Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.12.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189212204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18921220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18921220
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-20
- Monat1892-12
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- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.12.1892
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Ausgabe: Wochentags Abend» l»nt Datum der nächsten Tage»). — Die Anzeigen sindc» ohne Preisausschlag zugleichBer« breltnng durch die Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. ' Rr. 295. — 12. Jahrgang. — I Verlag«.Anstalt: Alexander Wiede. Chemnitz, ThmtechraßTss I Dienstag, 20. Dezember 1892. Politisch« Rundschau. - Chemnitz, den 19. Dezember. Deutsches Reich. — Vom Kaiserhose. Ueber die Reihenfolge der bevor- slehcndcn größeren Hoffestlichkciten sind die letzten Entschlüsse noch nicht gefaßt; nur das darf als feststehend betrachtet werden, daß das Ordcnsfcst am 15. Januar, das Kapitel des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler am 18. Januar stattsindct. Wenn der Weiße Saal auch noch nicht völlig erneuert ist, so wird er gleichwohl die Stätte für die großen Feste abgcben. — Bei der bevorstehenden Hochzeit der Prinzessin Margarethe, jüngsten Schwester des Kaisers, mit dem Prinzen Friedrich Karl von Hessen wird, wie verlautet, auch der Fackcltanz wieder zu seinem historischen Rechte kommen. Man er zählt sich, der Kaiser wolle gerade diese Hochzeit, als die seiner letzten noch nnvermähltcn Schwester, mit besonderem Glanze feiern. Das Gerücht, daß auch ein Manuctt im Kostüm getanzt werden sollte, be stätigt sich nicht. — Zum neuen deutschen Botschafter in Petersburg ist auf Wunsch des Zaren bckantlich der frühere Militärbevollmächtigte General von Werder ernannt. Da Herr von Werder noch nicht im eigentlichen diplomatischen Dienst gestanden hat, soll ihm ein erfahrener und befähigter Diplomat in Person des Botschastsraths Grafen Ponrtalis zur Seite gegeben werden. — Im Reichstage hatte neulich der Abg. von Stanffcnberg behauptet, Oesterreich-Ungarn vernachlässige im Dreibunde seine mili tärischen Pflichten. Die Wiener Zeitungen bestreiten das entschieden nnd sagen, daß die österreichischen Rüstungen mit denen Deutschlands durchaus gleichwertig seien. — Dem Reichstage wird demnächst der im Bundesrathe beschlossene Gesetzentwurf bclr. die Abzahlungsgeschäfte zugchen. Auch die Beratung des neuen Wuchcrgcsetzes ist im Bundesrathe so weit fortgeschritten, daß dasselbe in Kürze an den Reichstag gelangen kann. — Zugleich mit den» Reichstag hat sich auch die Steuer kommission des preußischen Abgeordnetenhauses bis zum 10. Januar 1693 vertagt, an welchem Tag die parlamentarische Maschine wieder mit Hochdruck zu arbeiten beginnen wird. Die Erörterung über die Militär- Vorlage wird in der Zwischenzeit freilich nicht ruhen, aber klüger wird .man nicht werden. — Die Besprechung über die neue Löme-Affaire dauert fort, bald mit schärferen, bald mit ruhigeren Worten, aber in der Hauptsache besteht kein Meinungsunterschied darüber, daß es für die Firma Loewe k Co. wenig passend war, dem Kriegsminister Boulanger in Paris ohne vorheriger Verständigung mit der Neichsregierung s. Z. Maschinen zur GewehrfabMation anznbicten. Krupp in Essen, Schichau in Elbing, Gruson in Magdeburg und Andere lieferten und liefern Waffenmatcrial an das Ausland, aber nicht ohne Verständigung mit der Neichsregierung, und wenigstens