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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-23
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1884
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Nrdartion «nd Lr-edition JohanneSgaffe 33. -prechkundro der Nr-action: BormittagS 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. R«r« MS,«d« ein,«t«»»t»r »»ch« sich dlk Nrd»cll«n mcht »«tl»dl>ch. N»««tz«, »er für »te uSchfts«l,e»tz« Nummer »efttmmte« Jnser««» «« S«chenta,en -iS 3 U»r Rachmitts,», a» Lonn- uu» Festtagen srit StS',,9 Utzr. 3» -e» Filiale» stir 3ns.-^unah«e: Otto Klemm, UniverstiätSstraß« 21. Louis Lösche, Katharinenstraße 18, p. nur bis '/,8 Uhr. ^SL05. Anzeiger. Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 18,00«. Ävonilrmentspreis oiertelj. 4'/, MK. iocl. Bringeilohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderung W Mk. «tt Postbesörderung 48 Mk. Inserate ögespaltene'Petitzeile SO Pf. Größere Schristeu laut unserem PreiS- verzeichniß. Tabellarischer u. Zifferusatz nach hSherm Tarif. Uerlamrn unter dem Uedactionsstrich die Spaltzeile 50 Pf. Inserate find stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraenumk-rnnä» oder durch Post- Nachnahme. Mlttwoch ven 23. Juli 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Warnung. Da sich bei dem bisherigen Schießen aus de« Fest» Platze herausgestellt hat, daß trotz aller Vorsichtsmaßregeln einzelne Kugeln über die errichteten Kugelsänae hinweggrhen, so wird das Publicum nochmal- aus unsere Bekanntmachung vom IS. diese- MvnatS bmgewiesen und zugleich auch davor dringend gewarnt. da- südlich de- Schleustiger Wea- und der Pleitze tn der Schußlinie liegende Terrain während der Stunden von Morgen« 7 Uhr bi« Abends 8 Uhr zu betreten. Leipzig, am 22. Juli 1884. Der Rath u. da- Polizeiamt der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Brelschneider. Vekanntmachung. DaS 20. Stück des diesjährigen ReichSgesehblattcS ist bei uns eingegangen und wird bi- zu« IS. Augast diese- JahreS aus dem RathhauSjaale zur Einsichlnahsne öffentlich aushängen. Dasselbe entbält: » Nr. 1554. Gesetz, betreffend die Abänderung der Maaß>»und GewichtSvrdnung vom 17. Augüst 1868. Vom 11. Juli 1884. Nr. 1555. Schlußprolokoll zu dem Vertrage zwischen Deutsch land und Luxemburg, betreffend die Herstellung einer Eisenbahn von St. Bilh nach Ulflingen, ck. ck Berlin, den 2t. Juli 1883 (Reicks-Gesetzbl. von 1884, S. 66). Vom 2l. Juli 1883. Nr. 1556. Bekanntmachung, betreffend eine Abänderung deS Verzeichnisses der gewerblichen Anlagen, welche einer besonderen Genehmigung bedürfen. Vom 12. Juli 1834. Leipzig, am IS. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krbgl. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß Her- Referendar Heinrich Schecker von uns als RathS- rcsere.',^ anze,stellt nud i» Müht genommen WördSn U Leipzig, den 23. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Hentichel. Veliunntmuchungl Wegen Umbaues der HaupliLlcuße wird die Mtnd» mühlengaffe von Montag den 28. diese- Monat- ab aus die Dauer der Arbeiten für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 22. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hcnnig. Bekanntmachung! Bon Montag den 28. Juli diese- Jahre- ab wird die über de» AugustuSplatz führende Fahrstraße wegen ASp. allirung der>elbcn auf die Dauer der Arbeiten für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig» am 22. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hcnnig. Srlc-igt hat sich unsere Bekanntmachung vom 22. August vor. IS., die ledige Christiane Bertha Riedel au» Roda be treffend. Leipzig, den 17. Juli 1884. Der Rath -er Stadt Leipzig. lÄrnrea-T'int.) I. A.: Richter, Ast. Hoher. Biekßakls -Bekanntmachung. Gestohlen wurden alltzier erftaiterer Sn,eine zukolae: 1) Ein kindermäntelchcu von schwarzem Winterstoff, mit zwei Reihe» Steiiinußknöpsen. Kragen, Aermelaufschläge und Taschen- besatz von schwarzem Plüsch, sowie ei» Muff und ein Kragen von sckgvarzem Pelz, au« dem Borsaal einer Wohnung in Nr. 23 der Südstrabe, in der Zeit vom 20. Mai bis 15. Juni ». e.; 2) ein Lpazirrftack von Ebenholz mit langem geraden Griff von Elfenbein, an welchem ein Wappen in erhabener Arbeit ein- geschnitten ist, sowie mit neustibernem Ring mit einer Dedication und neusilberner Zwinge, aus einem Gastlocale in Nr. 8/10 der Hainstroße, am 1. ds«. MtS.; 3) ein Paar Hausschuhe mit bunigefticktem Rosenmuster, au» einem gleichen Locale in Nr. 97 der Berliner Straße, ln der Zeit vom 8. bis 13. di«. Mls.; 4) ein Partemonnate von schwarzem Leder, mit gelbem Bügel, enthaltend 4 ^l 65 in drei Markstücken und div. kleiner Münze, au« einer Wohnung in Nr. 7 der Mahlmannstraße, am 12. ds«. Mts. Abends; b) ein schwarz und weißer Herren-Strohhut und zwei weiß- leiaenr Taschentücher, gez. 1. «nd 4.» au- einem Schlaflocale in Nr. 10 der Windmühlengasse. vom 11. bi« 14. ds«. MtS.; 6) ein MannSrock von ichwarzbraunem graugesprieselten Stoff, mit einer Reihe Knöpfen und schwarzem Futter, aus einem Arbeits plätze tm Grundstück Nr. 15 der Schenkendorsstraße, vom 12. bis 14. ds«. MtS.; 7) eine silberne Eylindernhr mit Secunbe, Goldrand und geriefter Rückseite mit eingravirtem Schiffchen, nebst kurzer lang- gliedriger Nickel kette, aus dem Ankleideraume im FischennnungS- Bad», am 16. dss. MtS. Nachmittag«: 8) ein E««mer Uederzieher von dunkelgramnelirtem Stoffe, mft einer Reihe Knöpfen, verdeckter Batterie, Schooßtaschen mit Patten nnd schwarzem WollatlaSsutter, au« dem Borsaal einer Woh nung in Nr. 88k der Windmühlenstraße, am nämlichen Tage; 9) ein Geldtäschchen von schwarzem Leder, mit neusilbcrnem Schlößchen, enthaltend ca. 125 in einer Hundertmarkbanknote zwei Fünsmarkstücken in Gold, da« Uebrige in Mark- und Fünfziqpsennigstücken, sowie »ine Mitgliedskarte dt« Kaus- minnischrn Verein-, mittelst TaschendtrdstahlS in einem Restau- rotionSlocale auf dem Schützensekplatze, am 17. ds«. MtS. Abend«: 10) eine nenstlberne Chlindernhr mit Sekunde, gelbgerändettem Zifferdlatte und geriester Rückseite mit woppenShnlichem Schildchen, au« einer Stube »n Nr. 11 der Windmühlenstraße, zu derselben Zeit; 11) vier Deckdette», vier Unterbette« uud vier Aapstiffen mit JnletS »heil« von rother, »heil- von rosa Farbe nnd vier Gtepppecke«, zwei von roihgkblumtem «nd zwei von buntgeblümtem Kattun, au« einem Bodenräume in Nr. 4 der Gottschedstraße, tu der Zeit vom 8. bis 18. dss. Mt«.: 12) eine Geldsumme von 21 Mark, t» einer Doppelkrone »nd einem