Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508072
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850807
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-07
- Monat1885-08
- Jahr1885
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1885
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sssiMMIMmIlll verlassen inner noch r jeden spüle das blich. Das bst warm, »ächc »nd oder Thee »s. wenn im LL-eti» trumpf, celüsfel Halle ist linken das; zu Gebrauch iS diesem ), fe!>!cn. tränen m itdeput» bezügliche »ezahlcii!) Iinvmarke >t meiner nfinerk 'ulverä > »eben »s,Past itn.iizs- D richtete endliche a mußte, schachte! !radc die rrf, aber >ek>altene ^ wenn ich n Dank- encn ich, den hier m sic es cachtmig cl leidet, lach dem in der mzcigen, i. Ich >an nicht l g»t gc- ltriukcn. bossend, , Mittel, t in die tct und liiiaßen, :t. Ich niemals en Mit- etlieilcn, eliutig scheuen 'o möge er Niid früh 6'/, Uhr. Leiaction »nd Lr»editioll Johannesgasse 8. L»rrchk«ndrn der Ledatli«»: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. AM u, »IM»»»« «aakt»»»««» «»»»Icrwl» «M »» »« Vte»»«n-> ,n», »«»«»uch, Unnntz«, »«e sür »re nächfts«>»en», Nunnner üestt««ten Inserat« an Sache«»»,en üi» 3 Ndr Kachmtttaa«. a»L«an- »uv Aesttageusrktzdtt'i.SUhr. 2« de» Filialen für Zus.-^nnahme: v»t« Kle««, Uoiverfitütsstraße 1. Laut« -dsche, Kathanneustr. 28, p. »»r tt« '/,S Utzr. "MM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflags LV,LV«. Ibonnementspreis Viertels. 4', .^lk. incl. Brinqenoyn 5 Mt. durch die Post bezöge« 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebüdren für Extrabeilage» <in Tageblatt-Format gefalzt) ahne Poftbejörderung 3!» Ml. mit Postdesörderung 48 Mt. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut uni. PreiSverzeichniß Tabellarischer u. Zissernsay nach höher»» Tarif. Kkliauirn unter dem Redactionsstrich die4gesvalt. Zeile 50 Pf., vor den Familien nachrichteu die ügespaliene Zeile 40 Pf. Jaserale sind stets an die kypcöilian zu sende». — Rabat» wird nicht gegeben. Zahlung praonumerauüo oder durch Psst- uachnahme. 219. Freitag den 7. August 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Thetl. Vermirtbllng von GeschSstslocalMen. Die zur Heit an Herrn Kaufmann Otto Kamper a»u. vcrmietheten, »n der L. <ktag« de- der Stadtgemeinde gehörigen Hause- Reich-straße alte Nr. 51, neue Nr. 7 befindlichen, au- »iaem Isenstrigen und einen» Sfenstrigea Zimmer nach der Reich-straße, je einem dergi. nach dem Hofe, einem Alkoven und sonstigem Zubehör bestehenden Localitäten sollen vom 1. Oktober d. I. «n gegen elahaibjährliche Kündigung Donnerstag den LS. August d. I., DormtttagS LL uhr auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. IS, an den Meistbietende« anderweit vermietbet werden. Ebendaselbst aus dem großen Borsaale liegen die Ler- mietbung». und Bersteigerung-bedingungen nebst Jnventarium der zu vermiethendea LocalitLten schoa vor dem Termine zur Einsichtnahme au-. Leipzig, den 31. Juli 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Stöß. Wohnungs-Vermiethung. Zn der3. Etage de» Hause-Srllier« Hof. ist eine au» zwei Sfenstriaeu Stuben nach der Grimmaischen Straße, zwei dergi. und einer Lfenstrtgeu nach dein Hofe, zwei Alkoven, einer Küche und meh reren Kammern bestehend« Wohnung vom 1. Ok tober dss. IS. an gegen einhalbjährltche Kündi gung anvkrwelt zu vermiethe«. Mielhgcsnche werden auf dem Rathhause, 1. Etage, Himmer Nr. 17, entgegengenommen, auch können ebendaselbst die Verinielhiina-bevingungen