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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840720
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840720
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-20
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.07.1884
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Erfch-Krt ttgltch früh 6'/,Uhr. Uröitktt«» in» ErpktzMii JohaaneSgasse 33. HPeechßiitei »er Ue»«ctiri: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. I» »e« FUialri für Ins.-Annahme: vtts kt«««. lluiverfitätSstraße 21, Laut« Lösch», Katharincustraße IS, p. «nr »t» '/.» Utzr. UchMtr.TUMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage LS,«OO. ^bonnemrntspreis oiertelj. 4V, M». incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) «tzne PostbesSrdening 32 Mk. «it Postbesörderung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichn iß- L«bellarischrr u. Ziffernsatz nach HSherm Tarif. Nerlamen unter dem Uedartionrstrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate stad stet« an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praannwenuulo oder durch Post- uachnahme. 2V2. Sonntag ven 20. Juli 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vth«ml«>ch»>i. Obwohl die aus dem Festplatz« für da« VM. Deutsche Bundrsschießen errichteten Kuaelfänge so hergrstrllt worden sind, wie die« nach dm bei früheren derartigen Festen ;e«achte» Erfahrungen am zweckmäßigsten erschienen, so ceht man sich doch zur Verhütung jeder irgend möglichen Gefahr für da« Publicum veranlaßt» folgeude Anordnungen zu treffe« r Withread derjenige« Stunden, zu welchen auf dem Fest, platz geschossen wrrd. d. h. am Sonntag de» SO. Juli von 5 Uhr Nachmittag« bi« 8 Uhr Abend« und an den folgende« Lage» bi« einschließlich Sonntag dm 27. Juli vo» Marge»» 7 Uhr bi» Abend» 8 Uhr, bleibt der Gchlrvhtaer Weg von der fog. Knüppelbriieke an der Molitestraße bi« zur Wege-Krenznng t« Uto»«e». hol) sowie der von der Kettenbrücke bi« zum Schleußiger Weg mtlang dem Fluthcanal führend« Pro»re«ade«»eg t« >toa»e»holze für sämmtlichen Verkehr gesperrt. Auch ist währmv derselben Stunden der Besuch der siih» ltche» Ochrebergärte« verboten. Die von Schleußig oder durch die Linie von Connewitz kommenden oder dahin fahrenden Fuhrwerke habm de« Fahr weg durch da« Nonnenholz nach bez. von der Plagwitzer Staat» «inzuschlagm; Fußgänger könne« dm von der Wege. Kreuzung ,m Nounmholze dlrect nach dem Kettenstege zu- sührenden Promenadmweg benutzen. Dm Weisungen der ausgestellt« SicherheitSpostm ist allenthalben Folg« zu leisten. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe hi« zu SO ^4 oder entsprechender Haststrase geahndet. Leipzig, am IS. Juli 1884. De» Skatg ». ha» P»ltz«ia»t h«r Stadt Leipzig. vr, Georgi. Bretschaeider. Vrka««tmachn»-, die Lalholtsche Ktrche»a»lage betreffend. Zur Deckung de« Bedarf« für die römisch-katholischen Kirchen der Erbland« ist für da« lausend« Jahr ein« Parochial» anlage nach Maßgabe der varordmwg vo« 4. AprU 187» in-Höbe Von Stehzeh» Afenntnen »ou jede» Mar» he» »r«al«ckgtg«n^Et»ko««e«fte»ersatze» « zu erheb«. D« hierzu beitragspflichtig« katholisch« Glaubensgenossen werden andurch aufgesordert, ihre Zahlung-Pflicht bei unserer Stadt-Dteuereinuahme, Stadthau«, Odstmarkt Nr. S parterre geleitet werden wird. Leipzig, dm 11. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Vekanutmachllug. Für die städtischen höheren Sckmlen werden im Winter 1884/85 ea. äiSOO Eentner Braunkohl« verschiedener Sorten (Stück-, Nußkohle, Mittelsorte l. und II.) gebraucht, und soll dies« Lieferung an dm Mindestsordernden. mit Vorbehalt der Auswahl unter dm Biete«, vergeben werden. Die Gebote sind bi« Do»»er»tag, de» A4, h. M.» AbendA 0 Ahr versiegelt und mit der Aufschrift " höhere» Schale«" ^bauS II. Etage) Scdingungru zu erfahr«. Leipzig, dm 14. Juli 1884. Der Rath »er Stabt Leipzig. vr. Georgi. Wilisch. Aff. Vetemchmchmtg. Am 1. August d. I., vormittag« 9 Uhr, soll eine größere Axahl alter Straßennamen,. Hau«nummer- und «mdererMetall« schilder auf dem «athhau« 2. Etage, Zimmer Nr. 7, öffentlich an dm Meistbietenden und gegm sofortig« Bezahlung ver kauft werden. E« kommen 2S unbeschädigte und 74 beschädigt« Strafte», schtiher, 137 Stück beschädigte Haa»»a««erschilder und 134 Stück sogenannte Pfetlschtlder, mit eine« Ge. sawmtgewichte von 438.35 Kilo, zur Versteigerung. Leipzig, dm 17. Juli 1884. Der Rath »er Sta»t Leipzig. vr. Georgi. Eichoriu« Vttlnniiniichmr. Die Beschaffung von Mobiliar für die VIll. Bezirks schale soll vergeben werben. NrbeitSverzeichmste und Be> dinauugen können auf dem Bauamt (Rat-Haus, II. Ober- >«schoß, Zimmer Nr. S) entnommm werden. Die Gebote md versiegelt und mit der Auffchrift: „Mobiliar. VIU. Bezirk» Nachmittac schale" bi« zum 21. Juli o. Nachmittag« 5 Uhr aus dem Bau- a»t« «inzureichen. Latzßlg. »« iS. Juli 1884. Die Baadeputatio» »e» Rathe«. Lee im hiesige» «Klempn Vekanntmachung. Ororaeuhaus« dettntrte, am 30. > Wennem ^ . galt 1888 allhter empaer Arno Wennemar Knöfel ist am 3. Verlar» Mouat» ihm verstauet«» «„»gange nicht wieder iu da« Eeorgeuhau« und treibt sich vermuthllch arbeltllo« uud beitelad umber. gedachten KnSsel tm BrtrettuigSsall« zu «erhastr» ' Mtttheilung zu mache». Juli 1884. »O« Polizei»»« der gtadt Leipzig Vretlchneider. ölfdr. Faldix VetßimtmchL«-. von »p Fenster-Nauteaux Otudestsordernde» vergebe» M liage« zn« Einsicht »nb Uawrschrist aX. Verschlossen« Offert, de« Vannvt „GenDeiuMenieeux" find dt« »<> st«. Mt«, utttte^zsld Ihr anher abzngrbr». Die AeOnm, von »p Feuster-Nauteaux inet, aste» Zu» »«»»» s»> « de» Ettndestsorbernd«» vergeh« werbe». Bedingungen Offerten mit Var Vas Archäologische Museum bleibt heute, Sonntag, den 20. Juli, für da« Publicum geschloffen. Der Dtreetorr Overbeck. Auctlouslocal -es Läuigl. Amtsgerichts. Dlm«tag, de« 21. Juli 1884 1» Uhr Vormittag« sollen «ine Partie Möbel. 1 Piautn», Restonratton-utenstlien, Laden» regal«, Ladentafrln, Oberhemden, Hemdeueiusätze, seidene und wollene Spitze". Perlbesätze, schwarzseideur Schuure, Schuhwerk. Porzellan-, Steingnt» und DerorattouSwaar» «. gegeu sofortige Baorzahluug versteigert werde». Leidig. 