seit 1870 nicht nach Frank reich. Die Organe der Neichsregierung verbergen ihren Tadel für die Firma Loewe L Co. ebenfalls nicht, betonen aber sehr bestimmt, daß diese neueste Affaire mit den „Judenflinten" nicht das Mindeste zu thncn habe, daß die Kricgsbrauchbarkeit der neuen, in der Locwe'schcn Fabrik angefertigtcn Gewehre erwiesen sei. Interessant wäre es, die Firma, es soll eine christliche sein, kennen zu lernen, welche den Maschinenauftrag, den die Firma Loewe trotz ihrer Offerte nicht empfing, erhalten und ausgeführt hat. Man hat auf Krupp gerochen, aber die „Berl. Pol. Nachr." versichern auf das Bestimmteste, daß es seit Jahrzehnten unwiderruflicher Grundsatz der Firma Das arme Ding. Novelle von F. von Kapfs-Essenthcr. (Fortsetzung)- Nachdruck verboten). „Ich weiß es, Herr Doktor," versetzte sie grenzenlos erstaunt. Was hatte die tobte Mutter mit ihrem lebendigen Glück zu thun? „Sie war eine Mutter," fuhr er fort, „wie cs wenige geben mag. Ich habe sie über Alles geliebt, und ich lebe und handle noch heute, als ob sie mich sähe." Welch sentimentale Grille hat er nur, er, den sie „Superbus" zubenannt hatten? Höchst befremdet warf sie ein: „Sie würden doch auch dieser geliebten Mutter wegen Nichts thun, was Ihrer besseren Ncberzcugnng widerspricht?" „Gewiß nicht, Fräulein! Wen» ich in ihrem Geiste handle, so geschieht es ans meiner innersten Seele, nach meiner besten Ueber- zcugung. Wenn ich das Mädchen, das sie mir zur Braut bestimmt hat, zum Altar führe, so thue ich es aus aufrichtiger Neigung, nicht nur darum, weil der Segen meiner Mutter auf dem Bunde ruhen wird." Hertha machte eine einzige, heftige Bewegung. Dann bezwang sie sich und sagte wieder: „So sprechen Sie doch weiter!" In sanftem Tone fuhr er fort: „Es ist eine Geschichte, wie sie hundert und hundert Mal vorkommt. Josephine war meine Jugend gefährtin, ein schwächliches, unscheinbares, kaum hübsches Mädchen. Ich warf mich zu ihrem Richter auf, vielleicht deshalb, weil sie so sehr vernachlässigt und übersehen wurde und weil cs mich reizte, großmüthig zu sein, und das arme Ding zu beglücken. Dann be zwang mich ihre Güte, ihre Bescheidenheit, die unbeschreibliche Rein heit ihres Herzens. Wir schlossen uns aneinander, anfänglich nur wie Geschwister. Meine Mutter war eine arme Wittwe, die von ihrer Hände Arbeit zum Theil die Kosten meiner Studien bestritt. Josephine wurde ihr eine treue Tochter, half ihr, wurde ihr eine Stütze, theilte die vielen einsamen Stunden mit der alten Frau. Das junge Mädchen that dies aus angeborener Güte, aber sie that es auch aus Liebe zu mir. Ich hatte inzwischen Welt und Leben kennen gelernt und vollauf begriffen, daß Fraucnnaturen von solcher Selbstlosigkeit, solcher Hingebung und Liebesfülle selten sind, wie Wunder. Josephine wurde meine Braut." Seine Zuhörerin hatte inzwischen alle ihre stolze Selbstbeherrschung I Wiedergefunden. Sie fragte jetzt nicht ohne Ironie: * Friedrich Krupp in Essen ist, an Frankreich nichts zu liefern. Vor 1870 hat Krupp einmal eine Offerte nach Paris gerichtet, und einen höflichen Brief Napoleons erhalten. — Ahltvardts Gegner ausgezeichnet 1 Der freisinnige Abgeordnete Rechtsanwalt Munckel, welcher im Judenflintenprozeß als Vertreter Löwcs gegen Ahlwardt auftrat, ist, der „Volksztg." zufolge, zum Justizrath ernannt worden. — Gnadengesnche für Ahlivardt. Der „Staatsbürger Zeitung" zufolge ist das Gnadengesuch, welches der Vorstand des Deutsch-sozialen Vereins zu Steglitz für Ahlwardt eingercicht hatte, nach einem Bescheide des Ersten Staatsanwalts Drescher, abgelehnt