nebst Jnventarium der zu ver- miethcnden Wohnung cingesehen werden. Leipzig, den 4. August 1885. Her Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Stoß. Vekanilluiachung. Die Leuchtkraft beS städtischen Leuchtgase» betrug im Monat Juli d. Z. bei einem stündlichen Confuin von 14ll Litern im Arganvbrenner durchschnittlich da» 15.57 fach« der Leucht kraft der deutschen Normalkerze von 50 mm Flammenhvhe. Leipzig, den 5. August 1885. DeS Raths Deputation z« den Gasanstalten. Bekanntmachung. In unserer Verwahrung sbefindrt sich eia alte« dunkelledern es v«rtem«nnaie mit ueusildernem Bügel und desectem neusilbernen Beschlag, sowie mit einigem Gelbe, welche« einem Knabe» abgenommen worden ist, der dasselbe am 3. duz. auf einer Wiese in der Nähe de« Teich«, aus welchem da« Fischersteche» abgehalte» worden ist, gesunden haben will. Der unbekannte Ligenthümer dieses Portemonnaie« wird hierdurch ersucht, sich ungesäumt bei unserer Criuiinal-Abtheiluug z» melden. Leipzig, am 6. August 1885. Ln» Pslizet-Amt der Stadt Leipzig I. «. Innck, Polizei-Rath. K. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zufolge hat das Dienstmädchen Martha Magdalena Pfotenbauer au« Groitzsch ihr am 10. September 1880 von dem Bemeindevorstaud tu Lobstädt »ub Ne. 75 au«, gestellte« Dienstbuch am 1. Februar ds«. I«. iu hiesiger Stadt verloren. Wir bitten, da« Buch im Auffiudung-falle bei uu« abzuliesern. Leipzig, am 4. August 1885. La» P«ltzeta«t der Stadt Leipzig. I « Junck, Pol.-Ratk. Rsdr. Faldix. 1.LtSdtische?grtbi1dungsschule sSr Knaben^ Wegen vorgenommener Baulichkeiten iu der dritte» Bürger schule kan» der Unterricht der Fortbildungsschule erst Mittwoch, de« IS. Äugnft 1882, Wiederbeginne» (nicht Montag, den 10. Angaft). Leipzig, den 6. August 1885. Dir. F. W. Plisch maa». Kerusprech-verbindungmitandnenSMen. Für die Benutzung von Fernsprech-Verbindungen mit anderen Städten sind von dem Herrn Staatssecretär de« Reicht-Postamtet neue Bestimmungen getroffen worden, welche aus der Sruodlagc beruhen, daß für eine einmalige Benutzung der Satz von 1 -st erhoben wird — ein Satz» dessen spätere Abänderung jedoch Vor behalten bleibt. Für Leipzig ist zunächst eine Verbindung mit Bitterseld und Berit« in Anregung gebracht; die Ausführung hängt «on dkm Make der voraussichtliche» Benutzung ab. Dikjens welche zu einer öfteren Benutzung einer solchen verbiu haben würden und daher bei der Ausführung vorzugsweise interessirt find, werden deshalb hiermit ersucht, eine bezüglich« Mittheilung baldmöglichst und längsten« den IS. d. M. an unser Bureau. Neumarkt 38, gelangen zu laste». Leipzig, den 3. August 1885. Lie Handelskammer. vr. W ach « mut h, Bors. vr. Lensel. S. Auclion. Sonnadend. den 8. August 1882. vormittag» V,1S Uhr sollen im Hosraume de» hiesigen königl. Amtsgericht« 8 schwere Zugpscrdc, 1 Kastenwagen und 2 complete Pferde geschirrt meistbietend gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 6. August 1885. Der Gerichtsvollzieher de» königl. Amtsgericht». Bekanntmachung. Bei dem Unterzeichnete» Guneinderathe kommt die Stelle te« Negistrator« und SportcleinnehmerS am 1. October d. I. zur Er lkdlgung Der Iahresgebalt beträgt 1000 «nd erhöht sich bei zufrieden stellenden Leistungen nach Jahresfrist ans 1080 di« Kündigung ist eine eiamonatliche, Taution wird nicht beansprucht. ^m Berivaltuagssach« geübte Bewerber — aber nur solche — wolle» ihre Gesuche unter Beifügung der erforderlichen Nachweise bi« zum 18. d. M. bei ua« eiareichen. NeuschSaeseld bei Leipzig, deu 6. August 1885,. Der Grmetnderath. Elauß, Bem.