18. Juli 1884. Ttzierbach, Eerlcht-vollzieher. lg 18. J»N 1884. »»ntgk. Garulsaul«,artttz. Nichtamtltcher Theil. Im» VM. deutsche» Lundesschießen. Zum achten Male seit Begründung de« deutschen Schützen. Kunde« find heute die BundeSmitglieVer au» allen deutschen Gaum vom Rordseestrande bi« an die Alpen zum friedlichen Wettstreit i» einer deutschen Stadt vereinigt. Nach Frank furt a. M., Bremm, Wien. Stuttgart, Düffeldorf. Hannover und München wurde Leipzig die Ehre zu Theil, die deutschen Schützen in ihren Mauern zu begrüße». Unsere Stadt hat sich eifrig bemüht, ihrm Gästen einen würdigen Empfang zu bereit«, «icht »ur durch Ausschmückung der Straßen und Plätze «it Fahnen und Kränze», Tanneureisern und Eichen laub, mit Schild« und Emblem« aller Art, sondern auch durch Herstellung eine« Festplatze-, welcher die Vergleichung mit keinem seiner Vorgänger zu scheuen braucht. Der schönste Lohn, welcher un« für die ausgewmdete Mühe werden kann, ist dif Zufriedenheit unserer Gäste mit Dem, wa« wir ihum darbieten, »nd diese hoffen wir un« errungen zu habm. Wen« di« deutschen StammeSgrnossm heute au« all« Theil-. d^e Re-che« und an« allen Nachbarstaaten, in welchen Dec^h^t.-Ln^. deutsch« Sprache und Art und dmtsche« Wes« gehegt wird, Zusammenkommen, so geschieht oa« in einem ganz ander« Geiste al« zu der Zeit der Gründung de« deutschen Schützenbunde«. Damal« war e« di, Sehn sucht nach einem national« Bande, wa« alle deutsche« Stämme umschließen sollte, welch« die deutsch« Schützen unter einem gemeinsamen Banner vereinigte. Und wenn dadurch auch die staatliche Einheit nicht gewonnen werden konnte, so war e« doch schon rin erhebende« Gefühl, dem Streben nach Einheit wenigsten« auf diese Weis« Au«druck zu verleihen. Der nationale Gedanke ist dadurch wach er halt« und gekrästigt worden, und der deutsche Schützenbund hat an seinem Theile als Vorstufe für die späteren großen Errungenschaften der deutschen Nation seinen »icht zu ver achtenden Antheil beigesteuert. Die deutschen Schützen fühltm sich schon damals ein«, »nd wenn sie sich im Gebrauch de, Büchse übtm, so geschah die« nicht blo« zur Kurzweil, sondern in der tief im Herzen wohnenden Ueberzeugung. daß «inst der Tag kommen werde, am welchem di« deutsch« Nation sich ihrer Kraft bewußt werden und die Fesseln ab« streifen würde, welche ihr die eigene Zwietracht und der gewaltthätige Uebermuth eine« mächtigen Nachbarvolk«« angelegt hatte. Die Zeit« de« Kampfe« um di« deutsche Einheit sind vorüber. Die deutsche Nation erfreut sich heute im Fried« de« unschätzbaren Gute« staatlicher Zusammengehörigkeit. Der deutsche SchÜtzenbund ist nicht mehr die einzige Form, in welcher der Einheit-gedanke lebendig wird, Deutsch land ist heute «in mächtiger Bundesstaat, der die Stellung «ianimmt im Rathe der Völler, die ihm gebührt, und sie z» wahr« weiß. Im Vollgefühl diese« Einheit-bewußtsein« begrüßen sich hmte die deutschen Schütz«, wa« sie bei Aus. richtung ihre« Bunde« gewünscht, gehofft und geträumt habm, e« ist seit vierzehn Jahr« zur Wirklichkeit geworden, und daß dem so ist, kann sie nur bestärken in dem Streben, die nationale Einheit auch durch freudige« Bekennen und Bekräftigen von Stamm zu Stamm zu pflegen und zu be festigen. Deutsche Sprache nnd Art warm zwar auch schon vor zwanzig Jahrm unzerreißbare Einigungsbänder» ab«r es sehlte der schützende Wall, welcher ihr« gemeinsamen Ziel» znstrebende Entwickelung gegm feindliche Kräfte sicher stellte und ihre gedeihliche Bethätiguug verbürgt«. Seitdem wir un» zur Niederwerfung de« gemeinsam« Feinde« ver einigt und zur einheitlichen Gestaltung unsere« staatlichen Dasein« ermannt haben, sind wir zu einer Macht »nd zu einem Ansehm bei allen übrig« Nation« emporgewachsm, welch« un« auch