Markstücke, aus einer Kegelbahn im Grundstück Nr. 8 der Blücherstraße, vom 17. bis 18. ds«. Mt«.; 13) ein schwarzlcdernes Portemanuaie mit Stahlbügel und einem Inhalte von 1 Mark 5b Pfennig, in Fünfzigpfennigstücken. einem 10 jährigen Mädchen auf dem KSnigSplutze au» der Haud genommen, am 18. dsS. MtS. Mittag«; 14) ein Geldbetrag von 2V in zwei Kronen, aus einer Wohnung in Nr. 19 am DSsener Wege, in der Nacht vom 14. zum 15. dss. Mt«.; 15) eine schwarz-, roth- und blaugestreifte wollene Pferdedecke, au einer Seite mit schwarzer Borde eingefaßt, au- einem Wa;en, welcher aus dem Fteischerplatze gestanden hat, am 19. ds». MlS. Vormittags; 16) ein Partemonnate von braunem Leder, mit gelbem Schlößchen, ru,haltend 4 ^l 8V -4, in vier Markstücken und div. kleiner Münze, mittelst Taschrudtebftahld in der Grimmaischea Straße, zur nämlichen Zeit; 17) eine Geldsumme von ca. 12V ^l, t» einer Doppelkrone. vier Kronen, etwa 55 >l in div. Silbermünze und einem Coupon über 6 .< auS einem Parterrelocale in Nr. 7 der Blücherstraße, in der Nacht vom 18. zum 19. ds«. MtS.; 18) eine silberne Ankrrudr mit Secunde, Sprungdeckel und ciselirter Rückseite mit Plättchen in der Mitte, ferner ein Thalrr, -sowie ein Lamme» übcrztrdrr von schwarzem Kammgarnstoff. Mit einer Reihe Knöpfen und schwarzem WollatlaSsutter, ein Jaguet von starkem blauen Stoff, mit einer Reihe Nnöpsen, schwarz- und weißgestrcifiem Aermel- «nd scknvarzem Schooßiutter. ein Paar kalblederne Schuhe, säst neu. zum Schnüren, ein leinene« Ober hemd, gez. k. 6. und ein Sparkassenbuch der hiesigen Spar- casse, auf Traugott Otto und über eine Einlage von 90 lautend, a»S einer Wohnung in Nr. 1 der Großen Fleischergasse, am 19. dss. Mts Vormittags: 19) ein schwarzlederneS Portkmonnate mit weißem Bügel, ent haltend I .^l 12 in einem Markstücke »nd kl. Münze, mittelst Taschendiebstahls tn der Grimmaischen Straße am 19. dss. MtS. Abend«: 20) ein Geldbetrag von ea. 12 ^l tn Nickel- und Kupfer münze, aus einer Rrbeiterstube im Rayon de- Dresdner Bahnhof«, zur nämlichen Zeit; 21) eine gestrickte Geldbörse mit weißem Bügel und einem In- halte von ca. ß in einem Tbaler, einem Zweimark-, drei Mark stücke» und stimer Münze, mittelst Taschrndtebuahl» tn der Promenade a» Plaucnschen Platze, am 20. ds«. MtS. Vorm.; 8S) ei» GAtz „schchrn von schwarzem Leder, enthaltend etwa 1V in Zem llvv «mark-, sechs Markstücke» und diverser kleiner Münz«, a«st7>tichc*^bus« in der Soethesteaßr, au« nämliche« Tage Mittag-; 23) ein ebensolche« Portemonnaie ml» Stahlbügel und 1 ^l Inhalt, aus dieselbe Art iu der Zeitzer Straße, am gleichen Lage Nachmittags: 24) ein Geldtäschchen von braunem Leder mit gelbem Schloß, enthaltend circa 2V Mark, in einer Doppelkrone und divcrser Silbermünze, auf gleiche Art aus dem Schützcnfestplatze zur näm- lichen Zeit; 2b) ein Partemonnate von schwarzem Leder, mit Stahlbügel, enthaltend ca. 7 Mark, in einem Ihaler, zwei Markstücken und div. kleiner Münze, ferner eine EoraUenkette mit ebensolchem Kreuzchcn nebst gold. Schlößchen und ein LattrrielooS der Sächs. Lanbeslotterie, am nämlichen Ort auf gleiche Weise und zu derselben Zeit; 26) eine schwarzlederne Tasche mit weißem Bügel, ebensolchem Beschlag und einem Inhalte von ca. 8V ln div. Münzen, in