worden. — Die Wähler des Wahlkreises Fricdeberg-ArnSwalde haben ebenfalls ein Gnadengesuch für ihren Abgeordneten eingercicht. Ob dasselbe das gleiche Schicksal haben wird, wie. das vorstehende, bleibt abzuwarten. Auch der Deutsche Neformverein für Gelsenkirchen hatte an den Kaiser ein Gnadengesuch für den Abg. Ahlwardt anläßlich der Verurtheilung desselben wegen Beleidigung des Berliner Magistrats gerichtet. Das Gesuch ist aber zurückgcwicsen worden, weil die mit der Prüfung desselben beauftragten Stellen sich nicht zu einer Be fürwortung höheren Ortes entschließen konnten. — Demottstiationen Arbeitsloser. In Altona fanden am Sonnabend vor dem Bureau des Stadtbaurathes Stahl Zusammen rottungen Arbeitsloser statt, die ungestüm Arbeit und Brod verlangten. Da von den erschienenen gegen hundert Arbeitern nur vierzig Arbeit erhielten, dauerte die Ansammlung noch längere Zeit an und wurde endlich ohne Ausschreitungen zerstreut. — Auch in einigen anderen Städten fanden ähnliche Kundgebungen statt, doch gingen dort die Leute friedlich auseinander. — Der Xanteuer Knnbenmord. Die „Köln. Volksztg." meldet: Das Gerücht, der Steinhauer Wescndrup sei der Mörder des Knaben Hagcmann in Xanten, wird zurückgcführt auf die Aeußer- ung Wcscndrups in betrunkenem Zustande am 4. November: Busch- Hofs sei unschuldig, er habe den Knaben ermordet. Wescndrup ist fast ständig betrunken und deshalb seine Anssage wenig wahrscheinlich. Die steckbriefliche Verfolgung Wesendrnps hat einen anderen Grund, als den Xantcncr Mord. — Die Cholera. Der „Reichsanzciger" meldet: „Seitdem 28. November d. I. sind dem Reichs-Gesundheitsamt bis zum 10. Dezember zweisvereinzelte, in den „Veröffentlichungen des kaiserlichen Gesundheitsamts" mitgethcilte Ncuerkraukuiigeii an Cholera gemeldet Worden» und zwar ans Altona nnd aus Hamburg je ein Fall, welcher in letztgenannter Stadt einen tödtlichcn Verlauf genommen hat und anscheinend dahin von außerhalb eingeschlcppt worden war. Außerdem ist in Hamburg am 12. d. M. ein neuer Todesfall in Folge von Cholera vorgekommen; auch wurden dort am 16. zwei Neuerkrankungcn aus einem und demselben Hause gemeldet. Jtalie,». — Die Einführung der Ziviltrannng soll jetzt auch in Italien erfolgen. Ein bezüglicher Gesetzentwurf ist dem Parlament bereits zugegangen. Frankreich. — Das Ministerium Nibot hat ans dem schon hinreichend großen Panamaskandal einen noch größeren Skandal gemacht, aber seine eigene Position gewahrt. Die ganze Affaire mit allen Schwindeleien und Bestechungen ist dem Schwurgericht übergeben worden, und nun werden allerdings sehr tolle Geschichten zu Tage kommen. Der alte Ferdinand von Lesseps, der krank und ver bind das stimmt Sie ernst, Herr Doktor?" „Ja," versetzte er mit dem ihm eigenen Freimuth, „das stimmt mich ernst! Denn bisweilen schien mir, als wäre ein viel glänzen deres Glück mir nicht unerreichbar. Aber ich will Treue üben. Ich bin ein Sohn des Volkes, ein halber Bauer, wenn Sie wollen, und da erscheint die Treue mir als erste Pflicht, besonders wo von der andern Seite so heilige Rechte darauf erworben wurden. Vielleicht kam mein Entschluß nicht ohne Kampf zu Stande und dennoch hoffe ich ihn nicht zu bereuen. Halten Sie mich meinetwegen für einen Stockphilister, der der schmeichlerischen Lockung zu einer Reise in das Wunderland der Märchen widersteht, um sich von der geliebten Scholle nicht zu trennen." Sie hatte sich erhoben. „Ich wünsche Ihnen Glück," sprach sie mit kühler Ruhe. „Ich meine, Sie könnten gar nicht anders handeln! Denn Reisen in das Märchenland erinnern