da« entsprechende Selbstvertrauen ge. bracht hat. Ein deutsche» Bundesschießen unter solchen Bedingungm hat eine ganz andere höher« Bedeutung al» zu der Zeit, da wir da« Gut erst ersehnten, wa» wir heute besitzen. Das Band zwischen Sachsen und Bayern, Schwaben und Frauten, Pommern und Alemannen ist hmte rin weit innigere«, festere«, feit sie sich unter dem Reichsbanner die Hände reich« können, aber da« Bedürfnis de» engere» Verkehr« der ver schiedenen Stämme untereinander ist auch ein erhöhte« ge worden, die Verwandtschaft ist näher, die Interessengemein schaft ist lebendiger geworden. Die Angehörigen de« deutschen Hrere« stehen zu einander in vollem KameradscbastSvrrhältniß. e« gieht da keine trmnmd« Schranke mehr, die wie ehedem durch Wohlwollen und Höflichkeit erst üterbrückt werden mußte, der Reichstag, an dessen Wahl all« stimmberechtigt« Männer im Deutschen Reiche theilnrhmm, ist eine gemein same Einrichtung, auf welche die Hoffnung« und Wünsche der gauzm deutschen Nation gerichtet sind. Da» sind Magnet«, welche stärker wirken al« srvmm« Wünsche und sehnsucht-volle Empfindung«, und sie sorg« dafür, daß Zusammenkünfte Deutscher au« allen Gegenden de« deutschen Vaterlandes nachhaltiger wirken und schöner« Früchte der Verbrüderung und Befestigung de« uationalm Bande« tragen, al» da« ehemal« möglich war. Mit unserem mächtigen deutschen Nachbarstaate» mit Oesterreich, verbindet un» eine so herzliche und aus beiden Seit« mit gleicher Freudigkeit gepflegte BundeSgenossenschast, daß wir unser« österreichisch« StammrSgenoffen mit gleicher Innigkeit begrüß« können wie die «ger« LandSlmte. Wir nehmen an d« Geschick« Oesterreich« ebenso warm« Antheil. wie di« Deutschösterrricher an denm de« deutschen Reiche«, und wir wissen, daß wir in der Stunde der Gefahr Schulter an Schulter steh« werden, um un« gegenseitig gegen feind lich« Angriffe zu schütz«. Sie sind den» auch zahlreich herbeigekommm, die österreichisch« Dchützenbrüder, geführt vom Wiener Bürgermeister und unter Darbringung einer schön« Ehrengabe zu dem heiter« Feste. Und wo sonst Deutsche wohnen, in der Schweiz und in Amerika, von fern und nah sind sie nach Leipzig gezogen, weil si« stolz sind auf ihre deutsch«,Nationalität und weil sie die Gelegenheit nicht unbenutzt taff« wolle», einmal im Kreis, ihrer Landsleute sich ein« zu fühl« «it dem groß» deutschen Volke. Da« deutsch^ Bttnde«sch1eßm erfreut sich aber nicht nur der Theiluahme m all« Schichte» de« deutschen Volke«, auch di« Fürst« blick« «it Frmd« und Begeisterung auf da» Thun der deutschen Schütz«. Allen Voran hat der deutsche Kaiser ihn« eine Ehrengabe geweiht uud, mit dem König von Sachsen vereint, dem Feste sein« theilnahm«v»lle Auf merksamkeit zugewendet. Die Füll« , her Ehrengaben darf rin« geradezu außerordentliche genann^T^yH'». von all« Seit» wetteifert man. die Preise '-»^AHklicheH und geschickt« Schütz« zu vermehr«, e« wird sich ei» Wetteifer entfalten, wie kaum je zuvor bei einem der voraugegangmm BundeSschieß«. Und jeder errungen« Preis, jede erworben« Au-zeichnung wird den Krei« der deutschen Schütz« fester schließen und ander«, die ihm bisher fern staue« veranlass«, in ihn «iozutreten und mit zu wetteiferu zur Ehre «nd zum Nutzen de« deutschen Baterlande». So seid un« dmn noch mal« herzlich