einem Restaurationszelt auf dem Lchützcnscstplatze, am 20. d)S. Mts. Abends; 27) eine silberne Eyltnderiibr mit Secunde und Goldrand, nebst kurzer goldener Kette mit Patenthaken, mittelst TaschriiSteb- stahlS in einem gleichen Locale aus dem Festplatze, zu gleicher Zeit; 28) ein Sommerübrrztehcr von schwarzbraunem Kammgarn, stoff, mit einer Reihe Knöpfen, verdeckter Batterie schwarz- und weißgestreiftem Aermel- und schwarzem WollatlaSsutter im Schooß, gleichfalls auf dem Festplatze, an mehrgedachtem Tage Nachmittag-: 29) ein Regenschirm von schwarzer Gloria, mit Natnrstock und Nickelglocke, am tzleichen Orte an demselben Tage AbendS; 30) ein Soiiiincrüberzirher von braunem, gelbmelirtem Stoff, mit einer Reihe schwarze» Steinnußknöpfen, verdeckter Batterie und schwarzem WollatlaSsutter, von einer Bank aus dem Spielplätze an der Teichstraße, in der Nackt zum 2t. dss. MtS.; 3t) ein schwarzseidener Regenschirm mit olivenfarbigem Stab mit Krücke, vom Schützensestplatze, am 20. dss. MtS. AbendS; 32) ein Sommrrüberzieher von dunkelgraumelirtem Stoffe, mit schwarzen Hornknöpfen, verdeckter Batterie und schwarzem WollatlaS- sutler, ebenda zu gleicher Zeit; 33) ein Portemonnaie von schwarzem Leder, mit einem In- halte von ca. 3V ^i, iu Zehn- und Fünspsennigstücken, au« einem Restauration-locale auf dem Schützensestplatze, in der Nacht vom 18. zum 19. ds». Mt«.; 34) ein ebcnsalcheS von braunem Leder mit vernickeltem Bügel, enthaltend V in verschiedenen Münzen, ferner ein Eigarren- Etui von rotbbraunem Leder, auf einer Seite mit Perlenstickerei, eine Ligarren-Pseife darstellend, mittelst Taschendiebstadls vor dem Hauptpostgebäude oder aus dem Festplatze, am 20. ds«. MtS. Mittags. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sichen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriminal- Abtheilnng zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 81. Juli 1884. Da» Paltret-Amt der Stützt Letprtg. Bretschneider. Knrschke. Anctionslocal-esLSniglichenAmtsgenchts. Donnerstag, tze« 24. Inli 1884, 9'/, Uhr Vormittag», sollen eine größere Partie gnt gehaltene Möbel, z B 3 Pfetler- spiearl, 2 Sapha». I Damenschrrtbtisch, I Schreihseeretair, 2 verttea»«. 1 Schlafsapha, 2 Waschtische mit Marmar- platte. 3 Bücher-Etaarren, 2 Tische, 2 Klettzerskrretatre, sowie 3 vollständige Veiten nebst vettsteben, 1 Mnff, 1 Damen- Neitz re. gegen losoktige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, am 21. galt 1884. Der Gerichtsvollzieher. I. St.: Kühn. Auktion. Im AuctionSlocake de« Königl. AmtSqrrichtS hier soll nächsten Donnerstag, »e» 24. tz. Mt»., va« Var«. I« Uhr an. eine große Anzahl neuer Möbel gegen Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 22. In» 1884. Trauer, GerichtS-Bollzleher. Btlfruchtmarkt in Weimar am Sonnabend, den 26. Jntt tz. I., »an Var«. 1v'/, Uhr an im Werther schen Gartenlocal am Theater. Der Otzerbiirarr«etfter. Pabst. Nichtamtlicher Theil. Vir Armeueyiehung in der Schweiz. * Man mag über die politischen Einrichtungen der Schweiz denken wie man will, die Thatsache steht jedenfalls fest, daß ihre Bewohner ein schöner opferbereiter Gemcinsinn auSzeichnet, testen wohlthätiger Einstuß aus da» ganze staatliche und sociale Leben keinen Augenblick zu verkennen ist. Fremden Reisenden, die nur etwas Beobachtungsgabe besitzen, dürste e» alsbald auffallen, daß er weder in den schweizerischen Städten, noch aus dem Lande jene erschreckende Armuty und verwahrlosten Gestalten erblickt, auf die man leider in anderen Ländern fast bei jetem Schritte stößt. Von Bettlern und Landstreichern ist nichts zu bemerken und wenn man nach der Ursache dieser erfreulichen Erscheinung einen Einheimischen fragt, so wird man stet- die selbstbewußte Antwort erhalten: »Di« Schweiz sorgt für ihre Armen." Da« ist auch wirklich nnd im ausgedehnten Maße der Hall, ja man dürste kaum ein andere» l!anv finden, wo die «orge für die Armen, sowohl von staatlicher alS privater Seite, so entwickelt ist als in der Schweiz. Es giebt dort förmliche ArmenerziehungSanstalten. von denen wir hier nur einige erwähnen wollen. Da mögen vor Allem genannt sein: die „Richter-Liever'sche Seidenwirkerei" in Basel, die „Web- und Erziehungsanstalt" in Trogen, Eanton Appenzell, Außer-Roden, die Seidenspinnerei zu Wangen bei Zürich, die Seioenwinderei zu TagelSschwangrn und die Schusterei »u Brälistellen, gleichfalls im Eanton Zürich. UeberdieS bestehen in den Cantonen St. Gallen, Zürich ui)U Zug noch fünf andere ähnliche Anstalten, welche theil» *von kauf männischen Firmen, theil» von PrivatwohlthätigkeilS Gesell- sckaslen gegründet worden sind. Sech» von a«bn hier ge nannten Äustallen sind nur Mädchen, zwei nuffMr Knaben und zwei für beide Geschlechter bestimmt. J«WWtr Anstalt werden nur evangelische, in vier anderen nur katholische Zög linge angenommen, während in den übrigen konfessionelle Unterschiede nicht bestehen. Ue-zr da» eigentliche Wesen und d!« inner« Einrichtung dieser schweizerischen ArmcnerziehungS-Anstalte« bringt nun die „Schlesische Z^tung" einen bemer'-nSwer»', n Artikel, dem die Wahrnehmungen de< LavdgerichtcLirectorü^Föh- ring in Hamdilrg zu Grund« liegen, welcher fite bre Förde- rung der Erziehung verwahrloster Kinder unausgesetzt thätig ist. vr. Fvbring glaubt, daß der Wunsch, ähnliche Armen- erziehungS-Anstaltcn auch in den stark bevölkerten, armen Fabrikgegendcn Deutschland- einzusüyren, um so weniger ein völlig vergeblicher sein dürste, weil di« schweizerische Einrich tung auch in Frankreich und England schon vielfach mit Er folg nachgeahml worden ist. Der Umstand, daß die genannten Anstalten durch ihre Arbeit sich selbst erhalten, erleichtert die Aufnahme verwahr loster und erziehungSbedürftigcr Kinder ganz wesentlich, wäh rend unsere gewöhnlichen, zumeist mit landwirtbschastlickeu Arbeiten beschäftigten RettungS»Anstalten erheblicher Kost gelder sur die Zöglinge nicht entbehren können und die Ge meindebehörden nur in den äußersten Fällen, beispielsweise insolge richterlichen UrlheilS, sich entschließen können. Er ziehungskosten aus verwahrloste oder verbrecherische Kinder zu verwenden. Der Verdacht, daß die Erziehung der Kinder rn den schweizerischen Anstalten nur ein Vorwand und die Aus beutung der jugendlichen Arbeitskraft der Hauptzweck sei, erscheint nach der von vr Föhring an Ort und Stelle ge machten Wahrnehmungen völlig ausgeschlossen. Die Ausnahme der Zöglinge erfolgt erst, wenn diese das jenige Lebensalter erreicht haben, in welchem die betreffenden