-Borst. Nichtamtlicher TheU. Zur Parteitage. u. * Wir haben in unserem vorigen Artikel bereit» bemerkt, daß die Nationalliberalen den Werth und da- Recht der individuellen Freiheit und damit auch jeder individuellen Bildung durchaus anerkennen, aber darüber ist gleichwohl bei ihnen nicht der geringste Zweifel, daß die BolkScrziehung im Ganzen zu den höchsten Ausgaben de- Staate- gebürt und daß sie in positivem, nationalem Sinne zu leiten ist. Für alle geistigen, sittlichen und materiellen Ausgaben de- Leben», welche die Kräfte de» Einzelnen übersteigen, ist die Staats gewalt in Anspruch zu nehmen, und in solchen Fällen sind dem Einzelnen Beschränkungen aufzuerlegen, nicht nur um da- formale Recht, sondern auch um das Wohlergehen der Anderen und des Ganze» zu schützen. Unbedingt hält die natwnalliberale Partei an dem Grund satz fest, daß dem Reich seine Wehrkraft nicht verkümmert werden darf, und die Hingabe der ganzen Persönlichkeit an den vaterländischen Waffendienst wird von unseren poli tischen Freunden nimmermehr als ein Opfer, sondern viel mehr als die höchste Ehre de- Manne- angesehen. Die Grundgedanken der nationallideralen Partei oder de» gemäßigten Liberali-muS verlieren bei ihrer Verbreitung in weitere und immer weitere Kreise naturgemäß nicht nur an geistiger Schärfe, sondern sie werden auch durch die derben realistischen Anschauungen und Bedürfnisse de» "raktischen Leben- inhaltlich modificirt, und die Häupter und iührer der Partei nehmen diese Modifikationen in ihr System auf. ebenso sehr au» dem äußeren Grund, um die Partei zusalnmenznhaUen, al» auch weil sie durch die au» dem Leben gewonnenen Erfahrungen sich innerlich überzeugen lasten. Auch in allen Fragen der gewerblichen Organisation üben die unabweislichen Forderungen des Leben» fortwährend einen mildernden Einfluß aus die Anforderungen der Grundsätze au». Denn zweifellos ist, daß der Principienstreit als solcher für die außerparlamentarische Gesammtheit der liberalen Partei sehr viel von dem Reiz verloren hat, welcher sie früher in ihren Augen umgab. Durch die Erfahrung belebrt, wie schwer jeder reale Fortschritt im Staal-leben fällt, übt die nalionalliberale Partei ihren Einstuß auch heute noch in der Richtung au-, daß auch der parlamentarische Kamps zwar den principiellen Parleistandpunct nicht preiSgiebt. aber doch aus das praktisch Mögliche und Nothwcnvige sich be schränkt — im Gegciisatz zur früheren Fortschritt-- und heutigen „freisinnigen" Partei, welche noch immer da« „reine Princip" anbctct. ES hat in Deutschland, lange bevor der Name be kannt war, Nationalliberale gegeben, nur ist heute Da», waS lange Zeit Sache de- Temperament- oder der per sönlichen Aujfasiungöwcise oder Einsicht der Einzelnen war, zum unterscheidenden Merkmal einer bestimmten Partei geworden. E« dürfte sich da» Wesen der nationallideralen Partei dahin charakterisiren lasten, daß sie ganz im Geist des früheren Liberalismus von theoretischen Ueberzeugungen über den Staat ausgcht, aber in richtiger Würdigung der prak tischen Natur ihrer Ausgaben bestrebt ist. aus die gegebenen Verhältnisse jederzeit die gebührende Rücksicht zu nehmen. Es gereicht der nationallideralen Partei zur besonderen Ehre und bleibt für sie charakteristisch, daß sie wesentlich durch ihren nationalen Zug zuerst zur grundsätzlichen Beschränkung ihre- ursprünglich rücksichtsloseren theoretischen Programms gelangt ist. ES ist unbestreitbar ein Verdienst der