Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188407301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-30
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Ke-action und Expedition Johannesgasse 33. Sprechkundkn der llkdaction: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. st« sttickn«r> riunttantier M»nulcri»te «acht sich t>c iiirdnctio» nicht «crduidltch. *miah«e der für die nächftsslgcnle Aummer bestimmteu Inserate an Sochriitagr» di» 8 llvr Nachmittag», an raun- und -efttageu früh di» '/,S Uhr. In drn Filialrn fiir Ins.-Iinnahme: Lite tllruim, Universitättstrasse 21, Loins Lösche, Katharinenstrasse 18, p. nur bis '/,3 Uhr. Auslage 18,«O«. Iidoiuitinrnbzprhis oiertelj. 4V, Mit. incl. )ir»vrrlohn 3 Mk.. durch di« Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren sur Extrabeilage» (i» Tageblatt-Format gefalzt) ohne LosLbeiürderung 30 Mk. Mit Postbesöndennig 48 Mk. Inserate 6gespaltäte Petitzeile 20 Pf. Größere Schrift, n laut unserem Preis- ve> ze-.chniss. Tabellarischer u. Ziffarv saß nach höherm Tarif. Keclamrn unter dem Urdartionsstrich die Spaltzt ile 50 Pf. Inserate sind stets >-m die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuni'-ri» vsto oder durch Post- nachr ahme. L1L. Mittwoch ven 30. Juli 188L 78. I'Organa. Amtlicher Theil. Vekanntmachllug. Da» 21. Stück deS diesjährigen Reichsgesetzblatte» ist bei lin« «»gegangen-nnd wird bi» zum 22. August dieses auf dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich cmShänaen. Dasselbe enthält: Nr. 1557. Gesetz, betreffend den Reingewinn au- dem von deiu großen Gcneralstabe verfaßten Werke: „Der deutsch-französische Krieg 1870/71". Bom 12. Juli 1884. Nr. 1558. Gesetz Uber den Feingebalt der Gold- und Silber- waare». Bom I«. Juli 1884. Leipzig, am 26. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Do. Georgi. Krbgl. Vekanntmachung^ Der Gurdenmarkt wird vom Sonnabend den 2. August dieses Jahres a» auf dem Aletscherplatze gehalten. Leipzig, den 25. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. , vi. Georgi. Krbgl. Bekanntmachung.^ Der Straßentheil der Großen Kleischergaffe zwischen dex Kleinen Fleischergasse und dem Eingänge zum Nenkirchhvs wird wegen WasserlcitungSaibeiten vom I. August lausen de» Jahres ab auf ca. 3 Tage für allen unbefugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 28. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. De. Georgi. Kretschmer. Bekanntmachung. Die Trottoirarbeikeu in der Gerberstraße sind vergeben und werden dir unberücksichtigt gebliebenen Submittenten deshalb hiermit ihrer Offerten entbunden. Leipzig, am 24. Juli 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. CichoriuS. Vtrbsakls-Bekanntmachung. Gestohlen wlirden all hier erstatteter Anzeige zutolge: I) Ein Coupon schwarz, und blaugestreister Ltoff und ein Coupon dunkelgrünmelirler Stofs, je 6 Meier haltend, aus einem Nicder- lngsraunie in Nr. 3/4 am Brühl, 1» der Zeit vom 10. bis 20. dss. Mls.: 2, ein goldener Ring mit weißem Slein, aus einem Küchenraume in Nr. 14 der Petersstrasse, vom 20. bis 21. dis. MtS.; 3) ein Franen-Jaqnct von schwarzem fciiigerieslen Stoff, mit Aitgs- und Spitzenbesatz, aus dem Tanzsaal in Schuberl'S Ballhaus, in der Nach! z»m 21. dss. Mts.: 4) ein altes schwarzledcriicS Geldtäschchen mit Stahlbügel, ent- haltend ca. !i2 -ök. j„ einer Doppellrone und div. Sildermüaze, miüclst TaschcndirbstahlS in der Haiustrasse, am 