Cantcnalgesetze die Beschäftigung von Kindern in Fabriken gestatten, also im Alter von 12 bi» 14 Jahren; der Aufent halt in der Anstalt erstreckt sich aus die Tauer von 2 bis 4 Jahren, doch steht «S nach Ablauf dieser Zeit den Zöglinge» frei, noch einige Jahre in der Anstalt zu bleiben. ZwanqS- zvglinge im eigentlichen Sinne sind dieselben nicht. Sie sind zwar während der Dauer ihre» Aufenthalte» in der Anstalt der Hausordnung und den Befehlen ihrer Vorgesetzten unter worfen, können aber vor dem Ablause der zwischen ihren ge setzlichen Vertretern und dem Vorstand« der Anstalt ab geschlossenen Eontractzeit jene freiwillig wieder verlassen. Der Anstaltsleiter liefert Kleidung, Wäsche, Beköstigung. Wohnung, Bett und sorgt für den Schulunterricht; er bildet die Zöglinge männlichen Geschlechts in den geschäftlichen, die weiblichen nebenbei in häuslichen Arbeite» vollständig au«, wofür der Zögling von dem ihm zugeschriebe nen Tagelohn einen bestimmten Tkeil zur Kleider- und Krankencaffe, sowie ein wöchentliche» Kostgeld von 5—6 FrcS. zu entrichten hat. Der Rest der gutgeschriebenen Löhne wird >bm, wenn er die Anstalt verläßt, zu Händen seine» gesetz lichen Vertreter- au-bczahlt, wodurch nicht selten ein Zögling 300 Frc»., ja noch mehr erhält. Dazu kommt noch eine reckt gute nnd reichliche Au-rllslung an Kleidern und Wäsche. Die Arbeitszeit beträgt täglich 11 Stunden, von denen «in Theil auf die Fabrikarbeit, der andere auf den Schulunterricht entfällt. Die Leitung der Anstalt untersteht nicht einem Fabrikanten, sondern ausschließ lich pädagogisch gebildeten Lehrern von Beruf und befähigten HauSmütlern. Die Mahlzeiten werden von dem AnstaltS- vorstande und seinen Familienangehörigen, den Lehrern und Aufsehern gemeinschaftlich mit de» Zöglingen eingenommen, wobei für alle dieselben Speisen bereitet werden. Der leib lichen Pflege wird außerdem durch Turnunterricht, durch Spiele im Freien »nd in einigen Anstalten auch durch Garten arbeiten Rechnung getragen. Wie sehr diese schweizerischen Arbeit»- »nd Erziehungs anstalten für die arme, nothleidcnde Bevölkerung mit Erfolg wirken, gebt unter Anderem an- tcm Berichte deS Armen- erziehungS-Vcrein- ini Eanton Basel-Land vom Jahre 1882 hervor, in welchem e» bezüglich der Richtcr-Lieder'scbeii Seiden- wirkcrei heißt: „Der Segen, den diese Anstalt seit dreißig Jahren wohl über sechshundert Töchter unsere» Lande» gebracht hat. läßt unS der Richter'schen Initiative höchst dankbar gedenken." vr. Föhring ist der festen »Überzeugung, daß ähnliche Anstalten in Deutschland überaus Gute« stiften könnten und befürwortet deshalb aus da» Wärmste die wenigsten» ver suchsweise Errichtung derselben. Wer sich für dieses gewiß wichtige Tbema speciell interessirt, den verweisen wir ans die umfassenden Beobachtungen, welche vr. Föhring im 13. BereinSheste de- Nordwestdeutschen Verein« für Tcfängniß- wese« (Hamburg 1884) nirdergelegt hat. Leipzig, 23. Juli 1884. * Am Sonntag Nachmittag 3 Uhr fand in dem Nicolai- schen Gasthos zu Genthin eine sehr stark besuchte Versamm lung nationalliberaler Wähler deS Kreises Jericbow I und H statt. Eröffnet wurde dieselbe durch Herrn Gustav Hcnnig, welcher für da« zahlreiche Erscheinen der Partei genossen dankte und sodann dem Generalsecrctair vr. Jerusalem daS Wort ertheilte. Dieser bemerkte Eingangs seiner Note, daß der Wahlkreis noch in der vorigen Legislaturperiode durch einen Nationalliberalen vertreten worden sei, und daß er darum mil gutem Recht der an ihn ergangenen Einladung, in Genthin zu sprechen, glaube Folge leisten zu dürfe». Wenn von der .Liberalen Correspondenz" unter Bezugnahme aus diese Einladung an einen Ausspruch de» Abg. Rickerl erinnert worden, daß r-voffentlich gelingen würde, in verProvinz Sachsen den Kamps zwischen den Liberalen zu vermeiden und den Besitz stand zu respectiren, so sei darauf zu erwidern, daß die nationalliberale Partei bei diesem „Respectiren deS Besitz stände»" stet» sehr schlechte Geschäfte gemacht habe, denn die Fortschritt-Partei habe sich nicht entblödet, in die sichersten nationalliberalen Wahlkreise einzubrechen. und man sehe daran, in welcher Weife von dieser Seite der Besitzstand respectirt werde. Dem gegenüber gebiete cS den National liberalen die Pflicht der Sclbstcrhaltung, sich zu wehren und vorzüglich in den Wahlkreisen, wo sie vor der Fortschritts partei verdrängt worden wären, danach zu streben, ihren früheren Einfluß wieder zu gewinnen. Redner legte sodann an den einzelnen Sätzen de» Heidelberger Programm» da» Wesen und die Ziele der nationalliberalen Partei dar und schloß mit der Aufforderung, bei dem kommen den Wahlkampfe da» gehässig Persönliche zu vermeiden und nur die Sache, die Ueberzeuaung gelten zu lasten. Hierauf ergriff der mitanwesende Herr von Benda da- Wort» um die Ausführungen de» Vorredner» in einigen Puncten zu ergänzen und in eindringlicher Weife eine Maynung zur ernsten politischen Arbeit an die Parteigenoffen zu richten. Sodann brachte Herr Fabrikant Hahn eine Reso lution ein, wonach die Versammelten erklären, daß ff« voll und ganz aus dem Boden der Berliner und Heidelberger Er klärung stehen und bei den nächsten Reichstagswahlen nach Krüsten für den aatlonalliberalen Eandidate» wirken werden. Di« Resolution wurde gegen 2 Stimmen angenommen und schloß der Vorsitzende darauf die Versammlung mit einem Hock» auf dcu Kaiser, in welche» die Lnwefmdcn begeistert einstimmten. * In dem hessischen Wahlkreis Fritzlar-Homberg- Ziegenhain, welcher früher durch Herrn vr. Wehren pfennig vertreten wurde, ist Herr Bürgermeister Mäkel zu Friebendorf al» nationallib«raler Candidat in Aussicht genommen. * Die deutsche Reichsregierung hat durch ihr« Gesandtschaft in Bern dem schweizerischen Departement deS Innern die Mittheilung zukommen lasten, daß sie Maßnahmen gegen die Einschleppung der Cholera von Frankreich her treffe und gewärtige, daß auch die anderen Grenzländer, die Niederlande, Luxemburg und die Schweiz, solche Anordnungen erlasten würden. Andernfalls müßte sie die betreffenden Staaten als choleraverdächtige behandeln. DaS schweizerische Departement de- Innern beantwortete dem Vernehmen nach diese Mitlheilung damit, der BundcSrath habe bezügliche Verfügungen an die Bahngesellschaften und die Eanton« erlösten und eigene Organe zu deren Ausführung aufgestellt. Da diese Anordnungen mit den von Deutschland vor gesehenen Maßregeln übereinstimmen, werde der Verkehr zwischen den beiden Staaten wohl keine Beeinträchtigung erfahren. Der schweizerische BundcSrath bat die in, bezüg lichen Reglement in Aussicht genommenen Ebolcra-Experten vollzählig ernannt und wird denselben eine Verordnung als Richtschnur für ihre Thätigkcit, die neben der cantonale« Verwaltung einhergehen soll, bcigeben. * Ueber die „Mittelpartei" in Oesterreich schreibt man der „Allgemeinen Zeitung": WaS aar Viele nicht Wort haben wollten, da« zeigt sich doch mehr und mehr als unausbleiblich. Der deutsche Volks stamm in Oesterreich verliert allmälig seinen festen Zusammenhalt, sein straff einheitliche» Vorgehen. Die Deutschen austcrhalb der Hennath, außer Zusammenhang mit einem bomogcnen Ganzen, haben noch immer viel von ihrer Eigenthümlichkeit cingebüßt. metir als gebührlich sich sremden vorwalienden Elementen accommodirt. Wenn die Dmge so sortgchen, mit solcher Hartnäckigkeit von oben weiter getrieben werden, wird eS in CiSlcithanien nicht anders kommen. Es ist recht hübsch, von der „deutschen Stadt Wien" zu reden, die „deulsche" Natur deS Reichsmittelvunctes zu betonen: bei der letzten Landtags wahl batten eS die Gegner, Demokraten mit falschen Bürten, Föderalisten, Klerikale, Antisemiten et doo kpeuu» omns, ans eine Zweidriltel-Minorilät gebracht! Sicht man da« im Jahre 1864 mit an, so wagt man kaum an das Jahr 16!« zu denken. In Mähren ist die dcutsch-liberale Partei zum ersten und uner- HSrten Male auf Wartegeld gesetzt worden; die Zahlung hängt vom guten Willen einer „Mittclpartei" ab, welche für Oesterreich die Panacee und der Stein der Weisen ist. Diese Mittclpartei, welche Gras Taaffe in seinem geheimen Laboratorium für ganz Lis- leithanicn herzustellen sucht, soll als neutrale- Salz dienen, weder link«, noch rech!« Wahlverwandtschaft bezeigen, auch keine Grund sätze haben, sondern mir dasür sorgen, daß die Autonomisten aus der rechten Seite de« ReichsrathS nicht in dcii'.Himmel wachsen, und daß die Linke auch bei gleicher Stimmenzahl niemals obsiege. Die Mittelpartei ist also eine Zwickmühle, aus der man bald auf der einen, bald aus der anderen Seite „Mühle zu" machen kann. Wa ds im Großen angestrebt wird, ist, im Grunde betrachtet, eine Partei der Gesinnungslosigkeit, eine Fraction ohne Gewissen, eine rein mechanische Vorrichtung, die bei indifferenten Gegenständen mit- klappert, je nach dem Kraflüberlchub recht« oder links aber hemmend einschlägt. Man würde sehr unrecht thun, eine solche „Mittekpartet" mit den ministeriellen Parteien in England oder Frankreich zu identifi- ciren. Wer mit einem liberalen oder conlervativen Ministerium gebt, kann al- liberal oder conservativ präsumirt werden, lieber- jäuser und Gesinnungsbändler laufen wohl mit unter, bilde» aber die Ausnabme. Das Ideal der österreichischen Mittclpartei aber, da-, wa« Gras Taaffe zu destilliren und sublimiren such», ist nicht ministeriell und nicht opposiiionell, sondern gar nicht« als Telephon, Stinnnavvara», Werkzeug. Man steht daS deuilick am Herrenhause, wo di« Mittelpattei schon vorzüglich operitt und die Verhandlungen so langweilig geworden sind, daß die intelligenten Peer« sich gar nicht mebr hineingctrauen auS Furcht vor Schlagslü'sen. Und ba tst dasselbe Haus, m welchem einst große liberale Liege rrrungeu
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