nalional- ltberalen Partei, daß sic mehr al- irgend eine andere Partei sür die politische Erziehung der Nation geleistet hat. Die National, liberalen waren eS, lange bevor sic diesen Namen sührten. welche an- der Entmuthigung der fünfziger Jahre heran- zuerst wieder sür den großen nationalen Gedanken in die Schranken traten und schon vor dem Jahre 1866 immer wettere Kreise sür die Ueberzeugung gewannen, daß nur unter der Führung Preußen- da» erstrebte Ziel der nationalen Einigung zu erreichen sei. Und weiter hat eS die nalionalliberale Partei verstanden, der ihr zugesallenen großen Ausgabe gerecht zu werden. Mit der Gründung de- deutschen Reich- war zunächst nur eine für da« innere Staatsleben ziemlich inhaltsleere Form ge geben, deren rasche und entschlossene Ausfüllung mit einem materiellen Inhalt ein« Nothwcndigkeit sür die Erstarkung und innere Befestigung der neuen Schöpfung war. Nimmer mehr hätte vie Rcich»-Regierung mit der nothweubigen Energie Vorgehen können, wenn sie nicht die starke nalional liberale Partei hinter sich hatte, welche ihren SchafsenSeiser aufrichtig theilte. Ohne die nationalliberale Partei würde unsere Gesetzgebung nicht entfernt soweit entwickelt sein, al- sie e» ist, da» müssen auch alle ehrlichen Gegner der Partei anerkennen. Stets war die Partei bereit, bei allen ihr ent gegen tretenden Ausgaben Opfer zu bringen und einzelne- ihr Widerstrebende- hinzunehmen, wenn auf anderem Wege ein ibrer Ansicht nach werthvolle- Gute nicht zu erreichen war. Bedeutsame Verbesserungen de- ursprünglichen VerfastungS- entwursS, namentlich die Veranlivortlichkeit de- Kanzler- und die Einführung eine- svrmlichcn Budget- sür da- Reich, sind in erster Linie den Bemühungen der NalwnaUiberalcn zu Verdanken. Die Nationalliberalen haben bei allen Gelegen- beiten al- aufrichtige und treue Anhänger und Pfleger der Reickscentralgewalt sich bewährt; aber durchaus unberechtigt ist der von den Ultramontancn nnS gemachte Vorwurf, daß sie seiner übertriebenen ccnlralistischcn Richtung sich zuncigen. Bor Allem aber unterscheidet sich die nationalliberale Partei von allen andern Parteien durch die bestimmte und folgerichtige Stellung, welche sie von Anfang an im Cultur- kamps eingenommen hat. Der Inhalt beS gemeinen deutschen Kirchenrechts entspricht durchaus den Anforderungen, welche von dem Standpunkt der nationalliberalen Partei a»S in dieser Beziehung zu stellen sind. Die nationalliberale Partei erstrebt eine möglichst genaue und gewilseubasle Grenzschcidung zwischen Staat und Kirche, so daß die letztere in ihrem kirchlich-religiösem Leben sich frei bewegen könne, in ihrem äußeren Sein aber der rechtlichen Autorität des Staates unterworfen sei. Durch die Natur des modernen Staate- ist diese Forderung mit so unabweisbarer Nolbweiivigkeil gegeben, daß alle überhaupt staat-freundlichen Parteien an derselben sesthalten müssen. Diese Forderung in strenger Durchführung bringt die aationalliberale Partei in entschiedenen Gegensatz zur Partei der .Freuzzeilung"— so daß sie in dieser Beziehung den Recht» radikalen die Besugniß, sich „konservativ" zu nennen, bestreiten möchte. Den Ultramontancn. sür welche Kirche und Herrschaft de» Kleru- untrennbare Begriffe sind, ist die nalionalliberale Partei, welche die Kirche aus ihren natür lichen Inhalt zurllckgesührt wissen will und alle hierarchischen Gelüste und Ucbergrifse bekämpft, al- „schlimmste Feindin der Kirche" verhaßt, und so wenig dieser Vorwurf zutrifst, so richtig ist c« in der Thal, baß die