21. dss. Mls. Vormittags; 5) eine silberne Kylindcruhr mit Sekunde und Goldrand (ohne Bügels, eine». Schlafende» in einem RcstauraiionSlocale in Nr. 13 der Halleschen Straße auS der Westentasche, am nämlichen Tage Mittags; 6) ein Portemonnaie von rothem Sammet, mit Gtahlbstgel und einem Inhalte von 8 77 -H. in sieben Markstücken und div. kleiner Münz«, aus einem Garderoberaume in Nr. 10 der Kreuz- stratze, am 22. dss. Mts. früh; 7) eine Quantität roher Schinken, etwa 2 Kilo, und eine Flasche R«th»etn, aus einem Küchenraume in Nr. 6S der Moltke- straßc, vom 24. bis 25. dss. Mts.; 8) «in Geldtäschchen von rolhem Leder, mit gelbem Schloß, enthaltend etwa I»./!, in einein Fünsmarkstücke, einem Thaler und div. kleiner Münze, sowie einen Pfandschein über eine Uhr, aus einem Parterrelocale in Nr. 5 der Gerberstrabe, am 25. dss. Mts. Mittag«; S) ein edenfalche» von schwarzem Leder mit einem Inhalte von circa 13 in einer Krone und div. Silbermünze, sowie ein AdountmciitSbuch der Pserdeeisenbah», mittelst TaschendtedstahIS aus dem Neumarki, am 26. dss. MitS. Bormittags; 10) ein goldener Ring mit blauem Stein, inwendig S. I-. gravirt, ein ebensolcher Ring, schmaler Reif mit grünem Stein, sowie ein Zehnmarkstück, aus einer Wohnung in Nr. 11g der Berliner Straße, vom 10. bis 13. dss. Mts.; II) eine silberne Eyliiidcrnhr, an welcher der Sekundenzeiger fehlt, mit schadhaftem Hisserblatte und Gravirungen auf der Rück- seite, einen Knaben not einem Blumenkörbchen darstellend, nebst kurzer Messingkette mit zwei Denkmünzen, ferner ein Paar Hasen von dunkelblauem Stoffe, mit hellgestreiftem Bundsutter und «ine Weste von demselben Stoffe, aus einer Wohnung in Nr. 53 der Strrnwartcnstraße, am 26. dss. Mts.; 12) ein Franenjaquet von schwarzem Stoffe, mit Stehkragen, zwei Reihen schwarzen Hornknövsen und einer Ailasschleife aus dem Rückentheile, aus dem lanzsaal im Tivoli, am 27. dss. Mts. Abend«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bet unserer Lrlminal. Abtheilung zur Anzeige ;u bringen. Leipzig, am 28. Juli 1884. Da» Valizei,««t »er Gt«»t Leipzt«. Bretschueider. Or. Denecke. ViebjWe ans dem Schützen rekplatze. 1) Eine Brieftasche von schwarzem Leder, mit Nickelschloß, ent- haltend zwei schweizerische Vanknoten L lOO Franc-, einen Zwanzig markschein, eine Rechnung und div. Rattze«, mittelst Tascheu- »iedftahl», am 20. dss. Mts., Nachmittags; 2) ein ebensolches Geldtäschchen mit einem Inhalte von SV .6, in zwei Doppelkronen, einem preußischen und einem sächsischen Sieaesthaler und div. Silbermünze, sowie einen braunschweigischen Gnlde« und ein Gisendahnfatzrdtllet Leipzig-Torgau, aus gleich« Weise zur nämlichen Zeit; 3) eine schwarzlederne Brieftasche mit Perlenstickerei ans beiden Leiten, enthaltend zwei Banknntrn 4 100 ^l, aus dieselbe Art zu gleicher Zeit; 4) ein Tigarren-Gtui von braunem Leder, mit Nickelschloß, enthaltend eine Postkarte vom Jahre 1882, sowie einen öftere. Waffenpast, beide« aus Emil Greisenhageii aus SchröberSvors lautend, aut gleiche Art au d-mielben Tage Abends: 5) «ine schwarzlederne Tasche mit Rickclbügel, säst neu, an einem Riemen um den Leib zu tragen, enthaltend ca. 38 ^l, in einer Krone und div. Silber- und Nickelmünze, ferner ein kleines Parte- monnaie mit Messinabügel. vier Ptzatngraphie« und einen kleinen Echlkfirl in einem Schanklocale am Ll. dss. Mt«. Abend«; S) eine silbern« 8hti«drrnhr mit Sekunde und geriefter Rück seite mit Plättchen in