willkommen, Ihr edlm Schütz«, al«Vertreter und Festig« de« deutschen Einheitsgedanken», «nd wenn Ihr unsere Stadt wieder verlasset, so nehmt unsere herzlichen Wünsche für Euch und Eure Gtammr«genossen mit nach Hause. Leipzig wird Eurer gedenk« und hofft, daß Ihr auch ihm eine freundliche Erinnerung bewahr« werdet. . , * Wahlvorbereitungen. * Zur Parteilage wird un« au» Berlin geschrieben: Man vraucht nur einen Blick aus di» Presse der extrem« Parteien zu werfen, um sofort den Eindruck zu gewinnen, daß, sofern bereit» Von einem Wahlkampf gesprochen werden kann, bezw. soweit die Vorbereitungen zu demselben getroffen werden, man sich von recht« und von link« weit weniger mit dm eigenen Angelegmheit« beschäftigt, al« mit dem gemein sam« Feinde — mit d« Nationalllberalen. viel Feind', viel Ehr'! Insofern können wir e« zunächst nicht beklagen, in gleicher Weise den Groll der Freisinnigen, dm Zorn der Hocheonservativen und den Zorn der Ultra- montan« zu genießen, denn wa« alle drei Parteigruppen un« Vorwersen, ist zunächst unsere Mäßigung und sodann der au» der Ruhe sich ergebend« klare und sichere politische Blick, welcher sich de« Oester« zum schmerzlichen Neide unserer Gegner bewährt hat. E« gereicht un» zu» Genugthuung, wie sich die Freisinnigen .unser« Kops zerbrechen". Bald sind sie besser unterrichtet über unsere inneren Angelegenheit« als wir selbst, bald wird ihn« von einem Freunde de« Herrn v. Bennigsen mitgetheilt, daß dieser hochverdiente Manu wieder ein ReichStag-mandat anuehmen werde, bald wissen sie „genau" — o welche« Wehe für die .Krruzzeitung" und .Germania" —daß l-r, Wehren- psennia wieder in da» Parlament eintret« werde! Ob aber ihre eigen« „Führer" auch ganz sicher sind der Wieder kehr, darum geben sie sich keinem Kummer hm, und doch — wlr werden gar Manchen sehen, „der nicht da sein wird!" Wa» den Demokrat« und extremen Rückschrittlern wie den Männern vom Erntrum so groß« Sorge verursacht, ist die Thatsache, welcher sie sich nicht mehr verschließen können, daß die gemäßigt liberale politische Richtung in de» letzten Monaten in weit« votk-kreis« ganz bedeutend an Anerkennung und Anhang gewonnen hat, daß sich demnach auch mit ziemlicher Sicherheit Vorhersagen läßt, daß dies« Auffassung bei den nächst« Wahlen den «nt- sprechenden AuSdrnck sind« wird. Nachdem di« Ziel« de, Regierung klar dargeleat Word« und die Anerkennung de, »ationalkberal« Patte, gefnnd« Hab«, nachdem di« Auffassung unserer Freunde, daß außer ans dem Gebiete der Socialresorm im Groß« und Ganz« kein« gesetzgeberisch« Arbeit« zu unternehme, sind, daß in handelspolitischer Richtung Ruhe die Hauptsache ist und e« daher bei der „ehrlich« Probe" zu bewenden habe, die Billigung der Regierung gefunden hat. können wir mit de, Regierung geben wir die Regierung mit un«, und zwischen gemäßigt confer- vativer und gemäßigt liberaler Richtung dürste kaum ein wirk lich grunksätzlicber Unterschied zu sind« sein. Diese Auffassung der Verhältnisse — und ihre Richtigkeit dürste nicht zu bestreit« sein — macht rin Zusammengehen der Mittel- Partei« nicht nur möglich, sondern gerade,» zur patriotisch« Pflicht. Je medr Natioiialliberale und gemäßigt Freiconser- vative sich mit tiefem Bewußtsein durchkringe» »nd danach handeln, um so sicherer wird es gelingen» den