NationaUibcralen die ge- jährlichsten Gegner der Ultramontanen sind. Leipzig, 7. August 1885. * ES scheint, daß auch in den leitenden Berliner Kreisen mehr und mehr die Ueberzeugung zum Durchbruch kommt, daß es gerade in den höheren und höchsten Schichten der katholischen Hierarchie zahlreiche gemäßigte Elemente g>ebt, welche sich der Meute der Hetzcapläne gegenüber in der Lage de» Zauberlehrling- befinden, der die Geister, die er gerufen, nicht los werden konnte. Diese^ruhiaen, gebildeten und wcllkundigen Männer sehen mit Schrecken, welche sittliche Verwilderung der Kampf gegen die weltliche Autorität in ihrem eigenen Lager anricktete, wie ein roher, wüster Ton in der ultramontanen Presse immer stärker um sich greift und wie selbst da- greise Bischof-Haupt nicht mehr sicher ist vor den schmählichen Beleidigungen diese'' sittlich entarteten Presse. ES ergeht den Führern der ultramon- tanen Bewegung eben, wie eS den Häuptern einer jeden ActionSparlei noch immer ergangen ist. Hatten sie im Anfang ihre liebe Notb, die trägen Massen in Bewegung zu setzen, so suchen jetzt die Massen mit dem ganzen Schwer gewicht der Trägheit die einmal angenommene Bewegung sortzusctzen und achten weder aus Signal, noch Bremse. Ta tst der Verlaus aller Revolutionen und Restaurationen ge wesen. eS ist auch der Verlauf der ullramonlanen Bewegung, auS dem einfachen Grunde, weil die ungebildeten und un erfahrene» Elemente stet- die radikalsten sind, während Wissen und Bildung auf allen Gebieten zur Mäßigung mahnen. Es bleibt den nationalen Parteien nichts Andere- übrig, als diese Beobachtung festrustellen und ihr Verhalten darnach einzurichten. Bon dieser Erkenntniß scheint auch ein be- merkenSwerther Artikel der „Norddeutschen Allge meinen Zeitung" auSzugehen, der auSeinankersetzt, daß den deutschen Protestanten selbst ein Mann wie der Cardinal Melcher» in jeder Beziehung well böher steht al- jener fanatische, mit allen deutschfeindlichen Mächten im Bunde liegende Iesuiti-mu-, oer in der maßlosen ultra- montanen Presse fein widerwärtige- Wesen treibt. Das halbamtliche Blatt schreibt: Die „Germania" bringt in ihrer Nummer vom 1. ds. einen „Erzbischof I)r. Krcmentz von Köln''übcrschnebenen Leitartikel, der mit den Worten schließt: „Ans den wichtigen Erzstnhl von Köln wird ein Mann berusen, der sein Amt nicht zur Freude der Cultur- kämpfer führen wird! Die Kölner Erzdiöcesanen haben einen aus- gezeichneten Erzbischof erhalten, aber zugleich ist es ttrchenpolitisch von unberechenbarem Gewinn, daß sein Borgänger, Cardinal Melchers, in den höchsten Rath der Kirche berusen wurde, ein er- sahrener Anführer in dem Kampfe. welchen die preußischen Katho liken schon dreizehn Jahre kämpfen, ein Berather, der genau weiß, wie den Machinationen der Feinde der Kirche cntgegenzutrelen ist." In Dem, was die „Germania" an der Entwickelung der kölnischen ErzbischofSangelcgenheit lobt, hat sie, wenn auch wider Willen, die Wahrheit gesagt. Es ist in der Thal außerordentlich nützlich sür den Frieden, daß ein Mann wie der Cardinal Melchers in den höchsten Rath derKirche berusen wird, und es ist nur zu wünschen, daß das Gewicht seines RatheS nicht durch Jntriguen verkümmert werde; denn Herr Melchers, wenn auch eia hervorragender Känipser im Kirchenstreit, wurde auch von seinen Gegnern stets sür einen ehrlichen Mann gehalten, und vie Anwesenheit eines solchen Mannes im CardinalScollegium, der mit den deutsche» Verhältnissen genau bekannt und vertraut ist, kann für den kirchlichen Frieden