der Mute» sowie im Innern des Gehäuses die Nr. 8268 eingeschlagea, mittelst Taschendtedstahl» am 20. ds». Mts. Abends: 7) ein Partemannaie von grünem Leder, mit Stahlbügel und einem Inhalte von 13 >l, in einer Krone und einem Thaler, aus gleich« Weise, am 21. d. Mis. Abend-; 8) ein Mann»rack von dunkelgrünem Kammgarnstoffe, mit einer Reihe Knöpfen, hellgestreiftem Aermel- und schwarzem Lchoossfuiter, im Henkel mit dem Namen 5Vsrnodurg L Latin, lumxenaaln», — in den Taschen befanden sich ei» blauseidencS Tuch und mehrere Atteste aus Läuarä Oacoki lautend —, aus einem Resiauratiou-locale am 22. dss. Mts.; 9) ein Sammerüberzieher von dunkelgrünem Stoffe, mit einer Reihe Knöpfen. Lchooßtaschen mit Patten, schwarz- und weibgestreistem Aermel- und schwarzem Schooßsutter, vom Hauptportal, am 23. dss. Mts. Abends; 10) ein ebensolcher liederlicher von dunkelblauem Stoffe, mit einer Reih« Hornknöpse». Schooßtaichen mit Palte» und schwarzem Futter. — in den Tasche» befanden sich ein Paar braune Glnrö- handichuhc —, aus einein Restauratioiiolocale, am 24. d. Mt«. Olachts; 11) ein goldenes Medaillan. lchwarz emaillirt, zwei Photo- -raphien enthaltend, am 20. d. Mis.; 12) rin Somme» Überzieher von grau- und schwarzmelirtem Stoffe, »iit Schooßtaichen und schwarzem Futter, — in den Taschen befanden sich ein meißle,neue« Taichrutuch, L. k. gez., und ein Paar graue Wildledern« Handschuhe —, aus einem Rcstaurationslocale, am 23. d. Mts. Abends; 13) ein Paar weiß einene Manschetten nebst goldenen Knöpsen, ciselirt und von der Größe eines Zehupseniiigstückes, an- der Schieß halle, vom 23. bis 24 d. MlS.; 14) eine silberne Rciuontoirnhr mit Nickelwerk. Secund». in 13 Steinen gehend, nebst kurzer Rickelkrttc. aus dem Festplatze, in der Nacht vom 23. zum 24. d Mts.; 1b) e,n Reaenichirm nm schwarzem »erbleichten Ueberzuq und gebogenem Griff, aus einer Schaubude, am 25. d. M. Nachmittags; 16) rin olteS Portrmonuaie von schwarzem Leder, mit geidcm Bügel, enthaltend 1 .A 5V /H. in kleiner Münze, sowie eine srau- züsiiche Litbcriuünze und einige ungiltige Loiterieloose, angeblich mittelst TaicheuSiebstahlS in einem Restauratiouslocale, am 27. dis. Mls. Abends; 17) ein braunicverneS Geldtäschchen mit Messingschloß, ent- hallend ca. 12 -</, in zwei Thalern, Jweiiiiark- und Markstücke», sowie «in Lotteric.oos I. El. der Sächsischen LandeSlollerie und ein Fcstzeickien als Mnglied eine« Gesangvereins, oui gleiche Weise in einem edeiiiolche» Locale, am 27. dss. Mts. Abends. Alle auf vorstehende Diebstähle lezügliche Wahrnehmungen oder den Tdäter sind ungesäumt bei unserer Lrintinal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 28. Juli 1884 Das PoUzei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschueider. vr. Deuecke. Anclion. Nächsten Donnerstag. de« 31 d». Mt» von 10 Uhr Vormittag an sollen im Auctionscocale des hiesige» Amtsgericht» 2 Ambulauce». 1 Stangrn-, 1 Loiory-Wagen, mehrere Bettstellen mit Matratzen, 9 Dutzend Spielkaiwn, inehrere Ladcn- taseln, Regale und verschiedene Möbelstücke öffentlich versteigert werden. Leipzig, den 26. Juli 1884. Trauer, Ger.