häufig an Fahrten im unlenkbarcn Luftballon: man steigt empor und sieht das Feenreich schon vor sich, aber dem Fahrzeug fehlt das Steuer und alle Traumesherrlichkeit verfliegt — versinkt! Am Schluffe sicht man ein, wie gut es war — nur ge träumt zu haben!" Er verbeugte sich, leicht erröthend und seine Lippen berührten leise ihre Hand. Stolz und scheinbar unbewegt stand sie vor ihm; Niemand mochte ahnen, welch ein Sturm durch ihre Seele ging. Sie, Hertha Harmscn, die Unnahbare, Viclumworbene, sie hatte weichen müssen, weichen dem kümmerlichen Gcschöpfchen aus der kleinen Stadt, sie unterlag dem armen Ding! * . * Es war um Ostern, als Camillus Superbus seine junge Frau heimführte. Seine Wahl schien alle Welt zu befremden. Das Paar war zu ungleich. Frau Stolz war ein kleines, bleiches, fast kränklich mis chendes Wesen, schüchtern, unbeholfen, anscheinend beschränkt. Sie wußte sich nicht recht zu kleiden, sich nicht in der Gesellschaft zu be wegen. Schöne Augen hatte sie, aber diese Augen kamen nicht zur Geltung, da die junge Frau sie kaum aufzuschlagen wagte. Camillo Stolz verhielt sich wie ein musterhafter Ehemann, widmete seine freie Zeit ausschließlich seiner Häuslichkeit und umgab die junge Gattin mit allen möglichen Aufmerksamkeiten. DaS Paar erschien nehmungsunfähig, ein altersschwacher Greis, auf seinem Landsitz in der Provinz verweilt, ist außer Verfolgung gelassen, doch hat bei ihm eine Haussuchung stattgefnnden, in der eine Reihe von Aktenstücken beschlagnahmt worden ist. Sein Sohn Karl und zwei andere Ver- waltungsräthc der Panamakanalgesellschast sitzen bereits hinter Schloß und Riegel, der vierte Verwaltungsrath, Baron Cottu, der in Wien war, ist nach Haus gereist, um sich klugerweise selbst den Ge richten zu stellen. Massenhafte Beschlagnahmen von Papieren haben bei allen Personen, welche in den Skandal verwickelt sind, statt- gesunden; cs sollen nicht weniger als zwanzig Millionen zu Gunsten der Panamagescllschaft verausgabt worden sein nnd 3000 Personen sich in den Raub gethcilt haben. Die Ministerbcstechung soll s. Zt. besonders schwunghaft betrieben worden sein. Anklage wegen Be? stcchnng soll zunächst erhoben werden gegen die Senatoren Grcvy und Renault und die Deputaten Proust und Dngcce. Die öffentliche Meinung ist im allgemeinen mit der Einleitung des Schwurgerichts- Verfahrens nnd den Verhaftungen sehr einverstanden, die antirepubli- kanischcn Zeitungen erklären indessen, sie würden scharf anfpaffen, damit kcinerderkompromittirtcnPersoncn derStrafe entgehe.—AUS Dahomry in Westafrikn berichtet General Dodds, daß die einzelnen Häupt linge sich ihm unterwerfen, während der flüchtige König Behanzin mit etwa 2000 Mann im Innern umherirre.. Nach englischen Meldungen hat der König Behanzin aber noch etwa 20000 Mann bei sich, und denkt gar nicht daran, den Kampf mit seinen Feinden schon aufzugcben. — Die Kannnersessio» soll nächsten Sonnabend geschlossen werden. Belgien. — Prinz Albert vor» Flandern, Neffe des Königs und Thronfolger, ist in Gegenwart der ganzen belgischen Hcrrscherfamilie am Sonnabend als Unterleutnant in das Brüsseler Grenadierregiment eingeirctcn. Der König hielt eine kurze Ansprache, auf welche der Kricgsminister General Pontu dankte. — Die belgische Anti- sklavereigcsellschaft fordert zu neuen Geldsammlungen auf, um eine Expedition auszurüstcn, die dem am Tanganhika-See von den Arabern hart bedrängten Kapitän Jagucs Hilfe bringen soll. — Die Müuzkonferenz in Brüssel hat sich bis zum 30. Mai 1893 ver tagt. Es ist das ein offenkundiges Fiasko. > GrosMittMiUeu. —- In