immer nur nützlich sein. Er wird ein moderirendeS Gegengewicht gegen die unehrlichen und verhetzenden Einflüsse bilden, welche durch die Jesuiten- presse in Deutschland auS anderen als objektiv kirchlichen Interessen aus die Curie geübt werden. Wir halten den Lardipal MelcherS für einen wahrheitsliebenden Manu, wenn wir auch über DaS, waS Wahrheit ist, vielleicht mit ihm nicht einig sind. Dieselbe Anerkennung können wir den deutschen Lullur- kämpfern des Jesuitenlagers nicht zollen; letzter« ist eS nicht um die katholische Kirche zu thun, sondern um die Bekämpfung des deutschen Reiches und der evangelischen Dynnstien. Von Cardinal MelcherS nehmen wir an, daß ihm diese weltlichen Zwecke lern liegen und daß er, wenn auch nach unserer Meinung anders gläubig und übereifrig, nur die katholische Kirche ohne Neben absichten vertritt. Wir bedauern nur, daß er seinen zweifellos dem Frieden nützlichen Einfluß im „höchsten Rathe der Kirche" in keinem andern Idiom als dem lateinischen gellend zu mache» im Stande ist, da die deutsche Sprache in diesem Rathe nicht verstanden wird und Cardinal MelcherS des Italienischen nicht mächtig ist. ES liegt eine Noblesse, wie echtes Macktgesühl sie zu ver leihen pflegt, in diesen männlichen Wvrlcn, welche einem alt- römischen Grundsätze gemäß nach dem Kampfe auch den Gegner gern anerkennt. * Der „Danziger Zeitung" zufolge werden die die-jährige» UebungSreisen de- Großen GeneralstabeS in der Zeit vom 15. August bis 2. September in den Provinzen Posen und Wesipreußen unter Leitung des Generalquarticr- meisterS GenerallientenantS Grasen d Waldersec stallsinkcn. Tie Reisen werden voraussichtlich in Tborn beginnen und je nach dem Verlaufe sich zunächst over später in den, Regierungs bezirke Marienwcrder sortsetzen. An der UebungSreise werben theilnchmcn der Chef VeS GeneralstabeS des bayerischen Heeres, der Inspekteur der 2. Landwehr-Inspection, 6 AdlheilungSchesS bezw. Regimknt-coinmandcure, 15 StabSoisiciere. 8 Haupt- lcute, 4 Intendanturrälhe und l Suballernbeamter; scrner sind dazu commandirt 5 Unterofficiere und 50 Gemeine. * Der „Elberfclvcr Zeitung" zufolge umfaßten die von vr. Iühlke sür die Ostasrika Nische Gesellschaft ge machten neuen GebietSerwerbnngen am Kflima-Ndscharo mehr al- 1000 Ouadratmeilen. * Die dem österreichisch-ungarischen gemeinsamen Ministerium vorgeleglen Pläne über die Regelung be» Eisernen Thores sind an das ungarische Strombauaml zurückgclangt. Da- Kriegsministerium nimmt die Ptäne unverändert an bi» aus die Bestimmung, welche den Schifffahrlscanal zu nahe an die serbische Grenze verlegt, während da- Ministerium verlangt, daß der Eanal zwischen Ptvcsa und Kazan gezogen werben solle. Nachdem die Pläne diesem Wunsche gemäß umgearbeitet sein werden, soll ans Grund derselben noch im Decembcr diese- Jahre» ein öffentlicher Wettbewerb aus die Arbeiten ausgeschrieben werben, Deren Kosten aus l2 Millionen Gulden veranschlagt sind. In da- nächste Budget de- Verkehr-minister- werden unter dem Titel „Regulirunq de» Eisernen ThoreS" 3 Millionen eingestellt. Tic ganze Schuld soll in 4 Jahren getilgt sein. Wie man sieht, 'geht Tisza ernstlich daran, die im Berliner Vertrag übernommene Ver- pflichtung der Monarchie zu erfüllen. * Au» Siebenbürgen schreibt man der „Post": In Folge de- vielverbreilete», »ach Deutschland sogar telegraphisch übermittelten Schreibens des Ministers Tresort >>l die ganz, magyarische Presse wieder einmal gegen die staalsscindliche» Sachsen entfesselt. Dabei kommt auch zu