-Vollz. Bekanntmachung. In der zweiten und drillen Etage de- »euerbouten Rathbaules zu Plagwiq sind sechs Jomilieuwobnungen voin 1. Oktober dieses Jahres an zu vermiethe». Davon besteht von vier Wohnungen eine jede au« 1 Salon, 5 Stuben, 1 Kammer, Küche »nt Speisekammer, 1 Bodenraum und Keller, während von den beiden anderen Woh- nungen eine jede auS 5 Stuben, 2 Kammern, 1 Küche, Keller und Bodenraum besteht. Näher« Auskunft wird im hiesigen Gemeindebureau gegeben. Plagwitz, am 25. Juli 1884. Der Gemeindrvorftand. Uhlrg. Nichtamtlicher Theil. WaliUMiti. * ES kann als feststehend angesehen werden, daß im Monat Oktober die Neuwahlen zun» Reichstage stattfinden. Nur wenige Wochen trennen uns »och von tiefem Termin, und eS ist erklärlich, daß die Ausinerksanikeit der politischen Kreise sich auf die bevorstehenden Wahlen richtet. Breisach bereitet man sich für die Wahlen vor. an manchen Orlen sind sogar die Borbereitungen bereit» abgeschlossen. Jedenfalls befinden wir uns bereit» mitte» in der Wahtbewegung. und wir meine». eS ist nicht z» früh; auch wir dürfen nicht länger zaudern und haben die Pflicht, überall wo c- noch nicht geschehen, uu- verwcilt unseren ganzen Einfluß geltend zu machen, um in dem nächsten Reichstage unsere politischen Freunde in möglichst großer Zahl begrüßen zu können, und in den Wahlkreisen, wo es nicht möglich ist, gemäßigt literalen Eanbidaten den Sieg zu verschaffen, wenigste»; Denen unsere Unterstützung zu gewähren, welche in ihrer Politischen Richtung uns am nächsten stehen. Es ist natürlich, daß vor jeder Neuwahl die verschiedenen Parteien ihre Mannen gewissermaßen Revue passiren lasten, und eS erklärt sich wohl auch daher, daß vor Ablauf der Session fast regelmäßig „Parteitage" abgehalien werden. Wir baden aus unseren verschiedenen Zusammenkünften der letzten Monate den angenehmen Eindruck gewonnen, daß unsere nationalliberalen Parteigenosten in allen Tbeileu des deutschen Reiches wohl gerüstet sind, wir können also voll frober Zu versicht in de» Wahlkampf eintreten. Einmülhigkeit in Nord und Süd, in Ost und West, frohe Begeisterung in Sachsen wie in Baven. Das ist eS. wa« wir auS sämmllichen Reden in Berlin, in Neustadt, in Elberselb und in Heidelberg heran»« gehört haben. Aber wie gesagt, alle Einmütbigkeit, alle Be geisterung. alle Zuversicht führen kein Resultat berbei, wenn die Kräfte nicht organistrt sind, und eine feste Organisation unserer Gesinnungsgenossen ist überall dort, wo sie noch »icht Vorbanden, sofort herbeizuführen. Die localen Vereine oder Eomitö». welch» nach der Ab grenzung der NeichStagSwohlkreise sich zu richten baden, werden natürlich immer weit eher im Stande fein, dir Mög lichkeiten und Bedürfnisse, die Aussichten und Erfordernisse richtig abzuscbätze», als eS von irgend einer Ccnlraistclle auS anqänglich ist. In den einzelnen Wahlkreisen liegen die Ber- bäitniste viel zu verschiede», alS laß allgemein gültige, für alle Umstände zutreffende Anweisungen gegeben werken könnten. Alle haben wir nur n»d überall daS Ziel im Auge zu be halte», der gemäßigt-liberale» Richtung wieder eine so aus- fchlaggebende Stellung ini Reiche zu erringen, wie sie zum Heile Deutschlands erforderlich ist, wenn wir vor fortwäh renden Schwankungen und erbitterten Kämpfen bewahrt bleiben sollen. WaS also zunächst und immer zu bekämpfen ist, daS sink die extremen Richtungen, die Radikalen von recbtS und links, die eigentlichen „Reactionäre" und die doktrinären „Demokraten", gleichviel unter welchem Namen sie austreten, ob sich jene lieber als Hoch- oder Deulsckconservatlve be zeichnen, ob jene als Fortschrittler oder als Freisinnige sich maSkiren. ES versteht sich von selbst, daß wir hierbei nur die im Staate zulässigen Parteien im Auge haben; wenn