Birmah in Indien wurde eine britische Kolonne von dem Eingcborcncn-Stamm der Katschins plötzlich angegriffen. Die Engländer schlugen ihre Angreifer mit einem Verlust von drei Tobten und mehreren Verwundeten zurück. Ein Offizier ist schwer verletzt worden. — Die englische Korvette Rapid hat auf den Salomon- Jnseln in der Südsce sieben große Dörfer der Eingeborenen bom- bardirt und zerstört, weil die Eingeborenen europäische Kanfleute er mordet haben. — Die Schwarzen am Foreados-Flnsse in Westafrika haben sich gegen die britische Niger-Kompagnie erhoben. Der Ausstand dauert nach mehrfachen Gefechten fort. Rußland. Der erzürnte Zar. Wie der „Pol. Korrcsp."von besonderer, anscheinend hochoffiziöscr Seite aus Petersburg berichtet wird, ver lautet in dortigen diplomatischen Kreisen, daß der Zar von den sich gegenwärtig in Paris abspielende» Vorgängen unverkennbar einen überaus ungünstigen Eindruck empfangen habe. In jenen Kreisen der russischen Hauptstadt, welche immer die wärmsten Befürworter eines engen Anschlusses zwischen Rußland und Frankreich waren, hege .".KH wenig in Gesellschaft, wenn dies der Fall war, so hatte Fran Stolz nur einen Gesprächsstoff: ihren Mann, ihren Camillo. Wie er ar beitete, wie er strebte, welche Meinungen er über Dies nnd Jenes hatte. Dies schien -ihr das einzig Interessante, was in der Welt vorging. Man lächelte über sic. Ein recht seltsames Schauspiel war es, Wenn Frau Stolz nnd Hertha Harmscn zusammentrafen. Hertha, schöner, als je zuvor, ruhig, strahlend, lebensfroh, schien die junge Ehe mit Glcichmuth zu betrachten; doch begünstigte sie noch immer Keinen von allen Denen, die sich, mehr oder minder offen, um ihre Neigung bewarben. Frau Stolz hatte sie mit auffälliger Freundlichkeit in ihrem Kreise ausgenommen. Sie hätte dies gcthan, auch wenn ihr darin der Ge heimrath nicht mit so schönem Beispiel vorangegangen wäre, als thatsächlich geschah. Der alte Herr fand völlig in Ordnung, was Camillo in diesem Fall gcthan. Genau besehen, stieg sein Assistent in seiner Achtung durch diese Heirath; er sagte sich: So hätte ich auch gehandelt. Aber Hcrtha's Verhalten hing damit nicht zusammen. Während sie sich dem Doktor Stolz gegenüber einer wohlabgcwogcncn, freund schaftlichen Zurückhaltung befleißigte, nahm sie die junge Fran groß- müthig in ihren Schutz und zeichnete sic bei jeder Gelegenheit be sonders aus. Wenn in dieser Freundlichkeit cttvas Herablassendes zu liegen schien, so lag dies vielleicht gar nicht in Hcrtha's Absicht. Sie überragte, überstrahlte, sie verdunkelte Frau Stolz so augen fällig, daß diese neben ihrer stolzen Schönheit immer kleiner und un bedeutender zu werden schien. Der Kontrast war zu schlagend, fast peinlich. Wenn Hertha der kleinen Joscphine wohlwollende Rath schläge für ihre Toilette gab, so klang das wie leichter Spott. Hertha mochte sich kleiden, wie sie wollte, sie sah immer sieghaft glänzend aus. Der dürftigen Gestalt und dem krankhaften Teint Joscphincn's war nicht aufzuhelfen. Ucbrigens, war es nicht mehr als eine Sinnestäuschung? Schwand die junge Frau nicht wirklich dahin? Wurde ihr Gesichtchen nicht immer blasser und spitzer, ihre Haltung schwankender und ihre Stimme matter? Bald kränkelte sitz thatsächlich, trotz der zärtlichen Bemühungen Camillo's um ihr Wohl befinden. Man hätte meinen können, Hertha'S Schönheit wirke wie ein böser Zauber auf die junge Frau und sie verginge wie ein kleine- Waldblümchen unter den Strahlen der allzu heißen Sonne. (Fortsetzung solgi.ß
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