Tage, was der eigentliche Gegen stand der Bittschrift des ConsistoriumS der evangelische» Landeskirch- in Siebenbürgen war. Die kirchliche Behörde hatte seit mehreren Jahren die gesetzlichen Anordnungen über den magyanichen Unter richt in den deutschen Volksschulen gewissenhaft ausgeführt. Zu An fang d. I. trafen nun aber Mintsterialrescripte Bestimmungen, welche den Unterricht in der deutschen Muttersprache gefährden müssen. Danach soll diese „in Anbindung" mit der magyari schen gelehrt werden, wodurch das Kind von vornherein im deutsch Denken und deutsch Sprechen gelähmt würde. Ferner ist ein Lehrplan vorgeschrieben worden, welcher gegen die gesetzlichen Bestimmungen die ganze Einrichtung der deutschen consessionellen Schulen alteriri. Nicht gegen den längst in umfängt licher Weise ertheilten magyarischen Unterricht richtet sich d e Kirchen, behörde, welcher die Sicherstellung des Religionsunterrichts obliegt, sondern sie bittet nur um die Erhaltung eines ausreichenden Unter- richtS in der hochdeutschen Sprache. Es ist bekannt, welche traurigen Folgen die Desorganisirung der deutschen Volksschule im Banat gehabt hat, wo Lehrer, die in magyarischen Seminaren ausgeiiloet worden, thätig sind. Der Religions-Unterricht gcrietd in Verfall und die Demoralisirung, namentlich unter der weiblichen Dorf bevölkerung, griff um sich. Bor diese» oder ähnlichen Folgen, welche selbst an hoher Stelle dem magyarischen Chauvinismus zu geschrieben werden, will die evangelische Kirchrnbehörde in Sieben bürgen ihre Gemeinden bewahren. „Pesti Naplo" »nd in gleichem Tone andere Blätter erklären dagegen: „Georg Teutsch, der luthe rische Bischof, ist der sächsische Stroßmayer. Er hat ein Memoran- dum gegen den obligaten Unterricht der magyarischeu Sprache in den Volksschulen eiagereicht und fährt fort, Deutschland gegen Ungarn auszuwiegeln. Der Minister hat ihm zutreffend geantwortet, daß er >ede Transactton ablehne. Allein er geräty als großer Deutschen freund zugleich dahia, d>ß iu Ungarn jeder gebildete Mensch deutsch kenne» müsse. Daher solle in jeder Mittelschule der ttiiterrntit darin obligat sein. Mehr kann ein deutscher Prosrssor nicht einmal im Traum verlange»! Aber wer hat vollends dem Minister den Gedanken einer sächsischen Hochschule gegeben? Können den» die sächsischen Psarr-Landidaten nicht aus die Prehburger oder Lperies'ichc Theologie gehen? .Und nun folge» weitere Vorwürfe an den Minister, aus denen man ersieht, daß mau in Ungarn, wie in Deutschland, das scheinbar sekundliche Zugestüudniß mißversteht, welci rü lediglich be- zweckl, die Sachsen an dem seit Jahrhunderten bestehenden Besuch der deutschen tlawersititen zu verhindern. Um dies durchzillctzkn, wird es aber der Aushebung von Gesetzen bedürfen, welche der sächsischen evangelischen Landeskirche zur Sriie stehdn. Dem „Pesti Naplo", welcher dem Minister Tresort den obligaten deutschen Unterricht aus den Gymnasien in Ungarn zum Vorwurf macht, wird mau füglich die Frage vorlegea können, ob etwa Polnisch oder Jtalieuisch als Tultursprache au seine Stelle treten solle. Der Anerkennung der Thatsache aber, daß bisher iu Ungar» Der sür ge bildet galt, welcher Deutsch sprechen konnte, wird sich auch „Pesti Naplo" nicht entziehen könaen. Und wir geben die Hoffnung nicht aus, daß eS dabei auch ferner seine Bewenden behalten werde. * Die Neuwahlen sür da» englische Parlament finden den „Daily New»" zufolge in der dritten November woche statt; da- neue Parlament tritt im Dcccmber zu sammen, wird sich nach der Sprecherwahl und der Eides ablegung der Mitglieder aber bi- Februar vertagen. Großes Aussehen erregt der schon erwähnte Artikel der „Pall Mall Gazette", welcher den baldigen Rücktritt Giadslone'ö und Dilke'S vom parlamentarischen Leben in Au-sichl stellt und Förster al» den künftigen Führer der Liberalen bezeichnet. In dem betreffenden Artikel hrißt eS u. A.: „Es ist eine andere wichtige Thatsache vorhanden, Vie fast ebenso sehr wie daS Verschwinden des Herrn Gladstone dazu beitragen wird, die liberale Einigung in ein Cbavs zu verwandeln. Gegenwärtig scheint jedwede Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden z» sei», daß einer der hervorragendsten liberalen ChesS. der von Vielen al- der wahrscheinliche Führer deS Unterhauses in nicht ferner Zeit betrachtet wurde, sich in Kurzem vom öffentlichen Leben zuriickziehen wird. Wir brauchen nicht aus die Ursachen hin- zuweisen, wir wiederholen nur, wa» seine intimsten Freunde und politischen Genossen sagen, wenn wir constotiren, daß wahr scheinlich im nächsten Parlament ein Mitglied deS liberalen Stabe- vermißt werben wird, dessen Anrecht aus eine» ersten Platz an- StaatSgründen bislang unangesochken war ES giebt keinen Liberalen im Lande, der nicht suhlt, daß das gleichzeitige Verschwinden Mr. Giadstvne'S, sowie Sir Charles Dilke'S vom politischen Firmament die Zusam mensetzung der liberalen Partei gründlich verändern würde. Natürlich mögen beide Führer bleiben und Alles mag in slutu qno bleiben; wir bezweifeln dies jedoch. Wir werden der neuen Acra mit neuen Führern und einem neuen Programm zu begegnen haben, und gegenwärtig ist eS sehr schwer zu sagen, wer die Führer sein mögen und wie da« neue Pro gramm sich formuliren dürste. AileS, waS klar wahr- genommen werden kann, ist. daß daS neue Programm in großem Maßstab social sein wird. Aber was die neuen Führer anlangt — wo sind sie?" Die „Pall Mail Gazelle" weist schließlich aus Mr. Förster bin. * Im englischen Obcrhause wurde kürzlich das Thema der auswärtigen Politik Englands, iiameut- lich in Bezug aus Afghanistan und Egypten, mit behaglicher Breite erörtert. E? ist zwar jetzt nicht die Zeit epochemachen der diplomatischer Enthüllungen, daö hinderte aber nicht, daß die LordS des Oberhauses den Vorgängen au der asgb> nis be» Grenze und im Nillande eine mehrstündige Aufm lsamlen gönnten. Lord SaliSbury wohnte der Sitzung an ui,o ergriff zu sehr umständlichen Darlegungen daS Wort, allein man erfährt aus denselben nicht mehr, als waS schon vor dem bekannt war, und zu positive» Neubekenntnisieu zeigte der Premier sich durchaus nicht geneigt. Zu solchen lag auch'weder ein direcler Anlaß, ncch auch das beiiölhigte Material vor. Die Verhandlungen mit Rußland sind gegen wärtig. wenn nicht ganz und gar eingeschlascn, so dock an einem Puncle angelangt, wo sie vermuthlick sür längere Zeit, so lange al- die Urlaubsreife de» Herrn von Gicrs währt, verweilen dürsten. Einen drängenden Charakter weist die derzeitige Conjunctur weder nach englischer noch nach russischer Anschauung auf. Auch waS Londoner Telegramme von russischen und asgbamsche» Truppenbewegungen zu berichten wisie», fällt an- dieser Gesicht-linie nicht heran», da sie fick innerhalb der beiderseitigen Demarcation-linien vollziehen und keinerlei Anivruch aus militairstratezische Bedeutung erbeben. Mißlicher sieben die Tinge im Sudan. Der Tob LeS Mabdi scheint zunächst aus die Stärke Ver Redellenbewegung ohne den ge-
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