eine Partei sich selbst außerhalb der Gesetze stellt, wenn eine Partei selbst den Staat negiert und seine Machtmittel nur zu dessen Zer störung anzuwendcn gedenkt, wie dies von Seiten der Social- demokraten geschieht, so halten wir eben eine solche Partei nicht nur für ungesetzlich, sonder» gar nicht für existenz- berechtigt. und so sehr wir im klebrigen von „Reaktionären" und „Demokraten" abweichen: wo eS sich darum handelt, die socialistischen Umstürzler zu bekämpfen, da werden wir dies als unsere erste Ausgabe auzusehen baden und unter solchen Umständen sogar Hand in Hand zu gehen mit den Deutschsreisinuige» und Hcchconservaliven. Hier handelt es sich um eine Solidarität der Orknungsparteien. Ueber die ullramontane Partei, welche in den Parla menten uns organisirt als Centrum e»tgegeutrilt, haben wir unsere Auffassung so oft dargelegt, daß dies kaum noch vor den Wahlen erforderlich sein dürste. Wir halten das Be stehe» dieser Partei für ein Unglück des deutschen Reichs. Ter beste, der einzig wirklich wcrthvolle Dienst, welchen die ultramontane Partei dem Staate leisten könnte, wäre ihre Auflösung. Mil dieser Partei giebl eS für uns lein Paklircn, wir haben sie wie die socialbeiuokratische auf Lebe» und Tod zu bekämpfen; ein Bündniß mit dem Centrum ist für unS unmöglich. Für unser junge» Reich erwachsen aus dem Wiederaufleben de» Ultra»,ontaniSmu« ebenso große Gefahren wie vo» der Socialdemekratie, und wie gegen diese heißen wir auch dem Centrum gegenüber alle anderen Parteien als Kampf- und BunkeSgenoffe» willkommen. Wenn wir sonach unsere Stellung gegenüber den Social- dcmokrateu und dem Coiilruiu klar gekennzeichnet haben, daß diese iniiner und überall von unS zu bekämpfen siuv, und daß ein Bündniß mit ihnen für uns gar nicht in Frage konnnen kann; wenn wir für unser Verhalten gegenüber den radikalen Parteien uns dahin schlüssig gemacht baden, daß wir sie atS Bundesgenossen acceptire», wo Socialdeinokrate» o^r Ultra- montane zu bekämpfen sind, im Uebrig n. d»- T' - nicht der Fall, ihnen mit ganzer Kraft eilig«/»treten, Io bleibt unter den politischen Parteien nur die sreiconservalive, oder, wie sie sich im Reichstage nennt, die deutsche Reichs- Partei, zu welcher wir unser Berhältniß noch nicht erörtert baden. Diese Partei steht nach ibre» Grundcinschauungen und Neigungen durchaus aus conservativem Bode», aber sie steht zu dein materielle» Jnball deS Liberalismus sehr viel freundlicher als dieTculsch-Consorvativcn. TieFrciconsorvativen erkennen i», Gegensatz zu der wesentlich abwebrendcn Haltung der letzteren rückhaltlos a». daß die Resultate der moderne» nationalen Bildung auch im Staatslebcn Berücksichtigung beanspruchen lönnen und gestatten sehr viel liberaler als die Teutich- Couscrvaliven dem lebenden Geschleckt, nach seinem Be dürfnis; und seiner freien Einsicht die überlieferten Ein richtungen des Staates umzugestatten und sortzubildcn. Die Freiconservativen legen aus das constilutionelle System mit allen seinen Consequenzen größeren Werth, sie würdigen den Rechtsschutz gegenüber der kiS- cretionaircn Gewalt der Regierung höher als die Deutsch- Conservaliven; die deutsche Reichspartei hat darum auch die ungemein thälige Resviiiigesctzgcbung des vorigen Jahr- ehnl« nickt nur alS etwa« Unvermeidliches hingenvmmen, ondern mit freudiger Theilnahnie begleitet. Die Mitglieder der deutschen ReichSpartei sind sehr warme Anyängrr der ReichSidce, auch in