presse, des halb die vordatirnng einer freisinnige» Versammlung, dir erst auf den K. Jnli an beraumt" war, auf den 29. Juni, den Tag der natioualltdrrale» LandeSversammlong zu Darmstadt» für welche die nationalliberalen Redner gebnnde» waren, also nicht tu Sprendlingen erscheine» konnte». Und trotzdem deshalb auch da« Ausdletir» Herr» Vamberger'« von dieser Versammlung; Herr Rickert wurde vorau«gefchlckt, um zu sondlren und die Stimmung sür setueu Freund wieder vorzubereiten, wo« die vamberger'schr» Wauderpredigrr lm Kreise seldst nicht zu Wege bringen konnten. * Herr vr. Si^l, welcher kürzlich wegen Beleidigung de« bayerischen Kriegtminister« zu neun Monaten Gefänguiß der- urthrilt wurde, schreibt in der jüngsten Nummer seine« „Vater land" über den „Liberali-mu«": „Er lauert Nur auf ein« Gelegenheit, um wieder zur Herrschaft zu gelangen und dann den Katholiken die frühere Niederlage mit Zinsen zurück- zuzahlen. Wo wir mit Glacehandschuhen anpacktrn, kommt dort die brutale Faust und man züchtigt un« mit eisernen Ruthen." Die „Glacehandschuhe" deS Herrn vr. Sigl dürsten zweifelte« zu den Euriositäten zählen. * Di« Wiener .Presse" bezeichnet al« da« hervor ragendste Ergebniß der Reise de« österreichisch-unga rischen Finanzministers von Kallay in die occupirten Provinzen die Thatsache, daß die ehemaligen Klagen der Be völkerung über die Art und Weise der Verwaltung und über den bo«nischen Beamtenkörper auf ein erträgliche« Maß redu- cirt erscheinen. Die momentanen Wünsche der Einwohner betreffen zumeist materielle Angelegenheiten »nd drehen sich um Besitzverhältnisse und Steuerfragen, in welcher Beziehung allerdings eine gründliche Reform nolhwrndig sei. * In Rußland sind, um den Diebereien der Be amten wirksamer Einhalt thun zu können, die Straf bestimmungen für Aneignung und Verschleuderung fremder, öffentlicher oder privater Gelder beträchtlich verschärft worden. In Zukunft wird Veruntreuung von Summen, selbst unter 300 Rbl., mit Gefängmßhast und Verlust der besonderen persönlichen und Staude-rechte bestraft, wobei auch Leute sogen, .privilegirten Standes" ihre Hast im Gesängniß selbst abzubüßcn haben werden. Ist di« Summe aber eine größere, oder erscheint der Fall scnstwie als ein gualisicirter, so kann sie Strafe bi» zur Verbannung nach Sibirien zur Ansiede lung, unter Verlust aller Rechte, gehen, war bisher nicht der Fall war. * Die Hauptstadt Rumänien« ist am Montag zum Schauplatze lärmender Straßenkundgebungen von geradezu revolutionärem Charakter gemacht worden, welche al« da« Werk der vereinigten Opposition zu betrachten sind. Da» Treiben derselben war so provocatorisch wie möglich. Man hatte eine .Bolklversammlung" einbrrusen, zur Revolte aus- sorderndr Proklamationen vertheilt, und einer der Haupt- hetzer, vrrnrsco, »erstieg sich soweit, Insulten und heftige Drohungen gegen vre Person de» König« au«zu- stoßen. Wenn 'der Maicstät-deleidiger aber gehofft hatte, sich durch solche Zügellosigkeiten seiue» Zuhörern angenehm zu machen, so ernste« der weitere Verlauf der Sache da» gänzlich Verfehlte seiner Speculation. Dl« anständigen Elemente der Bevölkerung protestirten aus da« Nachdrücklichste gegen die Arußeruugcn Brrne-co'-; e« kam zu Thätlichkriten; mehrere Opposition«führer, welche von Revolver» Gebrauch machten, entgingen nur mit genauer Roth dem Schicksale, gelyncht zu werden. Schließlich wurde durch da« Einschreiten der Exeeutiv« zwar die Ruh« und Ordnung wieder hergestellt, aber va« Vorgesalene zeigt doch, welcher Haudlungen die Fnnd, vn gegenwärtigen Situation de« Königreich« Rumänien fähig sind. Bekanntlich fleht ein Besuch de« König« Karl am benachbarte, serbischen Hofe in naher Au«stcht. Wiener Blätter besprachen denselben mit Wohlwollen nnd frenten sich seiner al« ^bmptom«. daß beide in Betracht kommenden Staaten sich >n der Erkeuntniß der Bedingungen ihrer gegenwärtige« und
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