Radicalis- mu« von rechts und link» zurückzudrängen, um so weniger wird e« zu Stichwahlen kommen, um so weniger werden die Kräfte unnütz zersplittert werden, um so weniger heftig wird der bevorstehende Wahlkampf sein. Nicht darf unser Volk immer mehr in Pattrim aus einandergerissen werden, sondern je weniger Parteien wir Hab« und je größer, stärker und mächtiger sie erscheinen, um so mehr wird der Parteihader verschwind« und eS wird, wie e» allein dem Wohl« de» Staat-weseiw entspricht, nicht darum gerungen werdm, der Partei einen Vortheit zu verschaff«, sondern lediglich ein edler Wettstreit darüber vorhanden sein, aus welchem Wege dem Baterlande am meist« und am besten gedient wird. Bon diesem Standpunkt au» haben wir die Bildung der deutsch-freisinnigen Partei mit Freuden begrüßt, da größere Klarheit in die Situation gebracht wurde. Alle Elemente, Herrn «Lug« Richter ge>chaarl. Ltteier tLoaunon gegenuocr ist allen Partei«, welche sich die Ausgabe stellen, dre Politik de« Reichskanzler« zu unterstütz«, eS von selbst gebot«, zu- sammenzugehen, und die» um so mehr» wenn man wahrnimmt, daß daS Eentrum aus der Lauer liegt, um aus der Uneinigkeit der positiven Parteien Capital zu schlagen, bereit, wenn cs seiner Ausfassung nach eine Thorheit dabei haben kann, mit den Deutschsreisinnigcn gemeinsame Sache zu machen. Da- Centrum ist für eine vaterlandsliebende Partei niemals bündnißsähig, denn in dem Augenblick, wo dieser Partei das Vaterland höher stehen würde als andere politische Interessen, würde eS aufhören zu existiren, und so lange ihm daS Reich in dessen Politik nur Mittel für andere Zwecke sind, hat eS in unseren Augen keine Existenzberechtigung und ist zu bekämpf« vis zur völligen Vernichtung. Dies muß offen gesagt werden — nickt die einzelnen Mitglieder de« Eentrums sind es, die wir bekämpf«, aber da» Ecntrum als politische Partei, al- politische Richtung. Der Friede im Innern kann nicht eher gewonnen werden, als bis eS im deutschen Reiche keine ultramontane Partei mehr giebt. Ander- sieh« un« die Conservativrn gegenüber. Si« sind von der gleichen Lieb« zum Baterlande beseelt wie wir. von derselben national« Gesinnung getragen. Daß sie vorüber gehend mit dem Centrum verbündet waren, halten wir für einen schweren Jrrthum, für eine Selbsttäuschung, in der sie sich befunden, daß die Ultramontan« durch sie gewissermaßen zur Vaterlandsliebe erzog« werden könnten. Aber wir meinen, die Probe war lang« genug, um si« zu überzeugen, daß dies eine Unmöglichkeit, daß sie Gefahr laufen, zu einem Instrument in der Hand de« Herrn Windthorst hrrabzustiiken. Die Zeit der Umkehr ist da. Mit den Confervattvm verbindet un« ferner die innige Ueberzeugung von der Nothwendigkcit, die Regierung in der Verfolgung ihrer socialpolitischen Pläne zu unterstützen. Wie sehr wir bernt und befähigt sind «tgegenzukommen, Hab« die Berathungen über das UnsallvcrsicheruiigSgesetz in der verflossenen RrtchStagssession bewiesen und ebenso dar» gethan, daß nur auf diese Weise sich da« gewünschte Resultat erreichen läßt. Wenn die Conservativrn, der Forderung an eine wahrhaft politische Partei sich bewußt, nicht immer mit dem Kops« vurch die Wand rennen, sondern daS Erreichbare zunächst acceptiren, waS immer nur auf den: Wege deS Com- »romisse« möglich ist, dann werden