ihrer formalen Bedeutung, im Gegensatz zu einer bloS hegemoniscden Führung der ver bündeten deutschen Staaten durch Preußen. Sie wollen durchaus die volle Wirksamkeit der ReicbSidee gesichert wissen, und diesem ihrem Grundzug entspricht es. wenn sie sich in allen Fällen als die sichersten Anhänger deS Reichskanzlers bewährt haben. Um was handelt eS sich nun aber bei den bevorstehenden Wahlen, welche Ausgaben stehen dem neuen Reichstage be sonder» bevor? Nicht ist eine neue Verfassung ouSzuarbeitcn oder zu genehmige», nicht sind principikll wichtige Fragen rum AuStrag zu bringen, wie wir wiederholt auSgesührt haben; nein, es liegen praktische Forderungen vor. den un mittelbaren Bedürfnissen der Nation ist Rechnung zu trage». Nickt neue, wcilausholende Programme sind zu erörtern, son dern daS Programm der nächsten Zukunft ist un» durch die kaiserliche Botschaft vorgezeichnet. Es handelt sich darum, dem Reichskanzler bei den socialpolitischen Reformen den gewünschten Rath, die erforderliche Unterstützung zu gewäbren. Diese Unterstützung gewäbren dem Reichskanzler außer und neben uns die Frei- ober Nationalconservativen. welche im Uebrigcn auch bezüglich des CulturkampsS dieselbe Auf fassung hegen wie wir. Liegt eS La nickt nahe, ja scheint cö nicht für jeden DaterlanLSsrcund geradezu geboten, daß zwei sich so naoe stehende Parteien angesichts der großen in Aus sicht genommenen Ausgaben, angesichts der übereinstimmenden Ansicht, daß diese mit aller Kraft zu fördern sind, daß wichtigere und andere Ausgaben für die nächste Zukunst nickt vorliegen — wir sagen, daß die nationalconservativc und nationallibcrale Partei sich entgegenkommen und den Aus trag ihrer Meinungsverschiedenheiten für eine Zeit ausspare», welche aller nationalen und patriotischen Kräfte nicht in dem Grade bedarf wie die heutige? Ta» war e». was wir neulich in einem so heftig von den Bertretern der Opposition quanä m^ms angegriffenen Artikel auSeinandergesetzt haben, daS ist eS, wofür wir heute ebenso unerschüitert eintreten. Denn die massivsten Unarten ver mögen niemals uns eines B'sscrcn zu belehren, wo die Argu mente fehlen, und alle Grobheiten der Welt können unS nickt für eine falsche Ansicht gewinnen. Wir wollen die unnütze und schädliche Zersplitterung der Kräfte, der so notbwendige» nnd nützlichen Kräfte für die großen nationalen Ausgaben, vermeiden und darum haben wir Bekämpfung des gemein samen Feinde», der hemmenden Reaction und deS oppo- nirenken Fortschritts vorgescblagen. ES gilt, die Mittel- parteic» zu sammeln! Und wir glauben damit einen guten Vorschlag gemacht zu baden, i» der beste» Absicht, dem Vatcr- lanke zu Ncnc». einer Absicht, die für unS die oberste Richt schnur unseres Handelns ist. Leipzig, 30. Juli 188 il. * Die bisher aus den Rangverhält nissen der für daö Rei cüSversiche ruiigSa in t ernannten oder in Aus sicht geuvnimenen Beamte» aus die Stellung der Be hörde selbst gezogenen Schlüsse treffen, wie sich die ofsi- ciösen „Berliner Politische» Nachrichten" inzwischen an kompetenter Stelle überzeugt habe», nickt g». DaS Reichs- versicherungSamt ist eine centrale Reichsbelulrde, welche nach den Motiven „unabhängig und vertrauenswürdig" gestaltet werden soll. Deshalb ist die Ernennung dev Mitglieder ganz in derselben Weise vorgesehen wie die der Mitglieder deS Reichsgerichts. Sic werten nämlich aus Vorschlag deS BunvesrathS vom Kaiser ernannt, während d.ie Vortragenden Rälhe in den Reictisämtcrn ohne solchen tkiorschlag vom Kaiser ernannt werden. DaS Rcichövcrsiche.tungSamt Ver einigt in sich: die Befugnisse einer obersten Verwal tungsbehörde, die Befugnisse eines obersten BerwaltungS- gerichlö, die Befugnisse eines obersten GerichlShofeS in bürgerlichen Streitigkeiten; letzteren Falls tritt jetzt an Stelle deS RcichSgcrichlö in Unsallsachen Vas Reichs» crsicheruagS- ai»t. ES ist unrichtig, daS Reichsversicheru»gsa> int mit dem statistischenAml und deinGesnndheilSaint vergleich i» zu wollen; letzlerc sind miltelbare Reichsbchörden, welche de m ReichSamt des Innern in jeder Hinsicbl uiitcistehcn und mi t den LaiideS- Centralbebörden keine unmittelbare Verbindung ha.den. Gerade die Unabhängigkeit, in welcher inan allseitig L« schätzen»- wcrlhestcn Garantien für die Wirksamkeit desReichSveusicherung»- ainlS suchte, bringt es mit sich, daß daS Reichsversicherunqsamt in derselben Weise dem Reichskanzler untergeordnet ist wie da» Reichsgericht. DaS größere Ansehen spricht sich »uch in der Mitgliedschaft der Bevollmächtigten zum BundnZrath und i» dem Titel „ReichSamt" aus. während das statistische Amt und daS Gesundheitsamt den Charakter „ReichSamt" nicht führe». Freilich stimmt init dieser Stellung al4 Ceutral- bchvrde der Etat nickt überein; letzterer ist in seinerm Ansätze erheblich geringer als der in den übrigen oberste!« ReichS- bebördeii. Der Grund ist klar; man muß erst abwarten, welche Entwickelung La» Amt nebmen wird. Entspricht dieselbe den Erwartungen, dann kann cs gar nicht arisbleiben, daß auch in etatSniäßiger Hinsicht da» ReichSversichevungSamt Len übrigen obersten Reichsbchörden gleichgestellt wird. * AuS Anlaß der Londoner Conserrnz herrscht gegenwärtig, wie die „Vossischc Zeitung" erfährt, ein l.ebhaster Depeschen- unk Schriftwechsel zwischen dem Auswcirtixzen Amt und dem TuSkulnm des Fürsten BiSmarck. Täglich qieht zwei Mal, in dringenden Fällen drei Mal eine starke Post an ihn von Berlin ao, die der sogenannte schwarze Reiter wach dem Stettiner Babnhofc bringt und von dort abholt. Wae be« sonders eingelegte Cariolpvst, die zwischen den Stationen Sckiawe resp. Hammermühle und Varzin coursirt, vermittelt ausschließlich für den Fürsten den schleunigen Verkehr zwischen dies«» Orten. Da« umfangreiche Material verarbeitet der Reichskanzler mit Hilfe seiner beiden Söhne, de» Gesandten Grasen Herbert, der sich seit nngcsähr acht Tagen in Barzin befindet und dort einen sechöwöchenllicken Urlaub verlebt, und des Grasen Wilhelm. Der StaatSsecretair Graf Hatzfeldt. welchem die Bearbeitung der Schriftstücke hier in Berlin obliegt, wird nach der Taufe des neugeborenen Prinzen, welcher er als Vertreter deS Auswärtigen Amtes beiwohnen wird, seine» Urlaub antretc», und während desselben vom Unter- slaatSsecretair I)r. Busch vertrete» werde», der am 15. August von Urlaub hierher zurückkehrt. * Von deutschsreisinniger und von ultramontaner Seite wird der nationalliberalen Partei der Vorwurf ge macht. daß sie eS vermeide, in der agrarischen Frage Stellung zu nehmen. Wie wenig die» der Fall ist, hat sich bei der »»längst in Kreuznach abgchaltcnen national liberalen Parteivcrsammlung, über deren Verlauf schon kurz be» richtet worden ist. aufs Klarste erwiesen, und zwar ist eS der mit Recht alS eine der Autoritäten in agrarischen Fragen angesehene Abgeordnete Landralh Knebel gewesen, welcher auch dieses Gebiet i» de» Bereich seiner