wir uns gar bald zu- ammenfinden. Daß wir in dem Bestreben nach Einigkeit und Frieden nicht aus den Beifall de- „Reichsboten" zu rechnen haben, ist unS keineswegs unbekannt, bestärktun» aber gerade in der Ausfassung, daß wir unS aus dem rechte» Wege befinden. Wir verlangen und bieten kein Opfer, wir wollen ledig lich denKamps unter de» Anhängern der national- deutschen Politik vermeiden, um unsere Kräfte den gemeinsamen Gegnern ungeschwächt entgegen zu stellen. In den Wahlkreisen, wo ein CcntrumScandiVat oder Deutsch- freisinniger ausgestellt wird, haben wir diesen gemeinsam zu bekämpfen und ebmso gemeinsam für den von conserdativcr oder gemäßigt liberaler Seite ausgestellten einzutreten, welcher die meisten Aussichten für sich hat. Erst wenn keine Gefahr von antinationaler Seite droht, kann oder darf eS dazu komm«, daß conservative und nationalliberale Wähler ein ander gegenüber stehen. Leipzig, 20. Juli 1884. * Wir waren neulich schon in der Lage, kurz mittheilen zu können, daß die in einigen Zeitungen enthalt« gewesenen Nachricht« überAeußerungendes Geh. RathS vr. Koch unrichtig wiedergegeben waren. Die „Berliner Politischen Nachrichten* sind nunmehr in den Stand gesetzt, aus einem französischen Blatte, dem in Marseille erscheinenden „Le Petit Proventzal" vom 13. Juli cr., dasjenige annähernd wieder- zugebcn, was Koch dort in einer ärztlichen Versammlung gesagt hat. Der Artikel in dem genannten französischen Blatte lautet in der Nebersetzung ungefähr: Herr Rirtich, Professor an der medieinisch« Lehranstalt in Marseille, welcher, die von Herrn Koch in der Versammlung der Aerzle im Hospital zu Pharo gemachten Aeußerung« übersetzte, hat unS eine zusammenhängende Darstellung dieser Eoosercnz mit- geiheilt. Die Lholera wird durch ein« Mikroben verursacht, der sich lm Darmcanal und zwar nur im Darmcanal, entwickelt. Damit Jemand die Lholera bekommt, ist eS nothwcndig, daß solche Mikroben lebend in die LerdauungSoraane gelangen, indem sie den Magen passtren, dessen Säure ihnen schädlich ist. Jede Magenstörung begünstigt des halb die Entstehung der Lholera. In Marsrille stehen die Aborte vielfach mit den Rinnstein« in Verbindung. Die WirthschastSwässer münden iu dieselbeu Soff«. Alle« wo- aus diese Weiie aus einem Lholerahaase kommt, ver- breitet da« Sift durch die Straßen bi» in de» Hase». Die Abflüsse a«S deu Kloaken der Stadt verunreinige» durch ihr Elumüudeu in den Hase» diesen letzteren gleichfalls. Die tu diesem gefahrdrohende» Hafen beschäftigten Personen sind der Lholerainfecno» besonder« auSgesttzt. (ViS zmn 12. Juli waren sieb« in diesem Haken liegende Schiffe von Lholera ergriffen.) Auch die Desertion« dieser neuen Fälle von Lholeraerkrankungen müssen nachher denselben Weg zarück- leg«. Durch dies« verhänqnißvollen Kreislauf werde» immer be trächtlichere Mengen von Einwohnern in Mitleidenschaft gezogen. ES ist nothwendcg, einen Ring dieser Kette zu zerbreche». Dieses köunte ^ B. dadurch geschehe», daß all« unreinen Wässer aus eine große Eutsernuug ins Meer abgeleitet werde». Da dies eine längere Zeit zur Aussührunq bcanlprucht und jetzt nicht möglich ist, so müssen alle Aborte geschlossen und dieselben so zugemauert werden, daß sie weder mit den Rinnsteinen der Straßen,
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