AuSsübrungen gezogen hat. ES wird von Interesse sein, den betreffenden Tberl der Rede Herrn Knebel'» hier vollständig folgen zu lassen: Erlauben Sie mir, meine Herren, »och aus die Stellung der nationalliberalen Partei zur agrarischen Frage einzugehcn. Ich habe hierzu besondere Veranlassung, weil es ei» Gebiet ist, das ich im Landtage »ni Vorliebe vertrete, und weil du Deutichsreisinnigen in den letzten Tagen uns vorwarfen, dass in Elbeneld nichts darüber gesagt sei. Wenn das in Elberfeld wcht geschehen ist, so mag cs hier in Kreuznach nachgehol» werben. Wir crkciiiicn an, dass eine grosse Anzahl berechtigter Vischwcrden von Seilen der Grundbksitzer vor handen ist, wir sind bereit, diesen Beschwerden Abhilfe zu schaffen, und Sie werden m ch unter den Fordernden finde», wenn es gilt, solche Nbhilse zu schassen: wir sind aber nicht bereit, mit den Agrariern die grossen Grundsätze unseres PrivatrcchteS abzu ändern, denn wir glauben, dass auch ol ne deren Aenderung die Interessen der Grundbesitzer gewatirt werde» könne». Wo der Schuh de» Grundbesitz-,: am meisten drückt, das ist das Lleuergebiet. Hier liegen Ungerechtigkeiten vor, die Abhüise crsordern. Ich nenne Ihne» zunächst die Eowmunol-Umlage», die aus die Grundsteuer gelegt werde» und die » folge ihrer immer wachsenden Höhe so ausser ordentlich druckend werde», dass sie schon längst die Forderung der Uebcrwciiung emcS Tb-iles der Grund- und Gebäudestcuer an die Gemeinden veranlasst haben. Diese Ueberwenung steht aus unserm Programm. Das ist aier »icht der einzige Pinie». Darin, dass au der Vörie die enormste» Geschähe stciicrsrei gemacht werden, liegt eine gewaltig« Bevorzugung der Börse, und ich werde bereit sein, eine hohe Böriciistencr mit e>»zuslll>reii. Dabei befinde ich mich mit den Gesinnungsgenossen in Llicrscld i» Uebceeinstinnniing, da auch ich den jüngsten Geschästssteuei cntwnrs nicht für das Nichtige holte, derselbe besteuert die wirklichen Wanrengeschäsle mit; wo- wir aber besteuern wollen, ist nicht da- eigentliche Waarengeschäst, sondern die Transaktionen an der Börse, durch die in leichtester Weise enorme Summen gewonnen werde». sBravo!) Sodann er kenne ich ferner als eine Ungcreck i,gleit an, wenn neben seiner Ein kommen- und Claffenstcuer der Grundbesiper die Grundsteuer, der Gewerbetreibende die Gewerbesteuer zu tragen hat, der Rentner aber ieiue Coupons ablchncidet und lediglich Classen- oder Einkommen steuer zu zahlen bat. Ich werde alio einer Capitulreittensteuer zn- stinimen, sobald sie einigi rniasse» die Anforderungen erfüllt, die man technisch an sie stellen muss. Auch die Jniniobili»rstenipelsteuer halte ich für unbillig gegen den Geuiidbesitz, weil Bukäuse von beweg lichem Eigentbiim nur mit ganz geringen Abgaben belastet find. Das sind iiiigesahr die Gravamina aus dem steuerlichen Gebiete. Was verlangen aber die Herren Ag-arier noch? Lc wollen zunächst da» Erb- recht ändern, indem sie sagen: so lange die Erbtheilungen unbeschränkt sind.wird dcrGeundbefitzer immer wieder in Verlegenheit konimen d«ch die Erbportionen. die er an leine Geschwister auszuzablen hat. Man will deshalb eine neue Bevorzugung der Geburt cinsühren. Zu diesem Verlange» sage ich »rin. «Bestall.) Wenn dann die Agrarier uns aus Auier k.i die Heimst.,:>en, di> nicht subbastirt werden dürfen, imporlnc» wollen, so wäre auch dies eine grundsätzliche Aenderuug
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite